IT-SySTEME IM EINZELHANDEL
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COVERSTORY<br />
<strong>IT</strong>-Trends<br />
Die Reise geht in Richtung<br />
Zentralisierung der Sys teme,<br />
Self-Service, Wireless<br />
Tech no logies und Inter-<br />
nationalisierung.<br />
I<br />
n den letzen Jahren ha -<br />
ben sich einige eindeutige<br />
<strong>IT</strong>- und Investitions-Trends<br />
im Handel herauskristallisiert, be -<br />
richtet Ulrich Spaan vom EHI Retail<br />
Institute:<br />
1. Zentralisierung der Systeme:<br />
Wir stellen fest, dass sich mit der Ausbreitung<br />
von Breitband- und anderen<br />
Hochgeschwindig keitsnetz werken der<br />
Informationsfluss zwischen Filialen<br />
und Zentrale extrem beschleunigt<br />
hat. Daraus folgt: Mehr und mehr<br />
Handelsunternehmen siedeln Teile<br />
ihrer Filial-<strong>IT</strong> nicht mehr in den<br />
Geschäften, sondern den Zentralen<br />
an. Dies gilt für die Filialwaren wirtschaft<br />
wie auch für bestimmte Software-Anwendungen<br />
wie Personal einsatz<br />
planung, aber auch für Teile der<br />
Kassensoftware. Die Vorteile der<br />
Zen tralisierung liegen auf der Hand:<br />
Höhere Datenqualität und- genauigkeit<br />
durch zentrale Pflege, Entlastung<br />
der Filialmitarbeiter von <strong>IT</strong>-Aufgaben,<br />
Harmonisierung von Prozessen wie<br />
Aktionssteuerung, Plakatdruck etc.,<br />
zeitnaher Zugriff auf Filialumsätze.<br />
Der Aufbau von webbasierten Intranet-<br />
und Extranet-Lösungen wird im<br />
Zuge dieser Entwicklung weiter zu -<br />
neh men.<br />
2. Self-Service: Der Begriff der<br />
„Selbst bedienung“, ursprünglich nicht<br />
technologisch definiert, hat in den<br />
letzten Jahren eine völlig neue Be -<br />
deutung erhalten. Die Ausbreitung<br />
von Self-Checkouts, Self-Payment-Lö -<br />
sungen und PoS-Kiosksystemen ist<br />
deutlich sichtbar, die Kunden akzeptanz<br />
solcher Systeme kann (branchenabhängig)<br />
als gegeben betrachtet werden.<br />
Wir rechnen damit, dass gerade<br />
die großflächigen Handelsbetriebe<br />
weiter in solche Technologien investieren<br />
– ohne die herkömmlich<br />
bediente Kasse abzuschaffen. Dabei<br />
werden neue Technologien wie Near<br />
Field Communication bei der Bezahlung<br />
mit dem Mobiltelefon oder Fingerprint-Payment<br />
eine wichtige Rolle<br />
spielen.<br />
3. Wireless Technologies: Gerade<br />
in größeren Geschäften ist die<br />
Nutzung von Wireless Technologies<br />
bei der mobilen Datenerfassung, der<br />
Preisaus zeichnung und beim Einsatz<br />
mobiler Kiosk- oder Kassensysteme<br />
heute oft nicht mehr wegzudenken.<br />
Weitere Komponenten werden in der<br />
Zukunft wireless angebunden werden,<br />
wie zum Beispiel Peripheriegeräte an<br />
der Kasse. In diesem Zusammenhang<br />
gilt es, auch die Entwicklung von<br />
RFID auf Artikel ebene zu beobachten.<br />
Ulrich<br />
Spaan,<br />
EHI Retail<br />
Institute<br />
Bild: EHI Retail Institute<br />
Im Supply Chain Management ist in<br />
den letzten Jahren ein deutlicher<br />
Anstieg der RFID-Installationen auf<br />
Transport einheits ebene zu erkennen.<br />
Wir rechnen damit, dass sich innerhalb<br />
der nächsten 10 Jahre auch der<br />
Einsatz auf Artikelebene rechnen<br />
wird. Die Technologielandschaft in<br />
den Filialen wird sich dann signifikant<br />
verändern, denn alle Prozesse<br />
vom Wareneingang über die Preisauszeichnung<br />
und das Regal management<br />
bis zum Checkout werden<br />
davon betroffen sein.<br />
4. Internationalisierung: Die Inter -<br />
na tionalisierungswelle im Einzel handel<br />
hat in den letzten 10 Jahren stark<br />
an Fahrt zugelegt. Immer mehr<br />
Länder werden erschlossen, die technologische<br />
Infra struktur und die<br />
gesetzlichen Rah men bedingungen<br />
wei chen vom Hei mat markt ab. Dies<br />
stellt die Unter nehmen vor die<br />
Herausforderung, die <strong>IT</strong> zu harmonisieren<br />
und zu standardisieren. Vor<br />
allem die Kassensoftware ist in diesem<br />
Zusammenhang ein echter<br />
„Knack punkt“ – entsprechend viele<br />
Unter neh men investieren mo men -<br />
tan in ganzheitliche, integrierte und<br />
multinational einsetzbare Lö sungen.<br />
sich durch technologiebasierte Services<br />
gut erzeugen . Ein Beispiel dafür sind etwa<br />
Kassensysteme mit TFT-Bildschirmen .<br />
