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Gesundheit: Fit durch die kalte Jahreszeit - PVD Pflegedienst ...

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hang mit der Impfung standen. In der Folgezeit wurden<br />

weitere, insgesamt 204 Fälle bekannt, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> Verwendung<br />

eines in den USA produzierten Totimpfstoffes<br />

gegen Polio zurückzuführen waren“, so Wöbbeking.<br />

So kam es, dass im Jahr 1960 in der Bundesre publik<br />

von den bis 4-jährigen Kindern lediglich 8 Prozent<br />

und von den 5- bis 14-jährigen Kindern lediglich<br />

3 bis 4 Prozent mit dem Totimpfstoff geimpft wurden.<br />

Das Ergebnis war, dass hier im Jahr 1960 noch fast 60<br />

Erkrankte auf 1 Million Einwohner kamen, während in<br />

Dänemark, Schweden und England – wo man nahezu<br />

flächendeckend impfte – nur 1 bis 5 Erkrankungen pro<br />

1 Million Einwohner zu verzeichnen waren.<br />

Erfolg mit der Schluckimpfung<br />

Der Durchbruch im Kampf gegen <strong>die</strong> Kinderlähmung<br />

gelang Albert Sabin 1960. Er verwendete abgeschwächte<br />

Viren für einen Lebendimpfstoff. Nach vielen internen<br />

Diskussionen wurde im Jahr 1961 schließlich der<br />

Beschluss gefasst, den neuen oralen Lebendimpfstoff<br />

des damals lizenzierten Typ I von Sabin (Schluckimpfstoff)<br />

in Westdeutschland einzusetzen.<br />

Hans-Joachim Wöbbeking weiß, wem <strong>die</strong> Erfolge<br />

gegen Polio-Erkrankung in der Bundesrepublik zu<br />

verdanken sind: „Die Herren Dr. Hein und Dr. Studt<br />

müssen hier mit Dankbarkeit genannt werden, weil<br />

mit ihrem Entschluss bereits im Jahr 1962 mehreren<br />

Tausend Kindern und Jugendlichen das Schicksal der<br />

Poliomyelitis erspart worden ist. So wurden bereits im<br />

ersten Durchgang mehr als 22 Millionen Personen in<br />

einem Zeitraum von rund 14 Tagen geimpft.“ Wöbbeking<br />

nennt <strong>die</strong> Schluckimpfung „eine bewundernswerte<br />

Leistung des staatlichen <strong>Gesundheit</strong>swesens, <strong>die</strong> es in<br />

<strong>die</strong>ser Größenordnung bis dahin nicht gegeben hatte“.<br />

Im Westen Deutschlands ging <strong>die</strong> Krankheit von<br />

1962 bis 1965 um 99 Prozent zurück. 1986 und 1990<br />

fanden hier <strong>die</strong> letzten beiden Infektionen statt, 1992<br />

wurden <strong>die</strong> letzten importierten Infektionen registriert.<br />

Durch <strong>die</strong> Schluckimpfung haben <strong>die</strong> Ärzte <strong>die</strong> Krankheit<br />

in Europa und den anderen Ländern der nördlichen<br />

Hemisphäre besiegt. Die Weltgesundheitsorganisation<br />

WHO arbeitet daran, Polio weltweit auszurotten.<br />

Noch gibt es Länder, in denen das Virus Opfer findet.<br />

In Nigeria, Tadschikistan, In<strong>die</strong>n, Kongo und Pakistan<br />

wurden in den letzten Jahren Ausbrüche mit zum<br />

Teil Hunderten von Erkrankten und Dutzenden von<br />

Toten gemeldet. Dennoch ist <strong>die</strong> Chance groß, dass <strong>die</strong><br />

Krankheit schließlich endgültig besiegt wird, wie schon<br />

zuvor <strong>die</strong> Pocken.<br />

Die Spätfolgen – das Postpoliosyndrom (PPS)<br />

Auf bis zu 50 000 schätzen Experten <strong>die</strong> Zahl der Menschen,<br />

