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Wald & Holz - Potential für den Klimaschutz in ... - Wald & Klima

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<strong>Wald</strong> & <strong>Holz</strong> - <strong>Potential</strong> für <strong>den</strong> <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>genIngolf Profft, Wolfgang Arenhövel, Michael SeilerThür<strong>in</strong>ger Landesanstalt für <strong>Wald</strong>, Jagd und Fischerei, CarboEurope-IP/DEMO projectJägerstraße 1, 99867 GothaI.)E<strong>in</strong>leitung42Die Wälder der Erde nehmen e<strong>in</strong>e besondere Stellung bei Betrachtungen zum <strong>Klima</strong> und dessen Veränderungene<strong>in</strong>. Neben der direkten Abhängigkeit von <strong>den</strong> <strong>Klima</strong>faktoren Temperatur und Niederschlag und <strong>den</strong> damitverbun<strong>den</strong>en Risiken des <strong>Klima</strong>wandels für die Wälder (siehe Beiträge von BERNHOFER et al. und SEILER et al. <strong>in</strong>diesem Heft) bil<strong>den</strong> sie durch <strong>Wald</strong>wachstum und Zersetzung e<strong>in</strong>e wesentliche Komponente im natürlichenKohlenstoffkreislauf und damit im CO2-Haushalt der Erde. Weltweit beläuft sich die <strong>Wald</strong>fläche der Erde auf ca.3,95 Mrd. ha. Dar<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d mehr als 486 Mrd. to Kohlenstoff gebun<strong>den</strong> (FAO 2007). Nach aktuellen Schätzungennehmen die Wälder weltweit rund 900 Mio. to Kohlenstoff pro Jahr aus der Atmosphäre auf. Trotz dieser CO2-Aufnahme stellen die Wälder <strong>in</strong>sgesamt gegenwärtig e<strong>in</strong>e Quelle für Treibhausgase dar, <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie für Kohlendioxid.Ursache hierfür s<strong>in</strong>d die <strong>Wald</strong>verluste weltweit. Sie liegen noch immer bei rund 7,3 Mio. ha pro Jahr(FAO 2007); damit geht monatlich e<strong>in</strong>e <strong>Wald</strong>fläche größer als die des Freistaates Thür<strong>in</strong>gen unwiederbr<strong>in</strong>glichverloren. Hauptgründe s<strong>in</strong>d u. a. die Gew<strong>in</strong>nung von Landwirtschaftsflächen, Rohstoffgew<strong>in</strong>nung und e<strong>in</strong>e nichtnachhaltige <strong>Holz</strong>nutzung.Damit bee<strong>in</strong>flusst der Mensch durch se<strong>in</strong> regionales Handeln <strong>in</strong> erheblichem Maße die Komponente ‚<strong>Wald</strong>’ desKohlenstoffkreislaufes und damit das globale <strong>Klima</strong>system. Dies lässt erkennen, wie über verschie<strong>den</strong>e Ansätzemit <strong>Wald</strong> e<strong>in</strong>e positive E<strong>in</strong>flussnahme auf das <strong>Klima</strong> möglich ist: <strong>Wald</strong>erhalt, <strong>Wald</strong>mehrung und nachhaltige<strong>Wald</strong>bewirtschaftung mit optimaler <strong>Holz</strong>nutzung stellen wichtige Ansätze e<strong>in</strong>er ganzheitlich ausgerichteten <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>strategiedar. Sie können e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Begrenzung des <strong>Klima</strong>wandels und <strong>den</strong> damitverbun<strong>den</strong>en Risiken für die natürlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systeme leisten. Vor dem H<strong>in</strong>tergrunddes nur noch wenige Jahre umfassen<strong>den</strong> Zeitfensters zur Vermeidung e<strong>in</strong>es hohen Risikos für e<strong>in</strong>eirreversible katastrophale <strong>Klima</strong>entwicklung mit schwerwiegen<strong>den</strong> Folgen für die natürlichen und gesellschaftlichenSysteme stellt gerade diese Komponente e<strong>in</strong>e schnell verfügbare und kostengünstige Option für <strong>den</strong><strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> dar – mit e<strong>in</strong>er Vielzahl an zusätzlichen positiven Effekten.Die Komb<strong>in</strong>ation der e<strong>in</strong>zelnen Ansätze zum <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> mit Hilfe von <strong>Wald</strong> und <strong>Wald</strong>nutzung kann jedochnicht nach e<strong>in</strong>em global e<strong>in</strong>heitlichen Pr<strong>in</strong>zip erfolgen; regionale Besonderheiten, d. h. die jeweiligen natürlichen,gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozio-ökonomischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, müssen bei <strong>den</strong> Entscheidungenberücksichtigt wer<strong>den</strong>.Abb. I: Auswahl an verschie<strong>den</strong>en Komponenten und e<strong>in</strong>zelnen Ansätzen e<strong>in</strong>er<strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>strategie<strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> und <strong>Klima</strong>wandel - Rolle der Forstwirtschaft


