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Alison BalsomConcerto KölnMittwoch28. November 201220:00


PROGRAMMGeorg Friedrich Händel 1685 – 1759Sinfonia B-Dur HWV 347 (um 1747)für zwei Oboen, Streicher und Basso continuoPomposoAir lentementAir. A tempo ordinarioHenry Purcell 1659 – 1695Suite aus der Semi-opera »The Fairy Queen« Z 629 (1692)Symphony (act 4) (Canzona – Largo – Allegro – Adagio – Allegro)PreludeHornpipeAirRondeauJigMonkey’s danceGeorg Friedrich HändelOuvertüreaus dem Dramma per musica »Atalanta« HWV 35 (1736)John Stanley 1712 – 1786Concerto B-Dur op. 2,6 (1742)für StreicherAdagioAllegroLargoAllegroGeorg Friedrich HändelKonzert für Oboe, zwei Violinen, Viola und Basso continuoB-Dur HWV 301AdagioAllegroSiciliana. LargoVivaceAlison Balsom spielt das Konzert HWV 301 auf der TrompetePause2


Georg Friedrich HändelArrival of the Queen of Sheebaaus dem Oratorium »Solomon« HWV 67 (1748)Ouvertüre D-Dur HWV 341 (um 1733, Echtheit zweifelhaft)für Trompete, Streicher und Basso continuo(»The Famous Water Peice«)OuvertureGigue. AllegroAir. MinuettoBourréeMarcheArrangement von Trevor Pinnock und Alison BalsomCharles Avison 1709 – 1770Concerto Nr. 5 für Streicher und Basso continuo B-Duraus: Twelve Concertos in Seven Parts […]Done From Two Books of Lessons for the HarpsichordComposed by Sig. Domenico Scarlatti (1744)LargoAllegroAndante moderatoAllegroHenry PurcellSuite aus »King Arthur« Z 628 (1691)für Trompete und OrchesterOuvertüre (Act 1)Come if you dare (Act 1)Shepherd, shepherd, leave decoying (Act 2)Trumpet Tune (Act 5)Symphony (Act 5)Round thy shores (Act 5)Fairest Isle (Act 5)Warlike Consort (Act 5)3


ZU DEN WERKEN DES HEUTIGEN KONZERTSSeit jeher war die Trompete von der Aura des Besonderen undExklusiven umgeben. Mit ihrem strahlend festlichen Klang brilliertesie bei Feiern und Zeremonien an Adelshöfen oder gab mitschmetternden Fanfaren bei Feldzügen den Ton an. Nicht seltenhatten Trompeter den Rang hoher Beamter am Hof oder Militär.Das Instrument selbst war ursprünglich ein einfaches Blechrohr,zwei Meter lang, ohne Klappen und Ventile, dem man lediglichdie Töne der Naturskala entlocken konnte. Im Barock wurde dasgerade Rohr zweimal gebogen, es verfügte aber noch nicht überdie spieltechnischen Möglichkeiten der späteren Ventiltrompete.Virtuose melodische Passagen konnten durch die Beschaffenheitder Naturtonreihe nur in hohen Lagen gespielt werden, wasenorme spieltechnische Fähigkeiten der Solisten voraussetzte, diedie Modulation der Töne, Verzierungen und eine saubere Intonationallein durch Lippenspannung erzeugten. Die Kunst des Clarinblasens,das filigrane Brillieren in höchsten Lagen, machtensich Komponisten wie Vivaldi, Telemann, Scarlatti, Händel undBach in zahlreichen Werken zunutze. An den europäischen Höfenwaren Trompeter im Zeitalter des Absolutismus hoch bezahlteStars. Als höchstes Klangideal galt die Nachahmung der menschlichenStimme. In England nahm die Entwicklung des Trompetenklangsdurch die Werke Henry Purcells einen eigenen Weg. Ersetzte nicht nur auf äußeren Glanz, sondern schrieb der Trompeteauch leise, verhaltende Töne zu.Georg Friedrich Händel:Sinfonia B-Dur HWV 347Georg Friedrich Händel war bereits jenseits der 60, lebte seit 35Jahren in London, hatte dort den konfliktreichen Niedergang desOpernlebens durchlitten, einen Schlaganfall überlebt und mit seinemOratorium Messiah triumphale Erfolge verbucht, als er um 1747die Sinfonia B-Dur HWV 347 für zwei Oboen, Streicher und Bassocontinuo schrieb. Ein wesentlicher Teil seiner Orchesterwerke entstandals Ouvertüren, Zwischenakt- und Ballettmusiken für seineOpern und Oratorien. In welchem Zusammenhang die SinfoniaB-Dur HWV 347 erstmals aufgeführt wurde, ist unbekannt. Teile4