<strong>die</strong> 40 bis 50 Jahre nach einer Ersterkrankung<br />

an Polio plötzlich wieder mit der Krankheit konfrontiert<br />

werden können. Denn heute kehrt <strong>die</strong> Kinderlähmung<br />

in Form von Spätfolgen zurück – das Post-<br />

Polio-Syndrom. Die Gründe dafür liegen in der Art<br />

und Weise, wie das Poliovirus den Körper angreift.<br />

Wirkung von Polio<br />

Auslöser der Poliomyelitis ist das Poliovirus. Unter<br />

dem Elektronenmikroskop zeigt es sich ihn als eine<br />

kleine Kugel mit einem Durchmesser von 28 bis 30<br />

Millionstel Millimeter (nm). 3D-Modelle zeigen das<br />

Virus als einen flockigen Ball. Seine Oberfläche besteht<br />

aus einem Mosaik von Eiweißmolekülen.<br />

Aufgenommen wird der Erreger <strong>durch</strong> den Mund –<br />

etwa über unsaubere Lebensmittel. Er wandert unversehrt<br />

<strong>durch</strong> den Magen und beginnt, sich im Darm zu<br />

vermehren. Bei der Mehrzahl der Infizierten werden<br />

<strong>die</strong> Viren ausgeschieden, ohne dass es zu Symptomen<br />

kommt. Wenn es dem Erreger gelingt, in <strong>die</strong> Lymphe<br />

und in <strong>die</strong> Blutbahn zu gelangen (das ist bei etwa<br />

einem Prozent der Infizierten der Fall), siedelt er sich<br />

bevorzugt in jenen Nervenzellen an, <strong>die</strong> Bewegungsmuskulatur<br />

steuern.<br />

Körpereigene Abwehrzellen beginnen den Kampf<br />

gegen <strong>die</strong> Eindringlinge. Es kommt zu Entzündungen.<br />

Es sind <strong>die</strong>se Entzündungen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Nervenzellen zerstören.<br />

Wenn mehr als 50 Prozent <strong>die</strong>ser Nervenzellen<br />

abgestorben sind, können <strong>die</strong> Muskeln nicht mehr<br />

bewegt werden. Das geschieht meist plötzlich – über<br />

Nacht treten Lähmungen auf.<br />

In vielen Fällen heilt <strong>die</strong> Krankheit nach einem Jahr<br />

aus. Die Lähmungen gehen oft vollständig zurück. Die<br />

Betroffenen verspüren keine Beschwerden mehr und<br />

führen ein normales Leben.<br />

Doch es bleiben Schäden zurück, <strong>die</strong> sich später<br />

bemerkbar machen. Denn <strong>die</strong> abgestorbenen Nervenzellen<br />

wachsen nicht nach. Stattdessen übernehmen<br />

intakt gebliebene Nervenzellen <strong>die</strong> Aufgaben<br />

ihrer toten Schwestern. Sie bilden neue Synapsen und<br />

versorgen <strong>die</strong> „verwaisten“ Muskelfasern. Durch <strong>die</strong>se<br />

zusätzliche Mehrarbeit leiden <strong>die</strong> Nervenzellen unter<br />

Dauerstress. Sie versterben früh. Lähmungen und<br />

Schmerzen kehren zurück. Die Betroffenen klagen<br />

über diffuse Beschwerden. Ärzte tun sich oft schwer,<br />

<strong>die</strong> Symptome einzuordnen. Oft dauert es lange, bis<br />

<strong>die</strong> richtige Diagnose gestellt wird. hs und mg y<br />

Foto: Bundesarchiv<br />

Schwerpunkt<br />

Die Schluckimpfung<br />

rettete Tausende Kinder<br />

vor Polio<br />

Albert Sabin<br />

Jonas Salk<br />

Pflegefreund 2/12 l 19

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