Auch für <strong>den</strong> Freistaat Thür<strong>in</strong>gen gibt es verschie<strong>den</strong>e Handlungsoptionen h<strong>in</strong>sichtlich der Ausgestaltungder Komponente ‚<strong>Wald</strong>’ und der Komb<strong>in</strong>ation der e<strong>in</strong>zelnen Ansätze. Ausgehend von <strong>den</strong> Daten der Bundeswald<strong>in</strong>venturII (BWI II) und der damit verbun<strong>den</strong>en <strong>Wald</strong>entwicklungs- und <strong>Holz</strong>aufkommensmodellierung(WEHAM) soll im Folgen<strong>den</strong> das aktuelle <strong>Potential</strong> für <strong>den</strong> <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> 1 von fünf verschie<strong>den</strong>en <strong>Wald</strong>- bzw.<strong>Holz</strong>nutzungsoptionen <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen mite<strong>in</strong>ander verglichen wer<strong>den</strong>. Im Fokus der Betrachtung steht dabe<strong>in</strong>icht die Bilanzierung von Quellen- und Senkeneffekten, wie sie für die Berichtespflichten aus der <strong>Klima</strong>rahmenkonventionund dem Kyoto-Protokoll erforderlich s<strong>in</strong>d. Ziel ist es aufzuzeigen, welchen Beitrag aktuell dieForst- und <strong>Holz</strong>wirtschaft Thür<strong>in</strong>gens für <strong>den</strong> globalen <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> bis zum Jahr 2042 – angelehnt an WEHAM– erbr<strong>in</strong>gen kann. Die Ergebnisse können <strong>den</strong> Entscheidungsprozess h<strong>in</strong>sichtlich langfristiger Bewirtschaftungsstrategienunterstützen.II.) Nutzungsoptionen auf Basis der Ergebnisse von WEHAM <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2Ausgehend von <strong>den</strong> WEHAM-Daten wer<strong>den</strong> die <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>leistungen für fünf Nutzungsoptionen für Thür<strong>in</strong>genfür <strong>den</strong> Zeitraum 2003-2042 untersucht. Grundlage für sämtliche Nutzungsoptionen stellt das sich aus derWEHAM-Modellierung ergebende Rohholznutzungspotential dar 3 . Darauf aufbauend wer<strong>den</strong> diese Nutzungspotentialeund deren Verwendung variiert, um die Auswirkungen auf die Kohlenstoffspeicher ‚<strong>Wald</strong>’ und ‚<strong>Holz</strong>produkte’sowie die aus der <strong>Holz</strong>verwendung resultieren<strong>den</strong> Substitutionseffekte zu quantifi zieren.(1) Nutzungsoption nach BWI II: Der Ansatz für diese Option besteht <strong>in</strong> der vollständigen Umsetzung derNutzungspotentiale entsprechend der WEHAM-Prognose für die e<strong>in</strong>zelnen 5-Jahres-Perio<strong>den</strong> des Zeitraums2003-2042. Dies unterstellt, dass es gel<strong>in</strong>gt, über alle Eigentumsformen das nachhaltig nutzbare <strong>Holz</strong> auchtatsächlich zu mobilisieren.(2) Nutzungsoption „Realistische Nutzung“: Insbesondere im Kle<strong>in</strong>privatwald, aber auch im Kommunalwaldgibt es noch immer Defi zite h<strong>in</strong>sichtlich der <strong>Holz</strong>mobilisierung. Aus diesem Grund wer<strong>den</strong> die Nutzungsmengenvon WEHAM <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Eigentumsform mit Reduktionsfaktoren neu berechnet; Basishierfür bil<strong>den</strong> die Nutzungspotentiale aus der WEHAM-Modellierung für die Periode 2003-2007 und die <strong>in</strong> <strong>den</strong>Jahren 2002-2005 tatsächlich realisierten Nutzungen je Eigentumsform (TMLNU 2003, TMLNU 2004, TMLNU2005, TMLNU 2006).43(3) Nutzungsoption „Produktspeicher“: Basierend auf <strong>den</strong> WEHAM-Nutzungspotentialen und deren vollständigerRealisierung erfolgt e<strong>in</strong>e schrittweise Erhöhung der Verwendung für langlebige Produkte entsprechend der<strong>in</strong> Tab. 1 angegebenen Werte zu Lasten der Produktgruppe 2 (<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Produkte der Zell- und <strong>Holz</strong>stoff<strong>in</strong>dustrie).I Im Folgen<strong>den</strong> wird dieses <strong>Potential</strong> für <strong>den</strong> <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> aus <strong>Wald</strong> und <strong>Holz</strong> kurz als „<strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>effekt“ bezeichnet. Darunter wird dieGesamtsumme aus im System gebun<strong>den</strong>em Kohlenstoff – sowohl im <strong>Wald</strong> als auch <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Holz</strong>produkten – und der sich aus der <strong>Holz</strong>verwendungergeben<strong>den</strong> M<strong>in</strong>derung der CO2-Emissionen – umgerechnet <strong>in</strong> Kohlenstoff – verstan<strong>den</strong>.2 Für detaillierte Informationen zu <strong>den</strong> E<strong>in</strong>gangsgrößen für die Modellierung WEHAM, die zugrunde gelegten <strong>Wald</strong>wachstumsparameterund die Herleitung der Nutzungsansätze siehe u.a. BMELV (2005) und TLWJF (2005).3 Es wer<strong>den</strong> h<strong>in</strong>sichtlich der <strong>Holz</strong>verwendung ausschließlich Mengen berücksichtigt, die sich aus der Nutzung von <strong>Holz</strong> aus <strong>den</strong> Thür<strong>in</strong>gerWäldern <strong>in</strong> der Phase 2003-2042 ergeben; Importe an Rohholz und <strong>Holz</strong>produkten bleiben unberücksichtigt. In Anlehnung an <strong>den</strong>Production approach für die gegebenenfalls mögliche Berücksichtigung des <strong>Holz</strong>produktpools <strong>in</strong> zukünftigen Verpflichtungsperio<strong>den</strong> imRahmen des <strong>in</strong>ternationalen <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>prozesses wer<strong>den</strong> nur die Änderungen an <strong>Wald</strong> und <strong>Holz</strong>produkten (jeweils <strong>in</strong> Kohlenstoff umgerechnet)e<strong>in</strong>es Landes erfasst, die <strong>in</strong> diesem Land verursacht bzw. produziert wer<strong>den</strong>. Dies bedeutet auch e<strong>in</strong>e Erfassung der <strong>Holz</strong>menge,die <strong>in</strong> andere Länder exportiert wird, aber ke<strong>in</strong>e Berücksichtigung von <strong>Holz</strong>importen (BROWN et al. 1998).<strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> und <strong>Klima</strong>wandel - Rolle der Forstwirtschaft


Tab. 1: Erhöhung des Anteils langlebiger Produkte <strong>in</strong> der Nutzungsoption „Produktspeicher“Periode2003-20132014-20232024-20332034-2042Anstieg der Verwendung für langlebige Produktegegenüber der Nutzungsoption (1)4 %6 %8 %10 %(4) Nutzungsoption „100% Energie“: Im Gegensatz zu <strong>den</strong> Nutzungsoptionen (1) und (3) wird bei konstanterGesamtnutzungsmenge entsprechend WEHAM sämtliches <strong>Holz</strong> ausschließlich für energetische Zwecke genutzt,um auf diese Weise fossile Energieträger zu ersetzen.(5) Nutzungsoption „Nullnutzung“: Solange Wälder sich <strong>in</strong> der Aufbauphase befi n<strong>den</strong>, nehmen sie mehrKohlenstoff <strong>in</strong> Form von CO2 auf, als sie durch Abbauprozesse abgeben. Insbesondere die relativ jungen WälderThür<strong>in</strong>gens können auf diese Weise für lange Zeiträume große Mengen an CO2 aufnehmen und im <strong>Holz</strong>der Bäume sowie im Bo<strong>den</strong> langfristig festlegen. Erst <strong>in</strong> der Zerfallsphase wird dieses CO2 wieder freigesetzt.Um <strong>den</strong> <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>effekt e<strong>in</strong>es großflächigen Nutzungsverzichtes abschätzen zu können, wird für dieseNutzungsoption die resultierende Gesamtb<strong>in</strong>dung des Ökosystems h<strong>in</strong>sichtlich Kohlenstoff bestimmt und damitder Effekt für das <strong>Klima</strong> quantifi ziert.III.)Datengrundlage und Berechnungsschritte44BWI II und WEHAM (Stichtag01.10.2002) liefern Datenzu <strong>den</strong> wichtigen, waldspezifischen Kennwerten Vorrat,Zuwachs und Nutzungspotentialfür <strong>den</strong> Zeitraum2003-2042 und für die e<strong>in</strong>zelnenBundesländer (TLWJF2005). Das Nutzungspotentialstellt dabei das potentiellnachhaltig nutzbare Rohholzaufkommendar. Für sämtlicheBerechnungen wur<strong>den</strong>die onl<strong>in</strong>e verfügbaren Datenund vorbereiteten Ergebnistabellenaus dem Internetportalder BWI II genutzt 4 . Berechnungsgrundlagebezüglicheder <strong>Wald</strong>fläche ist der begehbare<strong>Wald</strong>, <strong>Holz</strong>bo<strong>den</strong>ohne Nutzungsverbot, e<strong>in</strong>schließlichLücken im Bestand, ohne Blößen: 487.473 ha. Die Ergebnisse wer<strong>den</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> e<strong>in</strong>zelnen Tabellen<strong>in</strong> Festmetern je Jahr für jeweils 5-Jahres-Perio<strong>den</strong> angegeben (2003-2007, ..., 2038-2042). Die Berechnungenzur <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>leistung der e<strong>in</strong>zelnen Nutzungsoptionen erfolgen eigentumsübergreifend für <strong>den</strong> GesamtwaldThür<strong>in</strong>gens.4 Internetportal der BWI II unter www.bundeswald<strong>in</strong>ventur.de. Der Abruf der Daten erfolgte <strong>in</strong> <strong>den</strong> Monaten Juni bis August 2007 undbe<strong>in</strong>haltete ausschließlich Auswertungen nach dem Lauf 38 Bundesszenario 5b.<strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> und <strong>Klima</strong>wandel - Rolle der Forstwirtschaft


