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Beraten - Studienseminar Braunschweig

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- 4 -Nach einer Einarbeitungsphase könnten neue Fach(Seminar)leiterinnen und –leiter auchermutigt werden, Beratungsansätze zu erproben, die von den seminarüblichen abweichen.Jochen Pabst (Die Chancen des zweiten und dritten Blicks – <strong>Beraten</strong> auf neuen Wegen, S.136 ff) ermuntert z. B. zu Formen gruppenbezogener Unterrichtsberatung.zu 2.1 Unterrichtsbeobachtung/-analyseEs ist zu erwarten, dass Lehrkräfte, die für die Fach(seminar)leiter-Funktion ausgewählt werdenbzw. wurden, über eine gehobene Unterrichtskompetenz verfügen, so dass sie Formen derUnterrichtsbeobachtung und –analyse kennen und sicher anwenden können.Für die Unterrichtsberatung im Rahmen der Referendarausbildung sollte diese Kompetenzweiter entwickelt werden. In Abhängigkeit von Fachanspruch, Adressatenvoraussetzungenund Beratungssituation sollten Ausbildende Beratungsschwerpunkte profilieren können, diesie variabel und flexibel in das Beratungsgespräch einbringen können.zu 2.2 BeratungsmethodenDie Entwicklung einer Beratungskompetenz erfordert u. a., dass Wirkungen eigenen Beraterverhaltenserkannt, antizipierend geplant und revidiert werden können. Hierin sollen Seminarleitereine Aufgabe im Blick auf einen Prozess der kontinuierlich angelegten Dauerreflexionsehen, der im Rahmen der Eingangsqualifikation kriterienorientiert angebahnt werden sollte.Ausgewählte weiter zu entwickelnde Kriterien sollten dabei zunächst aufmerksam machen aufunterschiedliche die Beziehungsebene determinierende Bereiche.Mögliche Bereiche:2.1 Zusammenhang von Erregung und Intelligenz2.2 Handlungsleitende Prinzipien für ein Beratungsgespräch(Selbstkongruenz, Akzeptanz, Empathie, Selbstexploration)2.3 „Vier-Ohren-Modell“ – Kommunikationsmodell(nach Schulz v. Thun)2.4 Zuhören - aktives Zuhören – Spiegeln2.5 Killerphrasen


- 5 -2.1 Zusammenhang von Erregung und Intelligenzoptimales Erregungsniveau (Berlyne). Angstz. B. MissverständnisseI Steigerung derAggressionenn Neugier-(Diskriminierungent motivation Beleidigungen, ...)eResignationlligenzErregungBeratungssituationen sollten so gestaltet werden, dass zu <strong>Beraten</strong>de in einem „optimalen Erregungsniveau“ihre Intelligenz optimal entfalten können für eine Sachauseinandersetzung.Steuerung bezieht sich hier auf den Grad der Erregung.Bei geringer Neigung des zu <strong>Beraten</strong>den an bestimmten Fragestellungen, Problemen könnte z.B. durch Neugier bzw. Interesse auslösende Impulse die Erregung im Blick auf die optimaleIntelligenzentfaltung gesteigert werden (↑).Andererseits könnten durch situationsbedingte bzw. Fehlverhaltensweisen der Gesprächspartnererzeugte Ängste ... entstehen, die sich z. B. in aggressiven resignativen Verhaltensweisenäußern. Dadurch könnte die Erregung zu <strong>Beraten</strong>der über das optimale Niveau hinaus derartgesteigert werden, dass deren Intelligenzentfaltung stark reduziert wird (↓) – eine Sachauseinandersetzungkönnte unmöglich werden.2.2 Handlungsleitende PrinzipienFür Rechtin (S. 116 – 144) sind Formen klientenzentrierter Beratung durch folgende Merkmalecharakterisiert:


