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GPS als Mittel zum umweltschonenden Maschineneinsatz ...

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<strong>GPS</strong> <strong>als</strong> <strong>Mittel</strong> <strong>zum</strong> <strong>umweltschonenden</strong> <strong>Maschineneinsatz</strong>:<br />

Navigation von Forstmaschinen<br />

und<br />

Dokumentation ihrer Fahrbewegungen<br />

Dissertation<br />

zur Erlangung des Doktorgrades<br />

am Wissenschaftszentrum Weihenstephan<br />

für Ernährung, Landnutzung und Umwelt<br />

der Technischen Universität München<br />

vorgelegt von<br />

Joachim Hamberger<br />

Freising, Juli 2001


Vorwort<br />

Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem <strong>Maschineneinsatz</strong> im Wald. Sie hat einen speziellen<br />

Ansatz, der auf ein praktisches Arbeitsverfahren gerichtet ist und einen generellen Ansatz,<br />

dessen Ziel informationstechnologische Verbesserungen sind. Sie versucht einen Beitrag zu<br />

leisten die Qualität der Fahrbewegungen im Bestand zu verbessern. Dazu ist räumliche<br />

Detailinformation darüber notwendig, wie sich Menschen auf Maschinen in Waldbeständen<br />

bewegen. Ich sehe darin eine Chance für Waldbesitzer die Befahrung ihrer Bestände<br />

auf ein Mindestmaß festzuschreiben. Für die Unternehmer sehe ich die Chance Qualitätsarbeit<br />

nachweisen zu können, die dann auch entsprechend honoriert werden muss. Eine<br />

ressourcenschonende Holzernte bringt nicht zuletzt auch der gesamten Gesellschaft einen<br />

Nutzenvorteil.<br />

Der Ansatz zur vorliegenden Arbeit wurde 1999 gefunden. Mit der Entwicklung eines<br />

Navigationsprogramms für den Maschinenstützpunkt am Staatlichen Forstamt Hermeskeil,<br />

Rheinland-Pfalz, wurde der Startpunkt markiert. Mein Dank gebührt dem Leitungspersonal<br />

des Forstamtes Hermeskeil, Rheinland-Pfalz, Herrn B. Mühlhaus und Herrn P. Wind (jetzt<br />

Forstamt Prüm) sowie Herrn Ch. Jager, der den <strong>Maschineneinsatz</strong> souverän geleitet hat.<br />

Besonderer Dank gebührt dem Fahrer der Mulchmaschine, Herrn R. Regnery, der trotz<br />

zahlreicher Tücken der Computertechnologie nie die Geduld und das Engagement für das<br />

Navigations-Projekt verlor.<br />

Für zahlreiche Diskussionen und Hinweise möchte ich mich bei meinen Lehrstuhlkollegen<br />

Diplom-Informatiker (FH) M. Döllerer, Dr. H. Kremer , Dr. Dr. habil. D. Matthies, FR R.<br />

Pausch und Diplom-Forstwirt M. Ziesak bedanken. Daneben danke ich Herrn FOI St. Feller<br />

von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, der mir bei der Modellentwicklung<br />

einige Anregungen geben konnte. Herrn Dr. P. Biber vom Lehrstuhl für Waldwachstumskunde<br />

möchte ich danken für die Unterstützung beim Umgang mit dem<br />

Wachstumssimulator Silva. Für die Durchsicht des betriebswirtschaftlichen Teils der Arbeit<br />

bin ich Herrn FR M. Schaller und Herrn Diplom-Forstwirt A. Bachl, beide vom Lehrstuhl für<br />

Forstliche Wirtschaftslehre, sowie Herrn Dr. Th. Knoke vom Lehrstuhl für Waldbau und<br />

Forsteinrichtung zu Dank verpflichtet.<br />

In der Liste derer, denen zu danken ist, nimmt Dr. J. Zander, Lehrstuhl für Landnutzungsplanung<br />

und Naturschutz, eine besondere Rolle ein. Er hat aus Freundschaft und ohne<br />

Verpflichtung die ganze Arbeit mehrfach durchgesehen und mit zahlreichen Anmerkungen<br />

- nicht nur zu den Vermessungsfragen - ergänzt. Dies hat mir sehr weitergeholfen und<br />

mich motiviert. Das Hinterfragen der sozialwissenschaftlichen Teile der Arbeit durch diesen<br />

strengen Naturwissenschaftler hat mich besonders angespornt.<br />

Da diese Arbeit nicht uno solo entstand, sondern neben anderen Projekten, gebührt mein<br />

Dank auch denen, die mich in vielen Dingen der Alltagsarbeit unterstützt haben. Es waren<br />

dies Herr R. Loibl, Herr M. Miesl, Frau H. Naderer und Frau P. Rettenbeck.<br />

Herrn Prof. Dr. W. Warkotsch, Inhaber des Lehrstuhls für Forstliche Arbeitswissenschaft<br />

und Angewandte Informatik, der <strong>als</strong> Leiter des Navigations-Projektes fungiert hat, aber<br />

auch zu allen anderen Teilen der Arbeit viele und ausgesprochen wertvolle Anregungen<br />

gegeben hat, möchte ich für sein Engagement besonders danken. Herrn Prof. Dr. H.-D.<br />

Quednau sei ebenfalls für seine Hinweise und Anregungen gedankt, namentlich zur Statistik.


Herr Prof. Dr. E. Kennel, Lehrbereich für Forsteinrichtung, hat bereits während der Vakanz<br />

meines „Heimatlehrstuhls“, des Lehrstuhls für Forstliche Arbeitswissenschaft und Angewandte<br />

Informatik, die Betreuung der vorliegenden Arbeit zugesagt. Ihm möchte ich danken<br />

für die Leitung der Arbeit und auch für die aufmunternden Worte während seiner Begleitung.<br />

Trotz seiner enormen Belastung <strong>als</strong> Studiendekan hatte er immer ein offenes Ohr<br />

für mich.<br />

Am Schluss dieser Danksagung kommt meine Familie, die eigentlich an die erste Stelle gehört.<br />

Ohne meine "soziale Zelle" wäre diese Arbeit nicht möglich gewesen. Ich danke meiner<br />

Frau Mechthild, die mit viel Geduld und der Opferung zahlreicher Abende und etlicher<br />

Wochenenden <strong>zum</strong> Gelingen dieser Arbeit außerordentlich viel beigetragen hat. Ihr<br />

möchte ich diese Arbeit widmen. Meinen Kindern Christian, Victoria und Jakob möchte ich<br />

danken für den Verzicht an Zeit und die moralische Unterstützung in den letzten Wochen<br />

der Arbeit.<br />

An der einen oder anderen Stelle dieser Schrift spürt man vielleicht ein tieferes Eingehen<br />

auf den historischen Zusammenhang, <strong>als</strong> es vielleicht in vergleichbaren Arbeiten der Fall ist.<br />

Das liegt an der Neigung des Autors historische Zusammenhänge und Entwicklungen herauszustellen,<br />

die das Verständnis der Gegenwart fördern. Geschichtliche Betrachtungen<br />

(auch die Interpretation von Dokumentationsdateien rechne ich dazu) haben aber nur<br />

dann eine Berechtigung über das Schöngeistige hinaus, wenn die gewonnenen Erkenntnisse<br />

zur aktiven Steuerung der Zukunft genutzt werden. Mit der Befahrungsdokumentation<br />

könnte eine Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gelingen, die für die<br />

Zukunftsgestaltung und <strong>zum</strong> Nutzen aller Beteiligten verwendbar ist.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass die entwickelte Vision bald ins Leben tritt.<br />

Freising im Juli 2001


Inhaltsverzeichnis<br />

III<br />

1 Einleitung und Ziele .................................................................................. 1<br />

1.1 Problemstellung..................................................................................... 1<br />

1.1.1 Derzeitige Handhabung (Stand des Wissens) ....................................................... 2<br />

1.2 Ziele...................................................................................................... 4<br />

1.3 Material und Methoden ......................................................................... 5<br />

1.4 Grundlagen von <strong>GPS</strong>.............................................................................. 7<br />

1.4.1 Allgemeines ...................................................................................................... 7<br />

1.4.2 Funktionsweise von <strong>GPS</strong>..................................................................................... 7<br />

1.4.2.1 Entfernungsbestimmung...................................................................................7<br />

1.4.2.2 Bestimmen der Position des Satelliten im All....................................................11<br />

1.4.3 Fehlerquellen bei der Messung ......................................................................... 11<br />

1.4.4 Korrekturmöglichkeit mit differenziellem <strong>GPS</strong> .................................................... 16<br />

1.4.5 Ausblick.......................................................................................................... 17<br />

1.5 <strong>GPS</strong> in der Forstwirtschaft..................................................................... 18<br />

1.5.1 Art der Messung.............................................................................................. 18<br />

1.5.2 Besondere Probleme mit <strong>GPS</strong> in der Forstwirtschaft ........................................... 19<br />

1.5.3 Genauigkeit und Signalempfang unter Schirm................................................... 22<br />

1.5.4 Maßnahmen um die Messung im Wald zu verbessern........................................ 23<br />

1.5.5 Anwendungsbeispiel in forstlichen Fachbereichen.............................................. 24<br />

1.5.5.1 Forsttechnik....................................................................................................24<br />

1.5.5.2 Forstliche Kartierung und Planung...................................................................27<br />

1.5.5.3 Schlussfolgerung ............................................................................................29<br />

2 Navigation ............................................................................................. 30<br />

2.1 Ausgangslage...................................................................................... 30<br />

2.1.1 Stand der Technik............................................................................................ 30<br />

2.1.2 Problemlösung ................................................................................................ 31<br />

2.2 Zeitlicher Rahmen ................................................................................ 31<br />

2.3 Material und Methoden ....................................................................... 31<br />

2.3.1 Material.......................................................................................................... 31<br />

2.3.1.1 Versuchsbestände und Versuchsumfang .........................................................31<br />

2.3.1.2 Beschreibung der Maschine ............................................................................32<br />

2.3.1.3 Beschreibung des Navigationssystems .............................................................35<br />

2.3.1.3.1Programm und Programmablauf...............................................................35<br />

2.3.1.3.2Hardware .................................................................................................39<br />

2.3.2 Methoden....................................................................................................... 41<br />

2.3.2.1 Beschreibung der Arbeitsverfahren..................................................................41<br />

2.3.2.1.1Fluchtstab-Orientierung ............................................................................41<br />

2.3.2.1.2D<strong>GPS</strong>-Navigation ......................................................................................42<br />

2.3.2.2 Datenaufnahme für die Auswertung ...............................................................43<br />

2.3.2.2.1Naturaldatenerhebung..............................................................................43<br />

2.3.2.2.2Einmessen der Bestände und der Linien.....................................................43<br />

2.3.2.2.3Programme...............................................................................................44<br />

2.3.2.3 Arbeitsuntersuchung ......................................................................................45


IV<br />

2.3.2.3.1Zeitstudien................................................................................................45<br />

2.3.2.3.2Ergonomische Erhebung ...........................................................................46<br />

2.3.2.4 Kalkulation .....................................................................................................46<br />

2.4 Ergebnisse........................................................................................... 47<br />

2.4.1 Arbeitsstudie................................................................................................... 47<br />

2.4.1.1 Gliederung der Gesamtarbeitszeit ...................................................................47<br />

2.4.1.2 Leistung .........................................................................................................48<br />

2.4.1.3 Ergonomische Belastungen .............................................................................48<br />

2.4.1.4 Subjektives Empfinden des Fahrers..................................................................51<br />

2.4.1.5 Gefährdung der Hilfskraft bei der Fluchtstab-Orientierung...............................51<br />

2.4.1.6 Programmbedienung......................................................................................51<br />

2.4.2 Untersuchung der Genauigkeit......................................................................... 52<br />

2.4.2.1 Auffinden der Anfangspunkte.........................................................................53<br />

2.4.2.2 Geländestörungen ..........................................................................................53<br />

2.4.2.3 Einhaltung der Soll-Linie in den Beständen ......................................................54<br />

2.4.2.4 Einhaltung der Idealrichtung...........................................................................57<br />

2.4.2.4.1Winkelabweichung ...................................................................................57<br />

2.4.2.4.2Streckenabweichung.................................................................................60<br />

2.4.3 Ökonomische Kenndaten der beiden Verfahren ................................................. 62<br />

2.5 Bewertung .......................................................................................... 66<br />

2.5.1 Charakteristika des Fluchtstab-Verfahrens.......................................................... 66<br />

2.5.2 Charakteristika der D<strong>GPS</strong>-Navigation................................................................. 66<br />

2.5.3 Beide Verfahren im Vergleich ........................................................................... 67<br />

2.5.4 Einsatzspektrum von WaldNAV ........................................................................ 68<br />

2.6 Zusammenfassung............................................................................... 69<br />

3 Dokumentation ...................................................................................... 70<br />

3.1 Einführung.......................................................................................... 70<br />

3.1.1 Forschungsleitende Hypothesen ....................................................................... 71<br />

3.1.2 Methoden....................................................................................................... 71<br />

3.2 Forstliche Mechanisierung .................................................................... 73<br />

3.2.1 Sozio-ökonomisches Umfeld und Trends........................................................... 73<br />

3.2.1.2 Einfluss gesellschaftlicher Normen...................................................................75<br />

3.2.1.2 Einfluss gesellschaftlicher Forderungen............................................................75<br />

3.2.1.3 Interne Entwicklung in den Forstbetrieben ......................................................79<br />

3.2.1.3.1Preis-Kosten-Schere in der Forstwirtschaft .................................................79<br />

3.2.1.3.2Entwicklung des Mechanisierungsgrads und der Harvester-Technologie.....81<br />

3.2.1.4 Zusammenfassung..........................................................................................85<br />

3.2.2 Modellierung: Auswirkung und Umfang von Befahrung..................................... 87<br />

3.2.2.1 Risikoabschätzung für Bodenschäden durch Befahrung ...................................88<br />

3.2.2.1.1Bodeneigenschaften..................................................................................89<br />

3.2.2.1.2Maschine..................................................................................................90<br />

3.2.2.1.3Bestand ....................................................................................................94<br />

3.2.2.1.4Organisation/Logistik ................................................................................97<br />

3.2.2.2 Gemeinsame Betrachtung der Parameter.........................................................99<br />

3.2.2.3 Die Modelle, Modellziel ................................................................................101<br />

3.2.2.3.1Modelltheorie .........................................................................................101<br />

3.2.2.3.2Modellziel...............................................................................................102


V<br />

3.2.2.3.3Arbeitsweise des Modells ........................................................................103<br />

3.2.2.3.4Struktur des Modells ...............................................................................105<br />

3.2.2.3.5Beschreibung der Programmeinheiten .....................................................105<br />

3.2.2.3.6Nutzungsarten........................................................................................108<br />

3.2.2.3.7Programmablauf.....................................................................................109<br />

3.2.2.3.8 Fehler und Grenzen des Modells ............................................................111<br />

3.2.2.3.9 Technische Eingriffe in den Nutzungsarten .............................................112<br />

3.2.2.3.10 Ergebnisse............................................................................................114<br />

3.2.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse.................................................................120<br />

3.2.3 Diskussion von Umfeld und Modell................................................................. 122<br />

3.2.3.1 Überprüfung der Hypothesen........................................................................122<br />

3.2.3.2 Modellaussagen............................................................................................123<br />

3.2.4 Motivation der Vermeidung und Konzentration von<br />

Befahrungsschäden ....................................................................................... 126<br />

3.2.4.1 Entwicklung der ökologischen Motivation im Hinblick auf die<br />

Forstmechanisierung in der BRD ...................................................................126<br />

3.2.4.2 Die Fachpresse <strong>als</strong> Spiegel des Themenwandels .............................................130<br />

3.2.4.3 Gegenwärtige Situation und Lösungsansatz ..................................................131<br />

3.3 Bisherige Strategien zur Vermeidung von Befahrungsschäden ................134<br />

3.3.1 Anlage und Betrieb von Rückegassen.............................................................. 134<br />

3.3.1.1 Anlage..........................................................................................................134<br />

3.3.1.2 Einhaltung von Rückegassen .........................................................................135<br />

3.3.2 Schonung der Gasse ...................................................................................... 135<br />

3.3.2.1 Mechanische zeitliche und logistische Methoden...........................................135<br />

3.3.2.2 Konzept Niedersachsen 1992........................................................................137<br />

3.3.2.3 Konzept Befahrungskarten (Bayern)...............................................................138<br />

3.3.2.4 Das Boden-Informationssystem „Forstbefahrung" ..........................................141<br />

3.3.2.5 Qualitätsmanagement bei der Holzernte .......................................................141<br />

3.3.3 Schonung des Bestandes, Konzept der Investitionssicherung ............................ 142<br />

3.3.4 Zusammenfassung der bisherigen Lösungsansätze........................................... 143<br />

3.4 Befahrungs-Dokumentation für die Forstwirtschaft - Begründung<br />

und Konzept.......................................................................................144<br />

3.4.1 Zweck der Dokumentation ............................................................................. 144<br />

3.4.2 Idee der Befahrungs-Dokumentation .............................................................. 145<br />

3.4.2.1 Voraussetzung..............................................................................................145<br />

3.4.2.2 Soll-Ist-Vergleichs im Gelände (operative Ebene)............................................146<br />

3.4.2.3Qualitätsbeurteilung (Steuerungsebene).........................................................147<br />

3.4.3 Konzept zur Umsetzung der Befahrungsdokumentation................................... 149<br />

3.4.3.1 Datenerhebung ............................................................................................149<br />

3.4.3.1.1Hardware ...............................................................................................149<br />

3.4.3.1.2Software.................................................................................................149<br />

3.4.3.1.3Format und Datenstruktur.......................................................................150<br />

3.4.3.2 Datenbearbeitung.........................................................................................155<br />

3.4.3.2.1 Erstellung des "Grunddatensatzes Feinerschließung" ...............................155<br />

3.4.3.2.2 Aufbereitung zur Qualitätsbeurteilung ...................................................157<br />

3.4.3.3 Datenspeicherung.........................................................................................159<br />

3.4.3.4 Datenbereitstellung ......................................................................................163<br />

3.4.3.4.1 Navigation von Maschinen .....................................................................163<br />

3.4.3.4.2 Controlling, Ökomonitoring ...................................................................163


VI<br />

3.4.3.4.3 Kartenerstellung im Rahmen der Forsteinrichtung...................................163<br />

3.4.3.4.4 Ökobilanz, Zertifizierung........................................................................164<br />

3.4.4 Zusammenfassung......................................................................................... 164<br />

4 Kritische Würdigung und Ausblick ..........................................................165<br />

4.1 Navigation .........................................................................................165<br />

4.1.1 Kritische Würdigung des methodischen Vorgehens.......................................... 165<br />

4.1.2 Würdigung der Ergebnisse ............................................................................. 167<br />

4.1.3 Wertung ....................................................................................................... 169<br />

4.2 Dokumentation ..................................................................................169<br />

4.2.1 Das Konzept.................................................................................................. 169<br />

4.2.1.1 Aus Sicht der Marktpartner ...........................................................................170<br />

4.2.1.2 Aus Sicht der Zertifizierungsorganisationen ................................................ 171<br />

4.2.1.3 Aus wissenschaftlicher Sicht (Erstellung von Ökobilanzen) .............................172<br />

4.2.1.4 Derzeitige Einschränkungen ..........................................................................172<br />

4.2.2 Wertung ....................................................................................................... 173<br />

5 Zusammenfassung/Summary ..................................................................175<br />

6 Literaturverzeichnis ................................................................................179<br />

Verwendete Abkürzungen:<br />

Bon. Bonität<br />

D<strong>GPS</strong> Differenzielles <strong>GPS</strong><br />

EST Erweiterter Sortentarif<br />

FSC Forest Stewardship Council<br />

GA Gassenabstand<br />

GB Gassenbreite<br />

GIS Geographisches Informationsystem<br />

<strong>GPS</strong> Global Positioning System<br />

MAS Maschinenarbeitsstunde<br />

PEFC Paneuropäische Forst-Zertifizierung<br />

ZE Zufällige Ergebnisse


Abbildungsverzeichnis:<br />

VII<br />

Abb. 1: Auf die Trägerwellen sind Codes aufmoduliert, die im Empfänger regeneriert werden. 8<br />

Abb. 2: Positionsbestimmung im Schnittpunkt imaginärer Kugelschalen. Nach LEICA (2000, S. 11) verändert. 9<br />

Abb. 3: Schnittpunkt der Kugelschalen (links) ergibt präzise Messung. 10<br />

Abb. 4: Satellitenfenster mit Intervallen von 30 Minuten. 11<br />

Abb. 5: Laufzeitverzögerungen des Sign<strong>als</strong> (links) durch die Ionossphäre. 12<br />

Abb. 6: Mehrwegeeffekt im Wald, verändert nach LEJEUNE und HELLEMANS (2000, S. 43). 13<br />

Abb. 7: Die Qualität der <strong>GPS</strong>-Ortung und Verteilung der Satelliten. 14<br />

Abb. 8: Am 2.5.00 wurde S/A abgeschaltet, dadurch verbesserte sich die Genauigkeit erheblich. 15<br />

Abb. 9: Feststellung des Fehlervektors an der Referenzstation und Übertragung <strong>zum</strong> Rover. 16<br />

Abb. 10: Schematische Darstellung der Lageabweichung bei einer statischen Messung. 19<br />

Abb. 11: Die Weglänge des Sign<strong>als</strong> durchs Kronendach . 20<br />

Abb. 12: Parallelversatz bei Satellitenwechsel. 21<br />

Abb. 13: Befahrung bei einem Kahlschlag in Neuseeland. 26<br />

Abb. 14: Bei der Anlage abstandstreuer Linien mit Maschine in Dickungen ist die Orientierung schwierig. 30<br />

Abb. 15 Mahler-Unifant. 34<br />

Abb. 16: Quivogne Forstmulcher. 34<br />

Abb. 17: Erzeugen von Orientierungslinien. 35<br />

Abb. 18: Programmablauf von WaldNAV. 36<br />

Abb. 19: Bildschirm des Programms WaldNAV 1.0. Navigation nach Ideal-Linie. 38<br />

Abb. 20: Bildschirm des Programms WaldNAV 1.0. Navigation nach gepufferter Linie. 39<br />

Abb. 21: Zwei-Mann-Arbeitsverfahren, Rückblick zur Orientierung. 41<br />

Abb. 22: Ein-Mann-Arbeitsverfahren, Blick nach vorn und auf den Bildschirm. 42<br />

Abb. 23: Vermessung der gemulchten Gassen mit dem Ledha-Geo. 44<br />

Abb. 24: Anteile der Teilarbeiten an der RAZ. 47<br />

Abb. 25: Zahl der Kopfwendungen je 100 lfm Mulchstrecke. 50<br />

Abb. 26: Bewegungen der Maschine im Bestand A dargestellt im 5 m-Band. 52<br />

Abb. 27: Zugangslinien im Bestand C, angelegt mit der Fluchtstab-Orientierung. 54<br />

Abb. 28: Zugangslinien im Bestand A, angelegt mit der D<strong>GPS</strong>-Navigation. 55<br />

Abb. 29: Zugangslinien im Bestand B, angelegt mit der D<strong>GPS</strong>-Navigation. 56<br />

Abb. 30: Bestand A (D<strong>GPS</strong>), Abweichung von der Idealrichtung. 58<br />

Abb. 31: Bestand B (D<strong>GPS</strong>), Einhaltung der Idealrichtung auf den Teilstrecken aller Gassen. 58<br />

Abb. 32: Bestand C (Fluchtstab), Einhaltung der Idealrichtung auf den Teilstrecken aller Gassen. 58<br />

Abb. 33: Zusammenhang zwischen Länge der ungestörten Teilstrecken und dem Winkelfehler. 59<br />

Abb. 34: Schematische Darstellung von Gassenverlauf und Idealrichtung. 60<br />

Abb. 35: Streuung der Brechpunkte um die Regressionsgerade. 62<br />

Abb. 36: Die Zusatzkosten der beiden Verfahren in Abhängigkeit von der Jahresleistung. 64<br />

Abb. 37: Zusammenhang zwischen Kapitalwert und Verzinsung. 65<br />

Abb. 38: Angewendete Methoden im Abschnitt "Dokumentation" sowie Ergebnisse und Folgerungen. 72<br />

Abb. 39: Einflüsse auf die Forstliche Nutzung. 73<br />

Abb. 40: Prozess der Umsetzung der Idee von der nachhaltigen Entwicklung. 77<br />

Abb. 41: Entwicklung des Anteiles der Themen mit ökologischer Ausrichtung in den FTI seit 1960. 78<br />

Abb. 42: Indizierte Entwicklung von Lohnkosten für Waldarbeiter und Holzpreisen bezogen 1960. 80<br />

Abb. 43: Indizierte Entwicklung von Holzpreis, Anzahl der Waldarbeiter und Lohnkosten in Bayern bezogen 1980. 81<br />

Abb. 44: Anzahl der Harvester in Deutschland. 83<br />

Abb. 45: Entwicklung des Mechanisierungsgrades im Staatswald Baden-Württemberg . 84<br />

Abb. 46: Entwicklung des Bestandes ausgewählter Maschinen der Landesforstverwaltungen. 85<br />

Abb. 47: Ausgangspunkte für die Gefährdung von Böden durch Befahrung. 88<br />

Abb. 48: Druckzwiebel (links) und Spannungsabbau im Boden (rechts). 91<br />

Abb. 49: Imaginäre Vergrößerung des Reifendurchmessers durch Absenken des Fülldrucks. 93<br />

Abb. 50: Mittlerer Baumabstand in Abhängigkeit von der Bonität bei Fichte. 95<br />

Abb. 51: Hiebe in Durchforstungsjahren und bei Kalamitätsaufarbeitung. 95<br />

Abb. 52: Kalamitäten bewirken Zielkonflikte. 96<br />

Abb. 53: Flächenanteil der Rückegasse je ha in Abhängigkeit vom Abstand der Gassen. 98<br />

Abb. 54: Grundstruktur des Simulations-Programms. 105<br />

Abb. 55: Inputbereich des Programms mit Feldern für Parametereingabe. 106<br />

Abb. 56: Ablaufschema zur Berechnung der Zahl der Überfahrten. 110<br />

Abb. 57: Ablaufschema zur Berechnung des Flächenbefahrungsprozentes. 111


VIII<br />

Abb. 58: Zahl der Überfahrten je Linie in Abhängigkeit von der Bestockung . 114<br />

Abb. 59: Zahl der Überfahrten je Linie in Abhängigkeit von der Art der Aufarbeitung . 115<br />

Abb. 60: Zahl der Überfahrten je Linie in Abhängigkeit vom Gassenabstand . 116<br />

Abb. 61: Die drei Befahrungsvarianten in ihrer Entwicklung über die Zeit. 119<br />

Abb. 62: Entwicklung von Mechanisierung und Bemühung um Umweltvorsorge im Nachkriegsdeutschland. 128<br />

Abb. 63: Anteil von vier Kategorien von Veröffentlichungen in den FTI. 130<br />

Abb. 64: Einflussnahme von Forstwirtschaft und Gesellschaft auf die Mechanisierung im Wald. 132<br />

Abb. 65: Anzahl der Tage an denen die STOE 308 und 103 mit Maschinen befahren werden können. 137<br />

Abb. 66: Beispiel einer "Ampelkarte", die aus der Standortkarte abgeleitet ist. 139<br />

Abb. 67: Struktur und Funktionsweise des Bodeninformationssystems. 140<br />

Abb. 68: Dokumentation ist ein Prozess. 144<br />

Abb. 69: Soll-Ist-Vergleich von geometrischer und ökologischer Qualität der Befahrung. 146<br />

Abb. 70: Verfahrensweg, um die Qualität des <strong>Maschineneinsatz</strong> festzustellen. 147<br />

Abb. 71: Die reale Befahrung wird mit den Vorgaben des Grunddatensatzes Feinerschließung verglichen. 148<br />

Abb. 72: Aufgliederung der während einer Befahrung erfassten Daten (Positionsdatendatei). 152<br />

Abb. 73: Projektbezogene Ablage der Daten während der Datenerhebung. Verknüpfung über die Zeit. 155<br />

Abb. 74: Erstellung des Grunddatensatzes Feinerschließung. 156<br />

Abb. 75: Ergebnis der Datenaufbereitung: graphische und textliche Grundlage zur Überprüfung. 159<br />

Abb. 76: Die im Gelände erhobenen Dateien der beteiligten Maschinen. 161<br />

Abb. 77: Die Befahrungsdaten der einzelnen eingesetzten Maschinen fließen in das Projektergebnis ein. 162<br />

Tabellenverzeichnis:<br />

Tab. 1: Fehlereinflüsse bei <strong>GPS</strong> und D<strong>GPS</strong>. 15<br />

Tab. 2: Mit abnehmender Elevation der Satelliten nimmt der Weg durch das Kronendach zu. 20<br />

Tab. 3: Verbesserung des Signalempfangs im Wald. 24<br />

Tab. 4: Charakteristika der Versuchsbestände. 32<br />

Tab. 5: Technische Daten der eingesetzten Mulchmaschine. 33<br />

Tab. 6: Gassenlängen in den Versuchsbeständen. 44<br />

Tab. 7: Bei der Zeitstudie verwendete Ablaufabschnitte. 45<br />

Tab. 8: Durchschnittliche Arbeitsproduktivität des Mulchsystems bei unterschiedlichen Arbeitsverfahren. 48<br />

Tab. 9: Zahl der notwendigen Kopfwendungen (KW) zur Orientierung nach hinten bei den beiden Verfahren. 49<br />

Tab. 10: Der mit D<strong>GPS</strong> ermittelte Gassenabstand in Metern. 53<br />

Tab. 11: Streuung der Winkel bei kurzen Strecken. 60<br />

Tab. 12: Zusammenhang zwischen Abweichung und Entfernung. 61<br />

Tab. 13: Zusatzkosten der beiden Verfahren im Vergleich. 63<br />

Tab. 14: Bewertung der beiden Verfahren. 68<br />

Tab. 15: Klassifizierungskonzept des Bodens. 89<br />

Tab. 16: Anteil der Bodenarten in Bayern (nach Waldbodeninventur) und ihre Gefährdung durch Befahrung. 90<br />

Tab. 17: Sachzwänge bei der Bewältigung von Kalamitäten. 96<br />

Tab. 18: Parameter mit Wirkungen auf den Boden. 100<br />

Tab. 19: Die drei Varianten hinsichtlich des Aufwandes im Vergleich. 104<br />

Tab. 20: Im Modell verwendete Ertragstafeln und Umtriebszeiten. 107<br />

Tab. 21: Nutzungsarten und jeweils notwendige Maßnahmen am Beispiel von Fichte, Oberhöhenbonität 36. 113<br />

Tab. 22: Verhältnis der Befahrungsintensität der Bonitäten einer Baumart. 116<br />

Tab. 23: Verhältnis der Befahrungsintensität in Abhängigkeit von drei Parametern. 117<br />

Tab. 24: Ergebnis des Simulationslaufes der drei Befahrungsvarianten bei Fichte. 118<br />

Tab. 25: Bodenschutzkonzept Niedesachsen für pleistozänes Flachland. 138<br />

Tab. 26: Ampelkarten in Bayern. 139<br />

Tab. 27: Ausschnitt aus der Qualitätscheckliste "Mechanisierte Holzernte". 141<br />

Tab. 28: Mögliche Orte (Geometrie) und mögliche Qualitäten (Bodendruck) der Befahrung. 148<br />

Tab. 29: Vorschlag für das Format des Grunddatensatzes Feinerschließung. 151<br />

Tab. 30: Beispiel eines NMEA-183 Datensatzes. 152<br />

Tab. 31: Vorschlag für ein Format zur Dokumentation auf Basis des NMEA 183-Formats . 153<br />

Tab. 32: Qualitätsindikatoren der Forstbefahrung. 158


Einleitung und Ziele 1<br />

1 Einleitung und Ziele<br />

1.1 Problemstellung<br />

Die internationale Forstwirtschaft und im Speziellen die deutsche befinden sich heute in<br />

einer Phase der Umorientierung. Nicht mehr die rohstofforientierte monofunktionale Produktion<br />

steht im Vordergrund betrieblichen Handelns, wie dies noch bis in die 1970er-<br />

Jahre gewesen ist, sondern es rücken mehr und mehr multifunktionale Ziele in den Blickpunkt,<br />

die ihre Ursache in der Anforderungsvielfalt der Gesellschaft haben. 1<br />

Die Forstbetriebe stehen daneben in einem ökonomisch-technischen Umbruchprozess. Aus<br />

Kostengründen kann auf der operativen Ebene immer weniger Personal eingesetzt werden,<br />

die menschliche Arbeitskraft wird sukzessive durch Maschinenarbeit ersetzt. Dieser Trend<br />

zu Rationalisierung und Mechanisierung gilt für die Holzernte und dort vor allem für die<br />

schwachen Sortimente, die zeitintensiv aufzuarbeiten sind und wenig Deckungsbeitrag<br />

liefern. Harvester schneiden das Holz ein, Forwarder mit großer Ladekapazität und hohem<br />

Gewicht transportieren das Erntegut zur Waldstraße.<br />

Dieser hohe Grad an Mechanisierung bringt neue Fragestellungen zu Logistik und Ergonomie,<br />

aber auch zur Umweltverträglichkeit. Denn die Befahrung von Waldboden mit großen<br />

Maschinen kann zu irreparablen Schäden führen. Dies gilt vor allem dann, wenn empfindliche<br />

Böden befahren werden oder bei ungünstigen Witterungsbedingungen maschinell<br />

aufgearbeitet und gerückt wird. Die nachhaltige Bodenfruchtbarkeit stellt für die<br />

Forstwirtschaft aber den wichtigsten Produktionsfaktor dar. Deshalb hat sie selbst Interesse<br />

am nachhaltigen Erhalt der Ressource Boden und versucht die Befahrung durch systematische<br />

Anlage von Rückegassen in der Fläche zu minimieren und eventuell entstehende<br />

Schäden auf diese Gassen zu konzentrieren. 2<br />

Die Bevölkerung ist heute in allem was Erhalt und Schonung von Natur angeht hochinteressiert,<br />

aber auch hochsensibilisiert. An die großen Landnutzer Landwirtschaft und Forstwirtschaft<br />

werden deshalb von der Gesellschaft zunehmend Forderungen gestellt, die den<br />

Erhalt der natürlichen Ressourcen <strong>zum</strong> Ziel haben. Dies geschieht <strong>zum</strong> einen direkt durch<br />

gesetzliche Vorgaben 3 <strong>zum</strong> anderen indirekt auf ökonomischem Weg durch das Instrument<br />

der Zertifizierung. Umweltschonende Produktion wird vom Markt zunehmend belohnt<br />

(Ökolabels). 4 Der umweltschonende Einsatz von Holzerntemaschinen kann aber noch<br />

nicht nachgewiesen werden.<br />

Auf der Steuerungsebene (Revierleiter, Forstamt) muss das örtlich verantwortliche Personal<br />

die protektionistischen Vorgaben über angepasste Befahrung gegenüber den Aufarbeitungsfirmen<br />

durchsetzen und überwachen. Monitoring und Kontrolle der Befahrung durch<br />

Geländebegänge sind aber zeitintensiv. Deshalb kann sich eine Kontrolle nur auf Stichproben<br />

beschränken. Andere Hilfsmittel der Überwachung sind heute noch nicht vorhanden.<br />

Die Forsteinrichtung führt in betriebswirtschaftlichen und waldbaulichen Fragen eine peri-<br />

1 THOMASIUS (1999), S. 271<br />

2 HAUCK (2001, S. 43) spricht von "tolerierten Belastungszonen" auf die potenziell schädliche Einwirkungen,<br />

z.B. befahrungsbedingte bodenphysikalische Veränderungen oder Kontamination mit Betriebsmitteln, selbst<br />

unter ungünstigen Umständen auf Teilflächen begrenzt bleiben.<br />

3 Gerade hinsichtlich der ökologischen Fragen ist die Forstwirtschaft heute besonders gefordert, werden doch<br />

gerade im Wald bevorzugt Schutzgebiete ausgewiesen. REFERAT WALDÖKOLOGIE STMELF (2000), S. 2 f<br />

4 Nach RAMETSTEINER (2000, S. 122) halten es 60 % der Kunden für gerechtfertigt für Holz aus "nachhaltiger<br />

Waldbewirtschaftung" mehr zu bezahlen. Die meisten davon sind bereit 5 % bis 10 % mehr zu bezahlen.


Einleitung und Ziele 2<br />

odische Zielkontrolle durch. Eine Zielkontrolle bezüglich der Einhaltung des Feinerschließungssystems<br />

gibt es nicht.<br />

Befahrung von Waldböden mit Schleppern ereignet sich seit etwa 50 Jahren. Das entspricht<br />

etwa einer halben Fichten-Umtriebszeit. Vor dem Hintergrund der Langfristgkeit<br />

forstlicher Produktion betrachtet ist dies noch kein langer Zeitraum. Da aber in Zukunft<br />

auch weiterhin mit schweren Maschinen gearbeitet wird, muss man die Befahrung hinsichtlich<br />

der verbrauchten Fläche und der bislang entstandenen Schäden auf mindestens<br />

50 weitere Jahre prolongieren, da die Zeiträume der Bodenregneration heute noch nicht zu<br />

überschauen sind. 5 Deshalb ist es notwendig, die Befahrung auf das zur Holzernte notwendige<br />

Minimum an Fläche zu reduzieren und dabei höchste Disziplin bei der Einhaltung<br />

der Gassen zu fordern. Wegen der hohen Maschinendichte und der besonderen Gefährdung<br />

des Naturalkapit<strong>als</strong> Boden scheint ein Leitsystem notwendig, das Befahrungen konzentriert,<br />

minimiert und überprüfbar macht.<br />

Die moderne Informationstechnologie kann sowohl bei der praktischen Durchführung von<br />

Betriebsarbeiten eine Unterstützung bieten, <strong>als</strong> auch die Steuerung und Überwachung bestimmter<br />

Betriebsabläufe sicherstellen. Bei der Durchführung von Arbeiten mit Fahrzeugen<br />

im Bestand könnte die Navigation einen kosteneffizienten Einsatz und einen minimalen<br />

Flächenverbrauch gewährleisten. Mit der Dokumentation der maschinellen Befahrung wäre<br />

das Personal der Steuerungsebene in der Lage, kritische Orte zügig zu identifizieren und<br />

eventuell notwendige Maßnahmen zu ergreifen, um so einen Beitrag zur nachhaltigen<br />

ökologischen Produktion zu leisten.<br />

1.1.1 Derzeitige Handhabung (Stand des Wissens)<br />

Im Durchforstungsbestand werden die Linien vom Waldbesitzer oder dem Beauftragten<br />

eingemessen, markiert und anschließend maschinell angelegt. Damit die Orientierung dauerhaft<br />

möglich ist, werden sie mit Farbe markiert. Die Markierung muss alle 5 - 10 Jahre<br />

erneuert werden. Dieses Vorgehen ist aufwändig und teuer. Erste Ansätze sind vorhanden,<br />

die Bestandesfeinerschließung mit Geographischen Informationssystemen zu planen, um<br />

so diese aufwändige Arbeitsvorbereitung zu vermeiden. 6 Dabei werden im Büro Linien generiert,<br />

die dann im Gelände in Rückegassen umgesetzt werden. Allerdings hat diese virtuelle<br />

Planung am Bildschirm den Nachteil, dass sie sich nur auf die Daten des Informationssystems<br />

stützt und auch nur von Spezialisten durchgeführt werden kann. Bei der Umsetzung<br />

im Gelände können kleine Geländehindernisse, wie Gräben oder Steinblöcke, die<br />

nicht im Informationssystem erfasst sind, vor Ort möglicherweise zu erheblichen Abweichungen<br />

von diesem Idealnetz führen. Abgesehen davon, ist ein zeitlicher Vorlauf und eine<br />

erhebliche informationstechnologische Kompetenz für die Planung notwendig. Der Umgang<br />

mit Software-Produkten aus dem GIS-Bereich ist komplex und erfordert vom Anwender<br />

erhebliche Einarbeitungszeit.<br />

Die Anlage von Linien auf Kalamitätsflächen stellt hier eine besondere Schwierigkeit dar, da<br />

vorhandene Erschließungslinien nicht mehr erkennbar sind, weil sie zugeworfen wurden.<br />

Die übereinandergeworfenen Stämme türmen sich oft so hoch auf, dass die Fläche nicht<br />

überblickt werden kann und eine Orientierung an Horizontpunkten nicht möglich ist. Das<br />

Auszeichnen von Soll-Linien ist deshalb schwierig, zeitaufwändig und gefährlich. Darum<br />

5 HILDEBRAND (1987), S. 425, SCHACK-KIRCHNER und HILDEBRAND (1994), S. 722, KREMER (1998), S. 59<br />

6 JÄGER ET AL. (2000), S. 104


Einleitung und Ziele 3<br />

unterbleibt die Vorgabe von Soll-Linien häufig auf solchen Flächen. Dies hat intensive und<br />

verdichtete Befahrung zur Folge.<br />

Ist ein Feinerschließungssystem vorhanden, sind die Maschinen auf diesen Linien zu führen.<br />

Im Staatswald aller Bundesländer ist die Benutzung der Rückegassen vorgeschrieben, auch<br />

im Kommunal- und Privatwald wird dies weitgehend beachtet. Dieses aus Rückegassen<br />

bestehende Feinerschließungssystem bildet ein Netz von Soll-Bewegungslinien für alle Maschinen<br />

bei der Holzernte.<br />

Es wird auf dem gewachsenen Boden gefahren, der unterschiedliche Druck-Empfindlichkeit<br />

aufweist. Dabei ist die ökologische Befahrbarkeit von der technischen Befahrbarkeit zu unterscheiden.<br />

Böden sind ökologisch befahrbar, wenn sich keine Strukturveränderungen<br />

ergeben, die den Gasaustausch vermindern und damit das Bodenleben einschränken. Sie<br />

sind technisch befahrbar, solange es zu keinem plastischen Fließen des Substrats kommt. 7<br />

Im Staatswald der meisten Bundesländer ist es Ziel, die Rückegasse <strong>als</strong> potenzielle Produktionsfläche<br />

zu erhalten. D.h. die ökologische Befahrbarkeit muss über die gesamte Umtriebszeit<br />

während aller Pflege- und Erntefahrten auf der Gasse erhalten bleiben. Deshalb<br />

wurde im Detail geregelt, unter welchen Witterungsbedingungen auf dem jeweiligen<br />

Standort gefahren werden darf. Für den Privatwald existieren solche allgemeinverbindlichen<br />

Regeln nicht. Die Handhabung ist besitzerabhängig und extrem unterschiedlich. Bei<br />

Kalamitäten oder unter ökonomischen Zwängen finden diese Regeln auch häufig im<br />

Staatswald keine Anwendung mehr. Die Folge sind Spurrillen und intensive Befahrungsmuster<br />

gerade auf Sturmwurfflächen. 8<br />

Durch bauliche Veränderungen an Maschinen hat man in den letzten Jahren versucht, die<br />

Belastungen für den Boden zu minimieren. Heute werden vor allem Forstspezialmaschinen<br />

mit besserer Achslastverteilung, Breitreifen und angepassten (niedrigen) Fülldrücken in den<br />

Reifen verwendet. 9<br />

MATTHIES (1998) und ZIESAK (1999) haben ein Informationssystem entwickelt, das Bodendaten<br />

und Maschinendaten verbindet. Dabei werden programmintern die entstehenden<br />

Drücke berechnet und mit dem kritischen Schwellenwert 10 verglichen. Die Software soll<br />

dem Fahrer bzw. Einsatzleiter bei der Entscheidung helfen, ob die ökologische Befahrbarkeit<br />

eines Standortes noch gegeben ist.<br />

Die Kontrolle der Maschinenbewegung vor Ort, <strong>als</strong>o die Einhaltung der Sollbewegungslinien<br />

und das Aufdecken eventuell entstandener Schäden, obliegt den örtlichen Praktikern,<br />

die dazu Geländebegänge durchführen. Häufig unterbleiben solche Kontrollen aus Zeitgründen,<br />

oder finden zu spät statt. Werden Schäden entdeckt, ist es schwierig, diese zu<br />

regeln, weil es bislang noch keine "Kultur" zur Regelung von Bodenschäden zwischen<br />

Waldbesitzern und Unternehmern gibt.<br />

Eine erste Anwendung, bei der es um eine Qualitätskontrolle von Befahrung geht, gibt es<br />

in Kanada. Dort erfassen Fuhrunternehmen mit <strong>GPS</strong>, auf welchen befestigten Straßen des<br />

Waldbesitzers sie mit welchem Reifenfülldruck gefahren sind. Damit kann der Unternehmer<br />

nachweisen, dass er das Straßennetz des Waldbesitzers schonend benutzt hat und bekommt<br />

dies über einen Bonus vergütet. Umgekehrt spart sich der Waldbesitzer dadurch<br />

7<br />

MATTHIES, HAUSER und KREMER (2000), S. 7, V. WILPERT (1998), S. 29<br />

8<br />

WAGELAAR (2001a) S. 509, HARTMANN ET AL. (2001) S. 1 f<br />

9<br />

FORBRIG (2000), S. 25<br />

10 Kritischer Schwellenwert ist der Wert, ab dem ein Schaden entsteht.


Einleitung und Ziele 4<br />

Kosten an Wegeinstandhaltung, wenn die Truckfahrer nachweisbar auf angepasste Befahrung<br />

achten. 11<br />

Eine Qualitätskontrolle der Befahrung oder Nachweis von Fahrbewegungen im Bestand<br />

wird bislang nirgends gefordert oder durchgeführt.<br />

1.2 Ziele<br />

Hinsichtlich des Einsatzes von Forstmaschinen setzen Waldarbeiter und Unternehmer umweltschonende<br />

Holzernte auf operativer Ebene um. Die Vorgaben zu dieser <strong>umweltschonenden</strong><br />

Holzernte werden von der überörtlichen und örtlichen Steuerungsebene gemacht.<br />

Die Steuerungsebene beobachtet die Umsetzung der Vorgaben (Monitoring) und überprüft<br />

die Einhaltung (Controlling). Die Nutzung moderner Informationstechnologie zur<br />

Lösung der oben beschriebenen Problemstellung führt deshalb zu zwei unterschiedlichen<br />

Ansätzen: Im operativen Bereich steht vor allem das Führen der Fahrzeuge auf bestimmten<br />

Linien im Vordergrund, <strong>als</strong>o die Navigation. Im Bereich der Steuerung geht es um die Einhaltung<br />

von Vorgaben, und deren Nachweis. Hierfür ist die Dokumentation der Fahrbewegungen<br />

ein Hilfsmittel.<br />

In beiden Bereichen wird die heute vorhandene Informationstechnologie noch nicht optimal<br />

genutzt. Hier ist vor allem die Möglichkeit der satellitengestützten Positionsbestimmung<br />

zu nennen und die Darstellung von Gelände- und Befahrungsinformationen in Geographischen<br />

Informationssystemen.<br />

Hauptziel der vorliegenden Untersuchung ist es, ein Verfahren zu entwickeln, das die Navigation<br />

im Bestand ermöglicht und die Dokumentation der Fahrbewegungen erlaubt. Dieses<br />

Verfahren soll mit Hilfe der Bordcomputertechnologie und des Ortungs- und Navigationssystems<br />

<strong>GPS</strong> 12 realisiert werden.<br />

Daraus ergeben sich für die vorliegende Untersuchung folgende Teilziele:<br />

Allgemein:<br />

1. Entwickeln und Optimieren einer einfach zu bedienenden D<strong>GPS</strong>-gestützten 13 Software<br />

zur Anlage geländeangepasster Linien (Navigation), sowie zur Erfassung der Fahrbewegungen<br />

(Dokumentation)<br />

2. Untersuchung, ob mit Navigations- und Computertechnologie das Führen von Fahrzeugen<br />

im Gelände sowie die Dokumentation der Fahrbewegungen möglich ist<br />

Navigation:<br />

3. Erprobung der Praxistauglichkeit des D<strong>GPS</strong>-Navigation durch Tests im Gelände<br />

Die Genauigkeit, mit der Linien in Bestände eingelegt werden können, soll untersucht<br />

werden.<br />

4. Leistungsfeststellung beim D<strong>GPS</strong>-Verfahren und Vergleich mit bisherigen Verfahren<br />

Durch Zeitstudien soll das konventionelle Verfahren mit der D<strong>GPS</strong>-Navigation verglichen<br />

werden.<br />

11 JACOB (2001), S. 46<br />

12 Global Positioning System<br />

13 Im Folgenden wird der Begriff Differentielles <strong>GPS</strong> verwendet, da dadurch <strong>zum</strong> Ausdruck kommt, dass es<br />

sich um eine Echtzeit-Anwendung handelt (vgl. Kap. 1.4.4, S. 16).


Einleitung und Ziele 5<br />

5. Aufzeigen ergonomischer Unterschiede zwischen der D<strong>GPS</strong>-Navigation und bisherigen<br />

Verfahren<br />

Mögliche ergonomische Veränderungen sollen erfasst und beschrieben werden.<br />

6. Ökonomische Unterschiede zwischen dem D<strong>GPS</strong>-Verfahren und bisherigen Verfahren<br />

Unterschiedliche Kosten hinsichtlich Geräteausstattung und Arbeitszeit bei den beiden<br />

Verfahren werden erfasst und miteinander verglichen.<br />

Dokumentation:<br />

7. Begründung der Dringlichkeit der Dokumentation von Befahrung<br />

Die forsttechnische Entwicklung der letzten Jahrzehnte wird analysiert und beschrieben;<br />

ein Trend wird aufgezeigt, ein Bedarf an Dokumentation wird abgeleitet.<br />

8. Entwickeln eines Konzeptes zur Erfassung, Bearbeitung und Speicherung von Sachdaten<br />

Die notwendigen Grundlagen und Schritte der Befahrungsdokumentation werden<br />

aufgezeigt.<br />

Die genannten Ziele erfordern Ansätze aus der Informationstechnologie (Programmierung),<br />

empirische Untersuchungen mit Geländeerhebungen sowie eine sozialwissenschaftliche<br />

Begründung des Vorgehens.<br />

1.3 Material und Methoden<br />

Aus Gründen der Geschlossenheit der beiden Kapitel Navigation und Dokumentation werden<br />

Untersuchungsmaterial und Arbeitsmethoden in den jeweiligen Kapiteln vorgestellt.<br />

Dennoch soll hier eine knappe Übersicht gegeben werden.<br />

Navigation<br />

Zur Umsetzung der o.g. Ziele wird zunächst ein Programm entwickelt, das die geländeangepasste<br />

Navigation erlaubt. Es wird ein Arbeitsverfahren <strong>zum</strong> Mulchen von JP-Beständen<br />

entwickelt, das die Benutzung dieses Programmes integriert.<br />

Gleichzeitig wird die Arbeitsweise des konventionellen Mulchverfahren vorgestellt. Mit beiden<br />

Verfahren erfolgen praktische Geländeeinsätze.<br />

Zeitstudien nach dem REFA-Verfahren 14 werden zu beiden Verfahren durchgeführt,<br />

eine einfache Erfassung (Strichliste) ergonomischer Auffälligkeiten wird angewendet.<br />

Mit vermessungstechnischen <strong>Mittel</strong>n wird die Lage der angelegten Erschließungslinien im<br />

Gelände erhoben, und die Präzision der Navigation ermittelt.<br />

Durch eine Kostenvergleichsrechnung werden die ökonomischen Kenndaten der beiden<br />

Verfahren erfasst.<br />

14 REFA (1991)


Einleitung und Ziele 6<br />

Dokumentation<br />

Es wird eine Literaturanalyse durchgeführt, die die Situation und das sozio-ökonomische<br />

Umfeld der Forstwirtschaft im Allgemeinen und der Mechanisierung im Speziellen darstellt.<br />

Durch eine Modellentwicklung wird aufgezeigt, welchem konkreten Ausmaß an Befahrung<br />

unterschiedliche Bestände über eine Umtriebszeit ausgesetzt sind.<br />

Eine zeitgeschichtliche Analyse setzt sich mit der Entwicklung der Bodenbelastung durch<br />

Maschinen und der Forstmechanisierung in der Bundesrepublik auseinander.<br />

Basierend auf den heutigen informationstechnischen Möglichkeiten wird ein Konzept der<br />

Befahrungsdokumentation entwickelt.


Einleitung und Ziele 7<br />

1.4 Grundlagen von <strong>GPS</strong><br />

1.4.1 Allgemeines<br />

Satellitengestützte Ortungs- und Navigationssysteme haben heute im privaten und im geschäftlichen<br />

Bereich eine weite Verbreitung gefunden. Das weitaus am häufigsten genutzte<br />

System ist das NAVSTAR <strong>GPS</strong>. Dieser Ausdruck steht für NAVigation System with Time And<br />

Ranging Global Positioning System und ist ein satellitengesteuertes Ortungs- und Navigationssystem,<br />

das vom US-Verteidigungsministerium (USDoD) seit den 1970er-Jahren ursprünglich<br />

für rein militärische Zwecke entwickelt wurde.<br />

Die Grundidee des Verfahrens ist ähnlich dem üblichen Anschlussnehmen an Kirchturmspitzen<br />

bei der Messung mit Tachymeter: durch Entfernungs- und Winkelmessung zu<br />

mehreren, die Erde umkreisenden Satelliten, die eigene Position auf der Erdoberfläche zu<br />

bestimmen. Neben dem eigentlichen Empfänger, der letztlich die jeweilige Position im Gelände<br />

anzeigt (Nutzersegment), besteht das Global Positioning System noch aus einem<br />

Raum- und einem Kontroll-Segment.<br />

Nutzer - Segment<br />

Vom Nutzer im Gelände oder auf dem Fahrzeug mitgeführte Empfänger, die Satellitensignale empfangen<br />

und daraus Signallaufzeit und Position bestimmen. Eine typische Anwendungen ist die Navigation,<br />

wobei die eigene Bewegung am Empfänger verfolgt wird (kinematische Anwendung). Eine<br />

andere Anwendung ist die Vermessung von Punkten, Linien oder Flächen. <strong>GPS</strong>-Empfänger gibt es in<br />

Genauigkeitsstufen von +/- 30 m bis in den Millimeterbereich hinein.<br />

Raum - Segment<br />

Dieses besteht aus 24 + x Satelliten, die in 12 Stunden die Erde in einer Höhe von 20200 km umkreisen.<br />

Zur Zeit sind es 28 einsatzfähige Satelliten. 15 Jeder dieser Satelliten besitzt mehrere hochpräzise<br />

Atomuhren und sendet permanent Radiosignale aus, die einen für den jeweiligen Satelliten spezifischen<br />

Code tragen.<br />

Kontroll - Segment<br />

Das Kontroll - Segment besteht aus verschiedenen Überwachungs-Stationen, die sich äquatornah<br />

rund um den Globus verteilen und den US - Militärs <strong>als</strong> Wartungs- und Steuerungs-Stationen für die<br />

Satelliten dienen. Von diesen Stationen aus werden die Umlaufpositionen aktualisiert und die Satelliten-Uhren<br />

kalibriert und synchronisiert.<br />

Eingesetzt wird <strong>GPS</strong> zur Ortung, <strong>als</strong>o der Ermittlung der Lage (Position) von Objekten<br />

durch Angabe ihrer ebenen oder räumlichen Koordinaten. Erst wenn die Ortung erfolgt ist,<br />

<strong>als</strong>o die eigene Position mit hinreichender Genauigkeit bestimmt wurde, kann <strong>GPS</strong> in seiner<br />

zweiten Funktion genutzt werden, der Navigation. Navigation im weitesten Sinne ist das<br />

Führen eines Fahrzeuges von einem Ausgangsort auf bestimmtem Wege zu einem<br />

Zielort. 16<br />

1.4.2 Funktionsweise von <strong>GPS</strong><br />

1.4.2.1 Entfernungsbestimmung<br />

Jeder Satellit erzeugt zu bestimmten Zeitpunkten spezifische Signale, die er aussendet. <strong>GPS</strong><br />

misst die Zeitdifferenz zwischen Außenden des Funksign<strong>als</strong> (Code) am Satelliten und dem<br />

15 STAND JANUAR 2001<br />

16 BACHMANN (1993), S. 20


Einleitung und Ziele 8<br />

Eintreffen am Empfänger und berechnet aus dieser Zeitdifferenz die Distanz Satellit/Empfänger.<br />

Es gilt die Formel 17 :<br />

Formel 1: Berechnung der Entfernung zu einem Satelliten.<br />

Die Empfänger werden von den Satelliten mit der aktuellen Uhrzeit versorgt. Zu einem<br />

Zeitpunkt tSi erzeugt der Satellit einen Code mit definierter Länge und strahlt ihn aus.<br />

Gleichzeitig wird im <strong>GPS</strong>-Empfänger eine Kopie dieses Codes erzeugt (Abb. 1). Da der Satelliten-Code<br />

aber die Strecke PSR durchlaufen muss, trifft er zeitverzögert zur Code-Kopie<br />

am Empfänger ein. Diese Zeitdifferenz zwischen der Nachbildung des Sign<strong>als</strong> und dem<br />

Eintreffen des erwarteten Sign<strong>als</strong> vom Satelliten wird gemessen.<br />

Die Signale werden auf zwei Trägerwellen gesendet. Das sogenannte L1-Band wird mit<br />

einer Frequenz von 1575,42 Mhz (19,05 cm) ausgestrahlt, das L2-Band mit 1227,60 Mhz<br />

(24,45 cm). Auf diese beiden Trägerwellen sind die Codes aufmoduliert: auf L1 der frei<br />

zugängliche C/A- Code, auf L2 der nur für militärische Nutzer freigegebene P-Code. 18 Für<br />

die Positionsbestimmung können sowohl die aufmodulierten Codes, <strong>als</strong> auch die Trägerwellen<br />

selbst verwendet werden. Werden die Trägerwellen benutzt, spricht man von Trägerphasenmessung.<br />

Grundprinzip bei beiden Messarten ist der Vergleich von Aussendezeit<br />

und Empfangszeit. Da die Entfernung nicht direkt gemessen, sondern indirekt über die<br />

Signallaufzeit bestimmt wird, die mit dem Uhrenfehler behaftet ist, spricht man auch<br />

Pseudoentfernungsmessung (pseudorange). 19<br />

Empfänger<br />

-signal<br />

Satelliten<br />

-signal<br />

PSR = c (tRi - tSi)<br />

PSR = geometrische Entfernung zwischen Empfänger und Satellit<br />

c = Lichtgeschwindigkeit<br />

tRi = Empfängeruhrenstand zur Epoche i<br />

tSi = Satellitenuhrenstand zur Epoche i<br />

Abb. 1: Auf die Trägerwellen sind Codes aufmoduliert, die im Empfänger regeneriert werden.<br />

Die Laufzeitverzögerung wird festgestellt und daraus die Entfernung berechnet.<br />

Da die Ausbreitungsgeschwindigkeit elektromagnetischer Wellen ca. 300.000 km/sec beträgt<br />

20 , und sich die Satelliten in einer Höhe von 20200 km befinden, ist das Signal etwa<br />

0,0673 sec unterwegs. Diese Signallaufzeit muss hochpräzise erfasst werden, da von ihr<br />

17 SAUERMANN (1993), S. 8<br />

18 Coarse/Aqusition-Code, d.h. "Groberfassung" für Civil/Access, während der Precision-Code verschlüsselt ist<br />

und nur speziellen milit. Empfängern gelesen werden kann.<br />

19 Pseodorange ist die tatsächliche geometrische Entfernung PSR + alle Systemfehler<br />

20 exakt: 299.792.458 m/s<br />

Die Zeit, die ein<br />

Signal benötigt, um<br />

<strong>zum</strong> Empfänger zu<br />

gelangen<br />

+1<br />

-1<br />

+1<br />

-1


Einleitung und Ziele 9<br />

die Berechnung von PSR abhängt. Satellitenuhr und Empfängeruhr müssen deshalb exakt<br />

gleich laufen, da jede Abweichung einen Fehler bedeutet. Würde z.B. die Empfängeruhr<br />

die Signallaufzeit 1/10 zu lang messen, ergäbe dies einen Lagefehler der Position von 0,1<br />

sec x 300.000 km/sec = 30.000 km.<br />

Um solche Fehler zu verhindern, müssen die Zeiten absolut synchron gemessen werden.<br />

Die Entfernung <strong>zum</strong> Satelliten entspricht dem Radius einer gedachten Kugelschale <strong>zum</strong><br />

<strong>Mittel</strong>punkt, dem Satelliten (Abb. 2). Hat der Empfänger Kontakt zu zwei Satelliten, befindet<br />

er sich dort, wo die beiden gedachten Kugeln sich schneiden. Die Schnittmenge ist ein<br />

Kreis. Erst wenn mindestens drei Satelliten empfangen werden, entsteht ein Schnittpunkt,<br />

in dem sich die drei Kugelschalen treffen. 21 Mit drei Satelliten wird eine Position zweidimensional<br />

bestimmt. Erst wenn vier Satelliten zur Verfügung stehen, ist eine dreidimensionale<br />

Positionsbestimmung, die auch die Höhenlage einbezieht, möglich.<br />

Abb. 2: Positionsbestimmung im Schnittpunkt imaginärer Kugelschalen. Nach LEICA (2000,<br />

S. 11) verändert.<br />

Stehen Satelliten jedoch zu eng im Zenit beieinander, ergibt sich kein exakter Schnittpunkt<br />

der gedachten Kugelschalen, sondern eine Schnittfläche, (Abb. 3). Dies induziert eine Unschärfe<br />

in der Positionsbestimmung und dadurch einen Verlust an Genauigkeit.<br />

Die Genauigkeit der Positionsbestimmung mit <strong>GPS</strong> ist <strong>als</strong>o abhängig von der präzisen Entfernungsmessung<br />

zu den benutzten Satelliten und der geometrischen Konfiguration dieser<br />

Satelliten. 22<br />

21 Eigentlich entstehen bei drei Kugenlschalen zwei Schnittpunkte. Der eine befindet sich auf der Erde, der<br />

andere hat eine Position irgendwo im Weltall. Dieser zweite, irreale Punkt wird von der Software erkannt und<br />

verworfen. Deshalb ist auch schon mit drei Satelliten eine zweidimensionale Punktbestimmung möglich.<br />

22 SEEBER (1989), S. 293


Einleitung und Ziele 10<br />

Abb. 3: Schnittpunkt der Kugelschalen (links) ergibt präzise Messung. Geklumpte Stellung<br />

der Satelliten (rechts) ergibt eine Schnittfläche (rechts) und damit eine Messung mit geringer<br />

Präzision. (aus HURN, 1989, S. 44).<br />

Ein Maß für Qualität der Verteilung der Satelliten am Himmel ist der sogenannte PDOP<br />

(precision dilution of position). Er ist ein Indikator für die geometrische Güte der Satellitenkonstellation<br />

<strong>zum</strong> Zeitpunkt der Messung. Er kann gedeutet werden <strong>als</strong> reziproker Wert<br />

des Volumens V eines Tetraeders, der aus Satelliten und Nutzerposition gebildet wird. 23 Es<br />

gilt:<br />

Formel 2: Berechnung des PDOP.<br />

PDOP = 1/ V<br />

V = Volumen des Tetraeders<br />

Aus Abb. 7, S. 14 lässt sich dies geometrisch gut erkennen: Die beste geometrische Situation<br />

ist gegeben, wenn das Volumen <strong>zum</strong> Maximum und der PDOP in Formel 4 damit <strong>zum</strong><br />

Minimum wird. Für die praktische Anwendung gilt deshalb: je kleiner der PDOP ist, desto<br />

besser die Konstellation der Satelliten und damit die Präzision der Messung. Ein PDOP-Wert<br />

von 1 stellt das Ideal dar, das nie erreicht wird. Werte bis 3 sind gut und liefern entsprechend<br />

genaue Positionen. Werte von 3 - 6 können <strong>als</strong> ausreichend bezeichnet werden. 24<br />

Allerdings nimmt die Genauigkeitsschwankung deutlich zu. Messungen mit PDOP-Werten<br />

über 8 beinhalten im allgemeinen schon eine so große Schwankung der Position, dass sie<br />

für die meisten Anwendungen nicht mehr tauglich sind. 25<br />

Der PDOP ist das wesentliche Merkmal für die Qualität der Positionsbestimmung. 26<br />

23 SEEBER (1989), S. 293 F<br />

24 HURN (1989), S. 46<br />

25 KETTEMANN (1995), S. 1206 arbeitete mit Werten besser 12.<br />

26 Neben dem PDOP gibt es weitere Indikatoren, die ein Maß für die Qualität eines einzelnen Merkm<strong>als</strong> sind:<br />

der HDOP für die zweidimensionale (2d) horizontale Koordinate, der VDOP für die Höhe, der GDOP für die<br />

dreidimensionale Koordinate (3d) plus den Uhrenoffset. Die griffigste und aussagekräftigste Größe für den<br />

Praktiker ist jedoch der PDOP.


Einleitung und Ziele 11<br />

1.4.2.2 Bestimmen der Position des Satelliten im All<br />

Die Satelliten haben eine Flughöhe von 20.200 km. Dies ergibt eine sehr zuverlässige Umlaufbahn,<br />

die sich mit der entsprechenden Software leicht berechnen lässt, da es keine<br />

bremsenden atmosphärischen Einflüsse gibt. Für jeden Punkt der Erde und jede Zeit lässt<br />

sich so der entsprechende Stand der Satelliten im Voraus bestimmen.<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Abb. 4: Satellitenfenster mit Intervallen von 30 Minuten. Solche Pläne dienen dazu, um für<br />

Aufnahmen unter schwierigen Verhältnissen die optimalen Zeiten herauszusuchen.<br />

Jeder <strong>GPS</strong>-Empfänger wird über eine vom Kontrollsegment herausgegebene und über die<br />

Satelliten verbreitete Almanachdatei über die Umlaufbahn der nächsten drei Monate sowie<br />

Änderungen oder Wartungsarbeiten informiert. Mit Hilfe dieser Information kann die<br />

Sichtbarkeit eines jeden Satelliten an jedem Ort der Erde im voraus bestimmt werden. Bei<br />

der Vorausberechnung der Satellitensichtbarkeit spricht man von guten und schlechten<br />

Satellitenfenstern (Abb. 4). Die Kenntnis der Satellitenfenster ist zur Planung von Positionsmessungen<br />

in schlecht einsehbaren Gebieten zwingend notwendig.<br />

1.4.3 Fehlerquellen bei der Messung<br />

Jedes technisch aufwändige Produkt beinhaltet die Gefahr des Auftretens gewisser Fehler.<br />

Teilweise lassen sich solche Fehler leicht erkennen (z.B. durch physikalische Gesetzmäßigkeiten),<br />

während versteckte Fehler (z.B. Softwarefehler) unbewusst zu f<strong>als</strong>chen Ergebnissen<br />

führen. Im Falle von <strong>GPS</strong> können dies sowohl gewollte <strong>als</strong> auch ungewollte Fehler sein.<br />

Zum einen liegt in der Komplexität des Systems, der Entfernung der Satelliten zur Erde und<br />

der aufwändigen Technik ein technisch bedingtes Fehlerpotenzial. Andererseits muss sich<br />

der Anwender mit künstlich in das System „eingebauten“ Fehlern abfinden.