Da sich die Vorräte <strong>in</strong> der Nutzungsoption (2) aufgrund der verr<strong>in</strong>gerten Nutzungsmengen bzw. <strong>in</strong> der Nutzungsoption(5) aufgrund des vollständigen Nutzungsverzichts allmählich erhöhen, wer<strong>den</strong> diese über Zwischenschritte– basierend auf im Vorfeld berechneten Zuwachsprozenten 5 – für je<strong>den</strong> 5-Jahres-Zeitraum vere<strong>in</strong>fachtnach der FormelVorrat Periode x+1=Vorrat Periode x+ Vorrat Periode x* Zuwachsprozent Periode x+1+ (Nutzungspotential BWI Periode x– Nutzungspotential Real. Nutzung Periode x)+ ((Nutzungspotential BWI Periode x– Nutzungspotential Real. Nutzung Periode x) * Zuwachsprozent Periode x+1)neu bestimmt.Die WEHAM-Daten beziehen sich grundsätzlich auf Festmeter Derbholz. Für vergleichende Analysen bezüglichdes klimarelevanten Parameters ‚Kohlenstoff’ wer<strong>den</strong> die Ergebnisse <strong>in</strong> Tonnen Kohlenstoff Gesamtbiomasseumgerechnet. Damit wer<strong>den</strong> auch die nicht von <strong>den</strong> Derbholzangaben abgedeckten Kohlenstoffmengen fürVorrat und Zuwachs abgebildet. Für die Umrechnung von Festmeter Derbholz <strong>in</strong> Tonnen Kohlenstoff Gesamtbiomassewer<strong>den</strong> die Expansions-/ Konversionsfaktoren nach WIRTH et al. (2004) genutzt. Dieser Weg ersche<strong>in</strong>t<strong>in</strong>sbesondere aus Grün<strong>den</strong> der Datenverfügbarkeit und Praktikabilität als geeigneter Ansatz. Basis für die Totholzquantifizierung bil<strong>den</strong> die <strong>in</strong> Tab. 2 aufgeführten Werte.Tab. 2: Verwendete Kennwerte für die Berechnung der Vorratsänderungen des TotholzpoolsKennwertQuelle Laubholz NadelholzAnfangswert 2002Abbaurate (k-Wert)Durchschnittliche <strong>Holz</strong>dichteBWI II (TLWJF 2005)WIRTH et al. (2004)WIRTH et al. (2004)8,8 m 3 /ha9,0 m 3 /ha450 kg/m 3 300 kg/m 30,0730,02945Die rechnerisch hergeleiteten Erntereste sowie e<strong>in</strong>e Mortalitätsrate von 1,5% bezogen auf <strong>den</strong> Zuwachs 6 <strong>in</strong> Anlehnungan WIRTH et al. (2004) gehen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Totholzpool e<strong>in</strong>; aufgrund ihrer ger<strong>in</strong>gen Dimension wird e<strong>in</strong>eAbbaurate von 0,6 angesetzt (BURSCHEL et al. 1993).Für die Kohlenstoffpools ‚M<strong>in</strong>eralbo<strong>den</strong>’, ‚Organische Auflage’ sowie ‚Bo<strong>den</strong>vegetation’ wer<strong>den</strong> folgende Durchschnittswerteaus der Kohlenstoffstudie von WIRTH et al. (2004) angesetzt:M<strong>in</strong>eralbo<strong>den</strong>: 69,9 to Kohlenstoff je Hektar,Organische Auflage: 27,2 to Kohlenstoff je Hektar,Bo<strong>den</strong>vegetation: 1,7 to Kohlenstoff je Hektar.Diese Werte wer<strong>den</strong> als konstant für <strong>den</strong> gesamten Betrachtungszeitraum 2003-2042 und alle fünf Nutzungsoptionenangenommen und daher bei <strong>den</strong> Berechnungen vernachlässigt 7 .Grundlage für die Verteilung der potentiellen Nutzungsmenge laut WEHAM auf die Produktgruppen mit unterschiedlichlangen Produktlebenszeiten bildet die Analyse des <strong>Holz</strong>verkaufes <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit5 Grundlage hierfür bil<strong>den</strong> die für jede Periode <strong>in</strong> WEHAM angegebenen Vorräte und Zuwächse.6 Für die Nutzungsoption „Nullnutzung“ wird gutachterlich die Mortalitätsrate aufgrund der sich ergebenen hohen <strong>Holz</strong>vorräte schrittweisebis auf 5% erhöht.7 Der betrachtete Zeitraum von 40 Jahren (2003-2042) und die Annahme gleichbleibender Bewirtschaftungspr<strong>in</strong>zipien führen nicht zue<strong>in</strong>er Veränderung der Bo<strong>den</strong>vegetation und somit auch nicht zu e<strong>in</strong>er Änderung deren C-Vorräte. Gleiches gilt h<strong>in</strong>sichtlich der organischenAuflage, da der Zeitraum auch bei e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>geleiteten Baumartwechsel als zu kurz für deutliche Vorratsänderungen angesehen wird.Darüber h<strong>in</strong>aus wird der betrachtete Zeitraum auch entsprechend <strong>den</strong> Erkenntnissen zum Bo<strong>den</strong>kohlenstoff als zu kurz für wesentlicheVeränderungen angesehen; dies gilt auch für die Nutzungsoption „Nullnutzung“ (vgl. MUND 2006). Die unterstellte Konstanz der heutigenBewirtschaftungspr<strong>in</strong>zipien führt nach heutigen Erkenntnissen nicht zu e<strong>in</strong>em Verlust an Bo<strong>den</strong>kohlenstoff.<strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> und <strong>Klima</strong>wandel - Rolle der Forstwirtschaft


ВведениеПериод последних нескольких десятилетий повлек за собой серьезные геополитическиеизменения для Северной Европы. После распада Советского Союза независимость получилиЛатвия, Литва, Эстония, были созданы региональные советы на Севере Европы, и стало возможнымпрямое взаимодействие между ними. В 1995 году вступили в ЕС Швеция и Финляндия,в 2004 году — также в ЕС вступили четыре государства региона Балтийского моря— Эстония, Латвия, Литва, и Польша. Вследствие этого ЕС значительно расширил свои северныетерритории, а также границу с РФ. Таким образом, возникла необходимость и возможностьформирования новой политики для расширившейся территории. Такой политикойстала политика СИ, которая представляет собой с территориальной и отраслевой точки зренияопределенную зонтичную структуру.Первый План СИ, принятый в 2000 году, в отличие от Второго Плана СИ не был направленв полной мере на сотрудничество с Россией. В 2003 году был принят Второй План СИ,который продемонстрировал изменение содержания политики и сфокусировал внимание наРоссии, в частности СЗФО, как на одной из основных территорий сотрудничества ЕС по СИ.Социально-экономический потенциал СЗФО, а также возможности для развития внешнеэкономическойи международной деятельности позволяют округу занимать лидирующие позициисреди регионов РФ во взаимодействии с государствами Северной Европы.Современные документы, регулирующие политику СИ, существенно отличаются от первоначальнойконцепции, выдвинутой правительством Финляндии в 1997 году. Документы1997 года носили по большей мере характер концепции, но уже в тот момент в них отчетливопрослеживалась ориентированность политики на разработку сырьевых ресурсов РФ: нефти,минерального сырья, леса. Принципиальным отличием обновленной политики СИ являетсяее трансформация в общую политику России, ЕС, Норвегии и Исландии.В связи с существенным изменением политики СИ, более полным вовлечением в нее РФ,важным шагом является определение места СЗФО в СИ, и, как следствие, разработка рядаскоординированных мер по внутреннему развитию округа.В данном исследовании макрорегион СИ представляется с точки зрения действующих врегионе организаций и осуществляемых программ. Авторы считают, что политика СИ не исчерпываетсявзаимодействием государств-партнеров, а также включает в себя все инициативыи региональные организации, действующие на территории. В данном исследовании предпринимаетсяпопытка анализа социально-экономического развития, внешнеэкономическойдеятельности, экологической обстановки, транспортной инфраструктуры стран макрорегионас точки зрения развития сотрудничества с СЗФО, с целью формулирования конкретныхрекомендаций для СЗФО с учетом подготовки и реализации в настоящее время Стратегиисоциально-экономического развития СЗФО до 2020 года.Авторами данного исследования являются Е.В.Лукьянов, Заместитель полномочногопредставителя Президента РФ в СЗФО, Заместитель Председателя Координационного советапо ПГС при полномочном представителе Президента РФ в СЗФО, Руководитель Рабочейгруппы Совета по СИ, Председатель Наблюдательного Совета Агентства, С.Т.Ходько, РуководительЭкспертной группы по информационно-аналитическому обеспечению ПГС и попрограмме СИ Координационного совета по ПГС при полномочном представителе ПрезидентаРФ в СЗФО, Председатель Правления Агентства, Научный руководитель Научноинформационногои аналитического Центра приграничного и межрегионального сотрудничествапри ГУ Высшая школа экономики, советник Комитета по Внешним связям АдминистрацииСанкт-Петербурга, М.С.Зарецкая, Главный специалист по ПГС и СИ Агентства, Заместительдиректора Научно-информационного и аналитического Центра приграничного имежрегионального сотрудничества при СПб филиале ГУ Высшая школа экономики.Раздел 1.6. «Экологическая обстановка» подготовлен при поддержке Л.К.Коровина, Генеральногодиректора СПб ОО «Экология и бизнес», Председателя ХЕЛКОМ ЛЭНД.3