- 6 -- Berater ist momentan verfügbar für den Ratsuchenden, der sich auf „diese Augenblickserfahrungin der Beziehung verlassen kann“- „der Schwerpunkt wird auf die phänomenologische Welt des (Ratsuchenden) gelegt“- der Beratungsprozess „... ist gekennzeichnet durch die Veränderung der Art des (Ratsuchenden,Erfahrungen zu machen sowie die Fähigkeit, mehr den Augenblick zu leben ...“(S. 116)Rechtin sieht in der Berücksichtigung der nachfolgend dargestellten „Verhaltensmerkmaledes Beraters“ (Kongruenz, Empathie, positive Wertschätzung) wichtige Voraussetzungen fürdas Gelingen der Kommunikation. Die Beratung sollte die Selbstexploration des Ratsuchendenfördern; sie ermöglicht die Auseinandersetzung mit eigenen „Bedürfnissen, Wünschenund Ängsten“ und ist somit Vorbedingung „für konstruktive Äußerungen“ (S. 136)KongruenzEchtsein einer helfenden Person gegenüber einem anderenUnechtsein – Fassadenhaftigkeit• eine Person drückt Gegensätzliches zudem aus, was sie fühlt und denkt• sie gibt sich anders, als sie wirklich ist• sie verhält sich gekünstelt, mechanisch,spielt eine Rolle• sie gibt sich amtlich, professionell, routinemäßig• sie lebt hinter einer Fassade, hinter einemPanzer• sie zeigt häufig ein stereotypes Verhaltenin Gesten und Worten• ihr ist nicht vertraut, was in ihr vorgehtund sie setzt sich nicht damit auseinander• sie täuscht andere, sie heuchelt• sie ist unehrlich sich selbst gegenüber,macht sich etwas vor, vermeidet sie selbstzu sein• Äußerungen, Handlungen, Mimik undGestik dienen der Verteidigung, der Fassade,damit der andere ihr wirkliches Ichnicht kennenlernt• sie ist undurchschaubar• sie drückt keine tiefen gefühlsmäßigenErlebnisse ausEchtsein – Ohne-Fassade-Sein• die Äußerungen einer Person entsprechenihrem Fühlen und Denken• sie gibt sich so, wie sie wirklich ist• sie verhält sich ungekünstelt, natürlich,spielt keine Rolle• sie ist ohne professionelles, routinemäßigesGehabe• sie ist sie selbst, sie lebt ohne Fassadeund Panzer• sie verhält sich in individueller, origineller,vielfältiger Weise• sie ist vertraut mit dem, was in ihr vorgehtund setzt sich damit auseinander• sie ist aufrichtig und heuchelt nicht• sie ist ehrlich sich selbst gegenüber,macht sich nichts vor, ist bereit, das zusein was sie ist• sie offenbart sich anderen und gibt sichmit ihrem Ich zu erkennen, sie verleugnetsich nicht• sie ist durchschaubar• sie drückt tiefe gefühlsmäßige ErlebnisseausEmpathieEine helfende Person versteht einfühlend und nicht-wertend die innere Welt eines anderenund lässt ihn das erfahren


- 9 -2.3 Vier-Ohren-Modell Selbstoffen- Sach-(in Anlehnung an Schulz v. Thun) barung inhaltBeziehungAppellJede Nachricht enthält unterschiedlicheInformationsaspekte. Der/die Empfänger/inkann grundsätzlich frei wählen welchen Aspekter/sie empfangen und auf welchen er/sie reagieren will. Diese Wahlmöglichkeiten erzeugenhäufig Missverständnisse.Warum haben Siekein Rechtschreibkorrekturprogrammgenutzt?Ich kann mir nochkeinen neuen PCleistenBeraterinEmpfängerDie Unterrichtsplanungenthält Rechtschreibfehler(Sachinhalt)R.-Fehler sind mitIch kann eseinfachen Mittelnmir nichterklären(Selbstoffenbarung)gesendeteNachrichtDu wirst eineBegründung haben(Beziehung)zu vermeiden (VermeideR.-Fehlerdurch Nutzung techn.Möglichkeiten) (Appell)Die U.-planung enthältR.-Fehler (Sachinhalt)Sie will michklein machen,weil sie sonst empfangenenichts Kritischesgefunden hat Nachricht(Selbstoffenbarung)Ich erfülle selbstverständlicheAnforderungennicht (Beziehung)Nächstes MalR.-Fehlervermeiden(Appell)Die Senderin kommuniziert gleichzeitig auf zwei Ebenen: Auf der Mitteilungs- und Metaebene.Durch den wechselseitigen Austausch von Interpretationshilfen, wie eine Information aufder anderen Ebene gemeint war bzw. wie sie aufgenommen wurde können die unterschiedlichenMöglichkeiten für Missverständnisse weitgehend reduziert werden.Berater/Beraterinnen (Sender) sollten sich der interpretativen Ergiebigkeit ihrer Mitteilungenbewusst sein und im Blick auf eine gelingende Kommunikation bedenken:Sachinhalt:Beziehung:Wie teile ich Sachverhalte klar, eindeutig, unmissverständlich mit?Wie behandele ich mein Gegenüber?Welchen Sprachstil wähle ich?Wie können Körpersprache und Verbalsprache aufeinander abgestimmtwerden?In wie weit fördern/behindern räumliche Gegebenheiten das Gesprächsklima?


