Kinder unter drei Jahren im Kindergarten (1'520 kb) - Bayern

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1. NEUE PERSÖNLICHE UND FACHLICHE ANFORDERUNGEN2223Erzieherinnen müssen sich stets bewusst sein, dassNeuaufnahme und Eingewöhnung für sie allmählich zueiner jährlich wiederkehrenden beruflichen Erfahrunggeworden sind. Auch wenn jede Familie anders ist undauch die Erzieherinnen in dieser Zeit besonders gefordertsind, so sorgt die Erfahrung doch für eine gewisseGelassenheit und Routine. Eltern, die ihr erstes Kindeiner Tageseinrichtung anvertrauen, erleben diesesEreignis – oder besser diesen Prozess, denn es dauertja eine Weile – zum ersten Mal. Sie sind emotionalsehr angespannt, und manche Verhaltensweise, dieErzieherinnen nur schlecht verstehen können, lässt sichaus dieser Anspannung erklären. Für Eltern mit einemKind unter drei Jahren kann die emotionale Belastungbesonders groß sein. Es ist noch nicht so lange her,dass sie Eltern geworden sind. Sie empfinden vielleichtUnsicherheit, ob dieser frühe Beginn dem Kind nichtdoch schaden könnte, oder sie haben gar Schuldgefühle,weil der Schwiegervater, die Nachbarin oder die eigeneMutter deutlich zum Ausdruck bringen, dass sie dieseEntscheidung missbilligen. Gute Informationen sowieeine zugewandte, aber auch emotional stützende Haltungder Erzieherin sind für diese Eltern einegroße Entlastung.Zur Unterstützung der Eltern empfiehlt sich vor allem beiKindern unter drei Jahren, die länger als fünf Stundentäglich in der Einrichtung betreut werden, ein besondersenger Kontakt durch möglichst tägliche kurze Gespräche,in welchen die Eltern nicht nur über die aktuellen Vorkommnissedes Tages, sondern auch über die Aktivitätenund Entwicklungsschritte ihres Kindes unterrichtet werden.Dadurch kann den Eltern ein lebendiges Bild ihresKindes vermittelt werden, das ihnen die Gestaltung einerwertvollen Familienzeit und einer einfühlsamen Eltern-Kind-Beziehung erleichtert.Was brauchen Eltern der über Dreijährigen?Erzieherinnen in altersgemischten Gruppen machenimmer wieder die Erfahrung, dass Eltern der jüngerenKinder die Altersmischung meist begrüßen, währendEltern der älteren Kinder im Hinblick auf den bevorstehendenSchuleintritt eher Bedenken äußern, dassihre Kinder weniger Anregung erfahren, weil sie zu vielRücksicht auf die Jüngeren nehmen müssen. DieseReaktionen zeigen, wie wichtig eine möglichst enge undpartnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Eltern imProzess der Altersöffnung und darüber hinaus ist. Einkompetentes Team, das im Vorfeld die Neukonzeptiongemeinsam erarbeitet hat und diesen Prozess regelmäßigreflektiert, kann Befürchtungen und Zweifelnder Eltern einfühlsam begegnen. Neben einer hohenTransparenz sowie Angeboten der Mitwirkung undMitentscheidung nimmt dabei die Aufklärung aller Elternüber die Chancen einer erweiterten Altersmischung imKindergarten einen entscheidenden Platz ein. WichtigeFragen der Eltern können sein:Welche Veränderungen sind mit der Altersöffnungverbunden?Was können die Großen von den Kleinen lernen?Wie können die Großen von den Veränderungen imZuge der Altersöffnung profitieren?Welche spezifischen Angebote gibt es für dieverschiedenen Altersgruppen?Unterstützen