A) Vergleich der Nutzungsoption mit Fokussierung auf die <strong>Holz</strong>nutzungBasis für die vier Optionen mit <strong>Holz</strong>ernte s<strong>in</strong>d die aus der WEHAM-Prognose abgeleiteten Nutzungsmengen.Ausgehend von diesen Nutzungspotentialen und dem zugrunde liegen<strong>den</strong> Verteilungsschlüssel wer<strong>den</strong> bei derNutzungsoption nach BWI und der Option „Realistische Nutzung“ zwischen 45 und 48 % der jährlichen <strong>Holz</strong>erntefür die Erstellung kurzlebiger Produkte und zwischen 52 und 55 % für die Herstellung langlebiger Produktegenutzt. Für die Nutzungsoption „Produktspeicher“ erhöht sich der Anteil langlebiger Produkte aufgrund derdieser Option unterstellten Annahme e<strong>in</strong>er verstärkten <strong>Holz</strong>nutzung im Innen- und Außenbaubereich auf biszu 62 % der jährlichen Gesamtnutzungsmenge. Für die Nutzungsoption „100% Energie“ wer<strong>den</strong> entsprechendder getroffenen Annahme ke<strong>in</strong>e langlebigen Produkte erzeugt, sämtliches <strong>Holz</strong> aus dem Nutzungspotentialdient als Energieholz (der Produktgruppe „kurzlebige Produkte“ zugeordnet) ausschließlich der Erzeugung vonWärme und Strom.Der sich bis 2042 ergebende <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>effekt der <strong>Holz</strong>nutzung liegt zwischen 26,5 Mio. to Kohlenstoff für dieNutzungsoption „100% Energie“ und 47,1 Mio. to Kohlenstoff für die Nutzungsoption „Produktspeicher“ (Tab. 3).Tab 3: <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>effekt <strong>in</strong> Tonnen Kohlenstoff für die <strong>Holz</strong>nutzung der fünf Nutzungsoptionenbis zum Jahr 2042 für Thür<strong>in</strong>genC-Zuwachsim Produktpoollanglebiger<strong>Holz</strong>produkteC-Zuwachsim Produktpoolkurzlebiger<strong>Holz</strong>produkteNutzungsoptionnach BWI11.435.251,10988.026,86Nutzungsoption„RealistischeNutzung“9.418.248,40842.059,74Nutzungsoption„Produktspeicher“12.884.878,5786.356,42Nutzungsoption„100% Energie“0,002.073.064,15Nutzungsoption„Nullnutzung“0,000,0047<strong>Potential</strong>C-Substitution(Material)14.790.086,1512.339.054,7715.786.152,470,000,00<strong>Potential</strong>C-Substitution(Energie)16.790.488,9415.750.285,1817.644.260,0624.415.127,400,00Gesamteffekt44.003.853,0538.349.648,0847.101.647,5226.488.191,550,00Gesamteffektje Hektar<strong>Wald</strong>90,2778,6796,6254,340,00Gesamteffektje Hektar<strong>Wald</strong> * Jahr2,261,972,421,360,00<strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> und <strong>Klima</strong>wandel - Rolle der Forstwirtschaft


Bezogen auf <strong>den</strong> analysierten Zeitraum und die <strong>Wald</strong>fläche ergibt sich für die Nutzungsoption „Produktspeicher“mit 2,42 to Kohlenstoff je Jahr und Hektar der höchste <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>effekt bei ausschließlicher Betrachtung der<strong>Holz</strong>nutzung. Anhand der Zahlen wird deutlich, dass e<strong>in</strong>e Nutzung des <strong>Holz</strong>es ausschließlich für energetischeZwecke mit 1,36 to Kohlenstoff je Jahr und Hektar e<strong>in</strong>en wesentlich ger<strong>in</strong>geren Beitrag für <strong>den</strong> <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> liefert,als Nutzungsoptionen, <strong>den</strong>en <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e stoffliche Verwendung der <strong>Holz</strong>ernte zugrunde liegt. Auchwenn theoretisch die gesamte <strong>Holz</strong>ernte Thür<strong>in</strong>gens für energetische Zwecke rund 1/3 der gegenwärtig für diePrimärenergieerzeugung e<strong>in</strong>gesetzten M<strong>in</strong>eralölmenge ersetzen könnte, stellt dies die schlechteste Nutzungsoptionaus Sicht des <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>es dar. Aufgrund der langfristigen Speicherung von Kohlenstoff <strong>in</strong> langlebigen<strong>Holz</strong>produkten verbessert sich der <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>effekt der <strong>Holz</strong>nutzung mit der Erhöhung der <strong>Holz</strong>erntemengeund der Steigerung des Anteils langlebiger Produkte deutlich. Zusätzlich führt dies zu e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>derung derCO2-Emissionen aufgrund der mehrfachen Substitutionswirkung (Material und Energie). Bei e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong> auf dieEnergieerzeugung ausgerichteten <strong>Holz</strong>verwendung kann das <strong>Holz</strong> nur e<strong>in</strong>malig verwendet wer<strong>den</strong>, der im <strong>Holz</strong>gebun<strong>den</strong>e Kohlenstoff wird <strong>in</strong>nerhalb weniger Jahre wieder freigesetzt. E<strong>in</strong> zusätzlicher Kohlenstoffpool ‚<strong>Holz</strong>produkte’neben dem <strong>Wald</strong> kann nur <strong>in</strong> der Anfangsphase aufgebaut wer<strong>den</strong>. Dieser Aufbau ist jedoch aufgrundder schnellen Verwendung des <strong>Holz</strong>es <strong>in</strong>nerhalb weniger Jahre abgeschlossen – der <strong>Holz</strong>produktpool stellt demzufolgenur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Kohlenstoffspeicher und langfristig ke<strong>in</strong>e Senke für CO2 im S<strong>in</strong>ne der <strong>in</strong>ternationalen<strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>politik dar 9 . Dagegen kann bei e<strong>in</strong>er schrittweisen Erhöhung des Anteils langlebiger Produkte, wieer für die Nutzungsoption „Produktspeicher“ angenommen wird, der Kohlenstoffpool ‚<strong>Holz</strong>produkte’ langfristigvergrößert wer<strong>den</strong>. Damit würde sich auch e<strong>in</strong> Senkeneffekt h<strong>in</strong>sichtlich des <strong>Holz</strong>produktpools ergeben 10 .Aufgrund der gleichen Berechnungsgrundlage als Ausgangspunkt ergibt sich für die Nutzungsoption „RealistischeNutzung“ e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>effekt, da die Nutzungsmenge dieser Nutzungsoption auf Basisaktueller Nutzungsprozente reduziert wurde. Dies zeigt, dass unter dem Aspekt der <strong>Holz</strong>nutzung nicht nur dasökonomische <strong>Potential</strong> unvollständig genutzt wird, sondern auch der Beitrag der Forstwirtschaft zum <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>ger<strong>in</strong>ger ausfällt.48E<strong>in</strong> großflächiger Nutzungsverzicht,wie er der Option„Nullnutzung“ unterstellt wird,leistet ke<strong>in</strong>en Beitrag zum <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>über <strong>den</strong> Rohstoff<strong>Holz</strong> und dessen E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten– wohlgemerkt beiausschließlicher Betrachtungder <strong>Holz</strong>nutzung. Die gesamteBiomasse verbleibt im <strong>Wald</strong>und führt zu e<strong>in</strong>em Vorratsaufbau.Damit verbun<strong>den</strong> ist e<strong>in</strong>relativ großer Senkeneffekt für<strong>den</strong> <strong>Wald</strong>, da sich der C-Poolim <strong>Wald</strong> weiterh<strong>in</strong> vergrößert.Vom Grundsatz her ist diesesSenkenpotential auch im Rahmendes Kyoto-Protokolls und<strong>den</strong> damit verbun<strong>den</strong>en Regelungenauf nationaler Ebeneanrechenbar 11 .9 Unter e<strong>in</strong>er „Senke“ wird entsprechend der <strong>Klima</strong>rahmenkonvention e<strong>in</strong> Vorgang, e<strong>in</strong>e Tätigkeit oder e<strong>in</strong> Mechanismus, verstan<strong>den</strong>,durch <strong>den</strong> e<strong>in</strong> Treibhausgas, e<strong>in</strong> Aerosol oder e<strong>in</strong>e Vorläufersubstanz e<strong>in</strong>es Treibhausgases aus der Atmosphäre entfernt wird (UNFCCC1992). E<strong>in</strong>e nachgewiesene Vergrößerung des Produktpools und damit der dar<strong>in</strong> gespeicherten Kohlenstoffmenge kann demnach auch als„Senke“ bezeichnet wer<strong>den</strong>, auch wenn e<strong>in</strong>e Anrechnung dieser Senke im Rahmen des Kyoto-Protokolls oder des europäischen Emissionshandelssystemsfür die erste Verpflichtungsperiode/die gegenwärtige Handelsperiode nicht möglich ist.10 Die Quantifi zierung dieser Senkenleistung kann aus der hier vorgenommenen Analyse für <strong>den</strong> betrachteten Zeitraum und ohne Berücksichtigungder bereits <strong>in</strong> der Verwendung befi ndlichen Nutzungsmenge nicht erfolgen.11 Es wird hier auf die genauen Regelungen des Kyoto-Protokolls und <strong>den</strong> darauf aufbauen<strong>den</strong> Vere<strong>in</strong>barungen, <strong>in</strong>sbesondere <strong>den</strong> AnnexZ der Marrakesh Accords, verwiesen, <strong>in</strong> dem für die e<strong>in</strong>zelnen Industriestaaten e<strong>in</strong>e maximal anrechenbare Obergrenze der Senkenleistungdes <strong>Wald</strong>es festgelegt ist (siehe auch <strong>den</strong> Beitrag von WINKLER <strong>in</strong> diesem Heft).<strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> und <strong>Klima</strong>wandel - Rolle der Forstwirtschaft