- 10 -Selbstoffenbarung:Appell:Was sagt mein Gegenüber über sich selbst durch seine Art der Kommunikation aus?Was soll die Nachricht bewirken, wie soll der Empfänger reagieren?2.4 Zuhören – aktives Zuhören – SpiegelnRatsuchende sollen spüren, dass <strong>Beraten</strong>de sie ernst nehmen. In Gesprächsphasen zur Verständigungüber Problemstellungen, wichtige Punkte, Schlüsseläußerungen des Ratsuchendensollten sich <strong>Beraten</strong>de vergewissern, dass sie ihre Gesprächspartnerin/ihren Gesprächspartnerrichtig verstanden haben. Sie sollten signalisieren: „Ich verstehe dich.“ Dadurch kann die Vertrauensbasisund die Informationsbasis bzgl. des Sachproblems unter Einbeziehung der gefühlsmäßigenBeteiligung des Gegenüber erweitert werden.Hierbei können die von Cramer/Schilde empfohlenen Regeln für <strong>Beraten</strong>de zum Zuhören,aktives Zuhören hilfreich sein; <strong>Beraten</strong>de sind dabei „ganz Ohr“ (besser: „ganz vier Ohren“)indem sie wahrnehmen, was ihr Gegenüber ausdrückt.Zuhören1. Nicht sprechen!Man kann nicht zuhören, wenn man spricht.2. Den/die Gesprächspartner/in entspannen!Zeigen Sie ihm/ihr, dass er/sie frei sprechen kann. Schaffen sie eine „erlaubende“ Umgebung.3. Zeigen Sie, dass Sie zuhören wollen!Zeigen Sie Interesse. Lesen Sie z.B. während des Gesprächs keine Post. Man soll zuhören, um zu verstehenund nicht um zu opponieren.4. Halten Sie Ablenkung fern!Zeichnen Sie z.B. keine Kritzeleien, stapeln oder durchblättern Sie keine Papiere. Wäre es nicht ruhigerbei geschlossener Tür?5. Stellen Sie sich auf die Person ein!Versuchen Sie sich in ihre Situation hineinzuversetzen, damit Sie ihren Standpunkt verstehen.6. Geduld!Haben Sie Zeit. Unterbrechen Sie nicht. Nicht auf dem Sprung sein.7. Beherrschen Sie sich!Wenn Sie sich ärgern, interpretieren Sie die Worte ihres Gegenübers falsch.8. Lassen Sie sich durch Vorwürfe und Kritik nicht aus dem Gleichgewicht bringen!Das bringt ihre Partner/Ihre Partnerin in Zugzwang. Streiten Sie nicht: Auch wenn Sie gewinnen, Sie habenverloren.9. Fragen Sie!Das ermutigt ihren Partner/Ihre Partnerin und demonstriert Ihr Interesse. Es kann das Gespräch vertiefen.10. Nicht sprechen!Dies ist das erste und letzte Gebot, und alle anderen hängen davon ab. Man kann nicht gut zuhören, solangeman spricht.Aktives ZuhörenArt der Äußerung Zweck Methode BeispieleA. Ermunterung 1. Interesse bekunden2. Zum WeitersprechenveranlassenNichtsprachliche VerstärkungSprachlich: Nicht widersprechen,unverbindlicheÄußerungenKopfnicken, „hm, hm...“„Ja“, „ach so“, „aha“,„Das ist ja interessant“.


