13.07.2015 Aufrufe

Zeichnen am Computer - schulpraxis

Zeichnen am Computer - schulpraxis

Zeichnen am Computer - schulpraxis

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Schule + <strong>Computer</strong><strong>Zeichnen</strong> <strong>am</strong> <strong>Computer</strong>In den Zeichnungsbüros der Industrie und des Gewerbes sind die grossenZeichnungsbretter beinahe überall verschwunden. Gearbeitet wird fastausschliesslich mit sogenannten CAD-Progr<strong>am</strong>men. Das Kürzel bedeutet<strong>Computer</strong> Aided Design, also vom <strong>Computer</strong> unterstütztes <strong>Zeichnen</strong>.Diese Progr<strong>am</strong>me, die in der Berufswelt grosse Verbreitung haben,sind in der Schule, vor allem der Primarschule, kaum bekannt. Peter Züstvon Linien und Bögen. D<strong>am</strong>it bildet manFlächen und Körper, die mit Farben undFarbverläufen gefüllt werden können. EinCAD-Progr<strong>am</strong>m hat aber gegenüber demherkömmlichen <strong>Zeichnen</strong> einige Vorteile:● CAD-Progr<strong>am</strong>me zeichnen sich durcheine hohe Präzision aus. Das ermöglichenviele «magnetische» Fangpunkte.Sie liegen auf dem einstellbaren Raster,aber auch, wie die Abbildung zeigt, anverwendet werden. Auf einfachste Weiselassen sie sich duplizieren, spiegeln oderin beliebiger Anzahl linear oder radialkopieren.● In CAD-Progr<strong>am</strong>men arbeitet man häufigauf verschiedenen Ebenen (Layern).Jedem Layer kann man einen bestimmtenLinientyp oder eine Farbe zuordnen.So lassen sich Hilfs- und Konstruktionslinienauf Knopfdruck ein- und ausblenden.● Dank Datenaustausch ist es möglich,Elemente aus anderen Zeichnungen einzufügen.So können grössere Projekte alsPartner- oder Gruppenarbeit verwirklichtwerden.Dafür gibt es vielfältige Gründe: Viele Lehrkräftekennen die Möglichkeiten von CAD-Progr<strong>am</strong>men nicht. Meist ist auch auf denSchulcomputern kein geeignetes Progr<strong>am</strong>minstalliert. Zudem werden immer mehr Bildungsaufträgean die Schule herangetragen,und es fehlt schlichtweg die Zeit. Vor allemaber ist das Konstruieren mit Massstab,Geo-Dreieck und Zirkel fester Bestandteilvon fast allen Mathematiklehrmitteln derPrimarschule.In dieser Arbeit möchte ich auf dieseArgumente eingehen und Möglichkeitenfür einen moderaten Einsatz von CAD-Progr<strong>am</strong>men in der Schule aufzeigen. Einekleine Bildergalerie illustriert, dass solcheProgr<strong>am</strong>me nicht nur in der Mathematik,sondern auch im Bildnerischen Gestalten,in den Realien oder im Werken eingesetztwerden können.Vorteile von CAD-Progr<strong>am</strong>menGrundsätzlich zeichnet man mit einemCAD-Progr<strong>am</strong>m gleich wie mit einemBleistift auf Papier: Grundlage bei beidenMöglichkeiten sind verschiedenste Artenvielen Stellen von gezeichneten Objekten(Linienenden, Mittelpunkte vonLinien und Kreisbögen, Schnittpunkte,Quadranten). An diesen Fangpunktenkönnen beispielsweise neue Linienzügeangesetzt werden, sie sind zudem vongrossem Nutzen, wenn zwei Objektezus<strong>am</strong>mengesetzt werden müssen.● Fast unerschöpflich sind die grafischenMöglichkeiten. Innerhalbkürzester Zeit lassen sich Linienarten;Füllfarben, Schraffuren, Grösse und Anordnungauf dem Bildschirm verändern.● Gross ist die Zeitersparnis, wenn gleicheoder ähnliche Elemente mehrfachNachteile und Gefahren vonCAD-Progr<strong>am</strong>menMit CAD-Progr<strong>am</strong>men gelingen oftZeichnungen, die man mit herkömmlichenMitteln nicht zustande gebracht hätte. BeimEinsatz in der Schule gibt es dennoch einigeEinschränkungen. Drei davon sind hieraufgeführt:● Im Verlaufe der Schulzeit sollten dieSchülerinnen und Schüler lernen, einfacheKonstruktionen mit Bleistift, Zirkel,Massstab und Geo-Dreieck auszuführen.Diese Fertigkeiten müssen auch in Zukunftweiter geschult und gepflegt werdenund dürfen keinesfalls durch das<strong>Zeichnen</strong> <strong>am</strong> <strong>Computer</strong> ersetzt werden.Zu wichtig sind in unserer kopflastigenZeit alle manuellen Tätigkeiten.● Für freies künstlerisches Schaffen ist einCAD-Progr<strong>am</strong>m nur beschränkt geeignet:Viele Bilder lassen sich nicht aufgeometrische Grundformen reduzieren.So gibt es im Bildnerischen Gestalten nureine beschränkte Anzahl von Aufgaben,bei denen ein CAD-Progr<strong>am</strong>m wirklich40 die neue <strong>schulpraxis</strong> 4 | 2013