daraus verwendete Händel später in seinem Oratorium Joshua.»Sinfonia«, so hießen damals Ouvertüren im italienischen Stil mitder üblichen Satzfolge schnell-langsam-schnell. Händel eröffnetseine Sinfonia jedoch mit der heroischen Geste der französischenOuvertüre in der erhabenen Tonart B-Dur. Pomposo ist der ersteSatz überschrieben und aus der langsam schreitenden Bewegungdes Tutti löst sich das Concertino mit rasch fließendem Tempo.Die kontrastierenden Zwischenspiele oder Couplets wechseln inimmer neuen Varianten mit dem Ritornell, bis Violine und Oboeschließlich im Epilog zum zweiten Satz überleiten. Im Air lentementstimmen die Oboen im Wechsel mit dem Orchester einenwehmutsvollen Gesang an. Händel mag hier die kantablen InstrumentalwerkeArcangelo Corellis im Ohr gehabt haben, die erwährend seiner frühen Studienreise durch Italien kennengelernthatte. Vielleicht aber auch die Musik seines Freundes Georg PhilipTelemann, der wie Händel die Oboe ausgesprochen schätzte.Mit einem beinah volkstümlich anmutenden Thema kehrt dasGeschehen im Air. A Tempo ordinario zum Schwung des Beginnszurück.Henry Purcell:Suite aus »The Fairy Queen«Die Wiege der Oper steht bekanntlich in Italien. Dort entwickeltesich Anfang des 17. Jahrhunderts aus der Monodie die ernste Operaseria, die sich bald in ganz Europa ausbreitete. Komponisten inEngland gingen hingegen eigene Wege. Zur Zeit der Restaurationblieben sie bei der bewährten Praxis: der Verknüpfung vongesprochenem Drama mit gesungenen und instrumentalen Szenen.Eine Entwicklung, die der britische Dramatiker Peter AnthonyMotteux im 17. Jahrhundert ironisch kommentierte: »Die Erfahrunghat uns gelehrt, dass unser englisches Gemüt nicht diesenfortwährenden Gesang verträgt. Unsere englischen Gentlemansind, wenn ihre Ohren auf ihre Kosten gekommen sind, begierigihren Geschmack befriedigt zu sehen und wollen Musik und Tanzeng verflochten mit Komödie und Tragödie.« Im bunten Spektakelaus Schauspiel und Oper, den Semi-opera, war das gesprochene5


Wort den Protagonisten vorbehalten, die gesungenen Szenenwurden von Nebenrollen übernommen. Dazwischen spielte dasOrchester Ouvertüren, Tänze oder Zwischenaktmusiken, sogenannteMasques, um Szenenwechsel zu überbrücken oder daseigentliche Bühnengeschehen zu kommentieren. BedeutendsterProtagonist dieser englischen Gattung ist Henry Purcell. Insgesamtfünf Semiopern hat Purcell geschrieben. In seinen 1691 und1692 entstandenen Semi-opera King Arthur nach einem Librettovon John Dryden und The Fairy Queen nach Shakespeares SchauspielMidsummer Night’s Dream (Ein Sommernachtstraum) nimmtdie Musik in prunkvollen Instrumentierungen einen bedeutendenStellenwert ein. Anders als in der Oper sind die Instrumentalsätzeallerdings in lockerer Folge in den Handlungsablauf eingefügt.Bezeichnenderweise stellte man nach dem frühen Tod Purcells1695 die einprägsamsten Zwischenmusiken als Suiten neu zusammenund gab sie in Sammlungen für Aufführungen im Konzertsaalheraus. Die mehrteilige Symphony aus dem vierten Akt, mit der dieSuite des heutigen Konzerts aus Purcells The Fairy Queen beginnt,gehört zu den eindrucksvollsten Orchesterstücken aus PurcellsFeder. Paukenwirbel und strahlende Fanfaren der Trompeteneröffnen den ersten Satz Canzona, von schmerzlicher Chromatikdurchsetzt ist das Largo, während im folgenden Allegro alle Zweifelverflogen scheinen. Kühne harmonische Wendungen bestimmendas kurze Adagio. Triumphaler Höhepunkt ist das abschließendeAllegro. Aus verschiedenen Akten der Fairy Queen stammendie Sätze Prelude, Hornpipe, Air, Rondeau, Jig und Monkey’s dance.Während Purcell in den Tänzen Hornpipe, Jig oder Monkey’s danceRhythmen und melodische Wendungen der englischen Volksmusikaufgriff, ließ er sich in Air und Rondeau von der französischenTradition inspirieren.6


