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Beiträge zu den FCZ Frauen - FC Zürich

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www.fcz.ch93. Minute l März / April 2010 l <strong>Frauen</strong>fussball im Visier73TATJANA HAENNIFRAUENFUSSBALLIM VISIERDer steinige Weg hin <strong>zu</strong>r Akzeptanz des <strong>Frauen</strong>fussballs schreitetTatjana Haenni. Die 43-jährige <strong><strong>FC</strong>Z</strong> <strong>Frauen</strong> Präsi<strong>den</strong>tin erklärt im Gesprächmit der «93. Minute» was ihre Ziele sind, warum sie die Integration in<strong>den</strong> <strong><strong>FC</strong>Z</strong> ihrer Nase verdankt und wie sie dank der Zürcher Südkurve <strong>den</strong>schönsten Moment ihrer Karriere erlebt hat.Text: Sarah Steiner, Bilder: EQ ImagesDer Weg über die wenigen Treppenstufen ist verschneit,unzählige «Achtung Glatteis»-Schilder sollen die Besuchervor Stürzen bewahren. Die riesigen Tafeln vor der Abfahrtlassen keinen Zweifel an der Macht des Unternehmens.Die Fédération International de Football Association,kurz FIFA, ist der Entscheidungsträger im internationalenFussball. Hoch über <strong>Zürich</strong>, gleich neben Masoalahalle undLöwengebrüll, ist in einem imposanten Bauwerk KönigFussball Trumpf. Der schwarze Teppich vor dem nichtsehr einla<strong>den</strong><strong>den</strong> Eingang verschluckt die Schritteder Besucher, in der riesigen Empfangshalle werfenStimmen ihr Echo an die Wände, geschäftigwirkende Menschen, in eleganten Anzügenhuschen durchs Gebäude. Einer von ihnen istTatjana Haenni, Abteilungsleiterin <strong>Frauen</strong>-Wettbewerbe und Präsi<strong>den</strong>tin der <strong><strong>FC</strong>Z</strong><strong>Frauen</strong>. Seit zehn Jahren ist sie beim SVSeebach respektive dem <strong><strong>FC</strong>Z</strong> dabei.Bis im Sommer 2001 als Trainerin,danach als Obfrau und Präsi<strong>den</strong>tin.Fussball ist TatjanaHaennis Lei<strong>den</strong>schaft. Dafürgibt sie nicht nur ihre Zeit, sondernauch ihre ganze Energie.«Seit ich <strong>den</strong>ken kann, spieleich Fussball», erzählt die heute43-Jährige und fügt an, dass sieimmer <strong>zu</strong> <strong>den</strong> etwas exotischen Mädchen gehört habe, dain ihrer Jugendzeit Fussball spielende Mädchen rar waren.Was mit <strong>den</strong> Jungs auf dem Pausenplatz anfing, endetein einer erfolgreichen Fussballkarriere. Der F<strong>FC</strong> Bern, <strong>FC</strong>Rapid Lugano, der SV Seebach und infolge eines Sprachaufenthaltsin Kanada sogar die Coquitlam Strikers warenihre Clubs. Auch für die Schweizer Nationalmannschaftabsolvierte sie 25 Spiele. Ihr Hobby hat Tatjana<strong>zu</strong>m Beruf gemacht: <strong>zu</strong>erst beider UEFA, dann bei der FIFA,Ancillo Canepa gratuliert TatjanaHaenni <strong>zu</strong>m Meistertitel der <strong><strong>FC</strong>Z</strong><strong>Frauen</strong> im Jahr 2009.