Vorteile bringt. Geeignet sind beispielsweiseThemen mit klaren geometrischenGesetzmässigkeiten wie die Perspektive.Aber auch bei grafisch einfachen Formenwie beim Entwurf eines Stoffmusters,eines Monogr<strong>am</strong>ms oder eines Signetsist der <strong>Computer</strong>einsatz sinnvoll.● Vor allem bei Anfängern ist das <strong>Zeichnen</strong><strong>am</strong> <strong>Computer</strong> sehr zeitaufwendig. DieMöglichkeiten der Progr<strong>am</strong>me sind oftso gross, dass man schnell die Übersichtverliert.Das richtige Progr<strong>am</strong>mEs gibt eine riesige Fülle von Zeichnungsprogr<strong>am</strong>men.Schon mit dem Formen-Werkzeugvon Word lassen sich ganzansprechende Zeichnungen verwirklichen.Weit komfortabler und umfangreicher sindnatürlich richtige CAD-Progr<strong>am</strong>me. Für dieSchule genügt ein einfaches 2D-Progr<strong>am</strong>mfür weniger als 100 Franken. D<strong>am</strong>it ist dasArbeiten vergleichbar mit dem konstruktiven<strong>Zeichnen</strong> auf einem Blatt Papier. Trotzdes N<strong>am</strong>ens lassen sich auch dreidimensionaleObjekte verwirklichen, nur muss derAnwender dabei selber für die notwendigenVerkürzungen sorgen.Dieses Problem gibt es bei 3D-Progr<strong>am</strong>mennicht. Der <strong>Computer</strong> berechnetautomatisch alle Verkürzungen. So könnenwir einen 3D-Körper beliebig drehen undwenden; er wird immer richtig dargestellt.Zudem besteht bei vielen 3D-Progr<strong>am</strong>mendie Möglichkeit, eine Szene zu rendern.Dazu müssen Lichtquellen gesetzt und denKörpern Materialien zugeordnet werden.Das Ergebnis ist eine fast fotorealistischeDarstellung.3D-Progr<strong>am</strong>me sind anspruchsvoll inder Bedienung und setzen gute Kenntnisseim Umgang mit einem 2D-Progr<strong>am</strong>mvoraus. So ist ihr Einsatz an der Oberstufewohl nur in Zusatzkursen oder bei derBegabtenförderung sinnvoll. Zudem sinddie guten 3D-Progr<strong>am</strong>me sehr teuer undkosten häufig mehrere tausend Franken.Eine löbliche Ausnahme ist hier TurboCAD.Dieses Progr<strong>am</strong>m hat schon die meistenMöglichkeiten der teureren Konkurrenz undist als 2D/3D-Version mit einem Preis vonrund 250 Franken einigermassen erschwinglich.Interessierte Lehrkräfte können sichauch von einigen professionellen Anbieternpreiswerte Studenten- und Schulversionenbeschaffen.Der Einsatz von CAD-Progr<strong>am</strong>menin der SchuleEs hat sich in der Praxis bewährt, diemeisten <strong>Computer</strong>anwendungen in denUnterricht zu integrieren. Das gilt auch fürCAD-Progr<strong>am</strong>me. Meist werden bei derEinführung eines neuen Themas die erstenskizzenhaften Versuche auf Papier gezeichnet;für die grafisch ausgestalteten Endformenist dann ein Zeichnungsprogr<strong>am</strong>m einezusätzliche Option.Ein CAD-Progr<strong>am</strong>m sollte vor allemdort eingesetzt werden, wo es dem <strong>Zeichnen</strong>auf Papier klar überlegen ist. Das giltzum Beispiel, wenn mehrfach die gleichenFormen gezeichnet werden müssen, alsobei Themen wie Parkette, Bandorn<strong>am</strong>ente,Stoffmuster oder Tangr<strong>am</strong>-Figuren.Beim Einsatz eines CAD-Progr<strong>am</strong>ms solltendie Lehrkräfte nur wenig erklären müssen.Deshalb ist es vor allem bei jüngeren Schülernsinnvoll, wenn die wichtigsten Grundeinstellungen(Massstab, Raster, Fangmodus, Layer…) schon eingerichtet sind.die neue <strong>schulpraxis</strong> 4 | 2013 41