Georg Friedrich Händel:Ouvertüre aus »Atalanta«17 Jahre nach Purcells Tod, im Herbst 1712, verlegte Georg FriedrichHändel seinen Lebensmittelpunkt nach London. Den Weg dorthinebnete ihm der Erfolg seiner ersten italienischen Oper Rinaldo, dieim Februar 1711 im Königlichen Theater am Haymarket uraufgeführtworden war. Mit über 50 Aufführungen seine erfolgreichsteOper überhaupt. Nicht überall in London stießen Händels Opernmit ihren pompösen Inszenierungen und heroischen Libretti aufGegenliebe. Bürgerliche Kräfte verdammten sie gar als »italienischesTeufelswerk«. Um »sich einer beständigen Versorgung mitOpern aus Händels Feder zu versichern«, gründeten Opernliebhaber1719 mit Unterstützung des englischen Königs Georg I. eineOperngesellschaft, die Royal Academy of Music, deren LeitungHändel selbst übernahm. Streitereien, finanzielle Schwierigkeitenund handfeste Skandale führten 1728 jedoch zum Zusammenbruchder Gesellschaft. Zwar gründete Händel kurz darauf eineeigene Operngesellschaft, doch mit der Opera of Nobility entstandein Konkurrenzunternehmen, das von Prinz Frederick vonWales unterstützt wurde. Händels Erfolg versetzten die Entwicklungenherbe Niederlagen. Seine Oper Atalanta entstand 1736 inder letzten Spielzeit, die Händel als Operndirektor des LondonerCovent Garden-Theaters zu verantworten hatte – ein Auftragswerkdes englischen Königshauses zur Hochzeit des PrinzenFrederick von Wales und der Prinzessin Augusta von Sachsen-Gotha. Händel schrieb ein bukolisches Schäferspiel, das durchaufwändige Kulissen und Maschinerien glänzte. Es war der letztegroße Operntriumph vor seinem Schlaganfall. Die Ouvertüre zuAtalanta folgt mit ihren majestätisch punktierten Rhythmen undeinem schnellen fugierten Allegro zwar der Form der FranzösischenOuvertüre, ist aber mit ihren virtuosen Passagen doch mehrTrompetenkonzert. Den Part der Solotrompete schrieb Händel vermutlichfür den Trompeter Valentine Snow, eine einflussreichePersönlichkeit des Londoner Musiklebens, dem Händel in vielenseiner Opern und Oratorien bereits prominente Passagen in dieFinger komponiert hatte.7


John Stanley: Concerto B-Dur op. 2,6Eng mit Händel befreundet war der 27 Jahre jüngere Brite JohnStanley. Ein musikalisches Wunderkind, das durch einen Unfallim Alter von zwei Jahren erblindete, jedoch schon als Elfjährigerseine erste Stelle als Organist in der Londoner Kirche All Hallowsantrat. Mit 14 Jahren wurde John Stanley Organist von St.Andrew’s und bis zu seinem Tod im Mai 1786 war er verantwortlichfür die Neujahrs- und Geburtstagsoden am englischen Hof. JohnStanley komponierte eine Oper, Kantaten und Oratorien, und wieviele englische Komponisten seiner Zeit orientierte sich Stanleyin seinen Concerti grossi am kantablen Stil des europaweit gefeiertenViolinvirtuosen und Komponisten Arcangelo Corelli. Mehrnoch als Corelli spiegelt sich in seinem 1742 erschienenen viersätzigenConcerto Nr. 6 B-Dur op. 2 jedoch der Stil Georg FriedrichHändels. Etwa in den Harmoniefolgen des eröffnenden Adagios,in den Figurationen des anschließenden Allegros, dem erhabenenGestus des dritten Satzes Largo und dem abschließenden konzertierendenAllegro.Georg Friedrich Händel:Oboenkonzert HWV 301Von seinem ersten Lehrer Friedrich Wilhelm Zachow, Komponistund Kantor an der Marienkirche in Halle an der Saale, lernte derjunge Händel neben der Musik Frobergers, Kriegers oder Strungksbereits Werke italienischer Meister kennen. Außerdem erhielt erersten Instrumentalunterricht für Orgel, Cembalo, Violine undOboe. Früh hat Händel dabei seine Vorliebe für die Oboe entdecktund schwärmte von ihrem »süßen Scharm«. Während seinerkurzen Zeit als Organist am Halleschen Dom komponierte derdamals 17-Jährige offenbar einiges für das Holzblasinstrument:»Ich schrieb damals wie der Teufel, am meisten für die Hoboe,die mein Lieblingsinstrument war.« Seine drei OboenkonzerteHWV 301, 302a und 287 für Oboe, Orchester und Basso continuoentstanden zwischen 1703 und 1720, wobei er das erste Oboenkonzertin B-Dur vermutlich in Hamburg oder bereits während8