Einleitung und Ziele 12<br />

Die wichtigsten Fehlerquellen sind nachfolgend erläutert:<br />

Uhrenfehler<br />

Bei einer Signalgeschwindigkeit von ca. 300.000 Kilometern pro Sekunde erzeugen ungenaue<br />

Angaben über die Sende- oder Empfangszeit beachtliche Messfehler. 27 In einer Millionstel<br />

Sekunde (0,000001 sec) legen die elektromagnetischen Wellen bereits 300 Meter<br />

zurück. Entscheidend für die Genauigkeit ist <strong>als</strong>o die präzise Messung der Signallaufzeit.<br />

Der maximale Fehler der Atomuhren im Satellit beträgt 10 Nanosekunden je 12 Stunden,<br />

das entspricht 0,3 m. 28 Dieser Fehler ist bekannt und kann <strong>als</strong> Konstante berücksichtigt<br />

werden. Die in den Empfängern eingebauten Uhren arbeiten weit weniger genau, da sie<br />

Temperaturschwankungen und Beschleunigungen ausgesetzt sind. Um eine gemeinsame<br />

Systemzeit zu haben, wird die Empfängeruhr ständig per Satellitensignal korrigiert. Dennoch<br />

bleibt ein Restfehler bestehen.<br />

Atmosphäre<br />

In der an Elektronen und positiven Ionen reichen Ionosphäre werden die elektromagnetischen<br />

Wellen, die von den Satelliten ausgestrahlt werden teils reflektiert, teils abgelenkt<br />

(Abb. 5). Dies führt zu einer längeren Laufzeit des Sign<strong>als</strong>. Gerade in Jahren mit aktiven<br />

Sonnenflecken treten besonders starke Störungen auf. Die Sonnenflecken erreichen etwa<br />

alle 11 Jahre einen Höhepunkt. Im Jahr 2000/2001 befinden wir uns gerade in einem solchen<br />

Maximum.<br />

Abb. 5: Laufzeitverzögerungen des Sign<strong>als</strong> (links) durch die Ionossphäre. Ihr Ausmaß ist<br />

abhängig von der Elevation der Satelliten (rechts). LEICA (2000, S. 14-15).<br />

Der Einfluss der Sonnenflecken auf die Ionosphäre ist um die Mittagszeit im Winterhalbjahr<br />

am größten. 29 Auch in der Troposphäre werden die Signale durch unterschiedliche Konzentrationen<br />

von Wasserdampf beeinflusst. Allerdings ist der Fehler kleiner <strong>als</strong> in der Ionosphäre.<br />

Der Summe der atmossphärischen Fehler liegt bei bis zu 4 m. 30<br />

Mehrwegeempfang (Multipath)<br />

Mehrwegeempfang tritt auf, wenn die sich Antenne in der Nähe von reflektierenden Oberflächen<br />

befindet. Das Satellitensignal wird dann von der Oberfläche auf die Antenne reflektiert,<br />

was zu einem verfälschten Messergebnis führt. Diesen Effekt bezeichnet man auch<br />

27 HARTL und THIEL (1996), S. 105<br />

28 BACHMANN (1993), S. 36<br />

29 WANNINGER (2000), S. 132<br />

30 HURN (1989), S. 46, detaillierter: SEEBER (1989), S. 299 ff


Einleitung und Ziele 13<br />

<strong>als</strong> Multipath. Der resultierende Fehler kann bis zu 20 m betragen. Durch geeignete Standortwahl<br />

bzw. Antenne ist dieser Fehler minimierbar. Gerade dieser Fehler bewirkt im Wald<br />

große Ungenauigkeiten, vor allem bei Feuchte an der Blatt- und Stammoberfläche.<br />

Abb. 6: Mehrwegeeffekt im Wald, verändert<br />

nach LEJEUNE und HELLEMANS<br />

(2000, S. 43).<br />

Empfängerfehler<br />

Es gibt zahlreiche <strong>GPS</strong>-Empfänger für unterschiedliche Anwendungen in unterschiedlicher<br />

Qualität. Das Spektrum reicht vom „hand-held“ Gerät, das für die Grobnavigation des<br />

Hobbyseglers auf See gedacht ist, bis <strong>zum</strong> hochpräzisen Gerät für geodätische Zwecke.<br />

Alle arbeiten mit unterschiedlicher Software, die die empfangenen Signale nach bestimmten<br />

Algorithmen auswertet. Diese Algorithmen sind unterschiedlich aufwändig, je nachdem<br />

wie genau das Ergebnis sein muss. Bei einfachen Geräten können zusätzliche Fehler<br />

(1 m bis 2 m) durch Runden und Temperatureffekte entstehen. 31<br />

Konstellation der Satelliten<br />

<strong>GPS</strong>-Satelliten sind nicht geo-stationär, sondern sie bewegen sich auf Umlaufbahnen um<br />

die Erde. Die Satellitenbahnen sind so verteilt und gegeneinander geneigt, dass immer etwa<br />

sechs Satelliten sichtbar sind. Da sich diese Satelliten auf Ihrer Umlaufbahn aber mit<br />

einer Geschwindigkeit von 5300 km/h bewegen, findet eine ständige Veränderung der Lage<br />

der Satelliten zueinander statt, d.h. die Konstellation der Satelliten ist permanent im<br />

Fluss. Um genaue Positionsmessungen durchführen zu können, braucht man aber eine<br />

möglichst gute Verteilung dieser Satelliten am Himmel (Abb. 7).<br />

31 LIU (1993), S. 24


Einleitung und Ziele 14<br />

Abb. 7: Die Qualität der <strong>GPS</strong>-Ortung und Verteilung der Satelliten: links günstig, der PDOP<br />

ist klein. Rechts ungünstige, die Satelliten stehen eng beieinander. Der ist groß. (aus SEEBER,<br />

1989, S. 294).<br />

Als Maß hierfür gilt der oben bereits erwähnte PDOP-Wert. Er wird vom Empfänger bei<br />

jeder Aufnahme angegeben und beschreibt die Verringerung der Genauigkeit durch ungünstige<br />

Stellung der Satelliten zueinander (z.B. geklumpte Lage, vgl. Abb. 3 und Abb. 7).<br />

Auch dies ist ein Problem, das im Wald auf Grund der eingeschränkten Himmels-<br />

Sichtbarkeit verstärkt auftritt.<br />

Selective Availability<br />

Selective Availability (S/A) ist eine von den militärischen Betreibern des Systems gewollte<br />

Möglichkeit, um die Genauigkeit der Positionsbestimmung von <strong>GPS</strong> zu verschlechtern. Seit<br />

dem 2.5.2000 ist dieses künstliche Rauschen zwar ausgeschaltet, jedoch behalten sich die<br />

USA vor, es in Krisenzeiten wieder einzuschalten, um anderen Anwendern die hohe Genauigkeit<br />

des Systems zu verwehren. Die Block II-Satelliten 32 sind mit einer Einrichtung versehen,<br />

mit welcher die Navigationsdaten künstlich verschlechtert werden können. Die Verschlechterung<br />

des Sign<strong>als</strong> kommt dadurch zustande, dass man möglichst unvorhersagbar<br />

und unkorrigierbar f<strong>als</strong>che Zeiten und/oder ungenaue Bahndaten sendet. Ist S/A eingeschaltet,<br />

bedeutet dies für den zivilen Nutzer, dass die Positionsberechnungen zu 95% der<br />

Zeit nicht ungenauer <strong>als</strong> 100 m und zu 99,99% der Zeit nicht ungenauer <strong>als</strong> 300 m sind. 33<br />

32 Die Satellitengenerationen werden in Blöcken zusammengefasst, die unterschiedlichen technologischen<br />

Stand haben.<br />

33<br />

KAPLAN (1996), S. 5


Einleitung und Ziele 15<br />

Abb. 8: Am 2.5.00 wurde S/A abgeschaltet, dadurch verbesserte sich die Genauigkeit erheblich.<br />

34<br />

Im Schnitt ist von Genauigkeiten von etwa 100 m auszugehen. Militärische Empfänger<br />

können diese künstliche Verschlechterung wieder ausgleichen, wenn sie über zusätzliche<br />

Einrichtungen verfügen, welche die verschlüsselt gesendeten Korrekturdaten dekodieren<br />

können. Ohne S/A ist mit diesem System und dem C/A-Code 35 theoretisch eine Genauigkeit<br />

von 4 bis 20 Metern erreichbar. 36<br />

Zusammenfassung<br />

In Tab. 1 sind die Fehlereinflüsse und ihr Ausmaß zusammengestellt. Die Summe aller Fehler<br />

ohne S/A überschreitet in der Regel nicht ± 5 m.<br />

Tab. 1: Fehlereinflüsse bei <strong>GPS</strong> und D<strong>GPS</strong> (nach WÜBBENA 2000, S. 16, ergänzt).<br />

Fehler Einfluss absolut<br />

(<strong>GPS</strong>)<br />

Einfluss relativ<br />

(D<strong>GPS</strong>)<br />

Satellitenbahn 5... 50 m 0,2 ... 2 ppm<br />

Satellitenuhr 1 m 0,0 ppm<br />

Empfänger mm ... m mm ... m<br />

Ionossphäre 0,5 .. > 100 m 1 ... 50 ppm<br />

Tropossphäre 0,01 ... 0,5 m < 3 ppm<br />

Multipath Code m m<br />

Multipath Phase mm ... cm mm ... cm<br />

Antenne mm ... cm mm ... cm<br />

S/A 100...300 m dm ... 10 m<br />

Durch längere Messung mit gutem Empfänger und <strong>Mittel</strong>wertbildung können Genauigkeiten<br />

erreicht werden, die im cm-Bereich liegen (nur geodätische <strong>GPS</strong>-Empfänger). Der<br />

34 Grafik aus: BUNDESAMT FÜR KARTOGRAPHIE UND GEODÄSIE (2001) http://gibs.leipzig.ifag.de<br />

35 Der Standard <strong>GPS</strong>-Code (Course/Acquisition)<br />

36 STROBEL (1995), S. 108


Einleitung und Ziele 16<br />

größte Fehler jedoch ergibt sich durch das künstliche Rauschen des Sign<strong>als</strong>, sofern S/A eingeschaltet<br />

ist.<br />

1.4.4 Korrekturmöglichkeiten mit differenziellem <strong>GPS</strong><br />

Um fehlerhafte Messungen zu bereinigen kann differenzielles <strong>GPS</strong> angewendet werden.<br />

Bei diesem Verfahren kommt neben dem im Gelände eingesetzten mobilen Gerät (Rover)<br />

ein Referenzempfänger <strong>zum</strong> Einsatz. Die Antenne dieses Empfängers wird an einem zuvor<br />

eingemessenen Punkt aufgebaut (Abb. 9). Dieser Empfänger misst permanent die eigene<br />

Position und speichert die Abweichung von der Lage des Referenzpunktes sowie den genauen<br />

Zeitpunkt der jeweiligen Messung ab. Durch Vergleich der Lagekoordinaten des Referenzpunktes<br />

mit den aktuell gemessenen Koordinaten kann so ein Fehlervektor für jeden<br />

einzelnen Zeittakt bestimmt werden, der die Abweichung von der wahren Position beschreibt<br />

(Lagefehler).<br />

Die vom mobilen Empfänger im Gelände berechneten Positionsdaten weisen den gleichen<br />

Fehlervektor für die entsprechende Zeit auf wie die Referenzstation, sofern dieselben Satelliten<br />

zur Berechnung herangezogen wurden. Dies ist üblicherweise in einem Radius von ca.<br />

600 km um die Basisstation gegeben. Mit diesem Fehlervektor können die im Gelände erhobenen<br />

Daten korrigiert werden. Dies kann im Nachhinein bei der Auswertung geschehen<br />

(post-processing) oder in Echtzeit im Gelände (real-time). Post-processing wird bei hochpräzisen<br />

Messungen verwendet, bei denen die Koordinaten im Gelände nicht vorliegen<br />

müssen. Real-time ist notwendig, wo Koordinaten im Gelände bereits vorhanden sein müssen,<br />

beispielsweise bei der Navigation.<br />

Berechneter<br />

Punkt<br />

Fehlervektor<br />

Bezugspunkt<br />

Referenzempfänger<br />

Sende<br />

-anlage<br />

Referenzstation<br />

Abb. 9: Feststellung des Fehlervektors<br />

an der Referenzstation<br />

und Übertragung <strong>zum</strong> Rover.<br />

Die real-time-Korrektur wird immer häufiger eingesetzt, weil die Navigationsanwendungen<br />

zunehmen und die Nachbearbeitung der erhobenen Daten so entfallen kann. Die Übertragungswege<br />

der Korrekturdaten von der Basisstation <strong>zum</strong> Empfänger im Gelände sind<br />

heute vielfältig. Korrekturdaten werden von unterschiedlichen Diensten verbreitet. Der<br />

Dienst ALF 37 wird von der Deutschen Telekom von Mainflingen bei Frankfurt aus auf Langwelle<br />

ausgesendet und deckt ganz Deutschland ab. Er bietet eine Genauigkeit von besser<br />

37 Accurate Positioning by Low Frequency<br />

Korrektursignal<br />

Rover


Einleitung und Ziele 17<br />

<strong>als</strong> 5 m. 38 Der Korrekturdienst SAPOS 39 wird von der AdV 40 auf UKW-Basis betrieben und<br />

bietet sowohl Echtzeit-Dienste <strong>als</strong> auch post-processing-Daten in vier Genauigkeitsstufen<br />

an, die von 3 m bis in den Millimeterbereich reichen. 41 Daneben existieren auch Dienste der<br />

Hersteller von <strong>GPS</strong>-Empfängern, die ihre Korrekturdaten über geostationäre Satelliten ausstrahlen.<br />

Vom Eigenbetrieb einer Basisstation kommen die Nutzer immer mehr ab, da die<br />

Kosten für das Referenzgerät und der technische Aufwand für Betrieb und Wartung der<br />

eigenen Basisstation deutlich höher sind, <strong>als</strong> die Kosten für die Lizenzgebühren des Korrekturdienstes.<br />

1.4.5 Ausblick<br />

Die <strong>GPS</strong>-Technologie hat in den letzten Jahren eine ähnlich rasante Entwicklung erlebt wie<br />

die Computer-Technologie. Dies gilt sowohl für Genauigkeiten und Rechengeschwindigkeiten<br />

<strong>als</strong> auch für den rapiden Preisverfall der Hardware. Waren beispielsweise für einfache<br />

Navigationsempfänger, bei denen differenzielles <strong>GPS</strong> nicht möglich ist, noch vor wenigen<br />

Jahren über 2500 Euro zu bezahlen, kann ein wesentlich besseres Gerät heute schon<br />

für unter 250 Euro erworben werden. <strong>GPS</strong> gewinnt ständig neue Märkte, beispielsweise<br />

zunehmend in der KfZ-Branche (PKW, Speditionen, Rettungsfahrzeuge). Damit wird der<br />

Kreis der Interessenten größer, was auch künftig die Preise verbraucherfreundlich halten<br />

wird und die flächendeckende Versorgung mit differenziellen Korrekturdiensten gewährleistet.<br />

Die Aussendung eines allgemeinen Korrektursign<strong>als</strong> in Deutschland ist inzwischen durch<br />

die Deutsche Telekom und durch die Landesrundfunkanstalten verwirklicht. Welches<br />

System sich letztlich durchsetzen wird oder ob beide Systeme nebeneinander weiterbetrieben<br />

werden, ist noch nicht entschieden und wird vor allem von der Zahl der Nutzer abhängen.<br />

Damit entfallen für den Anwender das aufwändige und kostspielige Betreiben<br />

einer Basisstation und die Übermittlung zur mobilen Einheit über Funk.<br />

Neben den bestehenden Systemen der Amerikaner und Russen 42 formiert sich auch in<br />

Westeuropa immer mehr der Wunsch nach einem eigenen System. Grund ist die Unsicherheit<br />

der Verfügbarkeit der russischen Satelliten und die Restriktionen und Schwierigkeiten,<br />

mit denen die Amerikaner die Nutzung ihres Systems erschweren. Die Europäische Union<br />

(EU) und die Europäische Raumfahrtbehörde (ESA) haben mit dem Programm GALILEO<br />

eine Initiative gestartet, mit der ein ziviles Navigationssystem entwickelt, in Dienst gestellt<br />

und betrieben werden soll. 43 Hauptgrund für die europäische Initiative sind Prognosen für<br />

einen gewaltig ansteigenden Markt für Fahrzeug-Navigation. 44 Das europäische GALILEO<br />

und das amerikanische <strong>GPS</strong> werden zwar vollkommen unabhängige Systeme sein, aber sie<br />

sollen vollständig kompatibel und interoperabel sein, um den Anwendern maximalen Nutzen<br />

zu liefern. GALILEO wird in mehreren Serviceklassen angeboten werden, wovon der<br />

Basisservice mit Genauigkeiten von wenigen Metern kostenlos und jedem zugänglich sein<br />

38 http://www.potsdam.ifag.de/alf/<br />

39 Satelliten Positionierungsdienst der deutschen Landesvermessung<br />

40 Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland<br />

41 http://www.adv-online.de/produkte/sapos.htm<br />

42 Russland betreiben ein ähnliches System, das GLONASS genannt wird.<br />

43 GIBS (2000), S. 2 ff<br />

44 DE JONG (2001a), S. 12


Einleitung und Ziele 18<br />

soll. 45 Der erste Satellit soll 2004 gestartet werden, der Ausbau des Systems soll bis 2008<br />

abgeschlossen sein. 46<br />

1.5 <strong>GPS</strong> in der Forstwirtschaft<br />

Als einer der großen Flächennutzer hat die Forstwirtschaft schon sehr frühzeitig begonnen<br />

<strong>GPS</strong> zu testen und zu verwenden. Erste Veröffentlichungen über <strong>GPS</strong> im Forstbereich erschienen<br />

1989/1990, ab 1993 setzte dann in der forstlichen Literatur eine richtige Welle<br />

von Veröffentlichungen zu diesem Thema ein. 47 Dabei ist festzustellen, dass vor allem in<br />

den USA und Kanada, sowie in Deutschland und Schweden über <strong>GPS</strong> im Wald geforscht<br />

wird. 48 Als Forum für den internationalen Austausch hat sich der Workshop "<strong>GPS</strong> in<br />

Forestry" herausgebildet, der seit 1996 im Zwei-Jahres-Turnus vom kanadischen Forschungsinstitut<br />

FERIC 49 in Britisch Kolumbien abgehalten wird. Auch bei dem im Jahr 2001<br />

erstm<strong>als</strong> veranstaltetem Symposium „Precision Forestry“ spielen Beiträge über <strong>GPS</strong> eine<br />

wichtige Rolle. 50<br />

<strong>GPS</strong>-Messungen kann man zunächst differenzieren nach der Art der Datenerhebung, die<br />

statisch-stehend oder dynamisch-bewegt sein kann. Dabei tauchen im Wald spezielle Probleme<br />

des Signalempfangs durch das Kronendach auf. In vielen Teilbereichen der Forstwirtschaft<br />

ist die Verwendung von <strong>GPS</strong> heute ein Standard. 51<br />

1.5.1 Art der Messung<br />

Von der Art der Messung hängt in hohem Maße die Genauigkeit ab, mit der eine Position<br />

bestimmt werden kann. Bei statischen Messungen wird ein Empfänger an einem konkreten<br />

Punkt aufgebaut. Über einen längeren Zeitraum werden Positionen bestimmt (vgl. Abb.<br />

10). Aus der Summe dieser Messungen an einem Ort wird das <strong>Mittel</strong> gebildet, eventuell<br />

nachdem vorher Ausreißer herausgefiltert wurden. Solche statischen Messungen haben<br />

den Vorteil, dass sich Schwankungen in der Positionsbestimmung nivellieren lassen und<br />

dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, z.B. auch unter Kronendach eine ausreichende Zahl<br />

von Satelliten zur Positionsbestimmung zu tracken. 52 Statische Messungen werden angewendet<br />

bei der Vermessung von Grenzsteinen, von Inventurpunkten oder um die Koordinaten<br />

von Holzlagerplätzen festzustellen.<br />

45 GIBS (2000), S. 2 ff<br />

46<br />

DE JONG (2001b), S.. 20<br />

47<br />

ZIMMERMANN (1997), S. 49<br />

48<br />

HAMBERGER (1998), S. 5<br />

49 Forest Engeneering Research Institut of Canada<br />

50<br />

PRECISION FORESTRY (2001) http://www.cfr.washington.edu/research.pfc/<br />

51 Beispiele in Kap. 1.5.5, S. 24<br />

52 Das Wort „tracken“ bedeutet Verbindung aufnehmen.


Einleitung und Ziele 19<br />

Einzelpositionen<br />

Sollwert Lage<br />

5 m<br />

X<br />

2,5 m<br />

<strong>Mittel</strong>wert Lage <strong>GPS</strong> mit<br />

Standardabweichung<br />

Mittlerer Lagefehler<br />

Abb. 10: Schematische Darstellung der<br />

Lageabweichung bei einer statischen<br />

Messung.<br />

Bei der kinematischen <strong>GPS</strong>-Messung 53 , <strong>als</strong>o der Messung in der Bewegung, werden Positionen<br />

fortlaufend für verschiedene Orte bestimmt, die auf einer Linie hintereinander liegen.<br />

Für jeden Ort wird nur eine Position bestimmt. Dabei ist der Abstand zwischen zwei<br />

Messungen abhängig vom Zeitintervall zwischen zwei Positionsberechnungen des Empfängers<br />

(logging rate) und <strong>zum</strong> anderen von der Geschwindigkeit, mit der Empfänger und<br />

Antenne bewegt werden. Bei der kinematischen <strong>GPS</strong>-Messung kann kein stabiles <strong>Mittel</strong><br />

gebildet werden, jede gemessene Position steht für sich alleine. Da die Antenne bewegt<br />

wird, verändern sich ständig die Umweltbedingungen des Empfangs. Dies gilt vor allem im<br />

Wald. Durch die Bewegung werden Satelliten kurzzeitig durch starke Stämme oder Kronen<br />

verdeckt, dichte Stellen im Kronendach wechseln mit lichten Stellen, Verbindungen zu Satelliten<br />

werden vom Empfänger verloren und müssen neu aufgebaut werden. Darum sind<br />

kinematische <strong>GPS</strong>-Messungen <strong>als</strong> labil einzustufen. Die Qualität kinematischer Messung<br />

hängt deshalb deutlich stärker von einer guten Satellitenkostellation ab <strong>als</strong> es bei statischen<br />

Messungen der Fall ist. Kinematische Messungen im Forstbereich finden statt auf bodengebundenen<br />

Fahrzeugen und auf Luftfahrzeugen, bei der Telemetrie von Wildtieren oder<br />

wenn mit Handgeräten Wege oder sonstige Linien mit fortlaufendem Aufzeichnungsmodus<br />

eingemessen werden. Die Navigation ist ebenfalls eine kinematische Anwendung, die<br />

aber nicht zwingend mit dem Abspeichern der gemessenen Positionen verbunden ist.<br />

1.5.2 Besondere Probleme mit <strong>GPS</strong> in der Forstwirtschaft<br />

Durch das Kronendach im Wald wird der <strong>GPS</strong>-Empfang eingeschränkt, gestört oder ganz<br />

verhindert. Da die Empfangsverhältnisse im Wald zudem von Ort zu Ort völlig unterschiedlich<br />

sind, ist eine Messreihe mit homogener Qualität im Wald kaum möglich. So können<br />

bei Polygonzügen einige Punkte sehr gut und mit geringer Lageabweichung gemessen<br />

sein, während andere eine hohe Lageabweichung aufweisen und wieder andere Punkte<br />

des geplanten Polygonzuges gar nicht messbar sind.<br />

53 manchmal auch <strong>als</strong> dynamische Messung bezeichnet<br />

Y


Einleitung und Ziele 20<br />

Tab. 2: Mit abnehmender Elevation der Satelliten nimmt der Weg durch das Kronendach<br />

zu (gerechnet für einen 32 m hohen Bestand, Antennenhöhe 2 m).<br />

Elevation (Grad) 90 75 60 45 30 15<br />

Strecke (m) 30,0 31,1 34,6 42,4 60,0 115,9<br />

Der Grund für dieses Problem liegt in der Überschirmung der Antenne durch das Kronendach<br />

und der dadurch bewirkten Verhinderung bzw. Verschlechterung des Signalempfangs.<br />

Denn um eine präzise Position bestimmen zu können, müssen die Satelliten gut<br />

verteilt am Himmel stehen. Je tiefer aber die Satelliten am Horizont stehen, desto ungünstiger<br />

sind die Empfangsbedingungen im Wald, weil die Signale vom seitlichen Kronendach<br />

gedämft, deformiert oder abgeschattet werden.<br />

Abb. 11: Die Weglänge des Sign<strong>als</strong><br />

durchs Kronendach zur<br />

Antenne ist abhängig von der<br />

Elevation der Satelliten. Von den<br />

zenitnahen Satelliten kann nur<br />

einer für die Messung verwendet<br />

werden.<br />

Je flacher die Satelliten am Himmel stehen, desto weiter ist der Weg des Sign<strong>als</strong> durch das<br />

Kronendach und desto höher ist auch das Risiko für potenzielle Abschattungen und Störungen<br />

(vgl. Tab. 2 und Abb. 11). Das Rauschen des Sign<strong>als</strong> nimmt zu. 54<br />

Die besten Empfangsbedingungen im Wald, mit teilweise freier Himmelssichtbarkeit, sind<br />

im Zenit gegeben, direkt über der Antenne. Deshalb werden von den Empfängern v.a.<br />

Signale hochstehender Satelliten empfangen. Aus trigonometrischen Gründen kann aber<br />

nur einer dieser hochstehenden Satelliten für die Positionsbestimmung verwendet werden,<br />

weil sich sonst ungünstige Schnittbedingungen der Kugelschalen ergeben (vgl. Abb. 3 und<br />

Abb. 11), die geringere Genauigkeiten zur Folge haben (hohe PDOP-Werte).<br />

Durch Veränderung der Antennenhöhe kann ein günstigerer Öffnungswinkel für die Antenne<br />

erreicht werden. So bewirkt eine Veränderung der Antennenhöhe von 2 m auf 4 m<br />

in einem 30 m hohen Bestand und auf einer 4 m breiten Schneise (= Breite des Lichtbandes<br />

über der Rückegasse) eine Zunahme des Öffnungswinkels von 16,3° auf 17,5°. Durch<br />

das Verstellen der Antennenhöhe kann <strong>als</strong>o eine begrenzte Verbesserung der freien Himmelssichtbarkeit<br />

erreicht werden. Wird unter denselben Bedingungen gemessen, aber in<br />

einer Schneise, die 6 m breit ist, erweitert sich der Blick auf das sichtbare Himmelsband von<br />

54 Ausgedrückt wird dies im SNR-Wert (Signal-to-Noise-Ratio), der das Verhältnis von Sign<strong>als</strong>tärke zu Rauschstärke<br />

angibt. Er wird für jeden einzelen Satelliten angegeben und ist im Wald höher <strong>als</strong> auf der Freifläche.


Einleitung und Ziele 21<br />

16,3° auf 24,2°. Ein horizontaler Wechsel des Messstandortes auf eine günstigere Stelle<br />

bringt <strong>als</strong>o mehr Aussichten auf guten Empfang <strong>als</strong> eine vertikale Veränderung der Antennenpostion.<br />

55<br />

Satellitenverteilung am Horizont Positionsberechnung mit<br />

den Satelliten 1,2,3 und ...<br />

SAT 4<br />

West Ost<br />

SAT 2<br />

60°<br />

Wegrichtung<br />

SAT 1<br />

Nord<br />

Süd<br />

30°<br />

0°<br />

SAT 3<br />

SAT 5<br />

Abb. 12: Parallelversatz<br />

bei Satellitenwechsel.<br />

Nach<br />

KREUTTER (1995, S.<br />

1204) verändert.<br />

Kronendach und Stämme hindern den Empfänger, denselben Satelliten über einen längeren<br />

Zeitraum zu beobachten. Deshalb muss der Empfänger in seiner Positionsbestimmung<br />

häufig zwischen verschiedenen Satelliten wechseln. Jeder Satellitenwechsel führt aber zu<br />

einem sprunghaften Positionsänderung. 56 Bei einer kinematischen Aufnahme von Linien,<br />

beispielsweise Waldwegen, kann es dadurch zu einem Parallelversatz bei einem solchen<br />

Satellitenwechsel kommen (Abb. 12). Während die in Wegrichtung liegenden Satelliten 1,<br />

2 und 3 ungestört über einen längeren Zeitraum beobachtet werden können, weil in der<br />

Schneise keine Abschattungen vorhanden sind, sind die senkrecht dazu liegenden Satelliten<br />

4 und 5 schlechter zu empfangen. Ein Satellitenwechsel des Empfängers führt hier -<br />

bei einem kinematischen Einsatz - zu einem Parallelversatz von mehreren Metern. 57<br />

Durch Blätter und Nadeln vergrößern Bäume ihre Oberfläche, um möglichst viel Sonnenlicht<br />

für die Photosynthese absorbieren zu können. Bei Regen ist die gleiche Oberfläche von<br />

einem Feuchtigkeitsfilm überzogen. Das führt dazu, dass dieses Wasser das <strong>GPS</strong>-Signal<br />

ausfiltert und eine Verbindung Empfänger-Satellit verhindert. 58 Dadurch wird die Zahl der<br />

empfangbaren Satelliten an Regentagen erheblich eingeschränkt. OEFVERBERG konnte an<br />

Regentagen 30 - 50 % der Positionen nur 2-dimensional bestimmen, während es an<br />

trockenen Tagen lediglich 10 - 15 % waren. 59 Auch LÜKE und HEELING (1996, S. 81) berichten<br />

von vermindertem Sattelitenempfang bei feuchter Witterung und Tropfenbehang an<br />

55 Um denselben Effekt durch eine Veränderung der Antennenhöhe zu erreichen, müsste die Antenne auf<br />

eine Höhe von 11,4 m gebracht werden.<br />

56<br />

HAMBERGER (1997), S. 130<br />

57<br />

KREUTTER (1995), S. 1205<br />

58<br />

KETTEMANN (1995), S. 1202<br />

59<br />

OEFVERBERG (1995), S. 1207<br />

SAT 4<br />

SAT 5


Einleitung und Ziele 22<br />

Blättern und Nadeln. Daneben konnten sie feststellen, dass bei windigem Wetter und daraus<br />

resultierenden Baumbewegungen kurzzeitige Signalunterbrechungen einzelner Satelliten<br />

auftraten. 60<br />

Auch der Wassergehalt der Blätter nimmt Einfluss auf das Signal. LANCE (1993, S.18) stellt<br />

fest, dass der Abschattung unter dem dichten, aus dicken Blättern bestehende Kronendach<br />

von Mangrovewäldern größer ist, <strong>als</strong> unter den Kronen von Eukalyptus, der dünne Blätter<br />

mit geringerem Wassergehalt besitzt. KENNEDY (1997, S. 5) beschreibt für Neuseeland, dass<br />

der Empfang unter dem dichten Kronendach von Pinus radiata schwieriger ist, <strong>als</strong> unter<br />

dem Schirm einheimischer, neuseeländischer Wälder.<br />

1.5.3 Untersuchungen zu Genauigkeit und Signalempfang unter Schirm<br />

Seit <strong>GPS</strong> in der Forstwirtschaft ein Thema ist, finden Genauigkeitstests unter Schirm statt.<br />

In verschiedenen Beständen, zu verschiedenen Jahreszeiten mit unterschiedlichen Empfängern<br />

und zu unterschiedlichen Satellitenkostellationen wurde und wird statisch und kinematisch<br />

getestet. Einige neuere Untersuchungen seien herausgegriffen.<br />

Bei FERIC wurden 1997 sieben <strong>GPS</strong>-Empfänger im statischen und kinematischen Modus<br />

untersucht. Dabei wurden erhebliche Unterschiede zwischen den Geräten festgestellt. Bei<br />

Messvergleichen an Polygonen unterschiedlicher Größe und unter verschiedenen Bestandesbedingungen<br />

erreichten vier Geräte Flächengenauigkeiten von besser <strong>als</strong> 2%. 61<br />

HAMBERGER ET AL. (2001) 62 testeten für eine Anwendung bei der Bundeswaldinventur sieben<br />

Empfänger statisch unter Kronendach. Dabei konnten sie bei den meisten dieser auf Basis<br />

des C/A-Codes arbeitenden Geräte sehr hohe Empfangsraten sowohl für das <strong>GPS</strong>-Signal <strong>als</strong><br />

auch für das Korrektursignal feststellen. Die mittlere Lageabweichung der fünf besten Geräte<br />

betrug zwischen 2,9 m und 6,9 m. Von ähnlichen Ergebnissen berichten FRITZ und<br />

GAWEHN (2001), die Versuchseinrichtungen mit einem Leica GS 50 eingemessen haben.<br />

NAESSET (1999) hat bei statischen Punktmessungen über Zeiträume von 2,5 min bis 30 min<br />

unter Schirm festgestellt, dass 12-Kanal-Empfänger mit C/A-Code und Trägerphasenmessung<br />

mit mittleren Genauigkeiten von 0,8 m bis 2,2 m deutlich genauer arbeiten <strong>als</strong> Empfänger,<br />

die nur über C/A-Code verfügen (1,2 m bis 3,7 m). Ferner konnte er eine zunehmende<br />

Genauigkeit mit sinkender Grundfläche und sich verbessernder Satellitengeometrie<br />

feststellen.<br />

Kinematisch:<br />

HAMBERGER hat 1999 kinematische Tests unter verschiedenen forstlichen Bedingungen<br />

durchgeführt, um unterschiedliche Empfänger auf ihre Eignung im bewegten Einsatz auf<br />

Forstmaschinen zu testen. Dabei verwendete er mehrere Toleranzkorridore, um die Aufzeichnungsqualität<br />

zu überprüfen. Er stellte fest, dass beim besten Empfänger im <strong>Mittel</strong><br />

über alle Bestände hinweg 55% der Positionsmessungen in diesem Korridor lagen, womit<br />

40 % der zurückgelegten Strecke unterbrechungsfrei dargestellt werden konnten.<br />

Bei der kinematischen Einmessung von Waldwegen (C/A-Code-Empfänger) konnte KREUTTER<br />

(1995, S. 1205) eine Reproduzierbarkeit der Ergebnisse von 5 bis 6 m feststellen. KUHN<br />

(1997, S. 314) konnte mit dem gleichen Aufnahmegerät die maximale Klaffung zwischen<br />

60 Diese Beobachtung konnten sie v.a. in jüngeren, stammzahlreichen Laubholzbeständen machen.<br />

61 COURTEAU und DARCHE (1997), S. 16<br />

62 HAMBERGER, BOLLIN und CZAJA, (2001), S. 20


Einleitung und Ziele 23<br />

zwei Aufnahmen auf 3 - 4 m verringern, allerdings erst, nachdem einzelne Ausreißer eliminiert<br />

worden waren, die sich in einem Bereich von 10 m bis 50 m befanden.<br />

FIRTH und BROWNLIE (1998, S. 24) stellten bei kinematischen Aufnahmen von neuseeländischen<br />

Waldwegen fest, dass es einen inversen Zusammenhang zwischen Baumalter (Höhe)<br />

und der Aufnahmerate und Aufnahmegenauigkeit von <strong>GPS</strong>-Empfängern gibt.<br />

FORGUES (1998a) untersuchte den Empfang des Korrektursign<strong>als</strong> von einem geostationären<br />

Satelliten im bewegten Einsatz unter forstlichen Bedingungen. Dabei verglich sie vier verschieden<br />

dichte forstliche Bestände mit dem Empfang des Korrektursign<strong>als</strong> auf einer Straße.<br />

Sie stellte fest, dass 97 % der gemessenen Positionen auf der Autoroute korrigierbar<br />

waren, während im Wald nur zwischen 0 % und 6,6 % der gemessenen Positionen korrigiert<br />

werden konnten. Dagegen konnten LEJEUNE und HELLEMANS (2000) in einem dreijährigen<br />

lichten Jungpappelbestand eine Empfangsrate des Korrektursign<strong>als</strong> von 98,7 %<br />

feststellen, während es in 50jähriger dichter Fichte bei 79, 5 % lag.<br />

Beim Einsatz von <strong>GPS</strong> zur Navigation zu Inventurpunkten im Wald konnten EVANS ET. AL.<br />

bereits 1992 Inventurpunkte mit einem Offset zwischen 4 m und 10 m auffinden. 63<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass im Wald die Empfangsrate vermindert und die<br />

Lageabweichung größer ist. Dennoch werden sowohl im statischen <strong>als</strong> auch im kinematischen<br />

Modus Genauigkeiten erreicht, die besser <strong>als</strong> 10 m häufig sogar besser <strong>als</strong> 5 m sind.<br />

1.5.4 Maßnahmen um die Messung im Wald zu verbessern<br />

Eine Möglichkeit, um den Empfang im Wald zu verbessern bietet eine speziell für schwierige<br />

Bedingungen entwickelte Hardware. Diese Empfänger sind ausgelegt, auch Signale von<br />

verminderter Qualität zu verarbeiten sowie starke Schwankungen in der Sign<strong>als</strong>tärke zu<br />

tolerieren. Sie arbeiten <strong>zum</strong> größeren Teil mit Code-Messungen (C/A), es gibt aber auch<br />

Geräte, die mit Code- und Trägerphasenmessung arbeiten und so höhere Genauigkeiten<br />

erreichen können. 64<br />

FORGUES (1998b) arbeitete mit einem Hybrid-Empfänger, der sowohl die Daten von <strong>GPS</strong> <strong>als</strong><br />

auch von GLONASS, dem russischen Satellitensystem, empfangen konnte. Sie stellte sowohl<br />

im statischen <strong>als</strong> auch im kinematischen Einsatz deutliche Verbesserungen fest, da<br />

mehr Satelliten empfangen wurden und somit mehr Datenmaterial für die Positionsberechnung<br />

zur Verfügung stand. 65<br />

In Tab. 3 ist zusammengestellt, welche Ursachen es für den schlechten Signalempfang im<br />

Wald geben kann, welche Auswirkungen dies hat, und welche Maßnahmen ergriffen werden<br />

können, um im Wald dennoch brauchbare Messungen durchführen zu können.<br />

63 EVANS ET AL. (1992), S. 69<br />

64 KUHN (1997), S. 311<br />

65 Im statischen Einsatz lagen die Abweichungen von der Sollposition des Hybrid-Systems im Vergleich zu<br />

<strong>GPS</strong> etwa im Bereich von 25 %, kinematisch konnten Flächen wesentlich genauer bestimmt werden.


Einleitung und Ziele 24<br />

Tab. 3: Verbesserung des Signalempfangs im Wald.<br />

Ursachen Auswirkung Maßnahme<br />

Dichtes Kronendach, hohe<br />

Grundfläche, hoher Bestand<br />

Feuchtigkeit an Blättern<br />

und Nadeln<br />

Verwendete Satelliten in<br />

einer Reihe<br />

Täler, Schluchten 66<br />

Dämpfung, Deformation, Abschattung<br />

des Sign<strong>als</strong><br />

Zunahme des Rauschens (SNR)<br />

Steile Satelliten (PDOP)<br />

Absorption des Sign<strong>als</strong><br />

Empfang günstig stehender Satelliten<br />

verhindert (nur steile Satelliten,verfügbar,<br />

dadurch hoher<br />

PDOP)<br />

Erhöhung der Antenne<br />

Exzentrische Messung an günstigerem<br />

Punkt<br />

Wiederholung an trockenem<br />

Messtag<br />

Parallelversatz Mehrfachmessung (kin.)<br />

Empfang günstig stehender Satelliten<br />

verhindert (nur steile Satelliten,verfügbar,<br />

dadurch hoher<br />

PDOP)<br />

Polygonzug mit statisch gemessenen<br />

Punkten<br />

Planung des Einsatzes nach<br />

günstigen Satellitenfenstern<br />

Allgemein Hybrid-Empfänger,<br />

1.5.5 Anwendungsbeispiel in forstlichen Fachbereichen<br />

Mehrkanal-Empfänger<br />

Trotz der beschriebenen Einschränkungen, die beim Gebrauch von <strong>GPS</strong> im Wald hinzunehmen<br />

sind, wird dieses Ortungs- und Navigationssystem in forstlicher Praxis und Forschung<br />

vielfältig angewendet. Zahlreiche Fachbereiche der Forstwirtschaft nutzen <strong>GPS</strong> für<br />

ihre spezifischen Anforderungen. Besonders die Forsttechnik und die Planung nutzen dieses<br />

Medium. Im Folgenden sollen einige ausgewählte Bereiche vorgestellt werden.<br />

1.5.5.1 Forsttechnik<br />

Unter dem Sammelbegriff Forsttechnik sollen hier die Bereiche Holzernte und Holztransport<br />

sowie der Wegeunterhalt und der Einsatz von Luftfahrzeugen verstanden werden.<br />

Verbindendes Element ist, dass <strong>GPS</strong> hier v.a. kinematisch auf Fahrzeugen eingesetzt wird.<br />

Nachtarbeit (Kanada)<br />

REYNOLDS (2000) beschreibt die Verwendung von <strong>GPS</strong> zur Navigation von Forstmaschinen<br />

bei Nacht. Dadurch kann eine höhere Auslastung der Maschinen erfolgen. Die Leistung der<br />

Maschinen bei Nacht ist etwas geringer <strong>als</strong> bei Tag, weil langsamer und sorgfältiger gearbeitet<br />

wird. Deshalb stellt er auch weniger Schäden am verbleibenden Bestand fest. 67 Der<br />

Autor kommt trotz der geringeren Leistung bei Nachteinsatz zu einer insgesamt positiven<br />

66 Der Datenempfang in engen, tief eingeschnittenen Täler ist wegen des geringen Öffnungswinkels problematisch.<br />

Oft kann nicht einmal die Mindestzahl von vier Satelliten getrackt werden. Auch die Exposition von<br />

Tälern und Hängen beeinflußt die Aufnahme, da Satelliten ungleich verteilt sind. Auf nördlich exponierten<br />

Hängen gibt es oft Verbindungsprobleme. FELDMANN (1997, S. 41)<br />

67 Andere Studien belegen höhere Bestandeschäden bei Nachtarbeit. (WEIXLER, ET AL.1999b, S. 937)


Einleitung und Ziele 25<br />

Bilanz, da die Effektivität der Maschine durch eine Verdoppelung der produktiven Maschinenarbeitsstunden<br />

enorm gesteigert werden kann.<br />

Harvester (Finnland)<br />

LUKKARINEN und RÄSÄNEN haben 1998 eine Vision entwickelt, wie <strong>GPS</strong> die Arbeit des Fahrers<br />

erleichtern könnte. Heute sind einige dieser Ideen bereits verwirklicht. Viele finnische Harvester<br />

verfügen über ein <strong>GPS</strong>-Navigationssystem. 68 Dieses ist mit einem mobilen PC verbunden<br />

und mit digitalen Karten hinterlegt. Es hilft dem Fahrer den Einschlagplatz aufzufinden<br />

und dessen Grenzen zu erkennen. Daneben können in den digitalen Karten Biotope<br />

oder Gefährdungen (Hochspannungleitungen) eingetragen sein. 69 Durch die online-<br />

Verbindung Harvester - Zentrale ist die betreuende Forstgesellschaft stets aktuell über den<br />

Stand der Aufarbeitung informiert bzw. kann der Fahrer umgekehrt spezielle Einschnittaufträge<br />

annehmen.<br />

Frachtoptimierung (Schweden)<br />

ARVIDSSON (2001) stellte ein System vor, bei dem die Sortiments- und Positionsinformation<br />

des Holzes von den Teilnehmern der Holzerntekette von einem <strong>zum</strong> anderen weitergegeben<br />

werden, bis das Material im verarbeitenden Werk ankommt. Wesentliches Element<br />

dieser Holzflussplanung ist die Positionsbestimmung der Holzlager und der Frachtfahrzeuge<br />

mit <strong>GPS</strong>. Durch permanenten Datenaustausch können die Routen der LKWs, die das<br />

Holz aufnehmen, optimiert werden und Rückfrachten versorgt werden. Dadurch konnten<br />

Leerfahrten deutlich vermindert werden.<br />

HAUSKNECHT ET AL. (2001, S. 108 f) entwickelten in Deutschland mit einer Firma aus dem Bereich der KfZ-Navigation ein<br />

<strong>GPS</strong>-gestütztes System mit GIS-Elementen, das es ortsunkundigen Fuhrunternehmen erlaubt, Holzpolter zügig aufzufinden.<br />

Dabei werden bestimmte Wege und Abfuhrrichtungen in digitalen Karten vorgegeben. Auch Schranken oder im<br />

Winter gesperrte Streckenabschnitte sind erkennbar.<br />

Straßeninstandhaltung (Kanada)<br />

<strong>GPS</strong> wird eingesetzt zur Erfassung von Wegedaten und zur Einrichtung eines digitalen<br />

Straßenregisters. Durch Vergabe von Attributdaten können Wege und Wegeabschnitte<br />

strukturiert inventarisiert werden. Mit diesen Daten können dann gezielt periodische Inspektionen<br />

zur Wegeinstandhaltung durchgeführt werden (Forest Road Management<br />

System). 70<br />

Über den Einsatz von <strong>GPS</strong> zur Zuordnung von Befahrungsqualitäten zu bestimmten Fahrzeugen<br />

wurde auf S. 3 bereits berichtet.<br />

Fluzeuge (USA, Deutschland)<br />

Die US-Gesellschaft Weyerhaeuser setzt <strong>GPS</strong> auf Flugzeugen ein, um Düngemittel und<br />

Herbizide flächenscharf ausbringen zu können. 71 Die räumlichen Befliegungsdaten können<br />

gleichzeitig <strong>als</strong> Nachweis der Einhaltung von Besitzgrenzen dienen.<br />

Bei der Ausbringung von Ködern für die Tollwut-Impfung bei Füchsen wurde in einem Pilotprojekt<br />

in Rheinland-Pfalz ein Hubschrauber eingesetzt. Dabei trug der Pilot eine halbdurchlässige<br />

Cyberbrille, die ihm erlaubte sowohl die Informationen des Bildschirms zu sehen<br />

<strong>als</strong> auch seine reale Flug-Umwelt wahrzunehmen. Die Abwurfstellen der Köder wurden<br />

68<br />

UUSKOSKI (2000, S. 14); VOGES (2000, S. 35) berichtet von der finnischen Firma UPM-Kymmene von deren<br />

320 Harvestern 150 mit D<strong>GPS</strong> ausgestattet sind.<br />

69<br />

VOGES (2000), S. 34<br />

70<br />

MACDONALD und ENG (2000), S. 8<br />

71<br />

POWER (2000), S. 50


Einleitung und Ziele 26<br />

mit D<strong>GPS</strong> lokalisiert, registriert und in einer digitalen Karte visualisert, an der der Pilot sich<br />

bei den weiteren Abwürfen orientieren konnte. 72<br />

Befahrungsmuster (Neuseeland)<br />

MCMAHON (1997) hat in Neuseeland Holzentemaschinen mit <strong>GPS</strong>-Empfängern ausgestattet<br />

und ihre Bewegungen bei der Aufarbeitung eines Kahlschlages aufgezeichnet. Die erfassten<br />

Bewegungsrichtungen hat er in Streifen umgerechnet und kartenmäßig dargestellt.<br />

Dabei konnte er feststellen, dass es Bereiche gibt, die unterschiedlich häufig befahren wurden.<br />

Diese hat er in Kategorien zusammengefasst und in der Karte farblich visualisiert. So<br />

konnten besonders belastete Bereiche identifiziert werden.<br />

Abb. 13: Befahrung bei einem Kahlschlag in<br />

Neuseeland. Die Farben kennzeichnen Bereiche<br />

unterschiedlicher Überfahrungsfrequenzen.<br />

MCMAHON (1997, S. 44).<br />

Rettungskette (Deutschland)<br />

Waldarbeit ist gefährlich, oft findet sie in abgelegen Gebieten allein statt. Bei Unfällen sind<br />

deshalb zwei Problemkreise zu lösen: Wie wird Ereignis und Ort des Unfalls der Rettungsleitstelle<br />

bekannt? Wie finden die Rettungskräfte die verletzte Person? Der Forstliche Maschinenbetrieb<br />

Ochsenberg hat dazu ein System für Rücker entwickelt, bei dem der Alarm<br />

aktiv und passiv ausgelöst werden kann. 73 Mit einem in der Maschine eingebauten <strong>GPS</strong>-<br />

Empfänger werden die Koordinaten permanent ermittelt und und bei Auslösen des Notrufsign<strong>als</strong><br />

über Mobilfunk in die Leitstelle übertragen. Die Leitstelle stellt auf Grund dieser Information<br />

den Unfallort genau fest und druckt Karten aus, mit denen die Rettungskräfte<br />

den Unfallort auffinden. Genau mit dem umgekehrten Ansatz arbeitet das „Münstertaler<br />

Modell“. 74 Hier erhält eine Waldarbeiterrotte im schriftlichen Arbeitsauftrag die Koordinaten<br />

des Einsatzortes. Bei Personenschaden ist der Notruf aktiv vom unverletzten Rottenmit-<br />

72 SCHNEIDER (2000), S. 153<br />

73 ENCKE (1999), S. 1156 f<br />

74 PFEFFERLE (2000), S. 268 f


Einleitung und Ziele 27<br />

glied durchzuführen. Dabei werden die Koordinaten fernmündlich der Leitstelle gemeldet.<br />

Anschließend nutzen die Rettungskräfte (Flugwacht) <strong>GPS</strong> und seine Navigationsfunktion<br />

um den Unfallort aufzufinden.<br />

1.5.5.2 Forstliche Kartierung und Planung<br />

Neben dem mehr operativen Einsatz von <strong>GPS</strong> auf Maschinen findet das System auch Anwendung<br />

für die Datenerhebung und -nutzung in den planenden und steuernden Disziplinen<br />

der Forstwirtschaft.<br />

Grenzvermessung<br />

TAYLOR (1998) sowie BEDDOES (1998) beschreiben die Vorteilhaftigkeit von <strong>GPS</strong> beim Vermessen<br />

und Auffinden von Besitzgrenzen und Grenzen von Nationalparken in Kanada.<br />

Auf den Fidschi-Inseln konnten 60.000 ha Mahagoni Plantagen innerhalb eines Jahres mit<br />

D<strong>GPS</strong> eingemessen werden, was mit konventionellen Methoden (und gleichem Personaleinsatz)<br />

über 10 Jahre gedauert hätte. 75<br />

In <strong>Mittel</strong>europa haben sich BRENNER und DÖLLER (1997, S. 50 f) mit der <strong>GPS</strong>-Vermessung<br />

alpiner Waldgrenzen befasst. Dabei nutzten sie statische <strong>GPS</strong>-Messungen, um Triangulationspunkte<br />

zu schaffen, die ins amtliche Festpunktfeld eingebunden wurden. 76 Anschließend<br />

wurden Grenzpunkte terrestrisch konventionell, mit Trägerphasenmessung und mit<br />

C/A-Code gemessen. Beim Vergleich der Messpunkte zwischen der Trägerphasenmessung<br />

und den kontrolliert terrestrischen Werten, konnten sie eine Abweichung von max. 3 bis<br />

4 cm feststellen, die Code-Messungen wichen im <strong>Mittel</strong> 50 cm von der Trägerphasenmessung<br />

ab. Nicht <strong>GPS</strong>-tauglich waren bei der Trägerphasenmessung rund 27 % und bei der<br />

Code-Messung rund 8 % der Grenzpunkte.<br />

Kontrollpunkte für Photogrammetrie<br />

Um Orthophotos zu georeferenzieren, <strong>als</strong>o um sie in bestehende Koordinatensysteme einzuhängen,<br />

werden sogenannte Passpunkte benötigt, die im Luftbild gut erkennbar und im<br />

Gelände zweifelsfrei aufzufinden sind. Werden die Koordinaten dieser Punkte mit D<strong>GPS</strong><br />

erfasst, fällt die zeitintensive Anschlussnahme an einen trigonometrischen Punkt weg, es<br />

können deutliche Steigerungen in der Wirtschaftlichkeit erreicht werden. 77 Allerdings setzt<br />

dies voraus, dass von den ein<strong>zum</strong>essenden Punkten aus gute Himmels- und damit Satellitensichtbarkeit<br />

gegeben ist. BAUER (2001, S. 16) konnte bei seinen Passpunktmessungen<br />

im Hochgebirge <strong>GPS</strong> nicht verweden, da infolge von Abschattungen durch Berghänge sehr<br />

oft kein ausreichender Signal-Empfang gegeben war. 78<br />

<strong>GPS</strong> <strong>als</strong> Werkzeug zur Datenerhebung für GIS<br />

Für den Aufbau von forstlichen Management-Systemen sind räumliche Daten erforderlich.<br />

Karten können veraltet oder fehlerhaft sein. Durch die Überzeichnung der Linien werden<br />

Abweichungen beim Digitalisieren induziert. Hinzu kommen Digitalisierfehler die umso<br />

größer sind, je kleiner der Maßstab der Digitalisiervorlage war. <strong>GPS</strong> bietet sich hier <strong>als</strong> ergänzendes<br />

Werkzeug der Informationsbeschaffung an, um Daten präzise und zeitsparend<br />

im Gelände zu erfassen. 79 Tragbare Pen-Computer ermöglichen es heute, GIS-Daten mit ins<br />

75<br />

LATILEVU (2000), S. 21 f<br />

76 Die Restklaffungen betrugen im <strong>Mittel</strong> 3 cm. BRENNER und DÖLLER (1997), S. 50<br />

77<br />

STÖßEL (2000), S. 143 f.<br />

78 Die oben zitierten BRENNER und DÖLLER (1997) erzielten gute Ergebnisse im Hochgebirge, allerdings arbeiteten<br />

sie an einem südexponierten Hang zw. 1000 m und 2000 m. Südexposition ist positiv für die Satellitensichtbarkeit.<br />

79<br />

FALESCHINI und NIEßL (1998), S. 113, EHGARTNER (1996), S. 53, WUNDERLICH (2000), S. 53


Einleitung und Ziele 28<br />

Gelände zu nehmen, zu überprüfen und zu aktualisieren. 80 Solche aktualisierte Daten sind<br />

notwendig um komplexe Planungsaufgaben mit zufriedenstellendem Ergebnis und unter<br />

vertretbarem zeitlichen Aufwand zu bewältigen. 81<br />

Auch die Forstkartenerstellung und -fortführung findet heute effizient und zeitnah zur Erhebung<br />

auf Datengrundlage von Geo-Informationssystemen statt. 82<br />

Forstinventur<br />

Schon frühzeitig wurde die Navigationsfunktion <strong>GPS</strong> genutzt, um permanente Inventurpunkte<br />

aufzufinden. 83 Ziel ist es dabei, die Auffindezeit zu verringern und den Aufnahmetrupp<br />

möglichst nahe an den Plot heranzuführen. EVANS ET AL. erreichten bereits 1992 im<br />

Echtzeitbetrieb Genauigkeiten von 4 m bis 10 m. KETTEMANN und WAAGELAAR (1998) beschreiben<br />

ein kombiniertes Verfahren aus konventioneller Einmessung und <strong>GPS</strong>-Messung<br />

um Inventurpunkte bei der Betriebsinventur ein<strong>zum</strong>essen bzw. wiederaufzufinden. Für die<br />

Landeswaldinventur in Nordrhein-Westfalen wurden die Einhängepunkte der Trakte mit<br />

<strong>GPS</strong> mit einer Genauigkeit von 3 m eingemessen. 84 Zur Lagefeststellung der Stichprobenpunkte<br />

konnte an diesen Punkten Anschluss genommen werden. Bei der Bundewaldinventur<br />

ist in Bayern derzeit ein System im Einsatz, das am Feld-Rechner die aktuelle D<strong>GPS</strong>-<br />

Position und den gesuchten Baumplot anzeigt. 85 Ziel ist es dabei, mit D<strong>GPS</strong>-Navigation den<br />

Baumplot aufzufinden und aus diesem die Lage des Stichprobenzentrums zu rekonstruieren.<br />

Umweltvorsorge<br />

KENNEDY (1997, S. 8) berichtet, dass neuseeländische Einschlagsunternehmen dem Forstministerium<br />

den Standort jedes entnommenen Baumes aus native forests nachweisen müssen.<br />

Dabei kommt <strong>GPS</strong> zur Positionsbestimmung <strong>zum</strong> Einsatz.<br />

UUSKOSKI (2000, S. 15) erwähnt pauschal, dass einige finnische Forstfirmen digitale Karten<br />

verwenden in die Biotope eingetragen sind, deren Grenzen die Fahrzeuge nicht überschreiten<br />

dürfen. GRÜBER (2001) berichtet vom Aufbau eines Naturdenkmalkatasters im<br />

Bergischen Land, in dem auch die mit <strong>GPS</strong> aufgenommenen Lagekoordinten der Objekte<br />

erfasst sind.<br />

Objekt- und Versuchsflächeneinmessung<br />

Um die Lage forstlicher Gen-Ressourcen zu erfassen, setzt die sächsische Landesanstalt für<br />

Forsten <strong>GPS</strong>-Empfänger ein. 86 Die Gauss-Krüger-Koordinaten können so viel präziser und<br />

schneller festgestellt werden, <strong>als</strong> mit dem bisherigen Verfahren. Die erfassten Lagedaten<br />

werden in Forstkarten dargestellt und in einer Datenbank gespeichert.<br />

FRITZ und GAWEHN (2001) sowie ENGELS (2001) nutzen <strong>GPS</strong> um Versuchsflächen bzw.<br />

-objekte unter Schirm ein<strong>zum</strong>essen. Nach Empfänger- und Genauigkeitsvergleichen kommen<br />

beide zu dem Schluss, dass die Genauigkeit von <strong>GPS</strong> unter Schirm für diese Anwendung<br />

nicht ausreicht, dass es aber gut geeignet ist, um Festpunkte ein<strong>zum</strong>essen, an denen<br />

eine konventionelle Objektmessung Anschluss nehmen kann. 87<br />

80<br />

EARLE (2000), S. 29, KOCH ET AL. (1998), S. 167<br />

81<br />

SMALTSCHINKI ET AL. (1999), S. 115<br />

82 In der Bayer. Staatsforstverwaltung seit 1993. FUCHS und LOTHER (1998), S. 1228<br />

83<br />

EVANS ET AL. (1992), S. 67 ff<br />

84<br />

EISELE (1999), S. 156. Im Testlauf zu diesem Projekt hatten LÜKE und HEELING (1996, S. 90) Genauigkeiten<br />

im Dezimeterbereich erzielt (allerdings mit großem Messaufwand).<br />

85<br />

HAMBERGER, BOLLIN und CZAJA (2001)<br />

86<br />

PAUL (2000) S, 182 ff<br />

87<br />

ENGELS (2001), S. 516, FRITZ und GAWEHN (2001), S. 521


Einleitung und Ziele 29<br />

1.5.5.3 Schlussfolgerung<br />

Die Anwenderfreundlichkeit von <strong>GPS</strong> ist durch die Möglichkeit Echtzeitdaten zu verarbeiten,<br />

ohne dass eine eigene Basisstation betrieben werden muss, deutlich gestiegen. Die<br />

Bedienung der Geräte ist auch für technische Laien kein Problem mehr. <strong>GPS</strong> ist heute allgemein<br />

akzeptiert und <strong>als</strong> Werkzeug zur Geländedatenerfassung etabliert. Wo die Aufnahmebedingungen<br />

schwierig sind, wird die <strong>GPS</strong>-Messung die konventionelle Messung<br />

ergänzen und unterstützen. Die Grenzen der Nutzung dieser Technologie werden in allen<br />

forstlichen Bereichen ausgeweitet.<br />

Durch <strong>GPS</strong>-Messung erhält man zuverlässige Raum-Information, die digital erfasst und<br />

weiterverarbeitet wird. Dadurch können Daten zeitnah und kostengünstig erhoben, verarbeitet<br />

und dem Managementbereich zur Verfügung gestellt werden. Die Navigationsfunktion<br />

erlaubt ein sicheres und schnelles Wiederauffinden der erfassten Orte.


Navigation 30<br />

2 Navigation<br />

2.1 Ausgangslage<br />

Durch die schweren Sturmwürfe der vergangenen Jahre (1984,1990,1999) sind zahlreiche<br />

Kahlflächen entstanden, die künstlich oder mit Naturverjüngung wieder in Bestockung gebracht<br />

wurden. Diese Bestände sind bislang homogen, vertikal unstrukturiert und weisen<br />

keine Altersdifferenzierung auf. Um die Differenzierung zu fördern, müssen diese Bestände<br />

durch Entnahme der Vorwüchse und der verdämmenden Weichlaubhölzer frühzeitig gepflegt<br />

werden. Durch Mischwuchsregulierung sind die Bestände früh zur Stabilität zu erziehen.<br />

Dazu müssen Zugangslinien angelegt werden, die die Bestände erschließen und<br />

Arbeitsfelder für die Waldarbeiter schaffen. Die Anlage dieser Zugangslinien von Hand ist<br />

ergonomisch ungünstig und sehr teuer. Deshalb werden diese Linien inzwischen mit speziellen<br />

Forstmulchmaschinen der unterschiedlichsten Art angelegt. 88<br />

2.1.1 Stand der Technik<br />

Bei der Anlage eines Erschließungsnetzes im Dickungsstadium ergibt sich die Frage der Orientierung<br />

in diesen unübersichtlichen Beständen. Die Linien sollen möglichst parallel verlaufen,<br />

um gleichmäßige Arbeitsfelder zu schaffen und um einzelne Linien später auch <strong>als</strong><br />

Rückegasse verwenden zu können. Während sich die Maschine mit vergleichsweise hoher<br />

Geschwindigkeit bewegt, ist der Blick in Fahrtrichtung durch Baumkronen verdeckt (Abb.<br />

14). Dadurch bleibt für eine präzise Orientierung nur der Blick nach hinten in die bereits<br />

gemulchte Gasse.<br />

x m x m<br />

Abb. 14: Bei der Anlage<br />

abstandstreuer Linien mit<br />

Maschine in Dickungen<br />

ist die Orientierung<br />

schwierig.<br />

Deshalb wird zur Unterstützung des Fahrers bislang eine zweite Person eingesetzt, die<br />

Fluchtstäbe aufstellt, an denen sich der Fahrer der Mulchmaschine orientieren kann<br />

(vgl. auch Abb. 21, S.41). 89 Dieses Verfahren weist aber ergonomische, ökonomische und<br />

auch einige technische Nachteile auf.<br />

88 KWF-MARKTÜBERSICHT (1998), EISENBARTH (2000), S. 518 ff<br />

89 MEHLIN und SCHÖTTLE (1992), S. 43 beschreiben weitere Hilfsmittel der Orientierung: Lange Stangen, Funkgeräte,<br />

Orientierung an Pflanzzreihen, Luftballons, Anbändeln.


Navigation 31<br />

2.1.2 Problemlösung<br />

Mit der modernen Computertechnologie und dem Navigationssystem <strong>GPS</strong> liegen technische<br />

Systeme vor, die helfen können, sich in solchen Beständen zu orientieren und eine<br />

Maschine zu navigieren. Dies würde Ein-Mann-Arbeit des Maschinenführers ermöglichen<br />

und das Verfahren ergonomisch und ökonomisch verbessern. Allerdings waren bislang<br />

noch keine Programme vorhanden, die speziell für diesen forstlichen Einsatz geeignet sind.<br />

Deshalb wurde eine solche Navigations-Software entwickelt, die sich an den in Kapitel 1.2<br />

genannten Zielen orientiert.<br />

2.2 Zeitlicher Rahmen<br />

Die Programm-Entwicklung und die Untersuchung im praktischen Einsatz wurde in Zusammenarbeit<br />

mit dem Maschinenstützpunkt Hermeskeil, Rheinland-Pfalz, durchgeführt.<br />

Das Untersuchungskonzept wurde im Oktober 1999 ausgearbeitet. Bis dahin waren vom<br />

Lehrstuhl bereits wesentliche Schritte in der Programmentwicklung erfolgt. Die eigentliche<br />

Untersuchung fand dann im Januar 2000 im Hunsrück statt.<br />

2.3 Material und Methoden<br />

2.3.1 Material<br />

2.3.1.1 Versuchsbestände und Versuchsumfang<br />

Die Studie wurde in den Wäldern des Forstamtes Morbach, Revier Hundheim, in drei Beständen<br />

durchgeführt. Alle Bestände lagen in der Ebene oder waren nur geringfügig geneigt<br />

(


Navigation 32<br />

Tab. 4: Charakteristika der Versuchsbestände.<br />

Merkmal Bestand A Bestand B Bestand C<br />

Mittleres Alter (Jahre)<br />

Größe der Bestände (ha)<br />

Mittlere Duchmesser in<br />

20cm Höhe<br />

Mittlere Höhe (m)<br />

Baumarten (in %)<br />

Mittlere Höhe Bu (m)<br />

Mittlere Höhe WLbh (m)<br />

14 17 16<br />

2.6 2.6 2.1<br />

5.6 6.4 5.2<br />

5.4 5.1 4.2<br />

85Bu, 15WLbh<br />

Schlussgrad Gedrängt<br />

geschlossen<br />

Stammzahl (je ha)<br />

Pflanzverband bei<br />

Begründung (m) x (m)<br />

Anzahl der gemulchten<br />

Gassen<br />

Vorbestand<br />

Pflegezustand<br />

2.3.1.2 Beschreibung der Maschine<br />

62Bu, 7Fi,<br />

31WLbh<br />

79Bu, 21WLbh<br />

5.1 5.1 5.3<br />

6.2 5.1 3.5<br />

Gedrängt<br />

geschlossen<br />

Gedrängt<br />

geschlossen<br />

8000 8700 10300<br />

1.5*0.6 1.5*0.6 1.5*0.5<br />

10 9 4<br />

Reguläre EN<br />

reg. EN, einzelne<br />

Würfe 1984<br />

reguläre EN<br />

Pflegedringlich pflegedringlich pflegedringlich<br />

Der Mahler-Unifant ist ein Schm<strong>als</strong>purschlepper aus schweizerischer Fertigung. Im Forst<br />

wird er eingesetzt <strong>als</strong> Trägerfahrzeug für Mulchaggregate (Abb. 15). Die Maschine ist<br />

kompakt und sehr wendig (Wendekreis 5,5 m). Über eine Dreipunktanbauvorrichtung ist<br />

sie mit mit dem Mulchaggregat verbunden. Im Versuch wurde der Forstmulcher (Broyeur<br />

Forestier) der französischen Firma Quivogne verwendet (Abb. 16).