Exemplarisch ist der <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>effekt der zwei Nutzungsoptionen „Produktspeicher“ und „100% Energie“ <strong>in</strong> Abb.3 dargestellt.Abb. 3: <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>effekt für die Nutzungsoptionen„Produktspeicher“ und „100% Energie“ bei ausschließlicherBerücksichtigung der <strong>Holz</strong>nutzung49B) Vergleich der Nutzungsoption mit Berücksichtigung des Ökosystems <strong>Wald</strong>Jeder Nutzungsverzicht führt direkt zu e<strong>in</strong>er Erhöhung der <strong>Holz</strong>- und damit auch der Kohlenstoffvorräte im<strong>Wald</strong>. Solange der für e<strong>in</strong> Ökosystem mögliche Maximalvorrat nicht erreicht ist und die Zerfalls- bzw. Abbauprozessenicht die Aufbauprozesse überwiegen oder sich e<strong>in</strong> Gleichgewicht zwischen bei<strong>den</strong> Prozessen e<strong>in</strong>stellt,reichert sich Biomasse bzw. Kohlenstoff an. Auch dies stellt e<strong>in</strong>e Möglichkeit für <strong>den</strong> <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> dar. Demzufolgeist für e<strong>in</strong>e umfassende Bewertung von Nutzungsoptionen auch das Ökosystem bei der Betrachtung zuberücksichtigen, d. h. auch die Vorratserhöhungen der leben<strong>den</strong> Biomasse und des Totholzpools s<strong>in</strong>d bei e<strong>in</strong>emVergleich verschie<strong>den</strong>er Nutzungsoptionen e<strong>in</strong>zubeziehen. Die abgeleiteten Verluste der Biomasse (Erntereste,Mortalität) wer<strong>den</strong> zu 100 % dem Totholzvorrat zugeordnet; dieser wird bei allen Folgeberechnungen erfasst,so dass ke<strong>in</strong>e rechnerischen Verluste auftreten. Der <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>effekt für die fünf betrachteten Optionen setztsich demnach zusammen aus:••••der Veränderung des Kohlenstoffspeichers im Ökosystem, also dem Vorratsauf- bzw. -abbau der Gesamtbiomasse,dem Zuwachs des Kohlenstoffspeichers ‚<strong>Holz</strong>produkte’ (lang- und kurzlebige Produkte),dem sich aus der direkten <strong>Holz</strong>nutzung ergeben<strong>den</strong> Substitutionspotential (berechnet als vermie<strong>den</strong>eCO2-Emissionen, umgerechnet <strong>in</strong> Kohlenstoff) sowiedem sich später ergeben<strong>den</strong> Substitutionspotential aus der energetischen Verwertung der langlebigen<strong>Holz</strong>produkte am Ende ihrer Verwendungszeit (ebenfalls berechnet als vermie<strong>den</strong>e CO2-Emissionen, umgerechnet<strong>in</strong> Kohlenstoff).<strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> und <strong>Klima</strong>wandel - Rolle der Forstwirtschaft


Der sich ergebende <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>effekt liegt zwischen 23,2 Mio. to Kohlenstoff für die Nutzungsoption „100%Energie“ und 60,6 Mio. to Kohlenstoff für die Nutzungsoption „Realistische Nutzung“. Mit e<strong>in</strong>em rechnerischen<strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>effekt von 3,11 to Kohlenstoff je Jahr und Hektar für <strong>den</strong> Zeitraum 2003-2042 schneidet dieNutzungsoption „Realistische Nutzung“ bei diesem Vergleich am besten ab. Der ger<strong>in</strong>gste <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>effektergibt sich wiederum bei der Nutzungsoption „100% Energie“ mit 1,19 Tonnen Kohlenstoff je Jahr und Hektar(Tab. 4 und Abb. 4).Tab. 4: Gesamt-<strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>effekt <strong>in</strong> Tonnen Kohlenstoff der fünf Nutzungsoptionen bis zumJahr 2042 für Thür<strong>in</strong>genNutzungsoptionnach BWINutzungsoption„RealistischeNutzung“Nutzungsoption„Produktspeicher“Nutzungsoption„100% Energie“Nutzungsoption„Nullnutzung“C-Zuwachsim Ökosystem-3.263.339,63 22.297.049,12 -3.263.339,63 -3.283.339,63 32.513.129,23C-Zuwachsim Produktpool12.423.277,96 10.260.308,14 13.671.234,99 2.073.064,15 0,0050<strong>Potential</strong>C-Substitution(aktuell)<strong>Potential</strong>C-Substitution(später)GesamteffektGesamteffektje Hektar<strong>Wald</strong>18.903.358,39 15.750.285,18 19.899.424,70 24.415.127,40 0,0012.677.216,70 12.339.054,77 13.530.987,83 0,00 0,0040.740.513,42 60.646.697,21 43.838.307,89 23.224.851,92 32.513.129,2383,57 124,41 89,93 47,64 66,70Gesamteffektje Hektar<strong>Wald</strong> * Jahr2,09 3,11 2,25 1,19 1,67Der hohe Wert für die Nutzungsoption „Realistische Nutzung“ beruht auf dem hohen Anteil langlebiger <strong>Holz</strong>produkteund deren Substitutionspotential und dem zusätzlichen Vorratsaufbau im <strong>Wald</strong> aufgrund der reduzierten<strong>Holz</strong>nutzung. Die fehlen<strong>den</strong> Substitutionspotentiale im Materialbereich führen zum schlechten Abschneie<strong>in</strong>erausschließlich auf Energienutzung ausgerichteten<strong>Holz</strong>nutzung, wie sie durch die Nutzungsoption „100%Energie“ abgebildet wird.E<strong>in</strong> hoher <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>effekt ergibt sich auch aus der Berechnungder Vorratsentwicklung bei e<strong>in</strong>em großflächigenNutzungsverzicht. Dies zeigt, dass die Wälder Thür<strong>in</strong>gensaufgrund ihrer aktuellen Altersklassenstruktur und Zusammensetzunggroße Mengen an CO2 aufnehmen und alsKohlenstoff im Ökosystem, hauptsächlich im Bo<strong>den</strong> und<strong>in</strong> der Dendromasse, festlegen. Damit leisten diese Wälderquasi alle<strong>in</strong> durch ihr Wachstum e<strong>in</strong>en Beitrag zum <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>.<strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> und <strong>Klima</strong>wandel - Rolle der Forstwirtschaft


Abb. 4: Gesamt-<strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>effekt <strong>in</strong> Tonnen Kohlenstofffür <strong>den</strong> Zeitraum 2003-2042 für die fünf Nutzungsoptionen51<strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> und <strong>Klima</strong>wandel - Rolle der Forstwirtschaft


