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Kinder unter drei Jahren im Kindergarten (1'520 kb) - Bayern

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3. DIE KONZEPTION ÜBERPRÜFEN UND NEU AUSRICHTEN3839Fachwissen, das weiterhilftIn den ersten Lebensjahren ist die Eltern-Kind-Bindung von entscheidender Bedeutung.Sie bildet auch die Basis für weitereenge Beziehungen zu anderen Erwachsenen und auchGleichaltrigen. Die pr<strong>im</strong>äre Bindungsperson, meist dieMutter oder der Vater, ist und bleibt die wichtigste Bindungspersonjedes Kindes; dieses emotionale Band isteinzigartig und kann auch durch andere Bindungen nichtausgetauscht werden (Becker-Stoll, 2007b).Auch in der Tageseinrichtung braucht das Kind eineverlässliche Bezugsperson, um verunsichernde oderemotional herausfordernde Situationen zu meistern.Die aktuelle Bindungsforschung geht davon aus, dassregelmäßig und zuverlässig betreuende und vertrauteErzieherinnen den <strong>Kinder</strong>n, ähnlich wie die Eltern, eineemotionale Basis in emotional schwierigen Situationengeben und damit eine weitere wichtige Bezugspersonwerden können (Ahnert, 2004).Folgende fünf beziehungsrelevante Aspekte sollte eineverlässliche Erzieherin <strong>im</strong> Alltag einer <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungin <strong>unter</strong>schiedlichen Ausprägungen vermitteln(Ahnert, 2007b; Ahnert, 2006):1. ZuwendungDas Kind äußert Bindungsverhalten, indem es z. B. nachTrost sucht und versucht, die Aufmerksamkeit der Erzieherinzu wecken. Diese wendet sich dem Kind freundlichzu und beginnt, mit ihm liebevoll mit Worten und Gestenzu interagieren. Eine liebevolle und emotional warmeKommunikation trägt dazu bei, dass das Kind und dieErzieherin Freude am Kontakt und der gemeinsamenInteraktion haben.2. SicherheitDas Kind weiß, dass es in verunsichernden Situationenden Schutz und die Nähe der Erzieherin aufsuchen kann.Durch Blickkontakt versichert sich das Kind, dass dieErzieherin verfügbar ist, und fühlt sich auch auf seinenselbstständigen Erkundungen und Streifzügen in neues„Gelände“ sicher und geborgen.3. StressreduktionKommt das Kind in eine emotional herausfordernde Situation,äußert es z. B. seine Wut, Trauer oder Angst, suchtKörperkontakt und lässt sich von der Erzieherin trösten.Auf diese Weise <strong>unter</strong>stützt diese die Stressreduktion desKindes und die Bewältigung unangenehmer Gefühle.4. Explorations<strong>unter</strong>stützungDurch die sichere emotionale Basis ermutigt die Erzieherindas Kind zum Erkunden, Forschen und Exper<strong>im</strong>entieren,damit es sich selbst, andere und „die Welt“entdecken kann.5. AssistenzWenn das Kind eine Sache nicht alleine bewältigen kann,sucht es Unterstützung bei der Erzieherin. Diese hilftdurch zusätzliche Information und angemessene Hilfestellung<strong>im</strong> Sinne der „Hilfe zur Selbsthilfe“.Mit zunehmendem Alter nehmen die Bedürfnisse der<strong>Kinder</strong> nach Sicherheit und Stressreduktion ab, währendZuwendung, Explorations<strong>unter</strong>stützung und Assistenzbis zur Vorschulzeit ihren Stellenwert behalten. Stabileund verlässliche Bindungsbeziehungen, auf deren Grundlage<strong>Kinder</strong> sich und ihre Umwelt erkunden und späterSpielbeziehungen und Freundschaften zu Gleichaltrigenaufbauen können, sind von entscheidender Bedeutungfür die kindlichen Entwicklungs- und Bildungsprozesse.Fehlen diese zuverlässigen Beziehungen oder sind<strong>Kinder</strong> dem ständigen Wechsel von Betreuungspersonenausgesetzt, kann es zu erheblichen Beeinträchtigungender sozialen, kognitiven, sprachlichen, körperlichen undmotorischen Entwicklung kommen (Ahnert, 2004). <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungenmit erweiterter Altersmischungkönnen dazu beitragen, dass die wertvollen Beziehungsnetzeder <strong>Kinder</strong> bis zum Schuleintritt stabil gehaltenwerden können.Anders als in der Familie entwickeln sich individuelleErzieherin-Kind-Beziehungen <strong>im</strong> pädagogischen Alltaginnerhalb einer dynamischen <strong>Kinder</strong>gruppe. In einerumfassenden Zusammenschau verschiedener Studienkommen Ahnert, Pinquart und Lamb (2006) zu demErgebnis, dass sichere Erzieherin-Kind-Beziehungen injenen <strong>Kinder</strong>gruppen entstehen, in welchen die Gruppenatmosphäredurch ein empathisches Verhalten derErzieherin best<strong>im</strong>mt wird, das einerseits gruppenbezogenausgerichtet ist und andererseits die Dynamikin dieser Gruppe reguliert. Entscheidend hierbei ist dieFeinfühligkeit der Erzieherin gegenüber den sozialen Bedürfnissenjedes einzelnen Kindes vor dem Hintergrundder Anforderungen der ganzen Gruppe, welche etwavon der Größe und Zusammensetzung (Geschlecht,Alter) der <strong>Kinder</strong>gruppe beeinflusst werden.

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