- 11 -B. In eigenen WortenwiederholenC. Gefühlslage des/deranderen erkennen undansprechen1. Zeigen, dass manzuhört und verstehtZu erkennen geben, dassman die Fakten verstandenhat1. Zeigen, dass manzuhört und versteht2. Wissenlassen, dassman sich in den/dieAuch: Zusammenfassender Äußerungen des/deranderen, Grundlage fürweitere Diskussion schaffenDie wichtigsten Gefühleund Empfindungen ansprechenandere/n hineinversetzenkannFormulierung der Hauptgedankenin eigenen Worten„Wenn ich Sie richtigverstanden habe,...“„Sie meinen also...“„Mit anderen Worten...“„Sie haben das Gefühl,dass ...“„Ich kann mir vorstellen,dass Sie...(ärgerlich, wütend,enttäuscht)...sind“„...und das...(freut, ärgert)...Sie“Spiegeln als Gesprächsmethode ermöglicht, dass <strong>Beraten</strong>de ohne eigene Stellungnahmen miteigenen Worten oder Gesten wiedergeben, was sie den Darstellungen der/des Ratsuchendeninhaltlich und über ihre/seine Gefühlslage soeben entnommen haben.2.5 KillerphrasenSelbstverständlich sind Killerphrasen zu vermeiden, da sie Kommunikation abblocken.Einige Beispiele (aus Cramer/Schilde):• Auf Ihre spekulative Frage kann ich Ihnen nur eine hypothetische Antwort geben.• Da haben Sie aber flott argumentiert.• Hier erhalten emotionale Aspekte den Deckmantel der sachlichen, objektiven Auseinandersetzung(Projektion).• So haben wir das früher doch nicht gemacht...• Geht nicht...• Keine Zeit...• Haben wir alles schon versucht...• Dazu sind wir jetzt noch nicht in der Lage...• Alles graue Theorie...• Da wäre doch schon früher jemand draufgekommen, wenn sich damit etwas anfangen ließe...• Darüber lässt sich ein andermal reden...• Ich verstehe gar nicht, wo Sie da Schwierigkeiten sehen...• Wir haben doch schon so viele andere Projekte...• Was für ein Phantast ist denn darauf gekommen...• Das geht uns nichts an...• Die werden denken, wir sind nicht ganz bei Trost...• Schon wieder Sie mit Ihrem...• Ich sehe keinen Zusammenhang...• Klingt ja ganz gut, aber ich glaube nicht, dass das geht...zu 3. Gestaltungsmöglichkeiten des Themas BERATEN im Rahmen von Veranstaltungenzur Eingangsqualifikation von Fach(-seminar)leiterinnen und -leiternGrundsätzlich lässt sich das Thema erschließen durch


- 12 -- stärker theoriegeleitetes systematisches Vorgehen, indem z. B. unterschiedliche Strategien,Methoden, Aspekte des Themas erschlossen und im Blick auf Umsetzbarkeit reflektiertwerden;oder- stärker praxisorientiertes kasuistisches Vorgehen, indem z. B. Erfahrungen und Praxisbeispielezum Bezugspunkt für die Entwicklung weiterführender Einsichten gemacht werden.Vor dem Hintergrund von Forderungen, die Ausbildung im Vorbereitungsdienst praxisnah,teilnehmerorientiert, subjektzentriert, ... zu gestalten, erscheint es mir angemessen, das zuletztgenannte Vorgehen zu favorisieren.Dieser Ansatz scheint eher geeignet zu sein, Vorwissen, Erfahrungen, Interessen der Teilnehmendenthemenbezogen zu aktualisieren und Angebote für die selbstgesteuerte Weiterentwicklungder eigenen Beratungskompetenz zu nutzen.In diesem Zusammenhang bieten die Darstellungen zu 2.2 (Beratungsmethoden) wichtige begrenzteInformationen, deren Aneignung bei den Ausbildenden „Leerstellen“ für die selbstgesteuerteWeiterarbeit eröffnen können.3.1 Kurzreferat mit Diskussion; ggf. kurze