1. NEUE PERSÖNLICHE UND FACHLICHE ANFORDERUNGEN2425Konsequenzen für die PraxisBesondere Sensibilität ist von den pädagogischenFachkräften im Zuge dererweiterten Altersmischung dann gefordert,wenn sie einen gemeinsamen Elternabend gestalten.So sind sie herausgefordert, einen inhaltlichen Spagat zuschlagen zwischen Fragen zur Sauberkeitserziehung, derersten Trennung vom Elternhaus und Schwierigkeitenbeim Übertritt in die Grundschule. Entscheidend ist,dass sich alle Eltern mit ihren Fragen und Anliegen ernstgenommen fühlen. Es bietet sich an, den Eltern einenÜberblick über die altersspezifischen Entwicklungsaufgabenzu geben und darauf einzugehen, inwiefern in derpädagogischen Arbeit der Einrichtung die Kinder in ihrerEntwicklung unterstützt werden (Münnich, 2008).Berücksichtigt werden müssen in besonderem Maßedie Bedürfnisse von Eltern und Kindern aus anderen Kulturkreisen.Kulturell bedingte Unterschiede hinsichtlichder Werthaltungen und Einstellungen, hinsichtlich Bildung,Erziehung und Betreuung von Kindern allgemeinund im Alter unter drei Jahren im Besonderen müssenerfragt, berücksichtigt und nach Möglichkeit integriertwerden. Vor dem Hintergrund möglicher Verständigungsproblemesowie unterschiedlicher Vorstellungenund Erwartungen, aber auch gegenseitiger Vorurteile,Misstrauen und Unsicherheiten auf beiden Seiten,stellt der Aufbau einer vertrauensvollen und tragfähigenBeziehung und Erziehungs- und Bildungspartnerschaftmit Eltern mit Migrationshintergrund besondere Anforderungenan pädagogische Fachkräfte (Textor, 2006b;Sikcan, 2008), vor allem mehr Zeit für Elterngespräche,Information über die Einrichtungskonzeption und mehrAufwand, etwa für die Erstellung von mehrsprachigenElternbriefen und Informationsmaterial (z. B. zur Eingewöhnung).Zum Wohlbefinden und Vertrauen der Eltern kann beitragen,ihnen einen unmittelbaren Einblick in den Alltag derKindertageseinrichtung zu geben, etwa durch Hospitationoder über Kontakte zu bereits erfahrenen Kita-Eltern,evtl. aus dem gleichen Herkunftsland. Darüber hinausist es wichtig, dass die pädagogischen Fachkräfte ihreGrundeinstellung gegenüber Familien mit Migrationshintergrundsowie gegenüber unterschiedlichen Werthaltungenregelmäßig reflektieren und sich ggf. im Bereichder Interkulturalität weiterbilden. Auf diese Weise kannauch in Anbetracht unterschiedlicher Erfahrungen einoffener und unvoreingenommener Zugang zu „neuen“Eltern mit Migrationshintergrund gewährleistet werden.Da Eltern mit Migrationshintergrund eine heterogeneGruppe unterschiedlicher Herkunftsregionen bzw. -länder,Kulturen, Religionen, Werte sowie Aufenthaltsdauer,Familienzusammensetzung usw. darstellen, ist es hilfreich,sich bereits im Aufnahmegespräch über die Familiensituationund die Migrationsgeschichte zu informieren.Leitfragen hierzu könnten sein (vgl. BayBEP S. 146):_ Seit wann sind die Eltern in Deutschland? Seit wannist das Kind in Deutschland?_ Aus welcher Herkunftskultur stammt die Familie? Wieist die Religionszugehörigkeit?_ Wie ist der politische Status? Wie ist die Wanderungsgeschichte?_ Welche Sprache(n) sprechen die Geschwister untereinander?Gibt es eine Familiensprache?_ Wie sind die sozialen Kontakte der Familie?