Beispiel für die Schule 1A1Bildergalerie:Möglichkeiten fürden UnterrichtBewusst sindvorwiegend einfacheBeispiele dargestellt,bei denen die Vorteiledes <strong>Zeichnen</strong>s <strong>am</strong><strong>Computer</strong> zumTragen kommen.Nur gerade bei zweiBildern (Bauklötze,Eisenbahn) wurdeein 3D-Progr<strong>am</strong>mbenötigt.42 die neue <strong>schulpraxis</strong> 4 | 2013


Beispiel für die Schule 2A2die neue <strong>schulpraxis</strong> 4 | 2013 43


Wichtigste CAD-Techniken/BemerkungenA31 Mondrian <strong>Zeichnen</strong> im RasterWeitere Möglichkeiten: Werke von Klee, Kandinsky, Naegeli …2 Unser Haus Einsatz von Hilfslinien auf eigenem Layer3 Radanhänger <strong>Zeichnen</strong> mit Doppellinien, radiales KopierenVorlage für Zinnguss4 Parkett Lineares KopierenThema aus dem Zahlenbuch5 Optische Täuschung Lineares KopierenGrosse Fülle von Möglichkeiten im Internet6 Monogr<strong>am</strong>m Nachzeichnen von Buchstaben mit Polylinien und Bézierkurven7 Maikäfer <strong>Zeichnen</strong> mit BézierkurvenEbenfalls geeignet: Krebse, Skorpione, Spinnen …8 Soma Zus<strong>am</strong>mensetzen mit FangpunktenEinfaches Thema für die Mittelstufe9 Silhouette <strong>Zeichnen</strong> im RasterEinfügen eines Hintergrundbildes, gut geeignet für Anfänger10 Streichholzschachteln Zus<strong>am</strong>mensetzen mit FangpunktenEinführung in die Isometrie11 Schneesterne Spiegeln, radiales KopierenAlternative zu Scherenschnitten12 Menschen im Raum <strong>Zeichnen</strong> mit HilfslinienEinsetzen der Personen in einem Bildbearbeitungsprogr<strong>am</strong>m13 Bauklötze Grundtechniken in 3DErste Versuche im Rendern14 Ikosaederstern Verlängern der Körperkanten eines IkosaedersEinsatz verschiedener Layer (Farbgebung)15 Maske Verwendung von BézierkurvenSpaltschnitt aus einem Kreis16 Gedrehte Quadrate Drehen der Quadrate um fixen WinkelAuch mit CAD-Progr<strong>am</strong>m immer noch aufwendig17 Fussball Dritteln der Kanten eines Ikosaeders (Ausgangskörper)18 Rosette Radiales KopierenÄhnliches Thema: Mandala19 Eisenbahn Grundlagen des <strong>Zeichnen</strong>s in 3D20 «Schachteli» <strong>Zeichnen</strong> im Raster, Anfügen eines regelmässigen Vielecks, FarbgebungJe nach Interessen und Fachgebieten der Lehrkräfte sind noch viele weitere Anwendungen mitCAD-Progr<strong>am</strong>men möglich. So nutzt der Werklehrer die einfach zu bedienenden Bemassungswerkzeuge,der engagierte Filmer setzt Einzelbilder mit einem Filmschnitt-Progr<strong>am</strong>m zu einer Animation zus<strong>am</strong>menund der Mathematiklehrer lässt seine Schüler mathematische Kurven oder Netze von Körpern zeichnen.Fazit: In fast allen Schulzimmern der Schweiz stehen heute <strong>Computer</strong>. Doch Untersuchungen zeigen, dass sie vielerorts ziemlichselten im Unterricht eingesetzt werden. So ist es fast vermessen vorzuschlagen, den <strong>Computer</strong> auch zum <strong>Zeichnen</strong> zu verwenden.Ich bin aber überzeugt, dass ein CAD-Progr<strong>am</strong>m bei richtigem Einsatz den Unterricht bereichern und die Schülerinnen und Schülermotivieren kann. Auch im Hinblick auf die Berufswahl scheint es mir wichtig, dass die Jugendlichen schon mit solchen Progr<strong>am</strong>mengezeichnet haben. Allen Skeptikern empfehle ich, die Demo-Version eines guten Zeichnungsprogr<strong>am</strong>ms herunterzuladen und esgründlich auszutesten. Vermutlich sind dann einige von den faszinierenden Möglichkeiten eines solchen Progr<strong>am</strong>ms so begeistert,dass sie sich kaum mehr vom <strong>Computer</strong> lösen können.44 die neue <strong>schulpraxis</strong> 4 | 2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!