Gruppenarbeiten:KommunikationsproblemeQuadratur der Nachricht (4 Ohren-Modell nach Schulz v. Thun)Zusammenhang von Erregung und Intelligenz(wichtig: angstfreie Beratungssituation erzeugen) (3.1. ⇒ 1-2 Stunden)3.2 Kriterienorientierte Analyse eines Praxisbeispiels3.2.1 Entwicklung und Darstellung einer Beratungssituation im Rollenspiel3.2.1.2 Kurzanalyse der dargestellten Unterrichtssituation3.2.2 Rollenspiel: Beratungsgespräch/Beobachtungsaufgaben3.2.3 Kriterienorientierte Auswertung im Plenum- Stellungnahmen der Rollenspielerinnen und –spieler- Vortragen, Diskutieren der Beobachtungsergebnisse3.2.4.1 Weiterführende Anregungen für die Beratungund/oder3.2.4.2 ein weiteres Rollenspiel zur Unterrichtsbeobachtungund/oder3.2.4.3 „Kommunikationsspiele“, die geeignet sind wünschenswerte Beraterverhaltensweisenbewusst zu machen, zu trainieren(3.2. - 3.2.4.3 ⇒ 3-5 Stunden)3.3 Hospitation: Unterrichtsbesuch3.3.1 Einteilung der Teilnehmer – Hospitationsgruppen


- 13 -3.3.1.1 Information zur Ausbildungssituation des/der zu beratenden Referendars/Referendarin(Hospitationsgruppen)(3.3.13./3.11 ⇒ 1 Stunde)3.3.2 Hospitation – Unterichtsstunde/Beratung eines/einer Referendars/Referendarin3.3.2.1 Auswertung (Moderator/in / Berater/in – Hospitationsgruppe)3.3.4 Plenum: Gruppenergebnisse vortragen, Fragen und Problemstellungen diskutieren;teilnehmerorientierte Anregungen für die Weiterarbeit3.3.5 An-/Abreise der Hospitationsgruppen zu den Ausbildungsschulen(3.3.2 – 3.3.5 ⇒ 5-6 Stunden)3.4. Nachbesinnung: einzeln, in Gruppen entwickeln Teilnehmerinnen und TeilnehmerSchwerpunkte, die sie in ihrer eigenen Beratungsarbeit berücksichtigen, erprobenmöchten; ggf. Austausch im Plenum(3.4. ⇒ 1 Stunde)Kommentierungenzu 3.1. (Kommunikationsprobleme)Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen einen Bezugsrahmen (4 Ohren-Modell) kennenlernen, der ihnen helfen kann, eigene Kommunikationsprobleme zu erschließen im Blick aufdie Entwicklung von Lösungsperspektiven.Es gehört zum Selbstverständlichkeitswissen von Beraterinnen und Beratern angstfreie Beratungssituationenschaffen zu sollen. Zahlreiche Veröffentlichungen verweisen auf eine hoheAngstrate bei Referendarinnen und Referendaren in derartigen Ausbildungssituation. Offensichtlichergibt sich hier für <strong>Beraten</strong>de die Aufgabe, ihr Wissen noch bewusster einzusetzen.Der Hinweis auf den Zusammenhang von Erregung und Intelligenzentfaltung soll u. a. auf diedurch Angst ausgelöste Erregungssteigerung verweisen, die im ungünstigen Fall Aggressionen,Resignation, ... erzeugen kann und die Intelligenzentfaltung gegen 0 tendieren lässt, sodass eine Sachauseinandersetzung unmöglich wird.Durch das erinnernde Bewusstmachen dieses Wirkungszusammenhanges soll bei Teilnehmendendie Motivation zur Entwicklung von Gegenmaßnahmen gestärkt werden.zu 3.2. Kriterienorientierte Analyse eines PraxisbeispielsDieser Block könnte zusammenhängend z. B. im Rahmen einer Nachmittagsveranstaltung(ggf. verlängert in den Abend) erarbeitet werden.Nach einer kurzen Verständigung über die Abfolge der Arbeitsschritte (3.2.1 – 3.2.4.2) wirdzunächst ein Unterrichtsausschnitt (Video) z.B. aus dem Film „Interaktion I, Ich finde die Situationnicht gut, aber erträglich“(Institut für Film und Bild, Grünwald 1979) präsentiert.