Navigation 33<br />

Tab. 5: Technische Daten der eingesetzten Mulchmaschine.<br />

Grundfahrzeug: Mahler-Unifant<br />

Abmessungen: Länge: 4,0 m, Höhe: 2,9 m, Breite:1,8 m mit Reifen<br />

1,85 m, 0,45 m Bodenfreiheit<br />

Gewicht: 8 Tonnen<br />

Motorisierung: VM 6 Zylinder Turbo-Diesel (90 KW) mit<br />

2400 U/min im Mulchbetrieb;<br />

Nebenantriebsleistung für Mulcherantrieb 78 KW,<br />

1000 U/min<br />

Fahrantrieb im Mulchbetrieb: Hydrostatisch, mikroprozessorgesteuert mit Fahrautomatik<br />

und Grenzlastregelung; Allradantrieb<br />

elektro-hydraulisch zuschaltbar<br />

Fahrerhaus: Geräusch- und schwingungsgedämpft auf Silentblocks<br />

gelagert; geräuschdämmende Innenverkleidung<br />

Bereifung: Nokia 14,9 – 24; 378 mm; PR 14; Aussendurchmesser<br />

1265 mm<br />

Verkaufpreis: € 109.700.-<br />

Mulchaggregat: Quivogne Forstmulcher; mit 3 Schlagketten mit je<br />

7 Gliedern, 23 mm Durchmesser<br />

Abmessungen: Gesamtbreite 1,7 m, Arbeitsbreite 1,5 m,<br />

Länge 2,0 m, Gewicht 0,94 Tonnen<br />

Verkaufpreis: € 4.800.-<br />

Gesamtgewicht /-länge /-breite /-preis 9 Tonnen / 6,0 m /1,85 m / € 114.500.-<br />

Dabei handelt es sich um einen preisgünstigen Kettenmulcher, der mit drei Kettensträngen<br />

arbeitet. Die Kettenglieder haben einen Durchmesser von 23 mm und eine Länge von ca.<br />

60 cm. Sie sind im Abstand von 120 Grad an einer rotierenden Scheibe angebracht. Das<br />

System ist von einem Stahlkasten bedeckt, der das weggeschleuderte Mulchgut auffängt.<br />

Der Stahlkasten und eine auf ihm vorn angebrachte bewegbare Schiene dienen auch dazu,<br />

die Stämme vorzuspannen (Umdrückvorrichtung). In die vorgespannten Stämme schlägt<br />

auf etwa 20 cm Höhe die Kette und trennt den Schaft ab. Der Mulcher wird eingesetzt in<br />

Beständen mit Stockdurchmesser (d 0,2) bis max. 12 cm. In Einzelfällen können auch wesentlich<br />

stärkere Stämme gemulcht werden, aber dann mit mit höherem zeitlichem und<br />

energetischem Aufwand. Die Arbeitsbreite des Kettenmulchers beträgt 150 cm, die des<br />

Mahler-Unifant 185 cm. Da das Trägerfahrzeug breiter ist <strong>als</strong> das Mulchgerät, werden<br />

Randbäume durch die Reifen des Mahler-Unifant ganz oder teilweise umgedrückt, vor allem<br />

beim Rückwärtsfahren auf der Gasse. Diese Bäume haben weiterhin Wurzelanschluss,<br />

sterben aber mittelfristig ab. Die wichtigsten Kenndaten des eingesetzten Maschinen-<br />

Systems sind in Tab. 5 aufgeführt.


Navigation 34<br />

Abb. 15 und Abb. 16:<br />

Mahler-Unifant mit Quivogne<br />

Forstmulcher.<br />

Das Mulchsystem ist seit<br />

1997 am Forsttechnischen<br />

Stützpunkt des Forstamtes<br />

Hermeskeil im Einsatz.<br />

Bislang wurde damit in<br />

1000 MAS etwa 800 ha<br />

gemulcht. 90 Die Maschine<br />

wird zur frühzeitigen<br />

Schaffung von Zugangslinien<br />

in homogenen Jungbeständen<br />

eingesetzt, um<br />

Arbeitsfelder einzurichten.<br />

Dadurch wird eine frühe<br />

und effiziente Pflege dieser<br />

Bestände ermöglicht. 91 Der<br />

üblicherweise verwendete<br />

Linienabstand ist 20 m,<br />

seltener 10 m. Die Erfahrungen<br />

am Stützpunkt<br />

waren insgesamt bislang<br />

positiv, wenngleich auch<br />

die Maschine wegen der<br />

hohen mechanischen Belastung<br />

beim Mulchvorgang<br />

besonders stark reparaturanfällig<br />

war.<br />

Der eingesetzte Fahrer ist <strong>als</strong> Maschinenführer am Forstechnischen Stützpunkt tätig und<br />

hat mehrjährige Erfahrung auf Forstschleppern. Speziell auf dem Mahler-Unifant hat er<br />

bereits 400 MAS gemulcht. Die Geschwindigkeit bei diesem Arbeitsverfahren, das in sehr<br />

hohem Maße von der Fahrautomatik der Maschine bestimmt wird, ist vom Fahrer nur indirekt<br />

beeinflussbar. Wegen der schmalen Spur und der hohen Bodenfreiheit des Mahler-<br />

Unifant (45 cm) liegt der Fahrzeugschwerpunkt viel höher <strong>als</strong> bei anderen Forstmaschinen.<br />

Die Gefahr des Kippens der Maschine ist daher besonders hoch. Die Erfahrung des Maschinenführers<br />

kommt vor allem dort <strong>zum</strong> Tragen, wo Hindernisse geschickt umfahren werden<br />

oder Gräben passiert werden müssen.<br />

90 MAS = Maschinenarbeitsstunde<br />

91 WILHELM ET AL. (1999), S. 235


Navigation 35<br />

2.3.1.3 Beschreibung des Navigationssystems<br />

2.3.1.3.1 Programm und Programmablauf<br />

Für die Navigation wurde im Rahmen dieser Arbeit das Programm WaldNAV entwickelt. Es<br />

stellt am Bildschirm die Daten eines am Rechner angeschlossenen <strong>GPS</strong>-Empfängers dar und<br />

dient zur Navigation von Forstmaschinen. Es unterstützt die Orientierung bei der Anlage<br />

paralleler Linien, ob <strong>als</strong> Zugangslinien in Dickungen oder <strong>als</strong> Rückegassen. Es ist mit Hilfe<br />

von Map Objects, einer OCX-Software, in VisualBasic 6.0 geschrieben. 92 Das Programm<br />

läuft ohne Einschränkung auf dem Betriebssystem Windows NT. Unter Windows 95 gibt es<br />

geringe Einschränkungen.<br />

Die Datenschnittstelle von WaldNAV ist dem NMEA 0183-Format angepasst. 93 So können<br />

von jedem <strong>GPS</strong>-Empfänger, der dieses Standardformat ausgibt, Daten empfangen und<br />

verarbeitet werden. Die aufgezeichneten Daten können in verschiedenen Projekten abgelegt<br />

werden, was eine spätere Auswertung erleichtert.<br />

Die Grundidee des Programmes ist es, <strong>zum</strong> einen die aktuelle Position der Maschine und<br />

ihre Bewegung am Bildschirm aufzuzeigen und <strong>zum</strong> anderen Soll-Bewegungslinien vorzugeben,<br />

an denen sich der Fahrer einer Maschine, z.B. während des Mulchens, orientieren<br />

kann. Dabei gibt es zwei Arten von Orientierungslinien (Abb. 17).<br />

Die Ideal-Linie wird vom Fahrer durch die Eingabe der Aufarbeitungsrichtung generiert.<br />

gepufferte<br />

Linie<br />

Aufzeichnung<br />

beginnen<br />

oder<br />

Ideallinie<br />

Navigation auf<br />

Soll-Bewegungslinie<br />

Abb. 17: Erzeugen von Orientierungslinien.<br />

für Linie<br />

für Punkt<br />

Attribute<br />

vergeben<br />

Startpunkt<br />

aufsuchen<br />

Aufzeichnung<br />

beenden<br />

Sie ist eine Gerade von 2 km Länge, die ihren Ursprung in der aktuellen, am Bildschirm angezeigten<br />

Position der Maschine hat und in die vorgegebene Richtung verläuft. Die Maschinenführer<br />

startet den Aufzeichnungsmodus am Beginn dieser Linie und orientiert sich<br />

während der Fahrt an ihr <strong>als</strong> der Soll-Bewegungslinie. Dabei wird die tatsächliche Maschi-<br />

92 Map Objects ist ein Entwicklungs-Tool der auf Geographische Informationssysteme spezialisierten Firma<br />

ESRI.<br />

93 National Marine Electronics Association’s. Ein US-Standardformat für Datenaustausch von Seefahrtsinstrumenten,<br />

vergleichbar der deutschen DIN-Norm.


Navigation 36<br />

nen-Bewegung aufgezeichnet. Nach Abschluss des Mulchvorgangs wird der Aufzeichnungsmodus<br />

beendet und dadurch automatisch eine gepufferte Linie erzeugt. Die gepufferte<br />

Linie ist eine äquidistante Umrahmungslinie um die zuletzt aufgezeichnete Fahrstrecke.<br />

Ihr Abstand kann frei gewählt werden. Sie zeigt aber alle Abweichungen der vorangehend<br />

befahrenen Ist-Bewegungslinie an. Deshalb ist sie <strong>als</strong> Orientierungshilfe nur<br />

dann zu verwenden, wenn diese vorangegangene Ist-Bewegung wenig von einer Geraden<br />

abwich. Die Hauptverwendung der gepufferten Linie ist die Darstellung des Startpunktes<br />

für die folgende Zugangslinie. Dieser wird mit der Maschine angefahren bis sich die Darstellung<br />

der aktuellen Maschinenposition und des Startpunktes am Bildschirm decken. Von<br />

dieser Position aus kann nun erneut navigiert werden, entweder nach der im Display dargestellten<br />

Pufferlinie oder nach einer neu für den aktuellen Standort zu generierenden<br />

Ideal-Linie.<br />

Während des Navigationsvorgangs können der aktuellen Maschinenposition<br />

Attributinformationen zugewiesen werden. Werden Attributinformationen vor Start des<br />

Aufzeichnungsmodus vergeben, werden diese der gesamten Linie zugewiesen.<br />

Arbeitsablauf im Gelände bei Verwendung des Programms<br />

Der Programmablauf ist in beschrieben. Um Rückelinien oder Mulchlinien anlegen zu können,<br />

benötigt der Fahrer zunächst zwei wesentliche Vorgaben des Waldbesitzers. Zum einen<br />

muss vorgegeben werden, in welche Richtung die Gassen verlaufen, <strong>zum</strong> anderen,<br />

welchen Abstand sie haben sollen.<br />

Programmablauf bei Neuanlage von Rückelinien<br />

Vorgabe des<br />

Waldbesitzers<br />

Fahrer/<br />

Vorarbeiten<br />

Navigationsvorgang<br />

Programm<br />

Fahrer<br />

Position Richtung Abstand<br />

Erzeugen<br />

der Ideallinie<br />

•Orientierung an der Soll-Linie<br />

•Aufnahme der Positionsdaten<br />

•evt. Vergabe von Attributdaten<br />

Aufnahme beenden<br />

Berechnet Pufferlinie<br />

um den Vektor;<br />

schlägt neuen Startpunkt vor<br />

Aufsuchen des<br />

neuen Startpunktes<br />

Navigation auf der<br />

gepufferten Linie<br />

Glättet die<br />

Punktekette<br />

zur Linie und<br />

generiert<br />

Vektor der<br />

abgefahrenen<br />

Linie<br />

Navigation auf der<br />

neu erzeugten Ideallinie<br />

Abb. 18: Programmablauf<br />

von WaldNAV.


Navigation 37<br />

Wird darüberhinaus noch der Startpunkt der ersten Rückegasse vorgegeben (Position), erleichtert<br />

dies die Arbeit des Fahrers, weil er nicht selbst entscheiden muss, welcher Abstand<br />

<strong>zum</strong> Bestandesrand einzuhalten ist. Der Fahrer sucht nun mit der Maschine den Startpunkt<br />

auf und richtet die Maschine bereits grob in die Himmelsrichtung aus, in der die künftige<br />

Gasse verlaufen soll.<br />

Die aktuelle Position der Maschine wird am Bildschirm angezeigt. Anschließend erzeugt der<br />

Fahrer im Programm eine Ideal-Linie, die von der aktuellen Position aus in die vorgegebene<br />

Richtung verläuft. Dazu ist im Programm ein Dialogfeld zu öffnen und der Kompasskurs<br />

einzugeben. Damit ist neben der eigenen Position die Ideal-Linie <strong>als</strong> Soll-(Bewegungs)-<br />

Gerade für die weitere Orientierung vorgegeben. Der Fahrer startet nun die Maschine für<br />

den Mulchvorgang und im Programm den Aufzeichnungsmodus. Bereits beim Anfahren<br />

orientiert er sich an der Soll-Linie.<br />

Dabei bewegt sich der Cursor der aktuellen Positionanzeige im Display in dem Maße, in<br />

dem die Maschine sich vorwärts bewegt. Die mit <strong>GPS</strong> erfassten Positionsdaten werden<br />

permanent am Bildschirm dargestellt. Bewegt sich die Maschine von der Soll-Linie weg, ist<br />

dies sofort am Bildschirm zu erkennen. Der Fahrer kann gegensteuern. Dabei muss der<br />

Fahrer die Virtualität des Bildschirms mit der Realität des Bestandes in Einklang bringen.<br />

Das heißt, den auf der Soll-Linie erkannten Geländehindernissen weicht er aus und sieht<br />

die resultierende Abweichung am Bildschirm. Nach der Umfahrung des Hindernisses versucht<br />

er der Soll-Linie wieder möglichst nahe zu kommen. Die angezeigte Fahrbewegung<br />

wird in bestimmten Zeitintervallen gespeichert. Attribute können vergeben werden. Die<br />

Attribute werden an den gerade aktuellen Datensatz gehängt, wenn sie während des Aufzeichnungsmodus<br />

vergeben werden. Wird das Attribut vor Start des Aufzeichnungsmodus<br />

vergeben, wird es an alle nachfolgend aufgenommenen Datensätze gehängt.<br />

Ist die Linie ganz abgefahren, wird der Aufzeichnungsmodus beendet. Dies bewirkt, dass<br />

die bislang aufgezeichneten Punkte zu einer geglätteten Fahrlinie verbunden werden.<br />

Gleichzeitig mit der Berechnung und Darstellung wird eine Pufferlinie mit äquidistantem<br />

Verlauf um dieses Abbild der Fahrlinie erzeugt. Sie hilft den neuen Startpunkt aufzufinden<br />

und kann <strong>als</strong> Soll-Bewegungslinie verwendet werden. Die Distanz der Pufferlinie <strong>zum</strong> Vektor<br />

entspricht dem eingegebenen Rückegassenabstand, der verändert werden kann.<br />

Der Fahrer sucht den vorgeschlagenen Startpunkt auf und bringt die Maschinenposition<br />

mit dem vorgeschlagenen Startpunkt des Programms in Deckung. Anschließend kann der<br />

Fahrer auf der gepufferten Linie <strong>als</strong> Soll-Linie navigieren oder eine neue Ideal-Linie <strong>als</strong> Soll-<br />

Linie erzeugen.


Navigation 38<br />

Programmbeschreibung<br />

Abbildung 19 und 20 und vermitteln einen Eindruck vom Programm. Der Bildschirm ist in<br />

vier Felder gegliedert. Das größte ist das Navigationsfeld, in dem die aktuelle Position und<br />

Bewegungsrichtung <strong>als</strong> Cursor mit Halbkreis und Pfeil angezeigt wird (�).<br />

Die Bewegungen der Maschine werden entsprechend dem sich automatisch einstellenden<br />

Maßstab <strong>als</strong> wachsende Punktekette am Bildschirm dargestellt. Im Standardmodus wird die<br />

gefahrene Linie <strong>als</strong> blaue Punktekette angezeigt.<br />

Abb. 19: Bildschirm des Programms<br />

WaldNAV 1.0. Navigation<br />

nach Ideal-Linie.<br />

Die Positionen werden am Bildschirm im Sekundentakt aktualisiert, sofern sie weiter <strong>als</strong> 50<br />

cm von der vorigen entfernt liegen. Dies vermeidet eine ständiges Springen des Cursors.<br />

Die im Display sichtbare Karte ist nicht eingenordet, sondern in jene Richtung gedreht, in<br />

die man sich mit dem <strong>GPS</strong>-Empfänger bewegt. Diese Richtung ist am Display stets oben.<br />

Sie wird auch durch die Ausrichtung des Pfeils im Cursor (�) und <strong>als</strong> Betrag im Navigationsfeld<br />

angezeigt. Durch das Rotieren der Karte ist die Orientierung am Bildschirm immer<br />

dieselbe wie im Gelände, ein kompliziertes Umdenken wird vermieden. 94<br />

Mit dem Funktionstastenfeld kann die Aufnahme von Daten gesteuert bzw. die Bildschirmdarstellung<br />

beeinflusst werden. Wird die Taste F1 betätigt, startet die Aufnahme.<br />

Nur bestimmte Funktionstasten sind dann noch benutzbar, alle Fahrzeugbewegungen<br />

werden jetzt <strong>als</strong> Kette roter Kreuze dargestellt. Dies signalisiert dem Fahrer: Jetzt läuft die<br />

Aufzeichnung!<br />

Am Ende der gefahrenen (z.B. gemulchten) Strecke wird die Aufzeichnung durch Tastendruck<br />

bestätigt und beendet (F2). Die roten Kreuze verwandeln sich jetzt in eine durchgezogene<br />

rote Linie (Abb. 18). Die aufgezeichneten Positionsdaten werden im aktuellen Projektverzeichnis<br />

abgespeichert. Im Statusfeld (unten rechts) erscheinen nun die Anzahl der<br />

angelegten Gassen, die bislang im Projekt bearbeitete Strecke und die dabei verbrauchte<br />

94 Wegen der automtischen Ausrichtung der Karte nach der Fahrbewegung erscheint in Abb. 18 auch die<br />

Ideallinie nicht senkrecht, sondern leicht verdreht.


Navigation 39<br />

Zeit (reine Laufzeit während der Aufnahme). Wurden in diesem Projekt bereits andere Gassen<br />

gemulcht, werden die Zahlen aktualisiert.<br />

Um zur gefahrenen Strecke eine parallele Linie anlegen zu können, wird um die rote Linie,<br />

die in der Realität der neu angelegten Gasse entspricht, beim Wechsel vom Aufzeichnungsmodus<br />

in den Standardmodus eine grüne Pufferlinie gelegt. Der Abstand dieser<br />

Pufferlinie von der roten Referenzlinie ist mit F3 frei wählbar und wird im Statusfeld <strong>als</strong><br />

Zahl und im Navigationsfeld maßstäbig <strong>als</strong> Balken dargestellt (unterer Rand). Im Versuch<br />

betrug der gewählte Gassenabstand 20 m. Zunächst wird der Startpunkt für die neue Linie<br />

aufgesucht (gelbes Dreieck). Anschließend wird gemulcht bzw. aufgearbeitet, indem man<br />

versucht, möglichst genau auf der im Bildschirm angezeigten grünen Pufferlinie (=Soll-<br />

Linie) zu navigieren. Es kann aber auch eine Gerade (Ideal-Linie) <strong>als</strong> Navigationshilfe erzeugt<br />

werden. Um eine solche Ideal-Linie mit einer bestimmten Richtung zu generieren,<br />

wird die Kompasszahl eingegeben (Taste F6). Das Programm zeichnet dann eine Gerade,<br />

die vom derzeitigen Standort der Maschine ausgeht und exakt dem eingegebenen Winkel<br />

entspricht. In Abb. 19 wurde 90 Grad eingegeben. Im Uhrenfeld ist zu sehen, dass sich die<br />

Maschine auf Kurs 333°, oder 2,9 m links von der Ideal-Linie entfernt bewegt (Abb. 19<br />

unten). Für jeden Meter Abweichung wird ein mit zunehmender Abweichung wachsender<br />

Balken angezeigt. Ab fünf Meter Abweichung kommt ein akustisches Warnsignal hinzu.<br />

Ist die zweite Gasse gefahren und die Aufzeichnung mit F2 beendet, wird im Navigationsfeld<br />

erneut eine Pufferlinie vorgeschlagen, wie die dritte Linie abzufahren ist und so fort.<br />

Die bereits angelegten Gassen bleiben <strong>als</strong> graue Linien angezeigt und helfen so bei der<br />

Orientierung.<br />

Abb. 20: Navigation<br />

nach gepufferter Linie.


Navigation 40<br />

2.3.1.3.2 Hardware<br />

Computer<br />

Die Navigation erfolgte mit einem Toughbook CF 71 von Panasonic mit Windows95 <strong>als</strong><br />

Betriebssystem. Dieses Notebook arbeitet mit einem Pentium ® II Prozessor mit 266 Mhz, hat<br />

einen Arbeitsspeicher von 64 MB und eine 6,4 GB Festplatte. Es ist weitgehend gegen Erschütterungen<br />

geschützt (semi-ruggedized) und hat einen leuchtstarken 12,2 Zoll TFT-<br />

Bildschirm. 95 Ein solcher Bildschirm ermöglicht auch bei direkter Sonneneinstrahlung gute<br />

Lesbarkeit. Die Stromversorgung wird über einen Anschluss an die Batterie der Antriebsfahrzeugs<br />

sichergestellt. 96<br />

<strong>GPS</strong>-Empfänger<br />

Zum Einsatz kamen die Geräte Ag<strong>GPS</strong> 132 der Firma Trimble und der geo-kombi L plus von<br />

der Firma GeoKonzept. Bei beiden Geräten handelt es sich um kompakte und robuste<br />

D<strong>GPS</strong>-Empfänger, die auch für den Einsatz auf Fahrzeugen geeignet sind. Die Genauigkeitsangabe<br />

für beide Geräte ist laut den Prospekten besser 1 m (horizontaler Positionierungsfehler).<br />

Beiden Geräten gemeinsam ist ein 12Kanal-<strong>GPS</strong>-Empfänger. Die Datenausgabe erfolgt auf<br />

Basis des NMEA 0183-Protokolls, so dass ein Anschluss an das Programm WaldNAV problemlos<br />

möglich war. Das Korrekturdatensignal des Ag<strong>GPS</strong> 132 lieferte ein im Süden stehender<br />

geostationärer Satellit (Elevation 45°). Die Positionen des geo-kombi L plus waren<br />

sowohl mit dem Langwellensignal <strong>als</strong> auch dem UKW-Signal korrigierbar. Von 19 mit<br />

D<strong>GPS</strong> angelegten Gassen wurde mit dem geo-kombi L plus aber nur die Gasse 3 im Bestand<br />

A navigiert, da das LW-Korrektursignal am 19.1.00 und 20.1.00 gar nicht und das UKW-<br />

Signal nur sporadisch empfangen werden konnte.<br />

Korrektursignal<br />

Da <strong>zum</strong> Zeitpunkt der Außenaufnahmen noch S/A das <strong>GPS</strong>-Signal durch künstliches Rauschen<br />

verzerrte, war der Empfang eines Referenzsign<strong>als</strong> unabdingbar. 97 Für geo-kombi L plus<br />

wurde das Langwellenkorrektursignal der deutschen Telekom aus Mainflingen bei Frankfurt<br />

empfangen. 98 Der systemimmanente Fehler beträgt hier ca. 30 cm je 100 km Entfernung<br />

von dieser Basisstation. 99<br />

Für Ag<strong>GPS</strong> 132 wurde ein satellitengestütztes Korrektursignal verwendet. Hier werden die<br />

Daten mehrerer Referenzstationen des jeweiligen Dienstanbieters via geostationärem Satellit<br />

übertragen. Vom mobilen Empfänger wird für die Korrektur, abhängig von der aktuellen<br />

Position, kontinuierlich eine gewichtete Kombination der empfangenen Daten errechnet<br />

95<br />

Die Abkürzung TFT steht für Thin Film Transistor und besagt, dass das elektrische Feld jedes Pixels durch<br />

einen hinter dem Pixel liegenden Transistor angesteuert wird. Das Ergebnis sind eine hohe Leuchtstärke und<br />

sehr gute Farbreinheit. Hohe Farbtiefen und rasche Bildwechsel stellen für diese Technologie keine Probleme<br />

dar.<br />

96 Für den Versuch war diese Konstruktion akzeptabel, für den endgültigen Einsatz muss ein professionelles,<br />

voll rüttelfestes System eingebaut werden.<br />

97 Vgl. Abb. 8, S. 15<br />

98 Der Sender sendet auf 123,7 kHz das sogenannte ALF-Signal aus (Accurate Positioning by Low Frequency).<br />

99 http://gibs.leipzig.ifag.de/cgi-bin/dgps_lw.cgi?de


Navigation 41<br />

(sog. Virtuelle Basis-Station, VBS). Mit diesem Verfahren lassen sich europaweit gleichbleibend<br />

hohe Genauigkeiten mit Abweichungen � 1 m erreichen.<br />

2.3.2 Methoden<br />

2.3.2.1 Beschreibung der Arbeitsverfahren<br />

In drei Beständen wurden parallele Gassen im Abstand von 20 m eingelegt. Dabei fand<br />

jedesmal das oben beschriebene Maschinensystem Verwendung. In den Beständen A und<br />

B wurde mit der D<strong>GPS</strong>-Methode navigiert, im Bestand C die konventionelle Fluchtstab-<br />

Methode verwendet. Im Folgenden wird für das Arbeiten mit Fluchtstäben der Begriff<br />

Orientierung verwendet. 100 Für das Verfahren, in dem <strong>GPS</strong> <strong>zum</strong> Einsatz kam, wird der Begriff<br />

Navigation verwendet. Navigation ist das Führen eines Fahrzeugs von einem Ausgangsort<br />

auf bestimmtem Wege zu einem Zielort. Im engeren Sinne ist es die Planung und<br />

Überwachung der Fahrzeugbewegung in möglichst optimaler Weise. 101 Durch die beiden<br />

Begriffe kommt <strong>zum</strong> Ausdruck, dass es sich bei der Fluchtstab-Orientierung um ein robustes,<br />

aber in den Möglichkeiten begrenztes Verfahren handelt, während der Begriff D<strong>GPS</strong>-<br />

Navigation für ein komplexes, aber möglicherweise auch anfälligeres System steht.<br />

2.3.2.1.1 Fluchtstab-Orientierung<br />

Neben dem Maschinenführer ist eine zweite Person im Einsatz. Diese legt die Startpunkte<br />

und Richtung der Linien fest und setzt die Fluchtstäbe für die Orientierung des Fahrers<br />

(Abb. 21). Die Abstände zwischen den Linien werden mit Bandmaß ausgemessen, die Arbeitsrichtung<br />

mit Kompass und Karte bestimmt. Der Fahrer orientiert sich beim Mulchen<br />

stets nach hinten an der bereits gefahrenen Gasse (zahlreiche Kopfwendungen). Seine<br />

Hilfskraft setzt die Fluchtstäbe so in einer Linie, dass der Fahrer sich permanent über den<br />

Geradenverlauf einfluchten kann. Eine Richtungskorrektur während des Mulchvorgangs ist<br />

deshalb nicht möglich.<br />

Fluchtstab-<br />

Orientierung arbeiten<br />

blicken<br />

Abb. 21: Zwei-Mann-Arbeitsverfahren Rückblick zur Orientierung.<br />

100 Orientierung ist eine gerichtete Bewegung, die eine Reaktion auf Reize aus der Umwelt (Fluchtstab) darstellt.<br />

MAYERS (1993)<br />

101 ebd.


Navigation 42<br />

Wenn Hindernisse umfahren werden, muss der Helfer sehr nahe an die Maschine heran,<br />

um dem Fahrer Orientierung zu geben. Dabei befindet er sich im unmittelbaren Gefährdungsbereich<br />

von Mulchaggregat und Fahrzeug.<br />

Da der Fahrer bemüht ist, sich möglichst den Rückblick freizuhalten, um den Geradenverlauf<br />

überblicken zu können, werden auch Bäume mit überstarkem Durchmesser gemulcht,<br />

die sich auf der Fahrstrecke befinden. Dazu muss er während des Mulchvorgangs mehrfach<br />

vor- und zurücksetzen, was die Maschine an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit bringt und<br />

zu besonders starken Vibrationen führt. Das Ergebnis sind Gassen, deren Erscheinungsbild<br />

sehr geradlinig ist.<br />

2.3.2.1.2 D<strong>GPS</strong>-Navigation<br />

Bei diesem Verfahren sind ein D<strong>GPS</strong>-Empfänger und ein Rechner auf dem Fahrzeug montiert.<br />

Der Maschinenführer arbeitet alleine (Abb. 22). Er orientiert sich am Bildschirm mit<br />

dem Programm WaldNAV 1.0. Die aktuelle Position der Maschine wird ihm am Bildschirm<br />

<strong>als</strong> Cursor angezeigt ( 19). Die Richtung der Aufarbeitung wird ihm <strong>als</strong> Marschkompasszahl<br />

vorgegeben, die er in das Programm eingibt. Es erscheint eine grüne Linie in Verlängerung<br />

der aktuellen Maschinenposition.<br />

Der Fahrer beginnt zu mulchen und orientiert sich an dieser Soll-Bewegungslinie. Da es<br />

zahlreiche Hindernisse auf der Strecke gibt, kann er sich nicht ausschließlich in der Virtualität<br />

des Rechners bewegen, sondern muss reale Hindernisse erkennen und umfahren. Die<br />

Geländegegebenheiten sind visuell miteinzubeziehen und in die Navigation am Bildschirm<br />

zu integrieren. Weicht der Fahrer z.B. einem Hindernis aus, sieht er die Abweichung am<br />

Bildschirm graphisch und den Betrag dieser Abweichung in Metern. Er kann dann das Hindernis<br />

auf kürzestem Wege umfahren und wieder auf die alte (grüne) Linie zurückkehren.<br />

Oft wurde aber auch bewusst parallel zu der am Bildschirm angezeigten Soll-Linie gefahren,<br />

z.B. wenn sich dort ein Graben befand. Kopfwendungen zur Orientierung sind nicht<br />

mehr notwendig.<br />

D<strong>GPS</strong>-<br />

Navigation arbeiten<br />

blicken<br />

Abb. 22: Ein-Mann-Arbeitsverfahren, Blick nach vorn und auf den Bildschirm.<br />

Die Startpunkte für die neuen Gassen wurden ebenfalls über D<strong>GPS</strong> aufgesucht. Sie wurden<br />

im Programm <strong>als</strong> gelbes Dreieck auf der Pufferlinie dargestellt (s.o.).


Navigation 43<br />

2.3.2.2 Datenaufnahme für die Auswertung<br />

Nach der Anlage der Gassen mit dem Mulchsystem wurden die naturalen und die geometrischen<br />

Bestandesdaten erhoben.<br />

2.3.2.2.1 Naturaldatenerhebung<br />

Die Bestandesdaten wurden nach dem Eingriff stichprobenmäßig erfasst. Dazu wurden in<br />

jeder zweiten Gasse Probequadrate von 2 m Kantenlänge eingelegt. Dabei bildete der Rand<br />

der Gasse eine Seite des Aufnahme-Quadrates. Diese Quadrate wurden alle 20 m wechselweise<br />

links und rechts an den Gassenrand gelegt. Es wurden Baumart, Anzahl der<br />

Stämme und Höhe erfasst. Da für den Mulchvorgang der Stockdurchmesser wichtig ist,<br />

wurde der Durchmesser in 20 cm Höhe erfasst. Bäume mit d 0,2 < 3 cm wurden nicht aufgenommen.<br />

Ferner wurde der sonstige Bewuchs wie Ginster o.ä. erhoben.<br />

Die Ergebnisse finden sich in Tab. 4.<br />

2.3.2.2.2 Einmessen der Bestände und der Linien<br />

Die Lage der Bestände wurden mit dem D<strong>GPS</strong>-Empfänger GEOmeter 12L in Gauss-Krüger-<br />

Koordinaten eingemessen. Im Bestand A wurden alle Eckpunkte mit diesem Gerät eingemessen<br />

(6 Punkte). Es wurden 7 Positionen gemessen, die <strong>Mittel</strong>ung übernahm die interne<br />

Software des GEOmeter 12L. In Bestand C wurde nur ein und in Bestand B wurden zwei<br />

Einhängepunkte mit D<strong>GPS</strong>. Dazu wurden mehr <strong>als</strong> 50 Positionen aufgezeichnet und anschließend<br />

der Median errechnet. Dieser fand Verwendung <strong>als</strong> Einhängepunkt für den Bestand<br />

B, von dem aus die Gassen eingemessen wurden.<br />

Von diesen Einhängepunkten aus, wurden die Gassenanfänge mit dem Laserentfernungsmesser<br />

Ledha-Geo von Jenoptik mit polaren Koordinaten eingemessen. Nach Herstellerangaben<br />

misst der Ledha-Geo die Distanz mit einer Genauigkeit von +/- 10 cm und den<br />

Winkel mit +/- 0,5 Grad. Die zu messenden Gassenanfänge wurden mit Fluchtstäben markiert.<br />

In den Gassen wurde an jeder Richtungsänderung ein Fluchtstab in der Gassenmitte<br />

gesetzt. Mit dem Ledha-Geo wurden nun vom Gassenbeginn ausgehend von Fluchtstab zu<br />

Fluchtstab polare Koordinaten im Fortschrittsverfahren erhoben. Wenn möglich wurden<br />

Strecken in einem Stück gemessen, sonst in Abschnitten. Außerdem wurde erfasst, wo sich<br />

Störungen befanden, denen der Maschinenführer ausgewichen ist. Das waren im Wesentlichen<br />

Gräben, Stöcke, starke Birken oder Blocküberlagerungen. Insgesamt wurden in den<br />

Beständen A und B 463 lfm Störungen aufgenommen. Im Bestand C gab es keine Gräben<br />

und keine Blocküberlagerung. Störungen in Form von Bäumen waren nicht mehr feststellbar,<br />

weil diese (mit größerem Aufwand) weggemulcht worden waren.<br />

Gemessen wurde mit Stativ, eine zweite Person hielt den Reflektor, eine dritte Person notierte<br />

die Daten. Die Standorte der Fluchtstäbe wurden mit Farbe markiert; beim Umsetzen<br />

wurde das Stativ auf diesen Punkt gesetzt und ausgerichtet. Diese Punkteketten polarer<br />

Koordinaten wurde mit Excel 97 in orthogonale Koordinaten umgerechnet.<br />

Die Länge der Rückegassen und die auftretenden Störungen sind in dargestellt.


Navigation 44<br />

Tab. 6: Gassenlängen in den Versuchsbeständen.<br />

Länge Bestand A Bestand B Bestand C<br />

Min 88.7 81.3 94.0<br />

Max 133.0 227.2 118.7<br />

Summe 1170.7 1343.0 424.5<br />

Geländestörungen<br />

2.3.2.2.3 Programme<br />

N 11 22 --<br />

Länge 183.8 279.2 --<br />

Störungs-% 16 % 21 % 0 %<br />

Sämtliche D<strong>GPS</strong>-Datenerhebungen erfolgten systembedingt im WGS 84 102 , das mit geographischen<br />

Koordinaten (Grad, Minute, Sekunde) arbeitet. Verwendet werden sollte das<br />

geodätische Abb.ssystem Gauss-Krüger, Zone 2, das im metrischen System arbeitet. Für die<br />

Umwandlung wurde das geodätische Transformationsprogramm Geocalculator 4.1 von<br />

Blue Marble eingesetzt. Dabei wurden Umrechnungsparameter benutzt, die deutschlandweite<br />

Gültigkeit besitzen. Für die Auswertung wurden die Standardtabellenkalkulation<br />

Excel 97 und das Geographische Inforamtionssystem ArcView 3.1 von ESRI verwendet.<br />

102 World Geodetic System 1984, ein weltweit gültiger Standard<br />

Abb. 23: Vermessung der gemulchten<br />

Gassen mit dem Ledha-<br />

Geo.


Navigation 45<br />

ArcView wurde eingesetzt für die Auswertung der Daten und für die graphische Aufbereitung.<br />

Die statistischen Kenndaten wurden mit SPSS 8.0 berechnet.<br />

2.3.2.3 Arbeitsuntersuchung<br />

2.3.2.3.1 Zeitstudien<br />

Die den Arbeitsstudien zugrundegelegte Methodik entspricht der von REFA empfohlenen<br />

Vorgehensweise. 103 Die Zeiten wurden mit mobilem Datenerfassungsgerät im Fortschrittszeitverfahren<br />

erfaßt. Die Gesamtarbeitszeit (GAZ) wurde in Ablaufabschnitte gegliedert<br />

und getrennt nach Bearbeitungseinheiten (= eine Gasse) aufgenommen. Die Ablaufabschnitte<br />

lassen sich in Reine Arbeitszeit (RAZ) und Allgemeine Zeiten (AZ) aufteilen. Die RAZ<br />

enthält nur Zeiten, die ausschließlich durch den betreffenden Arbeitsgegenstand verursacht<br />

wurde. Die AZ standen mit der Bearbeitungseinheit nicht im Zusammenhang oder konnten<br />

dieser nicht zugeordnet werden, da sie unregelmäßig auftraten und nicht unmittelbar der<br />

Erfüllung der Arbeitsaufgabe dienen. Die Dauer versuchsbedingter Pausen wurde erfasst,<br />

und von der Gesamtversuchszeit abgezogen, so dass die GAZ übrig blieb.<br />

Die verwendeten Ablaufabschnitte sind in Tab. 7 dargestellt.<br />

Tab. 7: Bei der Zeitstudie verwendete Ablaufabschnitte.<br />

Ablaufabschnitte Beschreibung<br />

Reine Arbeitszeit:<br />

Mulchen Der eigentlich Mulchvorgang<br />

Zurücksetzen beim Mulchen<br />

Stärkere Stämme (i.d.R. Birken), wurden durch mehrfaches vorund<br />

zurücksetzen gemulcht<br />

Rückwärts fahren Auf der bereits gemulchten Gasse, war notwendig bei Stichgassen<br />

Gassenwechsel Zeit die notwendig war, um von Gasse zu Gasse umzusetzen<br />

Allgemeine Zeiten:<br />

VZ, sachlich Arbeiten am Mulchsystem; i.d.R. das Ausschwingen lassen der<br />

Ketten am Ende des Mulchvorgangs<br />

VZ, persönlich Kam nicht vor<br />

<strong>GPS</strong>/LW-Pause <strong>GPS</strong>/LW-Empfang war nicht möglich<br />

Rüstzeit Fluchtstab: Erstausrichtung der Mulchmaschine<br />

D<strong>GPS</strong>: Generieren einer neuen Pufferlinie, um<br />

Gassenanfang zu lokalisieren<br />

Zeitstudien wurden in den Beständen B und C durchgeführt. In B wurde in 9 Zyklen<br />

(=Gassen) das D<strong>GPS</strong>-Navigationsverfahren beobachtet, im Bestand C in vier Zyklen das<br />

Fluchtstab-Orientierungsverfahren. Aus zeitlichen und technischen Gründen war es nicht<br />

möglich, mehr Zyklen aufzunehmen. Für das Fluchtstabverfahren sind 4 Zyklen sehr wenig;<br />

doch der Fahrer ist geübt in diesem Verfahren, der Bestand war homogen, die Arbeitsgeschwindigkeit<br />

ist in hohem Maße durch die Maschine vorgegeben. Da die Allgemeinen<br />

Zeiten (Erhebung der Marschrichtung) vor allem bei der ersten Gasse sehr hoch sind, und<br />

103 REFA (1991)


Navigation 46<br />

sich bei nur vier Zyklen überproportional auswirken würden, wurden die AZ auf 9 Gassen<br />

hochgerechnet, um einen Vergleich mit dem D<strong>GPS</strong>-Verfahren zuzulassen (Bestand B).<br />

Die Anteile der Allgemeinen Zeiten wurden errechnet. Für repräsentative Aussagen bei<br />

Langzeiteinsätzen reicht die Datenbasis allerdings nicht aus. Deshalb wurde für die Leistungs-<br />

und Kostenberechnung auf Erfahrungswerte der Praxis bei vergleichbaren Maschinen<br />

zurückgegriffen. In den nachfolgend angegebenen Werten sind bei beiden Verfahren<br />

Allgemeine Zeiten in Höhe von 20 % der GAZ einberechnet. Leistungswerte lassen sich<br />

über eine Verknüpfung von Zeit- und Bezugsdaten (Laufmeter Gasse) berechnen.<br />

2.3.2.3.2 Ergonomische Erhebung<br />

Der Fahrer ist neben der Grundvibration des Motors noch zusätzlich den Erschütterungen<br />

beim Mulchvorgang ausgesetzt. Eine Erfassung mit Rüttelschreiber fand nicht statt, da das<br />

Ziel der Studie einen anderen Schwerpunkt hatte. Dauerhaft starke Vibrationen belasten<br />

den menschlichen Organismus aber erheblich. 104 Zudem ist das Arbeitsverfahren Fluchtstab-Orientierung<br />

sehr stark durch Kopfwendungen nach hinten charakterisiert. Dabei<br />

kommt es zu seitlichen Verdrehungen der H<strong>als</strong>wirbelsäule bei gleichzeitig starken Vibrationen.<br />

Um diese ungünstige Arbeitshaltung bei den beiden Verfahren zu beschreiben, wurde<br />

in den Beständen B und C mit Strichliste die Zahl der Kopfwendungen je Rückegasse erfasst<br />

und anschließend auf Laufmeter gemulchte Zugangslinie umgerechnet.<br />

2.3.2.4 Kalkulation<br />

Die Kosten je <strong>Maschineneinsatz</strong>stunde werden mit 125 Euro kalkuliert, wie sie der Stützpunkt<br />

seinen Auftraggebern in Rechnung stellt. Darin enthalten sind Lohnkosten und<br />

Lohnnebenkosten für den Fahrer und den zweiten Mann, der die Fluchtstäbe setzt, sowie<br />

die Organisationskosten (Einsatzleiter) und Umsetzkosten. Wird der zweite Mann vom<br />

Forstamt gestellt, werden nur 105 € /MAS berechnet. Folglich sind bei einem Vergleich der<br />

beiden Verfahren nur die zusätzlichen Kosten nebeneinander zu stellen (zusätzliche Personalkosten<br />

bei der Fluchtstab-Orientierung und Investitionskosten bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation).<br />

Eventuelle Leistungsunterschiede sind zu berücksichtigen.<br />

Um die ökonomischen Kenndaten der beiden Verfahren zu berechnen wurde neben einer<br />

Kostenvergleichsrechnung auch die Kapitalwertmethode und die Interne Zinsfuß Methode<br />

angewandt. 105<br />

104 WÖRTERBUCH ARBEITSSICHERHEIT (2000), S. 816<br />

105 PFLAUMER (1992), KOBELT und SCHULTE (1999)


Navigation 47<br />

2.4 Ergebnisse<br />

2.4.1 Arbeitsstudie<br />

2.4.1.1 Gliederung der Gesamtarbeitszeit<br />

Die Einsatzzeit bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation gliedert sich in 85% RAZ und 15% AZ. Bei der<br />

Fluchtstaborientierung in 80% RAZ und 20% AZ. Die Anteile der Teilarbeiten gehen aus<br />

Abb. 24 hervor.<br />

Rückwärts fahren<br />

19%<br />

Zurücksetzen<br />

beim Mulchen<br />

5%<br />

Fluchtstab-Orientierung D<strong>GPS</strong>-Navigation<br />

Gassenwechsel<br />

7%<br />

Mulchen<br />

69%<br />

Rückwärts fahren<br />

22%<br />

Gassenwechsel<br />

4%<br />

Abb. 24: Anteile der Teilarbeiten an der RAZ beim Mulchen nach den Verfahren Fluchtstab-<br />

Orientierung und D<strong>GPS</strong>-Navigation.<br />

Die Verteilung der beobachteten Zeiten auf die Teilarbeiten unterschied sich bei den beiden<br />

Versuchsvarianten nur wenig. Die Mulchzeit ist bei beiden Verfahren mit 74% gleich<br />

hoch. 106 Bei der Fluchtstab-Orientierung wird ein Teil der Mulchzeit (5% der RAZ) für das<br />

notwendige Zurücksetzen beim Mulchen überstarker Stämme verwendet, bzw. um die Maschine<br />

am Gassenbeginn exakt auszurichten. Das ist erforderlich, um die Linie für den<br />

Rückblick des Fahrers möglichst gerade zu halten. Bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation entfällt diese<br />

Teilarbeit, da solche Hindernisse umfahren werden. Da in der Regel Stichgassen gemulcht<br />

wurden, musste die Maschine nach Abschluss des Mulchens rückwärts zurücksetzen. Dies<br />

konnte in den geradlinigen Gassen des Fluchtstab-Verfahrens etwas zügiger erfolgen <strong>als</strong> in<br />

den Gassen, in denen mit D<strong>GPS</strong>-Navigation zahlreiche Hindernisse umfahren worden waren.<br />

Deshalb ist der Anteil des Rückwärtsfahren bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation etwas höher. Der<br />

höhere Anteil der Teilarbeit Gassenwechsel beim Fluchtstabverfahren ist mit dem größeren<br />

Aufwand für Vor- und Zurücksetzen am Anfang des Einfluchtens zu erklären. Die Maschine<br />

hat mit 6 m eine erhebliche Länge. Sie muss am zu mulchenden Gassenanfang exakt ausgerichtet<br />

sein. Beim D<strong>GPS</strong>-Verfahren erfolgte diese detaillierte Ausrichtung am Anfang<br />

nicht, was in einigen Fällen zu bogenförmigen Gassenanfängen führte. Pausen wegen<br />

106 Mulchzeit = Ablaufabschnitt "Mulchen" + Ablaufabschnitt "Zurücksetzen beim Mulchen"<br />

Mulchen<br />

74%


Navigation 48<br />

fehlenden Langwellenempfangs kamen nur im Bestand B vor, und zwar drei Mal, und dauerten<br />

insgesamt 8,4 Minuten; die längste davon 6,7 Minuten. 107 Diese Zeiten wurden der<br />

AZ zugerechnet. Sie nehmen dabei einen Anteil von 26% der AZ bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation<br />

ein.<br />

2.4.1.2 Leistung<br />

Da die Datenbasis nicht breit genug ist, um allgemeingültige Schlüsse zu ziehen, wurden<br />

<strong>zum</strong> Leistungsvergleich aus Erfahrungswerten für Maschinenarbeit für beide Verfahren AZ<br />

von 20% unterstellt. 108 In Tab. 8 werden die Leistungsdaten zusammen dargestellt.<br />

Tab. 8: Durchschnittliche Arbeitsproduktivität des Mulchsystems bei unterschiedlichen Arbeitsverfahren<br />

und 20 m Linienabstand (incl. AZ von 20%).<br />

Arbeitsverfahren (Bestand)<br />

Mittl. D 0,2 ausscheidender<br />

Bestand<br />

Bestandesdaten Leistung in<br />

N/ha<br />

mit rückwärts<br />

umsetzen<br />

lfm/min II min/ha<br />

ohne rückwärtsumsetzen<br />

Fluchtstab-Orientierung (C) 5,2 10300 6,2 || 81 7,6 || 66<br />

D<strong>GPS</strong>-Navigation (B) 6,4 8700 6,0 || 83 7,7 || 65<br />

Die Leistungsunterschiede der beiden Verfahren sind gering und liegen in derselben Größenordnung.<br />

Je nachdem, ob das rückwärtige Umsetzen in der Kalkulation mit berücksichtigt<br />

wird oder nicht, beträgt die benötigte Zeit für einen Hektar 1,1 MAS bzw. 1,3 MAS.<br />

Dies bedeutet eine Stundenleistung zwischen 0,75 ha/MAS bzw. 0,9 ha/MAS. Das Zurückfahren<br />

der Maschine in derselben Gasse kostet bei beiden Verfahren enorm viel Zeit<br />

und bewirkt ein Absinken der Leistung von rund 20%.<br />

Insgesamt ist der Einfluss des Arbeitsverfahrens auf die Leistung beim Mulchen eher <strong>als</strong><br />

gering einzuschätzen. Der Einfluss von Stammzahl und Durchmesser dürfte deutlich stärker<br />

<strong>als</strong> das angewendete Arbeits-Verfahren ins Gewicht fallen. 109<br />

2.4.1.3 Ergonomische Belastungen<br />

Beim Mulchvorgang steuert der Maschinenführer ein stark vibrierendes Fahrzeug.<br />

Unter Vibration versteht man in der Arbeitsmedizin mechanische Schwingungen, die auf<br />

den Menschen einwirken. Die Vibration setzt sich zusammen aus einer Grundvibration des<br />

Dieselmotors, die während des Mulchens von der viel stärkeren Vibration des Mulchgerätes<br />

überlagert wird. Dabei wirken diese Schwingungen auf den gesamten Körper des Fahrers<br />

ein (sog. Ganzkörperschwingung). Überschreitet die Vibration eine gewisse Stärke, können<br />

Durchblutungsstörungen, Nervenfunktionsstörungen, Sehstörungen, Übelkeit und Kno-<br />

107 Diese Pausen entstanden, wenn durch hohe Bäume das Korrektursignal abgeschattet war. Nach Passieren<br />

des Hindernisses musste gewartet werden, bis der Empfänger sich wieder initialisierte.<br />

108 z.B. WEIXLER ET AL. (1999a), S. 11<br />

109 Präzise Leistungsaussagen können nur gemacht werden, wenn ca. 20 Zyklen/Arbeitsverfahren vorliegen,<br />

die Leistung jeder Gasse berechnet und über dem mittleren Durchmesser der Bestockung aufgetragen ist<br />

(multivariate Regressionsanalyse).


Navigation 49<br />

chenveränderungen auftreten. 110 Letztere treten auf <strong>als</strong> degenerative Veränderungen im<br />

Bereich der gesamten Wirbelsäule (Sitzbuckel, Bandscheibenabnutzung). Die Ganzkörperschwingung,<br />

die v.a. beim Bewegen von schweren Erdbaumaschinen auftritt, ist <strong>als</strong> Berufskrankheit<br />

anerkannt. 111<br />

Zur Beurteilung der Schwingungseinwirkung wird aus Schwingungsbeschleunigung und<br />

Schwingungsrichtung eine dimensionslose Kenngröße, die bewertete Schwingstärke ermittelt.<br />

112 Sie wird <strong>als</strong> K-Wert bezeichnet und dient zusammen mit der Expositionsdauer<br />

der Beurteilung der Gesundheitsgefährdung.<br />

Der Mahler-Unifant besitzt einen schwingungsgedämpften Fahrersitz, der die Grundvibration<br />

des Dieselmotors dämpft. Ist der Kettenmulcher im Betrieb, wirken auf Fahrgestell und<br />

Kabine aber erheblich stärkere Kräfte, die nicht mehr in ausreichendem Maße gedämpft<br />

werden können und über den Sitz auch auf den Fahrzeugführer einwirken. Diese Erschütterungen<br />

sind bei beiden untersuchten Arbeitsverfahren identisch.<br />

Beim Mulchen mit dem Fluchtstab-Verfahren kommt erschwerend hinzu, dass permanente<br />

Kopfwendungen für die Orientierung notwendig sind. Seitliche Verdrehungen der Wirbelsäule<br />

unter Last stellen aber eine besonders ungünstige (belastende) Körperhaltung dar.<br />

Das Gesundheitsrisiko einer Schädigung nimmt stark zu, wenn ungünstige Körperhaltungen<br />

mit starker Belastung durch Vibration zusammentreffen. 113<br />

Um diese ungünstige Haltung über längere Zeit zu vermeiden, setzte sich der Fahrer bei<br />

der Studie schon von vorn herein etwas seitlich verdreht auf den Sitz, um den Winkel der<br />

Kopfwendung möglichst gering zu halten. Da beide Verfahren sich hinsichtlich der Vibration<br />

nicht unterscheiden, wurde auf eine Untersuchung verzichtet. Es war jedoch zu erwarten,<br />

dass die Zahl der (belastenden) Kopfwendungen zur Orientierung während des Navigationsvorgangs<br />

geringer sein würde. Mit Strichliste wurde deshalb die Zahl der Kopfwendungen<br />

je Rückegasse bei beiden Arbeitsverfahren erfasst. Beim Fluchtstab-Verfahren wurden<br />

vier Gassen erfasst und bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation neun Gassen. Die Ergebnisse sind in<br />

Tab. 9 zusammengestellt.<br />

Tab. 9: Zahl der notwendigen Kopfwendungen (KW) zur Orientierung nach hinten bei den<br />

beiden Verfahren. 114<br />

Verfahren Beobachtete<br />

Gassenlänge,<br />

gesamt (m)<br />

Kopfwendungen<br />

gesamt<br />

Laufmeter je<br />

Kopfwendung<br />

Kopfwendung je<br />

100 Laufmeter<br />

Fluchtstab 425 190 2 45<br />

D<strong>GPS</strong> 1343 65 21 5<br />

Wie auf Grund der anderen Orientierungsart beim D<strong>GPS</strong>-Verfahren zu erwarten war, war<br />

auch die Zahl der Kopfwendungen deutlich geringer <strong>als</strong> beim Fluchtstab-Verfahren. Die<br />

Zahl der beobachteten Rückblicke beim D<strong>GPS</strong>-Verfahren betrug nur 11% der bei der<br />

Fluchtstab-Orientierung notwendigen Kopfwendungen. Das ist ein erheblicher Unterschied,<br />

vor allem wenn man bedenkt, dass der Fahrer beim D<strong>GPS</strong>-Verfahren die Übungs-<br />

110<br />

LÖFFLER (1992), S. 173<br />

111<br />

BECHER (1999), S. 230 und S.48 dort zit. BerufkrankheitenVO<br />

112<br />

WÖRTERBUCH ARBEITSSICHERHEIT (2000), S. 816 ff<br />

113<br />

LÖFFLER (1992), S. 187<br />

114 Die Standardabweichung der KW je 100lfm ist bei Fluchtstab-O. = 7, bei D<strong>GPS</strong>-N. = 3


Navigation 50<br />

schwelle noch nicht überschritten hat und er sich deshalb auch mehrfach aus Gewohnheit<br />

umgedreht hat. Dies kommt besonders deutlich <strong>zum</strong> Ausdruck, wenn man die Zahl der<br />

Kopfwendungen auf den Gassen einzeln vergleicht, wie dies in Abb. 25 dargestellt ist.<br />

Beim Mulchen der ersten vier Gassen mit dem D<strong>GPS</strong>-Verfahren wurde öfter der Kopf gewendet<br />

<strong>als</strong> in den fünf folgenden Gassen, die gemulcht wurden. Es ist anzunehmen, dass<br />

bei ausreichender Gewöhnung an das Arbeitsverfahren die Orientierung noch mehr über<br />

den Bildschirm erfolgen wird und wirbelsäulenschädigende Kopfwendungen weitgehend<br />

unterbleiben.<br />

Gassennummer<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Fluchtstab_Bestand C<br />

D<strong>GPS</strong>_Bestand B<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Anzahl Kopfwendungen/100 lfm<br />

Abb. 25: Zahl der Kopfwendungen je 100 lfm Mulchstrecke in den einzelnen Rückegassen<br />

bei den beiden Verfahren im Vergleich.<br />

Diese Annahme gründet sich v.a. auf die Tatsache, dass alle für die Navigation notwendigen<br />

Sachverhalte, nämlich gefahrene Strecke, noch zu fahrende Strecke und aktuelle Position,<br />

am Bildschirm dargestellt sind. Lediglich bei Störungen ist eine stärkere Einbeziehung<br />

des tatsächlichen Geländes notwendig.


Navigation 51<br />

2.4.1.4 Subjektives Empfinden des Fahrers<br />

Der Fahrer empfand die D<strong>GPS</strong>-Navigation körperlich deutlich weniger anstrengend, da er<br />

kaum den Kopf wenden musste und weniger verdreht saß. Die mentale Belastung für ihn<br />

war beim D<strong>GPS</strong>-Verfahren aber höher. Er musste sich wesentlich stärker konzentrieren,<br />

weil er neben dem Gelände auch den Bildschirm zu beobachten hatte. Dennoch beurteilte<br />

der Fahrer das Verfahren insgesamt <strong>als</strong> arbeitserleichternd.<br />

2.4.1.5 Gefährdung der Hilfskraft bei der Fluchtstab-Orientierung<br />

Beim Fluchtstab-Verfahren bewegt sich eine zweite Person ständig in der Nähe der Maschine,<br />

um Fluchtstäbe für die Orientierung zu setzen. Diese Hilfkraft des Fahrers bewegt<br />

sich bei korrekter Arbeitsweise hinter der Maschine. Bei der Zeitstudie und der ergonomischen<br />

Erhebung blieb die Hilfskraft außer Betracht. Die Gefährdungen, denen sie ausgesetzt<br />

ist, sollen kurz beschrieben werden. Gefährdet ist die Hilfskraft durch:<br />

� die Maschine selbst (Zurücksetzen des Fahrers)<br />

� herumgeschleuderte Holzteile, Steine, Kettenglieder etc.<br />

Die Gefahr, von der Maschine überfahren zu werden, tritt vor allem in Beständen mit<br />

schlechter Sicht für den Fahrer auf (Nadelholz, Laubholz im Sommer). Wesentlich größer ist<br />

die Gefahr, von herumgeschleuderten Teilen getroffen zu werden. Bewegt sich die Person<br />

in der Linie hinter der Maschine, ist sie weitgehend von der Gefahrenquelle abgeschirmt.<br />

Sind dagegen Hindernisse seitlich zu umfahren, müssen in recht kurzen Abständen hinter<br />

der Maschine Fluchtstäbe gesetzt werden. Dabei verlässt die Maschine die ursprüngliche<br />

Linie, die Hilfskraft steht nun seitlich <strong>zum</strong> Kettenmulcher und ist der Gefahrenquelle nun<br />

unmittelbar ausgesetzt. Da der Radstand sehr hoch ist, können auch Teile unter der Maschine<br />

hindurch nach hinten geschleudert werden, die den Fußbereich der Hilfskraft gefährden.<br />

Bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation tritt eine solche Gefährdung nicht auf, da keine zweite<br />

Person benötigt wird.<br />

2.4.1.6 Programmbedienung<br />

Eingesetzt wurde die Beta-Version des Programms WaldNAV, das Projekt diente auch dem<br />

Programmtest. Der Fahrer hatte keinerlei Erfahrung mit Computern. Bei einer halbstündigen<br />

Einweisung in das Programm übte er mit einer Spielversion von WaldNAV. Ein halbtägiges<br />

Training der D<strong>GPS</strong>-Navigation mit einem VW-Bus, bzw. dem Mahler-Unifant auf einer<br />

Wiese, ergänzten seine „Ausbildung“. Der Bestand A war der erste Bestand, der mit<br />

dem Verfahren gemulcht wurde. Hier sammelte der Fahrer seine ersten praktischen Erfahrungen.


Navigation 52<br />

Abb. 26: Bewegungen der Maschine im Bestand A dargestellt im 5 m-Band.<br />

Beim ersten realen Einsatz des Systems im Bestand bot das Programm gute Orientierung,<br />

vor allem durch das Nachführen des Bildschirmes, der sich an die aktuelle Fahrbewegung<br />

und den Lenkeinschlag anpasste. Die Aufzeichnung der gefahrenen Positionen lag in der<br />

Regel in einem Genauigkeitsbereich von +/- 2,5 m (Abb. 26). Die Orientierung an Linien,<br />

die über die eingegebene Marschzahl generiert wurden, funktionierte gut. Beim Einsatz<br />

wurde <strong>als</strong> Soll-Linie stets die Ideal-Linie verwendet, nicht die Pufferlinie.<br />

Beim Umfahren von Störungen kam die Erfahrung des Fahrers <strong>zum</strong> Tragen. Obwohl das<br />

Fahrzeug sich vor Störungen oft gut auf der Soll-Linie befand, musste an diesen Stellen<br />

ausgewichen werden. In solchen Fällen muss der Fahrer sowohl das Gelände <strong>als</strong> auch den<br />

Bildschirm intensiv beobachten, um nach dem Passieren des Hindernisses möglichst bald<br />

auf die Ideal-Linie zurückzukehren.<br />

Die Bedienung des Programms durch den Fahrer war zufriedenstellend. Die Unterstützung<br />

bei Problemen durch den Versuchsleiter konzentrierte sich vor allem auf softwarebedingte<br />

Schwierigkeiten, die inzwischen beseitigt sind. Da das Programm permanent alle Bewegungen<br />

anzeigt, unabhängig davon, ob es sich im Aufnahmemodus befindet oder nicht,<br />

kann man auch navigieren, ohne dass Positionsdaten aufgezeichnet werden. Durch einen<br />

Bedienfehler ist auf diese Weise die Gasse A8 nur zur Hälfte aufgezeichnet worden. 115<br />

2.4.2 Untersuchung der Genauigkeit<br />

Ein wesentliches Kriterium für die Praxistauglichkeit des D<strong>GPS</strong>-Verfahrens ist die Parallelität<br />

oder die Abstandstreue der Gassen im Gelände. Die absolute Parallelität ist <strong>zum</strong>indest<br />

theoretisch erreichbar, da mit WaldNAV auf dem Bildschirm schnurgerade Ideal-Linien er-<br />

115 Es war dem ein Software-Problem vorausgegangen, das behoben wurde. Bei der Weiterfahrt wurde vergessen,<br />

in den Aufnahmemodus zu schalten.


Navigation 53<br />

zeugt werden. Im Gelände treten aber Schwierigkeiten auf, die die Parallelität und die Abstandstreue<br />

der Linien vermindern, wenn z.B. die Anfangspunkte werden nicht präzise<br />

aufgefunden werden oder wenn Störungen auftreten, die umfahren werden müssen.<br />

2.4.2.1 Auffinden der Anfangspunkte<br />

Die Gassen sollten im Versuch einen konstanten Abstand von 20 m aufweisen. Bei der<br />

D<strong>GPS</strong>-Navigation werden die Anfangspunkte der Gassen mit dem Programm WaldNAV<br />

aufgesucht. Auf der Pufferlinie wird der nächstgelegene Startpunkt aufgezeigt und vom<br />

Fahrer aufgesucht, um an dieser Stelle die neue Gasse zu mulchen. Die Ergebnisse, wie<br />

genau auf diese Weise die 20 m-Distanz zwischen den Gassen eingehalten werden konnte,<br />

ist in Tab. 10 zusammengestellt. Die Gassenanfänge wurden mit Abweichungen von +2,6<br />

m/-0,7 m aufgefunden. Im <strong>Mittel</strong> beträgt der Gassenabstand 20,7 m (14 untersuchte Gassen<br />

in zwei Beständen). Zehn Abstände von Gassenanfängen waren größer <strong>als</strong> 20 m, nur<br />

vier kleiner <strong>als</strong> 20 m.<br />

Tab. 10: Der mit D<strong>GPS</strong> ermittelte Gassenabstand in Metern.<br />

N <strong>Mittel</strong> Max Min s 116<br />

14 20,7 m 22,6 m 19,3 m 0,9 m<br />

Bei der Fluchtstab-Orientierung wurden drei Gassenabstände à 20 m mit Bandmaß ausgemessen.<br />

Die tatsächlichen Abstände der Gassenanfänge im Gelände betrugen zwischen<br />

19,3 m und 21,8 m. Diese Ungenauigkeit kommt durch das Einjustieren der Mulchmaschine<br />

am Gassenanfang. Die mit D<strong>GPS</strong> ermittelten Gassenabstände liegen <strong>als</strong>o im Rahmen<br />

dessen, was mit üblicher Ausmessung an Genauigkeit erreichbar ist.<br />

Diese realen Gassenanfänge wurden <strong>als</strong> Ausgangspunkte für die Berechnung der Ideal-<br />

Linien verwendet, an denen die Geradlinigkeit der Gassen gemessen wurde.<br />

2.4.2.2 Geländestörungen<br />

Es traten verschiedene Hindernisse im Gelände auf, die umfahren werden mussten. Dabei<br />

handelte es sich <strong>zum</strong> größten Teil um starke Birken, die nicht mehr gemulcht werden<br />

konnten. Die zweithäufigste Ursache für Störungen waren Gräben. Entweder wurde parallel<br />

zu ihnen gefahren, die Gasse wurde <strong>als</strong>o seitlich versetzt zur Ideal-Linie gemulcht, oder<br />

sie mussten passiert werden, was aus Sicherheitsgründen mit dem schm<strong>als</strong>purigen Fahrzeug<br />

nur senkrecht <strong>zum</strong> Graben möglich war. Daneben tauchten noch Hindernisse wie<br />

nicht verrottete Wurzelstöcke und Felsbrocken auf. War eine Störung umfahren, musste<br />

wieder auf die Soll-Linie zurückgekehrt werden. Dies erfordert einen relativ starken Lenkeinschlag.<br />

Bei Erreichen der Soll-Linie musste wieder gegengesteuert werden. Wegen der<br />

erheblichen Länge des Fahrzeuges wurde eine gewisse Strecke benötigt, um den Ausgleich<br />

zu schaffen. In den Beständen A und B waren insgesamt 33 solche Störungen des Geländes<br />

vorhanden. Die Umfahrung dieser Störungen verbrauchte 463 lfm (<br />

116 s = Standardabweichung, auch mittlere quadratische Abweichung genannt. Sie ist ein gutes Maß für die<br />

Streuung der Werte. Große Abweichungen fallen bei der Standardabweichung stark ins Gewicht, kleine<br />

schwach.