seiner vierjährigen Studienreise in Italien schrieb. Eröffnet wirddas viersätzige Werk von einem verhaltenen Adagio, in dem dieOboe das Thema des Tutti mit reichen Verzierungen und Sequenzierungenausschmückt. Der Satz endet auf der Dominante undreicht den Stab an ein lebhaftes Allegro weiter. Ihm schließt sicheine Siciliana im zart wiegenden 6 / 8 -Takt an. Das Konzert endetmit einem beschwingten Menuett im Tempo Vivace. Gespielt wirdder ursprünglich in B-Dur komponierte Oboenpart im heutigenKonzert von Alison Balsom auf der Trompete in C-Dur.Georg Friedrich Händel:Arrival of the Queen of Sheebaaus »Solomon«Als Opernkomponist und Impresario lernte Händel Höhenflügedes Erfolgs und Abstürze am Rande des Ruins kennen. Nach konflikt-und krisenreichen Jahren kehrte er der Oper den Rückenund wandte sich dem Oratorium zu, einer bis dahin in Englandunbekannten Gattung. Händel selbst hatte das Oratorium in Italienkennengelernt. In London entwickelte er eine eigene Form desmusikalischen Dramas, bei dem nicht mehr der virtuose Sängersolistim Mittelpunkt stand, sondern der Chor als Repräsentantdes Volkes. Das zunehmende Selbstbewusstsein der bürgerlichenMittelschicht in England, die sich von der Oper als adeliger Kunstformabgrenzte, trug mit zum Erfolg der Händelschen Oratorienbei. Nach der erfolgreichen Uraufführung des Messiah 1742 in Dublinund zehn weiteren Oratorien komponierte Händel 1748 seinOratorium Solomon. Die Uraufführung fand 1749 im KöniglichenOpernhaus Covent Garden in London statt. Im Zentrum steht diebiblische Geschichte vom weisen König Salomo, Herrscher vonIsrael, der im dritten Teil des Oratoriums prominenten Besuch vonder exotischen Königin von Saba bekommt: »Und sie kam nachJerusalem mit einem sehr großen Gefolge, mit Kamelen, die Spezereientrugen und viel Gold und Edelsteine«, heißt es im erstenBuch der Könige des Alten Testaments. Historisch nachweisbarsind beide Gestalten nicht. Möglicherweise diente Händel dieGeschichte einer arabischen Königin und eines jüdischen Königs9


als Metapher für seinen eigenen Wunsch nach Frieden für das inzahlreiche Kriege verwickelte England. Sicher hat sich Händelvon der phantastischen Erzählung zu seiner prächtig-virtuosenSinfonia für zwei Oboen, Streicher und Basso continuo inspirierenlassen. Für sein thematisches Material griff er unter anderem aufdie Arie einer Oper von Giovanni Porta zurück, die 1720 im LondonerHaymarket Theatre uraufgeführt worden war. Anleihen wiediese waren im 18. Jahrhundert durchaus üblich, unser heutigerWerkbegriff war den damaligen Komponisten unbekannt.»The Famous Water Peice«Original oder Fälschung? Die Frage stellt sich auch beim FamousWater Peice [sic!], einer Ouvertüre für Trompete, Streicher undBasso continuo, die um 1733 bei dem Londoner Verleger DanielWright veröffentlicht wurde. Mit dem prominenten Titel gewissein lukrativer Verkaufsschlager. Bei seiner Genehmigung zur Veröffentlichungdes Werkes mag sich Händel auf die Auswahl undAnordnung der fünf Sätze bezogen haben. Dass er auch jedenSatz der Suite selbst komponiert hat, ist zweifelhaft. Definitiv istder Eröffnungssatz eine Variante der Ouvertüre aus der zweitenSuite seiner berühmten Wassermusik, die Händel 1717 für dielegendäre Themsen-Bootstour König Georg I. komponiert hatte.Ein beeindruckendes Wechselspiel aus vollem Tuttiklang undkonzertierenden Solopassagen der Trompete. Der fünfte Satz, einMarsch, findet sich in Händels Oper Partenope HWV 27 wieder. DieTrompete verstärkt hier mit heroischer Geste die Stimme der erstenViolinen. Bei den mittleren Sätzen, einer Gigue, einem Menuettund einer Bourrée, besteht Ungewissheit über die Autorenschaft.Im heutigen Konzert erklingt The Famous Water Peice in einemArrangement von Trevor Pinnock und Alison Balsom.10