VI.) WertungWie e<strong>in</strong>leitend dargestellt s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e ganzheitliche Bewertung der e<strong>in</strong>zelnen Nutzungsoptionen die gesellschaftlichen,ökonomischen und natürlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zu berücksichtigen, unter <strong>den</strong>en der Forstund<strong>Holz</strong>sektor arbeitet bzw. die dessen Entscheidungen bee<strong>in</strong>flussen, wie z. B.:Volkswirtschaftliche Bedeutung der Forst- und <strong>Holz</strong>wirtschaft für Thür<strong>in</strong>gen:Die Umsätze des Clusters Forst & <strong>Holz</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen liegen mit rund 2,1 Mrd. Euro pro Jahr an vierter Stelle imVergleich mit anderen Wirtschaftssektoren (TMLNU 2007). Demzufolge hat der Sektor e<strong>in</strong>e hohe Bedeutung fürdie Wirtschaftskraft des Freistaates und se<strong>in</strong>er Menschen.Sozio-ökonomische Bedeutung:Thür<strong>in</strong>gen ist mit kle<strong>in</strong>eren Wirtschafträumen bzw. Industrieregionen im Vergleich zu anderen Bundesländernstark ländlich geprägt. Daher stellt der Sektor Forst- und <strong>Holz</strong>wirtschaft e<strong>in</strong>e wesentliche Säule für <strong>den</strong> Arbeitsmarkt<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen und das E<strong>in</strong>kommen der hier leben<strong>den</strong> Menschen dar. Gegenwärtig s<strong>in</strong>d mehr als 40.000Menschen <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> der Forst- und <strong>Holz</strong>wirtschaft beschäftigt (TMLNU 2007).Aktuelle <strong>Wald</strong>- bzw. Bestandesverhältnisse:52Entschei<strong>den</strong>de Merkmale für vitale und stabile Wälder s<strong>in</strong>d deren Standortgerechtigkeit und Naturnähe. Diegegenwärtige Baumartenbestockung ist <strong>in</strong> vielen Bereichen das Ergebnis von großen Wiederaufforstungen nach<strong>Wald</strong>verlusten mit dem Ziel, möglichst schnell e<strong>in</strong>en <strong>Wald</strong>charakter wiederherzustellen. Die Gründe für die<strong>Wald</strong>verluste s<strong>in</strong>d sehr verschie<strong>den</strong> und können weit <strong>in</strong> die Geschichte zurückreichen, wie z. B. die dramatische<strong>Holz</strong>not im 16., 17. und 18. Jahrhundert, Reparationshiebe nach dem II. Weltkrieg oder große Sturm-, Schneebruch-und Borkenkäferkalamitäten. Dies führte zur aktuellen, nadelholzdom<strong>in</strong>ierten Baumartenverteilung, dieerheblich von der potentiellen natürlichen Vegetation abweicht (vgl. ARENHÖVEL 2007). Diese Bestockungen s<strong>in</strong>dgeprägt durch weitgehendes Fehlen der Fähigkeit zur Selbstregulation – nicht nur <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen, sondern allgeme<strong>in</strong><strong>in</strong> <strong>den</strong> naturfernen und kulturbestimmten Wäldern Deutschlands und somit druch teilweise erheblichverh<strong>in</strong>derte Vitalität und Stabilität, e<strong>in</strong>e Situation, die durch Schadstoffe<strong>in</strong>träge zusätzlich verschärft wird.Langfristig ist die Forstwirtschaft bestrebt, <strong>den</strong> Laubholzanteil <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen zu erhöhen und <strong>Wald</strong>stabilität und–vitalität durch <strong>den</strong> Aufbau naturnaher, standortgerechter Mischwälder mit hoher vertikaler und horizontalerStruktur zu fördern (Abb. 5). Dies erfordert jedoch Ressourcen verschie<strong>den</strong>ster Art (ARENHÖVEL 2007).Abb. 5: Aktuelle Baumartenzusammensetzung <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen (TLWJF 2005) und angestrebteBaumartenentwicklung <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen (TLWJF unveröffentlicht)<strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> und <strong>Klima</strong>wandel - Rolle der Forstwirtschaft


Naturschutz, Erholung, Tourismus und Landschaftspfl ege:Die Schutz- und Erholungsfunktionen des <strong>Wald</strong>es haben neben der Nutzfunktion e<strong>in</strong>en hohen Stellenwert fürdie Gesellschaft und die Umwelt. Demzufolge wer<strong>den</strong> die Entscheidungen der Forstwirtschaft und ihre Bewirtschaftungauch maßgeblich durch die Ansprüche der Menschen an <strong>den</strong> <strong>Wald</strong> und die Erfordernisse des Naturschutzesmitbestimmt.Energiesicherheit bzw. Unabhängigkeit bei der Energieversorgung:E<strong>in</strong>e eigenständige Energieversorgung, basierend auf heimischen, nachwachsen<strong>den</strong> Energieträgern, gew<strong>in</strong>ntimmer stärker an Bedeutung. Dies hat direkte Folgen für die Nutzungsansprüche an <strong>den</strong> <strong>Wald</strong>.Daher kann der <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>aspekt nicht alle<strong>in</strong>iges Kriterium für langfristige Entscheidungen der <strong>Wald</strong>bewirtschaftungse<strong>in</strong>, sondern stellt e<strong>in</strong> weiteres, wichtiges Kriterium für Entscheidungen der Forstwirtschaft und derPolitik dar. Am Beispiel der Nutzungsoption „Nullnutzung“ mit dem errechneten hohen <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>effekt solldies beispielhaft aufgezeigt wer<strong>den</strong>, da gerade von dieser Nutzungsoption viele der oben dargelegten Aspekte <strong>in</strong>erheblicher Weise berührt wer<strong>den</strong> 12, 13 .Die Berechnung der Bestandesvorräte des ungenutzten <strong>Wald</strong>es zum Zeitpunkt 2042 ergibt sehr hohe Hektar-Werte gegenüber e<strong>in</strong>er <strong>Wald</strong>bewirtschaftung (Abb. 6 und Abb. 7).53Abb. 6: Vorratsentwicklung nach Baumartengruppen entsprechendder BWI-/ WEHAM-Modellierung für dieNutzungsoption nach BWIAbb. 7: Vorratsentwicklung nach Baumartengruppen entsprechendder BWI-/ WEHAM-Modellierung für dieNutzungsoption nach „Nullnutzung“Bereits heute befi n<strong>den</strong> sich die <strong>Holz</strong>vorräte der Wälder <strong>in</strong> Deutschland auf e<strong>in</strong>em sehr hohen Niveau (BMVEL2004). Da es sich bei der aktuellen Bestockung <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen zu e<strong>in</strong>em hohen Anteil um <strong>Wald</strong>bestände mit e<strong>in</strong>geschränkterNaturnähe und demzufolge reduzierter Stabilität und Vitalität handelt, ist davon auszugehen, dasssich die rechnerisch hergeleiteten Vorräte auf e<strong>in</strong>em Niveau bewegen, das sich so <strong>in</strong> der Natur nicht e<strong>in</strong>stellenwird. Wesentliches Kriterium für die Stabilität von <strong>Wald</strong>ökosystemen s<strong>in</strong>d Selbstregulationsmechanismen; e<strong>in</strong>ehohe Bestandesdichte mit hohen Vorräten führt meist zu Vitalitätsbee<strong>in</strong>trächtigungen (THOMASIUS 1988).12 Auf die Bewertung der wirtschaftlichen und sozio-ökonomischen Aspekte wird hier verzichtet, da sich aus diesen Aspekten e<strong>in</strong> großflächigerNutzungsverzicht verbietet. Die Gesellschaft fragt <strong>den</strong> Rohstoff <strong>Holz</strong> nach, der Sektor Forst- und <strong>Holz</strong>wirtschaft stellt e<strong>in</strong>e wichtigeWirtschaftsgröße dar und jeder Verzicht auf <strong>Holz</strong>nutzung im großen Umfang im eigenen Land führt zu e<strong>in</strong>er Verstärkung des Nutzungsdruckesauf die Wälder im Ausland. Dies kann mit hoher Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit zu e<strong>in</strong>er Gefährdung wertvoller Urwälder und zu zusätzlichenEmissionen aufgrund der Transportwege führen. Darüber h<strong>in</strong>aus können sich weitere negative die Folgen für Ökologie und <strong>Klima</strong> ergeben,da kaum auf die Art der Bewirtschaftung E<strong>in</strong>fluss genommen wer<strong>den</strong> kann und demzufolge e<strong>in</strong>e nachhaltige <strong>Wald</strong>wirtschaft, wie sie <strong>in</strong>Deutschland praktiziert wird, nicht gewährleisten wer<strong>den</strong> kann.13 Die angeführten Aspekte können ebenso auf die Nutzungoption „Realistische Nutzung“ übertragen wer<strong>den</strong>. Auch hier steigen die Bestandesvorräteschon nach kurzer Zeit sehr stark an, mit der Folge abnehmender Vitalität, s<strong>in</strong>kender Stabilität und letztendlich steigendemRisiko zusammenzubrechen. Selbst e<strong>in</strong>e wirtschaftliche Verwertung des Schadholzes ist immer mit Wertm<strong>in</strong>derung (und damit niedrigererE<strong>in</strong>satzquote für langlebige <strong>Holz</strong>produkte) verbun<strong>den</strong>.<strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> und <strong>Klima</strong>wandel - Rolle der Forstwirtschaft


