Was ist los in Hille - Hiller Anzeiger

Bernd Gieseking
im Interview
Warum bist du Kabarettist?
Es ist faszinierend und macht Spaß, Menschen
anderthalb Stunden lang gut, witzig und durchaus
anspruchsvoll zu unterhalten. Komisch zu
sein, das aber nicht nur um des schnellen oder
billigen Lachers willen. Anspruchsvoll nicht
im Sinne von unverständlich oder abgehoben,
sondern indem es Bezüge gibt, zum Leben, zu
den Lebenserfahrungen, nicht nur zur Politik,
zu Westerwelle und Co. Ich habe eine Programm
geschrieben unter dem Titel „Köpper
vom Dreier, Adventures of an Ostwestfalien
Alien“, und ich erzähle zum Teil von früher,
der Angst vor dem Drei-Meter- Brett und dem
Ernten im eigenen Garten und die Leute biegen
sich vor Lachen. Ein Teil meiner Arbeiten
ist sehr selbstironisch. Ich bin da Stellvertreter.
Sehr nah an den Leuten, es ist ein bisschen, als
würde man mit mir an der Theke stehen. Und
diese Bandbreite zwischen der reinen Komik
und dem politischen Kabarett macht Spass, im
Schreiben und auf der Bühne.
Du hast einen etwas krummen Lebensweg.
(lacht) Nicht viel anders als du, ich habe nach
dem Abitur Zimmermann gelernt, du damals
Reisebürokaufmann, dann habe ich studiert, du
ja auch und dann, nach vielen ganz unterschiedlichen
kulturellen Arbeiten habe ich
mich entschlossen, mich auf das Kabarett zu
konzentrieren. Später kamen dann Autorentätigkeiten
und Moderationen dazu.
Eintrittskarten sind im Vorverkauf zum
Preis von 12.00 Euro und an der Abendkasse
für 14.00 Euro erhältlich, Karten
gibt es bei der Gemeinde Hille, bei
Papyrus und bei den Hiller Geschäftsstellen
der Volksbank und der Sparkasse
Du hast Kunst studiert...
Mein erstes Plakat habe ich damals für unsere
Lieblingsband „Donner und Doria“ aus Minden
entworfen.
Du warst mal ein „Mindener Stichling“.
Ja, Birger Hausmann hat mir damals die erste
Chance auf der Bühne und damit auch gleich
vor großem Publikum gegeben. Ich hätte nicht
gedacht, dass daraus ein Beruf werden könnte.
Letztes Jahr bin ich mit den Stichlingen gemeinsam
aufgetreten beim Open Air am Dom.
Das war klasse. Birger und ich hatten extra
einen gemeinsamen Text geschrieben. Nach 27
Jahren.
Wie beschreibst du deine Arbeit heute?
Ich bin Kabarettist und Autor, bin unterwegs
im deutschsprachigen Raum, meist mit Soloprogrammen,
dazu schreibe ich Theaterstücke
und vor allem Kinderhörspiele, „Trolle nach
Süden“ wurde grad in fünf Teilen im WDR
wiederholt, manchmal moderiere ich, immer
wieder im Radio oder z.B. bei der Verleihung
des Deutschen Karikaturenpreises in Dresden,
im Frühjahr den Wilhelm-Busch-Preis in
Stadthagen. Dazu kommt dann noch „dies und
das“, ab und zu Texte für die Taz, für Anthologien
oder „Häuptling eigener Herd“ und ähnliches.
Nach Minden, Kassel und Köln wohnst du
nun in Dortmund. Ruhelos?
Nein, neugierig.
Und Dortmund?
Hat eine hohe Lebensqualität, ich habe eine
super Wohnung gefunden und kann hier sehr
gut arbeiten, ich habe einen kleinen, aber engen
und sehr inspirierenden Freundeskreis.
Dortmund selber ist eine Stadt im Wandel, das
ist spannend, nächstes Jahr ist Ruhr 2010,
Kulturhauptstadt. Das wird spannend für die
gesamte Region. Ich selber bin auch „verortet“.