Charles Avison:Concerto Nr. 5 B-Dur aus TwelveConcertos in Seven Parts […]Italien war während der Barockzeit für Komponisten in Europazentrale Inspirationsquelle und Bezugspunkt. Couperin verehrteCorelli, Bach bewunderte Vivaldi und Händel verarbeitete denitalienischen Stil in seinen Opern und Oratorien. Charles Avison,Sohn eines Stadtmusikanten aus Newcastle, gehörte in Englandzu den produktivsten Komponisten italienischer Concerti grossi.Jener aus zwei Gruppen bestehenden Konzertform mit einer solistischenConcertino-Gruppe und dem als »Ripieno« bezeichnetenTutti. Eine Aufteilung, die dramatische Kontraste ermöglichte undden Solisten Gelegenheit bot zum virtuosen Spiel. Ersten Musikunterrichterhielt Avison bei seinem Vater. In London setzte erseine Studien bei dem Corelli-Schüler Francesco Geminiani fort,den es wie viele Komponisten damals auf der Suche nach Ruhmund finanziellem Erfolg nach England verschlagen hatte und dermaßgeblich zur Verbreitung des italienischen Concerto grossoin England beitrug. 1735 kehrte Charles Avison nach Newcastlezurück, wurde dort Organist und verfasste musiktheoretischeAbhandlungen und Kritiken. Als Komponist, Lehrer, Dirigent undGeschäftsmann gehörte er zu den führenden Persönlichkeiten imMusikleben Nordenglands. Mehr als 40 Concerti grossi stammenaus seiner Feder. Bekannt wurden vor allem seine zwölf Concertigrossi op. 6, in denen Avison Cembalosonaten Domenico Scarlattisbearbeitete. »Wilde Blumen am Zaun der Klassik«, wie dieMusikwissenschaftlerin Barbara Zuber die virtuosen und harmonischdichten Sonaten Scarlattis einmal nannte. Auch CharlesAvison stößt mit seinen Concerti grossi behutsam das Tor zurVorklassik auf, indem er mehr Anweisungen zur Dynamik, Artikulation,Phrasierung und Tempo festlegte als bis dahin üblich.Hörbar etwa im differenzierten Einsatz von crescendi, decrescendiund sforzati im eröffnenden Maestoso seines Concerto Nr. 5, dasmit seinen Ausflügen in harmonisch entlegene Regionen zudemdie Handschrift Scarlattis trägt.11


Henry Purcell: Suite aus »King Arthur«Nach einem Libretto des seinerzeit berühmten Dramatikers JohnDryden schrieb Henry Purcell 1691 seine zweite Semi-opera KingArthur. Der Legende nach kämpfte King Arthur um 500 nach Christusgegen die nach Britannien vordringenden Sachsen. Im Librettovon John Dryden spitzt sich das Geschehen dramatisch zu,als King Arthur und Sachsenkönig Oswald von Kent erbittert umdie Gunst der blinden Prinzessin Emmeline von Cornwall buhlen.Wie in The Fairy Queen sind auch in King Arthur die Hauptfigurenals Sprechrollen besetzt, während das Bühnengeschehen musikalischvon instrumentalen Zwischenspielen und den Gesängenallerlei Nymphen, Waldgeister und Schäferinnen kommentiertwird. »Musik und Dichtung können auch für sich bestehen, aberdie eindrücklichste Wirkung werden sie hervorbringen, wenn sievereinigt sind, Geist und Schönheit in einer Person«, befand JohnDryden. Mit dem aufwändig inszenierten Mix aus Schauspiel undGesang, Musik, Tanz und Bühnenzauber war King Arthur eine ArtVorläufer des Musicals und Purcell und Dryden auf der Höhe ihrerZeit. Auch wenn die instrumentalen Zwischenspiele der eigentlichenHandlung untergeordnet bleiben, komponierte Purcell mitpackenden Rhythmen und spannungsvollen Melodien eindrücklichsteTheatermusik, die hier aus verschiedenen Akten von KingArthur zu einer Suite zusammengefasst ist.Sylvia Systermans12


