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Was ist los in Hille - Hiller Anzeiger

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ordnen, e<strong>in</strong>e Welt, <strong>in</strong> der alte Werte immer<br />

mehr verloren gehen, gebe ich Orientierungen.<br />

Ich vergebe Preise, den „Horst“, um zu<br />

zeigen, was gut <strong>ist</strong> und was schlecht.<br />

Wer bekommt den Preis?<br />

Es gibt verschiedene, zum Teil sehr aberwitzige<br />

Kategorien. Im Juli war der Dalai Lama <strong>in</strong><br />

Deutschland. Der bekommt bei mir e<strong>in</strong>en Preis<br />

<strong>in</strong> der Kategorie „Bestes Bodenpersonal“. Andere<br />

Kategorien s<strong>in</strong>d „Bestes Jubiläum“ oder<br />

„Bester Kandidat“, ich verrate mal, das wird<br />

e<strong>in</strong> Ostwestfale, „Bester Produktname“ und<br />

vieles andere.<br />

Arbeitest du schon an de<strong>in</strong>em Jahresrückblick?<br />

Japanische Teekultur und deutsche<br />

Wanderlust<br />

Chr<strong>ist</strong>oph Peters Roman lädt zum Ausflug<br />

<strong>in</strong> die japanische Kultur e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> japanisches<br />

Fe<strong>in</strong>schmeckerrestaurant <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong>sheim<br />

der „Wanderfreunde Gurschenbach“<br />

irgendwo <strong>in</strong> der rhe<strong>in</strong>ischen Prov<strong>in</strong>z. Geht das<br />

zusammen? In Chr<strong>ist</strong>oph Peters neuem Roman<br />

„Mitsukos Restaurant“ schon. Peters nimmt<br />

uns mit auf se<strong>in</strong>e Erkundungen e<strong>in</strong>er fremden<br />

Kultur.<br />

Achim Wiese, Gelegenheitsschauspieler<br />

und Aushilfskoch <strong>ist</strong> fasz<strong>in</strong>iert von der japanischen<br />

Kultur. Schon als Abiturient Mitte der<br />

80iger macht er sich auf, mit se<strong>in</strong>em Freund<br />

Wolf Erben aus e<strong>in</strong>em niederrhe<strong>in</strong>ischen Ort<br />

nach Düsseldorf, um ihr bestandenes Abitur<br />

mit e<strong>in</strong>em japanischen Essen zu feiern. Dieser<br />

erste Versuch scheiterte kläglich. Wolf wird<br />

Mediz<strong>in</strong>er und Achim macht e<strong>in</strong>e Ausbildung<br />

zum Schauspieler. Viele Jahre später entdeckt<br />

Achim auf e<strong>in</strong>er Wanderung besagtes Restaurant<br />

und die Besitzer<strong>in</strong> Mitsuko.<br />

Achim verliebt sich <strong>in</strong> die schöne, geheimnisvolle<br />

Japaner<strong>in</strong> Mitsuko und heuert als Aushilfskoch<br />

<strong>in</strong> dem Restaurant an. Er entdeckt<br />

merkwürdige Gegebenheiten und <strong>in</strong>teressante<br />

Menschen <strong>in</strong> dem Lokal, angefangen mit<br />

Im Grunde ständig. Und 2009 <strong>ist</strong> e<strong>in</strong> absolutes<br />

Autojahr. Opel, Porsche, VW. Michael Schu-<br />

macher steigt wieder e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Formel 1 und<br />

Ulla Schmidt wird das Auto geklaut! Die Welt<br />

<strong>ist</strong> verrückt! Mit der Abwrackprämie f<strong>in</strong>g es<br />

an. Das heißt, du bekommst 2500 Euro für<br />

de<strong>in</strong> altes Auto, das eigentlich noch 4000 wert<br />

<strong>ist</strong>, weil das Neue im ersten Jahr 10000 Euro<br />

an Wert verliert. Das <strong>ist</strong> e<strong>in</strong> Dreisatz, den kann<br />