Während des Warte vor gangs werden dem<br />
Kunden via Bildschirm Informationen<br />
geboten (Service), wodurch der Kunde<br />
das Gefühl bekommt, die Wartezeit aktiv<br />
zu nutzen . Kurz gesagt: Services machen<br />
Einkaufen zunehmend zum Erlebnis .<br />
retail: Was wäre noch möglich?<br />
Langer: Bestimmte Informationen direkt<br />
am PoS: Nehmen wir einen Elektro nikfachhändler<br />
. Warum sollte er nicht Stationen<br />
mit Testberichten zum Nachlesen<br />
anbieten! Die Generation i-Phone, die von<br />
der Infor ma tions ver netzung auf kleinen<br />
Devices profitiert, erwartet sich, offen<br />
beraten zu werden, denn Information kann<br />
ohnehin jederzeit nachgeprüft werden . Bei<br />
Loyality-Systemen ist es zur Ein bin dung<br />
technologiebasierter Services ei gent lich<br />
nur ein Schritt: Wenn der Kunde ins<br />
Geschäft kommt, hält er seine Kundenkarte<br />
zum Bildschirm und bekommt dafür<br />
auf ihn abgestimmte Informationen .<br />
retail: Wenn Sie von Bild schirmen<br />
sprechen, meinen Sie damit auch<br />
„Digital Signage“?<br />
Lange: Natürlich . Digital Signage ist eine<br />
gute Möglichkeit, Inhalte zu vermitteln:<br />
Tagesaktuell, flexibel und mit der Fähigkeit,<br />
über moderne Formen der Kommu nikation<br />
wie Animation oder Film die Aufmerksamkeit<br />
des Kon su men ten zu gewinnen<br />
. Das bereits er wähnte Beispiel der<br />
Kassensysteme mit Bildschirm als Ablöse<br />
der altbekannten ein-bis zwei zeiligen<br />
Kunden anzeigen ist eine Vorstufe .<br />
retail: Welche Trends zeichnen<br />
sich am PoS noch ab?<br />
Lange: Ein wichtiges Thema ist der<br />
„Durchsatz“ an den Kassenlinien . Das<br />
Warten und Bezahlen wird von vielen<br />
Leuten als der unangenehmsten Teil des<br />
Einkaufs erlebt . Retailer können heute eine<br />
COVERSTORY<br />
„Kundenkontakt mithilfe der Technologie“<br />
retail | 14 14<br />
retail | 15<br />
Bilder: IBM<br />
Rene Langer: „Insgesamt ist<br />
der PoS ein hochinteressantes<br />
Thema, weil sich dort in den<br />
letzten zehn Jahren nicht allzu<br />
viel getan hat.“<br />
retail sprach mit Rene Langer,<br />
Sales-Experte für IBM-Retaillösungen,<br />
über den Einsatz von<br />
<strong>IT</strong>-Systemen am PoS. Seiner<br />
Ansicht nach prägen drei Themen<br />
die aktuellen Trends im Handel:<br />
Service, das Shopping-Erlebnis,<br />
vor allem aber Information.<br />
retail: Werden Informationen von<br />
und über Kunden heute schon<br />
ausreichend genutzt?<br />
Langer: Teilweise ja, vor allem bei<br />
großen Unternehmen . Technisch ist der<br />
Einsatz von Systemen, die eine umfassende<br />
Verwertung von Informationen<br />
ermöglichen, kein Problem . Von einem<br />
richtigen Trend kann man allerdings<br />
noch nicht sprechen . Hier ist natürlich<br />
auch das Thema Datenschutzbestimmungen<br />
ein wesentlicher Aspekt .<br />
retail: Inwieweit prägen Service<br />
und das Shopping-Erlebnis die<br />
Retail-<strong>IT</strong>?<br />
Langer: Die Retail-Welt verändert sich,<br />
so wie sich auch der Konsument im<br />
Laufe der Zeit geändert hat . Im tägli chen<br />
Kampf um den Kunden steht heu te nicht<br />
mehr ausschließlich die Preis schlacht<br />
im Vordergrund, sondern zu nehmend<br />
auch die Emotion . Emotionen lassen<br />
Interview<br />
Tik Tak-Register bei<br />
der Handelskete Mercator<br />
in Celje, Slowenien.<br />
noch so gute Atmosphäre in der Filiale<br />
schaffen, am Ende des Tages steht jeder<br />
Kunde vor der Kassa - und dort baut sich<br />
Frust auf, indem er warten muss . Wir<br />
sehen daher einen klaren Trend zu Self-<br />
Service-Lösungen, wie wir sie bereits von<br />
den Banken kennen . Die Banken haben<br />
ihre Kunden dazu erzogen, viele<br />
Funktionen in den Filialen selbst zu übernehmen<br />
. Es gab keine Proteste, da der<br />
Kunde sehr schnell die Vorteile erkannte,<br />
wie zum Beispiel das 24-Stunden-Service .<br />
Der Handel tendiert auch dorthin . Self-<br />
Checkout bedeutet dabei nicht zwangsläufig<br />
weniger Personal, sondern bietet viel<br />
mehr die Möglichkeit zu wählen: Will ich<br />
alles selbst machen oder gehe ich zur ge -<br />
wohn ten Kassa . Man kann durchaus<br />
sagen, dass Kunden heute eine gewisse<br />
Eigenverantwortung beziehungsweise<br />
Selbstbedienungsmöglichkeit erwarten,<br />
auch beim Bezahlvorgang .