BIOGRAPHIENAlison BalsomAlison Balsom gehört in ihrem HeimatlandEngland zu den populärstenKlassik-Künstlern überhaupt und hatsich auch hierzulande als erfolgreicheTrompetenvirtuosin etabliert. Im Mai2011 wurde sie bereits zum zweiten Malals »Female Artist of the Year« bei denClassic Brit Awards ausgezeichnet.Alison Balsom wurde an der LondonerGuildhall School of Music and Dramasowie am Konservatorium in Paris ausgebildet, um dann bei dengroßen Trompeten-Pädagogen Håkan Hardenberger und JohnWallace zu studieren. Nach ihrem Studium debütierte sie bei denBBC Proms und war in der Auswahl der BBC New GenerationArtists von BBC Radio 3. Inzwischen ist Alison Balsom mit führendenOrchestern unter Dirigenten wie Sir Andrew Davis, Sir RogerNorrington, Lorin Maazel, Mikko Franck, Jacques van Steen undChristopher Warren-Green aufgetreten.Als Recital-Künstlerin und Interpretin sowohl auf der barocken alsauch der modernen Trompete hat sie bereits ausgedehnte Tourneendurch Europa, die USA, Süd- und Mittelamerika sowie denFernen und den Nahen Osten unternommen, begleitet von Orgel,Klavier, Cembalo, Schlagzeug sowie dem Balsom Ensemble.Die große Vielseitigkeit der Künstlerin äußert sich auch in einemweit gefächerten Recital- und Konzert-Repertoire mit Werken vonAlbinoni, Haydn und Hummel bis Aaron Coplands Quiet City undBernd Alois Zimmermanns Konzert Nobody Knows The Trouble ISee. Sie erarbeitet sich ihr eigenes Repertoire sowohl als einfühlsameArrangeurin als auch als Auftraggeberin für neue Trompetenkonzerte.So brachte sie im Jahr 2011 das ihr gewidmeteTrompetenkonzert Seraph des schottischen Komponisten JamesMacMillan zur Uraufführung und veröffentlichte die Ersteinspielungim selben Jahr auf dem gleichnamigen Album.13


Alison Balsom ist mehrfache Preisträgerin zahlreicher Auszeichnungenwie Classical Brit Award, Classics FM Listeners’ Choiceund ECHO Klassik.2006 wurde Alison Balsom als Gastprofessorin für Trompete andie Guildhall School of Music and Drama berufen. Zuletzt hörtenwir Alison Balsom im April 2011 bei uns.14


Concerto KölnSeit mittlerweile mehr als 25 Jahren zählt Concerto Köln zu denführenden Ensembles im Bereich der historischen Aufführungspraxis.Schon kurz nach seiner Gründung im Jahr 1985 warenPublikum und Kritik vom lebendigen Musizierstil des Ensemblesbegeistert. Seitdem ist Concerto Köln regelmäßiger Gast inrenommierten Konzertsälen und bei großen Musikfestivals rundum den Globus. Zahlreiche Tourneen führten das Ensemble – unteranderem unterstützt vom Goethe-Institut – nach Nord- und Südamerika,in asiatische Länder wie China, Japan oder Südkoreasowie nach Israel und in die meisten Länder Europas.Ein Markenzeichen des Ensembles ist die Wiederentdeckungvon Komponisten, deren Musik im Schatten des Wirkens großerNamen stand. So hat Concerto Köln unter anderem zur Renaissanceder Werke Joseph Martin Kraus’, Evaristo Felice dall’Abacosund besonders Henri-Joseph Rigels beigetragen. Die Einspielungmit seinen Sinfonien wurde 2009 unter anderem mit dem ECHOKlassik und 2010 mit dem MIDEM Classic Award ausgezeichnet.Das Ineinandergreifen von Forschung und Praxis ist für das15


Ensemble wichtig und nimmt einen großen Stellenwert in dermusikalischen Arbeit ein.Die künstlerische Leitung liegt seit 2005 in den Händen von FlötistMartin Sandhoff. Neben Markus Hoffmann, dem Konzertmeisteraus eigenen Reihen, werden zu ausgewählten Projekten auchexterne Konzertmeister wie Shunske Sato oder Mayumi Hirasakiengagiert. Bei umfangreich besetzten Produktionen arbeitet ConcertoKöln zudem mit Dirigenten wie Kent Nagano, Ivor Bolton,Daniel Harding, René Jacobs, Marcus Creed, Peter Dijkstra, LaurenceEquilbey und Emmanuelle Haïm zusammen. Zu den weiterenkünstlerischen Partnern zählen die Mezzo-SopranistinnenCecilia Bartoli, Vivica Genaux und Waltraud Meier, die SopranistinnenSimone Kermes, Nuria Rial, Rosemary Joshua und JohannetteZomer, die Countertenöre Philippe Jaroussky, Max EmanuelCencic, Andreas Scholl, Maarten Engeltjes und Carlos Mena, dieTenöre Werner Güra und Christoph Prégardien, die Pianisten AndreasStaier und Alexander Melnikov, die Schauspieler und ModeratorenBruno Ganz, Harald Schmidt und Ulrich Tukur sowie dasEnsemble Sarband, der Balthasar-Neumann-Chor, die Chöre desWDR, NDR und BR, das Collegium Vocale Gent, die RegensburgerDomspatzen, der RIAS-Kammerchor, Accentus und Arsys deBourgogne.Concerto Köln kann eine Diskographie von mittlerweile mehr als50 CDs vorweisen. Ein Großteil dieser CDs wurde mit bedeutendenPreisen wie dem ECHO Klassik, dem Grammy Award, dem Preisder Deutschen Schallplattenkritik, dem MIDEM Classic Award,dem Choc du Monde de la Musique, dem Diapason d’Année oderdem Diapason d’Or ausgezeichnet.Seit Oktober 2009 besteht eine Partnerschaft mit dem High End-Audiospezialisten MBL, die sich in Konzerten, Messen und weiterenKooperationen manifestiert.Concerto Köln hat seinen Sitz seit 2005 im <strong>Kölner</strong> StadtteilEhrenfeld, wo auf Initiative des Ensembles ein Zentrum für AlteMusik entsteht. Dieses möchte an die Weltbedeutung von Kölnals Hauptstadt der Alten Musik anknüpfen und den Akteurender Szene ein gemeinsames Dach geben. Förderer wie das Land16


