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Gesundheit: Fit durch die kalte Jahreszeit - PVD Pflegedienst ...

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Foto: j.Laackman – PSL-Studioas<br />

Begutachtung von pflegebedürftigen<br />

Kindern <strong>durch</strong> den MDK<br />

Der Begutachtungsexperte Jean-Paul Weber berät seit vielen Jahren pflegebedürftige<br />

Menschen und deren Angehörige in Fragen der Begutachtung <strong>durch</strong> den Medizinischen<br />

Dienst der Krankenkassen (MDK). In seiner aktuellen Kolumne beschäftigt<br />

er sich mit der schwierigen Begutachtung von Kindern mit Pflegebedarf.<br />

Begutachtungsexperte Jean-Paul Weber<br />

Bei der Entstehung der Pflegeversicherung<br />

waren Kinder nicht als Pflegegeldempfänger<br />

vorgesehen. Aus rechtlichen Gründen<br />

musste „nachgebessert“ werden, dabei<br />

blieb es. Die Begutachtung von Kindern<br />

und Jugendlichen nach dem Pflegegesetz<br />

gestaltete sich von Anfang an als schwierig,<br />

weil <strong>die</strong> gesetzlich vorgegebenen Instrumentarien<br />

zur Begutachtung teilweise<br />

unzureichend sind. Eine wegweisende<br />

Weiterentwicklung der Begutachtungskriterien<br />

für Kinder mit Pflegebedarf hat bis<br />

zum heutigen Tage nicht stattgefunden.<br />

Bei behinderten oder chronisch<br />

erkrankten Kindern besteht neben dem<br />

zu definierenden Pflegeaufwand ein sehr<br />

hoher Zeitaufwand für Förderung und eine<br />

adäquate psychosoziale Begleitung.<br />

Das ganze Umfeld leidet<br />

Wird eine geistige oder körperliche Behinderung<br />

festgestellt, so bricht meist ein<br />

ganzes Lebenskonzept auseinander. Dieses<br />

traumatische Erlebnis begleitet oft das<br />

gesamte familiäre Umfeld ein Leben lang.<br />

Es ist für mich oft fraglich, ob sich <strong>die</strong> Gutachter<br />

<strong>die</strong>ser Tragweite bewusst sind.<br />

Die Eltern der betroffenen Kinder sind<br />

nun mal in der zusätzlichen Rolle als Pflegepersonen.<br />

Sie benötigen zur Bewältigung<br />

<strong>die</strong>ser gemeinsamen Lebenssituation eine<br />

hohe Motivation und spezielle Sachkenntnisse.<br />

Sie müssen auch sehr belastbar sein.<br />

Sie sind meist sehr kritisch und <strong>die</strong>s auch<br />

mit Berechtigung. Ihre Erwartungen an <strong>die</strong><br />

Begutachter sind hoch, was häufig zu Enttäuschungen<br />

führt.<br />

Probleme bei der Begutachtung<br />

von Kindern<br />

Häufig wird der zusätzliche Hilfebedarf<br />

bei den Verrichtungen des täglichen<br />

Lebens gegenüber einem gesunden gleichaltrigen<br />

Kind zu gering definiert. Das<br />

Führen eines „Pflegetagebuches“ über<br />

mindestens einen Monat ist ratsam. Denn<br />

damit können <strong>die</strong> Eltern ihren tatsächlichen<br />

Aufwand belegen.<br />

Vielen Gutachtern fehlt eine fachliche<br />

Kompetenz zu den Entwicklungssta<strong>die</strong>n<br />

bei Kindern. Es reicht nun mal nicht aus,<br />

selbst Mutter zu sein. Es ist bei der pflegerischen<br />

Begutachtung von Kindern unverzichtbar,<br />

sich grundlegend in den Bereichen<br />

motorische, kognitive sowie soziale<br />

Entwicklungsphasen auszukennen.<br />

Ein weiteres häufiges Problem ist<br />

<strong>die</strong> mangelnde Differenzierung zwischen<br />

grundpflegerischen Verrichtungen,<br />

behandlungspflegerischen Tätigkeiten,<br />

psychosozialer Begleitung und den oft<br />

sehr umfangreichen hauswirtschaftlichen<br />

Verrichtungen. Diese Bereiche sind meist<br />

Pflegewelt<br />

sehr eng verflochten, eine Differenzierung<br />

ist jedoch für <strong>die</strong> Begutachtung zwingend.<br />

Eine Präsenzpflicht kann beispielsweise<br />

überbewertet werden. Die ständige Verfügbarkeit<br />

pflegender Eltern verfälscht oft<br />

<strong>die</strong> „objektiven Pflege- und Betreuungszeiten“.<br />

Hier sollte der Gutachter sehr differenziert<br />

vorgehen. Oft müssen <strong>die</strong> Eltern einen<br />

sehr hohen hauswirtschaftlichen Aufwand<br />

betreiben, da das behinderte Kind beispielsweise<br />

beim Essen alles verschmutzt.<br />

Dieser Aufwand hat letztendlich keinen<br />

Einfluss auf <strong>die</strong> Pflegezeiten.<br />

Eine letzte Besonderheit ist <strong>die</strong> Festlegung<br />

der „Einschränkungen der Alltagskompetenz“<br />

bei geistig mentalen<br />

Einschränkungen, <strong>die</strong>se werden in 13 so<br />

genanten „Items“ festgehalten. An <strong>die</strong>ser<br />

Stelle kommt es oft zu Fehleinschätzungen,<br />

da eine Begutachtung sich häufig als<br />

„Momentaufnahme“ entpuppt, <strong>die</strong> nicht<br />

repräsentativ für <strong>die</strong> tatsächliche Situation<br />

ist.<br />

Dieser Beitrag kann nur anreißen, wie<br />

komplex eine Kinderbegutachtung ist und<br />

wie viele Faktoren eine wichtige Rolle spielen.<br />

Eine fachliche Beratung und Begleitung<br />

bei der Begutachtung von Kindern<br />

mit Pflegebedarf kann daher sinnvoll sein.<br />

Autorenkontakt:<br />

Jean-Paul Weber c/o Forum Lebensraum<br />

Am Schulgarten 8, 35112 Fronhausen<br />

www.forum-lebensraum.de<br />

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Pflegefreund 2/12 l 5

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