Ich habe für DSW21, den Energieversorger
eine Kinderhörspielreihe konzipiert und
geschrieben. Und, nicht ganz nebensächlich,
Dortmund liegt für mich sehr zentral zu meinen
Gastspielorten und meinen bisherigen
Wohnorten, also zu alten Freunden und Kooperationspartnern.
Ich bin ruckzuck in Minden
von hier aus.
Es scheint, als liesse dich Minden nicht
ganz los.
Nein, natürlich nicht. Meine Eltern wohnen in
Kutenhausen, ich habe immer noch Freunde
und Freundschaften und Minden ist mir weiter
auch künstlerische Heimat. Ich trete hier und
in der Region oft mit meinen Kabarettprogrammen
auf. Manchmal bringt mir Minden
selber Aufgaben und Aufträge. Ich habe viel
über den Mindener Wissenschaftler Franz
Freitag
11. Sept. 2009
20.00 Uhr
Verbundschule Hille
Boas geforscht, später ein Begründer der
amerikanischen Anthropologie, der 1883 für
ein Jahr in die Arktis ging, nur begeleitet von
seinem Diener Wilhelm Weike. Letztes Jahr
konnte ich, zusammen mit Ludger Müller-
Wille, einem Wissenschaftler aus Montreal,
die Tagebücher dieses Dieners veröffentlichen.
Ein wunderschönes Buch, erschienen in der
Schriftenreihe des Mindener Geschichtsvereines.
Aus meiner Forschungsarbeit ist ein
anderer Auftrag entstanden. Der Intendant des
Mindener Stadttheaters, Bertram Schulte, hat
bei mir ein Theaterstück über diese Reise der
beiden Mindener in die Arktis in Auftrag
gegeben. Premiere ist im Herbst 2010.
Wie verbringt ein Kabarettist den
Sommer?
Mit Arbeit! Ich schreibe zur Zeit an einem
Kinderbuch. Ich hatte aber auch Urlaub.Ich
habe mir einen Traum erfüllt und war auf
Finnland Reise. Mit Eltern sogar! Mein Bruder
ist dorthin ausgewandert, nach Lahti, und wir
haben ihn besucht. Tolle Zeit, faszinierende
Reise. Und das finnische Wetter? Diese Gerede
vom dauernden Regen ist Quatsch. Wir
hatten zwei Wochen top Wetter. Das einzige
Manko war vielleicht: Man sieht den Elch vor
lauter Bäumen nicht!
Welchen Bezug hast du zu Hlle?
Vielfältig und lange. Und neu intensiviert,
weil, und ich sage das ohne Bezahlung, weil
hier mein Reisebüro sitzt. Du hast mich bis
Bali und in die Arktis gebracht und immer
wieder nach Gomera. Danke übrigens noch,
Jochen, für die tiptop Fährbuchung nach Finnland
und den Tip mit der Tagesüberfahrt. Diese
Schärenlandschaft ist absolut irre.
Danke für die Werbung, aber was ist mit
Hille?
Naja, es gibt hier noch eine alte, unerfüllte
Liebe.
Bitte?
Das darf man vielleicht so öffentlich gar nicht
sagen, sie weiß es, glaube ich selber gar nicht,
aber ... (denkt nach) ich habe in jungen Jahren
eine Frau Steinmann sehr angeschmachtet,
aber ich hatte erst gar kein Moped, und dann
nur eine alte 250ger Enduro. Das war zu
wenig, glaube ich.
Und heute?
(lacht) Eine 1200ter BMW. Das könnte doch
jetzt reichen. (lacht) Sie wird hoffentlich andere
Kriterien in ihrem Leben haben.
Worum geht es in deinem Programm
„DeutschlandGala – die Preisverleihung“?
Was die Stiftung Warentest bei Konsumgütern
ist, bin ich für Deutschland. Um das ganze
Wirrnis von Politik und Gesellschaft mal zu