Nordrhein-Westfalen, die Kunststiftung NRW, die Stadt Köln, derTÜV Rheinland, der Landschaftsverband Rheinland, die BauwensGroup und die RheinEnergieStiftung Kultur unterstützen ConcertoKöln dabei, diese Vision in die Tat umzusetzen.Concerto Köln wurde von der Generaldirektion Bildung und Kulturder EU-Kommission zum kulturellen Botschafter der EuropäischenUnion ernannt. Als weltweit erstes Ensemble hat ConcertoKöln ein Qualitätsmanagement nach ISO 9001 eingeführt und istnun offizieller Träger der »TÜV Rheinland-Plakette«.In der <strong>Kölner</strong> <strong>Philharmonie</strong> ist Concerto Köln häufig zu Gast.Zuletzt war das Ensemble im Mai dieses Jahres bei uns zu erleben.17


Die Besetzung vonConcerto KölnVioline IMayumi HirasakiStephan SängerWolfgang von KessingerMonica WaismanVioline IIJörg BuschhausAntje EngelHedwig van der LindeElin ErikssonViolaAntje SabinskiClaudia SteebAnna GärtnerVioloncelloAlexander ScherfJohn SemonKontrabassRüdiger KurzMichael NeuhausFlöteCordula BreuerMartin SandhoffOboeRodrigo GutierrezLola SoulierFagottElena BianchiTrompeteWolfgang GaisböckPaukeAndreas NovakLauteMichael DückerCembaloMarkus Märkl18


ARTASERSE im KonzertKöln, Oper am Dom17. / 19. / 27.12VINCIARTASERSECONCERTO KÖLNWELT-ERSTEINSPIELUNGspektakuläre Barock-Opermit 5 Countertenören3 CDs & downloadwww.concerto-koeln.dewww.philippe-jaroussky.de


10.12.12<strong>Kölner</strong> <strong>Philharmonie</strong>TICKETS: www.bb-promotion.com


KÖLNMUSIK-VORSCHAUNovemberD O2920:00Filmforum»Der Kontrakt des Zeichners«Großbritannien 1982, 103 min.Regie: Peter GreenawayDieser Film ist Teil einer dreiteiligenReihe, die den Komponisten MichaelNyman und sein Werk würdigt.Weitere Termine: 1. und 2. Dezember.Karten an der KinokasseKölnMusik gemeinsam mitKino Gesellschaft KölnDezemberSO0215:00FilmforumDer Lieblingsfilm von …Michael NymanAnchors Aweigh(Urlaub in Hollywood)USA 1945, 143 min., OVRegie: George SidneyIn der Reihe »Der Lieblingsfilm von …«präsentieren ausgewählte Künstlerder Saison 2012/2013 Filme, die ihnenbesonders viel bedeuten.KölnMusik gemeinsammit Kino Gesellschaft KölnKarten an der KinokasseSO0220:00Hilary Hahn ViolineDie Deutsche KammerphilharmonieBremenPaavo Järvi DirigentWolfgang Amadeus MozartBallettmusik zur Oper»Idomeneo« KV 367Konzert für Violine und OrchesterNr. 5 A-Dur KV 219Johannes BrahmsSinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73MI0520:00Sally Matthews SopranLenneke Ruiten SopranWerner Güra TenorNDR ChorWDR Rundfunkchor KölnDavid Marlow EinstudierungMahler Chamber OrchestraAndrés Orozco-Estrada DirigentArnold SchönbergFriede auf Erden op. 13Felix Mendelssohn Bartholdy»Sinfonie Nr. 2« Lobgesang. EineSymphonie-Cantate nach Worten derheiligen Schrift op. 52Förderer der MCO Residenz NRW:Kunststiftung NRW und das Ministeriumfür Familie, Kinder, Jugend, Kultur undSport des Landes Nordrhein-Westfalen21