Seite erhöht die leichte Absenkung der gegenwärtig sehr hohen Bestandesvorräte die Stabilität des C-Speichers<strong>Wald</strong> und optimiert <strong>den</strong> Zuwachs der Bestände. Auf der anderen Seite dient die dieser Option zugrunde liegendeErhöhung des Anteils langlebiger Produkte e<strong>in</strong>er Verbesserung der <strong>Holz</strong>nutzung aus klimaökologischer Sicht.Darüber h<strong>in</strong>aus kann die <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>bilanz e<strong>in</strong>er nachhaltigen Forst- und <strong>Holz</strong>wirtschaft zusätzlich gesteigertwer<strong>den</strong>, wenn es gel<strong>in</strong>gt:a) auch große Anteile des Altholzes e<strong>in</strong>er stofflichen Verwertung zuzuführen, bevor sie für die Erzeugung vonWärme und Strom genutzt wer<strong>den</strong>, <strong>den</strong>n erst e<strong>in</strong>e solche Kaska<strong>den</strong>nutzung des Rohstoffes <strong>Holz</strong> schöpftdas <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>potential von <strong>Wald</strong> und <strong>Holz</strong> optimal aus undb) die <strong>Wald</strong>fläche langfristig zu erhöhen und bestehende Wälder zu erhalten – national wie auch <strong>in</strong>ternational.Neben der damit verbun<strong>den</strong>en Freisetzung von Treibhausgasen führt jede dauerhafte <strong>Wald</strong>vernichtung zue<strong>in</strong>er sogenannten positiven Rückkopplung für das <strong>Klima</strong>, da hiermit immer e<strong>in</strong> Verlust an Senkenkapazitätverbun<strong>den</strong> ist.Durch die drei Aspekte ‚<strong>Wald</strong>nutzung’, ‚<strong>Wald</strong>erhalt’ und ‚<strong>Wald</strong>mehrung’ kann gerade der Sektor ‚<strong>Wald</strong> und <strong>Holz</strong>’kurz- bis mittelfristig e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag zum <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> leisten, der e<strong>in</strong>en Zeitgew<strong>in</strong>n br<strong>in</strong>gt, bis neueTechnologien im technischen Bereich wirklich effektiv die Emissionen an Treibhausgasen m<strong>in</strong>dern. Bereits die<strong>Klima</strong>rahmenkonvention von 1992 sieht es als dr<strong>in</strong>gend erforderlich an, alle Möglichkeiten und Maßnahmenzum <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> zu nutzen, um gravierende Auswirkungen des <strong>Klima</strong>wandels zu vermei<strong>den</strong> und führt dazuaus: „In Fällen, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en ernsthafte oder nicht wieder gutzumachende Schä<strong>den</strong> drohen, soll das Fehlen e<strong>in</strong>ervölligen wissenschaftlichen Gewissheit nicht als Grund für das Aufschieben solcher Maßnahmen dienen, wobeizu berücksichtigen ist, dass Politiken und Maßnahmen zur Bewältigung der <strong>Klima</strong>änderungen kostengünstigse<strong>in</strong> sollten, um weltweite Vorteile zu möglichst ger<strong>in</strong>gen Kosten zu gewährleisten.“ (UNFCCC 1992). Dies wirdergänzt durch <strong>den</strong> Artikel 4, der im Punkt d) des ersten Absatzes explizit auch die Bedeutung der Wälder benennt.Demnach s<strong>in</strong>d die Vertragsparteien verpflichtet, „e<strong>in</strong>e nachhaltige Bewirtschaftung sowie die Erhaltungund Verbesserung von Wälder (zu) fördern“. Für die Industriestaaten wer<strong>den</strong> die Verpflichtungen zusätzlichspezifi ziert, wonach diese Staaten ausdrücklich verpflichtet s<strong>in</strong>d, ihre Treibhausgassenken und -speicher – alsoauch <strong>Wald</strong> – zu schützen und zu erweitern.55VIII.) LiteraturArenhövel, W. (2007): Die Fichte <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen. In: Zukunftsorientierte Fichtenwirtschaft – Tagungsband undProjektergebnisse. Thür<strong>in</strong>ger Landesanstalt für <strong>Wald</strong>, Jagd und Fischerei (Hrsg.), S. 4-18, Gotha.Brown, S., B. Lim, and B. 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56Burschel, P., Kürsten, E. und Larson, B. C. (1993): Die Rolle von <strong>Wald</strong> und Forstwirtschaft im Kohlenstoffhaushalt- E<strong>in</strong>e Betrachtung für die Bundesrepublik Deutschland. München, ForstwissenschaftlicheFakultät der Universität München und Bayerische Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt.Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) (2007): State of the World Forests 2007. Rom.Mund, M., Profft, I., Wutzler, T., Schulze, E.-D., Weber, G., Weller, E. (2006): Vorbereitung für e<strong>in</strong>e laufendeFortschreibung der Kohlenstoffvorräte <strong>in</strong> <strong>den</strong> Wäldern Thür<strong>in</strong>gens – Abschlussbericht zur 2. Phasedes BMBF-Projektes „Modelluntersuchungen zur Umsetzung des Kyoto-Protokolls“. Thür<strong>in</strong>ger Landesanstaltfür <strong>Wald</strong>, Jagd und Fischerei (Hrsg.), Gotha.Profft, I. und Seiler, M. (2007): Die Fichte im Spiegel des <strong>Klima</strong>wandels. In: Zukunftsorientierte Fichtenwirtschaft– Tagungsband und Projektergebnisse. Thür<strong>in</strong>ger Landesanstalt für <strong>Wald</strong>, Jagd und Fischerei(Hrsg.), S. 68-79, Gotha.Taverna, R., Hofer, P., Werner, F., Kaufmann, E., Thürig, E. (im Druck): CO2-Effekte der Schweizer <strong>Wald</strong>- und<strong>Holz</strong>wirtschaft. Bundesamt für Umwelt, Bern.Thomasius, H. (1988): Stabilität natürlicher und künstlicher <strong>Wald</strong>ökosysteme sowie deren Bee<strong>in</strong>flußbarkeitdurch forstwirtschaftliche Maßnahmen (Teil I). Allgeme<strong>in</strong>e Forstzeitung, 43, S. 1037-1043.Thür<strong>in</strong>ger Landesanstalt für <strong>Wald</strong>, Jagd und Fischerei (TLWJF) (2005): Bundeswald<strong>in</strong>ventur II im FreistaatThür<strong>in</strong>gen. Mitteilungen, Heft 24/2005, Thür<strong>in</strong>ger Landesanstalt für <strong>Wald</strong>, Jagd und Fischerei (Hrsg.),Gotha.Thür<strong>in</strong>ger M<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt (TMLNU) (2003): Forstbericht 2003.Thür<strong>in</strong>ger M<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt (Hrsg.), Erfurt.Thür<strong>in</strong>ger M<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt (TMLNU) (2004): Forstbericht 2004.Thür<strong>in</strong>ger M<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt (Hrsg.), Erfurt.Thür<strong>in</strong>ger M<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt (TMLNU) (2005): Forstbericht 2005.Thür<strong>in</strong>ger M<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt (Hrsg.), Erfurt.Thür<strong>in</strong>ger M<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt (TMLNU) (2006): Forstbericht 2006.Thür<strong>in</strong>ger M<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt (Hrsg.), Erfurt.Thür<strong>in</strong>ger M<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt (TMLNU) (2007): Cluster Forst und <strong>Holz</strong>– Chancen für Thür<strong>in</strong>gen. Thür<strong>in</strong>ger M<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt(Hrsg.), Erfurt.United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) (1992): <strong>Klima</strong>rahmenkonvention derVere<strong>in</strong>ten Nationen. Unter: http://unfccc.<strong>in</strong>t/resource/docs/convkp/convger.pdf, Abruf am08.09.2007.Wagner, S. (2004): <strong>Klima</strong>wandel - e<strong>in</strong>ige Überlegungen zu waldbaulichen Strategien. Forst und <strong>Holz</strong>,59, S. 394-398.Werner, F., Taverna, R., Hofer, P. und Richter, K. (2006): Greenhouse Gas Dynamics of <strong>in</strong>creased Use of Wood<strong>in</strong> Build<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Switzerland. Climatic Change, 74, S. 319–347Wirth C., Schulze E.-D., Schwalbe G., Tomczyk S., Weber G. und Weller E. (2004): Dynamik der Kohlenstoffvorräte<strong>in</strong> <strong>den</strong> Wäldern Thür<strong>in</strong>gens - Abschlussbericht zur 1. Phase des BMBF-Projektes „Modelluntersuchungenzur Umsetzung des Kyoto-Protokolls“. Thür<strong>in</strong>ger Landesanstalt für <strong>Wald</strong>, Jagd und Fischerei(Hrsg.), Gotha.<strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> und <strong>Klima</strong>wandel - Rolle der Forstwirtschaft