ich nicht, aber ich b<strong>in</strong> sicher, für mich als<br />

Steuerzahler lohnt sich das nicht wirklich!<br />

E<strong>in</strong> Kommentar zur Bankenkrise?<br />

Konfusion, der große ostwestfälische Weise<br />

sagt: „Niemand im Leben will dir jemals Geld<br />

schenken. Außer Oma und Opa.“<br />

Lieber Bernd, danke für das Gespräch !<br />

Unser Buchtipp<br />

Mitsukos Ehemann Eugen bis zu den<br />

japanischen Restaurantgästen. Von der<br />

Liebe zu Mitsuko angespornt, versucht<br />

Achim immer mehr von der japanischen<br />

Kultur kennen zu lernen. Dabei idealisiert<br />

er die japanische Kultur und se<strong>in</strong>e<br />

Beziehung zu Mitsuko. Er liebt Mitsuko,<br />

aber liebt sie auch ihn? Se<strong>in</strong> Wahrnehmungsvermögen<br />

<strong>ist</strong> bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />

Durch die Aneignung japanischer Kulturelemente<br />

- im Besonderen durch die<br />

berühmte Teezeremonie - versucht er,<br />

das Interesse Mitsukos zu wecken.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs bleibt alles nur Halbwissen<br />

und Achim muss erfahren: Nirgends<br />

macht man sich so leicht zum Narren<br />

wie <strong>in</strong> der Liebe und <strong>in</strong> der Begegnung<br />

mit e<strong>in</strong>er fremden Kultur.<br />

Soweit so e<strong>in</strong>fach, aber der Roman<br />

wäre nicht von Chr<strong>ist</strong>oph Peters, wenn<br />

diese Geschichte gradl<strong>in</strong>ig erzählt wäre.<br />

So führt Peters e<strong>in</strong>e zweite Ebene <strong>in</strong> das<br />

Buch e<strong>in</strong>. Als Kapitelüberschrift heißt es<br />

immer wieder „E<strong>in</strong>ige hundert Jahre zuvor<br />

<strong>in</strong> Japan“, nur wenige Seiten lang<br />

und zu Beg<strong>in</strong>n des Romans noch nicht<br />

e<strong>in</strong>ortbar, laufen die beiden Erzählebenen<br />

aber auf e<strong>in</strong>ander zu.<br />

Die fremde japanische Kultur übt e<strong>in</strong>e<br />

Fasz<strong>in</strong>ation auf den Protagon<strong>ist</strong>en Achim aus.<br />

Er versteht sie nicht, versucht aber Wissen<br />

über sie zu akkumulieren. Es bleibt aber nur<br />

beim Halbwissen und damit bei e<strong>in</strong>em Unverständnis.<br />

Peters lässt se<strong>in</strong>en Helden scheitern,<br />

weil er sich adaptieren will, weil er die D<strong>ist</strong>anz<br />

zwischen sich und der anderen Kultur aufheben<br />

möchte. Achim, der deutsche Wandersmann,<br />

verläuft sich, weder versteht er die japanische<br />

Teekultur noch die Zeichen Mitsukos.<br />

In se<strong>in</strong>em vorherigen Roman „E<strong>in</strong> Zimmer<br />

im Haus des Krieges“ lotet Peters das Thema<br />

fremde Kulturen und die Assimilation an sie<br />

schon e<strong>in</strong>mal aus. War es dort e<strong>in</strong> zum Islam<br />

konvertierter Deutscher, der Mitglied e<strong>in</strong>es<br />

Terrorkommandos islamischer Terror<strong>ist</strong>en <strong>in</strong><br />

Ägypten wurde. Geht es im neuen Roman etwas<br />

weniger politisch zu. Allerd<strong>in</strong>gs hier wie<br />

dort, sche<strong>in</strong>en kulturelle Differenzen nicht<br />

leicht überbrückt werden zu können. Fanatismus<br />

oder aber der Versuch der <strong>in</strong>tellektuellen<br />

Aneignung des Fremden scheitern bei Peters.<br />

Chr<strong>ist</strong>oph Peters Roman „Mitsukos<br />

Restaurant“ <strong>ist</strong> sehr leichthändig formuliert,<br />

die Figuren s<strong>in</strong>d teilweise karikaturhaft<br />

gezeichnet, fast vermag man den Spaß beim<br />

Schreiben zu verspüren. Dies alles<br />

zusammengenommen macht die Lektüre des<br />

Buches zu e<strong>in</strong>em großen Lesevergnügen.<br />

Hans-Werner Dielitzsch<br />

Chr<strong>ist</strong>oph Peters: Mitsukos Restaurant.<br />

Roman. Luchterhand Verlag, München 2009.<br />

Gebunden. 416 Seiten. 19,95 Euro<br />

Kre<strong>ist</strong>agswahl am 30. August<br />

Ute Horstmann Ulrike Grannemann<br />

für <strong>Hille</strong> und den Mühlenkreis<br />

SPD

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