Navigation 54<br />

Tab. 6, S.44).<br />

In Bestand C waren keine Geländestörungen vorhanden. Stöcke und starke Birken wurden<br />

überfahren/gemulcht.<br />

2.4.2.3 Einhaltung der Soll-Linie in den Beständen<br />

Bestand C<br />

In diesem Bestand wurde mit dem Verfahren der Fluchtstab-Orientierung gearbeitet. Es<br />

wurden vier Gassen gemulcht. Auf allen Gassen musste zurückgesetzt werden, da sich östlich<br />

des Bestandes eine öffentliche Straße befand. Die Arbeitsrichtung verlief <strong>als</strong>o immer<br />

von West nach Ost. Die Gassenanfänge wurden mit Bandmaß eingemessen. Die gemulchten<br />

Linien sind annähernd parallel. Die Abweichungen von der Ideal-Linie, die im<br />

Gassenanfang ihren Ursprung hat, betragen am Gassenende zwischen 0,8 m (Gasse C1)<br />

und 4,3 m (Gasse C2).<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

FoA Morbach<br />

Revier Hundheim<br />

Bestand 3b<br />

Ideallinie<br />

Gasse (2m)<br />

Abb. 27: Zugangslinien<br />

im Bestand C, angelegt<br />

mit der Fluchtstab-<br />

Orientierung.<br />

Geländestörungen traten in diesem Bestand nicht auf. Überstarke Birken wurden durch<br />

mehrfaches Vor- und Zurücksetzen gemulcht, um die Visurlinie freizuhalten. Zu beobachten<br />

war außerdem, dass die Neigung des Fahrers, Stöcke zu überfahren, hier höher war <strong>als</strong><br />

in den mit der D<strong>GPS</strong>-Methode bearbeiteten Beständen A und B. Auch dafür ist die Ursache<br />

in der Rückwärts-Orientierung zu suchen.<br />

Kennzeichnend für das Verfahren ist ebenfalls, dass die Ideal-Linie auf weite Strecken sehr<br />

gut eingehalten werden kann, dass aber Abweichungen nicht mehr korrigiert werden können.<br />

D.h., befindet sich das Mulchfahrzeug einmal auf einer Spur mit einer bestimmten<br />

Winkelabweichung, wird diese auch ganz streng eingehalten: Mit zunehmender Entfernung<br />

vom Startpunkt vergrößert sich deshalb die (absolute) Abweichung von der Ideal-<br />

Linie. Bei Gasse 2 und 3 ist dieser Trend gut zu erkennen. Dies ist auch der Grund, warum<br />

das Ausrichten der Maschine am Gassenanfang bei der Fluchtstab-Orientierung länger<br />

dauert <strong>als</strong> bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation (enthalten in Teilarbeit Gassenwechsel).<br />

N<br />

0 8 16 24 Meter


Navigation 55<br />

Bestand A<br />

Der Bestand A war der erste Bestand, in dem die D<strong>GPS</strong>-Navigation <strong>zum</strong> Einsatz kam. Er<br />

war <strong>als</strong> Einarbeitungsfeld für den Fahrer in das System gedacht. Deshalb wurde hier auch<br />

auf Zeitstudien verzichtet. Bis auf die Gasse A3 wurden alle Gassen mit dem Ag<strong>GPS</strong> von<br />

Trimble und dem Satellitenkorrektursignal VBS angelegt. Empfangsprobleme für dieses<br />

Korrektursignal gab es während der ganzen Aufnahme nicht.<br />

1<br />

N<br />

0 10 20 30 Meter<br />

2<br />

FoA Morbach<br />

Revier Hundheim<br />

Bestand 123a<br />

3<br />

Idealline<br />

Störung<br />

Gasse (2m)<br />

Bestandesgrenze<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Abb. 28: Zugangslinien im Bestand A, angelegt mit der D<strong>GPS</strong>-Navigation.<br />

7<br />

An Störungen traten im Bestand Gräben, überstarke Birken und Stöcke auf. Im südlichen<br />

Teil war der Bestand nur schwach bestockt, deshalb wurde dort nicht gemulcht, die vorhandene<br />

Bestockung geschont, im Einzelfall sogar ausgewichen (Gassenende A6, A10).<br />

Alle Gassen wurden <strong>als</strong> Stichgassen angelegt, auf denen rückwärts umgesetzt wurde (öffentliche<br />

Straße südlich des Bestandes). Die Gassenanfänge wurden mit dem Programm<br />

WaldNAV aufgefunden.<br />

In Abb. 28 ist die Lage der Gassen zueinander und zur Ideal-Linie dargestellt. Markiert sind<br />

die Gassenbereiche, an denen einer Geländestörung ausgewichen wurde. Zu erkennen ist,<br />

dass die Maschine nach Umfahren des Hindernisses wieder auf die Ideal-Linie zurückgekehrt<br />

ist. Visuell erscheinen die Linien grob parallel, vor allem wenn man die Störungen<br />

außer acht lässt. Alle Gassen (außer A2) liegen etwas östlich der Ideal-Linie.<br />

8<br />

9<br />

10


Navigation 56<br />

Bestand B<br />

Hier wurde auf sieben Gassen von West nach Ost gemulcht. Auf den Gassen B2 und B8<br />

wurde in die Gegenrichtung gearbeitet (Abb. 29). Alle Gassenanfänge wurden mit der<br />

Pufferfunktion von WaldNAV ermittelt. Im Bestand B waren deutlich mehr Störungen <strong>als</strong><br />

im Bestand A vorhanden. Es kamen Gräben vor, die senkrecht überfahren werden mussten,<br />

sowie überstarke Fichten und Birken. Im Nordteil des Bestandes waren besonders viele<br />

große Fichten vorhanden, die <strong>zum</strong> Teil das Korrektursignal abschatteten. Südlich der Gasse<br />

B1 befand sich ein Alt-Fichtenbestand, der auf Teilstrecken den Empfang des VBS-Sign<strong>als</strong><br />

verhinderte. Korrigiert wurde im ganzen Bestand mit dem Korrektursignal vom geostationären<br />

Satelliten (VBS). 117<br />

FoA Morbach<br />

Revier Hundheim<br />

Bestand 29b<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Ideallinie<br />

Störung<br />

Gasse (2m)<br />

Wendefahrt<br />

Abb. 29: Zugangslinien im Bestand B, angelegt mit der D<strong>GPS</strong>-Navigation.<br />

Zu B1: das Abknicken am Gassenende wurde durch das Umfahren einer starken Birke verursacht.<br />

Zu B2: diese Gasse wurde von Ost nach West gemulcht. Der Startpunkt lag auf einer in<br />

NO-Richtung verlaufenden Rückegasse. Zunächst wurde senkrecht zur Rückegasse in den<br />

Bestand gefahren, die Richtung aber nach etwa 10 m korrigiert. Danach wurde parallel zur<br />

Ideal-Linie gefahren, um zu viele Kurven zu vermeiden.<br />

117 Virtual Base Station. Die von der Basissation über geostationären Satelliten ausgestrahlten Korrekturdaten<br />

werden in Abhängigkeit von der aktuellen Position des Empfängers gewichtet.<br />

N<br />

0 102030 Meter


Navigation 57<br />

Zu B6: wegen eines unüberwindlichen Grabens ist diese Gasse kürzer.<br />

Zu B8: Diese Gasse wurde von Ost nach West gefahren. Südlich des Westendes der Gasse 8<br />

befindet sich ein Graben, der nicht zu überwinden war. So orientierte sich der Fahrer stärker<br />

nach Norden.<br />

Zu B9: Wegen der hohen Fichten, die eingesprengt waren, war zeitweise das Signal unterbrochen.<br />

Hier orientierte sich der Fahrer weitgehend mit Rückblick an der bereits gefahrenen<br />

Gasse.<br />

2.4.2.4 Einhaltung der Idealrichtung<br />

2.4.2.4.1 Winkelabweichung<br />

Im Gegensatz zur Ideal-Linie, die ihren Ursprung im Gassenanfang hat, hat die Idealrichtung<br />

keinen Ursprung. Während des Versuchs wurde diese Richtung mit dem Kompass<br />

erhoben und in WaldNAV (Taste F6 „Nach Kompasskurs ...“) eingegeben. Es handelt sich<br />

dabei um Teilstrecken der gemulchten Gasse, die dieselbe Richtung haben wie die Ideal-<br />

Linie. Diese Teilstrecken liegen entweder auf der Ideal-Linie oder parallel dazu. In der Regel<br />

sind es nur wenige Teilstrecken, die exakt die gleiche Richtung haben. Die meisten streuen<br />

um diesen Idealwert mehr oder weniger stark. Mit dem Ledha-Geo sind sowohl die Distanz<br />

<strong>als</strong> auch die Richtung dieser Teilstrecken erfasst worden (Kap. 2.3.2.2.2, S.43). Um die Genauigkeit<br />

der eingehaltenen Idealrichtung zu visualisieren, wurden die Teilstrecken aller<br />

Gassen eines Bestandes über den entsprechenden Winkeln aufgetragen (Abb. 30, Abb. 31,<br />

Abb. 32). Die schwarze Linie in der Mitte stellt nicht die Ideal-Linie dar, sondern die Idealrichtung.<br />

Aufgetragen ist jeweils der in Fahrtrichtung liegende Halbkreis (200 Gon breit).<br />

Zu sehen ist, wie die gefahrenen Teilstrecken vom vorgegebenen Kompasskurs (Idealrichtung)<br />

abweichen. Dabei stellen die Rauten die gestörten, die Dreiecke die ungestörten<br />

Strecken dar. Zu erkennen ist ferner, dass es sich bei den Störungen um kurze Stecken mit<br />

einer weiten Streuung um die Idealrichtung handelt.<br />

Die ungestörten Strecken streuen geringer um die Idealrichtung und nähern sich ihr umso<br />

stärker an, je länger sie sind.In den Beständen A und B ist die Streuung der Richtungen der<br />

ungestörten Teilstrecken um die Idealrichtung geringer <strong>als</strong> die der Störungen. Die Streuung<br />

der Winkel der ungestörten Teilstrecken ist aber deutlich größer <strong>als</strong> im Bestand C. Dort<br />

gibt es keine Störungen, die Punkte schmiegen sich relativ eng an die Idealrichtung an.


Navigation 58<br />

Meter<br />

Meter<br />

Meter<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100<br />

GON<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100<br />

GON<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100<br />

GON<br />

Abb. 30: Bestand A<br />

(D<strong>GPS</strong>), Abweichung von<br />

der Idealrichtung auf den<br />

Teilstrecken aller Gassen<br />

(Dreiecke=ungestört,<br />

Rauten=gestört).<br />

Abb. 31: Bestand B<br />

(D<strong>GPS</strong>), Einhaltung der<br />

Idealrichtung auf den<br />

Teilstrecken aller Gassen.<br />

Abb. 32: Bestand C<br />

(Fluchtstab), Einhaltung<br />

der Idealrichtung auf den<br />

Teilstrecken aller Gassen.


Navigation 59<br />

Es besteht ein Zusammenhang zwischen Länge der Teilstrecke und Abweichung des Winkels<br />

von der Idealrichtung. Mit zunehmender Länge der Teilstrecke nimmt der Winkelfehler<br />

ab. In Abb. 33 ist dieser Zusammenhang graphisch dargestellt. Im Bestand C ist dieser<br />

Trend hoch signifikant (�=0,01).<br />

40<br />

Meter<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

y = -3.0442x + 32.393<br />

R 2 = 0.4278<br />

y = -0.7973x + 21.105<br />

R 2 = 0.1109<br />

y = -0.0661x + 11.326<br />

R 2 = 0.0121<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

Gon Abweichung<br />

Abb. 33: Zusammenhang zwischen Länge der ungestörten Teilstrecken und dem Winkelfehler<br />

in den Beständen A,B,C.<br />

Um zu beurteilen, wie gut mit D<strong>GPS</strong> eine Richtung über eine längere Strecke eingehalten<br />

werden kann, wurden alle polaren Koordinaten der Bestände B und C zusammengefasst<br />

und daraus zwei Teilmengen gebildet. Dazu wurden alle ungestörten Teilstrecken eines<br />

Bestandes betrachtet und entsprechend der Lage des Medians der Länge in eine Hälfte mit<br />

kürzeren Teilstrecken und eine Hälfte mit längeren Teilstrecken aufgeteilt (Hälfte kurz bzw.<br />

Hälfte lang).<br />

Während die Winkel der Hälfte kurz sehr stark um die Idealrichtung streuen, verringert sich<br />

die Streuung der Winkel in der Hälfte lang (Tab. 11). Erkennbar ist, dass die Variationsbreite<br />

zwischen Minimum und Maximum bei den langen Strecken etwa um ein Drittel geringer<br />

ist. Erwartungsgemäß gibt es im Bestand C keinen Unterschied zwischen langen und kurzen<br />

Strecken.<br />

Das bedeutet, dass die Idealrichtung über längere Strecken mit D<strong>GPS</strong> gut gehalten werden<br />

kann (lange Teilstrecken mit geringer Schwankung um die Idealrichtung). Abweichungen<br />

sind möglich, werden aber relativ schnell korrigiert (kurze Teilstrecken mit hoher Schwankung<br />

um die Idealrichtung).<br />

A<br />

B<br />

C<br />

Linear (A)<br />

Linear (B)<br />

Linear (C)


Navigation 60<br />

A<br />

B<br />

C<br />

2.4.2.4.2 Streckenabweichung<br />

Tab. 11: Streuung der Winkel<br />

bei kurzen Strecken (Median) in den drei Versuchsbeständen.<br />

Die Bewegungsrichtung bei der Fluchtstab-Orientierung ist aus Gründen der Visur starr<br />

vorgegeben und streng einzuhalten. Deshalb war anzunehmen, dass bei diesem Verfahren<br />

die Abweichungen der angelegten Gasse von der Linie der Idealrichtung mit zunehmender<br />

Entfernung vom Ausgangspunkt wächst. Bei der sich dynamisch an der Idealrichtung orientierenden<br />

D<strong>GPS</strong>-Navigation war ein solcher Zusammenhang nicht zu erwarten.<br />

Dieser Zusammenhang bei der Fluchtstab-Orientierung bzw. Nicht-Zusammenhang bei der<br />

D<strong>GPS</strong>-Navigation ist zwar visuell in den Abb. 27 bis Abb. 29 zu erkennen, soll aber statistisch<br />

abgesichert werden.<br />

Zur statistischen Bestätigung wurde die senkrechte Lageabweichung der Brechpunkte der<br />

angelegten Gasse zur Idealrichtung (Strecke P gP f ) und gleichzeitig die Entfernung des sich<br />

daraus ergebenden Fußpunktes P f <strong>zum</strong> Gassenursprung berechnet (Strecke P aP f, vgl. Abb.<br />

34).<br />

Gassenanfang Pa<br />

Gassenbruchpunkt Pg<br />

Fusspunkt Pf<br />

Gassenverlauf<br />

Geländestörung<br />

Idealrichtung<br />

Pa<br />

alle<br />

Strekken<br />

Pg<br />

Pf<br />

Winkelabweichung (Gon)<br />

90°<br />

kurze<br />

Strekken<br />

(1)<br />

lange<br />

Strekken<br />

(2)<br />

Verhältnis<br />

(2) / (1)<br />

Variationsbreite 24 24 15,8 66%<br />

Standardabw. 5,5 6,7 3,9 58%<br />

Variationsbreite 64,1 64,1 35,6 56%<br />

Standardabw. 9,7 11,4 7,5 67%<br />

Variationsbreite 7,4 6 6 100%<br />

Standardabw. 2 1,8 1,6 89%<br />

Abb. 34: Schematische Darstellung von<br />

Gassenverlauf und Idealrichtung.


Navigation 61<br />

Anschließend wurde mit der Korrelationsanalyse (Kendall, tau) geprüft, ob ein Zusammenhang<br />

zwischen der Größe der Strecken P aP f und P gP f besteht und wie stark er ist. In Tab. 12<br />

sind die Ergebnisse zusammengestellt.<br />

Tab. 12: Zusammenhang zwischen Abweichung und Entfernung.<br />

Bestand A<br />

(D<strong>GPS</strong>)<br />

Bestand B<br />

(D<strong>GPS</strong>)<br />

Bestand C<br />

(Fluchtstab)<br />

Beobachtungen [=Brechpunkte] 90 160 19<br />

Gassenlänge je Brechpunkt [m] 12.9 8.3 21.2<br />

<strong>Mittel</strong>wert Lageabweichung von PgPf [m] 2.64 3.42 1.27<br />

Standardabweichung [s] 2.12 2.58 1.30<br />

Überschreitungen der Ideal-Linie 3 14 0<br />

Bestimmtheitsmaß [r²] 0.18 0.16 0.52<br />

Dazu wurden in den mit der D<strong>GPS</strong>-Navigation gemulchten Beständen 90 bzw. 160 Brechpunkte<br />

aufgenommen. 118 Im Bestand C (Fluchtstab-Orientierung) wurden 19 Brechpunkte<br />

aufgenommen. Das entspricht in den Beständen A und B ca. 13 bzw. 8 Laufmeter je<br />

Brechpunkt und 21 Laufmeter je Brechpunkt im Bestand C. Der Gassenverlauf ist <strong>als</strong>o beim<br />

D<strong>GPS</strong>-Verfahren unruhiger (dynamischer), da ein Brechpunkt weniger Strecke abbildet. Die<br />

mittlere Abweichung dieser Brechpunkte ist bei A und B größer <strong>als</strong> bei C, ebenso die<br />

Streuung dieser Abweichung. Dies ist verursacht durch die Umfahrung der Geländestörungen<br />

in A und B, die in C unterblieb. Da die Fluchtstab-Orientierung streng auf den Startpunkt<br />

fixiert ist, kommt es auch zu keiner Überschreitung der Ideal-Linie bei diesem starren<br />

Verfahren. Bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation ist ein Pendeln um die Ideal-Linie die Regel, weshalb es<br />

in beiden Beständen zu mehreren Überfahrungen der Ideal-Linien kam. In allen drei Beständen<br />

war der Zusammenhang zwischen der Abweichung P gP f und der Strecke P aP f hoch<br />

signifikant (�=0,01). Allerdings ist die Beziehung bei der Fluchtstab-Orientierung wesentlich<br />

enger, was in einem höheren Bestimmtheitsmaß <strong>zum</strong> Ausdruck kommt (r 2 =0,52). D.h.<br />

bei der Fluchtstab-Orientierung kann mehr <strong>als</strong> die Hälfte der Variabilität durch eine Regressionsgleichung<br />

erklärt werden, bei den mit der D<strong>GPS</strong>-Navigation gemulchten Beständen<br />

weniger <strong>als</strong> 20 %. 119<br />

In Abb. 35 wurden die Werte der drei Bestände in ihrer Streuung um die jeweilige Regressionsgerade<br />

aufgetragen. Es ist zu erkennen, dass die Streuung der Werte aus Bestand C<br />

deutlich geringer ist und deshalb die Regressionsgerade von Bestand C deutlich schärfer<br />

bestimmt werden kann.<br />

118 Das sind Punkte, an denen sich die Arbeitsrichtung änderte.<br />

119 LOZÁN (1992), S. 197


Navigation 62<br />

Bruchpunkte<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

0 50 100 150 -s(C)<br />

200<br />

Bestand A Bestand B Bestand C<br />

Abb. 35: Streuung der Brechpunkte um die Regressionsgerade. Aufgetragen ist auch die<br />

Standardabweichung der Abweichung im Bestand C.<br />

2.4.3 Ökonomische Kenndaten der beiden Verfahren<br />

y = 0.0246x - 0.0486<br />

y = 0.025x + 1.1839<br />

y = 0.0205x + 1.8868<br />

Entfernung vom Startpunkt [m]<br />

Hinsichtlich ihrer Leistung sind die beiden Arbeitsverfahren etwa gleich zu beurteilen. 120<br />

Neben den ergonomischen Aspekten besteht ein Unterschied in der Kostenstruktur. Die<br />

Grundkosten je MAS betragen 100 Euro für Fahrer und Maschine und sollen hier nicht diskutiert<br />

werden, da sie bei beiden Verfahren gleich sind. Bei der Fluchtstab-Methode ist eine<br />

zweite Person notwendig, die die Systemkosten mit zusätzlich 25 € /MAS belastet. Bei der<br />

D<strong>GPS</strong>-Methode kommen dagegen die Kosten für Hard- und Software sowie für den D<strong>GPS</strong>-<br />

Empfänger hinzu. Um die Kosten beider Verfahren miteinander vergleichen zu können,<br />

müssen diese ökonomischen Daten in einer Kostenvergleichsrechnung zusammengestellt<br />

werden. In Tab. 13 ist eine solche Kalkulation eingefügt.<br />

Die notwendige technologische Konfiguration besteht aus einem rüttelfesten Rechner, der<br />

mit ca. 6.750 Euro die Hauptkosten verursacht, sowie einem brauchbaren <strong>GPS</strong>-Empfänger<br />

mit Korrekturmöglichkeit über Langwelle und UKW, der mit 3.500 Euro zu veranschlagen<br />

ist. Die Softwarekosten sind mit 1.000 Euro kalkuliert. 121 Somit wäre das System mit<br />

11.250 Euro real bewertet.<br />

Es wird davon ausgegangen, dass das System zu einem Zinssatz von 7 % fremdfinanziert<br />

wird. Bei einem Veraltungszeitraum von 4 Jahren fallen so Zinskosten von 3.150 Euro an.<br />

Wartungskosten i.e.S. entstehen nicht, jedoch ist mit einem gewissen Reparaturrisiko zu<br />

rechnen. Es wurde mit 25% der Anschaffungskosten kalkuliert. 122 Ein Restwert der Investition<br />

wurde nicht angesetzt, da mit erheblicher Materialbeanspruchung zu rechnen ist. Bei<br />

einer jährlichen Auslastung von 400 MAS entstehen so jährliche Kosten bei der D<strong>GPS</strong>-<br />

Navigation in Höhe von 4.303 Euro. Auf die MAS bezogen entspricht das einem Betrag<br />

von 10,8 Euro. Die jährlichen Kosten der Fluchtstab-Orientierung betragen 10.000 Euro.<br />

120 vgl. Kap. 2.4.1.2, S. 48<br />

121 Schulungskosten wurden nicht einberechnet. Das Programm WaldNAV ist selbsterklärend.<br />

122 Es wurde sehr vorsichtig in Anhalt an eine Maschinenkostenkalkulation gerechnet.<br />

+s(C)


Navigation 63<br />

Tab. 13: Zusatzkosten der beiden Verfahren im Vergleich.<br />

Kostenvergleichsrechnung der beiden Verfahren<br />

Investitionen für die D<strong>GPS</strong>-Navigation<br />

Rüttelfester Bordrechner mit TFT-Bildschirm und Windows NT 6.750 €<br />

<strong>GPS</strong>-Empfänger incl. Lizenzgebühren für LW und UKW 3.500 €<br />

Navigationssoftware 1.000 €<br />

Summe Anschaffungen 11.250 €<br />

Zinsfuß 7%<br />

Zinsen (für 4 Jahre) 3.150 €<br />

Summe Investitionskosten 14.400 €<br />

Veraltungszeitraum 4<br />

Nutzungsdauer, total (MAS) 1600<br />

Jährliche Auslastung 400<br />

Auslastungsschwelle (=Nutzungsdauer / jährl. Auslastung) 400<br />

Variable Kosten für Wartung (anteilig von Anschaffungskosten 11.250 €) 25%<br />

für Gesamtzeitraum<br />

Investitionen für die Fluchtstab-Orientierung<br />

Keine<br />

aber zusätzliche Personalkosten von € 25.-MAS<br />

Herleitung der Kosten<br />

€/Jahr €/MAS<br />

Kosten D<strong>GPS</strong>-N. (incl. Zins und Wartung) 4.303 10,8<br />

Kosten Fluchtstab-O. (ohne Zinsen) 20000 25,0<br />

Wirtschaftlichkeit der D<strong>GPS</strong>-Navigation im Vergleich zu Fluchtstab-Orientierung<br />

Notwendige Mindestauslastung in MAS / Jahr 172<br />

notwendige Gesamtauslastung (MAS) für 4 Jahre 688<br />

Rückfluss der Investitionskosten im 1. Jahr (bei 400 MAS / Jahr) 58 %<br />

Amortisationszeitraum in Jahren (bei 400 MAS/Jahr) 1,7<br />

Wirtschaftlicher Vorteil der D<strong>GPS</strong>-N. gegenüber der<br />

Fluchstab-O. nach 4 Jahren<br />

22.788 €


Navigation 64<br />

Damit das Arbeiten mit D<strong>GPS</strong> günstiger ist <strong>als</strong> mit Fluchtstäben, müssen mindestens 172<br />

MAS im Jahr gefahren werden (Abb. 36). Bei einer Leistung von 0,9 ha / MAS, wie sie festgestellt<br />

wurde, entspricht dies einer notwendigen Jahresleistung von 155 ha. Anders gerechnet:<br />

nach 689 MAS ist die Schwelle erreicht, ab der die Kosten für die D<strong>GPS</strong>-<br />

Navigation unter die Kosten des Fluchtstab-Verfahrens sinken. Dies entspricht bei 400 MAS<br />

Jahresleistung (360 ha) etwa einem Zeitraum von 1,7 Jahren. Im ersten Jahr amortisieren<br />

sich die Investitionskosten bereits zu 58 %. Für die restliche Zeitdauer von 2,3 Jahren ist<br />

mit einem wirtschaftlichen Vorteil des D<strong>GPS</strong>-Verfahrens gegenüber der Fluchtstab-<br />

Methode von insgesamt 22.788 Euro zu rechnen.<br />

Zusatzkosten in € / MAS<br />

50<br />

25<br />

0<br />

0 100 200 300 400 500 600 700 800 900<br />

Abb. 36: Die Zusatzkosten der beiden Verfahren in Abhängigkeit von der Jahresleistung.<br />

Die Zusatzkosten in Euro / MAS für das D<strong>GPS</strong>-Verfahren sind abhängig von der Jahresleistung<br />

der Mulchmaschine. Steigt die Jahresleistung, sinken die zusätzlichen Kosten je<br />

MAS beim D<strong>GPS</strong>-Verfahren (Abb. 36). Nicht gerechnet sind in der Kalkulation Vorteile, die<br />

durch die vereinfachte Logistik entstehen, da nur ein Mann eingesetzt ist.<br />

Eine andere Art, um zu prüfen ob die Investition in die D<strong>GPS</strong>-Navigation vorteilhaft ist, ist<br />

die Kapitalwertmethode. Dabei werden alle Einnahmen und Ausgaben auf den Anfangszeitpunkt<br />

der Investition abgezinst. 123<br />

Um zwei alternative Investitionen miteinander zu vergleichen, werden von beiden die Kapitalwerte berechnet. Diejenige<br />

Investition, die den höheren Kapitalwert aufweist, ist die wirtschaftlichere. Im Folgenden wurden diese beiden Rechnungen<br />

für die D<strong>GPS</strong>-Navigation und die Fluchtstab-Orientierung in eine Rechnung zusammengezogen. Bei dieser Berechnung<br />

ist die D<strong>GPS</strong>-Navigation dann wirtschaftlicher, wenn der Kapitalwert > 0 ist.<br />

Im Vergleich der beiden Verfahren können die Kosten des einen Verfahrens <strong>als</strong> die Einnahmen<br />

des anderen Verfahrens aufgefasst werden. Die Einsparungen der Personalkosten<br />

von 25 Euro sind dann die periodisch gleichbleibenden Einnahmen der D<strong>GPS</strong>-Navigation.<br />

Die variablen Kosten, die bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation anfallen, sind die kalkulatorischen Einnahmen<br />

der Fluchtstab-Orientierung. Der Differenzbetrag ist zu diskontieren, und die<br />

Investitionszahlung für das D<strong>GPS</strong>-System abzuziehen.<br />

123 KOBELT und SCHULTE (1999), S.64<br />

D<strong>GPS</strong>-Navigation<br />

Fluchtstab-Orientierung


Navigation 65<br />

Formel 3: Kapitalwertmethode 124<br />

n<br />

( 1�<br />

i)<br />

�1<br />

K � ( Z D<strong>GPS</strong> � Z Flucht ) � � A n<br />

i �(<br />

1�<br />

i)<br />

K = Kapitalwert<br />

ZD<strong>GPS</strong> = kalkulatorisch periodische Einnahmen D<strong>GPS</strong>-Nav.<br />

ZFlucht = kalkulatorisch periodische Einnahmen Fluchst.-O.<br />

i = Zinsfuß<br />

n = Investitionsdauer<br />

AD<strong>GPS</strong> = Anschaffungskosten D<strong>GPS</strong>-Nav.<br />

Rechnet man mit den bereits oben in der Kostenvergleichsrechnung verwendeten Parametern,<br />

so ergibt sich ein Kapitalwert von 20.240 Euro. Da der Betrag positiv ist, ist die Investition<br />

in das D<strong>GPS</strong>-Verfahren um diesen Betrag vorteilhafter <strong>als</strong> in das Fluchtstab-<br />

Verfahren.<br />

Neben der Kapitalwertmethode kann auch die Methode des internen Zinsfußes zur Beurteilung<br />

der Vorteilhaftigkeit einer Investition verwendet werden. 125 Er stellt die Verzinsung<br />

des eingesetzten Kapit<strong>als</strong> dar und entspricht demnach der Rendite einer Investition. 126 Mit<br />

den bereits verwendeten Größen beträgt die interne Verzinsung der D<strong>GPS</strong>-Navigation<br />

75,8% (Abb. 37). Der Grund für diese hohe interne Verzinsung ist in erster Linie in den<br />

eingesparten Personalkosten zu finden.<br />

Kapitalwert in €<br />

30.000<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

0<br />

-5.000<br />

Kapitalwert<br />

bei Zinsfuß 7%<br />

Abb. 37: Zusammenhang zwischen Kapitalwert und Verzinsung.<br />

124 in Anhalt an KOBELT und SCHULTE (1999), S.64. Da eine vollständige Abschreibung erfolgt, kann der Liquidationserlös<br />

außer Betracht bleiben. Die periodische Einnahmen der D<strong>GPS</strong>-Nav. entsprechen den periodischen<br />

Ausgaben der Fluchst.-Orientierung und umgekehrt (Einnahmen F.-O. = Ausgaben D<strong>GPS</strong>-N.).<br />

125 z.B. PFLAUMER (1992), S. 27 f<br />

126<br />

KOBELT und SCHULTE (1999), S.79<br />

D<strong>GPS</strong><br />

Verlauf d.<br />

Kapitalwertes<br />

bei 4 Jahren Veraltungszeitraum<br />

Interner Zins<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Verzinsung


Navigation 66<br />

2.5 Bewertung<br />

Die beiden untersuchten Verfahren unterscheiden sich erheblich. Für eine abschließende<br />

Bewertung werden zunächst die Charakteristika herausgestellt. Gleiche Ziffern entsprechen<br />

sich.<br />

2.5.1 Charakteristika des Fluchtstab-Verfahrens<br />

Folgende Sachverhalte kennzeichnen das Verfahren:<br />

1. Die ergonomischen Belastungen für den Fahrer durch Kopfwendungen während des<br />

Mulchbetriebs sind hoch.<br />

2. Eine Zweitperson muss im Gefahrenbereich arbeiten und ist einem hohen Verletzungsrisiko<br />

ausgesetzt.<br />

3. Die gefahrenen Linien sind sehr gerade und in hohem Maße abstandstreu. Auch Abstände<br />

vom 10 m sind möglich (bisherige Praxis des Maschinenbetriebs, nicht untersucht).<br />

Winkelabweichungen von der Ideal-Linie können jedoch nicht mehr korrigiert<br />

werden. Die absolute Abweichung von der Ideal-Linie in Metern nimmt mit zunehmender<br />

Linienlänge zu.<br />

4. Störungen werden nur umfahren, wenn es gar nicht anders geht. Auch überstarke<br />

Bäume werden gemulcht (mit größerem Aufwand). Dies führt auch zu höherer mechanischer<br />

Belastung des Mulchgerätes und der Maschine.<br />

5. Im Sommer ergibt sich im Laubholz die zusätzliche Schwierigkeit, die Fluchtstäbe zu<br />

sehen. Der Fahrer blickt aus einer Höhe von 2,4 m schräg nach hinten herab auf die<br />

Gasse. Dabei hängen seitlich die Kronen der Stämme in die Gasse, die nun ihren kollektiven<br />

Halt verloren haben und die Sicht erheblich erschweren.<br />

6. Die zusätzlichen Personalkosten von 25 Euro belasten das System und vermindern die<br />

Wirtschaftlichkeit stark.<br />

7. Der technische Aufwand für die Orientierung ist gering. Die Methode ist stabil gegen<br />

Umwelteinflüsse.<br />

8. Da ein Zweitperson eingesetzt wird, sind Abstimmungen hinsichtlich Arbeitszeit, Treffpunkt,<br />

Umsetzen notwendig (Organisation).<br />

9. Die Abrechnung erfolgt nach Stundensätzen, da eine Geländeerhebung (ha, lfm) zu<br />

aufwändig wäre.<br />

10. Die Lage der befahrenen Linien wird nicht erfasst.<br />

11. Eine Überprüfung der Parallelität der Zugangslinien ist nur mit einer zeitintensiven visuellen<br />

Inspektion im Gelände möglich.<br />

2.5.2 Charakteristika der D<strong>GPS</strong>-Navigation<br />

Folgende Sachverhalte kennzeichnen das Verfahren:<br />

1. Die Kopfwendungen während des Mulchsbetriebs entfallen weitgehend. Daraus ergibt<br />

sich eine deutliche Verringerung der ergonomischen Belastungen.


Navigation 67<br />

2. Es wird keine Hilfskraft für die Orientierung benötigt, dadurch muss niemand im Gefahrenbereich<br />

arbeiten.<br />

3. Die Linien sind insgesamt parallel und weitgehend abstandstreu. Größere Abweichung<br />

von der Ideal-Linie sind möglich. Kleinere Gassenabstände <strong>als</strong> 20 m sind bei der derzeitigen<br />

Präzision der <strong>GPS</strong>-Empfänger nicht zu empfehlen.<br />

4. Störungen werden leicht umfahren, eine Rückkehr auf die Ideal-Linie ist möglich (anders<br />

<strong>als</strong> bei der Fluchtstab-Orientierung).<br />

5. Laub im Sommer stellt kein Hindernis dar, da keine Visurlinie nach hinten benötigt<br />

wird.<br />

6. Es entstehen zusätzliche Kosten in Höhe von 10,8 € /MAS (vgl. obige Kalkulation). Diese<br />

sind deutlich geringer <strong>als</strong> die bei der Fluchtstab-Orientierung zusätzlich anfallenden<br />

Personalkosten.<br />

7. Ein technischer Aufwand für das Navigations-System ist gegeben, aber überschaubar.<br />

Das Programm ist leicht zu bedienen. An Bestandesrändern oder bei stärkerer Überschirmung<br />

kann es zu Schwierigkeiten mit dem Empfang des Referenzsign<strong>als</strong> kommen.<br />

Das <strong>GPS</strong>-Signal war durchgängig empfangbar.<br />

8. Abstimmungen von Fahrer und Hilfskraft entfallen, wegen der Ein-Mann-Arbeit des<br />

Fahrers (erleichterte Organisation).<br />

9. Die bestandesspezifische Leistung ist feststellbar, da Zeiten und Strecken erhoben werden.<br />

Deshalb kann die Abrechnung nach ha oder lfm erfolgen. Eine Verbesserung der<br />

betriebsinternen Kalkulation wird ermöglicht.<br />

10. Die Lage der befahrenen Linien wird erfasst. Diese Daten können zu Dokumentationszwecken<br />

verwendet werden. Beim nächsten Eingriff (Erstanlage von Rückegassen) kann<br />

nach diesen Linien navigiert werden.<br />

11. Ein Ausdruck der aufgezeichneten Fahrbewegungen vermittelt anschaulich ein Bild über<br />

die Parallelität der Gassen. Eine Geländeüberprüfung kann entfallen.<br />

12. Die Übungsschwelle in der Programmbedienung war im Versuch bei weitem noch nicht<br />

überschritten. Routiniertes Navigieren nach Einarbeitung ist zu erwarten.<br />

13. Der Fahrer muss die reale Welt des Bestandes und die Bildschirmwelt in Einklang bringen.<br />

Dies erfordert Konzentration und führt zu mentaler Belastung.<br />

14. Abgefahrene Linien liegen in digitaler Form vor und können in ein GIS und in die Betriebskarte<br />

übernommen werden.<br />

2.5.3 Beide Verfahren im Vergleich<br />

Zur Veranschaulichung wurden die Ergebnisse beider Verfahren in Tab. 14 zusammengestellt.<br />

Bis auf die Sign<strong>als</strong>icherheit können alle Kriterien miteinander verglichen werden. Eine<br />

Wichtung der Kriterien wurde nicht vorgenommen.<br />

In sechs Bereichen ist die D<strong>GPS</strong>-Navigation überlegen, in dreien davon deutlich. Die<br />

Fluchtstab-Orientierung ist in zwei Bereichen überlegen, wovon vor allem die Parallelität<br />

der Gassen deutlicher ist <strong>als</strong> bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation.


Navigation 68<br />

Tab. 14: Bewertung der beiden Verfahren ohne Gewichtung (+ positiv, ++ sehr positiv,<br />

+/- tolerierbar).<br />

Kriterien D<strong>GPS</strong>-<br />

Navigation<br />

Fluchtstab-<br />

Orientierung<br />

Genauigkeit, Parallelität +/- ++<br />

Ergonomie des Fahrers ++ --<br />

Unfallgefährdung der Hilfskraft ++ --<br />

Umfahren von Störungen (Materi<strong>als</strong>chonung) + -<br />

Wirtschaftlichkeit (Kosten) ++ --<br />

Sign<strong>als</strong>icherheit (D<strong>GPS</strong>) 127<br />

geringer technischer Aufwand -/+ +<br />

Organisation/Logistik + +/-<br />

Dokumentation + -<br />

Anders <strong>als</strong> auf Flächen der Landwirtschaft mit ihren homogenen Verhältnissen, ist der<br />

Mensch bei der Navigation im Wald unverzichtbar, da Hindernisse erkannt und geschickt<br />

umfahren werden müssen. Das Programm ist <strong>als</strong>o ein Entscheidungsunterstützungssystem,<br />

das die bewusste Steuerung und die Umweltwahrnehmung des Menschen braucht. Deshalb<br />

ist die Programmbedienung bewusst einfach gestaltet, um den Fahrer nicht zu überfordern.<br />

Sein Hauptaugenmerk soll auf der Steuerung der Mulchmaschine liegen.<br />

Derzeit findet das D<strong>GPS</strong>-Verfahren seine Grenze bei einem Gassenabstand von 20 m. Es ist<br />

besonders geeignet für Flächen mit hohem Anteil an Störungen, wie ehemalige Sturmwurfflächen,<br />

da diese umfahren werden können und auf die Soll-Bewegungslinie zurückgefunden<br />

werden kann. Insgesamt erscheint die D<strong>GPS</strong>-Navigation <strong>als</strong> das Verfahren der<br />

Zukunft, da es ergonomische und ökonomische Vorteile verbindet und die Dokumentation<br />

ermöglicht.<br />

2.5.4 Einsatzspektrum von WaldNAV<br />

Das Programm kann auf Mulchmaschinen eingesetzt werden, um Zugangslinien zu mulchen,<br />

aber auch auf Harvestern, um auf Kalamitätsflächen abstandstreue Aufarbeitungslinien<br />

anzulegen und einzuhalten. In Durchfostungsbeständen können damit parallele<br />

Rückegassen eingelegt werden, sofern der Signal-Empfang sichergestellt ist.<br />

Existieren digitale Daten über die Lage vorhandener Feinerschließungslinien, kann mit<br />

WaldNAV auf diesem vorhandenen Feinerschließungsnetz navigiert werden.<br />

127 Die Bedeutung dieses Kriteriums ist zurückgegangen, seit S/A abgeschaltet ist. <strong>GPS</strong> hat dadurch nur noch<br />

eine Ungenauigkeit von 10m bis 20m bei einer hohen Sign<strong>als</strong>icherheit. Dadurch kann der Ausfall des Korrektursign<strong>als</strong><br />

leichter überbrückt werden.<br />

-/+


Navigation 69<br />

2.6 Zusammenfassung<br />

Ziel der Untersuchung war es die Einsatztauglichkeit von D<strong>GPS</strong> <strong>als</strong> Navigationswerkzeug im<br />

praktischen Mulchbetrieb zu untersuchen und ergonomische und ökonomische Abweichungen<br />

<strong>zum</strong> bisherigen Standardarbeitsverfahren festzustellen. Ferner wurde eine Software<br />

für die Navigation während des Mulchvorgangs entwickelt. Die Kenndaten der beiden<br />

Arbeitsverfahren wurden hinsichtlich der Teilarbeiten und der Leistung erfasst und die<br />

Charakteristika beider Arbeitsverfahren in Bezug auf die Ergonomie des Fahrers und die<br />

Unfallgefährdung der Hilfskraft beschrieben. Die Genauigkeit, mit der bei der Fluchtstab-<br />

Orientierung bzw. bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation die Zugangslinien angelegt wurden, wurde<br />

verglichen. Mit Hilfe der Kostenvergleichsrechnung und der Kapitalwertmethode wurden<br />

die ökonomischen Kenndaten beider Verfahren gegenübergestellt.


Dokumentation 70<br />

3 Dokumentation<br />

3.1 Einführung<br />

Die Langfristigkeit ist eine Besonderheit, die die Forstwirtschaft von vielen anderen Wirtschaftsbereichen<br />

unterscheidet. Entscheidungen, die von den Verantwortlichen getroffen<br />

werden, wirken immer über die eigene persönliche Lebensarbeitszeit hinaus, oft sogar so<br />

langfristig, dass Festlegungen für mehrere Folgegenerationen von forstlichen Entscheidern<br />

getroffen werden. Augenfällig wird dies am Beispiel der Baumartenwahl und der Anlage<br />

von Erschließungssystemen. Weil Entscheidungen in der Forstwirtschaft so langfristig wirken,<br />

hat sich bereits früh ein Planungsstil entwickelt, der versucht, die Einflussnahmen über<br />

lange Zeiträume zu strukturieren. Das ist das Kernaufgabengebiet der Forsteinrichtung, die<br />

sich dabei verschiedener Modelle wie der Ertragstafeln, des Normalwaldmodells oder in<br />

neuerer Zeit auch der computergestützten Modell-Simulation bedient. Die forstliche Betriebswirtschaft<br />

versucht diese Zeiträume zu überwinden, indem sie Einnahmen oder Ausgaben<br />

aufzinst oder abzinst. Im klassischen Waldbau wird der Langfristigkeit durch Risikoabschätzung<br />

Rechnung getragen, die sich auf die Baumartenwahl und die Art der Bestandesbehandlung<br />

auswirkt. Alle Bereiche haben <strong>als</strong>o Methoden entwickelt, um den Faktor<br />

Zeit in ihre fachspezifische Betrachtungsweise zu integrieren. Die Dimension der Zeit wird<br />

rechnerisch, planerisch und mit Modellen ausgeblendet, um zukünftige Zustände aus dem<br />

gegenwärtigen Zustand ableiten zu können. Ziel dabei ist immer, die Entscheidungsfindung<br />

in der Gegenwart zu unterstützen.<br />

Im Bereich der Forsttechnik gibt es bislang keine langfristige Planung, die Einfluss und Folgen<br />

des Technikeinsatzes auf den Wald darstellt und in die Forsteinrichtung miteinbezieht.<br />

Einzig die allgemeine Festlegung von Rückegassen stellt eine planerische forsttechnische<br />

Maßnahme dar. Der Bedarf nach langfristiger Planung in der Forsttechnik wird zwar erkannt,<br />

bislang aber noch nicht umgesetzt. 128 Da die Einwirkungen heutiger Forsttechnik<br />

auf die Umwelt jedoch Ausmaße erreichen können, die die Grenze der Erheblichkeit überschreiten,<br />

ist es notwendig diesen Einfluss zu planen zu steuern und zu kontrollieren. Dabei<br />

können Erfassung und Dokumentation der Befahrung einen Beitrag zur Risikoabschätzung<br />

leisten.<br />

Befahrungen von Forstmaschinen werden bislang nicht dokumentiert. Die Überprüfung, ob<br />

bei der Hiebsmaßnahme Schäden entstanden sind, wird nach Abschluss der Maßnahme<br />

durch einen Begang des Revierleiters festgestellt. 129 Wenn dieser nur stichprobenhaft Gassen<br />

begeht oder wenn beim Anfall von ZE 130 das Einschlagsgebiet für einen Kontrollgang<br />

zu groß ist, können irreguläre Befahrungen sowie Boden- und Bestandesschäden unentdeckt<br />

bleiben. Dies stellt aus betrieblicher und aus Sicht einer umweltverträglichen Waldwirtschaft<br />

ein ernsthaftes Problem dar.<br />

128<br />

LÖFFLER (1994), S. 117: „Das methodische Instrument der Technikfolgeabschätzung muss vor allem hinsichtlich<br />

der Umweltrisiken weiterentwickelt werden, um sowohl den Ingenieuren <strong>als</strong> auch der forstlichen<br />

Praxis bessere Entscheidungshilfen an die Hand geben zu können.“<br />

129 Oft sind dabei keine Kriterien festgelegt, so dass subjektiv entschieden wird, was ein Schaden ist und was<br />

nicht.<br />

130 Zufällige Ergebnisse: einzelne Bäume oder kleine Gruppen von Bäumen sind wegen Käferbefalls oder nach<br />

Einzelwurf aufzuarbeiten und auf größerer Fläche verteilt.


Dokumentation 71<br />

Dokumentation, Definition allgemein<br />

Dokumentation im allgemeinen Sinne ist die Zusammenstellung, Ordnung und Nutzbarmachung<br />

von Information. 131 Im forstlichen Bereich hat dies besondere Bedeutung, weil<br />

Information über Generationen von Verantwortlichen erhalten und weitergegeben werden<br />

muss, um den Erfolg betrieblicher Maßnahmen sicherzustellen. Musterbeispiel eines solchen<br />

notwendigen Informationstransfers sind Astungskarten, wie sie beispielsweise die<br />

bayerischen Forsteinrichtungsrichtlinien vorschreiben. 132 Auch zur Entwicklung bestandesspezifischer<br />

Ertragsmodelle sind lange Datenreihen über waldbauliche Behandlung und<br />

Entnahmemengen notwendig, die in den Bestandesblättern der Revierbücher erfasst werden.<br />

Dokumentation menschlicher Eingriffe findet jedoch fast ausschließlich auf den<br />

Baumbestand bezogen statt.<br />

Einwirkungen auf den Boden werden bislang nicht dokumentiert. 133 Die möglichen Gefährdungen<br />

für den Waldboden haben jedoch in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen.<br />

Zum einen durch die Einträge anthropogen erzeugter Stoffe aus der Atmosphäre,<br />

die <strong>als</strong> Immissionen in den Boden gelangen, <strong>zum</strong> anderen durch Zahl und Gewicht von<br />

Forstmaschinen, die den Waldboden befahren. Beide Beeinträchtigungen des Produktionsfaktors<br />

Boden können sich langfristig ökologisch und ökonomisch negativ auswirken.<br />

Eine regel- und rücksichtslose Befahrung kann zudem auch das Ansehen der Forstwirtschaft<br />

in der Gesellschaft schädigen, <strong>zum</strong>al die Befahrung im Gegensatz zu den Stoffeinträgen<br />

augenfällig und zudem durch die Forstwirtschaft beeinflussbar ist.<br />

Die geschilderten Umstände werfen die Frage auf:<br />

3.1.1 Forschungsleitende Hypothesen<br />

Ist eine Befahrungsdokumentation notwendig?<br />

Um dieser Fragestellungen nachzugehen, ist es erforderlich forschungsleitende Hypothesen<br />

zu formulieren. 134 Hypothesen bilden das theoretische Gerüst der Untersuchungen und<br />

sind ein Maßstab für die Bewertung der gefundenen Resultate.<br />

Es werden daher folgende Hypothesen aufgestellt:<br />

Das veränderte gesellschaftspolitsche Umfeld der Forstwirtschaft erfordert eine nachweisbar<br />

schonende Holzernte.<br />

Durch die Veränderungen der Maschinen und des <strong>Maschineneinsatz</strong>es der letzten Jahre<br />

geht eine besondere Gefahr der mechanischen Beschädigung für den Waldboden aus.<br />

3.1.2 Methoden<br />

Wichtigste Untersuchungsmethode ist die Analyse, sie nimmt im Kapitel 3.2 breiten Raum<br />

ein. Dabei werden Rechtsvorschriften und gesellschaftliche Entwicklungen, die Bezug <strong>zum</strong><br />

Wald haben, untersucht, sowie auf die ökonomische Situation der Forstbetriebe eingegangen.<br />

Als Materialien werden Gesetzestexte, fachliche Veröffentlichungen und Jahresbe-<br />

131 MEYER’S LEXIKON, Stichwort: Dokumentation<br />

132 BAYER. STAATSFORSTVERWALTUNG (1982)<br />

133 Die Anlage von Düngekarten bildet eine Ausnahme. BAYER. STAATSFORSTVERWALTUNG (1982)<br />

134 ATTESLANDER (1993), S. 19 ff


Dokumentation 72<br />

richte von Forstverwaltungen verwendet. Aus diesem Material werden Trends herausgearbeitet<br />

(Abb. 38).<br />

Eine historische Analyse der Entwicklung der Mechanisierung in der Nachkriegszeit ergänzt<br />

dieses Vorgehen und soll den Trendverlauf über mehrere Jahrzehnte aufzeigen. Im Rahmen<br />

der Gesamtanalyse des forstlichen Umfeldes wurde auch die Veränderung der Ausrichtung<br />

einer forsttechnischen Zeitschrift untersucht. Dazu wurde eine quantitative Inhaltsanalyse<br />

durchgeführt. 135 Die Überschriften aller seit 1960 erschienenen Artikel wurden hinsichtlich<br />

der auftauchenden Begriffe untersucht und Kategorien zugeordnet. Anschließend wurde<br />

die Frequenz der auftauchenden Begriffe/Kategorien bestimmt. Durch diese Frequenzanalyse<br />

lässt sich ein Wandel in der Bewertung bestimmter Sachverhalte nachweisen. 136<br />

Das quantitative Ausmaß der Befahrung und damit das Risiko für Schadereignisse am Boden<br />

soll durch die Entwicklung eines Modells und der Simulation verschiedener Varianten<br />

in diesem Modell dargestellt werden (Abb. 38). Modelltheorie und Modell werden ausführlich<br />

unter Kapitel 3.2.2.3, S. 101 besprochen.<br />

Material+Methoden<br />

Ergebnis<br />

Folgerung<br />

Analyse der<br />

gegenwärtigen<br />

Situation<br />

Normen<br />

Forderungen<br />

Trend<br />

Abb. 38: Angewendete Methoden im Abschnitt "Dokumentation" sowie Ergebnisse und<br />

Folgerungen.<br />

Aus dem festgestellten Trend und dem berechneten Risiko werden die sozio-ökonomischen<br />

und technischen Gründe abgeleitet und diskutiert, die für die Dokumentation von Befahrungen<br />

sprechen (logische Konklusion) (Kap. 3.2).<br />

Anschließend werden die bislang verwendeten Methoden beschrieben, mit denen Befahrung<br />

vermieden, konzentriert und Schäden ausgeschlossen oder vermindert werden sollen<br />

(Kap. 3.3).<br />

Schließlich wird ein Konzept entwickelt, wie die Befahrungsdokumentation aussehen kann<br />

und wie sie technisch zu realisieren ist (Kap. 3.4).<br />

135 LAMNEK (1989), S. 180<br />

136 SCHNELL, HILL und ESSER (1992), S. 412<br />

Titel v.<br />

Fachartikeln<br />

Maschinen<br />

Analyse der<br />

Entwicklung<br />

(historisch)<br />

Konzeptentwicklung<br />

für Lösungsansatz<br />

Modell<br />

Risiko


Dokumentation 73<br />

3.2 Forstliche Mechanisierung<br />

In diesem Kapitel wird zunächst das sozio-ökonomischen Umfeld analysiert, in dem die<br />

Forstwirtschaft heute operiert (Kap. 3.2.1). Ferner wird mit einem Modellansatz versucht<br />

eine quantitative Risikoabschätzung der Forstbefahrung in Abhängigkeit von verschiedenen<br />

Parametern zu geben (Kap. 3.2.2). In einer zeitgeschichtlichen Darstellung wird die Entwicklung<br />

von Forstmaschinen-Technologie und Befahrungsintensität einerseits und die<br />

Entwicklung des Ressourcenschutzes andererseits aufgezeigt (Kap. 3.2.3). Aus den drei<br />

unterschiedlichen Ansätzen wird eine Motivation zur Vermeidung von Schäden und zur<br />

Konzentration von Befahrungsvorgängen abgeleitet.<br />

3.2.1 Sozio-ökonomisches Umfeld und Trends<br />

PLOCHMANN (1974) sah die Forsttechnik im Spannungsfeld von Ökonomie, Ergonomie und<br />

Ökologie. Dabei bezeichnete er die Ökonomie <strong>als</strong> die Triebfeder, der die Ergonomie <strong>als</strong> soziale<br />

Umwelt und die Ökologie <strong>als</strong> natürliche Umwelt Grenzen setzen. 137<br />

Die soziale Umwelt, die Einfluss auf die Forsttechnik nimmt, muss heute weiter definiert<br />

werden, weil die Gesellschaft durch die gewachsene ökologische Orientierung wesentlich<br />

mehr und kritischer Anteil am Geschehen im Wald nimmt <strong>als</strong> noch vor einem Viertel Jahrhundert.<br />

138 Das Verantwortungsbewusstsein weiter Bevölkerungskreise ist gestiegen; es<br />

werden heute nicht nur hochwertige ökologische Produkte für den eigenen Nutzen nachgefragt,<br />

sondern auch die nachhaltige Erzeugung dieser Produkte mit möglichst geringer<br />

Belastung der gemeinsamen Lebensgrundlage beim Produktionsprozess spielen für die<br />

Kaufentscheidung eine immer größere Rolle. 139 In Abb. 39 sind die exogenen Einflüsse, die<br />

Veränderungen bei der Holzernte bewirken, zusammengestellt. Sie sollen an dieser Stelle<br />

im Überblick und in den nachfolgenden Kapiteln detailliert besprochen werden.<br />

Gesellschaftliche<br />

Normen<br />

§<br />

Zert.<br />

§<br />

Gesellschaftliche<br />

Forderungen<br />

Holzernte<br />

Erschließung<br />

50%<br />

0% Erlös-<br />

Situation<br />

137<br />

LÖFFLER (1994), S. 107 zitiert R. PLOCHMANN<br />

138 z.B. SCHLAGHECK (2000), S. 863 oder SUDA und BECK (2001), S. 296<br />

139<br />

MAYER-GAMPE (2000), S. 627<br />

300%<br />

250%<br />

200%<br />

150%<br />

100%<br />

technische<br />

Innovation<br />

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000<br />

Abb. 39: Einflüsse auf die<br />

Forstliche Nutzung.


Dokumentation 74<br />

Neben dem direkten Einfluss auf die Waldbewirtschaftung durch Gesetze und Normen ist<br />

die Gesellschaft gerade dabei v.a. durch den Prozess der Zertifizierung auch indirekten Einfluss<br />

auf die Waldbewirtschaftung auszuüben. Auch die ökonomische Situation der Forstbetriebe<br />

hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert: die erzielbaren Erlöse sind<br />

nicht in dem Maß gestiegen, wie sich die Produktionskosten v.a. bei der Holzernte entwikkelt<br />

haben. Dies führte zu Abbau und Substitution menschlicher Arbeitskraft durch leistungsfähigere<br />

Maschinenarbeitskapazität. Gerade diese ökonomischen Zwänge haben<br />

zunehmend Spezialmaschinen etabliert, die heute das Bild bei der Holzernte prägen. Die<br />

Gestaltung dieser Maschinen war zunächst ausschließlich auf Produktionssteigerung optimiert;<br />

erst später wurde sie auch auf schonenden Einsatz dieser Maschinen ausgerichtet.<br />

Breitreifen, leichte Kleinharvester oder Gummi-Puffer für Stahl-Stollen-Ketten sind Beispiele<br />

dafür, dass versucht wurde auch ökologischen Forderungen Rechnung zu tragen.<br />

3.2.1.1 Einfluss gesellschaftlicher Normen<br />

Die Sorge um den Erhalt und den Schutz unserer Umwelt trat in den letzten Jahren immer<br />

deutlicher in den Vordergrund der politischen und gesellschaftlichen Diskussion. Dieses<br />

gestiegene Interesse kommt <strong>zum</strong> Ausdruck in der Gründung von Umweltbehörden in den<br />

1970er- und 1980er-Jahren und in der zunehmenden Gesetzgebung in diesem Bereich. Im<br />

Waldgesetz für Bayern von 1974 ist die besondere Bedeutung des Waldes für den Naturhaushalt<br />

und die natürlichen Lebensgrundlagen festgeschrieben (Art. 1 BayWaldG). Die<br />

Wälder sind ordnungsgemäß und nachhaltig zu bewirtschaften, was bedeutet, dass die<br />

Produktionsgrundlagen und die Bedingungen für den Fortbestand der Wälder zu erhalten<br />

oder langfristig zu verbessern sind. 140 Staatliche Waldbesitzer sind sogar zur vorbildlichen<br />

Bewirtschaftung verpflichtet. 141 Dass das Waldgesetz alleine für die Bedürfnisse der Gesellschaft<br />

<strong>zum</strong> Ressourcenschutz nicht mehr ausreichte, hat WAGNER mit seiner umfassenden<br />

Arbeit über „Naturschutzrechtliche Anforderungen an die Forstwirtschaft“ bereits 1996<br />

klar gemacht. Von den Akteuren der Naturschutzseite wird der Wald regelmäßig <strong>als</strong> eine<br />

Fläche mit besonderer ökologischer Wertigkeit betrachtet, deren Bewirtschaftung zwangsläufig<br />

erhöhten Anforderungen hinsichtlich der Umweltverträglichkeit ausgesetzt ist. 142<br />

Dabei bilden die Naturschutzgesetze das Instrument, mit dem diese Forderungen sichergestellt<br />

werden sollen. Die Forstwirtschaft ist zwar über die Privilegierungsklausel 143 vom Eingriffstatbestand<br />

ausgenommen, aber über den Biotopschutz (Art. 13d BayNatSchG) und<br />

die sich daraus ergebende Biotopkartierung kann Einfluss auf die Bewirtschaftung bzw.<br />

Nichtbewirtschaftung konkreter Flächen genommen werden.<br />

Das Bundesbodenschutzgesetz 144 soll den Schutz, die Vorsorge und Sicherung des Bodens<br />

gewährleisten (§1). Unter den Ausführungen zur „guten fachlichen Praxis in der Landwirtschaft“<br />

(§17 BBodenSchG) finden sich sieben Grundsätze, von denen nach MATTHIES fünf<br />

auf die Forstwirtschaft übertragbar sind. 145 Es handelt sich dabei um die Forderungen nach<br />

standorts- und witterungsangepasster Bodenbarbeitung, den Erhalt der Bodenstruktur, die<br />

Vermeidung von Bodenverdichtung, die Vorkehr gegen Bodenabtrag und den Erhalt des<br />

140<br />

ZERLE,HEIN und STÖCKL (1974), Nr. 6 zu Art.14 BayWaldG<br />

141 Art. 18, Abs. 1 Satz 1 und 2; BayWaldG, mit Einschränkung gilt dies auch für kommunale Waldbesitzer<br />

(Art. 19, Abs. 1, Satz 1 BayWaldG)<br />

142<br />

WAGNER (1996), S. 165<br />

143 z.B. Art. 6 Abs. 2 BayNatSchG<br />

144 BBodenSchG vom 17.3.98<br />

145<br />

MATTHIES (2000) S. 41


Dokumentation 75<br />

standorttypischen Humusgehalts. Vor dem Hintergrund dieser Forderungen des Gesetzgebers<br />

<strong>zum</strong> Schutz des Bodens und der zunehmenden Mechanisierung in der Forstwirtschaft,<br />

haben die zuständigen Behörden der Länder Richtlinien erlassen, die den vor Ort Verantwortlichen<br />

bei der praktischen Ausübung des Bodenschutzes im Wald helfen sollen.<br />

MATTHIES (2000) hat diese unterschiedlichen Handlungsanweisungen zusammengetragen<br />

und anhand von sieben Kriterien verglichen. Dabei stellt er fest, dass keine dieser Handlungsanweisungen<br />

geeignet ist, den Bodenschutz in der gesellschaftlich gestellten Anforderung<br />

zu gewährleisten. 146 Es besteht <strong>als</strong>o ein Umsetzungsdefizit. Deshalb ist <strong>als</strong>o zu erwarten,<br />

dass die Verwaltungen ihre länderspezifischen Bodenschutzanweisungen weiter<br />

konkretisieren und insbesondere die Beachtung der aktuellen Bodenfeuchte bei der Befahrungsentscheidung<br />

stärker einbeziehen, um den gesellschaftlichen Anforderungen Rechnung<br />

zu tragen, aber auch, um die technische Befahrbarkeit der Rückegassen dauerhaft zu<br />

erhalten.<br />

Auf europäischer Ebene werden ebenfalls Normen formuliert, die Forderungen an die<br />

Forstwirtschaft enthalten. Ein wesentliches Element des Naturschutzes der EU ist die "Richtlinie<br />

92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume<br />

sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen", kurz FFH (Fauna-Flora-Habitat)-Richtlinie. Die<br />

Richtlinie sieht die Schaffung eines europaweiten ökologischen Netzes von Schutzgebieten<br />

vor mit dem Ziel, die biologische Vielfalt zu erhalten und zu fördern. Dieses Verbundnetz<br />

trägt die Bezeichnung „Natura 2000“; es sollen Gebiete mit gemeinschaftlicher Bedeutung<br />

festgelegt und anschließend geschützt werden. Die Mitgliedstaaten sind verpflichtet, die<br />

gemeldeten „FFH-Gebiete“ mit ihren Lebensraumtypen und Arten dauerhaft zu erhalten.<br />

Die FFH-Richtlinie setzt ihren Schwerpunkt auf den Lebensraumschutz (Habitat). Im Wald<br />

werden diese Flächen vorzugsweise in den Staatswäldern ausgewiesen. 147 Die unmittelbaren<br />

Rechtsfolgen sind ein Verschlechterungsverbot, eine Umweltverträglichkeitsprüfung bei<br />

Eingriffen im Umfeld der Gebiete, sowie Ausgleichsmaßnahmen für den Fall, dass negative<br />

Einwirkungen auf die Gebiete ausnahmsweise einmal zulässig sind. 148 Die Ausübung von<br />

ordnungsgemäßer forstwirtschaftlicher Bodennutzung ist damit zwar nicht eingeschränkt,<br />

jedoch erhebt die Richtlinie eindeutig die Forderung, solche Eingriffe zu minimieren und<br />

möglichst schonend auszuführen. Die Umsetzung der Richtlinie in Landesrecht und ihr<br />

realer Vollzug stehen unmittelbar bevor. Vom Engagement der Forstwirtschaft bei der<br />

weiteren Umsetzung der Richtlinie hängt ab, inwieweit sie den Naturschutz in „Natura<br />

2000“-Wäldern selbst (mit-)bestimmen kann. 149<br />

3.2.1.2 Einfluss gesellschaftlicher Forderungen<br />

Bestehen unterschiedliche Ziele und Auffassungen zur Behandlung/ Nutzung des Waldes<br />

und tritt „die Gesellschaft“, oder Teile von ihr, gegenüber der Forstwirtschaft mit der Forderung<br />

auf, das gesellschaftliche Ziel solle Vorrang vor dem forstwirtschaftlichen Ziel haben,<br />

dann liegt eine gesellschaftliche Forderung vor. 150<br />

Im Gegensatz zu den eher statischen gesellschaftlichen Normen, die juristisch bewertbar<br />

und gegebenenfalls durchsetzbar sind, verhalten sich gesellschaftliche Forderungen mehr<br />

146<br />

MATTHIES (2000) S. 46<br />

147 In Bayern liegen 2/3 der Natura 2000-Gebiete im Wald. REFERAT WALDÖKOLOGIE STMELF (2000), S. 2<br />

148<br />

WAGNER (1996), S. 100<br />

149<br />

JÜNGER (2001), S. 185<br />

150<br />

ERLER (2000a, S. 673) spricht von der „Öffentlichkeit“, die durch Prüfzertifikate versucht mehr Einfluss auf<br />

die Waldbesitzer zu gewinnen.


