Was ist los in Hille - Hiller Anzeiger

Gestalteten den Erinnerungsgottesdienst an der Kapelle Maria-Magdalena in Südhemmern
gemeinsam: Gemeindepfarrer Daniel Brüll und die beiden Standortpfarrer der Herzog- von-
Braunschweig-Kaserne in Minden, Pastor Hagenberg und Pastor Dr. Meyer (v. links)
Erinnerungsgottesdienst an das Ende
der Schlacht bei Minden vor
250 Jahren in Südhemmern
Hille/Südhemmern: Würdig und dem historischen
Tag angemessen war der Gottesdienst
am 2. August 2009 vor der Kapelle
Maria-Magdalena in Südhemmern zur Erinnerung
an das Ende der Schlacht bei Minden
vor 25o Jahren. Hunderte hatten sich
dazu unter freiem Himmel vor der kleinen
Kapelle versammelt, um dem ökumenischen,
musikalisch und gesanglich vom
Posaunen-, dem Gemischten Chor und Gemeindepfarrer
Daniel Brüll, sowie den
beiden Standortpfarrern der Herzog- von
Braunschweig- Kaserne in Minden, Dr.
York-Herwarth Meyer und Pastor Hagenberg,
mitgestalteten Gottesdienst beizuwohnen.
Tenor der Liturgie und der Predigt war,
den Irrsinn von Kriegen aufzuzeigen und
Frieden unter den Völkern anzumahnen.
Wie viel mehr Gutes könne man tun, so Pastor
Dr. York-Herwarth Meyer in seiner eindrucksvollen
Predigt, wenn es gelänge, die
Unsummen, die Kriege verschlingen, für
friedliche Zwecke zum Wohle der Menschheit
einzusetzen. Eine Forderung, die immer
wieder erhoben werden müsse, auch angesichts
des Erinnerungsgottesdienstes an der
historischen Südhemmeraner Kapelle, wo
man nach der gewonnenen Schlacht bei
Minden am 2. August vor 25o Jahren ebenfalls
einen Gottesdienst abgehalten und
zweifellos auch des Grauens der Schlacht,
ihrer Toten und verstümmelten Verwundeten
gedacht habe. Ortsheimatpfleger Hermann
Peithmann, der zuvor die Teilnehmer
des Gedenkgottesdienstes willkommen geheißen
hatte, erinnerte an die Situation der
Südhemmeraner zur damaligen Zeit, denen
die Angst in den Gesichtern gestanden habe
angesichts der Verwundeten, „die hier in den
Scheunen der Höfe untergebracht waren“
und fügte hinzu, „es ist gut, dass wir uns
heute die Zeit nehmen, den Blick zu weiten
um die Ereignisse richtig einzuordnen.“
Historiker Martin Steffen von der Universität
Bielefeld leistete mit seinem Vortrag
am Anschluss an den Gottesdienst im vollbesetzten
Gemeindehaus dazu einen nicht
unerheblichen Beitrag. Anschaulich versetzte
er die Zuhörer zurück in die Zeit von
vor 25o Jahren, erläuterte die
Aufmarschpläne der beiden
Kontrahenten und
kam zu dem Schluss, dass
die Schlacht bei Minden mit der Einnahme
der Stadt durch die Franzosen bereits
vorprogrammiert war, „ denn wer damals
Minden fest in der Hand hatte,“ so der
Historiker, „ hatte gute Chancen, mit Erfolg
gegen Hannover militärisch vorzugehen.
Das wiederum wollten die Engländer mit
ihrem aus dem Welfen-Haus stammenden
König Georg I. auf jeden Fall vermeiden,
was in der Schlacht bei Minden durch den
Sieg über die Franzosen auch gelang.“
Südhemmern, das nicht Kampfgebiet war,
hatte dennoch durch die Einquartierung englischer
Truppen, die versorgt werden mussten,
noch lange nach Beendigung der
Schlacht erhebliche Lasten zu tragen, „ die
schließlich dazu führten“, so Historiker
Steffen, „ dass man sich an den Preußenkönig
Friedrich den Großen wandte mit der
Bitte, er möge doch dafür sorgen, dass die
Engländer alsbald Südhemmern verlassen“-
Festzuhalten bleibt auch, dass einige
englische Soldaten Ehen mit hiesigen Frauen
eingegangen und nicht wieder in ihre
Heimat zurückgegangen sind. Überliefert ist
zudem, dass die Kapelle Maria-Magdalena
in Südhemmern in englischen Geschichtsbüchern
einen festen Platz eingenommen
hat als jenes Gotteshaus, von dem aus
Herzog Ferdinand von Braunschweig sein
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historisches Schreiben über den Sieg in der
Schlacht bei Minden an den englischen
König verfasst hat. “Mit dem Sieg über die
Franzosen in der Schlacht bei Minden,“ so
Historiker Martin Steffen zum Schluss seiner
detaillierten Ausführungen, „ war Frankreich
militärisch erheblich geschwächt.
England hingegen konnte sich danach
auch in den Auseinandersetzungen mit
Frankreich in Amerika erfolgreich behaupten.“
Die Schlacht bei Minden habe dazu
zweifellos auch einen nicht unerheblichen
Anteil und deswegen nach Meinung von
Historikern auch weltpolitische Bedeutung
gehabt. Wer Interesse hatte, konnte sich
nach dem Vortrag des Historikers durch
Ortsheimatpfleger Hermann Peithmann
über den Werdegang der Kapelle Maria-
Magdalene informieren lassen, die bereits
1324 geweiht, 1676 Opfer einer Feuersbrunst
und ab dem 22. Juli 1687, dem Tag
der Maria-Magdalene, wieder aufgebaut
wurde und seither in ihrem baulichen
Charakter unverändert geblieben ist.
Zweifellos eine würdige Stätte, nicht nur
an eine kriegerische Auseinandersetzung
von vor 25o Jahren zu erinnern und ihrer
Opfer zu gedenken, sondern auch und vor
allem Frieden unter den Völkern
anzumahnen.
Text und Fotos: Günter Böker
Historiker Martin Steffen von der Uni Bielefeld erläuterte den Ablauf der Schlacht bei Minden und ihre
Auswirkungen auf Südhemmern (links) und ließ im überfüllten Gemeindehaus (Rechts) die Geschehnisse von vor 25o
Jahren noch einmal lebendig werden.