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Jahresbericht Murg-Stiftung 2008

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die Pflicht zur Verschwiegenheit. Die in heutigen Beichtstühlengeschnitzte Rose dient dem gleichen Zweck: «subrosa dictum» – unter der Rose gesagt, das muss geheim bleiben.Recht auf Datenschutz = Recht auf den Schutz der Persönlichkeit.Die PraxisIm Alltag sind wir ständig in einer Grauzone (Anrufe vonFamilien, Behörden, Ärzten, anderen Bezugspersonen). Wirmüssen uns von einer Minute zur anderen im Klaren sein, obwir Informationen geben können oder nicht. Wir brauchenimmer eine schriftliche Entbindung durch den Klienten, diebei Bevormundung auch vom Vormund unterzeichnet ist.Wir gehen jährlich mit der Klientengruppe in die Ferien.Hier herrscht eine lockere Atmosphäre, die Klienten sind gutgelaunt und wir diskutieren über verschiedene Themen inder Gruppe (Freizeit, gesellschaftliche Normen, Beziehungen,eigene Erlebnisse, Wohlbefinden, Hobbys …). Die Klientenknüpfen Kontakte zu anderen Feriengästen und sindoffen für Neues.Ein Klient hat mit einem Hotelgast über Verschiedenesdiskutiert, hat Persönliches von sich aus mitgeteilt und ausgetauscht.Am folgenden Tag war ich in der Lobby und habeauf meine Arbeitskollegin gewartet. Da kam der Gast, mitdem sich ein Klient unterhalten hatte, und fragte mich, wiees dem Bewohner gehe, er habe ihn heute noch nicht gesehenund mache sich Gedanken um ihn. Ich war überrascht vonder Frage, habe mit dem Gast gesprochen und ihn informiert,dass ich ihm aus Datenschutzgründen keine Auskünftegeben darf. Der Gast hatte dafür grosses Verständnis undwir haben über dieses Thema im Allgemeinen diskutiert.Der Datenschutz hat nicht nur in der Pflege einen hohenStellenwert, sondern auch bei vielen anderen Berufsgruppenwie Geistliche, Rechtsanwälte, Verteidiger, Notare, nachObligationenrecht zur Verschwiegenheit verpflichtete Revisoren,Ärzte, Zahnärzte, Apotheker und Hebammen sowiefür deren Hilfspersonen. Das sind z. B. Krankenpfleger, Arztgehilfensowie Ergo- und Physiotherapeuten. In der heutigenZeit, in der die meisten Institutionen mit Computer arbeiten,kommen noch mehr Bereiche, bei denen der Datenschutzeine Rolle spielt, dazu. Die elektronischen Daten werdengenauso geschützt wie die schriftlichen oder die mündlichen.Vor allem durch die weltweite Vernetzung, insbesonderedurch das Internet, nehmen die Gefahren hinsichtlich desSchutzes personenbezogener Daten laufend zu («Das Internetvergisst nicht.»). Die Verlagerung von IT-Aufgaben inRegionen, in denen deutsche und europäische Gesetze nichtdurchsetzbar sind und ausländische Regierungen Zugang zunicht für sie bestimmte Daten suchen, macht den Datenschutzpraktisch oft wirkungslos. Datenschützer müssen sichdeshalb zunehmend nicht nur mit den grundlegenden Fragendes technischen Datenschutzes, sondern besonders mitder effektiven Durchsetzbarkeit von Datenschutz auseinandersetzen,wenn sie Erfolg haben wollen.■Interview mit einer KlientinInterview von Joelle Angst, Betreuerin, mit Frau B.Hallo Frau B. Wir erstellen einen Bericht für das Jahresheftder <strong>Murg</strong>-<strong>Stiftung</strong> zum Thema Datenschutz und Schweigepflicht.Ein Interview soll dabei die Realität aufzeigen.Haben Sie Interesse, sich zu dieser Thematik zu äussern? Ihrepersönlichen Daten werden aus Datenschutzgründen verschwiegen.Welche Bedeutung hat das Thema Datenschutz undSchweigepflicht für Sie?Einmal in meinem Leben habe ich richtig erfahren, wasSchweigepflicht bedeutet. Bei meinem ersten Klinikaufenthalthatte ich meinen Eltern nicht gesagt, wo ich bin und woich mich aufhalte. Meine Eltern sind verzweifelt an verschiedeneStellen (Hausarzt, Lehrfirma) gelangt, aber sie wurdenimmer wieder abgewiesen mit der Begründung, es gebe eineSchweigepflicht. Und mir hat es das «Leben» gerettet.Was heisst das jedoch für die Eltern?! Für sie ist es danneine verzweifelte Suche. Aber die Schweigepflicht wurdenicht gebrochen.Haben Sie positive oder auch negative Erfahrungenbezüglich Schweigepflicht/Datenschutz gemacht, seitSie in unserer Gruppe sind?Ja, ich wollte gerne eine Büroarbeitsstelle hier in der Erle.Mein Wunsch ist jedoch wegen dem Datenschutz abgelehntworden. Ich verstehe, dass jeder Klient dem Datenschutzuntersteht und ich selber Klientin bin und das Recht habe,dass meine Daten auch geheim bleiben.7

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