7493. Minute l März / April 2010 l <strong>Frauen</strong>fussball im VisierTatjana Haenni, Ancillo Canepaund Marion Daube (LeiterinGeschäftsstelle <strong><strong>FC</strong>Z</strong> <strong>Frauen</strong>) aufdem Balkon des Volkshauses.wo sie heute für die Organisation der <strong>Frauen</strong>-Weltmeisterschaftenweltweit mitverantwortlich ist.<strong>Frauen</strong>fussball – ein nicht ganz einfaches Business. DieGesichter vieler Männer nehmen einen leicht zweifeln<strong>den</strong>Ausdruck an, wenn sie das Wort nur schon hören. Dasgängige Klischee ist nach wie vor präsent: <strong>Frauen</strong> könnennicht kicken, das Spiel ist technisch auf keinem hohen Niveauund viel <strong>zu</strong> langsam. Auf diese Vorurteile ist TatjanaHaenni nicht gut <strong>zu</strong> sprechen. «Solche Aussagen sindunqualifiziert und unfair», sagt sie. Es stehe niemandem<strong>zu</strong>, darüber <strong>zu</strong> werten. Die Leute sollen das machen, wasihnen gefällt. Zudem sei das Niveau-Argument schlichtfalsch. «In der 2. Liga der Männer gibt es Spieler, bei <strong>den</strong>enich mich frage, wo ihr Talent liegen soll», so die Präsi<strong>den</strong>tinder <strong><strong>FC</strong>Z</strong> <strong>Frauen</strong>, die aber auch festhält, dass der <strong>Frauen</strong>fussballnoch in der Entwicklung steht und sich das Spielin <strong>den</strong> nächsten Jahren nochmals ändern wird.Nachwuchsarbeit als Basis des ErfolgesDass der <strong>Frauen</strong>fussball in der Schweiz einen schwerenStand hat, lässt sich wohl nicht verleugnen. Die Sportartentwickelt sich aber rasant. Es gibt immer mehr Länder,in <strong>den</strong>en <strong>Frauen</strong> Profifussball spielen und damit ihr Lebenverdienen können. Die Ten<strong>den</strong>z entwickelt sich ganz klar<strong>zu</strong>m Profisport. Ob dies jedoch auch in der Schweiz möglichsein wird, weiss Tatjana Haenni nicht. «Ist der Marktvorhan<strong>den</strong>? Ich glaube momentan noch nicht daran. Eswird noch einige Jahre dauern, bis wir Halbprofis haben.Da<strong>zu</strong> braucht es viel mehr qualitativ gute Spielerinnenwie auch die Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Medien und Wirtschaft»,so die 43-Jährige. Für Schweizer Spielerinnen ist es aberkein Problem, Profi <strong>zu</strong> wer<strong>den</strong>. Als prominenteste Beispielegelten Lara Dickenmann und Ramona Bachmann.Dickenmann spielt nach ihrer Zeit an der Ohio State Universitybei Olympique Lyonnais und Bachmann wurde vorwenigen Wochen von <strong>den</strong> Atlanta Beats (USA) gedraftet.In <strong>den</strong> USA können <strong>Frauen</strong> seit geraumer Zeit vom Fussballleben, doch auch Europa macht gewaltige Fortschritte.«Olympique Lyonnais, der HSV (mit der SchweizerinAna Maria Crnogorcevic), Bayern München (mit VanessaBürki), Paris Saint-Germain, Arsenal London, alle fangenan, <strong>Frauen</strong>mannschaften <strong>zu</strong> integrieren und diese auch<strong>zu</strong> fördern», erzählt Haenni. Stolz schwebt in ihrer Stimmemit, <strong>den</strong>n der <strong><strong>FC</strong>Z</strong> könnte nahtlos an diese Liste angehängtwer<strong>den</strong>. Mit der Einbettung des SV Seebach in <strong>den</strong><strong>FC</strong> <strong>Zürich</strong> hat der Club in der Schweiz eine Vorreiterrolleübernommen. «Es war ein wichtiger Schritt, der notwendigwar», so die Präsi<strong>den</strong>tin. Dass die <strong>Frauen</strong> profitieren,liegt auf der Hand – vom Namen <strong><strong>FC</strong>Z</strong>, vom Know-how, derfinanziellen Unterstüt<strong>zu</strong>ng, dem Marketing, der Kommunikationund ganz <strong>zu</strong> schweigen der Akzeptanz. Haennierklärt, dass dies nur funktionieren kann, wenn beide Seitenam gleichen Strick ziehen. Als eher negatives Beispielgalt lange der <strong>FC</strong> Bayern. Seit Jahren verfügt der Vereinüber eine Damenmannschaft, gefördert wurde diese aberkaum. Vor allem mit der Vorschau auf die FIFA <strong>Frauen</strong>-WM2011 in Deutschland ist auch in München und anderenStädten beziehungsweise Vereinen Bewegung in die Sachegekommen. Das wichtigste Plus jedoch sieht TatjanaHaenni in einem ganz anderen Bereich: der Nachwuchsarbeit.Die <strong><strong>FC</strong>Z</strong> LetziKids bieten auch Mädchen die Gelegenheit,sich professionell ausbil<strong>den</strong> <strong>zu</strong> lassen. Und diesist gemäss der Präsi<strong>den</strong>tin die einzige Möglichkeit, dasNiveau des <strong>Frauen</strong>fussballs <strong>zu</strong> heben. «Die Mädchen und<strong>Frauen</strong>, die heute in der Nationalliga A spielen, wer<strong>den</strong>nicht mehr wesentlich bessere Leistungen erbringen»,erklärt Tatjana Haenni. Man müsse mit <strong>den</strong> Mädchenschon im Alter von 8 bis 10 Jahren <strong>zu</strong> arbeiten beginnen.Gemäss Reglement können Mädchen die gesamte Juniorenstufegemeinsam mit <strong>den</strong> Jungen absolvieren. In derPraxis jedoch wechseln sie bei <strong>den</strong> C Junioren das Team.Die Pubertät macht ein gemeinsames Arbeiten schwieriger.Mädchen, die richtig gut sind, haben momentannur in einer Jungenmannschaft die Chance, vorwärts <strong>zu</strong>kommen. «Es gibt die Möglichkeit, die Mädchen bis weitin die Jungen-U-Mannschaften <strong>zu</strong> integrieren», so TatjanaHaenni, «und diese Förderungsmöglichkeiten könnenwir beim <strong><strong>FC</strong>Z</strong> für alle Varianten anbieten. Reine Mädchenteamsin der U13 und U15 wie auch die Integration bei <strong>den</strong><strong><strong>FC</strong>Z</strong> LetziKids.»