1. NEUE PERSÖNLICHE UND FACHLICHE ANFORDERUNGEN2425Konsequenzen für die PraxisBesondere Sensibilität ist von den pädagogischenFachkräften <strong>im</strong> Zuge dererweiterten Altersmischung dann gefordert,wenn sie einen gemeinsamen Elternabend gestalten.So sind sie herausgefordert, einen inhaltlichen Spagat zuschlagen zwischen Fragen zur Sauberkeitserziehung, derersten Trennung vom Elternhaus und Schwierigkeitenbe<strong>im</strong> Übertritt in die Grundschule. Entscheidend ist,dass sich alle Eltern mit ihren Fragen und Anliegen ernstgenommen fühlen. Es bietet sich an, den Eltern einenÜberblick über die altersspezifischen Entwicklungsaufgabenzu geben und darauf einzugehen, inwiefern in derpädagogischen Arbeit der Einrichtung die <strong>Kinder</strong> in ihrerEntwicklung <strong>unter</strong>stützt werden (Münnich, 2008).Berücksichtigt werden müssen in besonderem Maßedie Bedürfnisse von Eltern und <strong>Kinder</strong>n aus anderen Kulturkreisen.Kulturell bedingte Unterschiede hinsichtlichder Werthaltungen und Einstellungen, hinsichtlich Bildung,Erziehung und Betreuung von <strong>Kinder</strong>n allgemeinund <strong>im</strong> Alter <strong>unter</strong> <strong>drei</strong> <strong>Jahren</strong> <strong>im</strong> Besonderen müssenerfragt, berücksichtigt und nach Möglichkeit integriertwerden. Vor dem Hintergrund möglicher Verständigungsproblemesowie <strong>unter</strong>schiedlicher Vorstellungenund Erwartungen, aber auch gegenseitiger Vorurteile,Misstrauen und Unsicherheiten auf beiden Seiten,stellt der Aufbau einer vertrauensvollen und tragfähigenBeziehung und Erziehungs- und Bildungspartnerschaftmit Eltern mit Migrationshintergrund besondere Anforderungenan pädagogische Fachkräfte (Textor, 2006b;Sikcan, 2008), vor allem mehr Zeit für Elterngespräche,Information über die Einrichtungskonzeption und mehrAufwand, etwa für die Erstellung von mehrsprachigenElternbriefen und Informationsmaterial (z. B. zur Eingewöhnung).Zum Wohlbefinden und Vertrauen der Eltern kann beitragen,ihnen einen unmittelbaren Einblick in den Alltag der<strong>Kinder</strong>tageseinrichtung zu geben, etwa durch Hospitationoder über Kontakte zu bereits erfahrenen Kita-Eltern,evtl. aus dem gleichen Herkunftsland. Darüber hinausist es wichtig, dass die pädagogischen Fachkräfte ihreGrundeinstellung gegenüber Familien mit Migrationshintergrundsowie gegenüber <strong>unter</strong>schiedlichen Werthaltungenregelmäßig reflektieren und sich ggf. <strong>im</strong> Bereichder Interkulturalität weiterbilden. Auf diese Weise kannauch in Anbetracht <strong>unter</strong>schiedlicher Erfahrungen einoffener und unvoreingenommener Zugang zu „neuen“Eltern mit Migrationshintergrund gewährleistet werden.Da Eltern mit Migrationshintergrund eine heterogeneGruppe <strong>unter</strong>schiedlicher Herkunftsregionen bzw. -länder,Kulturen, Religionen, Werte sowie Aufenthaltsdauer,Familienzusammensetzung usw. darstellen, ist es hilfreich,sich bereits <strong>im</strong> Aufnahmegespräch über die Familiensituationund die Migrationsgeschichte zu informieren.Leitfragen hierzu könnten sein (vgl. BayBEP S. 146):_ Seit wann sind die Eltern in Deutschland? Seit wannist das Kind in Deutschland?_ Aus welcher Herkunftskultur stammt die Familie? Wieist die Religionszugehörigkeit?_ Wie ist der politische Status? Wie ist die Wanderungsgeschichte?_ Welche Sprache(n) sprechen die Geschwister <strong>unter</strong>einander?Gibt es eine Familiensprache?_ Wie sind die sozialen Kontakte der Familie?

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