Technologische Basisinnovationen und gesellschaftliche Entwicklung

erscheint sicher. Beide haben sich in den letzten Jahrhunderten mit großer Geschwindigkeit entwickeltund tun dies auch weiterhin.Im Übergang von der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft, den wir derzeit durchlaufen, erlebenwir sowohl einen Wandel des gesellschaftlichen Bewusstseins in Richtung kultur-kreativer WertundDenkvorstellungen, als auch das Auftreten neuer Basisinnovationen, die vor allem in die Gruppeder intellektuellen Basisinnovationen oder der sehr stark auf Wissen gestützten technologischen Innovationengehören.Das Modell der KontratieffzyklenIn der Neuzeit lässt sich nach Kontratieff die langfristige gesellschaftliche Entwicklung durch grundlegendetechnologische Innovationen stark beeinflussen. Technologische Innovationen lösen in diesemKonzept eine zyklische wirtschaftliche Entwicklung aus, die zunächst wächst, dann aber an ihre Grenzenstößt und in eine Krise verfällt, bis eine neue Innovation dem Wirtschaftsgeschehen wieder einenAufschwung ermöglicht. Kontratieff entwickelte das Modell der langfristigen Konjunkturzyklen inden 20er-Jahren anhand des damals vorliegenden empirischen Materials (Nefiodow, 2001). Er gehtdavon aus, dass die großen wirtschaftlichen Entwicklungen jeweils von Basisinnovationen ausgelöstwerden und dass die dadurch in Gang gesetzten Wachstums- und Entwicklungsprozesse irgendwannan Grenzen stoßen, die den induzierten wirtschaftlichen Entwicklungsprozess bremsen und zum Abklingenbringen.Kontratieff-Zyklen sind „lange Wellen der Konjunktur, die als „lange Phasen von Prosperität und Rezessionperiodisch auftreten“. Diese Konjunkturwellen sind nach ihrem Entdecker Nikolai Kontratieffbenannt. Er schätzt einen solchen Zyklus auf ca. 45-60 Jahre (Nefiodow, 2001, S. 2).Nefiodow beschreibt das Konzept und das Modell der bisherigen Kontratieff-Zyklen wie folgt:„Kontratieff-Zyklen sind erst seit der Entstehung der Marktwirtschaft im 18. Jahrhundert zuverlässigbeobachtet worden. Auslöser dieser Langzyklen sind ganz bestimmte technisch-wissenschaftlicheInnovationen, die im Folgenden, um sie von anderen Neuerungen abzugrenzen, Basisinnovationengenannt werden. Die wichtigsten bisher aufgetretenen Basisinnovationen und die von ihnen ausgelöstenKontratieff-Zyklen gehen aus Abbildung ZZ hervor.“ (Nefiodow, 2001, S. 3)Die von Nefiodow genannten Basisinnovationen sind• Dampfmaschine und Baumwollweberei, als Auslöser für den ersten Kontratieff-Zyklus;• Stahl- und Eisenwaren als Auslöser für den zweiten Kontratieff-Zyklus;• Elektrotechnik und Chemieindustrie als Auslöser für den dritten Kontratieff-Zyklus;• Petrochemie und Automobil als Auslöser für den vierten Kontratieff-Zyklus;• Informationstechnik und ggf. Biotechnologie als Auslöser für den fünften Kontratieff-Zyklus.Folgt man dieser Argumentation und bedenkt man, dass Informations- und Biotechnologie sowohl aufstofflicher Basis, als auch – wenn auch bislang nur im Bereich der Anwendung unkonventionellenWissens – auch auf nichtstofflicher Basis (Homöopathie, Transmateriale Katalysatoren usw.) betriebenwerden kann, so ist es vorstellbar, dass innerhalb des fünften Kontratieff-Zyklus ein Erweiterungdes naturwissenschaftlichen Paradigmas stattfinden wird oder der wissenschaftlich-technische Fortschrittüber Gen- und Nanotechnologie in eine „materialistische Sackgasse“ läuft. Diese These sollhier jedoch nur angedeutet werden. Sie wird bislang nur implizit von Autoren wie Nefiodow vertreten,der vermutet, dass der fünfte Kontratieff-Zyklus bald zum Abklingen kommt und ihm ein sechsterZyklus folgt, in dem Gesundheit und Spiritualität Auslöser für Basisinnovationen sein werden (Neviodof,2001, S. 95 ff).Wie immer man den fünften oder den fünften und sechsten Kontratjev-Zyklus sich auch vorstellenmag, in jedem Fall werden in ihm bzw. ihnen Informationstechnik, Biotechnik, psychosoziale Technologie,das Verständnis von Lebensprozessen, ein ganzheitliches Verständnis von Umwelt undmenschlicher Gesundheit sowie das Verständnis der Organisation und Intelligenz des LebendigenInnovation und Wandel.doc 12 25.05.07