www.waldundklima.net – Das offene Internetportal zu <strong>Wald</strong>, <strong>Holz</strong> & <strong>Klima</strong>Ingolf Profft und Michael SeilerThür<strong>in</strong>ger Landesanstalt für <strong>Wald</strong>, Jagd und Fischerei, CarboEurope-IP/DEMO projectJägerstraße 1, 99867 GothaDas Interesse der Menschen am Thema <strong>Wald</strong> ist ungebrochen und die Erwartungen der Gesellschaft an <strong>den</strong><strong>Wald</strong> s<strong>in</strong>d sehr vielgestaltig. Die jährlich veröffentlichten Zahlen zum Gesundheitszustand des <strong>Wald</strong>es wer<strong>den</strong>mit regem Interesse von <strong>den</strong> Medien aufgegriffen und von der Bevölkerung zur Kenntnis genommen. Die wesentlichstenInformationen bleiben auch <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung, aber das Thema ‚<strong>Klima</strong>wandel’ e<strong>in</strong>schließlich der sichfür <strong>den</strong> <strong>Wald</strong> ergeben<strong>den</strong> Folgen fi ndet sich kaum <strong>in</strong> <strong>den</strong> Berichten wieder und wird daher auch kaum als Problemvon <strong>den</strong> Menschen wahrgenommen. Ebenso s<strong>in</strong>d vielen Menschen die Zusammenhänge zwischen <strong>Wald</strong>wachstum,CO2-Aufnahme, <strong>Holz</strong> und <strong>Holz</strong>verwendung als e<strong>in</strong>e Möglichkeit des direkten <strong><strong>Klima</strong>schutz</strong>es kaumbekannt. Die Forstwissenschaft und auch die Forstpraxis beschäftigen sich jedoch seit längerem <strong>in</strong>tensiv mit diesenThemen. An vielen Instituten und Forschungse<strong>in</strong>richtungen, bei Vere<strong>in</strong>en, bei Landesforstverwaltungen undanderen Institutionen laufen Untersuchungen, Forschungsprojekte oder regionale Arbeiten rund um <strong>den</strong> <strong>Klima</strong>wandelund die Rolle von <strong>Wald</strong> und <strong>Holz</strong> im globalen Kohlenstoffkreislauf. Jedoch ist es für <strong>den</strong> <strong>in</strong>teressiertenBürger, für Schüler, Stu<strong>den</strong>ten, Lehrer, aber auch Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaftschwierig, Zugang zu <strong>den</strong> Informationen über die Leistungen von <strong>Wald</strong> und nachhaltiger Forstwirtschaft für das<strong>Klima</strong>, aber auch über die Gefährdung der Wälder durch <strong>den</strong> <strong>Klima</strong>wandel zu bekommen. Aus diesem Grundwurde das Internetportal „<strong>Wald</strong> & <strong>Klima</strong>“ unter der Adresse http://www.waldundklima.net aufgebaut.Das Hauptziel dieses Portals ist die Bündelung und thematisch gegliederte Aufbereitung der Vielzahl von Informationenzum Themenkomplex <strong>Wald</strong> – <strong>Holz</strong> – <strong>Klima</strong> und die Bereitstellung dieser <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er offenen und unabhängigenInternetplattform. Mit „<strong>Wald</strong> & <strong>Klima</strong>“ wurde die Basis für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternetbasierte, fundierte Wissensvermittlunggeschaffen, an der sich alle Forschungse<strong>in</strong>richtungen, Institutionen, Forstverwaltungen, aber auchProjektträger, Vere<strong>in</strong>e und Verbände beteiligen können und ihre Arbeiten und Ergebnisse sowie Beiträge aus derPraxis und H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen rund um <strong>den</strong> dargestellten Themenkomplex präsentieren können.Ausgehend von dem Charakter als offene und kostenfreie Wissensplattform bietet sich für die verschie<strong>den</strong>stenInstitutionen die Möglichkeit, sich aktiv mit Beiträgen an www.waldundklima.net zu beteiligen.65Wenn Sie bzw. Ihre Institution auf dem Gebiet der Forschung zum angesprochenen Themenkomplex tätig s<strong>in</strong>d,über <strong>in</strong>teressante Informationen und Fakten hierzu verfügen und/oder mit Projekten im Bereich der Forstwirtschaftoder der <strong>Holz</strong>nutzung aktiv zur CO2-Entlastung der Atmosphäre beitragen, möchten wir Sie e<strong>in</strong>la<strong>den</strong>,sich an der <strong>in</strong>haltlichen Ausgestaltung dieser Plattform zu beteiligen. Auf diese Weise besteht die Chance, dieBedeutung der Wälder der Erde, deren Schutz und nachhaltige Nutzung des nachwachsen<strong>den</strong> Rohstoffes <strong>Holz</strong>für das <strong>Klima</strong> möglichst umfassend darzustellen, aber auch auf die Grenzen e<strong>in</strong>er gezielten Kohlenstoffb<strong>in</strong>dungund -speicherung im Ökosystem <strong>Wald</strong> und die Gefahren, die sich aus e<strong>in</strong>er <strong>Klima</strong>erwärmung für <strong>den</strong> <strong>Wald</strong>ergeben, e<strong>in</strong>zugehen. E<strong>in</strong>zige Voraussetzung für e<strong>in</strong>e Beteiligung an dem Internetportal „<strong>Wald</strong> & <strong>Klima</strong>“ istdie Bereitschaft zu Kooperation und Vernetzung. Dies kann zum e<strong>in</strong>en auch die Dr<strong>in</strong>glichkeit für e<strong>in</strong> aktivesHandeln verdeutlichen und zusätzlich zu e<strong>in</strong>er aktiven (Mit)Arbeit bei bisher noch passiven potentiellen Handlungspartnernführen. Zum anderen zeigt dies, dass sich die e<strong>in</strong>zelnen Handlungspartner nicht aus re<strong>in</strong>emEigen<strong>in</strong>teresse im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Existenzberechtigung mit diesem Thema beschäftigen, sondern der Schutz des<strong>Klima</strong>s nur geme<strong>in</strong>sam unter Ausnutzung aller zur Verfügung stehen<strong>den</strong> Mittel, Möglichkeiten und Ansätzezukunftsweisend und langfristig erreicht wer<strong>den</strong> kann.<strong><strong>Klima</strong>schutz</strong> und <strong>Klima</strong>wandel - Rolle der Forstwirtschaft

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