Gesundheit: Fit durch die kalte Jahreszeit - PVD Pflegedienst ...
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Schwerpunkt<br />
„zuhause ein selbstständiges Leben führen“<br />
Susanne Müller lebt mit der Kombinationspflege<br />
1960, im Alter von nur zweieinhalb Jahren, erkrankte Susanne Müller an Poliomyelitis.<br />
Sie war sehr schwer betroffen, einschließlich der Atmung, musste eineinhalb<br />
Jahre ununterbrochen im Krankenhaus verbringen. Danach stabilisierte sich ihr<br />
<strong>Gesundheit</strong>szustand für viele Jahre, bis sich Ende der 1990er Jahre ihre körperliche<br />
Konstitution verschlechterte und schließlich ein Post-Polio-Syndrom (PPS) diagnostiziert<br />
wurde.<br />
Susanne Müller mit ihrem Deckenlift<br />
Aufgrund ihrer Schwerstpflegebedürftigkeit,<br />
<strong>die</strong> nun einen Hilfebedarf rund um<br />
<strong>die</strong> Uhr nötig machte, wurde ihr schließlich<br />
eine Pflegestufe zuerkannt. Diese<br />
Pflege organisiert sie sich mittels Kombinationspflege.<br />
Diese Kombinationspflege beinhaltet,<br />
dass Susanne Müller zur Optimierung<br />
ihres Pflegebedarfs <strong>die</strong> Möglichkeit<br />
hat, Pflegegeld mit häuslicher Pflegehilfe<br />
zu kombinieren. Sie beansprucht somit<br />
gleichzeitig eine anerkannte ambulante<br />
Pflegeeinrichtung und <strong>die</strong> Pflege <strong>durch</strong><br />
eine ehrenamtliche Pflegeperson.<br />
Das ist zum Beispiel dann sinnvoll,<br />
wenn ein pflegender Angehöriger <strong>die</strong> Hilfe<br />
nicht während des ganzen Tages leisten<br />
kann. Im Fall von Susanne Müller pflegen<br />
und unterstützen ihre Familie und auch<br />
Freunde. Die anfallenden Kosten teilen<br />
sich so auf, dass <strong>die</strong> Pflegekasse zunächst<br />
<strong>die</strong> Rechnung des ambulanten Pflege<strong>die</strong>nstes<br />
bezahlt, der Rest des Pflegegeldes<br />
wird danach auf das Konto des Pflegebedürftigen<br />
überwiesen. Er kann dann <strong>die</strong><br />
private/n Hilfsperson/en „entschädigen“.<br />
Susanne Müller ist zufrieden mit ihrer<br />
Lebenssituation, auch wenn für sie <strong>die</strong><br />
Möglichkeit der Auswahl eines Pflege<strong>die</strong>nstes<br />
sehr begrenzt ist, denn in Bayreuth<br />
gibt es nur einen Pflege<strong>die</strong>nst, den<br />
sie auch nachts in Anspruch nehmen<br />
kann, um zum Beispiel im Bett gedreht<br />
zu werden. Das ist nicht immer opti-<br />
mal, zumal es häufig zu Personalwechsel<br />
kommt und es auch mit der Zuverlässigkeit<br />
mitunter hapert. „Ich bin aber ein<br />
Mensch, der sich gut auf eine Situation<br />
einstellen kann“, betont <strong>die</strong> ehrenamtlich<br />
sehr engagierte Rollstuhlfahrerin, <strong>die</strong><br />
2000 <strong>die</strong> RG Bayreuth des Bundesverbandes<br />
Polio e. V. gründete und seit 2008 Vorsitzende<br />
des Landesverbandes Bayern ist.<br />
„Ich bin froh und dankbar darüber, dass<br />
ich immer noch zuhause ein selbstständiges<br />
Leben führen kann.“<br />
Wenn sie in <strong>die</strong> Zukunft blickt, dann<br />
wünscht sie sich – vor allem in Bayreuth –<br />
ein betreutes Wohnen, das seinem Namen<br />
auch gerecht wird. Ein betreutes Wohnen<br />
mit bezahlbaren Wohnungen und einem<br />
Pflegestützpunkt im Haus, der flexibel und<br />
zeitnah auf <strong>die</strong> Bedürfnisse der Bewohner<br />
reagieren kann.<br />
Heute leben in Deutschland noch rund<br />
50 000 bis 70 000 Poliobetroffene. Bei vielen<br />
von ihnen wird nach vielen Jahren<br />
mit einem stabilen <strong>Gesundheit</strong>szustand<br />
das Post-Polio-Syndrom diagnostiziert,<br />
wo<strong>durch</strong> eine große Anzahl von ihnen auf<br />
<strong>die</strong> Hilfe von Pflege<strong>die</strong>nsten oder pflegenden<br />
Angehörigen angewiesen ist oder sogar<br />
in stationären Einrichtungen lebt. Der<br />
Übergang zur Inanspruchnahme von Pflege<br />
ist gewöhnlich langsam und stufenweise<br />
fortschreitend. Diesen Menschen empfiehlt<br />
Susanne Müller, keinen falschen Stolz zu zeigen<br />
und sich nicht weiterhin zu überlasten,<br />
sondern eine Pflegestufe zu beantragen. Wer<br />
dabei das Gefühl hat, zu niedrig eingestuft<br />
worden zu sein, sollte Widerspruch einlegen,<br />
so Susanne Müller. Wichtig sei aus ihrer<br />
Sicht in jedem Fall, <strong>die</strong> pflegenden Personen<br />
umfassend über <strong>die</strong> Besonderheiten aufzuklären,<br />
<strong>die</strong> bei der Pflege von Menschen, <strong>die</strong><br />
mit den Spätfolgen einer Poliomyelitis leben,<br />
zu beachten sind. Margit Glasow<br />
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