Dokumentation 76<br />

dynamisch und entwickeln vor allem auf der ökonomischen Ebene ihre Wirkungsmechanismen.<br />

Ihre Durchsetzung erfolgt über die soziale Anerkennung und/oder die Nachfrage.<br />

Gesellschaftliche Forderungen an Umwelt- und Landnutzung setzen in den 1970er-Jahren<br />

ein. Die Endlichkeit der Ressourcen und eine notwendige Änderung unserer Bewirtschaftung<br />

von Rohstoffen wurden langsam von einer breiten Öffentlichkeit erkannt. Dazu beigetragen<br />

hat vor allem das Buch „Die Grenzen des Wachstums“ von D. MEADOWS 151 , das<br />

den Anfang vom Aufstieg der Umweltbewegung markiert. Angeregt durch das Waldsterben<br />

in den 1980er-Jahren und die Ausbeutung der Tropenwälder fand die internationale<br />

Diskussion um die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder 1992 einen ersten Höhepunkt<br />

auf der Konferenz der UNCED in Rio. Der dadurch ausgelöste sogenannte Helsinki- bzw.<br />

Montreal Prozess, bei dem es um politisch-programmatische Festlegung von Kriterien für<br />

die Waldbewirtschaftung geht, weist ebenfalls in diese Richtung (Abb. 40). Auch die<br />

Agenda 21, ein freiwilliges globales Aktionsprogramm für das kommende Jahrhundert,<br />

bezieht sich auf die Bekämpfung der Entwaldung. Der Schutz, die nachhaltige Bewirtschaftung<br />

und die Erhaltung der Wälder werden festgeschrieben. 152<br />

Neben diesen meinungsbildenden und zielgebenden Veranstaltungen wurde aber auch<br />

nach Wegen gesucht, wie diese Zielforderungen umgesetzt und durchgesetzt werden können.<br />

Zum einen führte dies zu einer freiwilligen Selbstbeschränkung der Forstbetriebe (z.B.<br />

forest practice code) 153 , <strong>zum</strong> anderen zur Idee der Zertifizierung. Durch ein Zertifikat wird<br />

von einer unabhängigen Organisation bestätigt, dass im zertifizierten Forstbetrieb verantwortungsvolle<br />

Waldwirtschaft nach anerkannten Prinzipien betrieben wird. Durch die Vergabe<br />

von international bekannten Gütesiegeln werden die Produkte dieses Forstbetriebes<br />

gekennzeichnet, der dadurch einen Wettbewerbsvorteil erlangen soll. Bei einem Zertifikat<br />

handelt es sich <strong>als</strong>o um ein Steuerungsinstrument für die Kaufentscheidung der Konsumenten<br />

(Steuerungsfunktion), es bietet gleichzeitig aber auch den Betrieben einen Anreiz,<br />

umweltschonende Methoden bei der Produktion anzuwenden und damit zu werben (Marketingfunktion).<br />

154 Die Zertifizierung hat die umweltverträgliche, sozial gerechte und wirtschaftlich<br />

gesicherte Waldbehandlung <strong>zum</strong> Ziel (z.B. FSC). Dabei wird auf die Auswirkungen<br />

der Tätigkeiten der Unternehmen auf die Umwelt besonderes Augenmerk gelegt (ISO<br />

14000). Beim Zertifizierungsprozess findet eine Evaluierung des Betriebes statt.<br />

Der Gesamt-Prozess, der sich mit der nachhaltigen Entwicklung befasst, kann <strong>als</strong>o in einen<br />

politisch-programmatischen und einen technisch-operationellen Zweig gegliedert werden<br />

(Abb. 40). 155 Ziel des politisch-programmatischen Zweiges ist es, Kriterien und Indikatoren<br />

zu entwickeln, die eine nachhaltige Waldbewirtschaftung fördern. Mit diesen Indikatoren<br />

und Kriterien sollen nationale Ziele, Politiken und Programme auf das internationale Leitbild<br />

der Nachhaltigen Entwicklung ausgerichtet werden. Der technisch-operationelle Zweig<br />

beschreibt die Ebene der Betriebe und Unternehmen. Diese Betriebe arbeiten nach regional<br />

und betrieblich spezifischen Standards. Das sind Ziele für verschiedene Umweltbereiche in<br />

messbarer Form. Die Standards von FSC und PEFC sind solche Ziele für den Forstbereich. In<br />

beiden Leitlinien wird beispielsweise für den Bereich der maschinellen Holzernte gefordert,<br />

flächige Befahrung zu unterlassen und ein dauerhaftes Feinerschließungsnetz aufzubauen<br />

151<br />

MEADOWS ET AL. (1972)<br />

152<br />

KLINS (2000), S. 78<br />

153<br />

KIMMINS (1995), S. 33 beschreibt es <strong>als</strong> Paradigmenwechsel von einer "administrative forestry" zur<br />

"ecologically-based forestry". Für den Bereich der Holzernte hat die FAO einen „Model Code of Forest Harvesting<br />

Practice“ herausgegeben. (DYKSTRA und HEINRICH, 1996)<br />

154<br />

KLINS (2000), S. 77<br />

155<br />

HEINIMANN (1999) S. 74


Dokumentation 77<br />

und zu benutzen. In der PEFC-Leitlinie ist konkret ein Rückegassenabstand von 20 m genannt,<br />

der nicht unterschritten werden darf, aber auf verdichtungsempfindlichen Böden<br />

größer sein soll. Dagegen bleibt der FSC-Standard noch mehr im allgemeinen und fordert,<br />

möglichst wenig Waldboden zu befahren. 156 Da die Ziele der Umweltstandards für die<br />

Operationalisierung nach HEINIMANN zu wenig präzisiert sind, bedarf es des Umweltmanagements.<br />

Hierbei handelt es sich um Normen, die die Gestaltung und Überprüfung der<br />

Umweltbehandlung und –benutzung der Betriebe regeln und dabei <strong>als</strong> Messwerte die<br />

Umweltstandards heranziehen. 157<br />

Leitbild<br />

Nachhaltige<br />

Entwicklung<br />

politischprogrammatisch<br />

technischoperationell<br />

Kriterien für die<br />

Waldbewirtschaftung<br />

Umwelt-<br />

Management<br />

Umwelt-<br />

Standards<br />

Montreal-<br />

Prozess<br />

Helsinki-<br />

Prozess<br />

Normenreihe<br />

ISO-14 000 ff<br />

EMAS<br />

Abb. 40: Prozess der Umsetzung<br />

der Idee von der nachhaltigen<br />

Entwicklung (nach<br />

Heinimann, 1999, S. 74,<br />

leicht verändert).<br />

Um Betriebe und Produkte unterschiedlicher Wirtschaftszweige ökologisch vergleichen zu<br />

können, werden Ökobilanzen implementiert. Zur Erstellung einer solchen Bilanz ist eine<br />

ökologische Analyse und Bewertung von Produktionssystemen notwendig. Es wird versucht,<br />

energetische, mechanische und chemische Einwirkungen in ihrer Dimension zu erfassen<br />

und in eine Ökobilanz zu integrieren. Für die Forstwirtschaft bieten sie die Chance,<br />

die extensive Nutzung ihrer Ressourcen zu belegen. Nach HEINIMANN verursachen Bau und<br />

Instandsetzung forstlicher Erschließungsanlagen rund die Hälfte bis zwei Drittel der ökolögischen<br />

Wirkung in der Ökobilanz des Produktes Rohholz. 158 Er schlägt vor, in einer Art<br />

Öko-Controlling für die Primärproduktion die „Schadschöpfung“, <strong>als</strong>o die negative Einwirkung<br />

auf die Umwelt während des Produktionsprozesses, transparent auszuweisen. Dabei<br />

erfasst das Öko-Controlling die Kenn- und Steuergrößen eines Betriebes und legt diese auf<br />

Schadschöpfungsstellen und Schadschöpfungsträger um. Allerdings stecken die vorhandenen<br />

methodischen Ansätze, Flächenbedarf und Qualität seiner Umwelteinwirkung qualitativ<br />

und quantitativ zu erfassen und zu messen, noch in den Anfängen. 159 Wenn die Forstwirtschaft<br />

ihre extensive, ressourcenschonende Produktion in die Ökobilanzierung einbringen<br />

will, um im Vergleich mit industriell gefertigten Produkten besser abzuschneiden, ist<br />

156 PEFC (2001), Indikator 41, FSC (2001), Prinzip 6, Indikator 5.1 – 5.4<br />

157 Die Technische Kommission 207 der Internationalen Normen Organisation (ISO) ist beauftragt für den<br />

gesamten Bereich der Umweltmanagementsysteme die entsprechenden Instrumente zu erarbeiten. Diese<br />

werden in die Normenreihe ISO 14000 einfließen.<br />

158<br />

HEINIMANN (1999) S. 80<br />

159<br />

THOROE (1999), S.99<br />

FSC<br />

PEFC


Dokumentation 78<br />

sie aber gefordert, diese Überzeugung durch messbare Ergebnisse zu untermauern. 160 Dadurch<br />

würde auch die Sinnhaftigkeit forstlichen und letztlich auch forsttechnischen Handelns<br />

vermittelt. 161 Betrachtet wird beim Prozess der Zertifizierung bzw. beim Erstellen einer<br />

Ökobilanz auch die Produktionskette bei der Erzeugung von Holz. Dabei wird die<br />

Kosteneffizienz der Materialflüsse und ihre Umweltwirkung beurteilt. Die mechanisierte<br />

Holzernte nimmt dabei energetisch und in der Massivität der Einwirkung einen herausragenden<br />

Platz ein.<br />

Nach anfänglichem Wiederstreben hat die deutsche Forstwirtschaft inzwischen den Zertifizierungsprozess<br />

<strong>als</strong> unaufhaltsam anerkannt und arbeitet aktiv mit. 162 In Deutschland sind<br />

inzwischen 4,3 Mio. ha nach PEFC zertifiziert worden, nach FSC-Standards sind es in der<br />

Bundesrepublik 258.000 ha. 163<br />

Ein Ausdruck für den Wandel in der ökologischen Orientierung der Gesellschaft ist auch die<br />

Adaption dieser Themen in den Fachartikeln der forstlichen Fachzeitschriften, die einen<br />

Spiegel der forsttechnischen Entwicklung, aber auch der gesellschaftlichen Ansprüche bieten.<br />

Eine Titelanalyse aller von 1948 bis 1999 erschienenen Artikel der Forsttechnischen<br />

Informationen, dem ältesten Forsttechnik-Organ in Deutschland, macht diese Änderung<br />

ablesbar (Abb. 41). Sämtliche Artikel sind grundsätzlich technisch orientiert, <strong>als</strong>o auf Geräte,<br />

Verfahren usw. bezogen, wandeln aber ihre Ausrichtung im Betrachtungszeitraum<br />

<strong>zum</strong> Teil erheblich. 164<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

1960-<br />

1964<br />

Ökosystemschäden<br />

Bodenschäden<br />

Bestandesschäden<br />

Spannungsfeld Ökologie/Ökonomie<br />

1965-<br />

1969<br />

1970-<br />

1974<br />

1975-<br />

1979<br />

1980-<br />

1984<br />

1985-<br />

1989<br />

1990-<br />

1994<br />

1995-<br />

1999<br />

Abb. 41: Entwicklung<br />

des Anteiles der Themen<br />

mit ökologischer Ausrichtung<br />

in den FTI seit<br />

1960. Bezogen auf die<br />

Gesamtzahl der Veröffentlichungen<br />

von jeweils<br />

5 Jahren. 165<br />

160 THOROE (1999), S.99<br />

161 ERLER (2000a), S. 673<br />

162 Die PEFC-Zertifizierung geht auf eine Inittiative der europäischen Waldbesitzerverbände zurück, die damit<br />

ein Gegengewicht zur FSC-Zertifizierung schaffen wollten. (ANZ (1999, S. 878 f) und SCHLAGHECK (2000, S.<br />

863 f))<br />

163 Internetseiten der Zertifizierungsorgnisationen FSC und PEFC (Stand: Juni 2001).<br />

164 Diese Ausrichtung wurde Kategorien zugeordnet, die Anzahl der erschienenen Artikel jeweils zu einem<br />

Jahrfünft zusammengefasst um Spitzen zu glätten. Um eine Vergleichbarkeit über die Jahre zu bekommen,<br />

wurde die Anzahl der veröffentlichten Artikel eines Jahrgangs auf die Artikelzahl des Jahres 1999 bezogen.<br />

Jeder Artikel wurde nur einer Kategorie zugeordnet, Berichte über FPA-Prüfungen wurden nicht berücksichtigt.<br />

165 Ö / Ö = Spannungsfeld Ökonomie / Ökologie


Dokumentation 79<br />

Themen, die sich mit dem Spannungsfeld Ökonomie-Ökologie befassten, tauchen vereinzelt<br />

zu Beginn der 1960er-Jahre auf. Erst in den 1970er-Jahren haben sich diese Themen<br />

etabliert, wenn auch noch mit geringem Anteil in dieser Technik-Zeitung. Seit Mitte der<br />

1980er-Jahre nehmen sie erheblich zu. Dabei waren es zunächst vor allem die Schäden am<br />

Bestand, die untersucht und vorgestellt wurden; etwa seit 1985 hat sich auch eine Diskussion<br />

über Bodenschäden etabliert. Ebenso wurden die allgemeinen Schäden für das Ökosystem<br />

durch die Forstmechanisierung zunehmend thematisiert. Sonderthemen, wie Kraftund<br />

Schmierstoffe sowie Hydraulikflüssigkeiten sind in der Grafik nicht enthalten, aber seit<br />

15 Jahren ein Dauerthema der FTI, weil sie ergonomische und ökologische Auswirkungen<br />

haben. Zusammen mit den ökologischen Themen nehmen sie einen Anteil von knapp 12%<br />

an den Veröffentlichungen im 5 Jahres-Block von 1995 bis 1999 ein. Der Fokus dieser ursprünglich<br />

rein forsttechnisch orientierten Zeitung hat sich <strong>als</strong>o verschoben, genauso wie<br />

der Fokus der Gesellschaft. Heute werden in den FTI und auch den anderen Forsttechnikzeitschriften<br />

auch mehr und mehr die Risiken und die Folgeschäden der Technik in die<br />

Artikelauswahl miteinbezogen.<br />

3.2.1.3 Interne Entwicklung in den Forstbetrieben<br />

3.2.1.3.1 Preis-Kosten-Schere in der Forstwirtschaft<br />

Während die Öffentlichkeit sich vor allem für die ökologischen und sozialen Zusammenhänge<br />

interessiert, in denen die Forstwirtschaft operiert, ist diese selbst noch zusätzlich mit<br />

der Lösung ökonomischer Zwänge belastet.<br />

Für die Forstwirtschaft in der Bundesrepublik haben sich die erzielbaren Erlöse für Holzprodukte<br />

und die zu tragenden Kosten in den letzten 40 Jahren unterschiedlich entwickelt.<br />

Während die Lohn- und Lohnnebenkosten laufend stark stiegen, stiegen die Holzpreise im<br />

Nachkriegsdeutschland in viel geringerem Masse, stagnierten oder waren in Krisenzeiten<br />

sogar rückläufig. Da der Wald <strong>als</strong> Produktionsanlage aber <strong>als</strong> nicht veränderbar angesehen<br />

werden muss – Änderung der Produktgestaltung ist kaum möglich, Investitionszeiträume<br />

sprengen jeden Rahmen betriebswirtschaftlichen Planens – ist die Forstwirtschaft in ihrem<br />

Wirtschaftlichkeitsstreben nahezu ausschließlich auf die Verminderung des Aufwandes beschränkt.<br />

Dadurch ist ein andauernder Zwang <strong>zum</strong> Rationalisieren gegeben, der sich auf<br />

die Senkung der Lohnkosten <strong>als</strong> dem größten Aufwandsposten konzentriert. Ende der<br />

1950er-Jahre setzte sich aus diesem Grund die Ein-Mann-Motorsäge in so atemberaubendem<br />

Tempo durch, dass sich der Waldarbeiterstand innerhalb des folgenden Jahrzehntes<br />

von 1960 bis 1970 halbierte. 166 Dieser Rationalisierungserfolg hat etwa zwei Jahrzehnte<br />

angehalten. Seit 1982 aber öffnet sich zunehmend eine Schere bezüglich der Entwicklung<br />

der Holzpreise und Löhne. Konnten 1981 mit dem Verkaufserlös eines Festmeters Holzes<br />

noch 1,2 Waldarbeiterstunden bezahlt werden, waren es 1993 nur noch 0,3 Stunden. 167<br />

Durch diese schwierige Kosten-Erlös-Situation stieg erneut der Druck an, menschliche Arbeitskraft<br />

durch Maschinenarbeit zu substituieren. 168 Dieser Kostendruck traf und trifft<br />

staatliche und private Betriebe und Unternehmen gleichermaßen. Die staatlichen Verwaltungen<br />

reagierten darauf vor allem mit der weiteren Reduktion der Regiearbeit: im Bayerischen<br />

Staatswald halbierte sich in weniger <strong>als</strong> einem Jahrzehnt die Zahl der Waldarbeiter<br />

von 4500 im Jahre 1990 auf 2200 im Jahre 1998. 169 Die Arbeiten im Staatsforst werden<br />

166 BAYER. STAATSFORSTVERWALTUNG (1960-1998)<br />

167 WARKOTSCH (1997), S. 57<br />

168 WARKOTSCH (1997), S. 57<br />

169 BAYER. STAATSFORSTVERWALTUNG (1960-1998)


Dokumentation 80<br />

seither mehr und mehr an Unternehmer vergeben. 170 Gerade diese Unternehmer setzen<br />

ihrerseits ebenfalls aus Kostengründen verstärkt auf die vollmechanisierte Holzernte, da die<br />

Produktivität eines Harvesters diejenige eines Waldarbeiters um das bis zu zehnfache übertrifft,<br />

während die Kosten nur um das dreifache bis fünffache höher sind. 171<br />

13.0<br />

8.0<br />

3.0<br />

-2.0<br />

WA-Lohn ohne LNK (Bay.)<br />

Bruttoverdienste d. Arbeiter im prod.<br />

Gewerbe<br />

Lebenshaltungskosten BRD<br />

Holzpreis (Fi/Ta B)<br />

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000<br />

Abb. 42: Indizierte Entwicklung von Lohnkosten für Waldarbeiter und Holzpreisen bezogen<br />

auf das Basisjahr 1960. Entwicklung der Löhne der Industriearbeiter und der Lebenshaltungskosten<br />

<strong>als</strong> Vergleich. 172<br />

Wie aus Abb. 42 hervorgeht, haben sich die Lebenshaltungskosten in den letzten vierzig<br />

Jahren verdreifacht, während sich der Holzpreis lediglich knapp verdoppelt hat. Die Löhne<br />

in der Forstwirtschaft haben sich im gleichen Zeitraum verzwölffacht, wenn man die Lohnnebenkosten<br />

miteinbezieht, sogar verachtzehnfacht. Diese Entwicklung zwang bei gleichbleibendem<br />

Einschlag zu Rationalisierung und Mechanisierung in der Holzernte und damit<br />

zu deutlichem Stellenabbau. Waren 1960 noch 18 Waldarbeiter in einem durchschnittlichen<br />

Revier beschäftigt (1000ha) sind es heute noch 3 Waldarbeiter. Heute wird geschätzt,<br />

dass etwa ein Viertel des jährlichen Hiebsatzes in der Bundesrepublik durch die Kapazität<br />

von Harvestern abgedeckt werden kann. 173<br />

170 Die Staatsforstverwaltungen wollen zwar einen bestimmten Sockel an Regiearbeitskapazität vorhalten,<br />

vergeben aber ein großes Volumen an Unternehmer. Bayern vergab 1999 40 % der Betriebsarbeiten an Unternehmer.<br />

BAYER. STAATSFORSTVERWALTUNG , JAHRESBERICHT (1999, S. 49). Niedersachsen ließ 1/3 des Holzeinschlags<br />

von Unternehmern aufarbeiten und 76% des Einschlages durch Unternehmer rücken. NIEDERSÄCHSICHE<br />

LANDESFORSTEN (2000), S. 17<br />

171<br />

SPELLMANN und NAGEL (2000), S. 446 haben die Holzerntekosten von Harvester und EST verglichen. Demnach<br />

ist die Aufarbeitung im EST 1,5 bis 2,0 mal so teuer wie die Harvesteraufarbeitung.<br />

172<br />

STATIST. JAHRBÜCHER (1960-98), BAYER. STAATSFORSTVERWALTUNG (1960-98)<br />

173<br />

DÜRRSTEIN ET AL. (2000), S. 1. In Bayern werden 26% des Einschlages durch Selbstwerber und Unternehmer<br />

aufgearbeitet, ein Drittel der Betriebsarbeiten wird durch Unternehmer durchgeführt (BAYER. STAATS-<br />

FORSTVERWALTUNG JAHRESBERICHT (1998, S. 47).


Dokumentation 81<br />

300%<br />

200%<br />

100%<br />

Anzahl WA/1000ha<br />

Holzpreis (Fi/Ta B)<br />

WA-Lohn und LNK (Bay.)<br />

0%<br />

1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000<br />

Abb. 43: Indizierte Entwicklung von Holzpreis, Anzahl Waldarbeiter und Lohnkosten in<br />

Bayern bezogen auf das Basisjahr 1980.<br />

In den Jahren 1980 bis 1982 kam zu einer gegensätzlichen Entwicklung von Lohnkosten<br />

und Holzpreisen: Während die Löhne weiter stiegen, begannen die Holzpreise zu sinken<br />

(Abb. 43). Der Trend zur Senkung des Waldarbeiterstandes hatte sich in den 1970ern verlangsamt.<br />

Trotz der sich nun öffnenden Schere zwischen zunehmenden Lohnkosten und<br />

sinkenden Holzpreisen wurde der Waldarbeiterstand ein ganzes Jahrzehnt lang auf gleichem<br />

Niveau gehalten. Erst in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre wurde weiter reduziert<br />

und zwar so stark, dass eine Reduktion um die Hälfte bereits nach 5 Jahren erreicht war. 174<br />

Möglich geworden war dies durch die Harvestertechnologie und die Bereitschaft, Teile des<br />

Einschlags durch Unternehmer/Selbstwerber vornehmen zu lassen. Die Holzpreise, die sich<br />

Ende der 1980er-Jahre erholt hatten, fielen durch das Kalamitätsereignis von 1990 um<br />

44 % ab. 175 Auch der mehr regionale Sturmwurf "Lothar" im Jahr 1999 bewirkte einen<br />

Markteinbruch bei Fichtenholz für ganz Deutschland. 176<br />

3.2.1.3.2 Entwicklung des Mechanisierungsgrads und der Harvester-Technologie<br />

Der Einsatz von Maschinen, die bei der Holzernte Bestandesfläche befahren, gliedert sich in<br />

zwei zeitliche Abschnitte: <strong>zum</strong> einen den Abschnitt der Mechanisierung der Rückung und<br />

<strong>zum</strong> anderen den Abschnitt der Mechanisierung der Fällung und Aufarbeitung. Wird sowohl<br />

die Rückung <strong>als</strong> auch der Einschlag mit fahrbaren Großmaschinen durchgeführt,<br />

kann von Vollmechanisierung gesprochen werden.<br />

Die Mechanisierung der Rückung vollzog sich im Wesentlichen Ende der 1950er, Anfang<br />

der 1960er-Jahre. 177 In der Landwirtschaft wurde tierische Antriebskraft zunehmend durch<br />

174 In Bayern (Staatswald) betrug der Stand der Waldarbeiter 1999 rd. 17% des Standes von 1960 (BAYER.<br />

STAATSFORSTVERWALTUNG 1960-1999). Andere Länder haben noch stärker reduziert. In Niedersachsen waren<br />

1999 nur noch etwa 12% bezogen auf 1960 beschäftigt (NIEDERSÄCHSICHE LANDESFORSTEN, 2000, S.47).<br />

175 Der jährliche Erzeugerpreis (Staatswald) von Rohholz Fichte B fiel von 1990 auf 1991um 44 % (ZMP-<br />

BILANZ, 1995, S. 97).<br />

176 Von 1999 auf 2000 fiel dieser Erzeugerpreis um 22 % (ZMP-BILANZ, 2001, S. 105).<br />

177<br />

BEHRNDT (1999), S. 642


Dokumentation 82<br />

Motorleistung ersetzt. Dadurch war auch die Forstwirtschaft gezwungen, ihren Transport<br />

zur Waldstraße umzustellen, da zunehmend Mangel an Rückegespannen auftrat. 178 Eingesetzt<br />

wurden anstatt der Ochsen und Pferde landwirtschaftliche Schlepper, die, zunächst<br />

noch ohne Winde, möglichst nahe an das zu transportierende Gut heranfuhren. 179<br />

Breitreifen gab es noch nicht. In den 1960er- und 1970er-Jahren kam dann die Seilwinde<br />

auf, mit der es möglich war, das Holz beizuseilen und von festen Erschließungslinien aus<br />

zu rücken. Die Gefährdung des forstlichen Standorts durch diese zunehmende Befahrung<br />

mit schweren Maschinen wurde schon früh erkannt. 180 Deshalb entwickelten die Landesforstverwaltungen<br />

in den 1970er-Jahren ein System der Feinerschließung, um die Fahrbewegungen<br />

der Schlepper auf Rückelinien zu leiten und damit mögliche Schäden dort zu<br />

konzentrieren.<br />

In den 1980er-Jahren wurden die Schlepper größer und schwerer, erstm<strong>als</strong> tauchten Forstspezi<strong>als</strong>chlepper<br />

auf, mit besserer Geländegängigkeit und größerem Transportvolumen.<br />

Damit stieg auch der spezifische Bodendruck. Zur Bodenschonung wurden einerseits Verbesserungen<br />

an den Maschinen vorgenommen (Breitreifen, Reifenprofile, Achslastverteilung),<br />

andererseits wurde von Waldbesitzerseite aus die Einhaltung der Rückegassen konsequent<br />

umgesetzt. Die Randbäume wurden zur besseren Orientierung mit Leuchtfarbe<br />

permanent markiert. Dieses Vorgehen sollte sichern, dass die Maschinenführer die Gassen<br />

finden und auch tatsächlich auf den Gassen fahren.<br />

Ab Mitte der 1980er-Jahre begann das „Zeitalter“ der vollmechanisierten Holzernte. Die<br />

Rückegassen werden dabei von einem Kranharvester angelegt, der in einem Streifen rechts<br />

und links der Gasse durchforstet. Bestenfalls aus den nicht mit dem Kran erreichbaren Zwischenfeldern<br />

wird motormanuell zugefällt, wobei der Harverster die anschließende Aufarbeitung<br />

übernimmt. Der Einsatz dieser in Skandinavien entwickelten Maschinen erfolgte<br />

bis 1990 nur sporadisch, deutete aber schon einen Trend zur Vollmechanisierung an.<br />

Durch den Sturmwurf 1990 wurde dieser Trend zur Welle: die Harvester-Technologie fand<br />

auf den Wiebke-Kahlflächen eine Plattform, ihre Leistungsfähigkeit augenfällig nachzuweisen.<br />

Durch den erfolgreichen Einsatz auf den Kalamitätsflächen hat sich die vollmechanisierte<br />

Holzernte in den 1990ern nach und nach auch in der Durchforstung durchgesetzt<br />

und ist heute voll etabliert. In Anhalt und Ergänzung von MAHLER und PFEIL (1998) kann der<br />

Abschnitt der Vollmechanisierung in vier Phasen unterteilt werden:<br />

1. Phase der Einführung (1987-1990):<br />

Entwicklung von Arbeitsverfahren und Maßnahmen zur Bodenschonung (Reisigmatte), technische Verbesserungen<br />

an der Maschine (Entastungsqualität), intensive Diskussion über Rückegassenabstände.<br />

2. Phase der Erprobung (1990-1993):<br />

Einsatz des neuen Systems auf den Kahlflächen von 1990 führt zu weiter Verbreitung und Anerkennung<br />

der Harvestertechnologie; Unternehmer und staatliche Maschinenbetriebe statten sich mit Kranvollerntern<br />

aus. 181<br />

178 Die Zahl der Pferde verringerte sich von 1960 bis 1965 von 1 Mio. auf 0,42 Mio., dagegen nahm die<br />

Schlepperzahl von 0,52 Mio. auf 1,1 Mio. zu (ROGALL (1968), S. 69<br />

179<br />

CLAASSEN (1959), S. 4<br />

180<br />

AGREN (1969), S. 758<br />

181 Die Zunahme des Interesses an der Forstmechanisierung kommt auch <strong>zum</strong> Ausdruck in den Publikationsorganen,<br />

die sich mit diesem Thema beschäftigen. Gab es bis 1989 im deutschsprachigen Raum nur ein<br />

dünnes, monatlich erscheinendes Faltblatt des KWF, gibt es heute vier forstliche Zeitschriften, die sich ausschließlich<br />

diesem Thema widmen.


Dokumentation 83<br />

3. Phase der Konsolidierung und Durchsetzung (1993-1998)<br />

Systematische Verfahrensgestaltung zur hochmechaniserten Durchforstung, konsequente Umsetzung der<br />

Feinerschließungsmodelle in der Praxis, Untersuchungen <strong>zum</strong> <strong>umweltschonenden</strong> <strong>Maschineneinsatz</strong> (Boden<br />

und Bestand), Fragen der automatisierten Vermessung, Leistungsuntersuchungen bei unterschiedlichen<br />

Baumarten, Holzstärken, Bestandesverhältnissen.<br />

4. Erschließung neuer Arbeitsfelder (ab 1998)<br />

Ausdehnung des Harvestereinsatzes auf Hanglagen und damit Einführung von Raupenfahrwerken, Entwicklung<br />

von kostengünstigen Kleinharvestern für die Durchforstung, Einsatz in Endnutzungsbeständen<br />

und damit Entwicklung von Arbeitsverfahren zur Langholzaushaltung und Verjüngungschonung.<br />

Anzahl<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 Jahr<br />

Abb. 44: Anzahl der<br />

Harvester in Deutschland.<br />

182<br />

Die Welle der Vollmechanisierung hat in den 1990er-Jahren zu einer intensiven Diskussion<br />

darüber geführt, in wie weit ein maschinengerechter Wald erforderlich ist und die Rükkegassenabstände<br />

der Kranreichweite der Harvester anzupassen sind. 183 Die Landesforstverwaltungen<br />

haben die Abstände für den Staatswald verbindlich festgelegt. Sie liegen<br />

im Minimum bei 20 m (z.B. Niedersachsen) 184 , und im Maximun bei 40 m (z.B. Baden-<br />

Württemberg). 185 Manche Länder gehen von einer permanenten Einrichtung aus (Baden-<br />

Württemberg), andere nicht (Bayern). Im größeren Privatwald liegen die Gassenabstände<br />

heute bei 20 m, was eine vollmechanisierte Aufarbeitung ohne Zwischenfelder ermöglicht.<br />

Im Flachland ist der Einsatz von Harvestern inzwischen gang und gäbe. In Durchforstungsbeständen,<br />

die mit Waldarbeitern nicht mehr kostendeckend aufgearbeitet werden können,<br />

werden heute kostengünstige Kleinharvester eingesetzt. 186 Auch schwer zugängliche<br />

Gebiete am Hang werden zunehmend mit Harvestern durchforstet. Hier werden Möglichkeiten<br />

gesehen, Bergwälder wirtschaftlich und ohne körperlich schwere und gefährliche<br />

Handarbeit zu pflegen. 187 Radharvester können ohne Probleme in Hanglagen von etwa<br />

35 % Neigung arbeiten. 188 Durch die seit 1997 verstärkt <strong>zum</strong> Einsatz kommenden Raupen-<br />

182 Zusammengestellt und ergänzt nach Schätzungen von MAHLER und PFEIL (1998), DÜRRSTEIN (2000) und<br />

OHRNER (2000).<br />

183FORBRIG (1994), S. 57ff, SAUTER und BUSMANN (1994), S. 137 ff, MAHLER und PFEIL (1998), S. 1571<br />

184 Niedersachsen hat konsequent die Gassenabstände an die Kranreichweite der Harvester angepasst.<br />

BEHRNDT (1999), S. 645<br />

185<br />

MATTHIES (2000), S. 44 hat eine übersichtlichte Tabelle zusammengestellt.<br />

186<br />

HAMBERGER ET AL. (2000), S. 167<br />

187<br />

THEES und FRUTIG (1998), S. 909<br />

188<br />

MAHLER und PFEIL (1998), S. 1571


Dokumentation 84<br />

harvester, deren Kabinen tiltbar sind, d.h. verstellbar entsprechend der Hangneigung, können<br />

sogar Geländeneigungen von über 50 % bis zu 65 % bewältigt werden. 189 Dadurch<br />

werden bislang unzugängliche Flächen für die vollmechanisierte Holzernte erschlossen,<br />

aber auch der Befahrung durch Maschinen ausgesetzt. Auch qualitativ haben Kettenlaufwerke<br />

andere Auswirkungen auf den Boden <strong>als</strong> die Reifen konventioneller Maschinen. 190<br />

200%<br />

150%<br />

100%<br />

50%<br />

0%<br />

1988 1990 1992 1994<br />

Abb. 45: Entwicklung des<br />

Mechanisierungsgrades im<br />

Staatswald Baden-<br />

Württemberg für Regie- und<br />

Unternehmereinsatz; gemessen<br />

in Maschinenkapital<br />

je ha Holzboden, 1988<br />

=100 %. 191<br />

FORBRIG (2000) hat die Entwicklung der Mechanisierung in den Jahren von 1988 bis 1995<br />

untersucht (Abb. 45). Als Datengrundlage dienten ihm die Zahlen zu den Regiemaschinen<br />

aus den Landesforstverwaltungen Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen. Daneben<br />

hat er versucht, mit einem Modell die Maschinenzahlen der im gleichen Zeitraum<br />

tätigen Unternehmer zu berechnen. Um den Mechanisierungsgrad zu ermitteln, hat er das<br />

eingesetzte Maschinenkapital und die erzeugte Motorleistung auf den ha Holzboden und<br />

den fm Einschlag bezogen. Dabei hat er folgendes festgestellt: 192<br />

� Der Mechanisierungsgrad der staatlichen Maschinenbetriebe steigt im Zeitraum von<br />

1988 bis 1995 um über 30 %<br />

� Im Jahr des Sturmwurfs 1990 lag der Mechanisierungsgrad von Regie- und Unternehmermaschinen<br />

um 80 % höher <strong>als</strong> 1988<br />

� Durch den Einschlagsstop in den Jahren 1992/1993 sank der Mechanisierungsgrad, um<br />

in den „Normaljahren“ darauf wieder deutlich anzusteigen.<br />

189 WEIXLER ET AL. (1999a, S. 25), ENCKE (1998, S. 1612), STAMPFER (2000, S. 4), SCHÖTTLE ET AL. (1997), S. 1180<br />

190 FELLER ET AL. (1997), S. 480, KREMER (2000), S. 31 ff<br />

191 Quelle: FORBRIG (2000), S. 90 verändert<br />

192 FORBRIG (2000), S. 89 ff


Dokumentation 85<br />

180%<br />

160%<br />

140%<br />

120%<br />

100%<br />

Tragschlepper<br />

Summe<br />

Schlepper > 60 Kw<br />

Summe<br />

Schlepper < 60 Kw<br />

80%<br />

1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995<br />

Abb. 46: Entwicklung des Bestandes ausgewählter Maschinen der Landesforstverwaltungen<br />

Hessen und Baden-Württemberg von 1988 bis 1995 (Quelle: FORBRIG 2000, S. 82 verändert)<br />

Darüberhinaus kann aus den Untersuchungen von FORBRIG abgeleitet werden, dass der<br />

Trend hin zu schweren Spezialmaschinen geht. Neben den Tragschleppern weisen auch die<br />

Spezi<strong>als</strong>chlepper > 60 kW einen Anstieg auf (Abb. 46). Der Anteil der leichten Kleinschlepper<br />

dagegen geht kontinuierlich zurück.<br />

3.2.1.4 Zusammenfassung<br />

� Die Forstwirtschaft <strong>Mittel</strong>europas hat von sich aus während der Machanisierungsphase<br />

der Holzernte stets versucht durch begleitende Maßnahmen einen möglichst ressourcenschonenden<br />

Einsatz von Maschinen zu gestalten. Durch den gesellschaftlichen Diskurs<br />

193 hat sie in jüngerer Zeit wesentliche Impulse erhalten.<br />

� Heute bestehen zahlreiche Normen, die von der Forstwirtschaft den nachhaltigen Umgang<br />

und die Schonung der Ressourcen verlangen. Dabei findet auch der Bodenschutz<br />

mehr und mehr Berücksichtigung.<br />

� Durch die Zertifizierung wird versucht, Einfluss auf die Waldbewirtschaftung zu nehmen.<br />

Andererseits besteht damit die Chance die Nachhaltigkeit forstlicher Produktion<br />

zu vermarkten. Dabei wird von allen Zertifizierungsorganisationen auch auf den Bodenschutz<br />

und mehr oder weniger dezidiert auf das Feinerschließungssystem eingegangen.<br />

� Die Forstwirtschaft ist aufgrund des mangelhaften wirtschaftlichen Ertrags zunehmend<br />

zur Vollmechanisierung der Holzernte gezwungen.<br />

� Der Bereich der Holzernte wird dabei zunehmend von Regiearbeit auf Unternehmereinsatz<br />

umgestellt, was Management- und Controlling-Fragen aufwirft.<br />

193 vgl. Fußnote 302, S. Fehler! Textmarke nicht definiert.


Dokumentation 86<br />

� Etwa 20 bis 30 % des jährlichen Einschlages in Deutschland werden heute durch<br />

Vollerntefahrzeuge erledigt, die von der Rückegasse aus arbeiten.<br />

� Die überwiegende Masse des geernteten Holzes wird durch Fahrzeuge gerückt, die<br />

Rückung erfolgt in der Regel über die Rückegassen 194 .<br />

� Durch die Einführung von Feinerschließungsnetzen wurden Ernte- und Rückebewegungen<br />

auf Linien verdichtet und damit mögliche Schäden auf diese Linien konzentriert.<br />

� Das Feinerschließungsnetz ist <strong>zum</strong> großen Teil gekennzeichnet und die Einhaltung<br />

überwacht. 195<br />

� Rückegassenabstände werden häufig nach den Kranreichweiten der Harvester gewählt.<br />

� Der Trend geht zu Spezialmaschinen, die hinsichtlich ihrer Bauweise versuchen, ökologischen<br />

Ansprüchen gerecht zu werden.<br />

� Gleichzeitig geht der Trend bei den Tragschleppern zu höheren Ladekapazitäten, was<br />

die Achslasten und dadurch den spezifischen Bodendruck der Reifen erhöht.<br />

� Bislang nicht zugängliche Hanglagen werden durch die Verwendung von Raupenfahrwerken<br />

und durch neu entwickelte Arbeitsverfahren für die vollmechanisierte Aufarbeitung<br />

erschlossen.<br />

� In Erst- und Zweitdurchforstungen wird aus Kostengründen die motormanuelle Holzernte<br />

zunehmend durch vollmechanisierte Holzernte ersetzt (oft Einsatz von Kleinharvestern).<br />

� Der finanzielle Druck führt <strong>zum</strong> Einsatz von leistungsfähigen, aber teuren und schweren<br />

Spezialmaschinen, die wegen der hohen Kapitalkosten mit hoher Auslastung fahren<br />

müssen und bei mangelnder Planung deshalb auch oft bei ungünstigen Bodenverhältnissen<br />

eingesetzt werden.<br />

194 Der Anteil, der durch Pferde gerückt wird oder mit Seilkran oder Helikopter gebracht wird, kann wegen<br />

des realtiv geringen Umfangs vernachlässigt werden.<br />

195 Dies gilt für den öffentlichen Waldbesitz und weitgehend auch für den größeren Privatwaldbesitz.


Dokumentation 87<br />

3.2.2 Modellierung: Auswirkung und Umfang von Befahrung<br />

Durch die Langfristigkeit der forstlichen Produktion ist der Bestand vielen Risiken der Beschädigung<br />

oder der Wertminderung ausgesetzt. Diese Risiken des Bestandes werden von<br />

der forstlichen Betriebswirtschaft in Modellen über eine komplette Umtriebszeit betrachtet<br />

und bewertet. 196 Auch Sturmgefährdung von Beständen 197 oder anthopogen bedingte Risiken<br />

der Waldwirtschaft wurden bereits in Modellen simuliert (Zunahme von Steinschlag,<br />

Lawine, Hochwasser durch Waldsterben). 198<br />

Risikobetrachtungen für mechanische Beschädigungen des Bodens durch den Menschen<br />

existieren bislang nicht; weder eingriffsbezogen noch umtriebszeitbezogen. Der Boden<br />

aber wird viel langfristiger bewirtschaftet <strong>als</strong> ein Bestand. Seine Regenerationszeitraum ist<br />

heute noch nicht zu überblicken. 199 Deshalb erscheint es zulässig, das Risiko, das von<br />

Forstmaschinen für den Waldboden ausgeht, mit dem Spezificum der Forstwirtschaft, der<br />

Langfristigkeit in einem Modell zu verbinden. Als taugliche Zeiteinheit der Betrachtung<br />

bietet sich die Umtriebszeit an, weil nur dadurch die spezifischen Risiken der Baumartenwahl<br />

und der Ertragskraft des Bodens ausreichend Berücksichtigung finden. Dabei ist im<br />

Modell vom Stand der derzeitigen Mechanisierung auszugehen, die auf einen vollständigen<br />

Produktionszeitraum zu beziehen ist.<br />

Bei der mechanischen Beanspruchung von Böden durch Maschinen entstehen Strukturveränderungen,<br />

die sowohl eine Verminderung der Porenkontinuität (Unterbrechung des biogen<br />

vernetzten Porensystems) <strong>als</strong> auch eine Zerstörung des Makroporensystems (Verdichtung)<br />

nach sich ziehen. 200 Durch diese Bodenveränderung entstehen zunächst ökologische<br />

Beeinträchtigungen, die auf einen gestörten Gasaustausch zurückzuführen sind. Wird die<br />

Tragfähigkeit des Bodens überschritten, kommt es <strong>zum</strong> Grundbruch (plastisches Fließen<br />

des Substrats), weil das Porenwasser z.B. bei Wassersättigung nicht abgegeben werden<br />

kann. Die Last sinkt ein, der Boden steigt seitlich der Last hoch. 201<br />

Während ein solcher technischer Schaden durch einen Grenzwert klar zu definieren ist,<br />

nämlich der Druck bzw. Wassergehalt bei dessen Überschreitung eine irreversible Verformung<br />

auftritt, 202 , ist die Definition, ab wann es zu einem ökologischen Schaden am Boden<br />

kommt, strittig. 203 In der Bodenforschung bestehen dazu noch unterschiedliche Meinungen,<br />

v.a. hinsichtlich der Bedeutung der O 2- und CO 2-Konzentration in der Bodenluft. 204<br />

Einig ist man sich über die große Anzahl potenzieller Einflussgrößen und Faktorenkombinationen<br />

und bekennt sich deshalb <strong>zum</strong> Vorsorgeprinzip. 205<br />

196 z.B. DEEGEN (1994), DIETER (1997), BRÄUNIG und DIETER (1999)<br />

197<br />

KÖNIG (1996)<br />

198<br />

SUDA (1989)<br />

199<br />

KREMER (1998), S. 59 hat festgestellt, dass auch 30 Jahre nach dem Befahrungsereignis keine bodenphysikalische<br />

Verbesserung eintrat. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen FRÖHLICH und MCNABB (1983, S. 175 ff), die<br />

aus mehreren Untersuchungen berichten und einen linearen Zusammenhang zwischen Zunahme der Bodendichte<br />

und vermindertem Höhenwachstum der Bestockung nachweisen.<br />

200 V. WILPERT (1998), S. 29<br />

201<br />

DIETZ, KNIGGE und LÖFFLER (1984), S. 85. Diese Gleisbildung ist ein Merkmal wassergesättigter, vorwiegend<br />

bindiger und feinkörniger Böden, auch STRATMANN (1986, S. 6)<br />

202<br />

DIETZ, KNIGGE und LÖFFLER (1984), S. 85<br />

203<br />

EKLKOFER ET AL. (1995), S. 1403; HILDEBRAND und SCHACK-KIRCHNER (1997), S. 1402<br />

204<br />

MATTHIES (1994), S. 723, Schack-KIRCHNER und HILDEBRAND (1994), S. 720, V. WILPERT (1998), S. 29 ff<br />

205<br />

FORBRIG und HOFMANN (1998), S. 22


Dokumentation 88<br />

Deshalb ist die Befahrungsqualität unsicher zu definieren und wegen der Komplexität<br />

schwierig modellierbar. 206 Recht eindeutig lassen sich aber mit einem Modell die Quantität<br />

der Befahrung in Form der Zahl der Überfahrten über eine Gasse und der vermutlich befahrene<br />

Flächenanteil simulieren. Beide Größen bewirken nicht zwingend Schäden, da dies<br />

auch stark von Standort, Witterung und eingesetzter Maschine abhängt.<br />

Jedoch stellt die Quantität 207 einer Einwirkung neben der Art der Einwirkung und der Disposition<br />

des Objektes, auf das eingewirkt wird, einen wesentlichen Teil des Gefährdungspotenzi<strong>als</strong><br />

dar.<br />

Eine größere Zahl an Überfahrten ist auch ein größeres Risiko für den Bestand selbst, weil<br />

bei jeder Ernte- bzw. Transportfahrt auch Bäume der Verjüngung und des verbleibenden<br />

Bestandes an Rinde und Wurzeln beschädigt werden können. 208<br />

Im Folgenden wird deshalb versucht, jene Parameter zu beschreiben, die Einfluss auf Qualität<br />

und Quantität der Befahrung ausüben. Dabei werden Parameter, die qualitativ wirken<br />

nur der Vollständigkeit halber dargestellt. Im Modell selbst tauchen sie nicht auf. Anschließend<br />

wird auf modelltheoretische Grundlagen eingegangen, um daraus zwei Modelle zu<br />

entwickeln, die die quantitativen Parameter einbeziehen und Aussagen zur Befahrungsmenge<br />

erlauben.<br />

3.2.2.1 Risikoabschätzung für Bodenschäden durch Befahrung<br />

Die Schädigung eines Bodens ist von verschiedenen, <strong>zum</strong> Teil hoch variablen, Parametern<br />

abhängig. 209 Diese Parameter lassen sich den Einheitengruppen Boden, Bestand, Maschine<br />

und Organisation zuordnen (Abb. 47). Im Folgenden werden die wichtigsten dieser Parameter<br />

beschrieben, nach Einheitengruppen geordnet.<br />

Bestand<br />

• Baumart<br />

• Bonität<br />

• Alterklasse<br />

• Kalamitätsnutzung<br />

Organisation<br />

• Rückegassenabstand<br />

• Zahl der Eingriffe<br />

• Anzahl der Sorten<br />

• Arbeitsverfahren<br />

• Aufsicht des RL<br />

• Erfahrung des Fahrers<br />

Risiko für<br />

Bodenschäden<br />

Boden<br />

• Bodensubstrat<br />

• Feuchtezustand<br />

Maschine<br />

• Eigengewicht<br />

• Ladung<br />

• Reifen oder Kette<br />

• Reifenbreite<br />

• Reifenfülldruck<br />

• Anzahl der Räder<br />

Witterung<br />

Abb. 47: Ausgangspunkte für die<br />

Gefährdung von Böden durch Befahrung.<br />

206 SCHACK-KIRCHNER und HILDEBRAND (1993) haben mit einem 2-dimensionalen Simulationsmodell eine Teilqualität,<br />

nämlich O 2-Konzentrationsprofile unter Fahrspuren berechnet. Auch MCNABB und BOERSMA (1996)<br />

haben mit dem Modell zur Darstellung der Verdichtbarkeit teilweise wassergesättigter Böden einen Teilaspekt<br />

modelliert.<br />

207 Häufigkeit der Überfahrt und Ausmaß der befahrenen Fläche<br />

208 Eine Untersuchung über die Prognose von Bestandesschäden muss im Rahmen dieser Arbeit außer Betracht<br />

bleiben, da sie zuweit vom eingentlichen Thema wegführt. SAUTER und BUSMANN (1994) sowie BORT,<br />

MAHLER und PFEIL (1993) haben sich damit ausführlich beschäftigt.<br />

209 MATTHIES (1999), S. 41


Dokumentation 89<br />

3.2.2.1.1 Bodeneigenschaften<br />

Zu den Risikoparametern, die im befahrenen Objekt selbst ihre Ursache haben gehören<br />

direkt die Eigenschaften des Bodens und indirekt auch die Witterung, weil sie Einfluss auf<br />

diese Bodeneigenschaften nimmt.<br />

� mechanische Eigenschaften des Bodensubstrates<br />

� Feuchtezustand des Bodens<br />

� Witterung, Witterungsverlauf<br />

Der Grad der Strukturveränderungen im Boden hängt von den mechanischen Eigenschaften<br />

des Bodensubstrates ab. Wichtigste Einflussfaktoren für die plastischen Eigenschaften<br />

sind die Korngrößenverteilung, die tonmineralogische Zusammensetzung und der Anteil an<br />

organischer Substanz im Boden. 210 Bindige Böden ändern im Gegensatz zu Böden mit hohem<br />

Sandanteil ihr mechanisches Verhalten in Abhängigkeit vom Wassergehalt. Bei Befahrung<br />

werden sie verdichtet und das Luftporenvolumen vermindert sich. Für jeden Boden<br />

gibt es einen spezifischen Wassergehalt, bei dem er maximal verdichtet wird. 211 Wird ein<br />

bestimmter Wassergehalt überschritten, neigen Böden mit hohem Tonanteil bei mechanischer<br />

Belastung <strong>zum</strong> plastischen Fließen. Die plastischen Kennwerte werden Konsistenzgrenzen<br />

genannt und sind individuell für den jeweiligen Boden zu bestimmen. In Tab. 15<br />

ist eine Zuordnung zu Empfindlichkeitsstufen entsprechend der Fließgrenze der jeweiligen<br />

Böden abgebildet.<br />

Tab. 15: Klassifizierungskonzept nach MATTHIES und KREMER (1999, S. 45), W L ist der Wassergehalt<br />

bei der Fließgrenze (liquid) des Bodens.<br />

Nicht empfindlich WL – n.b. Grobböden (>20 mm) > 50vol%; Sande, humusreiche<br />

Sande<br />

Leicht plastisch WL bis 30% Schwach plastische (degradierte) Schlufflehme,<br />

sandige Lehme<br />

<strong>Mittel</strong> plastisch WL bis 45% Schlufflehme, (sandig), kiesig, tonige Lehmen,<br />

humusreiche sandige Lehme<br />

Hoch plastisch WL > 45% Lehme, Tonlehme<br />

Nicht befahrbar Nasse Böden<br />

Fasst man die Ergebnisse der Waldbodeninventur in Bayern zu drei Gruppen von Bodenarten<br />

zusammen und klassifiziert nach dem System von MATTHIES und KREMER (1999), gelangt<br />

man zu dem Ergebnis in Tab. 16.<br />

210 MATTHIES ET AL. (1999), S. 8<br />

211 Dargestellt werden kann dies in der Proctor-Kurve, in der die Trockendichte über dem Wassergehalt aufgetragen<br />

ist. Diese Kurven weisen stets ein Maximum auf. DIETZ, KNIGGE und LÖFFLER (1984, S. 70)


Dokumentation 90<br />

Tab. 16: Anteil der Bodenarten in Bayern (nach Waldbodeninventur) 212 und ihre Gefährdung<br />

durch Befahrung<br />

Bodenart Gefährdung Vorkommen in<br />

%<br />

Humuskarbonatb., Sande, lehmige Sande,<br />

sandige Lehme, Decksand,<br />

Schichtsand über Ton<br />

Gering 54<br />

Lehme, Schichtlehm über Ton <strong>Mittel</strong> 23<br />

Fein- und Schlufflehme, Kalkverwitterungslehme,<br />

Moore<br />

Hoch 23<br />

Demnach sind 54 % der bayer. Standorte auf Grund ihrer Bodenart gering gefährdet, 46 %<br />

sind mehr oder weniger stark gefährdet.<br />

Der Feuchtezustand des Bodens ist ein wesentlicher Parameter, ob sich bei Befahrung<br />

Strukturveränderungen im Boden ergeben oder nicht. Allgemein gilt, dass mit zunehmender<br />

Wassersättigung und Bindigkeit der Böden die Gefährdung zunimmt. Sandböden und<br />

Böden mit hohem Skelettanteil sind i.d.R. stabil.<br />

Wichtigen Einfluss auf die Befahrbarkeit von Böden übt auch die Witterung aus. Sie verursacht<br />

über den Niederschlag den Feuchtezustand des Bodens. Bei gleicher Bodenart ist<br />

deshalb in Gebieten mit hohem Niederschlag die Dauer der Nicht-Befahrbarkeit von Böden<br />

länger, <strong>als</strong> in Gebieten mit geringerem Niederschlag. Empfindliche Böden, die stark bindig<br />

sind und einen hohen Tonanteil aufweisen, sind nur bei Trockenheit oder Frost stabil. Liegen<br />

solche Böden in niederschlagsarmen Gebieten, kann ihre reale Gefährdung über das<br />

Jahr hinweg geringer sein <strong>als</strong> die eines relativ unempfindlichen Bodens (z.B. sandiger<br />

Lehm) in Gebieten mit hohem Niederschlag.<br />

Die Wasserhaushaltsstufe eines Standorts ist abhängig von den mechanischen Eigenschaften<br />

des Bodens , der Geländelage und dem Geländeklima. 213 Sie wird <strong>als</strong>o bestimmt durch<br />

diejenigen exogenen und bodenendogenen Größen, die auch Einfluss auf die Befahrungsstabilität<br />

haben. Deshalb scheint es trotz aller Unschärfen zulässig, die Wasserhaushaltsstufe<br />

<strong>als</strong> einen (groben) Weiser für die Gefährdung des jeweiligen Standorts durch Befahrung<br />

zu betrachten. 214 Nach der bayerischen Waldbodeninventur ist etwa die Hälfte der<br />

Standorte ziemlich frisch bis feucht und kann deshalb <strong>als</strong> besonders gefährdet für Schäden<br />

durch Befahrung betrachtet werden. 215<br />

3.2.2.1.2 Maschine<br />

Die Maschine wirkt sich auf den Boden mit folgenden Parametern aus:<br />

� Eigengewicht (incl. Gewichtsverteilung, Antriebsart)<br />

� Gewicht der Ladung<br />

� Reifen oder Kette<br />

� Reifenbreite<br />

� Reifenfülldruck<br />

212<br />

GULDER und KÖLBEL (1993), S. 92<br />

213<br />

ARBEITSKREIS STANDORTSKARTIERUNG (1980), S. 144 und S. 151<br />

214 Feuchte Sande sind sicher geringer gefährdet <strong>als</strong> mäßig frische Lehme im Zustand der vollen Wassersättigung.<br />

215 Das sind 52 % der bayerischen Standorte. GULDER und KÖLBEL (1993), S. 93


Dokumentation 91<br />

� Anzahl der Räder<br />

Eine ausschlaggebende Kenngröße für zu erwartende Strukturveränderungen im Waldboden<br />

ist der spezifische Bodendruck des Fahrzeuges. Dieser setzt sich zusammen aus dem<br />

Eigengewicht der Maschine und dem Gewicht der transportierten Ladung (Forwarder). In<br />

Abhängigkeit von der Aufstandsfläche der Reifen wird dieser Druck auf eine bestimmte<br />

Fläche des Untergrunds verteilt. Dabei spielt auch die Gewichtsverteilung auf die Achsen<br />

eine Rolle, die bei Forstspezialmaschinen gleichmäßiger erfolgt <strong>als</strong> bei landwirtschaftlichen<br />

Schleppern. 216 Breitreifen sollen das absolute Gewicht auf eine größere Fläche verteilen<br />

und dadurch die relative Belastung gering halten. Zur Bewertung dieser Bodenbelastung<br />

kann der Druckabbau im Boden (Druckzwiebel=Isobaren) unmittelbar aus der Druckverteilung<br />

in der Kontaktfläche rechnerisch ermittelt werden (Abb. 48). 217<br />

Abb. 48: Druckzwiebel (links) und Spannungsabbau im Boden (rechts). Nach DIETZ, KNIGGE<br />

und LÖFFLER (1984, S. 84). 218<br />

Als Schwellenwert für den Kontaktflächendruck, dessen Überschreitung auch bei niedrigen<br />

Bodenwassergehalten zu umfassenden Veränderungen der Bodenstruktur führt, haben sich<br />

50 kPa herausgestellt. 219 Allerdings können bei besonders hohen Wassergehalten auch<br />

schon wesentlich niedrigere Drücke zu gravierenden Strukturveränderungen wie Versiegelung<br />

der Fahrspur oder seitlichem plastischen Fließen (=Ausquetschen) führen. 220<br />

In den letzten Jahren gab es bei der technologischen Entwicklung der Ernte- und Bringungsfahrzeuge<br />

einen Trend zu immer größeren Maschinen. 221 Dabei werden bei<br />

216 Hofmann (1989, S. 87 f) konnte folgende Reihung in der Bodenpfleglichkeit der von ihm untersuchten<br />

Maschinen feststellen: Forwarder, Forstschlepper mit Niederquerschnittsreifen, Forstschlepper Normalbereifung,<br />

landwirtschaftlicher Schlepper.<br />

217<br />

DÖLL (1998), S. 36<br />

218 Die abgebildete Druckzwiebel gilt nur für homogene Böden und statischen Bodendruck. In Waldböden<br />

mit ihren diversen Horizonten und bei dynamischer Druckeinwirkung passen sich die Isobaren den jeweiligen<br />

Verhältnissen an.<br />

219<br />

MATTHIES ET AL. (1995), S. 111<br />

220<br />

MATTHIES ET AL. (1995), S. 112<br />

221<br />

HAUCK (2001), S. 43 und ARNOLD und FORBRIG (2000), S. 3


Dokumentation 92<br />

Harvestern inzwischen Eigengewichte von weit über 30t erreicht. 222 Diese Geräte wirken in<br />

Abhängigkeit von der Aufstandsfläche mechanisch auf den Boden ein. Die dabei erreichten<br />

statischen Bodendrücke liegen deutlich über dem Schwellenwert von 50kPa und können<br />

bis zu 70 kPa reichen. 223<br />

Neben den statischen Belastungen ist der Boden auch dynamischen Kräften ausgesetzt, die<br />

bei Beschleunigung oder Bremsung entstehen. Dabei liegen die dynamischen Belastungen<br />

i.d. R. deutlich über der statischen Auflast. 224 Der Boden dient dem Reifen <strong>als</strong> Widerlager<br />

für den Antrieb (Schubkraftübertragung). Bei der Übertragung dieser Kraft spielt die Antriebsart<br />

der Maschine, die Reifensteifigkeit und Reifenprofilierung (Rollwiederstand) sowie<br />

die Bodenrauhigkeit eine Rolle. 225 Liegen die Antriebskräfte über dem Reibungswiderstand<br />

des Bodens, kommt es <strong>zum</strong> Schlupf. 226 WÄSTERLUND (1992)und HEINIMANN (1996) haben<br />

darauf hingewiesen, dass bei vergleichbaren Kontaktflächendrücken der Reifen von<br />

Harvestern, Forwardern und Schleppern die auf den Boden wirkenden Schubkrafte des<br />

Schleppers bei Langholzrückung deutlich größer sind, <strong>als</strong> die Schubkräfte bei Harvestern<br />

oder Forwardern. Dies ist zurückzuführen auf den Reibungswiderstand der nachzuziehenden<br />

Last, der bei der Langholzrückung zu überwinden ist. HEINIMANN spricht von einer dreibis<br />

fünffach höheren Belastung des Bodens. 227<br />

Dabei hat auch die Art des Antriebs erheblichen Einfluss auf die Bodenbeanspruchung. 228<br />

In besonders schwierigem Gelände, sei es am Hang oder auf vernässtem Terrain, kommen<br />

zunehmend auch Raupenfahrzeuge mit Kettenlaufwerken <strong>zum</strong> Einsatz. 229 Für diese Fahrzeuge<br />

stellen Hangneigungen bis 60 % technisch keine Schwierigkeiten mehr dar. 230 Bei<br />

den Harvestern werden inzwischen nicht nur die Großmaschinen mit Ketten ausgestattet,<br />

sondern es gibt zunehmend auch Kleinharvester (


Dokumentation 93<br />

das Verletzungsrisiko der Wurzeln zu verringern. 234 Auch das Aufziehen von Gummipuffern<br />

lassen sich Schäden vermindern. Allerdings ist dies nicht bei allen Ketten möglich, es ist<br />

zeitaufwändig und geht bei der Aufarbeitung am Hang einher mit einem Verlust an Bodenhaftung.<br />

Reifenbreite und der Reifenfülldruck sind Einflussgrößen beim Einsatz von Radmaschinen<br />

für die mechanische Beanspruchung des Bodens. Der Reifen ist die Kontaktstelle der Maschine<br />

mit dem Untergrund; er überträgt die Kräfte der Maschine auf den Boden. Der<br />

Kontakflächendruck ist <strong>als</strong>o eine Größe, die sich aus der jeweiligen Radlast der Maschine<br />

und der Aufstandsfläche des Reifens ergibt. 235 Mit zunehmender Breite des Reifens wird die<br />

Aufstandsfläche vergrößert: der Druck auf den Boden wird auf eine größere Fläche verteilt<br />

und dadurch für die belastete Einheit vermindert. Ähnlich wirkt eine Verminderung des<br />

Reifeninnendrucks. Er führt auf plastischen Böden zu einer imaginären, aber physikalisch<br />

wirksamen Vergrößerung des Raddurchmessers und dadurch zu einer Verminderung des<br />

Bodendrucks (Abb. 49). 236 Neben der Vergrößerung der Aufstandsfläche in Fahrtrichtung<br />

kommt es zu einer - wenn auch geringfügigen - Vergrößerung senkrecht zur Fahrtrichtung.<br />

Verdichtung<br />

Imaginäre Vergrößerung<br />

des Raddurchmessers<br />

Rad<br />

i<br />

Aufstandsfläche<br />

Abb. 49: Imaginäre Vergrößerung<br />

des Reifendurchmessers<br />

durch Absenken des Fülldrucks.<br />

Nach JACKE (1999, S.<br />

43), verändert.<br />

In einem von ZIESAK und MATTHIES (2001) entwickelten Bodendruckmodell hat sich die Reduktion<br />

des Reifenfülldrucks <strong>als</strong> die wirkungsvollste "Stellschraube" erwiesen, um den vom<br />

Reifen auf den Boden ausgehenden Druck abzusenken. Sie stellten fest, dass die Reifenbreite<br />

nur deshalb eine Rolle spielt, weil in breiten Reifen eine stärkere Innendruckabsenkung<br />

möglich ist <strong>als</strong> bei Normalreifen unter vergleichbarer Last. Deshalb sei die Forderung<br />

nach Einsatz von Breitreifen nur dann gerechtfertigt, wenn sie mit der Auflage geringer<br />

Reifeninnendrücke gepaart ist.<br />

234<br />

FELLER und WEIXLER (1997), S. 1. Allerdings fällt stets zu wenig Material an, so dass die Rückegasse nie<br />

vollständig mit Reisig armiert werden kann. Vgl. auch Fußnote 327, S. 136<br />

235<br />

GERDSEN und GRAUPNER (1998), S. 35<br />

236<br />

JACKE (1999), S. 43


Dokumentation 94<br />

Die Räder übertragen das Gewicht der Maschine auf den Boden. Mit zunehmender Zahl<br />

der Räder wird das Maschinengewicht auf eine größere Aufstandsfläche verteilt. Heute ist<br />

ein eindeutiger Trend zu Sechs- bzw. Achtradmaschinen zu verzeichnen. 237<br />

3.2.2.1.3 Bestand<br />

Bestandesparameter sind durch den Bestand bedingte Größen, die einen unterschiedlich<br />

intensiven Einsatz von Forstmaschinen notwendig machen können. Dabei wirken diese<br />

Parameter indirekt auf die Intensität der mechanischen Beanspruchung des Bodens ein.<br />

Dabei handelt es sich um:<br />

� Baumart<br />

� Bonität des Bestandes<br />

� Alter in dem der Eingriff erfolgt<br />

� planmäßige Nutzung oder Kalamitätsnutzung<br />

Das quantitative Ausmaß der Befahrung eines Bestandes ist auch abhängig vom Erntevolumen;<br />

dieses ist wiederum hängt von der Baumart und der Bonität des Bestandes ab. 238<br />

Bei der Fichte ergibt sich bei einer Oberhöhenbonität 40 im Alter 100 eine Gesamtwuchsleistung<br />

von 1415 Efm o.R. Bei der Oberhöhenbonität 36 ist die Gesamtwuchsleistung um<br />

285 fm geringer. Unterstellt man bei den Rückefahrzeugen eine Transportkapazität von 10<br />

Efm, ergeben sich bei der 40er Bonität rund 140 notwendige Fahrten, um das gesamte<br />

Holz zu ernten und bei der 36er Bonität ca. 115 Rückefahrten (80 %). Ähnliche Relationen<br />

zwischen erster und zweiter Bonität herrschen auch bei Buche und Kiefer.<br />

Das Alter des Bestandes wirkt sich über die entnommene Masse aus. Wird viel Masse entnommen,<br />

muss häufiger gefahren werden. Ebenso wirken verschiedene Sorten tendenziell<br />

erhöhend auf die Zahl der Überfahrten, da Sammel- und Teilladungsfahrten notwendig<br />

werden. 239 Deshalb werden Bestände mit zunehmendem Alter häufiger befahren, v.a.<br />

wenn sie eingereiht sind und größere Massen in Verjüngungshieben entnommen werden.<br />

Der zunehmende Abstand der Bäume mit dem Alter eröffnet <strong>zum</strong>indest die theoretische<br />

Möglichkeit einer flächigen Befahrung und stellt so eine zusätzliche Gefährdung dar. Muss<br />

sich der Rücker in jüngeren Beständen aus technischen Gründen noch streng an die angelegten<br />

Rückegassen halten, weil er sich wegen des Baumabstandes gar nicht im Bestand<br />

bewegen könnte, wird die flächige Befahrung ab einem Baumabstand von 3,5 m technisch<br />

möglich. Dieser tritt bei der Fichte in Abhängigkeit von der Bonität im Alter zwischen 65<br />

und 80 ein (Abb. 50), bei der Buche im Alter zwischen 70 und 90 Jahren. Das bedeutet,<br />

dass in einem wüchsigen Bestand über einen viel längeren Zeitraum eine komplette Bestandesbefahrung<br />

möglich ist, <strong>als</strong> in weniger wüchsigen. Deshalb sind die guten Bonitäten<br />

stärker durch willkürliche Befahrung gefährdet, weil der notwendige Mindestabstand der<br />

Bäume früher erreicht ist.<br />

237 HAUCK (2001), S. 43 f<br />

238 Im Folgenden wird mit Ertragtafelmodellen gearbeitet. Dabei werden für Fichte die in Bayern üblichen<br />

Oberhöhenbonitäten nach Assmann/Franz verwendet.<br />

239 Um verschiedene Sorten zu rücken, fährt das Rückefahrzeug mehrere Gassen ab und nimmt nur die jeweilige<br />

Sorte auf (Sammelfahrten). Jeweils am Ende des Rückevorgangs einer Sorte kommt es zu Fahrten mit<br />

Teilladungen. Beides erfolgt deshalb mehr oder weniger in Leerlast.