SO0911:00Barbara Gasteiger HarfeClemens Haudum Orgel, AkkordeonTölzer KnabenchorRalf Ludewig LeitungKonzert mit Weihnachtsliedern undWerken von Michael Haydn, MaxReger, Georg Friedrich Händel, WolfgangAmadeus Mozart u. a.SO0916:00Die 12 Cellisten derBerliner PhilharmonikerJulius KlengelHymnus G-Dur op. 57Felix Mendelssohn Bartholdy/Wilhelm Kaiser-LindemannTerzett & Doppelquartettaus dem Oratorium »Elias« op. 70Kaija SaariahoNeiges (Auszüge)Jean FrançaixAubade für zwölf Violoncelliu. a.Sonntags um vier 2MI1220:00Piotr Anderszewski KlavierWerke von Johann Sebastian Bach undRobert Schumann19:00 Einführung in das Konzertdurch Christoph VratzPiano 3SO1611:00Gullivers ReisenKonzert für Kinder ab 6Mariel Jana Supka SchauspielerinChristoph Glaubacker SchauspielerElbipolis – Barockorchester HamburgJürgen Gross KonzertmeisterJörg Jacobi Musikalische KonzeptionSabine Hilscher Regie, Bühnenbild,KostümeMatthias Rebstock Regie, LichtDieses Kinderkonzert wird von derRheinEnergie AG ermöglicht.Gefördert durch dasKuratorium KölnMusik e.V.Kinder-Abo 2SO0920:00Kayhan Kalhor Shah KamanAli Bahrami Fard Bass-Santur»I will not stand alone«Mit seiner neuen CD »I will not standalone« erweckt Kayhan Kalhor einneues Instrument zum Leben: DieSchahkaman, eine neuartige, für ihnentwickelte Kamancheh (Spießgeige).Gemeinsam mit Ali Bahrami Fard wirder improvisieren und sich dabei stetsvon persischem klassischem Repertoireleiten lassen.22


Foto: Boris BreuerDonnerstag27. Dezember 201220:00Markus StockhausenTrompeteFerenc SnétbergerGitarreLandscapesIm Programm »Landscapes« gehen Trompete und Gitarre eine reizvollemusikalische Verbindung ein: mal zart, mal virtuos, mal sehnsüchtig,mal temperamentvoll. In den sphärischen, folkloristischen und dannwieder swingenden Dialogen des Duos Stockhausen / Snétberger öffnensich ganz neue Klang-Horizonte.


<strong>Philharmonie</strong>-Hotline 0221 280 280koelner-philharmonie.deInformationen & Tickets zu allen Konzertenin der <strong>Kölner</strong> <strong>Philharmonie</strong>!Kulturpartner der <strong>Kölner</strong> <strong>Philharmonie</strong>Herausgeber: KölnMusik GmbHLouwrens LangevoortIntendant der <strong>Kölner</strong> <strong>Philharmonie</strong>und Geschäftsführer derKölnMusik GmbHPostfach 102163, 50461 Kölnkoelner- philharmonie.deRedaktion: Sebastian LoelgenCorporate Design: hauser lacourkommunikationsgestaltung GmbHTextnachweis: Der Text vonSylvia Systermans ist ein Original -beitrag für dieses Heft.Fotonachweise: Giampiero Corelli S. 15;EMI Classics/Mat Hennek S. 13Gesamtherstellung:adHOC Printproduktion GmbH


Foto: Heike FischerAndrésOrozco-EstradaDirigentSally Matthews SopranLenneke Ruiten SopranWerner Güra TenorNDR ChorWDR Rundfunkchor KölnMahler Chamber OrchestraArnold SchönbergFriede auf Erden op. 13Felix Mendelssohn BartholdyLobgesang. Eine Symphonie-Cantate nach Wortender heiligen Schrift op. 52Förderer der MCO Residenz NRW: Kunststiftung NRWund das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kulturund Sport des Landes Nordrhein-Westfalenkoelner-philharmonie.deRoncalliplatz, 50667 Kölndirekt neben dem <strong>Kölner</strong> Dom(im Gebäude des Römisch-Germanischen Museums)Neumarkt-Galerie50667 Köln(in der MayerschenBuchhandlung)<strong>Philharmonie</strong>-Hotline0221 280 280Mittwoch05.12.201220:00

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