www.fcz.ch93. Minute l März / April 2010 l <strong>Frauen</strong>fussball im Visier75Jean Paul Brigger, Prisca Steinegger, Sepp Blatter, TatjanaHaenni und Elmar Ledergerber bei der Ehrung des damaligenCupsiegers F<strong>FC</strong> <strong>Zürich</strong> Seebach.Zwischen Ancillo Canepa und Tatjana Haenni findet ein regelmässigerAustausch statt.Wir haben ausgewählt und uns ganz klar für <strong>den</strong> <strong><strong>FC</strong>Z</strong>entschie<strong>den</strong>Dass der <strong><strong>FC</strong>Z</strong> überhaupt eine <strong>Frauen</strong>mannschaft hat, verdankter <strong>zu</strong> einem grossen Anteil dem Willen von TatjanaHaenni. An einer Ehrung der Stadt <strong>Zürich</strong>, an welcher der<strong><strong>FC</strong>Z</strong> für <strong>den</strong> Meistertitel und der SV Seebach für <strong>den</strong> Cuptitelempfangen wurde, begann die Geschichte. Haennitraf an diesem Nachmittag auf <strong><strong>FC</strong>Z</strong>-Präsi<strong>den</strong>t Ancillo Canepa,wo ein erstes Gespräch stattfand. «Ich habe eineNase für solche Dinge», lacht sie und fügt an, dass siesehr erfreut war, <strong>zu</strong> spüren, dass Interesse bestand. Nurein paar Tage später meldete sich Herr Canepa mit einerEinladung <strong>zu</strong>m Essen, und danach nahmen die Gesprächeihren Lauf. Der <strong><strong>FC</strong>Z</strong> war jedoch nicht die einzige Möglichkeit.Haenni und der <strong>Frauen</strong>-Vorstand der Seebacherinnenverhandelte auch mit GC, merkte aber, dass beim <strong><strong>FC</strong>Z</strong> diePerspektiven besser sind. «Wir haben ausgewählt und unsklar für <strong>den</strong> <strong><strong>FC</strong>Z</strong> entschie<strong>den</strong>. Vor allem wegen des Entgegenkommens,die <strong>Frauen</strong> wie von uns gewünscht in <strong>den</strong>Verein <strong>zu</strong> integrieren, die Bereitschaft <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ngund die grossen Verdienste des <strong><strong>FC</strong>Z</strong> in der Kinder- undNachwuchsförderung, welche sich mittelfristig auch beiuns auszahlen sollten», erzählt sie. Von <strong>den</strong> Spielerinnenwurde die Nachricht gut aufgenommen. Für sie ist es eineAnerkennung ihrer Leistung. Sie investieren extrem vielFreizeit und auch Geld in ihr Hobby. Die Lei<strong>den</strong>schaft mussenorm sein, ansonsten wird es schwierig. Lohn für ihreganze Mühe haben die Spielerinnen letzte Saison durchErlebnisse erhalten, die ohne <strong>den</strong> <strong><strong>FC</strong>Z</strong> nicht möglich gewesenwären. Einerseits die Doppelspiele im Letzigrund,andererseits die Meisterfeier auf dem Helvetiaplatz, alsauch die Spielerinnen der <strong><strong>FC</strong>Z</strong> <strong>Frauen</strong> auf dem Balkon desVolks hauses ihren Pokal zeigen durften und sich von <strong>den</strong>Fans feiern liessen. Zustande kam dies nur dank dem Einsatzvon Marion Daube. Sie ist die Leiterin der <strong><strong>FC</strong>Z</strong> <strong>Frauen</strong>auf der Geschäftsstelle beim <strong><strong>FC</strong>Z</strong>. «Ich wusste, wie vieles für alle bedeuten würde, auf dem Balkon <strong>zu</strong> stehen»,erzählt Haenni. Die erste Anfrage an <strong>den</strong> <strong><strong>FC</strong>Z</strong> endete miteinem Nein! Die Verantwortlichen hatten Angst, dass dieFans die <strong>Frauen</strong> womöglich auspfeifen wür<strong>den</strong>. Nach heftigemEinspruch von Marion Daube liess sich die Vereinsleitungdoch überzeugen und wurde dafür auch belohnt.