Dokumentation 95<br />

Baumabstand (m)<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

Abb. 50: Mittlerer Baumabstand in Abhängigkeit von der Bonität bei Fichte.<br />

Bei Kalamitätsnutzungen, wie Anfall von Käferholz oder noch mehr bei Sturmwurf, tauchen<br />

Zielkonflikte auf zwischen ökonomischen, ergonomischen und ökologischen Erfordernissen.<br />

Die Gesichtspunkte der Ergonomie und Unfallvorsorge (v.a. für die Motorsägenführer)<br />

sowie der Ökonomie treten dabei für einen kurzfristigen Zeitraum so stark in<br />

den Vordergrund, dass sie <strong>als</strong> Sachzwang empfunden werden, dem nicht ausgewichen<br />

werden kann. Die langfristigen, sich optisch nicht aufdrängenden Ziele der Ökologie werden<br />

dadurch übersehen oder geraten in den Hintergrund. In Abb. 51 wurde versucht diesen<br />

Zusammenhang graphisch darzustellen.<br />

Ergonomie<br />

Baumabstand und Forstmaschinenbreite<br />

3,5m Mindestfahrbreite<br />

für Forstmaschinen<br />

0,0<br />

40 50 60 70 80 90 100<br />

Ökologie<br />

Zu bewältigende<br />

Holzmasse<br />

Ökonomie Ergonomie<br />

Ökologie<br />

Ökonomie<br />

Abb. 51: Schematische Darstellung <strong>zum</strong> Grundverständnis der Zielverfolgung bei Hieben in<br />

Durchforstungsjahren und bei Kalamitätsaufarbeitung. 240<br />

In Tab. 17 sind diese besonderen Umstände bei der Kalamitätsholzaufarbeitung ("Sachzwänge")<br />

mit ihren Auswirkungen aufgeführt.<br />

240 Die Ergonomie steht hier stellvertretend für Ergonomie und Unfallvorsorge.<br />

Fi, 40 Ass./Fr.<br />

Fi, 32 Ass./Fr.<br />

Alter


Dokumentation 96<br />

Tab. 17: Sachzwänge bei der Bewältigung von Kalamitäten<br />

Sachzwang Auswirkung<br />

drohende Holzentwertung Eiliger Eingriff, Nichtbeachten der Witterung<br />

sinkender Holzpreis 241<br />

Eiliger Eingriff, Nichtbeachten der Witterung<br />

Käfergefahr eiliger Eingriff, Nichtbeachten der Witterung<br />

Arbeitssicherheit bei der Aufarbeitung flächige Aufarbeitung, Nichtbeachten von Linien<br />

Unternehmermarkt (angebotene Maschinen<br />

und Arbeitsverfahren)<br />

ungünstige Arbeitsverfahren, veraltete Maschinen<br />

"Sachzwänge" führen dazu, dass die aufgestellten Befahrungs-Regeln nicht mehr oder nur<br />

noch in stark eingeschränktem Maß beachtet werden, da v.a. die Ziele der Ökonomie und<br />

Ökologie direkt miteinander konkurrieren. Der Forstbetrieb befindet sich in einer Zwangslage:<br />

auf der einen Seite stehen die ökologischen Belange, auf der anderen die drohenden<br />

ökonomischen Einbußen. Dieser Zielkonflikt wird in den meisten Fällen zugunsten der ökonomischen<br />

Ziele entschieden (Abb. 52).<br />

Ökologie<br />

Vor dem Sturm: Nach dem Sturm:<br />

Ökonomie<br />

Abb. 52: Kalamitäten bewirken Zielkonflikte<br />

Ökologie<br />

Ökonomie<br />

Nach Kalamitätsereignissen ist das zu bewältigende Arbeitsvolumen so groß, dass die Einschlagsunternehmen<br />

voll ausgelastet sind und für eine begrenzte Zeit zusätzlich ausländische<br />

Unternehmen auf den heimischen Markt drängen. Dabei kommt es auch vor, dass<br />

veraltete Arbeitsverfahren oder Maschinen angeboten werden. Dies können ungenügende<br />

Kranreichweiten sein, die einen geringeren Gassenabstand oder gar das direkte Anfahren<br />

der Bäume erfordern oder auch mangelhafte Bereifung der Erntefahrzeuge. Waldbesitzer,<br />

die zügig aufarbeiten wollen und diese Bedingungen in ihrer Güterabwägung nicht ausreichend<br />

berücksichtigen, strapazieren Boden und Bestände über Gebühr. Intensive Befahrung<br />

von Flächen, oft ohne Berücksichtigung der vorhandenen Feinerschließung, weil z.T.<br />

unter den geworfenen Bäumen verborgen, sind die Folge. 242<br />

Als Beispiel für die Einhaltung "guter Vorsätze" und die Wirkung von Sachzwängen mag die<br />

Sturmwurfaufarbeitung der Lothar-Kalamitätsflächen in Baden-Wüttemberg dienen.<br />

HARTMANN ET AL. (2001) berichten darüber.<br />

241 Vgl. dazu Fußnoten 175 und 176, S 81<br />

242<br />

WAGELAAR (2001a, S. 509) beschreibt dies für die Sturmholzaufarbeitung auf den "Lothar"-<br />

Kalamitätsflächen in Baden-Württemberg


Dokumentation 97<br />

In einem unmittelbar nach der Kalamität ergangenen ministeriellen Erlass vom 12.01.2000 wurde für die<br />

Befahrung von Sturmschadensflächen folgendes vorgeschrieben 243 :<br />

� eine flächige Befahrung zur Aufarbeitung, Entzerrung und Flächenräumung ist untersagt<br />

� bestehende Feinerschließung ist zu nutzen und strikt einzuhalten<br />

� Rückegassenabstände von 20 m in der Ebene und 30 m im Steilhang dürfen nicht unterschritten werden<br />

� eine Neuanlage von Rückegassen hat zu unterbleiben<br />

� die Rückegassenbreite darf nicht mehr <strong>als</strong> 5 m betragen<br />

Im April 2000 führte die FVA Freiburg eine Bildbefliegung der am stärksten betroffen Forstbezirke Baden-<br />

Württembergs im Nordschwarzwald durch. Dabei wurde festgestellt, dass nur auf 15 % der ausgewerteten<br />

Standort die Aufarbeitung von geradlinig oder parallel verlaufenden Gassen aus erfolgte (strukturiert auf<br />

alten Linien). Auf 22 % der Flächen erfolgte eine Aufarbeitung strukturiert von neuen und z.T. auch von alten<br />

Linien aus. Auf den restlichen 63 % der analysierten Standorte erfolgte die Aufarbeitung ungeordnet. Neben<br />

der Anlage von neuen Erschließungslinien ohne erkennbare Struktur konnten auf den entsprechenden<br />

Standorten häufig flächenhaft befahrene Bereiche festgestellt werden. Im Durchschnitt wurden 25 % der<br />

Schadensfläche befahren, in Einzelfällen wurde jedoch eine Befahrungsintensität von 40 % der Bestandesfläche<br />

erreicht. 244 Die Autoren fassen zusammen: "Die Auswertungen zeigen, dass zu Beginn der Sturmholzaufarbeitung<br />

Aspekte des Bodenschutzes häufig nicht ausreichend beachtet wurden. Die Befahrung erfolgte<br />

<strong>zum</strong> größten Teil unstrukturiert. Von geregelten Gassen wurde häufig abgewichen. Die geforderten Gassenabstände<br />

und Gassenbreiten wurden in den wenigsten Fälle eingehalten. Letztendlich muss davon ausgegangen<br />

werden, dass die ungeregelte Neubefahrung abseits der alten Erschließungslinien den Anteil der<br />

befahrenen Flächen erheblich erhöht". 245<br />

3.2.2.1.4 Organisation/Logistik<br />

Aus dem Bereich Organisation/ Logistik beeinflussen sieben Parameter die Befahrungsintensität:<br />

246<br />

� Rückegassenabstand<br />

� Rückegassenbreite<br />

� Zahl der Eingriffe<br />

� Anzahl der Sorten<br />

� Arbeitsverfahren<br />

� Orientierungsverfahren<br />

� Aufsicht des Revierleiters<br />

� Erfahrung des Fahrers<br />

Durch den Rückegassenabstand werden die Linien für die Befahrung festgelegt. Maßgebliches<br />

Kriterium für den Rückegassenabstand ist die Reichweite des Harvesterkrans. Sie beträgt<br />

etwa 10 m, weshalb in der Praxis häufig Rückegassenabstände von 20 m gewählt<br />

werden. 247 In den Staatsforstverwaltungen der Länder sind 20 m bis 40 m Gassenabstand<br />

üblich. 248 Ist der Gassenabstand größer <strong>als</strong> die Reichweite des Harvesterkrans, verbleibt ein<br />

Streifen in der Mitte, der nicht vom Harvesteraggregat aufgearbeitet werden kann. Deshalb<br />

werden Arbeitsverfahren eingesetzt, bei denen aus dem mittleren Streifen motormanuell<br />

243 MLR-Erlass vom 12.1.2000 Az.: 56-8617.14 zitiert aus HARTMANN ET AL. (2001), S. 1<br />

244<br />

WAGELAAR (2001b) berichtet von einem durchschnittlichen Befahrungsprozent von 30 auf von ihm untersuchten<br />

Flächen in der FD Tübingen.<br />

245<br />

HARTMANN ET AL. (2001), S. 2<br />

246 Auf Auswirkungen des Einmündungswinkels der Gassen oder den Ort der Lagerplätze wird nicht eingegangen,<br />

weil diese Spezialfragen für die allgemeinen Aussagen des nachfolgenden Modells keine Rolle spielen.<br />

247 Der Rückegassenabstand wird von Gassenmitte zu Gassenmitte gerechnet.<br />

248<br />

FORBRIG (1994), S. 58 f und MATTHIES (2000), S. 44


Dokumentation 98<br />

zugefällt wird. In Sondersituationen, z.B. der Aufarbeitung auf Sturmwurfflächen, werden<br />

aus Gründen der Arbeitssicherheit auch engere Gassenabstände gewählt. Aus der Abb. 53<br />

geht hervor, wie der relative Anteil der Rückegassefläche an der Bestandesfläche mit zunehmenden<br />

Gassenabstand sinkt. Damit sinkt auch das Befahrungsprozent. 249 Zwischen<br />

den häufig verbreiteten Abständen von 20 m und 30 m beträgt bei einer Gassenbreite von<br />

4 m der Unterschied in der befahrenen Fläche 3,5 %.<br />

Flächenanteil RG (%)<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

5m Breite<br />

4,5m Breite<br />

4m Breite<br />

3,5m Breite<br />

10 20 30 40<br />

Gassenabstand (m)<br />

Abb. 53: Flächenanteil der<br />

Rückegasse je ha in Abhängigkeit<br />

vom Abstand<br />

der Gassen.<br />

Die Gassenbreite ergibt sich aus der Maschinenbreite und den notwendigen Seitenabstand<br />

<strong>zum</strong> Bestand, der für Rangierarbeiten notwendig ist. Die meisten Forstfahrzeuge haben<br />

eine Breite zwischen 2,5 m und 3 m. Deshalb beträgt die Mindestgassenbreite der Gassen<br />

3,5 m. Diese ist aber nur für Kleinfahrzeuge wie z.B. die Harvester Neuson 11002 oder Robin<br />

Wood geeignet. Da bei der Rückung in solchen Minimalgassen aber die Beschädigung<br />

an den Randbäumen besonders hoch ist, wird in der Praxis üblicherweise eine Breite von 4<br />

m gewählt. Kommen Großmaschinen <strong>zum</strong> Einsatz, ergeben sich Gassenbreiten von bis zu<br />

8 m. 250 Die Gassenbreite wirkt sich auf das Befahrungsprozent deutlich schwächer aus <strong>als</strong><br />

der Gassenabstand. Bei einem Abstand der Gassen von 30 m ist die für Gassen benötigte<br />

Fläche eines 3,5 m breiten Gassensystems um 1,3 % geringer <strong>als</strong> bei einem 4 m breiten<br />

Gassensystem. 251<br />

Auch die Zahl der waldbaulichen Eingriffe wirkt sich auf die Summe der Überfahrten aus.<br />

Werden häufig kleine Eingriffe vorgenommen, sei es aus waldbaulichen Gründen oder um<br />

ZE aufzuarbeiten, steigt dadurch auch die Zahl der Sammel- und Teilbeladungsfahrten und<br />

damit die Befahrungsfrequenz je Rückegasse. 252<br />

Die Anzahl der aufgearbeiteten Sorten wirkt sich ebenfalls auf die Befahrungsquote aus,<br />

denn auch mit zunehmender Sortenzahl steigt die Zahl der Sammel- und Teilbeladungsfahrten.<br />

Zudem können bei der Aufarbeitung von Langholz max. 5 fm je Fuhre transportiert<br />

werden, bei beim Transport von Kurzholz mit dem Forwarder aber bis zu 12 fm.<br />

249 Unter Befahrungsprozent ist der Anteil der durch Maschinen befahrenen Fläche im Verhältnis zur Gesamtfläche<br />

zu verstehen. Werden die Rückegassen eingehalten, entspricht es dem Anteil der Rückegassenfläche<br />

an der Gesamtfläche.<br />

250<br />

SCHÖTTLE ET AL. (1998), S. 983<br />

251 Die befahrene Fläche berechnet sich nach Formel 5: Berechnung der Rückegassen (RG) je Hektar, S.108.<br />

252 Vgl. auch Fußnote 239, S. 94


Dokumentation 99<br />

Deshalb ist die Anzahl der Überfahrten bei Langholzaufarbeitung höher <strong>als</strong> bei der Aufarbeitung<br />

von Kurzholz.<br />

Auch das gewählte Aufarbeitungsverfahren übt einen Einfluss aus. Wird motor-manuell<br />

aufgearbeitet und anschließend gerückt, entfällt die Überfahrt mit Harvester. Allerdings<br />

wird bei motormanueller Aufarbeitung i.d.R. Langholz aufgearbeitet, für das wiederum<br />

eine höhere Anzahl von Rückefahrten notwendig ist. Im Sturmwurf kann sich das Arbeitsverfahren<br />

extrem auswirken, beispielsweise, wenn Ganzbäume mit Skidder 253 gebracht<br />

werden und die Bäume einzeln angefahren werden. DUFFNER (1995, S.35) weist darauf hin,<br />

dass für Langholzverfahren die Gassen breiter sein müssen <strong>als</strong> für Kurzholzverfahren. Bei<br />

letzteren bewegen sich Harvester und Forwarder streng linaer und führen alle Operationen<br />

mit dem Kran aus, während bei der Beiseilung von Langholz die Fahrzeuge seitlich in die<br />

Bestände einschwenken. Deshalb komme der angewendeten Verfahrenstechnik für die Bodenschonung<br />

eine höhere Bedeutung zu <strong>als</strong> dem Gassenabstand. 254<br />

Massiven Einfluss übt auch das Orientierungsverfahren aus. Nur dauerhaft markierte und<br />

erkennbare Rückegassen stellen sicher, dass auf diesen gefahren wird. Eventuell kann die<br />

D<strong>GPS</strong>-gestützte Navigation einen Beitrag zur Einhaltung des Feinerschließungslinien<br />

leisten.<br />

Die Aufsicht des Revierleiters und seine Anordnungen können erheblichen Einfluss auf die<br />

Disziplin des Maschinenführers und die Einhaltung der Linien haben. Die Anlage und Auszeichung<br />

von Rückelinien enthebt ihn nicht der Verantwortung für den Bodenzustand. 255<br />

Der Revierleiter, der dieser Verantwortung gerecht wird, muss zu Beginn der Hiebsmaßnahme<br />

einen eindeutigen Arbeitsauftrag erteilen, dessen Einhaltung während des Hiebes<br />

beobachten und nach dem Hieb kontrollieren. Dies erfordert von ihm ein erhebliches Engagement<br />

neben den sonstigen Betriebsarbeiten.<br />

Ferner wirkt die Erfahrung der Maschinenführer <strong>als</strong> Kenngröße auf das System. 256 Besonders<br />

die Geschicklichkeit des Harvesterfahrers in der Einhaltung von Aufarbeitungslinien auf<br />

schwierigen Kalamitätsflächen hat Einfluss auf die für die Befahrung benötigte Fläche.<br />

Durch eine saubere Holzablage am Rande der Gasse und eine sichtbare Armierung mit Reisigmaterial<br />

gibt er die Linie vor, an der die nachfolgenden Rückefahrzeuge sich orientieren<br />

und bewegen. Die Rücker wiederum beeinflussen durch ihre Disziplin in der Einhaltung<br />

dieser Linie ebenfalls den Flächenverbrauch durch Befahrung.<br />

3.2.2.2 Gemeinsame Betrachtung der Parameter<br />

Die für Ausmaß und Schwere von Bodenschädigungen verantwortlichen Parameter sind,<br />

wie bereits dargestellt, den vier Gruppen Bodeneigenschaften, Maschine, Bestand und Organisation<br />

zuzuordnen. Die Parameter der Gruppe Maschine und Boden wirken durch die<br />

einwirkende Kraft, bzw. den Widerstand, direkt auf die physikalische Veränderung des Bodens,<br />

während die Parameter der beiden anderen Gruppen nur indirekt die einwirkenden<br />

Kräfte beeinflussen. In Tab. 18 wurden die wichtigsten Parameter in ihren Messgrößen,<br />

sowie differenziert nach ihrer quantitativen oder qualitativen Auswirkung zusammengestellt.<br />

253 Zangenschlepper<br />

254 DUFFNER (1995), S. 36<br />

255 SPELLMANN und NAGEL (2000), S. 449<br />

256 STRATMANN (1986), S. 207


Dokumentation 100<br />

Tab. 18: Parameter mit Wirkungen auf den Boden.<br />

Gruppe Parameter<br />

Skalierung/<br />

Messung<br />

Auswirkungen<br />

auf den Boden<br />

Einheit Qualitativ Quantitativ<br />

Boden Bodensubstrat ordinal X<br />

Feuchtezustand des Bodens metrisch g/cm³ X<br />

Maschine Eigengewicht metrisch t X<br />

Ladung metrisch t X X<br />

Reifen oder Kette ordinal X<br />

Reifenbreite metrisch cm X<br />

Reifenfülldruck metrisch bar X<br />

Bestand Baumart ordinal X<br />

Bonität metrisch fm X<br />

Alter des Eingriffs metrisch Jahre X<br />

Kalamitätsnutzung ordinal X X<br />

Organi- Rückegassenabstand metrisch m X<br />

sation<br />

Rückegassenbreite metrisch m X<br />

Zahl der Eingriffe metrisch N X<br />

Anzahl der Sorten metrisch N X<br />

Arbeitsverfahren ordinal X X<br />

Orientierungsverfahren ordinal X<br />

Aufsicht des Revierleiters ordinal X X<br />

Erfahrung des Fahrers ordinal X X<br />

Von den 19 aufgeführten Parametern wirkt sich ein Teil auf die Qualität der Bodenbeschädigung<br />

aus, <strong>als</strong>o die Schwere der Deformation. Ein anderer Teil wirkt sich auf die Quantität<br />

der Schäden aus, die durch die Zahl der notwendigen Überfahrten und das Befahrungsprozent<br />

beschrieben wird. Fünf Parameter wirken sowohl qualitativ <strong>als</strong> auch quantitativ. Elf<br />

Parameter lassen sich metrisch skalieren, acht ordinal. Sie wirken einzeln oder synergistisch.<br />

Ob sich ein Bodenschaden ereignet, ist <strong>als</strong>o eine Funktion von Parametern des Bodens<br />

selbst, der eingesetzten Maschine, des Bestandes und der Organisation (Formel 4).<br />

Formel 4: Zustandekommen eines Bodenschadens<br />

Bodenschaden = f(B+M+Be+O)<br />

Dabei ist das Wirkungsgefüge und die Interdependenzen zwischen diesen Parametern so<br />

komplex, dass quantitativ und qualitativ sich auswirkende Parameter gemeinsam in einem<br />

Modell nicht fassbar sind. Im Folgenden wird versucht die wesentlich für die Befahrungsquantität<br />

verantwortlichen Parameter in einem Modell abzubilden.


Dokumentation 101<br />

3.2.2.3 Die Modelle, Modellziel<br />

Um festzustellen welchem potenziellen Risiko die Bestände durch die Befahrung ausgesetzt<br />

sind, ist es notwendig, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, in welchem Umfang<br />

Befahrung auf der Produktionsfläche stattfindet bzw. stattfinden muss. Hierbei kann ein<br />

Modell helfen, das Ausmaß und die Häufigkeit der Befahrung auf eine Umtriebszeit bezieht.<br />

Bislang wurden Parameter vorgestellt, die einzeln oder in Kombination zu Bodenschäden<br />

führen können. Im Folgenden sollen diese Parameter in ein Modell einfließen, das Aussagen<br />

über die Zahl der Befahrung einer Rückegasse über eine Umtriebszeit zulässt. Ferner<br />

soll in drei Varianten mit unterschiedlichem Orientierungsverfahren die Entwicklung des<br />

Befahrungsprozentes simuliert werden.<br />

3.2.2.3.1 Modelltheorie<br />

Modelle sind Hilfsmittel <strong>zum</strong> Umgang mit der Realität. 257 Durch Vereinfachung, Zusammenfassung,<br />

durch Weglassen und durch Abstrahieren wird ein Abbild der Wirklichkeit<br />

geschaffen. Modelle sind ein Realitätsausschnitt und bilden in der Regel ein dynamisches<br />

System ab. Dynamisch sind Systeme, wenn sie in einem interessierenden Zeitraum ihren<br />

Zustand ändern und ein sich entwickelndes (dynamisches) Verhalten zeigen. Dabei können<br />

die Zustandsgrößen, die sich ändern, <strong>als</strong> das Gedächtnis des Systems aufgefasst werden. 258<br />

Typischerweise sind dies Speichergrößen, es können aber auch binäre Zustände sein (z.B.<br />

unbefahren / befahren oder 0 / 1). Dabei wird der neueste Zustand <strong>zum</strong> Zeitpunkt t 1 ermittelt<br />

aus dem Zustand <strong>zum</strong> Zeitpunkt t 0 zuzüglich aller Zugänge, abzüglich aller Abgänge<br />

während des Zeitschritts t 0t 1. In den Zustandsgrößen schlägt sich <strong>als</strong>o die Summe der<br />

Zustandsveränderungen über einen längeren Zeitraum nieder, dadurch bilden sie die Geschichte<br />

des Systems ab. 259<br />

Veränderungen des Systems können bewirkt werden durch endogene Prozesse oder durch<br />

exogene Einwirkungen. Größen, die Einfluss auf das System haben, aber nicht durch Veränderungen<br />

im System selbst beeinflusst sind, heissen Parameter. Durch Veränderung dieser<br />

Parameter, zeigt das System ggf. unterschiedliches Verhalten, sie können wichtige Wirkungsbeziehungen<br />

abschwächen oder verstärken. 260 Kritische Parameter können bei ihrer<br />

Veränderung ein quantitativ oder qualitativ völlig unterschiedliches Verhalten des Systems<br />

bewirken. Sensitive Parameter bewirken schon durch kleine Schwankungen ihrer Größe<br />

eine Reaktion des Systems. Deshalb können sie gut dazu verwendet werden, das Systemverhalten<br />

zu testen. 261<br />

Die einfachste Art der Systemreaktion, und nur diese soll hier betrachtet werden, ist die<br />

Ursache-Wirkungsbeziehung. 262 Der Input in das System, z.B. die Befahrung von Waldfläche,<br />

hat direkt eine Beziehung <strong>zum</strong> Output, in diesem Fall der befahrenen Fläche.<br />

Miteinzubeziehen in ein Modell sind auch die beteiligten Akteure, die sich aus Eigeninteresse<br />

in ihrem Verhalten an ihren eigenen Leitwerten orientieren. 263 So ist beispielsweise das<br />

257 Die nachfolgenden modelltheoretischen Grundlagen beziehen sich auf BOSSEL (1992)<br />

258<br />

BOSSEL (1992), S. 19<br />

259<br />

BOSSEL (1992), S. 19<br />

260<br />

BOSSEL (1992), S. 22<br />

261<br />

BOSSEL (1992), S. 22<br />

262<br />

BOSSEL (1992), S. 24<br />

263<br />

BOSSEL (1992), S. 25 und 35


Dokumentation 102<br />

Interesse an den Leitwerten Bodenschonung oder hohe Aufarbeitungsproduktivität bei<br />

Waldbesitzer und Unternehmer durchaus unterschiedlich.<br />

Ein großer Vorteil von Modellen ist, dass das interessierende System unter verschiedenen<br />

Bedingungen simuliert werden kann, wie es in der Realität aus organisatorischen oder zeitlichen<br />

Gründen nicht möglich ist. Die Befahrung unterschiedlicher Bonitäten von Fichte<br />

über eine Umtriebszeit bei Langholz- oder alternativ bei Kurzholzernte ist im Modell durch<br />

Veränderung von zwei Parametern und einem neuen Simulationslauf möglich. Ein reales<br />

Experiment würde dagegen in jeder Hinsicht den Rahmen sprengen.<br />

Da das Modell einen Zustand simuliert, der sich erst in der Zukunft zeigen wird - erst seit<br />

50 Jahren findet Bestandesbefahrung statt und 100 Jahre werden im Modell abgebildet –<br />

haben die Ergebnisse den Charakter einer Trendprognose. Das Modell ist parametrisiert mit<br />

heutigen Größen und nur beschränkt an den schwer abschätzbaren technischen Fortschritt<br />

der Zukunft anpassbar. Allerdings wird das verbleibende Innovationspotenzial in der Holzernte<br />

für die nächsten 20 Jahre eher gering eingeschätzt. 264<br />

Das Modell arbeitet deterministisch, d.h. zufällige Veränderungen von Parametern sind<br />

ausgeschlossen. Es arbeitet zeitkontinuierlich, wodurch es zu jedem beliebigen Zeitpunkt<br />

Auskunft über die Befahrungsbelastung des Systems gibt. In der Realität kommt es bei Befahrung<br />

zu unterschiedlicher Witterung auch zu unterschiedlich intensiven Schäden. Qualitative<br />

Aussagen sind sehr unsicher modellierbar, deshalb ist das Modell in Bezug auf Jahreszeit<br />

und Bodenfeuchte invariant. Das Modell wird weitgehend exogen getrieben; Rückkopplungen,<br />

wie sie etwa aufkommen können, wenn eine Gasse technisch nicht mehr befahrbar<br />

ist und eine neue „gesucht“ werden muss, sind nicht berücksichtigt. Nur die<br />

Wüchsigkeit, die in der Bonität ihren Ausdruck findet, ist ein endogener Parameter, der<br />

Wirkung hat.<br />

3.2.2.3.2 Modellziel<br />

Ein Simulationsmodell soll entwickelt werden, das die durch Parameter bewirkten Systemreaktionen<br />

erfasst und die resultierenden Zustände aufzeigt. Das Modell soll helfen, folgende<br />

Fragen zu beantworten:<br />

1. Wieviele Überfahrten über eine Rückegasse sind bei gegebenem Waldort in einer Umtriebszeit<br />

notwendig?<br />

2. Wieviel Fläche wird von Befahrung betroffen (Befahrungsprozent)?<br />

3. Wie wirken sich unterschiedliche Verfahren der Maschienenorientierung auf das Befahrungsprozent<br />

aus?<br />

Damit gibt das Modell Auskunft über das Gefährdungspotenzial und die Beanspruchung<br />

eines Standortes in Abhängigkeit von seiner Bestockung und von den oben besprochenen<br />

Parametern, soweit sie sich quantitativ auswirken. Das Modell versucht, den Faktor Zeit zu<br />

integrieren und bezieht deshalb die Nutzung der Erschließungseinrichtung auf die gesamte<br />

Umtriebszeit. 265 Begründen lässt sich dies <strong>zum</strong> einen damit, dass die Planung in der Forstwissenschaft<br />

stets auf eine Umtriebszeit bezogen ist und dass ein Feinerschließungsnetz<br />

eine dauerhafte Anlage ist, die direkt mit dem auf eine Umtriebszeit angelegten Bestand<br />

264 HEINIMANN (1996), S. 301. Dabei hebt er auf den hohen Reifegrad der bestehenden Holzerntetechnologie<br />

ab, die nur mit sehr hohem Aufwand weiter verbessert werden kann.<br />

265 Dies geschieht indem mit Summenhäufigkeiten gearbeitet wird, ähnlich wie bei der Gesamtwuchsleistung.


Dokumentation 103<br />

zusammenhängt. Zum anderen wirken sich Bodenschäden ausgesprochen langfristig<br />

aus. 266 Deshalb erscheint die Betrachtung über eine Umtriebszeit angemessen.<br />

3.2.2.3.3 Arbeitsweise des Modells<br />

Das entworfene Modell besteht aus zwei Teilmodellen (Überfahrtensumme und Befahrungsprozent).<br />

Im Teilmodell Überfahrtensumme werden sämtliche angefallenen und in Zukunft des Bestandes<br />

anfallenden Befahrungen abgebildet. Dabei wurden all diejenigen Parameter berücksichtigt,<br />

die metrisch skaliert sind und eine quantitative Auswirkung haben. Die Parameter<br />

bilden die Steuerungseinheit des Simulationsmodells. Der Anwender besitzt durch<br />

sie die Möglichkeit, seine Erschließungsstrategie hinsichtlich seiner Zielsetzungen (z.B. Feinerschließungsdichte)<br />

zu testen und zu beeinflussen.<br />

Im Teilmodell Befahrungsprozent werden drei Varianten der Orientierung hinsichtlich ihrer<br />

Auswirkung auf die Befahrungsintensität getestet. Die Varianten drücken unterschiedliche<br />

Intensitäten der ordinal skalierten Parameter aus (z.B. Revierleiter-Kontrolle), die im Modell<br />

durch Faktoren ausgedrückt werden. Neben einer D<strong>GPS</strong>-Variante werden eine Status quo<br />

Variante und eine Laissez-faire-Variante betrachtet. Die D<strong>GPS</strong>-Variante ist die zu testende<br />

Hypothese dieser Arbeit, die Neu-Entwicklung, die an der herrschenden Realität verprobt<br />

werden soll.<br />

Laissez-faire-Variante<br />

Bei dieser Variante herrscht für den Maschinenführer das Laissez-Faire-Prinzip, d.h. er fährt, wie er glaubt, am günstigsten<br />

arbeiten zu können. Einen Rückegassenzwang gibt es nicht. Im Arbeitsablauf wird zwar in Linien aufgearbeitet, ein<br />

strenger Abstand der Linien wird aber nicht vorgegeben, er ist dem Maschinenführer überlassen (logger’s choice). Auf die<br />

Witterung bei der Holzernte wird nicht geachtet. Es wird dort gefahren, wo die technische Befahrbarkeit gegeben ist,<br />

und das Holz am besten zu erreichen ist, nötigenfalls wird Geländestörungen ausgewichen und eine Parallelspur angelegt.<br />

Rückegassen werden nicht gekennzeichnet und bei Folgeeingriffen mehr oder weniger zufällig wieder aufgefunden.<br />

Bei Kalamitätsnutzungen wird das Liniennetz verdichtet, um optimale Arbeitsproduktivität und Arbeitssicherheit für<br />

eventuell eingesetzte Motorsägenführer zu erreichen. Dabei werden <strong>zum</strong> Teil einzelne Stämme direkt angefahren. Eine<br />

Kontrolle oder Beanstandung des Fahrverhaltens durch den Revierleiter erfolgt nicht. Der Maschinenführer ist die Person,<br />

die Haupteinfluss auf die Befahrung nimmt.<br />

Damit entspricht diese Variante den Verhältnissen, wie sie in <strong>Mittel</strong>europa in den 1950er- und 1960er-Jahren herrschten<br />

bzw. heute noch in Skandinavien oder Nordamerika zu finden sind. Der Waldbesitzer hat keinen Aufwand, riskiert aber<br />

eine Schädigung seiner Ressource Boden und seines Bestandeskapit<strong>als</strong>.<br />

Status quo-Variante<br />

Rückegassenabstände sind vorgegeben und werden streng eingehalten. Die Linien sind im Gelände deutlich markiert, so<br />

dass eine Orientierung möglich ist. Holz, das auf nicht mehr mit dem Kran erreichbaren Zwischenfeldern anfällt, wird<br />

zugefällt bzw. beigeseilt. Um die technische Befahrbarkeit der Gassen zu erhalten, wird im Regelfall nur bei geeigneter<br />

Witterung gefahren. Die Gassen werden bewusst mit dem anfallenden Reisigmaterial armiert. Der Revierleiter überwacht<br />

die Einhaltung des Feinerschließungsnetzes durch die Maschinenführer und greift bei Nichteinhaltung ein. Bei Kalamitätsnutzungen<br />

wird versucht, die alten Gassen weitgehend wiederaufzufinden, soweit dies möglich ist. Wesentlichen<br />

Einfluss bei dieser Variante hat der Revierleiter, der durch die Kennzeichnung der Gassen, bzw. durch Kontrolle wirkt.<br />

Das ist das derzeit gängige Verfahren bei den staatlichen Forstverwaltungen in <strong>Mittel</strong>europa, <strong>zum</strong>indest von den Vorgaben<br />

her. Es ist wirkungsvoll, muss aber vorbereitet (Kennzeichnung) und begleitet werden und ist damit personalintensiv.<br />

Die gegebene Beschreibung ist sicher anspruchsvoller <strong>als</strong> die herrschende Realität. Sie stellt das dar, was im Augenblick<br />

mit konventionellen Methoden im besten Falle erreichbar ist. 267<br />

266 Vgl. Fußnote 199, S. 87<br />

267 Insofern wäre streng genommen von einer „optimalen Status quo-Variante" zu sprechen.


Dokumentation 104<br />

D<strong>GPS</strong>-Variante<br />

Auch hier sind die Rückegassenabstände vorgegeben und werden streng eingehalten. Die Linien sind jedoch nicht gekennzeichnet,<br />

sondern werden über ein D<strong>GPS</strong>-gestütztes Navigationssystem aufgefunden. Deshalb muss jedes Fahrzeug<br />

mit entsprechender Soft- und Hardware ausgestattet sein. Das Feinerschließungsnetz des Bestandes ist im Rechner abgebildet<br />

(vgl. Grunddatensatz Feinerschließung, S.155). Der Fahrer orientiert sich bei der Holzernte an diesen Geometriedaten.<br />

Die Bewegungsdaten des Fahrzeuges werden aufgezeichnet und können später auf Abweichungen von der Soll-<br />

Linie verglichen werden. Auch hier wird, um die technische Befahrbarkeit zu erhalten, nur bei geeigneter Witterung gefahren,<br />

die Rückegassen werden armiert, aus Zwischenfeldern wird zugefällt. Die Rückegassen können stets wiederaufgefunden<br />

werden, da eine Orientierung an Bildschirmgeometrien268 und nicht an Geländemakierungen erfolgt. Dies gilt<br />

für schlechte Sicht bei Nacht, aber auch bei Kalamitätsnutzungen, wenn Rückegassen unter umgestürzten Bäumen verborgen<br />

liegen. Dadurch können bei der Aufarbeitung die alten Gassen vollständig eingehalten werden, soweit nicht<br />

Gründe der Arbeitssicherheit dagegen sprechen.<br />

Dieses Verfahren erfordert neben einer technischen Aufrüstung der Erntemaschinen eine Organisation des Datenflusses<br />

und eine Nachbereitung und Kontrolle der aufgezeichneten Bewegungsmuster der Maschinen. Es lassen sich Ort und Zeit<br />

der regulären und der irregulären Befahrung feststellen und quantifizieren. Dokumentation und Navigation sind die<br />

kennzeichnenden Kriterien dieses Verfahrens.<br />

Der geschätzte zu betreibende Aufwand bei den drei Varianten geht aus Tab. 19 hervor.<br />

Tab. 19: Die drei Varianten hinsichtlich des Aufwandes im Vergleich.<br />

D<strong>GPS</strong>-<br />

Variante<br />

Status quo-<br />

Variante<br />

Laissez-faire-<br />

Variante<br />

Technischer Aufwand ++ - -<br />

Vorbereitung - ++ -<br />

Begleitung - ++ -<br />

Nachbereitung ++ + -<br />

Teilmodell Überfahrtensumme<br />

In diesem Teilmodell wird die Anzahl der Überfahrten je Rückegasse errechnet, die sich in<br />

einer Umtriebszeit summieren; dies geschieht in Abhängigkeit von den eingestellten Parametern.<br />

Durch Veränderung von Parametern im Modell, z.B. Baumart, Bonität, Rückegassenabstände,<br />

kann simuliert werden, wie sich dies auf die Zahl der Überfahrten auswirkt. In<br />

dieses Teilmodell sind nur messbare, metrisch skalierte Parameter einbezogen, die sich<br />

quantitativ auswirken.<br />

Das Ergebnis, die Anzahl der Überfahrten je Rückegasse bzw. je ha, ist <strong>als</strong>o ein quantitatives<br />

Maß für das Gefährdungspotenzial, das Forstmaschinen in Abhängigkeit von Baumart,<br />

Bonität und Feinerschließungsdichte für Boden und Bestand darstellen. Qualitative Aussagen,<br />

ob es tatsächlich zu Schäden kommt und in welchem Umfang, sind mit dem Teilmodell<br />

nicht möglich und nicht beabsichtigt.<br />

Teilmodell Befahrungsprozent<br />

Teilmodell Überfahrtensumme gibt nur die reine Zahl der Gefährdungsereignisse wieder. Es<br />

wird keine Aussage getroffen, ob sich die Befahrung auf der Rückegasse ereignet hat oder<br />

ob auch Neubefahrung von bislang unbefahrenem Waldboden erfolgt ist. Um Aussagen<br />

über den Anteil der befahrenen Fläche treffen zu können, wurde Teilmodell Befahrungsprozent<br />

entwickelt. In diesem werden drei Varianten unterschieden, die sich hinsichtlich<br />

der Orientierung und der Einhaltung des Feinerschließungssystems unterscheiden. Die Unterschiede<br />

in der Einhaltung des Feinerschließungssystems bei den drei Varianten (D<strong>GPS</strong>,<br />

268 Diese basieren auf Koordinatensystemen und bilden die Wirklichkeit maßstabsgetreu ab.


Dokumentation 105<br />

Status quo, Laissez-faire) werden durch spezifische Faktoren ausgedrückt. Diese Faktoren<br />

werden durch die unterschiedliche Bewertung der ordinal skalierten Parameter Orientierungsverfahren,<br />

Arbeitsverfahren, Aufsicht des Revierleiters und Sorgfalt des Maschinenführers<br />

gebildet. Für jede der drei Varianten müssen diese Faktoren gutachtlich eingestellt<br />

werden. Dadurch werden die ordinalen Unterschiede der drei Varianten zu einem zahlenmäßig<br />

fassbaren Schätzwert verdichtet.<br />

Das Ergebnis der Modellsimulation ist ein spezifisches Flächenbefahrungsprozent für die<br />

jeweilige Variante, wiederum in Abhängigkeit von den eingestellten Parametern.<br />

3.2.2.3.4 Struktur des Modells<br />

Das Simulationsmodell wurde mit dem Tabellenkalkulationsprogramm Excel 97 entwickelt,<br />

wie dies auch bereits in anderen Zweigen forstlicher Forschung angewendet wird. 269 Das<br />

Modell setzt sich aus verschiedenen Arbeitsblättern zusammen, deren Zellen miteinander<br />

verknüpft sind. Die Struktur des Programms geht aus Abb. 54 hervor. Im Wesentlichen<br />

besteht das Modell aus den drei Bereichen:<br />

Dateneingabe / Input<br />

Berechnungsblätter<br />

Datenausgabe / Output<br />

Im Bereich Input finden sich die Parameter, die <strong>als</strong> Stellschrauben des Modells dienen. Sie<br />

können vom Nutzer verändert werden und werden an das Berechnungsblatt weitergegeben,<br />

in dem sie mit verschiedenen Tabellen und nicht verstellbaren Parametern verrechnet<br />

werden. Im Bereich Output werden die Ergebnisse der Simulation graphisch <strong>als</strong> Diagramm<br />

und <strong>als</strong> Tabelle dargestellt.<br />

Input<br />

metrische Parameter faktorielle Parameter<br />

Simulationslauf<br />

Output<br />

Ergebnistabellen Diagramme<br />

Abb. 54: Grundstruktur des Simulations-Programms.<br />

Durch diesen einfachen Programmablauf ist der Nutzer von Rechenarbeit entlastet, Auswirkungen<br />

durch Änderung von Parametern werden im Ergebnis sofort angezeigt.<br />

3.2.2.3.5 Beschreibung der Programmeinheiten<br />

Der Bereich Input enthält alle Eingangsgrößen für beide Teilmodelle. Diese Eingangsgrößen<br />

werden zu Beginn der Simulation vom Nutzer eingestellt. Durch Veränderung der Parameter<br />

können unterschiedliche Zielvorstellungen in ihren Auswirkungen getestet werden bzw.<br />

verschiedene Baumarten untersucht werden.<br />

269 BRÄUNIG und DIETER (1999) S. 13


Dokumentation 106<br />

In vier Bereichen können Parameter eingegeben werden:<br />

� Bestand<br />

� Maschinen<br />

� Erschließung<br />

� Überfahrtfaktoren<br />

In Abb. 55 ist der Eingabebereich des Modells dargestellt.<br />

Abb. 55: Inputbereich des Programms mit Feldern für Parametereingabe (gelb).<br />

Die Parameter im Bereich Bestand beziehen sich auf die Baumart, die Bonität und die Aufarbeitung<br />

<strong>als</strong> Lang- bzw. <strong>als</strong> Kurzholz.<br />

Die Wahl von Baumart und Bonität hat direkte Auswirkungen auf die Menge an Holz, die<br />

pro Umtriebszeit anfällt. Die zu erntende Holzmenge wiederum wirkt sich auf Zahl der<br />

notwendigen Rückefahrten aus. Im Modell wurden die Hauptbaumarten Fichte, Buche und<br />

Kiefer abgebildet. 270 Dabei wurden die in Tab. 20 genannten Ertragstafeln verwendet. Die<br />

im Modell anfallenden Massen beziehen sich auf die Durchforstungsmodelle dieser Tafeln;<br />

sie wurden zu Nutzungsarten-Gruppen zusammengefasst. Eine Senkung der Gesamtwuchsleistung<br />

in Abhängigkeit von der Rückegassenbreite wurde nicht berücksichtigt, da<br />

diese durch den erhöhten Lichtungszuwachs der Gassenrandbäume ausgeglichen wird. 271<br />

Bei einem Simulationslauf mit dem Wachstumsmodell Silva, in das Algorithmen für den<br />

Lichtungszuwachs von Randbäumen eingearbeitet sind, wurden hinsichtlich der Gesamtwuchsleistung<br />

keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gassenbreiten 3 m und 5 m<br />

270 In Bayern haben Fi/Ta einen Anteil von 50%, Kie von 23%, Bu 11%. Damit sind im Modell fast 84% der<br />

Flächen darstellbar. Die Eiche mit knapp 5% Anteil wurde im Modell nicht betrachtet, da ihr Flächenanteil<br />

gering ist und ihre Umtriebszeit im Vergleich zu den anderen erheblich länger ist.<br />

271 KRAMER (1980) beschreibt dies für Fichte. SPELLMANN und NAGEL (2000), S. 447 führen aus, dass bei Gassenabständen<br />

von 20 m Jungestände in der Lage sind über den Lichtungszuwachs der Randbüme und der<br />

Bäume in der 2. und 3. Reihe die Produktionsflächenverluste auszugleichen, was Altbestände nicht mehr<br />

erreichen.


Dokumentation 107<br />

festgestellt. 272 Die Umtriebszeiten wurden den im bayerischen Staatswald üblichen angepasst.<br />

Tab. 20: Im Modell verwendete Ertragstafeln und Umtriebszeiten.<br />

Baumart Ertragstafel Umtriebszeit<br />

(Jahre)<br />

Fichte<br />

Buche<br />

Kiefer<br />

Vorl. Fichten-Ertragstafel für<br />

Bayern, ASSMANN-FRANZ 1963<br />

Mäßige Durchforstung,<br />

WIEDEMANN 1931<br />

Mäßige Durchforstung,<br />

WIEDEMANN 1943<br />

Die Zahl der notwendigen Rückefahrten hängt auch mit der Aufarbeitung <strong>als</strong> Langholzoder<br />

<strong>als</strong> Kurzholz zusammen (Aufarbeitung von Abschnitten). Sie wirkt sich in einer unterschiedlichen<br />

Ladekapazität je Fuhre bei diesen beiden Sortimenten aus. Deshalb kann gewählt<br />

werden, ob das Holz in langer oder in kurzer Form aufgearbeitet werden soll. Diese<br />

Einstellung gilt dann für das gesamte Bestandesleben. Dabei wurde die Sortenertragstafel<br />

SCHÖPFER-DAUBER unterstellt. 273 Wird Langholz gewählt, werden die in der Tafel angegebenen<br />

Werte ab Sortiment 2b <strong>als</strong> Langholz berechnet. Das wirtschaftlich verwertbare Holz<br />

zwischen 1a und 2a geht <strong>als</strong> Kurzholz in die Berechnung mit ein. Wird die Programm-<br />

Option „alles <strong>als</strong> Kurzholz aufarbeiten“ eingestellt, werden sämtlich Sortimente <strong>als</strong> Kurzholzanfall<br />

berechnet.<br />

Im Parameterbereich Maschinen kann die Ladekapazität für das Langholz und das Kurzholz<br />

vom Nutzer eingestellt werden. Dies ist nach Nutzungsarten getrennt möglich, weil dadurch<br />

den Besonderheiten (z.B. große Lastbildung im Sturmwurf) und dem erwarteten<br />

technischen Fortschritt Rechnung getragen werden kann. 274 Ferner wird in diesem Bereich<br />

eingestellt, wieviele Holzernte-Eingriffe je Forsteinrichtungs-Periode erfolgen. Dies hat im<br />

Modell keine Auswirkungen auf die Gesamtwuchsleistung und deshalb auch nicht auf die<br />

Fahrten der Rückefahrzeuge. Es hat aber Auswirkungen auf die Zahl der Harvesterfahrten,<br />

da bei jedem Eingriff eine Harvesterfahrt erfolgt. Soll motormanuell aufgearbeitet werden,<br />

kann hier 0 eingestellt werden, die Harvesterfahrten werden dann nicht mitberechnet. Ferner<br />

kann eingetragen werden, ob eine maschinelle Anlage von Zugangslinien in Dickungen<br />

erfolgt, die dadurch das Feinerschließungsnetz vorgibt.<br />

Die wichtigsten Einflussgrößen im Modell sind die Parameter zur Erschließung, nämlich die<br />

Rückegassenbreite und der Rückegassenabstand. Aus beiden errechnet sich die Anzahl der<br />

Rückegassen je ha nach der Formel:<br />

272 Der Simulationslauf wurde für die Baumart Fichte, OHB 36 ASSMANN/FRANZ über 120 Jahre durchgeführt.<br />

273 Tafeln in: BAYER. STAATSFORSTVERWALTUNG (1966). S. 247. Eingangsgröße für die Bestandessortentafeln ist<br />

der Bestandesmitteldurchmesser. Dieser wird in den WIEDEMANN-Tafeln unzutreffend angegeben.<br />

KENNEL (2000, S. 1191 f) hat Schätzfunktionen abgeleitet, die es erlauben den <strong>Mittel</strong>durchmesser präziser<br />

abzugreifen. Für den hier beschriebene Anwendung ist aber die Genauigkeit der Bestandesmitteldurchmesser<br />

aus der Ertragstafel ausreichend.<br />

274 Im Simulationlauf wurde von bis zu 12 Efm für Kurzholzrückezüge ausgegangen und von 5 Efm für die<br />

Langholzrückung mit Seilschlepper. Klemmbankschlepper wurde mit ca. 8 Efm kalkuliert. Vgl. Abb. 55<br />

100<br />

140<br />

140


Dokumentation 108<br />

Formel 5: Berechnung der Rückegassen (RG) je Hektar<br />

RG/ha = 100 / (RG-Abstand +RG-Breite) [m/ha]<br />

Dabei wird im Teilmodell Befahrungsprozent davon ausgegangen, dass die gesamte Rückegassenbreite<br />

befahren wird. Dies entspricht den Verhältnissen in der Realität, weil Rückefahrzeuge<br />

Hindernisse wie hohe Stöcke umfahren bzw. versuchen, den Bereich der Gasse<br />

zu befahren, der technisch am stabilsten ist und Weichstellen ausweichen. Außerdem wird<br />

bei Langholztransport durch das Schleifen der Stämme auch der Bereich zwischen den<br />

Reifen mitbeansprucht. Durch den gewählten Rückegassenabstand und die gewählte<br />

Rückegassenbreite wird in dem Modell das optimale Feinerschließungssystem vorgegeben.<br />

275 Wie konsequent dieses eingehalten wird, wird durch die Überfahrtfaktoren ausgedrückt.<br />

Die Überfahrtfaktoren wirken sich nur auf das Teilmodell Befahrungsprozent aus. Die Faktoren<br />

geben die flächenmäßige Mehrbeanspruchung wieder, die sich ergibt, wenn das<br />

Feinerschließungssystem verlassen wird. Die Faktoren werden für alle Eingriffe einer bestimmten<br />

Lebensaltersphase (Nutzungsart) gemeinsam vergeben. Dabei wird die Anlage<br />

des optimalen Feinerschließungssystems mit dem Faktor 1,0 bewertet. Wird bei der Anlage<br />

dieses optimalen Feinerschließungssystems mehr Fläche <strong>als</strong> notwendig befahren, ist dies<br />

zurückzuführen auf ordinal skalierte, quanatitativ wirkende Parameter (vgl. Tab. 18, S.<br />

100). Um diese ordinalen Größen im Modell abbilden zu können, sind die gutachtlich eingestellten<br />

Faktoren notwendig. Der Faktor 0 wird vergeben, wenn ausschließlich das vorhandene<br />

Feinerschließungsnetz befahren wird. Wird zusätzliche Fläche befahren, ist der<br />

Faktor entsprechend dem relativen Flächenverbrauch <strong>zum</strong> vorhandenen Feinerschließungssystem<br />

zu erhöhen. In der Regel sind die Faktoren der Nutzungsarten < 1, können in Sonderfällen<br />

aber auch größer sein (Sturmwurf, komplette Neuanlage). Die Vergabe ist gutachtlich<br />

und soll die ordinalen Parameter Orientierungsverfahren, Arbeitsverfahren, Aufsicht,<br />

Sorgfalt des Fahrers widerspiegeln.<br />

Durch den Faktor 0,2 kommt beispielsweise <strong>zum</strong> Ausdruck, dass Neubefahrung von Flächen stattgefunden hat und zwar<br />

in einem Anteil, der 20 % des optimalen Feinerschließungssystems entspricht.<br />

Mit Hilfe der Faktoren lassen sich tendenzielle quantitative Aussagen über den Anteil der<br />

befahrenen Fläche machen. Da es unterschiedliche Verfahren der Orientierung bei der<br />

Holzernte gibt, wurden drei Varianten unterschieden und jeweils mit eigenen Faktoren beschrieben.<br />

Die Erstkalibrierung im Modell ist durch Expertenbefragung erfolgt.<br />

Wird ein Feinerschließungssystem doppelt angelegt, z.B. nach bisheriger Ost-West-<br />

Orientierung ein Nord-Süd orientiertes System, entstehen Kreuzungspunkte der Rückegassen.<br />

Diese Flächen dürfen nur einmal in die Berechnung der befahrenen Fläche eingehen.<br />

Immerhin beträgt diese Fläche bei einem doppelten Feinerschließungssystem mit 20 m<br />

Rückegassenabstand und einer Rückegassenbreite von 4 m rund 280 m² / ha. Durch das<br />

Setzen des Parameters ‚Quer‘ werden diese Flächen entsprechend berücksichtigt und werden<br />

vom Befahrungsprozent wieder abgezogen.<br />

3.2.2.3.6 Nutzungsarten<br />

Die Umtriebszeit ist zur besseren Strukturierung der notwendigen Ernteeingriffe in Nutzungsarten<br />

gegliedert (Abb. 55). Dabei wurden die verschiedenen Altersklassen zu Nutzungsarten<br />

vereint, weil diese sich hinsichtlich des waldbaulichen Eingriffs, der wirtschaftli-<br />

275 D.h. es hat keinen zusätzlichen Flächenverbrauch.


Dokumentation 109<br />

chen Verwertbarkeit des Holzes und der Nutzung der Feinerschließung unterscheiden. Gerade<br />

die Spezifika hinsichtlich Holzernte und Erschließung sind differenziert, da in jeder<br />

Nutzungsart eigene Problemkreise auftauchen.<br />

Im Modell wird von der Aufarbeitung einer Sturmwurffläche ausgegangen, weil die Zahl<br />

der Sturmflächen im letzten Jahrzehnt dramatisch zugenommen hat, weil Kahlflächen ein<br />

Ort hochmechanisierter und damit auch gefährlicher Aufarbeitung sind, und weil letztlich<br />

nach Sturmwurf homogene Startverhältnisse vorliegen, wie sie auch im Normalwaldmodell<br />

gegeben sind. Zudem sind dies Verhältnisse, die der Satelliten-Navigation auch heute<br />

schon optimale Empfangsbedingungen gewähren. Es schließen sich Phasen der Läuterung,<br />

der Jungdurchforstung und der Altdurchforstung an. Die Endnutzung ist hälftig in eine<br />

erste Phase und eine zweite Phase geteilt. Beide Phasen gehen von einer regulären Abnutzung<br />

ohne Kalamitätseinwirkung aus. Alternativ wurde berechnet, wie sich die Befahrung<br />

auswirkt, wenn in der 2. Phase der Endnutzung eine Sturmkalamität eintritt und alles Holz<br />

auf einmal genutzt werden muss. Durch die Nutzungsarten werden die unterschiedlichen<br />

Umtriebszeiten der Baumarten in ein einheitliches Bezugssystem verrechnet. Sie sind notwendig,<br />

um die Überfahrtfaktoren, die Bewertungen der Arbeitsqualität darstellen,<br />

differenziert für den entsprechenden Eingriff vergeben zu können. Auch die Ladekapazität<br />

der Rückefahrzeuge und die Zahl der vollmechanisierten Eingriffe wird nutzungsartenbezogen<br />

vergeben. Für die sieben Nutzungsarten werden <strong>als</strong>o 21 Parameter eingestellt. Anders<br />

<strong>als</strong> die Parameter zu Bestand und zur Erschließung, die <strong>zum</strong> Variantenstudium einladen,<br />

sind diese Parameter nach der Erstkalibirerung für alle durchgespielten Varianten <strong>als</strong><br />

fix anzunehmen.<br />

Die unterstellte Erschließungssituation und die notwendigen waldbaulichen und forsttechnischen<br />

Eingriffe in den Nutzungsarten gehen aus Tab. 21 hervor.<br />

3.2.2.3.7 Programmablauf<br />

Das Ablaufschema des Rechengangs und der Informationsfluss im Simulationsmodell sind<br />

in Abb. 56 und Abb. 57 zu sehen. Im Teilmodell Überfahrtensumme wirken sechs Parameter<br />

auf die Berechnung ein. Durch Baumart und Bonität wird die anfallende Holzmasse<br />

jeder Nutzungsart bestimmt. Durch die Wahl Langholz oder Kurzholz werden die jeweiligen<br />

Ladekapazitäten aktiviert, die im Eingabebereich Maschinen für jede Nutzungsart festgelegt<br />

wurden. Dadurch ergibt sich die zu transportierende Masse je ha und Umtriebszeit.<br />

Bezieht man diese Masse auf die Zahl der Rückegassen je ha, die sich wiederum aus Gassenabstand<br />

und Gassenbreite errechnet, ergibt sich die Masse, die je Rückegasse transportiert<br />

werden muss. Über die Einstellung der Ladekapazitäten wird dann die Zahl der Überfahrten<br />

der Rückefahrzeuge berechnet und zu dieser die Zahl der Harvesterfahrten hinzugezählt.<br />

Wird teilmechanisiert aufgearbeitet, ist im Parameterbereich Maschinen die 0 vorzugeben.<br />

Aus der Berechnung wird die Zahl der Überfahrten je Rückegasse bzw. je ha an<br />

den Output übergeben, wo sie <strong>als</strong> Tabelle unterteilt nach Nutzungsarten bzw. <strong>als</strong> Diagramm<br />

ausgegeben werden.<br />

Im Teilmodell Befahrungsprozent (Abb. 57) werden die beiden Eingangsgrößen Gassenbreite<br />

und Gassenabstand zur Gassenanzahl und zur verwendeten Fläche des Feinerschließungssystems<br />

verrechnet. Diese Fläche, errechnet aus diesen frei eingestellten Parametern,<br />

stellt dann die Bezugsfläche des optimalen Feinerschließungssystems dar.<br />

Die Überfahrtfaktoren beziehen sich darauf. Sie werden in drei Varianten für jede Nutzungsart<br />

vergeben: D<strong>GPS</strong> (+), Status quo (0) und Laissez-faire (-). Sie werden mit einem<br />

gewichteten Risikofaktor verrechnet, der sich aus dem Ergebnis des Teilmodells Überfahrtensumme<br />

ergibt.


Dokumentation 110<br />

Baumart Bonität Langholz/<br />

Kurzholz<br />

anfallende<br />

Holzmasse<br />

Holzmasse zu<br />

transportieren<br />

transp. Masse<br />

je ha und U<br />

� Überfahrten<br />

je ha<br />

Input<br />

Gassenabstand<br />

Output<br />

Gassenbreite<br />

Gassenanzahl<br />

transp. Masse<br />

je RG und U<br />

Zahl der<br />

vollmech.<br />

Eingriffe<br />

� Überfahrten<br />

je Rückegasse<br />

Abb. 56: Ablaufschema zur Berechnung der Zahl der Überfahrten.<br />

Wird das optimale Feinerschließungssystem angelegt, ist in dieser Nutzungsart ‚1‘ zu setzen.<br />

Werden in den folgenden Nutzungsarten die vorgegebenen Gassen absolut eingehalten,<br />

ist der Faktor ‚0‘ einzustellen bzw. bei Nichteinhaltung ein entsprechend anteiliger<br />

Überfahrtsfaktor zu vergeben.<br />

Die 21 Überfahrtfaktoren, die varianten- und nutzungsartenspezifisch vergeben wurden,<br />

werden mit dem optimalen Feinerschließungssystem multipliziert und ergeben das Flächenbefahrungsprozent<br />

der drei Varianten. Doppelt befahrene Flächen, bei eventuell anfallenden<br />

Querfahrten (neues Erschließungskonzept), werden abgezogen. Dazu ist ein<br />

weiterer Parameter einzugeben.


Dokumentation 111<br />

Abb. 57: Ablaufschema zur Berechnung des Flächenbefahrungsprozentes.<br />

3.2.2.3.8 Fehler und Grenzen des Modells<br />

Im Modell wird unterstellt, dass der Transport einer Ladung eine komplette Einmal-<br />

Befahrung darstellt (Durchfahrt ohne Rückfahrt). In der Realität ist es aber oft so, dass<br />

Stichgassen angelegt werden und pro Transport eine Hin- und eine Rückfahrt anfällt.<br />

Wenn dabei beispielsweise drei Rückefahrten je Gasse erfolgen, wird das erste Drittel der<br />

Gasse sechsmal befahren (dreimal hin, dreimal zurück), das zweite Drittel viermal und auf<br />

dem letzten Drittel der Gasse kommen nur zwei Befahrungen vor (Befahrungslänge =<br />

400 m) 276 . Im Modell wird von einer Durchfahrt ausgegangen, die gesamte Gasse <strong>als</strong>o <strong>als</strong><br />

dreimal befahren bewertet (Befahrungslänge = 300 m). Dadurch werden die ersten beiden<br />

Drittel der Gasse hinsichtlich der Befahrung unterschätzt, das letzte Drittel wird überschätzt.<br />

In der Realität kommen Stichfahrten und Durchfahrten nebeneinader vor. Diesbezüglich<br />

unterschätzt das Modell daher tendenziell die Zahl der Überfahrten.<br />

276 Bei 100 m Gassenlänge<br />

Gassenbreite<br />

Gassenfläche<br />

Gassenabstand<br />

Gassenanzahl<br />

optimales<br />

Feinerschliessungssystem<br />

Befahrungsprozent<br />

+<br />

Überfahrtsfaktoren<br />

+<br />

Input<br />

Überfahrtsfaktoren<br />

o<br />

Befahrungsprozent<br />

o<br />

Output<br />

Überfahrtsfaktoren<br />

-<br />

�<br />

Überfahrten<br />

je Gasse<br />

Risikogewichtung<br />

Querfahrten<br />

Befahrungsprozent<br />

-


Dokumentation 112<br />

Ferner kommt es bei der Holzernte zu Fahrten mit Teilbeladung, z.B. wenn Sorten mit geringem<br />

Massenanfall auf verschiedenen Gassen so lange gesammelt werden, bis die Ladekapazität<br />

des Fahrzeuges erreicht ist, und der Fahrer <strong>zum</strong> Polterplatz fährt. Dabei werden<br />

mehrere Gassen mit derselben Ladung befahren, um Kleinmengen aufzusammeln. Von<br />

diesen Fahrten geht lediglich eine Fahrt je Nutzungsart rechnerisch in das Modell mit ein,<br />

da bei der Berechnung unterstellt ist, dass die Ladekapazität immer voll ausgenutzt wird<br />

und nur die Restmenge in einer zusätzlichen Teilbeladungsfahrt gerückt wird. Leerfahrten<br />

oder Suchfahrten sind <strong>als</strong>o nicht im Modell abgebildet. Auch dies bewirkt tendenziell eine<br />

Unterschätzung der Fahrbewegungen ebenso wie der Sachverhalt, dass das Modell nur für<br />

Reinbestände entwickelt wurde und deshalb Such- und Sammelfahrten für Sortimente von<br />

Mischbaumarten keine Berücksichtigung finden. Da das Modell von ebenen Geländeverhältnissen<br />

ausgeht und schwierige Verhältnisse, die Fahrten mit geringer Ladung bedingen,<br />

nicht einbezieht, ist auch hier von einer tendenziellen Unterschätzung auszugehen.<br />

Bei der Variante "Sturm in der zweiten Hälfte der Endnutzung" ist u.U. eine Überschätzung<br />

zu erwarten, da von vollständiger Aufarbeitung der Hiebsmasse ausgegangen wird und<br />

kein Nachhiebsrest unterstellt wird, das im Bestand verbleibt.<br />

Das Modell dient nicht der präzisen Prognose. Es soll eine Größenordnung der notwendigen<br />

Zahl an Überfahrten aufzeigen. Die beschriebenen Unschärfen wirken sich nur im Detail<br />

aus und ändern nichts an der Tendenz der Aussagen. 277<br />

3.2.2.3.9 Technische Eingriffe in den Nutzungsarten<br />

Im Folgenden wird beispielhaft in Tab. 21 für einen Fichtenbestand mit Oberhöhenbonität<br />

36 nach ASSMANN/FRANZ die spezifische Bestandessituation dargestellt, wie sie im Modell<br />

unterstellt ist. Sie wird aus waldbaulicher und forstechnischer Sicht in der jeweiligen Nutzungsart<br />

beschrieben. Gleichzeitig wird die forsttechnische Umsetzung des notwendigen<br />

Eingriffs gegenübergestellt. Die angegebenen Entnahmemengen fließen in das Modell ein.<br />

277 Das gilt auch für die Verwendung von Ertragstafeln, die Reinbestände unterstellen und heutige und künftige<br />

Bestandesentwicklung mit gewissen Einschränkungen widerspiegeln.


Dokumentation 113<br />

Tab. 21: Nutzungsarten und jeweils notwendige Maßnahmen am Beispiel von Fichte,<br />

Oberhöhenbonität 36.<br />

Alter<br />

Sturmwurf 0<br />

Dickung/JP 15-20<br />

JP/JD 20-40<br />

JD – AD 40-80<br />

EN 100<br />

EN Rest<br />

Reguläre<br />

Verjüngung<br />

Oder<br />

Sturmwurf 0<br />

80-<br />

100<br />

0-20<br />

Bestandesparameter<br />

(Fichte, Oberhöhenbonität 36)<br />

Bestandesbeschreibung<br />

Regelloses Übereinander<br />

von Stämmen;<br />

Vorbestand 100 J,<br />

OHB 36<br />

Homogener Bestand<br />

ohne strukturelle<br />

und Altersdifferenzierung;<br />

Vorwüchse,<br />

verdämmendes<br />

Weichlaubholz,<br />

pflegedringlich;<br />

h m=6,2 m;N=5000;<br />

d 1,3=7,6cm<br />

Geschlossen bis<br />

gedrängt geschlossen;<br />

hm=11,5 m;<br />

N=2700;<br />

d1,3=11,8cm Geschlossen;<br />

hm=16-30 m;<br />

N=1800-700;<br />

d1,3=16cm-32cm Licht geschlossen;<br />

Hm=30 m-33 m;<br />

N=700-500;<br />

d1,3=32cm-39cm; Strukturreicher Bestand<br />

in Höhe und<br />

Alter differenziert<br />

regelloses<br />

Übereinander von<br />

Stämmen<br />

Anfallende<br />

Holzmenge<br />

Efm/o.R.<br />

713<br />

0<br />

88<br />

401<br />

262<br />

157<br />

313<br />

Notwendiger Eingriff<br />

waldbaulich Forsttechnisch<br />

Wieder-bestokkung<br />

Erschließungssituation<br />

Holzernte Rückegassen nicht<br />

mehr erkennbar;<br />

zahlreiche Hindernisse<br />

für die Befahrung<br />

Entnahme von Zugangslinien<br />

Protzen und schaffen zur<br />

verdämmenden Strukturierung<br />

Weichlaub- von Arbeitsfelholzesdern<br />

(mit Mulchmaschine<br />

oder<br />

von Hand)<br />

Erstdurch- Erweiterung der<br />

forstungAus- Zugangslinien =<br />

wahl von Z- Erstanlage von<br />

Bäumen, maschinenbe-<br />

Astung, Förfahr-barenRückderung von<br />

Lbh. und Tanne<br />

gassen<br />

Auslesedurchforstung;<br />

evt. einzelne<br />

ZE-Anfälle<br />

Schirmschlag,<br />

Einbringen und<br />

Fördern von<br />

VVJ<br />

Biologische<br />

Automation,<br />

einzelstammweise<br />

Nutzung<br />

Wieder-bestokkung<br />

Auffinden der<br />

Rückegasse<br />

Auffinden der<br />

Rückegasse<br />

offenhalten der<br />

Rückegassen, um<br />

Zugang zu NHR<br />

zu erhalten<br />

vollmechanisierte<br />

Holzernte<br />

Aufarbeitungslinien<br />

zugewachsen, nicht<br />

mehr erkennbar;<br />

aufgeklappte Wurzelteller,<br />

Stöcke<br />

stellen noch Befahrungs-<br />

hindernisse<br />

dar<br />

Die Zugangslinien<br />

sind kaum noch zu<br />

erkennen und weitgehendzugewachsen;<br />

alte Wurzelteller<br />

und Stöcke sind<br />

technisch befahrbar<br />

Die Feinerschließung<br />

des Bestandes ist<br />

vorhanden; Rükkegassen<br />

sind <strong>als</strong><br />

solche nur durch<br />

visuelle Markierung<br />

zu erkennen<br />

Die Feinerschließung<br />

des Bestandes ist<br />

vorhanden; Rükkegassen<br />

sind <strong>als</strong><br />

solche nur durch<br />

visuelle Markierung<br />

zu erkennen<br />

Gassen wachsen<br />

langsam zu<br />

Rückegassen nicht<br />

mehr erkennbar


Dokumentation 114<br />

3.2.2.3.10 Ergebnisse<br />

Zahl der Überfahrten<br />

Im Folgenden werden nur Flächen betrachtet, die aus einem Sturmwurf stammen. Dabei<br />

wird für die Fichte unterstellt, dass dieser Sturmwurf im Alter 100 stattgefunden hat, bei<br />

der Kiefer und der Buche werden für die Sturmwurfaufarbeitung die Massen des Alters 140<br />

unterstellt.<br />

Die Ergebnisse des Modells können in graphischer Form oder <strong>als</strong> Tabelle dargestellt werden.<br />

In Abb. 58 ist die Zahl der Überfahrten über eine Rückegasse <strong>als</strong> Summenhäufigkeitskurve<br />

und für verschiedene Baumarten aufgetragen. Dabei ist für die drei Baumarten Fichte,<br />

Kiefer und Buche jeweils die 1. Bonität 278 , ein Gassenabstand von 30 m, eine Gassenbreite<br />

von 4 m sowie Langholzaufarbeitung unterstellt. Um eine Vergleichbarkeit zwischen<br />

den Baumarten zu erreichen wird ein Betrachtungszeitraum von 100 Jahre gewählt. Die<br />

Holzanfälle für die Baumarten nach (grob vereinheitlichten) Nutzungsarten zusammengefasst<br />

und aufgetragen. 279<br />

Anzahl Überfahrten<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

Sturmwurf<br />

Fi Bu Kie<br />

Dickung<br />

Abb. 58: Zahl der Überfahrten je Linie in Abhängigkeit von der Bestockung (1. Bon., GA 30<br />

m, GB 4 m, Langholzaufarbeitung).<br />

Aus der Grafik geht hervor, dass bereits bei der Sturmwurfaufarbeitung die Fichtenfläche<br />

wegen des großen Massenanfalls deutlich häufiger befahren werden muss <strong>als</strong> die Buchenoder<br />

gar die Kiefernfläche. In Lauf der folgenden Umtriebszeit addiert sich so bei der Fichte<br />

die Zahl der Überfahrten je Linie auf 81 im Alter 100, während die Anzahl der Fahrten bei<br />

Buche im gleichen Alter 55 und bei Kiefer nur 46 beträgt.<br />

Fichtenbestände sind, bei sonst gleichen Voraussetzungen, wegen ihres höheren Massenanfalls<br />

deutlich häufigeren Fahrereignissen ausgesetzt <strong>als</strong> Buchen- oder Kiefernbestände.<br />

278 Bei Fichte die Oberhöhenbonität 40 nach Assm./Franz<br />

279 EN100 bedeutet den ausscheidenden Bestand im Alter 100 lt. ET zzgl. Einer Einreihungsquote von 10%.<br />

JP/JD<br />

JD - AD<br />

EN100<br />

Alter


Dokumentation 115<br />

Mit dem Modell lässt sich für die Bonitäten ähnliches berechnen, weil auch hier unterschiedliche<br />

Massen zugrunde liegen. Unter den bereits beschriebenen Voraussetzungen 280<br />

fallen bei den Fichtenbonitäten 40, 36 und 32 insgesamt 81, 63 bzw. 48 Fahrten je Gasse<br />

an. In der ersten Bonität sind bei Fichte <strong>als</strong>o fast doppelt soviele Erntefahrten erforderlich<br />

wie bei der dritten Bonität. Bezieht man diese Zahlen auf den Hektar, so fallen bei Bonität<br />

40 insgesamt 238 Fahrten an während es bei Bonität 32 nur 141 Fahrten sind.<br />

Neben der anfallenden Masse wirkt sich auch die Art der Aufarbeitung aus. Die Unterschiede<br />

von Langholz- und Kurzholzaufarbeitung von Fichte sind in Abb. 59 dargestellt.<br />

Dabei wurde im Verfahren Langholzaufarbeitung die Sortimente 2a und geringer dem <strong>als</strong><br />

Koppelprodukt anfallenden Kurzholz zugeschlagen.<br />

Anzahl Überfahrten<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

Sturmwurf<br />

lang kurz<br />

Dickung<br />

Abb. 59: Zahl der Überfahrten je Linie in Abhängigkeit von der Art der Aufarbeitung<br />

(Fichte Bon. 40, GA 30 m, GB 4 m).<br />

Zu erkennen ist, dass bei der Aufarbeitung des gesamten Hiebsanfalls <strong>als</strong> Kurzholz deutlich<br />

weniger Fahrten zur Holzernte notwendig sind <strong>als</strong> bei der Aufarbeitung im Langholzverfahren.<br />

Bei Kurzholz kann eine größere Lastbildung erfolgen <strong>als</strong> beim Transport von sperrigem<br />

Langholz. Die Unterschiede in der Befahrungsintensität der beiden Verfahren sind<br />

erheblich und betragen je Gasse und Umtriebszeit fast 30 %.<br />

280 GA 30 m, GB 4 m, Langholzaufarbeitung<br />

JP/JD<br />

JD - AD<br />

EN100<br />

Alter


Dokumentation 116<br />

Hinsichtlich der Gassenabstände lässt sich für Fichte (Bon. 40, GB 4 m, Langholz) folgende<br />

Aussagen aus dem Modell ableiten (Abb. 60):<br />

Anzahl Überfahrten<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

Sturmwurf<br />

40 m 30 m 20 m<br />

Dickung<br />

Abb. 60: Zahl der Überfahrten je Linie in Abhängigkeit vom Gassenabstand (Fichte Bon.<br />

40, GB 4 m, Langholzaufarbeitung).<br />

JP/JD<br />

In der Sturmwurfaufarbeitung benötigt man bei einem Gassenabstand von 40 m knapp 50<br />

Fahrten je Linie, um das Holz aus dem Bestand zu schaffen. Bei einem Gassenabstand von<br />

20 m genügt die Hälfte dieser Anzahl. Dieses Verhältnis bleibt durch die Umtriebszeit gewahrt.<br />

Nach 100 Jahren wurden 103 Fahrten auf einer Rückegasse eines Bestandes mit<br />

40 m Gassenabstand gemacht im Falle von 20 m Gassenabstand sind nur 60 Fahrten erfolgt.<br />

Durch den größeren Gassenabstand konzentriert sich die Abfuhr auf weniger Linien,<br />

die aber häufiger befahren werden. Außerdem muss das Holz z.T. motormanuell aufgearbeitet<br />

und auch weitere Strecken beigeseilt werden.<br />

Aus Tab. 22 gehen die Relationen der Befahrungsintensitäten hervor, jeweils in Bezug gesetzt<br />

zur ersten Bonität. Demnach wird eine 2. Bonität zu einem 10 % bis 20 % geringeren<br />

Grad befahren <strong>als</strong> eine 1. Bonität. Eine 3. Bonität wird bei den drei betrachteten Baumarten<br />

etwa zu einem Drittel weniger befahren.<br />

Relation<br />

Bonität Fichte Buche Kiefer<br />

1 1.00 1.00 1.00<br />

2 0.78 0.83 0.89<br />

3 0.60 0.70 0.66<br />

JD - AD<br />

EN100<br />

Alter<br />

Tab. 22: Verhältnis der Befahrungsintensität der<br />

Bonitäten einer Baumart.