- 14 -Der Filmausschnitt aus dem Jahr 1979 verdeutlicht Grundprobleme des Lehrer-Schüler-Verhältnisses, die von Lehrkräften in der Regel schnell erfasst werden und zur Entwicklungeigener Lösungsperspektiven auffordern.Die zeitliche Distanz zur dargestellten Schulsituation der 70er Jahre scheint die Bereitschaftvon Teilnehmerinnen und Teilnehmern zur Auseinandersetzung zu fördern.In der Kurzanalyse im Plenum (3.2.1.2) wird die Unterrichtssituation analysiert in Verbindungmit Anregungen für Lösungsperspektiven.Diese Überlegungen bieten auf der Sachebene Grundlagen für die folgende Rollenspiel-Darstellung.In der Rollenspielvorbereitung melden sich freiwillig zwei Rollenspieler (Berater/Beraterin –ratsuchende Lehrkraft), die sich getrennt voneinander außerhalb des Tagungsraumes sich aufdie Gestaltung ihrer Rolle vorbereiten.Gleichzeitig erhalten die beobachtenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer Einzelbeobachtungsaufgaben;z. B. Einzelaufgaben aus Gudjons „Methodische Hilfen“, die sich den leitendenHandlungsprinzipien ( Selbstkongruenz, Akzeptanz, Empathie, ggf. Selbstkontrolle) zuordnenlassen.Nach dem Rollenspiel tragen in der Auswertung (3.2.3) zunächst die Spieler ihre eigenenSpielerfahrungen, -vorstellungen, -intentionen, Fragen nach Beobachtungen ... vor.Anschließend werden die Beobachtungen vorgetragen. Zur Förderung der gegenseitigenAufmerksamkeit der Teilnehmenden bestimmen sie die Abfolge der Beobachtungsbeiträgeselbst (z. B.: Wer meint, dass sein Beitrag gut zu dem des/der Vorredners/Vorrednerin passt,schließt sich an)Es ist günstig, wenn mindestens drei Moderatoren/Moderatorinnen die Auswertung im Wechselleiten.Je ein Moderator/eine Moderatorin schaltet sich ein, wenn Einzelbeobachtungen zum leitendenHandlungsprinzip Selbstkongruenz, Akzeptanz oder Empathie vorgetragen werden. Vorteiledieser Moderationsform bestehen darin, dass Teilnehmende sich nicht orientiert fühlenauf (vermeintliche) Moderatorenerwartungen; gleichzeitig können die jeweiligen Moderatorinnen/Moderatorendie einzelnen Beobachtungsergebnisse nutzen für eine abschließendeverdeutlichende definierende Vorstellung des jeweiligen leitenden Handlungsprinzips (Kongruenz,...).Eine weitere Moderatorin/ein weiterer Moderator sollte sich als „Anwalt“ für die Rollenspielerverstehen, denen die Beobachtungsergebnisse vorgetragen werden. Sie/er sollte Gesprächswünscheder Rollenspieler vorrangig ermöglichen und ggf. bei „verletzender“ Kritikan ihrem Rollenspielverhalten vermittelnd intervenieren können.Abschließend stellen vor, erläutern die jeweiligen Moderatorinnen/Moderatoren „ihr“ leitendesHandlungsprinzip auf der Basis der Teilnehmerbeiträge.Je nach Interesse und Wahl der Teilnehmenden können weitere intensivierende Arbeitsschrittefolgen:


- 15 -Auf der Basis von Teilnehmerfragen, -wünschen könnten Einzelaspekte differenzierend weitergeführtwerden, z. B. Fragetechniken, Lenkungstechniken, ... (3.2.4.1)und/oderUnter Berücksichtigung der Auswertungsergebnisse möchten Teilnehmerinnen und Teilnehmerdie Beratungssituation noch einmal spielen.(in diesem Fall müsste für Spiel und Auswertung ca. eine Stunde zusätzlich eingeplant werden)und/oderTeilnehmerinnen und Teilnehmer möchten z. B. einzelne Aspekte von erstrebenswert empfundenemBeraterverhalten erproben, trainieren: „Kommunikationsspiele“ zum Beispiel zuaktivem Zuhören, Spiegeln, Körpersprache, ...zu 3.3 Hospitation: Unterrichtsbesuchjeweils 3 bis 6 Teilnehmende sollten eine Gruppe bilden, die bei einem Unterricht mit Beratungin einer Ausbildungsschule hospitiert.Gruppeneinteilungen sowie Informationen durch den zuständigen Fach(seminar)leiter(3.1/3.1.1) sollten vor dem Hospitationstag stattfinden. Möglichst jede Gruppe sollte begleitetwerden von einem Mitglied des Kursleitungsteams.Die Teilnehmenden entwickeln auf der Basis der bisherigen Kursergebnisse sowie der Vorinformationendes Fach(seminar)leiters eigene Beobachtungspunkte für die Unterrichtsberatung.Zeitbedarf BERATEN im Rahmen von einführenden Qualifikationsveranstaltungena) Kurzform3.1./3.2. Einführung, Praxisbeispiel3.4 Nachbesinnung 5-7 Stundenb) Langformoder3.1/3.2. Einführung, PraxisbeispielUnterrichtshospitationen3.4 Nachbesinnung12-15 Stunden


- 16 -Literatur• W. Rechtien, Das nichtprofessionelle beratende GesprächFernuniversität Hagen 1988• Bund-Länder-Kommission (BLK), Lebenslanges Lernen, Heft 88, Bonn 2001• Deutsche Gesellschaft für Personalwesen e. V. (DGP), Hannover/Düsseldorf/LeipzigG. Cramer/A. Schilde, Materialzusammenstellung für die Seminare „MotivierendeFührungskommunikation ist kein Zufall“, Bad Münder 22.-24.2.99 und 2. 12.99• Zeitschrift „Grundschule“, Westermann Verlag, <strong>Braunschweig</strong>- B. Grabbe/H. Mildner, Ihr Lehrervortrag hat mir gut gefallenTeil I Heft 12/1994 (S. 21 ff)Teil II Heft 2/1995 (S. 53 ff)- S. Daviter, Ihr Lehrervortrag hat mir gut gefallen3. Teil Heft 4/1995 (S. 44 ff)• Zeitschrift „Pädagogik“, Beltz Verlag, Weinheim- H. Gudjons, Methodische Hilfen für ein gutes Beratungsgespräch Heft 10/1991• Zeitschrift „Seminar“ (BAK), Schneider-VerlagHeft 1/1999, Hrsg. W. Roeder/V. Huwendiek, Beratung und Kommunikation- S. Bachmair, <strong>Beraten</strong>de und therapeutische Strategien in der Klinikarbeit (S. 51 ff)- W. Bojunga, Anregungen zur Gestaltung der Unterrichtsbesprechung (S. 101 f)- H. Dohnke, Warum die Stundennachbesprechung nicht Beratungsgespräch genannt werdensollte (S. 103 – 107)- P. Gaude/C. Wanjura-Hübner, Beratung in der Lehrerausbildung auf der Basis vonSelbstbewertungen (S. 60 ff)- J. Pabst, Die Chancen des zweiten und dritten Blicks – <strong>Beraten</strong> auf neuen Wegen (S. 136-146)- W. Roeder, Schwierige Gespräche (S. 70 ff)- M. Schaff/E. Wolf, Beratung als Aufgabe in der schulpraktischen Ausbildung im BerufsbildendenBereich (S. 108 ff)

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