«Natürlich hatten wir Angst, dass wir vielleicht nicht sonderlichbeachtet wer<strong>den</strong>», so die Präsi<strong>den</strong>tin. Der Freitagabendvor der Meisterfeier liess jedoch alle Angst verschwin<strong>den</strong>.Als die <strong><strong>FC</strong>Z</strong>-<strong>Frauen</strong>mannschaft vor dem Spiel<strong><strong>FC</strong>Z</strong> – GCZ ins Stadion einlief, um dem Publikum ihren Meisterpokalvor<strong>zu</strong>führen, zeigten diejenigen Fans, mit <strong>den</strong>enman wohl am wenigsten gerechnet hätte, Herz. «Als dieSüdkurve uns <strong>zu</strong> sich rief, um mit uns <strong>zu</strong> feiern, das warder schönste Moment meiner Karriere», schwärmt Haenniund erinnert sich: «Von diesem Moment an wusste ich,dass es auf dem Balkon gut kommt.»Der Kampf um AnerkennungEs wartet viel Arbeit auf Tatjana Haenni und <strong>den</strong> <strong><strong>FC</strong>Z</strong>, <strong>den</strong>nTatjana Haenni hat einen Traum. «Der <strong><strong>FC</strong>Z</strong> soll die führendeAdresse im schweizerischen <strong>Frauen</strong>fussball wer<strong>den</strong>»,sagt die 43-Jährige. Sie will da<strong>zu</strong> beitragen, dass der<strong>Frauen</strong>- und Mädchenfussball gefördert und weiterentwickeltwird. Um dieses ambitionierte Ziel <strong>zu</strong> erreichen,sind jedoch auch äussere Einflüsse nötig. Denn solangedie Medien und die Wirtschaft <strong>den</strong> <strong>Frauen</strong>fussball nichtals eigenständigen Sport wahrnehmen, hat dieser auchkeine Chance sich <strong>zu</strong> entwickeln. «Wir wer<strong>den</strong> eigentlichnur noch von diesen bei<strong>den</strong> Seiten unterdrückt», erklärtdie Präsi<strong>den</strong>tin. Und dies sei falsch. In der Schweiz spielenmehr Mädchen Fussball als Volleyball, Basketball oderandere Sportarten und trotzdem werde ihm nicht <strong>den</strong>gleichen Wert beigemessen. Sponsorengelder für <strong>Frauen</strong>fussball<strong>zu</strong> akquirieren, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit.Nur mit diesen Mitteln wird es irgendwann möglich,die Spielerinnen auch ihrem Niveau entsprechend<strong>zu</strong> vergüten. Und trotz allem Hoffen und Wünschen, dass<strong>Frauen</strong>fussball als eigene Sportart akzeptiert wird, weissTatjana Haenni eines ganz genau: «Ich will nicht, dass der<strong>Frauen</strong>fussball dem Männerfussball gleichgesetzt wird.»Es ist eine eigene Sportart mit ihren Eigenheiten. Zudemsollten die Aggressionen auf und neben dem Feld, die Betrügereienund das viele Geld, das <strong>den</strong> Grundcharakterdes Spiels verderbe, noch lange keinen Ein<strong>zu</strong>g halten.Doch auch sie weiss, dass sie <strong>den</strong> Erfolg nicht ohne seineSchattenseiten haben kann. Trotzdem glaubt sie festdaran. Es wäre nicht nur ihr und dem <strong><strong>FC</strong>Z</strong> <strong>zu</strong> wünschen,aber vor allem allen Spielerinnen, die für ihre Lei<strong>den</strong>schaftFussball beinahe alles geben.

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