Dokumentation 117<br />

Bildet man dieselbe Relation bei den Baumarten und bezieht sie auf die Fichte <strong>als</strong> der massenreichsten<br />

Baumart, ergibt sich ein Verhältnis von Fichte zu Buche zu Kiefer von<br />

1 : 0,68 : 0,56.<br />

Nach 100 Jahren fallen <strong>als</strong>o in einem Buchenbestand der 1. Bonität nur 68 % der Fahrten<br />

an, die in einem Fichtenbestand gleicher Bonität (40) anfallen. Bei der Kiefer 1. Bonität fallen<br />

nur 56 % der Fahrten in Fichte an.<br />

Auch die Parameter Gassenabstand, Gassenbreite und Sorte (lang, kurz) lassen sich so relativ<br />

zueinander beschreiben. In Tab. 23 sind diese Relationen zusammengestellt.<br />

Gassenabstand Gassenbreite Sorte<br />

40 m 1.00 4 m 1.00 lang 1.00<br />

30 m 0.80 5 m 0.98 kurz 0.72<br />

20 m 0.58 6 m 0.98<br />

Tab. 23: Verhältnis der Befahrungsintensität<br />

in Abhängigkeit von drei<br />

Parametern 281 . Links Größe des Parameters,<br />

rechts Verhältniszahl.<br />

Demnach wirken sich Gassenabstand und Sorte besonders deutlich aus, während die Gassenbreite<br />

nur einen marginalen Einfluss auf die Zahl der Überfahrten hat.<br />

Variantenstudium<br />

Jede im Zusammenhang mit der Holzernte durchgeführte Fahrt im Bestand kann auch<br />

mehr oder weniger außerhalb des Feinerschließungsnetzes erfolgen und führt dann zu einer<br />

Erhöhung des Befahrungsprozentes. Hierzu wurden bereits in Kapitel 3.2.2.3.3 drei<br />

mögliche Varianten vorgestellt.<br />

Im Modell wirken sich die Parameter Gassenbreite und Gassenabstand sowie die Überfahrtsfaktoren<br />

aus, die durch einen Risikogewichtungsfaktor ergänzt werden, der sich aus<br />

der Anzahl der Überfahrten errechnet. Die im Simulationslauf verwendeten Einstellungen<br />

der Überfahrtsfaktoren, <strong>als</strong>o der Grad, um den das jeweils gültige Feinerschließungssystem<br />

überschritten wurde, gehen aus Abb. 55, S. 106 hervor. Sie drücken die Quälität, Disziplin<br />

und Professionalität aus, mit der die Aufarbeitung von der Gasse aus erfolgt.<br />

In Tab. 24 werden die Ergebnisse für ein Feinerschließungssystem bei Fichte 282 dargestellt.<br />

Bei der Laissez-faire-Variante wird schon im Sturmwurf mehr Fläche befahren <strong>als</strong> bei den<br />

beiden anderen Varianten, weil ungünstige Arbeitsverfahren eingesetzt werden und weil<br />

keine Linieneinweisung erfolgt etc. So kommt es zu einem Befahrungsprozent von 25 %.<br />

Die Status quo-Variante weist mit 19 % eine geringeres Befahrungsprozent im Sturm auf,<br />

weil davon ausgegangen wurde, dass die alten Linien z.T. aufgefunden werden können<br />

und neue Linien den Maschinenführern sehr sorgfältig aufgezeigt werden.<br />

Am günstigsten schneidet die D<strong>GPS</strong>-Variante ab (16 %), weil mit dem Navigationssystem<br />

WaldNAV Orientierungslinien im Sturmwurf generiert und eingehalten werden können.<br />

Doch auch hier müssen z.B. Wurzelteller umfahren werden, so dass das Befahrungsprozent<br />

über dem minimalen Befahrungsprozent liegt (=12 % bei GA 30 m, GB 4 m).<br />

281 Standardeinstellung bei der Simulation: Fi, Bon. 40, Gassenabstand 30 m, Gassenbreite 4 m, Langholzaufarbeitung<br />

282 OHB 40 mit Gassenbreite 4 m und Gassenabstand 30 m


Dokumentation 118<br />

Tab. 24: Ergebnis des Simulationslaufes der drei Befahrungsvarianten bei Fichte, Bon. 40,<br />

Gassenbreite 4 m und Gassenabstand 30 m.<br />

in m² / ha<br />

bei<br />

GB 4 m<br />

GA 30 m<br />

Laissez-faire-Variante Status-Quo-Var. Optimal-Variante<br />

neu<br />

befahren<br />

[m²]<br />

Summe<br />

(in%)<br />

neu<br />

befahren<br />

[m²]<br />

Summe<br />

(in%)<br />

neu<br />

befahren<br />

[m²]<br />

Summe<br />

(in%)<br />

Sturmwurf 2478 25% 1859 19% 1611 16%<br />

Dickung 1156 36% 1176 30% 0 16%<br />

JP/JD 657 43% 329 34% 394 20%<br />

JD - AD 374 47% 0 34% 0 20%<br />

EN100 245 49% 0 34% 0 20%<br />

ENRest 118 50% 0 34% 0 20%<br />

reguläre Vj. 121 51% 0 34% 0 20%<br />

oder Sturmw. 809 60% 405 38% 123 21%<br />

Im Laufe des Bestandeslebens kommen bei der Laissez-faire-Variante immer wieder neu<br />

befahrene Flächen hinzu, so dass sich das Befahrungsprozent bis in das Alter 100 auf 49 %<br />

erhöht.<br />

Bei der Status quo-Variante wurde unterstellt, dass auf diesen ehemaligen Sturmwurfflächen<br />

in der ausgehenden Dickungsphase ein vollkommen neues Feinerschließungsnetz<br />

angelegt wird, weil die Linien aus der Sturmwurfaufarbeitung zugewachsen und nicht<br />

mehr auffindbar sind. Dadurch erhöht sich das Befahrungsprozent erheblich. Dieses neue<br />

Feinerschließungssystem kann in den folgenden Phasen der Nutzung weitgehend eingehalten<br />

werden, da Kennzeichnung, Einweisung und Kontrolle strikt gehandhabt werden.<br />

Das Befahrungsprozent erhöht sich bis ins Alter 100 auf 34 %.<br />

Bei der D<strong>GPS</strong>-Variante wurden die Aufarbeitungslinien der Erstbefahrung bereits auf der<br />

Sturmwurffläche digital erfasst. Bei allen Folgeeingriffen kann deshalb nach diesen Daten<br />

navigiert werden, auch ohne Kennzeichnung der Gassen im Gelände. Es sind lediglich einige<br />

Gassen zu begradigen, wo Hindernisse im Sturm umfahren wurden und jetzt die Stöcke<br />

verrottet sind. Durch die strenge Einhaltung und sichere Wiederauffindbarkeit des Gassennetzes<br />

kann das Befahrungsprozent auch nach 100 Jahren noch auf unter 20 % gehalten<br />

werden.<br />

Ereignet sich <strong>zum</strong> Ende der Umtriebszeit ein weiteres Sturmereignis mit Totalwurf, wirkt<br />

dies, wegen der erneuten Unübersichtlichkeit des Geländes, ebenfalls erhöhend auf das<br />

Befahrungsprozent aller drei Varianten, wie aus Tab. 24 und Abb. 61 hervorgeht. Bei den<br />

Varianten Laissez-faire und Status quo, sind die Aufarbeitungslinien nicht mehr zu erkennen,<br />

deshalb wurden im Simulationslauf die Überfahrtsfaktoren gutachtlich auf 1,0<br />

(Laissez-faire) und 0,5 (Status quo) gesetzt. Das ist 2/3 der Faktorengröße, die beim ersten<br />

unterstellten Sturmwurf vergeben wurden. 283 Bei der D<strong>GPS</strong>-Variante wurde der Faktor auf<br />

283 Die Anlage des Feinerschließungssystems ist bei der ersten Sturmwurfaufarbeitung enthalten, deshalb<br />

wurden die Ziffern 2, 0 und 1, 5 vergeben.


Dokumentation 119<br />

0,1 gesetzt, weil die digitalen Linien noch bekannt sind und weitgehend von den alten Linien<br />

aus aufgearbeitet werden kann.<br />

Abb. 61 ist eine graphische Darstellung der Tab. 24 und zeigt die Überlegenheit der D<strong>GPS</strong>-<br />

Variante über die Zeit. Die D<strong>GPS</strong>-Variante kann das Anfangsbefahrungsprozent nahezu<br />

halten, auch wenn wieder ein Sturmwurfereignis eintritt. Die beiden anderen Varianten<br />

weisen durch die notwendige Einlegung des 2. Erschließungssystems ein höheres Befahrungsprozent<br />

auf, das sich <strong>zum</strong>indest bei Variante Laissez-faire noch bis <strong>zum</strong> Alter 100<br />

weiter aufsummiert. Status quo-Variante und Laissez-faire-Variante reagieren sensibel auf<br />

Sturmwurf, da dabei jegliche Orientierung verlorengeht.<br />

Befahrung der Fläche in %<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

negativ<br />

Status quo<br />

D<strong>GPS</strong><br />

Sturm negativ<br />

Sturm Status quo<br />

Sturm D<strong>GPS</strong><br />

Minimalbefahrung<br />

� 37 %<br />

� 22 %<br />

� 8 %<br />

Sturmwurf Dickung JP/JD JD - AD EN100 ENRest reguläre Vj.<br />

Nutzungsart<br />

Abb. 61: Die drei Befahrungsvarianten in ihrer Entwicklung über die Zeit (Fichte, Bon. 40,<br />

Gassenbreite 4 m und Gassenabstand 30 m)<br />

Wesentlichen Einfluss auf dieses Teilmodell haben – bei gleichbleibenden Überfahrtsfaktoren<br />

– der Rückgassenabstand und die Rückegassenbreite. Eine Abstandsveringerng der<br />

Gassen auf 20 m (bei sonst gleichen Bedingungen) bewirkt schon einen Flächenverbrauch<br />

für das reine (=minimale) Feinerschließungssystem von 17 %. Verbreitert man die Gassen<br />

dazu noch von 4 m auf 5 m, ist allein für die Gassenanlage 20 % der Fläche verbraucht.<br />

Wird bei einem Bestand mit so hoher Gassendichte (400 Laufmeter / ha) außerhalb der<br />

vorgegebenen Linien gefahren, nimmt das Befahrungsprozent stark zu. 284<br />

284 Da mit zunehmender Gassenbreite und auch mit sinkendem Gassenbstand die Erschließung des Bestandes<br />

stark ansteigt, sinkt die Wahrscheinlichkeit der Bestandesbefahrung. Es ist deshalb sinnvoll beim Variantenstudium<br />

im Modell die Überfahrtsfaktoren für geringe Gassenabstände und große Gassenbreiten anders zu<br />

wählen <strong>als</strong> für große Gassenabstände und geringe Gassenbreiten.


Dokumentation 120<br />

3.2.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

Das Risiko des Auftretens eines Schadens hängt vom Schädigungspotenzial ab. Dieses setzt<br />

sich zusammen aus Art der Einwirkung, Häufigkeit der Einwirkung, und der Schadenssensibilität<br />

des betrachteten Objekts (Disposition).<br />

In einem Modell wurde die Häufigkeit der Einwirkung von Forstmaschinen auf den Waldboden<br />

über einen Zeitraum von 100 Jahren betrachtet.<br />

Folgende Ergebnisse lassen sich zusammenfassen:<br />

� Die Kalamitätsnutzung stellt ein erhebliches Gefährdungspotenzial dar, weil große<br />

Mengen Holz in einem sehr kurzem Zeitraum gebracht werden, bei dem nicht witterungsangepasst<br />

gefahren werden kann.<br />

� Bestände mit hohem Massenanfall werden häufiger befahren (Baumartenspezifisch).<br />

� Bei guten Bonitäten sind mehr Erntefahrten notwendig <strong>als</strong> bei geringeren.<br />

� Für die Aufarbeitung von Langholz werden wegen der geringeren Ladekapazität mehr<br />

Rückefahrten benötigt <strong>als</strong> für die Aufarbeitung von Kurzholz. Kurzholzaufarbeitung<br />

führt zu weniger Überfahrten, aber auch zu Fahrten mit höheren Achslasten.<br />

� Mit zunehmendem Rückegassenabstand steigt die Zahl der Überfahrten je Gasse. Dadurch<br />

ist ein Feinerschließungssystem mit weiten Gassenabständen intensiver befahren<br />

<strong>als</strong> ein System mit engem Gassenabstand.<br />

� Die potenzielle Gefahr einer Bestandesbefahrung steigt mit dem Alter der Bestände.<br />

Zum einen wird durch den Baumabstand eine Befahrung erst ab einem bestimmten<br />

Alter technisch möglich (bonitätsabhängig) 285 , <strong>zum</strong> anderen steigt mit dem Alter die zu<br />

transportierende Last und damit möglicherweise die Neigung näher an die Stämme<br />

heranzufahren.<br />

� Im Vergleich zu Harvestern geht von Rückefahrzeugen die größere Gefährdung aus, da<br />

sie ungleich mehr Strecke im Bestand zurücklegen ( hohe Mobilität); Harvester sind wegen<br />

des langsameren Arbeitsfortschritts leichter kontrollierbar (geringe Mobilität während<br />

des Arbeitsprozesses).<br />

� Dennoch haben die Harvester eine Schlüsselfunktion (im wörtlichen Sinn), da sie den<br />

Zugang zu den Beständen für alle Folgebefahrungen schaffen und die bodenschonende<br />

Reisigmatte anlegen.<br />

� Bei Sammelfahrten (für mehrere Sorten), vielen Kleineingriffen oder bei Nutzung von ZE<br />

kommt es zu deutlich mehr Überfahrten <strong>als</strong> im Modell abgebildet.<br />

285 Vgl. Abb. 50, S. 95


Dokumentation 121<br />

In drei Varianten wurde die quantitative Einwirkung in Form des Befahrungsprozentes simuliert.<br />

Es wurde festgestellt:<br />

� Die ordinalen Parameter aus der Gruppe Organisation (Tab. 18, S. 100), die im Modell<br />

über einen Faktor metrisch parametrisiert wurden, haben einen großen Einfluss auf die<br />

befahrene Fläche.<br />

� Die Varianten Status quo und D<strong>GPS</strong> unterscheiden sich in vielen Nutzungsarten nicht<br />

hinsichtlich der Befahrungsqualität (Steigung beider Varianten gleich).<br />

� Die drei Varianten unterscheiden sich dort, wo die klassischen Orientierungshilfen verlorengehen<br />

(Dickung, Sturmwurf).<br />

� Laissez-faire- und Status quo-Variante reagieren auf Sturmwurf mit starker Zunahme<br />

des Befahrungsanteils.<br />

� Die D<strong>GPS</strong>-Variante kann sich über die ganze Umtriebszeit relativ nahe am minimalen<br />

Befahrungsprozent halten, der Befahrungsanteil bei den beiden anderen Varianten<br />

nimmt bis EN 100 stärker zu.


Dokumentation 122<br />

3.2.3 Diskussion von Umfeld und Modell<br />

3.2.3.1 Überprüfung der Hypothesen<br />

Zur Untersuchung des gesellschaftspolitischen Trends bzw. des technischen Trends wurden<br />

zwei Hypothesen aufgestellt. Die erste Hypothese lautete:<br />

Das veränderte gesellschaftspolitsche Umfeld der Forstwirtschaft erfordert eine nachweisbar<br />

schonende Holzernte.<br />

Die Analyse des Umfeldes der Forstwirtschaft ergibt eine zunehmende Regelung zur Umweltvorsorge<br />

in Gesetzen, wie sie auch von WAGNER oder GÜNTHER festgestellt wurden. 286<br />

Namentlich das Bundesbodenschutzgesetz ist eine Norm, die ein erhebliches Innovationspotenzial<br />

für den vorsorgenden Bodenschutz beinhaltet. Dies bestätigt auch MATTHIES<br />

(2000, S. 46) der feststellt, dass durch dieses Gesetz der Boden <strong>als</strong> drittes Umweltgut neben<br />

Wasser und Luft diesen gesetzlichen Schutzes erlangt. Da solche normativen Regelungen<br />

allein nicht ausreichen, werden sie von den Betrieben konkretisiert und sind vor allem<br />

auf die ökologische Verträglichkeit der Arbeitsverfahren ausgerichtet (ERLER, 2000a,<br />

S. 673).<br />

Der Prozess der Zertifizierung ist ein weiterer Weg, auf dem Forstwirtschaft und Gesellschaft<br />

in einen Dialog über die Ressourcenbewirtschaftung getreten sind. MAYER-GAMPE<br />

(2000, S. 627) spricht von einem erzwungenen Dialog, weil er nicht direkt zwischen Umweltverbänden<br />

und der Forstwirtschaft, sondern zunächst auf Druck international agierender<br />

Organisationen und der großen Verlage zustandegekommen ist. Das Instrument der<br />

Zertifizierung hat sich inzwischen aber etabliert. Innerhalb eines Jahres stieg die nach PEFC<br />

zertifizierte Fläche in Deutschland von 1,2 Mio. ha auf 4,3 Mio. ha, die nach FSC-<br />

Richtlinien zertifizierte Fläche von 124.000 ha auf 258.000 ha. 287 Durch die Zertifizierung<br />

wurde ein Instrument geschaffen, das einerseits der Gesellschaft erlaubt, Einfluss auf die<br />

Waldbewirtschaftung zu nehmen, um u.a. schonende Holzernte durchzusetzen, andererseits<br />

aber auch den Betrieben ermöglicht, nachhaltiges und ressourcenschonendes Arbeiten<br />

verbraucherwirksam zu präsentieren.<br />

ERLER stellt allerdings fest, dass die Aussagen zu den technischen Arbeitsverfahren in den Regelwerken der Zertifizierungsorganisationen<br />

nicht systematisch auf forsttechnische Zusammenhänge hin aufgebaut sind, so dass ihre Aussagen auf<br />

den Einzelfall hin fragwürdig sein können. 288<br />

Mit dem normativen Instrumentarium und dem marktorientierten Instrument der Zertifizierung<br />

sind für die Gesellschaft vielfältige <strong>Mittel</strong> vorhanden, die es ermöglichen, bewusst<br />

Einfluss auf die Forstwirtschaft zu nehmen und eine Kontrolle auszuüben. 289<br />

Damit konnte die erste Hypothese bestätigt werden:<br />

Das gesellschaftspolitische Umfeld nimmt bewusst Einfluss auf die Forstwirtschaft und fordert<br />

im Speziellen eine ressourcenschonende Holzernte.<br />

286<br />

WAGNER (1996), S. 1 oder GÜNTHER (1998), S. 10<br />

287 Stand der Zertifizierung im Mai 2000 bzw. im Juni 2001. Quelle: Internetseiten der Zertifizierungsorgnisationen<br />

FSC und PEFC (Abruf Mai 2000 und Juni 2001)<br />

288<br />

ERLER (2000a), S. 673<br />

289 ähnlich auch ERLER (2000a), S. 673


Dokumentation 123<br />

Die zweite Hypothese lautete:<br />

Durch die Veränderungen der Maschinen und des <strong>Maschineneinsatz</strong>es der letzten Jahre<br />

geht eine besondere Gefahr der mechanischen Schädigung für den Waldboden aus.<br />

Es konnte nachgewiesen werden, dass Anzahl und Gewicht der Maschinen in den letzten<br />

Jahren deutlich zugenommen haben. Man kann den Sturmwurf Wiebke 1990 <strong>als</strong> das Ereignis<br />

bezeichnen, das in <strong>Mittel</strong>europa den wesentlichen Impuls zur vollmechnanisierten<br />

Aufarbeitung durch Maschinen gab. Außerdem markiert es in der Bringungstechnik den<br />

Übergang von Landwirtschaftsschleppern zu Spezialrückefahrzeugen. FORBRIGs Arbeit bestätigt<br />

diese Einschätzung. 290 Dabei wurde bei der Maschinengestaltung immer auch versucht,<br />

den Aspekt der Bodenschonung mitzuberücksichtigen. 291<br />

Seit Wiebke werden bei der Aufarbeitung auf Sturmwurfflächen in verstärktem Maße Harvester<br />

eingesetzt. Allerdings ist gerade dort wegen des großen Arbeitsvolumens und des<br />

Drucks der schnellstmöglichen Aufarbeitung die systematische Verfahrensgestaltung<br />

schwierig. 292 Der vorsorgende Bodenschutz, der in der forstlichen Zielhierarchie einen hohen<br />

Rang einnimmt 293 , gerät bei Sturmholzaufarbeitung regelmäßig ins Hintertreffen, da<br />

andere kurzfristige Ziele im Vordergrund stehen. Dies führt zu Flächen mit hoher Befahrungsintensität.<br />

Nahezu der gesamte Einschlag in der BRD wird maschinell gerückt. Etwa ein Drittel wird<br />

vollmechanisiert durch Harvester geerntet. Durch die hohen Kapitalkosten der Maschinen<br />

entsteht ein Druck, diese auch dann einzusetzen, wenn die Witterung dies eigentlich nicht<br />

zulässt.<br />

Damit konnte auch die zweite Hypothese bestätigt werden:<br />

Die Maschinen haben in den letzten beiden Jahrzehnten an Eigengewicht und Ladekapazität<br />

zugenommen, Raupenfahrzeuge verbreiten sich. Befahrung von Hanglagen ist möglich.<br />

Bei der organisatorisch und technisch schwierigen Sturmwurfaufarbeitung geht eine<br />

besondere Gefahr für den Boden von vollmechanisierter Aufarbeitung aus.<br />

3.2.3.2 Modellaussagen<br />

HEINIMANN (1996, S. 299) weist darauf hin, dass neben dem Nutzen, den die Technik<br />

bringt, auch Risikoüberlegungen bei der Entscheidungsfindung eine Rolle spielen müssen.<br />

Dabei führt er aus, dass für das Einschätzen eines Risikos vor allem die Art der Einwirkung<br />

und die Häufigkeit der Einwirkung bekannt sein müssen um daraus die resultierende Beanspruchung<br />

ableiten zu können. 294 Über die Art der Einwirkung forstlicher Maschinen auf<br />

den Boden gibt es umfangreiche Literatur, die sich entweder mehr mit der Disposition des<br />

Bodens befasst 295 oder mehr auf die Kräfte eingeht, die von den Maschinen ausgehen. 296<br />

Über die Häufigkeit der Beanspruchung wurde bislang nur in Ansätzen berichtet. So betrachtet<br />

MCMAHON (1997) die ungeregelte Befahrung auf Kahlschlagflächen eines einzigen<br />

290 FORBRIG (2000) S. 93 f<br />

291 HAUCK (2001), S. 43 ff<br />

292 MAHLER und PFEIL (1998), S. 1571<br />

293 WAGELAAR (2001), S. 509<br />

294 HEINIMANN (1996), S. 304<br />

295 z.B. HILDEBRAND (1994), WARKOTSCH ET AL. (1994)<br />

296 z.B. ABEELS (1994), KOOLEN (1994), HAARLAA (2000)


Dokumentation 124<br />

Eingriffs und zählt dabei die Frequenz der Überfahrten über bestimmte Teilflächen. Längerfristige<br />

Betrachtungen über die Befahrungsintensität fehlen bislang. Deshalb wurde ein<br />

Modell entwickelt, das Aussagen über die Häufigkeit der Gassenbefahrung durch Forstmaschinen<br />

in einer Umtriebszeit zulässt. Dabei wurde ein Zeitraum von 100 Jahren gewählt,<br />

der einem Fichtenumtrieb entspricht.<br />

Die Umtriebszeit der ebenfalls betrachteten Baumarten Buche und Kiefer ist zwar etwa um die Hälfte länger, aber durch<br />

die Wahl des gleichen Betrachtungszeitraums ist Vergleichbarkeit gegeben. Dass Buche und Kiefer auf die Fichtenumtriebszeit<br />

bezogen wurden und nicht umgekehrt, die Fichte auf die Buchen und Kiefernumtriebszeit, lässt sich damit<br />

begründen, dass die flachwurzelnde Fichte der Gefahr von Sturmwurf viel stärker ausgesetzt ist, <strong>als</strong> die Tiefwurzler Buche<br />

und Kiefer, und dass der Flächenanteil der Fichte größer ist.<br />

Die im Modell berechnete Summe der Überfahrten je Umtriebszeit und Feinerschließungslinie<br />

ist Ausdruck für die Gefährdung von Boden und Bestand, weil jede Überfahrt für sich<br />

ein Risikoereignis darstellt. Zwar muss es bei der einzelnen Überfahrt nicht zu einem Schaden<br />

kommen, aber mit zunehmender Anzahl dieser Überfahrten je Umtriebszeit steigt die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass sich eine kritische Befahrung ereignet, z.B. bei zu hoher Bodenfeuchte,<br />

die dann zu einem Bodenschaden auf dieser Gasse führt. Außerdem kann bei jeder<br />

dieser Überfahrten von der Linie abgewichen werden und damit zusätzlicher Flächenverbrauch<br />

bewirkt werden.<br />

Die Modellreaktionen bei unterschiedlicher Parametergestaltung wurden bereits dargestellt.<br />

297 Hervorzuheben ist, dass vor allem die Aufarbeitung von Kurzholz die Zahl der<br />

Überfahrten deutlich vermindert. Auch um eventuell vorhandene Verjüngung in Sturmwurfflächen<br />

zu schonen, ist die Kurzholzaufarbeitung vorteilhaft. KORTEN (2001, S. 49)<br />

verweist darauf, dass ein Verzicht auf Langholzaushaltung im Sturmwurf die Schäden an<br />

vorhandener Verjüngung deutlich reduziert, da Harvester und Forwarder mit dem Kran das<br />

Blochholz schonend aus der Verjüngung heben können.<br />

HOFMANN (1989, S. 82) hat bei seinen Untersuchungen festgestellt, dass die Höhe der<br />

Auflast für die Entstehung eines Bodenschadens im Vergleich zur Befahrungsfrequenz nur<br />

einen geringen Einfluss hat. Er empfiehlt deshalb für den praktischen Rückebetrieb hohe<br />

Zuladungen anzustreben um weniger Überfahrten notwendig zu machen.<br />

Auch SUWALA (2000, S. 125 f) kommt bei seiner kombinierten Bewertung von Baum- und<br />

Bodenschäden nach verschiedenen Indizes zu dem Schluss, dass Kurzholzmethoden deutlich<br />

schonender sind <strong>als</strong> Langholzverfahren, und dass Forwarderbringung günstiger zu beurteilen<br />

ist <strong>als</strong> Bringung mit den Skidder.<br />

Besonders wüchsige Bestände mit hohem Massenanfall werden auch besonders häufig<br />

befahren, da das aus den Beständen zu transportierende Erntevolumen hoch ist. Diese<br />

Standorte sind i.d.R. gut bis sehr gut wasserversorgt und stocken oft auf Feinlehmen. Damit<br />

sind solche Standorte auch besonders für Schadereignisse am Boden disponiert.<br />

Die Modellaussagen haben z.T. Ergebnisse, deren Tendenz sich auch gedanklich ableiten<br />

ließe. Mit dem Modell ist aber die unterschiedliche Gefährdung von Beständen quantifizierbar.<br />

Es können Auswirkungen verschiedener Feinerschließungskonzepte dargestellt und<br />

Unterschiede im Risiko zwischen Baumarten, Bonitäten und Holzaushaltung oder Gassenabständen<br />

aufgezeigt werden. Dies ermöglicht dem Nutzer, diese Konzepte zu überprüfen<br />

und das für ihn tauglichste herauszufinden.<br />

297 Kapitel 3.2.2.3.10, S.114


Dokumentation 125<br />

Das Modell kann nur die Häufigkeit des Risikoereignisses abbilden. Ob tatsächlich ein<br />

Schaden entsteht hängt auch stark von der Witterung, den Eigenschaften der Maschine<br />

und vom Arbeitsverfahren der Maschine ab. 298 Deshalb sind die Ergebnisse des Modells<br />

auch nur Weiser, die Risikotransparenz schaffen und besonders gefährdete Bestände aufzeigen.<br />

Diese Weiser sind zu interpretieren im Sinne des Prinzips der "Bodenfruchtbarkeitsvorsorge"<br />

299 und sollten zu einer besonders schonenden Aufarbeitung bzw. besonders<br />

aufmerksamen Kontrolle dieser Aufarbeitung führen. Damit helfen sie bei der Handhabung<br />

des Risikos, das eine hochmechanisierte Aufarbeitung mit sich bringt. 300<br />

In diesem Zusammenhang wurden ausgehend von der heutigen Vollmechanisierung auch<br />

drei Varianten getestet, wie der Forstmaschinenverkehr künftig in den Beständen geleitet<br />

werden kann.<br />

Die beschriebene Laissez-faire-Variante mit völliger Bewegungsfreiheit für den Fahrer kann<br />

weder aus Sicht des Waldbesitzers (Erhalt des Naturalkapit<strong>als</strong>) noch aus Sicht der Gesellschaft<br />

(Interesse an Ressourcenschonung) in Frage kommen.<br />

Die Status quo-Variante setzt eine hohe Kontinuität in der Kennzeichnung der Gassen<br />

über Jahrzehnte voraus. Ferner ist eine erhebliche Überwachungsarbeit im Gelände zu<br />

leisten. 301 Bei Verlust des bisherigen Feinerschließungssystems durch Zuwachsen der Gassen<br />

oder bei Sturmwurf sind die alten Linien nicht mehr oder nur sehr schwer zu rekonstruieren.<br />

Damit wird dieses System in einer personell immer extensiver werdenden Forstwirtschaft<br />

zunehmend <strong>zum</strong> Anachronismus.<br />

Bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation kann die Kennzeichnung der Linien entfallen, da nach einer digitalen<br />

Vorlage navigiert wird (Grunddatensatz Feinerschließung). Auch die Fahrbewegungen<br />

werden digital nachgewiesen. Deshalb kann eine erste Qualitäts-Überprüfung anhand<br />

der erfassten Daten erfolgen. Geländekontrollen können gezielt durchgeführt werden. Ein<br />

Verlust des Feinerschließungssystems ist nicht möglich, da die Lagedaten digital gespeichert<br />

sind. Die D<strong>GPS</strong>-Navigation ist heute bereits in der ersten Altersklasse und auf der<br />

Freifläche (Sturmwurf) einsetzbar.<br />

298 z.B. DUFFNER (1995), S.36<br />

299 SCHACK-KIRCHNER und HILDEBRAND (1994, S.720). Sie ist notwendig, weil sich bereits bei der ersten Überfahrt<br />

gravierende bodenphysikalische Veränderungen ereignen (HOFMANN, 1989, S. 78).<br />

300 Im Bereich der Betriebswirtschaft und des Versicherungswesens liegt umfassende Literatur <strong>zum</strong> risk management<br />

vor. Beispielhaft sei hier nur KLESS (1998, S. 94) genannt, der die Risikostrategie <strong>als</strong> Bestandteil der<br />

Unternehmensstrategie sieht. Auch in der Forstwirtschaft muss dies gelten.<br />

301 siehe auch S. 71


Dokumentation 126<br />

3.2.4 Motivation der Vermeidung und Konzentration von Befahrungsschäden<br />

In diesem Kapitel wird dargelegt, wie sich Mechanisierung und Umweltgedanke innerhalb<br />

der Forstwirtschaft in einem Zeitraum von knapp 50 Jahren entwickelt haben und wie die<br />

Forstwirtschaft heute im Spannungsfeld zwischen Rationalisierungszwang und notwendiger<br />

Ressourcenschonung agiert. Insofern stellt dieses Kapitel die oben bereits gefundenen<br />

Aussagen in einen historisch-genetischen Zusammengang.<br />

Ökonomische Zwänge der Forstbetriebe und ökologisches Bewusstsein der Gesellschaft sind zu verschiedenen Zeiten<br />

unterschiedlich intensiv. Diese unterschiedliche Intensität kommt <strong>zum</strong> Ausdruck in der Stärke, mit der Veränderungen<br />

angedacht und angegangen werden. Dieser Wille zur Veränderung und seine Stärke werden Im Folgenden <strong>als</strong> ökonomische<br />

Motivation der Forstbetriebe bzw. <strong>als</strong> ökologische Motivation der Gesellschaft bezeichnet. Da die Forstbetriebe Teile<br />

der Gesellschaft sind, haben sie natürlich auch Anteil an der ökologischen Motivation.<br />

Abgeleitet wird daraus ein Bedarf an Dokumentation sowohl aus Sicht der Forstwirtschaft<br />

<strong>als</strong> auch aus Sicht der Gesellschaft. Dabei wird vereinfachend nur in die Akteursgruppen<br />

Forstwirtschaft und Gesellschaft unterschieden. Das verbindende Element der ersten Gruppe<br />

ist der ökonomische Aspekt, der von allen Teilgruppen dieser Branche anerkannt wird.<br />

Die Akteursgruppe Gesellschaft ist dagegen zunächst ausgesprochen indifferent. Der Bürger<br />

auf der Straße, dessen Bezug <strong>zum</strong> Wald in einem gelegentlichen Waldspaziergang besteht,<br />

unterscheidet sich deutlich vom Funktionär einer Umweltschutzorganisation oder<br />

vom Abgeordneten eines Landwirtschaftsausschusses. Allen gemeinsam ist ein, wenn auch<br />

unterschiedlich starker Wunsch auf Einflussnahme auf den Wald, ohne jedoch direkte Einwirkungsmöglichkeiten<br />

zu haben. Dies unterscheidet die Gesellschaft von der direkt auf<br />

den Wald einwirkenden Akteursgruppe Forstwirtschaft.<br />

3.2.4.1 Entwicklung der ökologischen Motivation im Hinblick auf die<br />

Forstmechanisierung in der BRD<br />

Die primär ökonomisch motivierte forstliche Mechanisierung und das Bemühen um Ressourcenschonung,<br />

<strong>als</strong>o die ökologische Motivation, haben sich seit Bestehen der Bundesrepublik<br />

verändert und entwickelt. SUDA und BECK haben diesen Prozess gesellschaftlichen<br />

Diskurs genannt und hinsichtlich der Entwicklung von Wirtschafts-, Umwelt- und Sozialpolitik<br />

untersucht. 302<br />

Im Folgenden soll nur die Vollmechanisierung der Holzernte und dabei nur die Bereiche<br />

Fällen, Entasten, Einschneiden und Rücken betrachtet werden, weil es nur hierbei <strong>zum</strong> Befahren<br />

des Bestandes mit Großmaschinen kommt.<br />

Betrachtet man die Mechanisierung der bundesdeutschen Forstwirtschaft der letzten 50<br />

Jahre in Stichjahren und vergleicht diese Intervalle mit der aktuellen Situation, so lässt sich<br />

folgendes Bild zeichnen:<br />

1955<br />

Die Aufarbeitung des Holzes erfolgt manuell oder motormanuell, ca. 50 % des Einschlages wird mit<br />

landwirtschaftlichen Schleppern gerückt, der Rest mit Pferden oder Ochsen gebracht. Industrieholz<br />

wird noch nicht erzeugt, Brennholz in aller Regel durch menschliche Arbeitskraft zur Waldstraße getragen.<br />

Die Schlepper sind leicht (< 35 PS) und mit Schm<strong>als</strong>purreifen ausgestattet. Es ist kein Feinerschließungssystem<br />

vorhanden oder geplant; durch den Forststraßenbau wird begonnen die Wälder<br />

für Fahrzeuge zu erschließen. Zu rückende Stämme werden direkt angefahren und auf kürzest möglichem<br />

Weg zur Waldstraße gerückt.<br />

302 SUDA und BECK (2001), S. 296 f


Dokumentation 127<br />

1965<br />

1975<br />

1985<br />

1995<br />

2000<br />

Der gesamte Einschlag wird motormanuell aufgearbeitet. Etwa 80 % des Holzes wird mit landwirtschaftlichen<br />

Schleppern bzw. Unimog gerückt; Schäden am Boden werden nicht wahrgenommen,<br />

allenfalls Schäden an der Verjüngung. Die Erlöse steigen, die Kosten steigen moderat; die Gesellschaft<br />

interessiert sich v.a. für das Produkt Holz und die Arbeitsplätze, nicht aber für die Art des<br />

Wirtschaftens. Durch die Verdichtung des Forststraßennetzes kann mehr Holz zu diesem beigeseilt<br />

werden (Aufkommen von Seilwinden), andererseits wird durch die fast vollkommene Verdrängung<br />

der tierischen Rückung durch die Schlepper nicht erschlossene Bestandesfläche zunehmend befahren.<br />

Neue Sortimente kommen durch die waldbauliche Umstellung auf Hochdurchforstung auf, die<br />

in langer Form ausgehalten werden und deshalb durch Schlepper gebracht werden müssen. 303<br />

Feinerschließungsnetze setzen sich durch, sie werden v.a. im Hinblick auf Bestandesschonung etabliert<br />

(Fahrbewegungen sollen konzentriert werden, Verjüngung und Holzqualität erhalten werden);<br />

erste Forstspezi<strong>als</strong>chlepper werden entwickelt 304 und eingesetzt. Der forstliche Straßenbau ist nahezu<br />

abgeschlossen. Arbeitsverfahren für die Schlepperbringung von Rückegassen aus werden entwickelt<br />

(Goldberger Verfahren, fischgrätartige Fällung). Es werden schwere landwirtschaftliche Schlepper<br />

eingesetzt, die mit forstlichem Polterschild und Funkseilwinde aufgerüstet sind.<br />

Nahezu 100 % des Holzes wird mit Schleppern gebracht, wobei sich zunehmend Forstspezi<strong>als</strong>chlepper<br />

durchsetzen (schlechte Lastverteilung der landwirtschaftlichen Schlepper, höhere Geländegängigkeit);<br />

Tragschlepper (Forwarder) verbreiten sich. Schäden am Boden werden wahrgenommen. Die<br />

ersten Harvester kommen auf, ihr Anteil an der Aufarbeitung ist noch marginal; Rückegassen werden<br />

dauerhaft gekennzeichnet. Die Erlöse für Holz stagnieren oder sinken, die Kosten für Personal steigen<br />

stark; die Gesellschaft interessiert sich zunehmend für den Wald (Waldsterbensdiskussion).<br />

Der Harvester hat sich durchgesetzt, der Anteil am aufgearbeiteten Volumen beträgt rund 10 %. Die<br />

Förster sind gegenüber Bodenschäden sensibilisiert; abbaubare Schmierstoffe und Hydraulikflüssigkeiten<br />

kommen auf; die Zertifizierungsdiskussion beginnt, ökolog. Wirtschaften soll über Ökolabels<br />

kenntlich gemacht und über den Preis für Produkte belohnt werden. Reifendruckregelanlagen kommen<br />

erstm<strong>als</strong> auf, Niederquerschnittsreifen werden Standard, der Trend geht zu größeren Maschinen.<br />

Die Holzpreise sinken infolge des Sturmwurfs Wiebke.<br />

Der Harvestereinsatz wird mehr und mehr Standardarbeitsverfahren mit Anteil am Holzeinschlag von<br />

20 % bis 30 %. 305 Die Rückefahrzeuge werden tendenziell größer und schwerer, andererseits werden<br />

Kleinharvester entwickelt, die in der Schwachholzernte eingesetzt werden können. Entwicklung von<br />

Raupenharvestern und Kombi-Arbeitsverfahren wie Harvester-Seilkran, um Arbeitsflächen am Hang<br />

zu erschließen. Dadurch wird der Anteil der befahrenen Fläche auf den Schwachholzbereich (1. und<br />

2. Altersklasse) und auf die Hanglagen ausgeweitet.<br />

Die ersten Betriebe sind zertifiziert (ca. 3 Mio.ha), Baumärkte werben mit zertifiziertem Holz.<br />

Die Regiearbeit wird in den großen Forstverwaltungen stark reduziert. Die Arbeit wird extensiviert.<br />

Menschliche Arbeitskraft wird reduziert, oder substituiert. 306 Die Holzernte wird mehr und mehr an<br />

Unternehmer und Selbstwerber vergeben, die hochmechanisiert arbeiten. Sachzwänge beim Aufarbeiten<br />

der von Lothar verursachten Kahlflächen: Aufarbeitung bei ungünstiger Witterung, Nichteinhalten<br />

von Erschließungslinien im Sturmwurf haben stellenweise erhebliche Bodenschäden zur Folge.<br />

303 IL = Industrieholz, lang<br />

304 in Skandinavien und Kanada<br />

305 In Niedersachsen betrug der Anteil des mit Harvestern in den Kieferngebieten Norddeutschlands geernteten<br />

Holzes bereits 1998 über 50 % (NARJES, 1999, S. 717). Zwei Jahre später beträgt er bereits landesweit<br />

50 %. JÄGER ET AL. (2000, S. 103) .<br />

306 APEL (2001), S. 16


Dokumentation 128<br />

Bemühung um<br />

Umweltschonung<br />

= Maximum an mögl.<br />

Mechanisierung<br />

(Einschneiden,<br />

Aufarbeiten, Rücken)<br />

Stärke der sozioökonom.<br />

Zwänge<br />

in versch. Richtungen<br />

1955<br />

Abb. 62: Entwicklung von Mechanisierung und Bemühung um Umweltvorsorge im Nachkriegsdeutschland<br />

(schematische Darstellung).<br />

In Abb. 62 wird versucht das Ergebnis dieser textlich beschreibenden Analyse, nämlich den<br />

Gang und die Intensität der Entwicklung, graphisch darzustellen.<br />

Aufgetragen sind der zunehmende Grad der Mechanisierung, der die ökonomische Motivation<br />

der Forstbetriebe wiedergibt, sowie die Entwicklung der Bemühung um Umweltschonung,<br />

die ökologische Motivation von Forstbetrieben und Gesellschaft. Die Winkelhalbierende<br />

zeigt an, wo das Wachstum der technischen und der ökologischen Bemühung<br />

gleich groß sind. Sowohl technische <strong>als</strong> auch ökologische Bemühung steigen seit den<br />

1950er-Jahren kontinuierlich an. Allerdings ist die Steigung nicht konstant, sondern vom<br />

Druck zweier Vektoren abhängig. Dabei stellt der vertikale Vektor den Grad der Zunahme<br />

des Bemühens um Ressourcenschonung dar („Umweltvektor“). Der horizontale Vektor<br />

steht für den Grad der Mechanisierung („Kostenvektor“). Die Stärke des Umweltvektors<br />

wird verursacht durch die Kräfte:<br />

� ökolog. Bewusstsein der Waldbesitzer,<br />

� ökolog. Bewusstsein der Bevölkerung,<br />

� gesellschaftliche Normen,<br />

1975<br />

1965<br />

� gesellschaftliche Forderungen,<br />

1985<br />

1995<br />

Gleichmäßige<br />

Steigung<br />

2000<br />

Grad der<br />

Mechanisierung<br />

� technischer Fortschritt der Maschinen hinsichtlich der Umweltschonung


Dokumentation 129<br />

Der Kostenvektor ergibt sich aus der Wirkung folgender Kräfte:<br />

� Stagnierende oder sinkende Erlöse für das Produkt Holz,<br />

Gewinnstreben des Waldbesitzers<br />

� Steigende Kosten in den Forstbetrieben<br />

� Technischer Fortschritt der Maschinen hinsichtlich Leistung, Einsatzspektrum<br />

Im Zusammenspiel beschreiben die beiden Vektoren eine Steigung, die den ökologischen<br />

Fortschritt der forstlichen Mechanisierung wiedergibt. Die Größe des Kreises soll zeigen,<br />

wie hoch der Anteil der mobilen Mechanisierung im jeweiligen Jahr ist. Die maximale Größe<br />

(Vollkreis in der Legende) wäre erreicht, wenn jeder Festmeter maschinell gerückt<br />

(100 %) und jeder Festmeter von Harvestern aufgearbeitet würde (100 %).<br />

Folgende Zusammenhänge lässt die Grafik erkennen:<br />

In den 1950er- und 1960er-Jahren wurde die Mechanisierung nahezu ausschließlich vom<br />

Kostenvektor bestimmt und weit vorangetrieben. Der Wald sollte in seiner räumlichen und<br />

zeitlichen Ordnung der Technik angepasst werden, die Produktionssteigerung versprach. 307<br />

Auch der forcierte Forststraßenbau diente der Steigerung der Produktion, aber auch dazu,<br />

weniger Bestandesfläche befahren zu müssen. Bei der maschinellen Bringung standen zunächst<br />

die zu vermeidenden Schäden an der Verjüngung und dem verbleibenden Bestand<br />

im Vordergrund. 308 Auch bei der Einführung von Rückegassensystemen wurde zunächst<br />

nur auf Schäden an den Bäumen abgehoben. 309 Erst STEINLIN hob die Gefahr von Bodenschäden<br />

durch die Maschine besonders hervor. 310<br />

Durch die Einführung der flächendeckenden Feinerschließung in den Staatsforstverwaltungen<br />

in den 1960 ern und 1970ern wurde ein großer Schritt in Richtung Umweltschonung<br />

getan („Umweltvektor“). Die Motivation kam aus den Forstverwaltungen selbst,<br />

die dadurch die Befahrung und mögliche Schäden konzentrieren und die restliche Fläche<br />

schonen wollten. 311<br />

Durch die Entwicklung waldangepasster Forstspezi<strong>als</strong>chlepper 312 , die aufgrund ihrer Bauweise<br />

und der Breitreifen schonender arbeiten können, wurde zu Beginn der 1980er-Jahre<br />

eine weitere vertikale Bewegung verursacht. Gleichzeitig stieg aber der horizontale Druck<br />

zur weiteren Mechanisierung aufgrund der sich ab 1981 öffnenden Preis-Kosten-Schere<br />

immens an (vgl. auch Abb. 43). Durch das Sturmwurfereignis Wiebke wurde dem Kranvollernter<br />

<strong>zum</strong> Durchbruch verholfen. Heute wird der gesamte Einschlag maschinell gerückt,<br />

nachdem 20 % - 30 % dieses Holzes zuvor von Harvestern geerntet wurde. Die Tendenz<br />

ist steigend.<br />

307 DOLEZAL (1958), S. 951<br />

308 GLÄSER (1956), S. 7<br />

309 STANG (1962), S. 158<br />

310 STEINLIN (1963, S. 78). Recht anschaulich vergleicht er die Rückegassen mit Wegen zwischen den Beeten<br />

eines Gemüsegartens. Auf diesen "Wegen" soll sich der ganze Verkehr abspielen, die "Beetfläche" dazwischen<br />

ist Tabuzone.<br />

311 Der Gedanke der Pfleglichkeit beim Einsatz von Technik spielte im Forstwesen im Gegensatz zu anderen<br />

Wirtschaftszweigen schon sehr früh eine gewichtige Rolle. LÖFFLER (1994), S. 107<br />

312 Der Forstpolitiker PLOCHMANN (1974, S.1819) fragt anlässlich der Interforst in München sinngemäß: Wann<br />

werden Maschinen entwickelt, die sich dem Wald anpassen und nicht wie heute eine Anpassung des Waldes<br />

an die Maschine erfordern?


Dokumentation 130<br />

Der vertikale Druck, der heute auf die hochmechanisierte Holzernte wirkt und vor allem auf<br />

gesellschaftliche Forderungen und Normen zurückgeht, ist groß wie nie zuvor (Interessengruppen<br />

in der Gesellschaft).<br />

3.2.4.2 Die Fachpresse <strong>als</strong> Spiegel des Themenwandels<br />

Ablesbar sind diese Tendenzen und Veränderungen in der Betrachtungsweise auch aus den<br />

Themen und ihrer Gewichtung in der Fachpresse. 313 Um dies zu überprüfen wurden Artikel<br />

der FORSTTECHNISCHEN INFORMATIONEN, die sich mit Maschinen und Befahrung bei der Holzernte<br />

befassen in Themen-Kategorien eingeteilt. Dabei wurden die Kategorien Schlepper/Forwarder<br />

(1), Rückung (2), Harvester Prozessor (3) und Feinerschließung (4) gebildet.<br />

314 Betrachtet man die Anteile dieser Themen an der gemeinsamen Zahl der Publikationen,<br />

so ergibt ein Bild wie in Abb. 63.<br />

Summe der 4 Kategorien<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

1955-<br />

1959<br />

Schlepper/ Forwarder Rückung<br />

Prozessor/ Harvester Feinerschliessung<br />

1960-<br />

1964<br />

1965-<br />

1969<br />

1970-<br />

1974<br />

1975-<br />

1979<br />

1980-<br />

1984<br />

1985-<br />

1989<br />

1990-<br />

1994<br />

1995-<br />

1999<br />

Abb. 63: Anteil<br />

von vier Kategorien<br />

von Veröffentlichungen<br />

in den<br />

FTI, an der gemeinsamenGrundgesamtheit.<br />

Bis 1974 machten Themen <strong>zum</strong> Schlepper und zur Rückung den Hauptanteil dieser vier<br />

Kategorien aus. Verschiedene Rückeverfahren wurden vorgestellt und diskutiert. Die drei<br />

Spitzen bei der Berichterstattung über den Schleppereinsatz lassen sich folgendermaßen<br />

erklären: während es bis 1970 v.a. um die Einführung landwirtschaftlicher Schlepper in<br />

den Holzernteprozess ging, wird in den Folgejahren v.a. die Entwicklung von Forstspezi<strong>als</strong>chleppern<br />

besprochen. In den 1980ern sind es dann die Forwarder, die in den Blickpunkt<br />

geraten.<br />

Die vollautomatisierte Aufarbeitung tritt in den Vordergrund der Publikationen beginnend<br />

mit 1970 bis Mitte der 1980er-Jahre. Zunächst sind es vor allem Prozessoren, später dann<br />

Harvester, deren technische Daten, Leistungen und Einsatzgebiete vorgestellt werden. Die<br />

313 Auch in Forsttechnischen Lehrbüchern wird dem Rechnung getragen. ERLER (2000a) widmet in seinem<br />

Buch den "Ökologischen Kriterien" und der "Technikverantwortung" breiten Raum.<br />

314 Die Kategorie Schlepper/Forwarder ist maschinenorientiert, die Kategorie Rücken bezieht sich auf das Arbeitsverfahren.


Dokumentation 131<br />

Intensität, in der das Thema besprochen wird, lässt aber bis 1994 etwas nach. Erst seit<br />

1995 wird der Vollerntereinsatz extrem stark thematisiert. Dabei werden nun fast ausschließlich<br />

Kranvollernter besprochen.<br />

Das Thema Feinerschließung wird bereits bei Einführung der landwirtschaftlichen Schlepper<br />

zu Beginn der 1960er kurz angerissen, aber erst in den 1970ern vermehrt angegangen.<br />

In den fünf Folgejahren nach Wiebke ist es auf einmal das Hauptthema dieser vier Kategorien.<br />

Der Blick hat sich <strong>als</strong>o unter dem Eindruck der Katastrophe von der bloßen Betrachtung<br />

von Technik und Werkzeug fortbewegt und auf die Ressource und die Kompatibilität<br />

des technischen Systems mit dem natürlichen System fokussiert.<br />

3.2.4.3 Gegenwärtige Situation und Lösungsansatz<br />

Forstwirtschaft und Gesellschaft nehmen eine unterschiedliche Stellung <strong>zum</strong> Objekt Wald<br />

ein (vgl. im Folgenden Abb. 64).<br />

Ebene I<br />

Während der Wald für die Forstwirtschaft und die Waldbesitzer wirtschaftliche Lebensgrundlage<br />

ist, ist er für die Gesellschaft vor allem eine natürliche Ressource mit Funktionen<br />

wie Wasserspender, Erholungsraum und Luftfilter. Diese Bedeutung tritt zunehmend ins<br />

Bewusstsein der Öffentlichkeit. Die Funktion der Holzproduktion wird subjektivistisch gesehen,<br />

d.h. extrem verkürzt und nur auf die eigene Wahrnehmung bezogen 315 . Die Forstwirtschaft<br />

ist durch die enge Erlös-Situation zur Rationalisierung und damit zu Stellenabbau<br />

und Mechanisierung gezwungen. 316<br />

Die zunehmende Mechanisierung wirkt sich auf den Wald durch ein adäquat steigendes<br />

Risiko für Boden und Bestand aus, wie es oben dargelegt wurde (Abb. 64 links). Die Gesellschaft<br />

beobachtet diese neue Gefährdung kritisch und hat für den Schutz der natürlichen<br />

Ressourcen Normen unterschiedlichen Gewichts <strong>als</strong> Schutzinstrument aufgestellt (rechts).<br />

Gleichzeitig haben sich durch erhöhte Sensibilisierung der Bevölkerung zusätzliche Forderungen<br />

nach einer hochqualitativen Bewirtschaftung des Waldes entwickelt.<br />

Ebene II<br />

Die Forstwirtschaft nimmt das Risiko selbst wahr, dem sie den Produktionsstandort Wald<br />

durch die Mechanisierung aussetzt. Ihr Lösungsansatz ist deshalb auf technische Verbesserungen<br />

an der Maschine sowie in der Logistik und Organisation ausgerichtet, z.B. Rückegassenzwang,<br />

(links in Abb. 64). Der Lösungsansatz der Gesellschaft besteht darin, auf<br />

zunehmende Gefährdung des Objektes Wald sowohl direkt durch Neuschaffung bzw. Verengung<br />

von Normen zu reagieren <strong>als</strong> auch indirekt durch ökonomischen Druck (Zertifizierung).<br />

317<br />

315 SUDA und SCHOLZ (1997, S. 34) und später auch PAULI (1999, S. 201) haben dies <strong>als</strong> Schlachthaus-Paradox<br />

bezeichnet. Dies soll ausdrücken, dass eine gedankliche Entfremdung zwischen dem Produkt Holz und der<br />

Produktion Forstwirtschaft besteht.<br />

316 In begrenztem Rahmen und für wenige Individuen ist der Wald auch Arbeitsplatz. Deshalb wird die Mechanisierung<br />

gesellschaftlich (schwach) unterstützt, da sich durch die vollmechaniserte Aufarbeitung eine<br />

ergonomische Entlastung der Waldarbeiter ergibt (Reduktion der körperlichen Schwerarbeit; dafür nun<br />

mentale Beanspruchung). Die neu geschaffenen Arbeitsplätze in den Maschinen sind für die Maschinenführer<br />

außerdem mit einem hohen Sozialprestige verbunden.<br />

317 ERLER (2000a, S. 673) weist auf die vielfältigen <strong>Mittel</strong> hin, die die Gesellschaft verwendet um den Verfügungsrahmen<br />

der Forstleute einzuschränken und Kontrolle auszuüben. Dabei befürchtet er, dass durch einseitige<br />

Überbetonung ges. Forderungen die Forstbetriebe in eine Situation geraten, in der sie nicht mehr<br />

handlungsfähig und finanzierbar sein könnten.


Dokumentation 132<br />

I<br />

II<br />

III<br />

Forstwirtschaft<br />

Preis-<br />

Kosten-<br />

Schere<br />

Druck<br />

Zunehmende<br />

Mechanisierung<br />

Technischer<br />

Lösungsansatz:<br />

•Breitreifen<br />

•Niederdruckreifen<br />

•Achslastverteilung<br />

•Logistik,<br />

Organisation<br />

Risiko<br />

Maßnahmen<br />

Nachweis der<br />

Fahrbewegungen<br />

Wald<br />

Wirt. Grundlage<br />

Nat. Ressource<br />

Gefahren für<br />

Boden und<br />

Bestand<br />

Dokumentation<br />

<strong>als</strong> Verknüpfung<br />

techn. und<br />

soz. Lösungen<br />

Dauerhafte<br />

Qualitätssicherung<br />

in der Produktion<br />

Gesellschaft<br />

• ges. Normen<br />

• ges. Forderungen<br />

Kritische<br />

Beobachtung<br />

Reaktionen<br />

Gesteigertes<br />

ökologisches<br />

Bewusstsein<br />

Sozialer<br />

Lösungsansatz:<br />

•Verengung bestehender<br />

Gebote, Verbote<br />

•zusätzliche Normen<br />

•ökonom. Druck<br />

durch Kaufverhalten<br />

Überprüfbarkeit der<br />

Fahrbewegungen<br />

Abb. 64: Einflussnahme von Forstwirtschaft und Gesellschaft auf die Mechanisierung im<br />

Wald sowie mögliche Integration beider Lösungsansätze.<br />

Druck


Dokumentation 133<br />

Ebene III<br />

Eine Verknüpfung der sozialen und technischen Lösung könnte durch die Dokumentation<br />

der Befahrung geleistet werden, da hier sämtliche Fahrbewegungen von der Forstseite<br />

nachgewiesen werden können (links).<br />

Die Eingriffe wären dadurch für die Gesellschaft örtlich und quantitativ nachvollziehbar<br />

(rechts). Durch Attributierung können zusätzliche qualitative Parameter erhoben werden.<br />

Dadurch wird für die Gesellschaft das Ausmaß und Qualität der Fahrbewegungen transparent.<br />

An dieser Stelle ist auf die einleitend gestellte Frage zurückzukommen: 318<br />

Ist eine Befahrungsdokumentation notwendig?<br />

Es wurde in Abb. 64 gezeigt, dass die Motivation von Gesellschaft und Forstwirtschaft,<br />

eine Lösung zu finden hoch ist. Deshalb wurde auch von beiden Seiten die geschilderten<br />

eigenen, in sich schlüssigen Lösungssysteme entwickelt. Eine Integration beider Lösungsansätze<br />

zu einer gemeinsamen Lösung wurde bislang nicht versucht.<br />

Der Ansatz Fahrbewegungen zu dokumentieren wird den Ansprüchen und Anforderungen<br />

von Forstwirtschaft und Gesellschaft gerecht. Damit kann ein Verbindungsglied zwischen<br />

dem sozialen und dem technischen Ansatz geschaffen werden und effiziente nachhaltige<br />

Qualitätssicherung in der technischen Produktion eingeführt werden.<br />

Die Frage ist deshalb zu bejahen, weil Bedarf von beiden Seiten gegeben ist.<br />

318 siehe S. 71


Dokumentation 134<br />

3.3 Bisherige Strategien zur Vermeidung von Befahrungsschäden<br />

Beim Stand der Technik ist die Einführung der Rückegasse der wichtigste Ansatz, um Befahrungsschäden<br />

zu minimieren. Alle Landesforstverwaltungen entwickelten Bestimmungen,<br />

nach denen die maschinelle Holzernte von der Gasse aus zu erfolgen hat. 319 Dies erleichert<br />

die Holzerntelogistik, da die Aufarbeitungslinien der Vollernter gleichzeitig die Abfuhrlinien<br />

der Rückefahrzeuge sind, es strukturiert die Bestände und erhöht dadurch die<br />

Übersichtlichkeit für alle Beteiligten; schließlich werden nicht vermeidbare Befahrungs- und<br />

Bestandesschäden auf diese Linien konzentriert. Eine pflegliche, naturnahe und kleinflächige<br />

Waldbewirtschaftung ist heute nur mit einem konsequent angelegten und benutzten<br />

Feinerschließungssystem zu erreichen.<br />

Zunächst soll in diesem Kapitel dargelegt werden, welcher Aufwand geleistet werden<br />

muss, um dieses Feinerschließungssystem anzulegen, welche Schwierigkeiten und Lösungen<br />

es derzeit gibt, um seine Einhaltung durchzusetzen. Ferner werden aktuell angewandte<br />

Beurteilungssysteme und Management-Methoden vorgestellt, die helfen sollen,<br />

den Boden zu schonen und das Bestandeskapital zu erhalten.<br />

3.3.1 Anlage und Betrieb von Rückegassen<br />

Die technischen Kriterien, deren Kenntnis zur Anlage eines gesamten Feinerschließungssystems<br />

notwendig ist, das aus Rückegassen, Rückewegen und Seiltrassen besteht, ist ausführlich<br />

bei DIETZ, KNIGGE und LÖFFLER (1984) beschrieben. Im Folgenden soll vor allem auf<br />

das Vorgehen bei der Anlage einer einzelnen Gasse eingegangen werden.<br />

3.3.1.1 Anlage<br />

Rückegassen werden bei der Erstdurchforstung angelegt. 320 Mit Karte und Forstbussole<br />

(Kompass) wird die Richtung festgestellt, in der die künftigen Gassen verlaufen sollen. Anschließend<br />

wird mit Fluchtstäben die Visurlinie festgelegt. Werden die Gassen senkrecht<br />

<strong>zum</strong> Weg angelegt, kommt in der Praxis mitunter auch der Winkelspiegel <strong>zum</strong> Einsatz. Der<br />

Revierleiter oder Einsatzleiter bewegt sich im Bestand entlang dieser Visurlinie und markiert<br />

entweder alle Bäume, die auf der künftigen Gasse stehen oder alle drei bis fünf Meter jeweils<br />

einen Baum, der nahe der künftigen Gassenmitte steht. Diese Bäume werden mit<br />

Sprühfarbe oder mit Band gekennzeichnet. Der Startpunkt der Nachbargasse wird mit<br />

Bandmaß oder mit Schrittmaß festgestellt. Bei der Kennzeichnung der Nachbargassen<br />

muss die Parallelität der Gassen gewahrt bleiben, um den Flächenverbrauch für das Feinerschließungssystem<br />

gering zu halten. Mit zunehmender Länge der Gasse wirkt sich eine<br />

Winkelabweichung mit einem größeren absoluten Betrag aus, was dazu führen kann, dass<br />

Gassen, die nicht exakt angelegt wurden, sich am Ende schneiden. 321 Zu beachten ist dabei,<br />

dass diese Gassenauszeichung unter schlechten Sichtverhältnissen in schwer zugänglichen<br />

Dickungen stattfindet, was die Einhaltung der Visurlinie erschwert. Deshalb werden<br />

Gassen oft in Zwei-Mann-Arbeit ausgezeichnet. In neuerer Zeit ist auch ein Gerät auf dem<br />

319<br />

MATTHIES (1999), S. 41 ff<br />

320 Sind Pflegelinien im passenden Abstand vorhanden, werden diese übernommen und maschinenbefahrbar<br />

erweitert.<br />

321 Ein Winkelfehler von 1 Grad bewirkt eine absolute Abweichung von 1,74 m nach 100m, bei einem Fehler<br />

von 2 Grad ist diese Abweichung schon nach 50m erreicht usf.. ( a � c �sin�<br />

) c=Strecke, � =Winkelfehler,<br />

a = Abweichung in m nach Strecke c


Dokumentation 135<br />

Markt, das es bei Einmannarbeit erleichtert, die Linie zu halten. 322 Die Nachteile dieser<br />

handwerklichen Verfahren sind ein relativ hoher Personaleinsatz sowie die Gefahr der Winkelabweichung.<br />

Die physische Anlage der Gassen selbst wird heute überwiegend mit Vollerntemaschinen<br />

geleistet, <strong>zum</strong>al im schwachen Holz, wo die Wirtschaftlichkeit von motormanueller Aufarbeitung<br />

nicht mehr gegeben ist. Sind die Stöcke zu hoch, werden sie u.U. von Hand nachgeschnitten.<br />

3.3.1.2 Einhaltung von Rückegassen<br />

Um die Befahrungsschäden flächenmäßig zu minimieren und örtlich zu konzentrieren,<br />

dürfen nur die Rückegassen befahren werden. 323 Dazu müssen diese Linien wieder auffindbar<br />

sein. In dichten Jungbeständen sind die Gassen <strong>als</strong> Schneisen deutlich zu erkennen. Mit<br />

zunehmendem Alter reduziert sich die Stammzahl des Bestandes in Abhängigkeit von Bonität,<br />

Baumart und Durchforstungsmodell. Auch die Kronen schließen sich wieder über den<br />

Gassen, so dass die Linien mit zunehmendem Bestandesalter nicht mehr klar erkennbar<br />

sind (vgl. Abb. 50, S. 95). Um dennoch ein dauerhaftes Auffinden dieser Gassen sicherzustellen,<br />

werden die Randbäume markiert. Dies geschieht entweder durch Kennzeichnung<br />

dieser Randbäume mit Plastikband oder mit Sprühfarbe. Die Forstmaschinenführer orientieren<br />

sich an den Markierungen und finden so die Linien der erlaubten Maschinenbewegung<br />

auf.<br />

Da sowohl Farbmarkierung <strong>als</strong> auch Plastikband eine begrenzte Dauerhaftigkeit besitzen,<br />

ist eine turnusmäßige Erneuerung der Markierung unumgänglich. Geht man von einer -<br />

eher hoch angesetzten - Haltbarkeit von 10 Jahren aus, und einer Erstkennzeichung im<br />

Alter 70, so sind bei einem Umtrieb von 140 Jahren sieben Erneuerungen notwendig. Dabei<br />

müssen konsequenterweise immer dieselben Gassen ausgezeichnet werden, eine Kontinuität,<br />

die nicht immer leicht einzuhalten ist. Ein weiterer Nachteil dieser Markierungen<br />

sind die Klagen der Öffentlichkeit über den bunten Wald. BURSCHEL (1993) hat dies thematisiert<br />

und sich aus ästhetischen Gründen gegen eine übertriebene Markierung ausgesprochen.<br />

324 Ein weiterer Nachteil sind die dabei entstehenden Kosten, die bei einer Kennzeichnung<br />

durch Waldarbeiter ca. 10 bis 20 Euro je Hektar ausmachen. 325<br />

3.3.2 Schonung der Gasse<br />

3.3.2.1 Mechanische zeitliche und logistische Methoden<br />

Bei der Aufarbeitung der Stämme fällt Astmaterial aus der Krone an. Das Vollernteraggregat<br />

arbeitet vor der Maschine auf, dabei fällt Astmaterial zu Boden und bildet eine Reisigmatte,<br />

auf der sich die Maschine bewegt. Fallen größere Aststücke oder sperrige Kronen<br />

an, baut der Fahrer diese aktiv in die Unterlage mit ein. Sinn dieser Armierung ist es, den<br />

Boden zu schonen und die technische Befahrbarkeit für die Maschine aufrecht zu erhalten<br />

oder zu verbessern. VON WILPERT (1998, S. 33) spricht von mindestens 25 cm Reisigauflage,<br />

322 Der "Gassenroller" funktioniert ähnlich wie eine Kabeltrommel. Dabei wird eine gelbe Schnur in eine vorher<br />

bestimmte Marschrichtung ausgezogen. Auf dem Rückweg kann man sich an der Schnur orientieren und die<br />

Gasse kennzeichnen. ROLLER (1999), S. 2<br />

323 Reglements der Forstverwaltungen zusammengestellt bei MATTHIES (2000)<br />

324 Rückegassen sollen nur dort gekennzeichnet werden, wo sie sich nicht zweifelsfrei aus der Umgebung<br />

abheben. Wo dies nicht der Fall ist, sollen die Markierungen so klein wie möglich gehalten werden,<br />

BURSCHEL (1993), S. 86.<br />

325 Stundenleistung: 500 bis 1000 lfm; Lohnkosten € 25.-; Gassenabstand 20m, Gassenbreite 4m


Dokumentation 136<br />

die bei Maschinen mit einem statischen Gesamtgewicht von 10 t bis 20 t notwendig sind,<br />

um die kritische Grenze einer Bodenschädigung nicht zu überschreiten. 326<br />

Allerdings ist die Verteilung des Materi<strong>als</strong> sehr inhomogen, wodurch stellenweise eine<br />

schwache oder gar keine Reisigauflage vorhanden ist. 327<br />

Auch an den Maschinen haben sich inzwischen technische Veränderungen durchgesetzt,<br />

die die Bodenbelastung verringern. Zu nennen sind hier zuallererst Breitreifen, die das<br />

Gewicht der Fahrzeuge besser verteilen sollen. 328 Durch Steuerung des Reifeninnendrucks<br />

dieser Reifen kann eine zusätzliche Optimierung erreicht werden. Auch Boogie-Achsen und<br />

Boogie-Bänder führen durch eine bessere Gewichtsverteilung zu niedrigeren Bodendrücken.<br />

Bindige Böden mit starkem Wassergehalt neigen bei Befahrung besonders zu plastischer<br />

Verformung. Sind einmal Gleise vorhanden, bemühen sich die Fahrer, diesen auszuweichen,<br />

was zur Folge hat, dass sich die Gassen zunehmend verbreitern. Andererseits sind<br />

diese Böden bei Frost oder Trockenheit besonders tragfähig. Deshalb gestatten einige Bundesländer<br />

leichten Maschinen bei Frost oder anhaltender Trockenheit sogar die flächige<br />

Befahrung. 329 Für die dauerhafte Erhaltung der biologischen Befahrbarkeit von Rückegassen<br />

auf solchen Standorten ist zeitlich angepasste Befahrung ausschließlich bei geeigneter<br />

Witterung unabdingbar. Dabei verringert sich folgerichtig die mögliche Einsatzzeit der Maschine<br />

in Abhängigkeit von ihrem Gewicht und dem zu befahrenden Standort. HAMPEL<br />

(2000) 330 hat die Befahrbarkeit zweier Standorte im Tertiärhügelland für 38 Jahre modelliert.<br />

Er hat festgestellt, dass auf einem wechselfeuchten Schlufflehm eine Maschine, die<br />

mehr <strong>als</strong> 140 kPa Bodendruck ausübt, insgesamt 13 Jahre (!) überhaupt nicht eingesetzt<br />

werden dürfte, was einem Drittel des betrachteten Zeitraumes entspricht. 331<br />

326<br />

SCHÄFER und SOHNS (1993, S.454) konnten eine Beziehung zwischen Eindringwiderstand eines Handpenetrometers<br />

(<strong>als</strong> Maß für die Verdichtung des Bodens nach der Befahrung) und der Reisighöhe nachweisen.<br />

327<br />

BORT ET AL. (1993, S. 124). Die Reisigauflagen sind weitgehend unabhängig vom Rückegassenabstand und<br />

zw. 0 cm und 30cm stark. SCHÄFFER ET AL. (1991, S. 552 ff) haben die Reisigmattestärken in zwei Befahrungsversuchen<br />

gemessen und eine inhomogene Verteilung in der Höhe und Fläche festgestellt. An Haltepunkten<br />

des Harvesters sind die Reisigmatten stärker, weil dort besonders viel Material anfällt. Sie empfehlen bei geringem<br />

Reisiganfall weitere Rückegassenabstände. (vgl. auch V. WILPERT, 1998, S. 33)<br />

328 vgl. auch die Ausführungen von Ziesak und Matthies (2001), S. 93<br />

329<br />

MATTHIES (1999), S. 44<br />

330<br />

MATTHIES und HAMPEL (2000), S. 2f<br />

331 Dies entspricht z.B. einem Timberjack 810B mit Bereifung Nokia 600/50-22.5 PR12 und einem Reifeninnendruck<br />

von 1,3 bar.


Dokumentation 137<br />

Anzahl der Tage mit Befahrbarkeit<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1961<br />

1964<br />

1961<br />

1964<br />

STOE 308 - wechselfeuchter Schlufflehm<br />

Abb. 65: Anzahl der Tage an<br />

denen die STOE 308 und<br />

103 mit Maschinen bis 110<br />

kPa bzw. über 140 kPa befahren<br />

werden können. Ermittelt<br />

wurden die Daten mit<br />

dem Boden-<br />

Informationssystem „Forstbefahrung“;<br />

leicht verändert<br />

aus MATTHIES und HAMPEL<br />

(2000, S. 3). 332<br />

In der Praxis sind diese Zusammenhänge bekannt, werden aber oftm<strong>als</strong> aus ökonomischen<br />

Zwängen oder organisatorischen Verpflichtungen bei Kalamitäten nicht berücksichtigt. 333<br />

Rechtzeitige Ausschreibung, große Auftragsblöcke und das Vorsehen von Ausweichbeständen<br />

ergänzen organisatorisch den Spielraum, um witterungsangepaßt arbeiten zu<br />

können.<br />

3.3.2.2 Konzept Niedersachsen 1992<br />

1967<br />

1970<br />

1973<br />

1976<br />

1979<br />

1982<br />

1985<br />

1988<br />

1991<br />

1994<br />

1997<br />

STOE 103 - mäßig frischer bis frischer lehmiger Sand<br />

1967<br />

1970<br />

1973<br />

1976<br />

1979<br />

1982<br />

1985<br />

1988<br />

110 kPa<br />

140 kPa<br />

Die Landesforstverwaltung Niedersachsen hat 1992 eine Klassifikation ihrer Standortseinheiten<br />

in vier Gefährdungsstufen vorgenommen, die zusätzlich nach Bewirtschaftungsmaßnahmen<br />

unterteilt sind. 334 Als Klassifikationsparameter dienen dabei die Wasserhaushaltsstufe<br />

und das Substrat.<br />

332 STOE = Standorteinheit<br />

333 HAUCK (2000) hat die Konzeption einer Windwurfaufarbeitung beschrieben.<br />

334 NIEDERSÄCHSICHE LANDESFORSTEN (1992)<br />

1991<br />

1994<br />

1997<br />

Kalenderjahr


Dokumentation 138<br />

Tab. 25: Bodenschutzkonzept Niedesachsen für pleistozänes Flachland. Nach MATTHIES<br />

(1998, S. 25), vereinfacht.<br />

Gefährdungsstufe<br />

Risiko Wasserhaushalt Substrat Empfehlung für<br />

Holzernte<br />

I gering nicht, schwach oder<br />

mäßig grundwasserbeeinflusst<br />

Durch diese Einstufung ist dem Forstpersonal in Verbindung mit der Standortkarte eine<br />

klare Bewirtschaftungsempfehlung vorgegeben. Nachteilig ist, dass der aktuelle Wassergehalt<br />

und die konkreten Maschinendaten nur vage berücksichtigt werden. Es wird beispielweise<br />

von „ungünstiger Witterung“ gesprochen; Maschinen werden nicht nach Gewicht,<br />

sondern <strong>als</strong> Forstschlepper und Forstspezialmaschinen angesprochen. Konkrete Bodendrücke<br />

werden nicht genannt. 335<br />

3.3.2.3 Konzept Befahrungskarten (Bayern)<br />

tragfähig, nicht zur<br />

Verdichtung neigend<br />

II mäßig staufrisch Z.B. Sandlöß über<br />

anderen Substraten<br />

III hoch staufeucht,<br />

wechseltrocken<br />

IV sehr<br />

hoch<br />

z.B. Sandlöß über<br />

Geschiebelehm<br />

Einsatz ohne Einschränkung<br />

Bei ungünstiger Witterung:<br />

Breitreifen,<br />

Reisigmatte<br />

ganzjährig nur auf<br />

Rückelinien:<br />

Breitreifen, Reisigmatte,<br />

keine Flächenbefahrung<br />

naß, staunaß Moore wie III, jedoch Befahrung<br />

nur bei günstiger<br />

Witterung auf<br />

befestigten Linien<br />

Ausgehend vom zunehmenden öffentlichen Druck, aber auch von der Sorge um die dauerhafte<br />

technische Befahrbarkeit der Rückegassen werden in Bayern auf der Grundlage von<br />

Standortkarten Befahrungskarten erarbeitet, aus denen Gefährdungsstufen ersichtlich sind<br />

(vgl. Tab. 26). 336 Dabei werden die Böden in drei Belastbarkeitsstufen klassifiziert, die in<br />

den drei Ampel-Farben auf der Karte dargestellt werden. Rote Flächen stehen für die empfindlichsten<br />

Böden, die nur bei Frost oder mit Raupenfahrzeugen befahren werden sollten.<br />

Gelb sind diejenigen Böden markiert, deren Befahrung in Abhängigkeit vom Wassergehalt<br />

mehr oder weniger problematisch einzustufen sind. Grüne Flächen weisen auf Böden hin,<br />

die ganzjähring stabil sind und jederzeit auch mit Radfahrzeugen befahren werden können<br />

(Abb. 66). Diese Karten liegen für ausgewählte Bereiche Bayerns vor. Derzeit wird an einer<br />

flächendeckenden Umsetzung gearbeitet.<br />

335 MATTHIES (1998), S. 26<br />

336 STEPHAN und KREIL (2000) und HUTTNER (2001); bereits 1988 hatte LÖFFLER angeregt Bodenempfindlichkeitskarten<br />

durch Erweiterung der Standortskarten zu entwickeln. LÖFFLER (1988), S. 93


Dokumentation 139<br />

Tab. 26: Ampelkarten in Bayern.<br />

Farbe Böden Befahrung<br />

Rot sehr empfindlich, z.B. Moorböden<br />

Gelb<br />

Grün<br />

in Abh. vom Wassergehalt<br />

m.o.w. problematisch<br />

ganzj. stabil, z.B. skelettreiche,<br />

sandige Böden<br />

nur bei starkem Frost, sonst Seilsystem<br />

empfohlen<br />

in Abh. vom Wassergehalt<br />

ganzjährig stabil<br />

Nach STEPHAN und KREIL (2000) sind die Rücker bereit, in bodenschonende Systeme zu<br />

investieren, sofern dies indirekt über höhere Rückesätze honoriert wird. Da die alternativen<br />

Kosten für die Schadensbeseitigung relativ hoch sind, das Planieren einer beschädigten<br />

Gasse kann bis zu 13 Euro je Laufmeter betragen, ist ein finanzieller Spielraum vorhanden,<br />

in dem der Waldbesitzer den Unternehmern entgegenkommen kann. 337<br />

Abb. 66: Beispiel einer "Ampelkarte", die aus der Standortkarte abgeleitet ist.<br />

Das bayerische System ist <strong>zum</strong> einen eine Weiterentwicklung des niedersächsischen Ansatzes,<br />

weil übersichtliche Karten eingesetzt werden. Zum anderen bringt es eine Vereinfachung,<br />

weil von vier Gefärdungsstufen mit konkreten Bewirtschaftungsempfehlungen auf<br />

drei Stufen ohne konkrete Empfehlung zurückgegangen wird. Von Nachteil ist, dass Maschinen-<br />

und Reifendaten nicht miteinbezogen werden, ebensowenig die aktuelle Bodenfeuchte.<br />

Die Arbeit mit den Karten ist für den Revierleiter bei der Vorbereitung und Pla-<br />

337 STEPHAN und KREIL (2000), S. 2


Dokumentation 140<br />

nung der Hiebe eine Hilfe. Fraglich bleibt, ob es praktikabel ist, die Fahrer zur Orientierung<br />

mit diesen Karten auszustatten.<br />

3.3.2.4 Das Boden-Informationssystem „Forstbefahrung“<br />

Die Ausrichtung der bislang besprochenen Systeme ist einseitig auf den Standort orientiert.<br />

Daten zu den Maschinen und Informationen zu den Reifen werden nicht berücksichtigt.<br />

Die Tragfähigkeit des Bodens hängt aber sehr deutlich vom Gewicht der Maschine, der<br />

Achslastverteilung und der Bereifung ab. Deshalb haben MATTHIES (1998) und ZIESAK (1999)<br />

ein Informationssystem entwickelt, das die Belastbarkeit des Bodens in Abhängigkeit von<br />

der Standortseinheit und den Maschinen- und Reifendaten ausgibt. Aufgabe des Systems<br />

ist es, für einen gegebenen forstlichen Standort bei ebenfalls gegebenen technischen Parametern<br />

einen maximal tolerierbaren Bodenwassergehalt anzugeben. Ferner gibt das Programm<br />

Hinweise zu möglichen technischen Veränderungen (Luftdruck der Reifen), mit denen<br />

die Befahrung durchgeführt werden kann, ohne Schäden zu verursachen. Das System<br />

arbeitet im Hintergrund mit SQL-Datenbanken, in denen Informationen zu Maschinen und<br />

Reifen sowie zu den Standortseinheiten in aktueller Form abgelegt sind. Die Standortseinheiten<br />

sind in fünf Gefährdungseinheiten zusammengefasst, die sich aufgrund unterschiedlicher<br />

plastischer Eigenschaften des Bodens definieren (vgl. Tab. 15, S.89). Eine<br />

Schlüsselrolle spielen hier der aktuelle Wassergehalt des Bodens und der Beginn seiner plastischen<br />

Verformung beim sogenannten Grenzwassergehalt. In der Maschinendatenbank<br />

finden sich Informationen <strong>zum</strong> Gewicht der Maschine, der Zahl der Achsen sowie spezifische<br />

Reifendaten. Die Informationen aus den beiden Datenbanken werden zusammengeführt<br />

und mit einer Richtwerttabelle verglichen, in der diejenigen Grenzwerte des Bodenwassergehaltes<br />

verzeichnet sind, bei der noch keine Bodenschädigung eintritt (Abb. 67).<br />

Die Richtwerttabelle ermöglicht <strong>als</strong>o die Zuordnung des durch die Maschine erzeugten Bodendrucks<br />

zu einem standortspezifischen Grenzwassergehalt. Dabei orientieren sich diese<br />

Grenzwerte des Bodenwassergehalts nicht an der technischen Befahrbarkeit, sondern an<br />

der ökologischen Befahrbarkeit, was bedeutet, dass die Rückegasse dauerhaft <strong>als</strong> Produktionsfläche<br />

erhalten bleiben soll.<br />

Ebene der<br />

Datenpflege<br />

Informationsverarbeitung<br />

Operationelle<br />

Ebene<br />

Gerätespez. Daten<br />

Maschinen,<br />

Reifen<br />

Maschinendaten<br />

Eingabe durch den Nutzer:<br />

• spezielle Standorteinheit<br />

• spezielle Maschine<br />

Bodenspez. Daten<br />

Standorteinheiten<br />

Informationssystem<br />

Bodendaten<br />

Richtwertabelle<br />

Ausgabe des Informationssystems:<br />

• Grenzwassergehalt<br />

• Hinweise zu geänderter Reifenausstattung<br />

Abb. 67: Struktur und Funktionsweise des Bodeninformationssystems, verändert nach<br />

ZIESAK (1999) und MATTHIES (1998).


Dokumentation 141<br />

Fahrer oder Waldbesitzer können im Gelände den aktuellen Wassergehalt des Bodens mit<br />

einer TDR-Sonde 338 messen und so für die konkrete Situation vor Ort über Befahrung oder<br />

Nicht-Befahrung entscheiden.<br />

Das System bietet den großen Vorteil, dass es maschinen- und bodenspezifische Daten<br />

zusammenführt und durch die aktuelle Erhebung der Bodenfeuchte auf den konkreten Fall<br />

bezieht. Damit liegt ein Instrumentarium vor, das dem Praktiker eine präzise Einschätzung<br />

der individuellen Befahrungssituation erlaubt. 339 Ein gewisser Nachteil liegt darin, dass es<br />

voraussetzt, dass Fahrer oder Waldbesitzer mit TDR-Sonden ausgestattet sind und auch<br />

damit umgehen können. 340 Das System bietet eine Entscheidungshilfe, es hat keinen Einfluss<br />

darauf, ob tatsächlich gefahren wird und wo.<br />

3.3.2.5 Qualitätsmanagement bei der Holzernte<br />

Werden Aufträge an Unternehmen erteilt, bilden die vertragliche Gestaltung, die klare<br />

mündliche Einweisung anhand des schriftlichen Auftrags und eine eindeutige Definition<br />

der geforderten Arbeitsqualität die Voraussetzungen, mit denen die Einhaltung des Gassensystems<br />

eingefordert werden kann. Sie entscheiden somit auch über die Holzerntequalität,<br />

die im Anschluss an die Hiebsmaßnahme kontrolliert wird. Dies ist umso wichtiger,<br />

wenn nicht eingearbeitete, ortsunkundige Unternehmen eingesetzt werden.<br />

Die Thurn und Taxis Waldpflege GmbH& Co. hat eigene Standards zur Qualitätssicherung<br />

entwickelt, die sich auch auf den Prozess der mechanisierten Holzernte beziehen. 341 Dabei<br />

wurde zusammen mit dem REFA-Fachausschuss Forstwirtschaft ein Formblatt entwickelt, in<br />

dem nach Abschluss der Holzerntemaßnahme Qualitätsmerkmale getrennt nach Harvester<br />

und Forwarder erfasst und den Stufen "o.k." bzw. "nicht o.k." zugeordnet werden. Die das<br />

Feinerschließungssystem betreffenden Qualitätsmerkmale gehen aus Tab. 27 hervor.<br />

Tab. 27: Ausschnitt aus der Qualitätscheckliste "Mechanisierte Holzernte" des REFA-<br />

Fachausschusses Forstwirtschaft und der Thurn und Taxis Waldpflege GmbH& Co. 342<br />

Qualitätsmerkmal Kontrollergebnis<br />

Einhaltung der Fahrtrassen<br />

Einhaltung der technischen Befahrbarkeit<br />

Bodenschäden / Reißigmatte<br />

Harvester Forwarder<br />

ok. nicht ok. ok. nicht ok.<br />

Die einzelnen Qualitätsmerkmale sind in einem Erläuterungsbogen definiert und die qualitätssichernde<br />

Maßnahme mit "laufender Kontrolle" bei allen dreien identisch beschrie-<br />

338 Time Domain Reflectometry. Der Bodenfeuchtegehalt wird über die elektrische Leitfähighkeit ermittelt. Es<br />

ist ein einfaches, schnelles und weitgehend zuverlässiges Verfahren der Bodenfeuchtebestimmung. Wegen<br />

der Variabilität müssen mehrere Messungen durchgeführt werden. Auf die Problematiken bei der Messung<br />

haben ROTHE ET AL. (1997) dezidiert aufmerksam gemacht.<br />

339<br />

ZIESAK (1999), S. 57<br />

340 Für das Verfahren taugliche TDR-Sonden kosten ca. 1000 Euro bis 3000 Euro.<br />

341 V. HEIMENDAHL (2000), S. 16<br />

342 aus V. HEIMENDAHL (2000), S. 94, verkürzt


Dokumentation 142<br />

ben. 343 Die Kontrolle ist vom zuständigen Einsatzleiter durchzuführen und durch Unterschrift<br />

zu quittieren.<br />

Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass eine Kontrolle vor Ort durchgeführt wird und die<br />

Checkliste dem Kontrollierenden die Arbeit erleichtert. Es hat den Nachteil, dass insgesamt<br />

29 Punkte in der Checkliste abzuhaken sind und die Kontrolle sich i.d.R. auf Stichproben<br />

beschränken muss. Ferner werden Schäden nur sehr grob erfasst ("o.k.", "nicht o.k."), ihr<br />

Ausmaß aber nicht festgestellt<br />

3.3.3 Schonung des Bestandes, Konzept der Investitionssicherung<br />

Bei den bislang vorgestellten Instrumenten ist der Blick vor allem auf Einhaltung und Schonung<br />

der Gasse gerichtet. Die strenge Einhaltung der Gasse kann aber auch <strong>als</strong> ein Weg<br />

zur Erhaltung der Investition auf der Restfläche des Bestandes verstanden werden.<br />

PRÖLS (1999) berichtet von einem waldsterbensgeschädigten Revier in Ostbayern, in dem<br />

innerhalb weniger Jahre 500 ha Vorausverjüngung unterbaut wurden. Um diese Investition<br />

zu überwachen und zu sichern, wurde folgendes Konzept entwickelt:<br />

1. Anlage und Kennzeichnung eines dauerhaften Feinerschließungssystem vor jeglicher<br />

Kulturmaßnahme im Altbestand.<br />

2. Kartenmäßige Dokumentation der Lage der Rückegassen, um auch künftig verlorene<br />

Gassen rekonstruieren zu können. Übertragung der Gassen auf die Karte im Gelände<br />

nach Augenmaß.<br />

3. Anfertigung einer Erschließungskarte für jeden Bestand, die nach jedem Bestandeseingriff<br />

ergänzt wird.<br />

4. Um einen schleichenden Verlust an Vorausverjüngung durch ungeregelte Rückearbeiten<br />

zu verhindern, werden die Waldarbeiter dazu angehalten, bei ZE-Aufarbeitung in Beständen<br />

mit schlecht markierter Feinerschließung zunächst die Markierung vor der Aufarbeitung<br />

zu erneuern.<br />

5. Daneben werden auch die Pflanzflächen sowohl in der Natur gekennzeichnet <strong>als</strong> auch<br />

auf der Karte erfasst.<br />

Der Autor geht davon aus, dass 10-12 Jahre konsequente Dokumentation notwendig sind,<br />

um sukzessive die gesamte vorhandene Feinerschließung eines Betriebes zu erfassen. Durch<br />

die Dokumentation von Erschließungssystem und Kulturbetrieb konnten im vorgestellten<br />

Revier anspruchsvolle waldbauliche Ziele bei sinkenden Waldschutzkosten erreicht werden.<br />

Das System stellt eine Dokumentation der Infrastruktur dar, was einem passiven Schutz<br />

entspricht.<br />

Das System setzt die konsequente Einhaltung von Kartierung, Markierung, sowie die strenge<br />

Benutzung der Gassen auf allen operationellen Ebenen voraus. Allerdings ist durch die<br />

Erfassung der Rückegassen nach Augenmaß eine individuelle Unschärfe vorgegeben. Damit<br />

ist das System besonders anfällig bei hoher Personalfluktuation. Die kartenmäßige Nachführung<br />

und Archvierung bindet Arbeitskapazität.<br />

343 Darüberhinaus sind noch genannt: "Ausweicharbeiten für Schlechtwetterperioden vorsehen", "Planungspuffer"<br />

und "Sanktionen".


Dokumentation 143<br />

3.3.4 Zusammenfassung der bisherigen Lösungsansätze<br />

Der physischen Anlage von Rückegassen geht bislang die Auszeichnung voraus, die zeitaufwändig<br />

und handwerklich geprägt ist. Innovationen haben hier nur in sehr geringem<br />

Maß stattgefunden.<br />

Die Einhaltung der Rückegassen erfordert Disziplin und Verantwortung der Fahrer, die bei<br />

ihrer Navigation auf die deutliche Auszeichnung des Feinerschließungsnetzes angewiesen<br />

sind. Die Einhaltung der Gassen wird auch unterstützt durch die Organisation und Überwachung<br />

des Revierleiters, sowie die Kontinuität im Markieren der Rückegassen.<br />

In der Frage der Bodenschonung ist die Entwicklung am weitesten fortgeschritten. Inzwischen<br />

ist es (in Grenzen) möglich, für die eingesetzte Maschine und den konkreten Standort<br />

den kritischen Grenzwassergehalt festzustellen. Dennoch fehlt ein System, das dauerhaft<br />

nachweisen kann, welche Böden mit welcher Belastung befahren wurden.<br />

Hinsichtlich der Bestandesschonung wurde erkannt, dass es für Maschinen im Wald Gebotsflächen<br />

geben muss (Erschließungssystem, Feinerschließungssystem) und Verbotsflächen,<br />

da sonst jegliche Investition gefährdet und in Frage gestellt ist. Die bisherigen (spärlichen)<br />

Lösungsansätze sind arbeitsaufwändig und erfordern hohes persönliches Engagement<br />

(Individuallösungen).


Dokumentation 144<br />

3.4 Befahrungs-Dokumentation für die Forstwirtschaft<br />

- Begründung und Konzept<br />

Dieses Kapitel fasst die Gründe zusammen, die eine Befahrungs-Dokumentation notwendig<br />

machen. Es wird eine Idee entwickelt, wie eine solche Dokumentation gestaltet werden<br />

kann. Ferner wird dargelegt, welche technischen <strong>Mittel</strong> geeignet sind, diese Idee umzusetzen<br />

und Befahrungen von Maschinen in Beständen zu erfassen und darzustellen. Dazu<br />

wird ein Konzept entwickelt, das den Datenfluss von der Erfassung der Befahrungsdaten<br />

über die Bearbeitung und Speicherung bis hin zur Wiederverwendung dieser Daten zu Navigationszwecken<br />

im Gelände ermöglicht.<br />

3.4.1 Zweck der Dokumentation<br />

Wie bereits im Kapitel 3.2 ausführlich dargelegt, steigt der gesellschaftliche Druck, schonend<br />

mit der Ressource Waldboden umzugehen. Gleichzeitig nehmen die Zahl der Maschinen<br />

und deren individuelle Größe in den letzten Jahren ständig zu. Die Beanspruchung<br />

von Rückegassen über eine Umtriebszeit hinweg ist so intensiv, dass ein Leit- und Management-System<br />

für die Befahrung im Sinne eines vorsorgenden Bodenschutzes erforderlich<br />

wird. Lösungsansätze sind bereits vorhanden (Kapitel 3.3), nutzen aber nicht die informationstechnischen<br />

Möglichkeiten, die heute zur Verfügung stehen und die die Navigation<br />

sowie die komplette Dokumentation der Fahrbewegungen erlauben.<br />

Datenbereitstellung<br />

Navigation<br />

Geländeanwendung<br />

Datenerhebung<br />

Dokumentation<br />

Datenspeicherung Datenbearbeitung<br />

Abb. 68: Dokumentation ist ein Prozess, bei dem im Gelände anfallende Daten erfasst,<br />

nachbearbeitet, dauerhaft gespeichert und für Folgeanwendungen im Gelände wieder bereitgestellt<br />

werden.<br />

Dokumentation ist der Prozess des Umgangs mit und der Verwaltung von Daten (Abb. 68).<br />

Sie liefert Grundlagen für die Evaluierung und stellt Orientierungsinformationen für Folge-<br />

Anwendungen im Gelände bereit. Dokumentation ist in vier Bereiche zu untergliedern: die<br />

Erhebung von Informationen im Gelände bei der mechanisierten Arbeit; die thematische<br />

Bearbeitung und Auswertung dieser Daten; die Datenspeicherung in Formaten, die auch


Dokumentation 145<br />

noch in Zukunft lesbar sein werden, und schließlich die Bereitstellung dieser Daten für den<br />

nächsten mechanisierten Eingriff <strong>als</strong> Navigationshilfe im Gelände.<br />

Eine solche Dokumentation ist notwendig, um die Befahrungsquantität und -qualität zu<br />

erfassen und hinsichtlich ökologischer Kriterien zu beurteilen. Damit soll <strong>zum</strong> einen dem<br />

Waldbesitzer ein Überblick über die Schadschöpfung 344 bei der Holzernte im Sinne<br />

HEINIMANNS (1999) gegeben werden, <strong>zum</strong> anderen soll ihm damit die Möglichkeit eröffnet<br />

werden, steuernd in die Abläufe bei der technischen Produktion einzugreifen.<br />

Zunächst wird in einem Soll-Ist-Vergleich die reale Befahrung an den geometrischen Vorgaben<br />

gemessen und dem Fahrer für Korrekturbewegungen dargestellt sowie für Zwecke<br />

des Controllings in einer Datei dokumentiert (Abb. 69). Analog <strong>zum</strong> Befahrungsprogramm<br />

MATTHIES/ZIESAK kann in einem zweiten Schritt die ökologische Qualität der Befahrung erfasst<br />

und am Soll verglichen und dargestellt werden.<br />

3.4.2 Idee der Befahrungs-Dokumentation<br />

3.4.2.1 Voraussetzung<br />

Um Maschinen im Gelände geometrisch und ökologisch korrekt führen zu können, müssen<br />

Sollvorgaben vorhanden sein, an denen sich die Maschinenführer orientieren. Auch für<br />

eine zeitlich nachgeordnete Evaluierung des Eingriffs müssen Vorgaben für die Bewertung<br />

vorhanden sein.<br />

Sollgeometrien (Grunddatensatz Feinerschließung)<br />

Die Lage des vorhandenen Feinerschließungsnetzes muss digital erfasst sein und dem Fahrer<br />

für die Orientierung am Rechner zur Verfügung gestellt werden. Diese Linien bilden den<br />

„Grunddatensatz Feinerschließung“, an dem der Fahrer die aktuelle Position seiner Maschine<br />

im Gelände ablesen und sich orientieren kann. Da dieser Grunddatensatz Feinerschließung<br />

ein Liniennetz abbildet, und die vom <strong>GPS</strong>-Empfänger übermittelten Positionen stets<br />

eine Unschärfe aufweisen, wird sich die Maschine nicht völlig exakt auf dieser Soll-Linie<br />

bewegen können. Deshalb muss ein Toleranz-Korridor um die jeweilige Einzellinie herum<br />

definiert werden, dessen Einhaltung der Sollvorgabe entspricht. Auf Erfassung und Darstellung<br />

eines solchen Grunddatensatzes Feinerschließung wird in Kapitel 3.4.3.2, S. 155<br />

datailliert eingegangen.<br />

Sollvorgaben <strong>zum</strong> angepassten Bodendruck (Richtwerttabelle)<br />

Für jeden forstlichen Standort ist - in Abhängigkeit von der Bodenfeuchte- ein Grenzwert<br />

festzustellen, der den zulässigen ökologischen Bodendruck beschreibt und ein Grenzwert,<br />

der den Bodendruck der technischen Befahrbarkeit beschreibt. Diese Grenzwerte für die<br />

jeweilige zulässige Bodenfeuchte sind für Standorteinheiten zu Tabellen zusammenzufassen<br />

(Abb. 69). Diese Tabelle entspricht den Vorschlägen, die MATTHIES und KREMER (1999)<br />

und ZIESAK (1999) gemacht haben. 345<br />

344 Werden Werte produziert, bleiben Schäden im forstlichen System zurück. Der Begriff Schadschöpfung ist<br />

<strong>als</strong> Gegenbegriff zu Wertschöpfung gemeint. Vgl. auch S. 77.<br />

345 Diese Tabellen enthalten allerdings bislang nur Grenzwerte zu ökologischen Befahrbarkeit und liegen bislang<br />

nur beispielhaft fur einige Standorte vor.


Dokumentation 146<br />

Die Geländelage der Standorteinheiten soll digital <strong>als</strong> Polygon vorliegen. 346 Diesen Polygonen<br />

ist die jeweilige Richtwerttabelle <strong>als</strong> Attribut zugeordnet.<br />

3.4.2.2 Durchführung des Soll-Ist-Vergleichs während der Aufnahme im Gelände<br />

(operative Ebene)<br />

Der Vorgang der Datenerhebung bei der Dokumentation ist in Abb. 69 dargestellt.<br />

Während der Bewegung im Gelände wird die aktuelle Ist-Position der Maschine durch <strong>GPS</strong><br />

erfasst und angezeigt. Diese Ist-Position wird an der geometrischen Soll-Vorgabe, dem<br />

Grunddatensatz Feinerschließung gemessen. Angezeigt wird dem Fahrer sowohl die aktuelle<br />

Lageposition der Maschine im Netz der Feinerschließung, <strong>als</strong> auch eine eventuell vorhandene<br />

Abweichung von der jeweiligen Bezugslinie. Diese Einhaltung bzw. Abweichung<br />

des Ists vom Soll wird aufgezeichnet und beschreibt die geometrische Qualität des Eingriffs.<br />

Der individuelle Ist-Bodendruck der benutzten Maschine hängt zunächst vom Eigengewicht,<br />

ihrer Beladung und der Bereifung ab (Abb. 69). Daneben spielen aber auch die Eigenschaften<br />

des befahrenen Bodens und sein aktueller Feuchtegehalt eine Rolle. Über Sensoren<br />

können die Achslast und der Reifeninnendruck abgefragt werden. Die aktuelle Bodenfeuchte<br />

kann manuell mit einer TDR-Sonde gemessen werden. 347 Damit liegen alle Daten<br />

vor, um den aktuellen Bodendruck mit der Soll-Vorgabe des Grenzwertes in der Richtwerttabelle<br />

zu vergleichen. Die Sollwert-Überschreitung bzw. Unterschreitung gibt die<br />

ökologische Qualität des Eingriffs wieder. Auch sie ist dem Maschinenführer anzuzeigen<br />

und abzuspeichern.<br />

Durch die Anzeige von geometrischer und ökologischer Qualität der aktuellen Befahrung<br />

besteht für den Maschinenführer die Möglichkeit, seine Fahrbewegungen (geometrisch) zu<br />

korrigieren bzw. den Reifenfülldruck (ökologisch) anzupassen oder gar die Arbeit abzubrechen.<br />

348<br />

Ist<br />

Geometr.Qualität Ökolog. Qualität<br />

Soll<br />

Darstellung<br />

Aktuelle<br />

Position<br />

Geometrische<br />

Vorgaben<br />

Abweichung<br />

Achslast<br />

Anzeige am Display<br />

Eintrag in Datei<br />

Aktueller<br />

Bodendruck<br />

Richtwerttabelle<br />

für Standort<br />

346 Quelle dazu ist die Standortskarte<br />

347 Vgl. Fußnote 338, S. 141<br />

348 Letzteres nach Absprache oder nach einer im Vorhinein getroffenen Vereinbarung.<br />

Abweichung<br />

Reifeninnendruck<br />

Bodenfeuchte<br />

Abb. 69: Soll-Ist-Vergleich<br />

von geometrischer und ökologischer<br />

Qualität der Befahrung.


Dokumentation 147<br />

Während das beschriebene Vorgehen zur Feststellung der geometrischen Qualität mit relativ<br />

geringem Aufwand und überschaubarer Vorarbeit verbunden ist, ist das beschriebene<br />

automatisierte Verfahren zur Erfassung der ökologischen Qualität des Eingriffs bereits im<br />

Gelände noch weitgehend Vision. Zum einen ist die Sensortechnik noch nicht für diese<br />

Fragestellung erprobt, <strong>zum</strong> anderen liegen bislang die Richtwerttabellen nur für einige wenige<br />

Standorteinheiten vor.<br />

3.4.2.3 Qualitätsbeurteilung nach Abschluss der Aufzeichnung (Steuerungsebene)<br />

Während der Soll-Ist-Vergleich im Gelände (operative Ebene) sich auf die aktuelle Situation<br />

bezieht und <strong>zum</strong> Ziel die unmittelbare Korrektur durch den Fahrer hat, betrachtet der Soll-<br />

Ist-Vergleich auf Steuerungsebene die Qualität des gesamten Einsatzes. Das Ziel ist hier die<br />

Nachbearbeitung der gesamten erfassten Daten und ihre Bewertung.<br />

Legt man die Daten der realen Befahrung einer Holzerntemaßnahme wie eine Schablone<br />

über den Grunddatensatz Feinerschließung, kann die geometrische Qualität der erfolgten<br />

Gesamt-Befahrung festgestellt werden. Unzulässige Abweichungen werden in ihrem Ausmaß<br />

fassbar, dadurch können das Befahrungsprozent, die Länge der regulären Gassenbefahrung<br />

sowie die Länge der irregulären Bestandesbefahrung berechnet werden. Sind bereits<br />

mehrere Eingriffe dokumentiert worden, kann auch eine Bilanz der Gesamtzahl der<br />

Befahrungen erstellt werden, wie die Summe aller gefahrenen Laufmeter im Bestand, die<br />

verbrauchte Fläche oder die Zahl der Überfahrten in bestimmten Bereichen. 349<br />

Maschinendaten<br />

Bodendaten<br />

Einhaltung d.<br />

Gassen<br />

Realität<br />

Vergleich<br />

Richtwerttabelle,<br />

aktuelle<br />

Bodenfeuchte<br />

Grunddatensatz<br />

Feinerschliessung<br />

Beurteilung<br />

Ökolog. Qualität<br />

der Befahrung<br />

Geometr. Qualität<br />

und Quantität<br />

der Befahrung<br />

Richtwerte Ergebnis<br />

Abb. 70: Verfahrensweg, um die Qualität des <strong>Maschineneinsatz</strong>es festzustellen.<br />

Neben diesem quantitativen geometrischen Vergleich sind im Nachhinein auch ökologische<br />

Bewertungen der Befahrung möglich, wenn qualitätsbeschreibende Attributdaten während<br />

des Eingriffs erfasst werden und die Grenzwerte des Bodendrucks für den jeweiligen<br />

Standort bekannt sind. Bei den Attributen handelt es sich um die Achslast der Maschine,<br />

den Reifeninnendruck und den Wassergehalt des Bodens <strong>zum</strong> Zeitpunkt der Befahrung.<br />

349 Hierbei ist es sinnvoll Überfahrungsklassen zu bilden, ähnlich wie dies MCMAHON (1997) getan hat.


Dokumentation 148<br />

Diese Werte können dann mit der Richtwerttabelle für den speziellen Standort dahingehend<br />

verglichen werden, ob der für die ökologische bzw. technische Befahrbarkeit kritische<br />

Grenzwassergehalt überschritten wurde oder nicht. Sind Befahrungen mit Richtwertüberschreitungen<br />

erfolgt, können diese Flächen graphisch dargestellt und ihr Anteil berechnet<br />

werden. Dabei sind prinzipiell acht Fälle denkbar:<br />

Tab. 28: Mögliche Orte (Geometrie) und mögliche Qualitäten (Bodendruck) der Befahrung.<br />

Links: Bodenschonung (Druck) / rechts: Einhaltung der Vorgabelinien (Orte)<br />

Geometrie<br />

Richtwerte <strong>zum</strong> zulässigen Bodendruck für ...<br />

.. ökologischen Schaden .. technischen Schaden<br />

unterschritten überschritten unterschritten Überschritten<br />

Fahrereignis auf der Gasse 0 / 0 1 / 0 0 / 0 1 / 0<br />

Fahrereignis im Bestand 0 / 1 1 / 1 0 / 1 1 / 1<br />

Damit werden die ökologische 350 und die geometrische Qualität der Befahrung messbar<br />

und in ihrem Ausmaß darstellbar. Diese Information kann <strong>als</strong> Kartenausdruck dem örtlichen<br />

Wirtschafter zur gezielten Überprüfung vor Ort zur Verfügung gestellt werden. Dadurch<br />

kann er sich nach der Hiebsmaßnahme ein Bild über die Qualität des <strong>Maschineneinsatz</strong>es<br />

machen. Er kann kritische Orte gezielt im Gelände aufsuchen und überprüfen, sie<br />

auf der Karte mit Ergänzungen oder Änderungen versehen und an die Dokumentationsstelle<br />

zurückgeben.<br />

Grunddatensatz<br />

Feinerschließung<br />

Reale Befahrung<br />

Einhaltung RG: 87%<br />

Befahrung<br />

des Bestands: 13%<br />

Befahrung bei<br />

krit. Wassergehalts<br />

auf Fläche: 0%<br />

Abb. 71: Die reale Befahrung<br />

wird mit den Vorgaben des<br />

Grunddatensatzes Feinerschließung<br />

verglichen. Abweichungen<br />

werden graphisch<br />

mit Raumbezug dargestellt<br />

und <strong>als</strong> Werte ausgegeben.<br />

350 Incl. der technischen Qualität, die bezüglich des Schadens eine Teilmenge der ökologischen Qualität ist.


Dokumentation 149<br />

3.4.3 Konzept zur Umsetzung der Befahrungsdokumentation<br />

Da bislang keinerlei Erfahrungen zur Dokumentation vorliegen bzw. keine Navigationseinsätze<br />

gefahren werden, soll im Folgenden versucht werden, die grundlegenden Notwendigkeiten<br />

und Erfordernisse zu entwickeln, die das System der Befahrungs-Dokumentation,<br />

wie es oben skizziert wurde, beinhalten muss (Abb. 68, S. 144).<br />

3.4.3.1 Datenerhebung<br />

Der Fahrer ist mit dem Führen des Fahrzeuges und dem Arbeitsvorgang voll ausgelastet.<br />

Deshalb soll die Datenerhebung weitgehend automatisiert erfolgen, ohne zusätzliche Tätigkeiten<br />

durch den Maschinenführer. Dabei stellt sich die Frage nach der Hardware-<br />

Ausstattung der Maschine, der verwendeten Software, die dem Fahrer darstellt, wo er sich<br />

gerade bewegt, und dem Format, in dem die erhobenen Daten für die Weiterbearbeitung<br />

abgespeichert werden.<br />

3.4.3.1.1 Hardware<br />

Ein gegen Erschütterungen und Vibrationen unempfindlicher Rechner (ruggedized) ist zu<br />

verwenden, der in der Lage ist, Grafiken für die Orientierung anzuzeigen. Deshalb ist ein<br />

blendfreies Display mit Kontrastregelung ebenso notwendig wie ausreichend Speicherplatz<br />

zur Ablage der Daten. Solche Rechner arbeiten heute üblicherweise auf PC-Basis mit Windows-Betriebssystemen.<br />

Die Dateneingabe sollte über Folientastatur erfolgen, um Verschmutzungen<br />

zu vermeiden. Beim Einsatz auf Harvestern muss der Rechner multi-taskingfähig<br />

sein, da neben der Dokumentations-Software auch noch das Programm zur Einschnittoptimierung<br />

laufen muss. Es werden so viele serielle Schnittstellen (RS 232) benötigt,<br />

wie externe Sensoren oder Geräte angeschlossen werden. Notwendig ist ferner ein<br />

<strong>GPS</strong>-Empfänger, der die aktuellen Positionsdaten der Maschine erfasst und an den Rechner<br />

weitergibt. Die Genauigkeit, mit der dieser Empfänger arbeitet, sollte im Bereich von<br />

+/- 1 m liegen, damit die Unschärfe der Erhebung innerhalb der Rückgassenbreite bleibt.<br />

Dazu ist es heute noch erforderlich, neben dem reinen <strong>GPS</strong>-Signal auch das differenzielle<br />

Korrektur-Signal zu verwenden (vgl. Kap. 1.4.4, S. 16).<br />

3.4.3.1.2 Software<br />

Um die Positions-Daten aufzuzeichnen und die anfallenden Attributdaten zu erfassen, bedarf<br />

es einer Software, die automatisiert Informationen aus verschiedenen Quellen wie z.B.<br />

externen Sensoren aufzeichnen kann und zu einem Datensatz verbindet. 351 Dazu sind diverse<br />

handelsübliche GIS-Programme in der Lage bzw. sind heute Software-Werkzeuge 352<br />

vorhanden, mit denen spezielle Anwendungen erstellt werden können. Das Programm<br />

muss Daten darstellen, filtern und fortlaufend in eine Datei ablegen können, die über eine<br />

oder mehrere RS 232-Schnittstellen einlaufen. Ferner muss es einfach zu bedienen sein,<br />

weil es sich bei den Anwendern um Waldarbeiter ohne EDV-Ausbildung handelt.<br />

Die Darstellung muss wegen der besseren Orientierung in graphischer Form erfolgen. Eine<br />

Karte des Einsatzgebietes mit den einzuhaltenden Linien ist anzuzeigen. Ebenso sind die<br />

aktuell gemessenen Positionsdaten der Maschine in dieser Karte darzustellen. Wichtig ist<br />

ferner, dem Fahrer nicht nur die Linien in ihrer Topologie zu visualisieren, sondern auch<br />

351 Ein händischer Start und Stop der Datenaufzeichnung hat den Nachteil, dass Aufzeichnungen vergessen<br />

werden können.<br />

352 auch <strong>als</strong> Tools bezeichnet


Dokumentation 150<br />

den absoluten Betrag der Abweichung in Metern anzugeben, wie dies beispielsweise bei<br />

der im Rahmen dieser Arbeit entwickelten Anwendung WaldNAV gelöst wurde. 353 Die Bildschirmdarstellung<br />

soll dynamisch entsprechend der Fahrbewegung rotieren, um die Orientierung<br />

beim Navigationsvorgang zu erleichtern. Aufgezeichnet werden sollen nur die Bewegungen<br />

des Fahrzeuges, weshalb Positionen auszufiltern sind, die bei Stand der Maschine<br />

gemessen wurden. Dadurch wird nur dann aufgezeichnet, wenn die Maschine sich<br />

auch bewegt. 354<br />

Zumindest auf Harvestern läuft parallel ein Programm zur Einschnittoptimierung. Hier wären Anpassungen zwischen den<br />

Programmen vorzunehmen und Umschaltmechanismen einzubauen, wann welches Programm im Vordergrund erscheinen<br />

soll.<br />

3.4.3.1.3 Format und Datenstruktur<br />

Es ist zu unterscheiden zwischen dem Format und der Datenstruktur des Grunddatensatzes<br />

Feinerschließung und dem Format der Dateien, die beim Soll-Ist-Vergleich zur Qualitätsbeurteilung<br />

des Eingriffs erhoben werden. Vor allem beim Grunddatensatz Feinerschließung<br />

ist die Dauerhaftigkeit des Datenformats wegen der Langfristigkeit der Nutzung eines Feinerschließungssystems<br />

von überragender Bedeutung.<br />

Format des Grunddatensatzes Feinerschließung<br />

Es muss gewährleistet sein, dass die Daten des Grunddatensatzes von allen jetzigen und<br />

<strong>zum</strong>indest in mittelfristiger Zukunft zu erwartenden Programmen und Betriebssystemen<br />

lesbar sind. Deshalb ist es angebracht, kein proprietäres 355 sondern ein möglichst allgemeingültiges<br />

Format zu verwenden. Hierbei bietet sich das ASCII-Format an. 356 Zu verwenden<br />

ist eine Datenstruktur, die, durch Kommata getrennt, die einzelnen Informationen in<br />

Kette aneinanderreiht. Dabei ist für jede Gasse ein Anfangs- und ein Endpunkt zu speichern<br />

sowie alle Brechpunkte der verbindenden Linie. Die Datensätze sind durch Zeilensprung<br />

getrennt.<br />

Sind die Abstände zwischen den gespeicherten Positionen des Grunddatensatzes nicht größer <strong>als</strong> ca. 5 m, können auch<br />

die Einzelpositionen dem Fahrer zur Orientierung dargestellt werden. Es handelt sich dann um Pseudolinien, die eine<br />

Abfolge von Punkten darstellen, aber keine Topologie 357 im Sinne eines Geographischen Informationssystems besitzen.<br />

Sie benötigen mehr Speicher liefern dafür aber auch detaillierte Geländeinformation. Für solche „Primitivdatensätze“ kann<br />

ohne Aufwand ein Skript geschrieben werden, das den Import der Punkte und ihre Verkettung zu Linien mit topologischen<br />

Beziehungen in speziellen Programmen erlaubt.<br />

Die abgespeicherten Rechtswerte und Hochwerte sind durch zwei Attribute zu ergänzen<br />

(Tab. 29). Das erste Attribut kann die Werte (1/2/0) annehmen und gibt an, ob es sich um<br />

einen Gassenanfang oder ein Gassenende handelt oder um einen Brechpunkt auf der Linie<br />

dazwischen. Diese Information ist notwendig, wenn die Daten von GIS-Programmen in<br />

Linien umgewandelt werden sollen. Das zweite Attribut ist die numerische Bezeichnung<br />

353 Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden., S.Fehler! Textmarke nicht definiert. und , S. 39<br />

354 Zusätzlich denkbar, aber nicht zwingend notwendig ist es, den Fahrer aktiv Attribute erfassen zu lassen.<br />

Diese Attribute sind auf jeden Fall händisch einzugeben, da sie lokalen oder zeitlichen Bezug haben und sich<br />

mit der Bewegung der Maschine und dem Zeitfortschritt ändern. Bei der lokalen Attributinformation handelt<br />

es sich <strong>zum</strong> einen um Punktinformation, z.B. Stellen, an denen die technische Befahrbarkeit nicht mehr gegeben<br />

ist, <strong>zum</strong> anderen können Linieninformationen notwendig sein, beispielsweise um eine Gasse komplett<br />

<strong>als</strong> beschädigt zu markieren. Punktinformation bezieht sich nur auf die Position, an der die Maschine stand,<br />

<strong>als</strong> das Attribut eingegeben wurde, Linieninformation bezieht sich auf die gesamte abgefahrene Linie.<br />

355 spezielles Produktformat<br />

356 Die Fortentwicklung des ASCII-Formats ist der Unicode, bei dem ein Zeichen durch 2 Byte definiert werden.<br />

Der Unicode ist abwärtskompatibel. UNICODE ( 2001) http://www.unicode.org<br />

357 = Nachbarschaftsbeziehung von geometrischen Objekten


Dokumentation 151<br />

der Gasse in der jeweiligen Erschließungseinheit (Gassenschlüssel). Eine laufende Nummerierung<br />

der Datensätze ist verzichtbar, wenn die Reihenfolge streng eingehalten wird.<br />

Tab. 29: Vorschlag für das Format des Grunddatensatzes Feinerschließung.<br />

Rechtswert Hochwert Lage in<br />

der Gasse<br />

Gassennummer<br />

4474801.6 5363617.9 1 1<br />

4474802.6 5363616.7 0 1<br />

4474807.4 5363605.8 2 1<br />

4474821.6 5363637.9 1 2<br />

4474822.6 5363636.7 0 2<br />

4474827.1 5363626.7 0 2<br />

4474827.4 5363625.8 2 2<br />

Ein solcher Datensatz stellt sicher, dass die Werte in Mapping-Systemen und Geographischen<br />

Informationssystemen <strong>als</strong> Linien abgebildet werden können. Der Vorteil der Darstellung<br />

<strong>als</strong> Linie gegenüber einer Pseudolinie ist, dass ein Korridor um die Linie gelegt werden<br />

kann, der <strong>als</strong> Sollbereich der Navigation akzeptiert wird. 358<br />

Die Pufferung des Toleranzkorridors um die Linien des digital abgebildeten Feinerschließungsnetzes<br />

kann im Navigationsprogramm selbst erfolgen.<br />

Im Grunddatensatz Feinerschließung müssen keine Bestandesgrenzen abgespeichert sein.<br />

Diese sind für die Einhaltung der Linien <strong>als</strong> Information unerheblich. Auch Negativ-<br />

Geometrien müssen nicht enthalten sein, da alle Flächen, die sich außerhalb des Toleranzkorridors<br />

befinden, per definitionem <strong>als</strong> zu meidende Flächen gelten. 359 Negativ-<br />

Geometrien, <strong>als</strong>o z.B. Flächen mit Vorausverjüngung, sind sinnvoller Weise in einen eigenen<br />

"Grunddatensatz Schonflächen" aufzunehmen. So kann dem Fahrer zusätzliche Information<br />

über besonders zu schonende Flächen gegeben werden.<br />

Der Speicherbedarf des Grunddatensatzes Feinerschließung beträgt für Pseudolinien ( 20 m<br />

Gassenabstand und 20 Brechpunkten je 100 lfm Gasse), 2 KB je ha. Mit durchschnittlich 5<br />

Brechpunkten je 100 Laufmeter Gasse (was der Realität nahe kommen dürfte, aber für die<br />

Orientierung den Import <strong>als</strong> Linie zwingend erforderlich macht) beträgt der Speicherbedarf<br />

0,5 KB je ha. Auf 1000 ha bezogen sind dies 2 MB Speicherbedarf für das gesamte Feinerschließungssystem.<br />

Format der Dokumentationsdatei<br />

Die für die Dokumentation (Qualitätsnachweis) erhobenen Daten sind in einem Format<br />

abzulegen, das die wechselseitige Kommunikation von Programm und Vorgaben aus der<br />

Datenaufbereitung sicherstellt. Da davon auszugehen ist, dass Rechner und Software ver-<br />

358 Der Nachteil ist, dass diese Punkte für sich allein für die Navigation nicht genügen, sondern erst in Linien<br />

umgewandelt werden müssen.<br />

359 Positiv-Geometrien sind von der Maschine einzuhalten, Negativ-Geometrien sind zu meiden (vgl. Abb. 74<br />

und Erläuterungen S. 156).


Dokumentation 152<br />

schiedener Hersteller eingesetzt werden, ist auch hier ein einheitlicher Kommunikationsund<br />

Datenstandard anzustreben, ähnlich wie dies bei den Einschnittoptimierungsprogrammen<br />

mit StanForD erreicht wurde. 360<br />

Bei der Befahrungs-Dokumentation bietet es sich an, die Datenstruktur an das NMEA-<br />

Format anzulehnen, in dem die <strong>GPS</strong>-Daten gesendet werden. 361 Dabei handelt es sich um<br />

einen ASCII-Code, dessen einzelne Daten fortlaufend durch Kommata getrennt dargestellt<br />

werden. Die Datensätze sind durch Zeilensprung getrennt. Jeder Datensatz enthält neben<br />

der Zeit und der Position auch noch Informationen zur Qualität des empfangenen Sign<strong>als</strong>.<br />

Deren Erfassung ist notwendig, um bei der Nachbarbeitung u.U. auf die Qualität der Positionsmessung<br />

filtern zu können.<br />

Tab. 30: Beispiel eines NMEA-183 Datensatzes.<br />

GPGGA,085752,4922.5905,N,00745.7419,E,1,05,1.20,430.3,M,47.9,M,3,0000,*7B<br />

Nimmt man diesen Datensatz und seine Struktur <strong>als</strong> Grundlage für das Dokumentationsformat<br />

kann Attributinformation ergänzt werden, die Zusatzinformationen zur geometrischen<br />

und ökologischen Qualität der Befahrung gibt (Abb. 72). 362<br />

<strong>GPS</strong>-Daten<br />

Datensatz<br />

D<strong>GPS</strong>-Qualitätsinfo Geometriedaten Zeit<br />

Qualität<br />

geometrisch<br />

Abb. 72: Aufgliederung der während einer Befahrung erfassten Daten<br />

(Positionsdatendatei).<br />

Attributdaten<br />

Qualität<br />

ökologisch<br />

Dabei ist zu unterscheiden zwischen permanenten Attributdaten, die i.d.R. für ein ganzes<br />

Projekt gültig sind und leicht veränderlichen Attributdaten.<br />

Leicht veränderliche Attributdaten ändern sich häufig innerhalb eines Projektes, wie z.B.<br />

der Reifeninnendruck oder die aktuelle Achslast. Deshalb müssen sie über Sensoren raumbezogen<br />

erfasst und direkt an die Positionsdaten angehängt werden. So kann beispielsweise<br />

je nach Ladezustand sich verändernde aktuelle Achslast von Forwardern abgefragt werden<br />

und <strong>als</strong> Attribut in den Datensatz miteingehen.<br />

360<br />

BERGMANN (1997), S. 55. StanForD bedeutet Standard for Forest Data and Communications und wurde<br />

von SkogForsk 1986 initiiert.<br />

361 Vgl. auch Fußnote 93.<br />

362 Die gesammelten Positionsdaten lassen eine Aussage zur geometrischen Qualität der Befahrung zu, wenn<br />

man sie mit dem Grunddatensatz Feinerschließung vergleicht (vgl. Kapitel zu Erstellung des "Grunddatensatzes<br />

Feinerschließung", S. 155).


Dokumentation 153<br />

Tab. 31: Vorschlag für ein Format zur Dokumentation auf Basis des NMEA 183-Formats .<br />

Nr. Typ Beispiel Beschreibung Quelle<br />

1 Zeit 71512 UTC-Zeit, [h,min,sec] NMEA 183<br />

2 Zeit 170200 Datum Systemdatum<br />

3 Position 4951.9764 Breite [Grad, dez. Minuten] NMEA 183<br />

4 Position N Hemisphäre [Nord, Süd] NMEA 183<br />

5 Position 0710.4519 Länge [Grad, dez. Minuten] NMEA 183<br />

6 Position E Hemisphäre [Ost, West] NMEA 183<br />

7 Position 554.4 Höhe über Meer NMEA 183<br />

8 <strong>GPS</strong>-Qualität 2 Korrektursignal (<strong>GPS</strong>=1, D<strong>GPS</strong>=2) NMEA 183<br />

9 <strong>GPS</strong>-Qualität 7 Satellitenanzahl NMEA 183<br />

10 <strong>GPS</strong>-Qualität 2 <strong>GPS</strong>-Qualitätsindikator NMEA 183<br />

11 <strong>GPS</strong>-Qualität 4 Alter des Korrektursign<strong>als</strong> [sec] NMEA 183<br />

12 <strong>GPS</strong>-Qualität 1.47 HDOP NMEA 183<br />

13 Befahrungs-Q., geo. 2.3 Abweichung von der Soll-Linie [m] Programm<br />

14 Befahrungs-Q., geo. 2.5 Toleranzgrenze [m] 363<br />

Programm<br />

15 Befahrungs-Q., geo. 0/1 im / außerhalb des Sollkorridors Programm<br />

16 Befahrungs-Q., öko. 1.3 Aktueller Reifeninnendruck [bar] Sensor<br />

17 Befahrungs-Q., öko. 6.3 Aktuelle Achslast [t] Sensor<br />

18 Befahrungs-Q., öko. 0/1 Überschreitung des zulässigen<br />

ökologischen Bodendrucks<br />

19 Befahrungs-Q., öko. 0/1 Überschreitung des zulässigen<br />

technischen Bodendrucks<br />

... n .... x.y Sonstige Information ....<br />

Programm<br />

Programm<br />

Diese automatisiert erfassten <strong>GPS</strong>-Daten und Sensorinformationen (=leicht veränderliche<br />

Attributdaten) sind in einer Positionsdatei abzulegen, deren Inhalt und Format in Tab. 31<br />

beschrieben ist. Daneben finden auch noch Informationen Eingang in den Datensatz, die<br />

das Navigationsprogramm vergibt.<br />

363 Das entspricht einem Korridor von 5 m, in dem die Antenne (und damit das Fahrzeug) sich aufhalten darf,<br />

ohne dass eine Überschreitung (Nr. 17) festgestellt wird.


Dokumentation 154<br />

Durch die abgespeicherte Systemzeit ist eine Überprüfung der zeitlichen Abfolge der Vorgänge<br />

sichergestellt (Zeile 1 und 2). Der <strong>GPS</strong>-Empfänger liefert die Koordinaten<br />

(Zeile 3 -7). 364 Damit kann die Abweichung von der Soll-Linie berechnet und vermerkt werden<br />

(Zeile 13). Sinnvoll ist es neben diesem absoluten Betrag der Abweichung und der<br />

Weite des Toleranzkorridors (Zeile 14) auch die Überschreitung dieses Sollbereiches (Sollkorridor)<br />

binär zu vermerken (Zeile 15). Die aus Sensoren stammenden Informationen (Zeile<br />

16 und 17) können später bei der Auswertung zu einem spezifischen Bodendruck verrechnet<br />

und mit den Sollwerten verglichen werden (teilautomatisierte Variante). Werden die<br />

standortspezifischen Sollwerte für den Bodendruck während des Einsatzes im Rechner mitgeführt,<br />

kann der aktuelle spezifische Bodendruck in Echtzeit mit diesem Sollwert verglichen<br />

und die Über- bzw. Unterschreitung <strong>als</strong> 0 oder 1 im Datensatz vermerkt werden (vgl.<br />

Zeilen 18 und 19). Es handelt sich dann um eine vollautomatisierte Variante.<br />

Um bei der Nachbearbeitung der Daten Ausreißer identifizieren zu können, ist Information<br />

über die Qualität des empfangenen <strong>GPS</strong>-Sign<strong>als</strong> sinnvoll (Zeile 8 - 12).<br />

Durch die einfache Struktur ist ein Import in alle Standard-Programme sichergestellt.<br />

Die bereits erwähnten permanenten Attributdaten beschreiben eine ökologische Qualität<br />

des Eingriffs bzw. bilden das Soll für die Beurteilung des Eingriffs, die sich in aller Regel auf<br />

den gesamten Bestand bezieht. Dies sind Reifen- und Maschinendaten sowie Informationen<br />

<strong>zum</strong> forstlichen Standort und zur aktuellen Bodenfeuchte. Da sie sich während eines<br />

Projektes selten ändern, ist es sinnvoll, diese permanenten Daten nicht raumbezogen, sondern<br />

projektbezogen zu erfassen und in einer separaten Datei abzuspeichern. Dies erfolgt<br />

in der Datei der Metadaten, in der bereits die Kopfdaten enthalten sind, die vor Beginn der<br />

Projektarbeiten eingegeben wurden und Informationen wie Fahrer und Waldort, Bestandeskennziffer<br />

o.ä. enthalten. (Abb. 73). 365 Durch das Abspeichern der permanenten Attributdaten<br />

in der Metadatei werden Redundanzen vermieden. Ein Programm wie "Forstbefahrung"<br />

366 liefert z.B. diese Informationen <strong>als</strong> Text, die über eine noch zu definierende<br />

Schnittstelle an die Metadatei zu übergeben sind. Erfolgen während der Durchführung des<br />

Projektes Änderungen, die permanente Attribute betreffen, beispielsweise hinsichtlich der<br />

Bereifung oder der Bodenfeuchte, sind diese Änderungen händisch im Sinne einer Protokollnotiz<br />

in die Metadatei nachzutragen, wobei dieser Nachtrag mit der aktuellen Systemzeit<br />

attributiert wird. Da die Datensätze der Positionsdatei ebenfalls mit der Zeit attributiert<br />

sind, kann später festgestellt werden, für welche Datensätze diese Änderung gilt.<br />

364 In der Tabelle sind WGS 84 Koordianten dargestellt, es können aber auch GK-Koordinaten abgespeichert<br />

werden.<br />

365 Metadaten sind "Daten über Daten". Sie beschreiben Eigenschaften von Datensätzen und stellen den inhaltlichen<br />

Kontext her. Aus sehr allgemeiner Perspektive gesehen, machen erst Metadaten aus Daten Informationen<br />

(STROBL, 1995, S. 276). In diesem Sinne sind die permanenten Attributdaten keine Metadaten,<br />

sondern nur die ebenfalls in der Metadatei gespeicherten Kopfdaten.<br />

366 Kap. 3.3.2.4, S.140


Dokumentation 155<br />

Maschinendaten<br />

Bodendaten<br />

Fahrbewegungen<br />

(geometr. Qualität)<br />

Sensor-Info<br />

(ökolog. Qualität)<br />

Abb. 73: Projektbezogene Ablage der Daten während der Datenerhebung. Verknüpfung<br />

über die Zeit.<br />

Die Benennung der beiden Projekt-Dateien soll das Projekt und den Dateityp erkennen lassen.<br />

3.4.3.2 Datenbearbeitung<br />

Projekt 1<br />

Datei:<br />

Metadaten<br />

(permanente Attribute)<br />

Datei:<br />

Positionsdaten<br />

(veränderliche Attribute)<br />

Für das gesamte Datenmanagement spielt die Datenbearbeitung eine entscheidende Rolle.<br />

Hier sind personelle Ressourcen für die computergestützte Informationsverarbeitung bereitzustellen.<br />

Die Bearbeitungsschritte sollen zwar weitgehend automatisiert erfolgen, bedürfen<br />

aber kompetenter Überwachung.<br />

Die Datenbearbeitung hat zwei Aufgaben: <strong>zum</strong> einen soll aus den realen Befahrungsdaten<br />

der "Grunddatensatz Feinerschließung" abgeleitet und, soweit notwendig, ergänzt werden.<br />

Zum anderen soll aus denselben Befahrungsdaten eine Grundlage zur ökologischen Qualitätsbeurteilung<br />

des <strong>Maschineneinsatz</strong>es aufbereitet werden.<br />

In jedem Fall ist vor der Weiterverarbeitung und -verwendung der Daten deren Qualität zu<br />

überprüfen. 367 Dies geschieht zunächst durch visuelle Überprüfung, ob sich Ausreißer hinsichtlich<br />

der Lage im Datensatz befinden, die durch Erfassungsfehler und nicht durch Fehlbefahrung<br />

entstanden sind. In einer zweiten Stufe können diese Lage-Ausreißer in ihrer<br />

attributierten <strong>GPS</strong>-Qualitätsinformation überprüft werden (vgl. Tab. 31). Diese Fehler sind<br />

zu entfernen soweit sie erkennbar sind.<br />

3.4.3.2.1 Erstellung des "Grunddatensatzes Feinerschließung"<br />

Aus der aufgezeichneten realen Befahrung eines Bestandes, <strong>als</strong>o dem Gassenaufhieb und<br />

den Folgebefahrungen, kann das vorhandene Feinerschließungsnetz digital abgebildet<br />

werden (Abb. 74). Erfolgt die Anlage der Linien mit dem Programm WaldNAV, das zur<br />

Anlage von Mulchlinien ebenso eingesetzt werden kann wie zur Anlage von Rückegassen,<br />

wird deren tatsächliche Lage während des Arbeitsvorgangs automatisch aufgezeichnet.<br />

Wird das Erschließungssystem konventionell vom Revierleiter ausgezeichnet, kann eine der<br />

Holzerntemaschinen mit <strong>GPS</strong> ausgestattet werden und durch ihre Fahrbewegungen die<br />

367<br />

LIEBIG (1999), S. 18 beschreibt die notwendigen Schritte der Qualitätsprüfung von Daten für ein GIS allgemein.<br />

Zeit


Dokumentation 156<br />

Lage der Linien im Gelände kinematisch erfassen. Diejenigen Vektoren der real angelegten<br />

Feinerschließung, die dem Erschließungskonzept entsprechen, sind <strong>zum</strong> "Grunddatensatz<br />

Feinerschließung" zusammenzufassen (Abb. 74). Die anderen, z.B. die Befahrung von<br />

Forststrassen durch den Rücker, sind zu entfernen. Dieser Grunddatensatz stellt die positiven<br />

Geometriedaten dar, an denen sich alle Folgeeingriffe zu orientieren haben. 368<br />

Damit ist dem Fahrer ein Netz von Soll-Linien an die Hand gegeben, das ihm die Orientierung<br />

erleichtert, Qualitätsarbeit ermöglicht und letztlich den Produktionsfaktor Boden<br />

schont.<br />

Der Vorteil, den "Grunddatensatz Feinerschließung" aus realen Befahrungsdaten abzuleiten,<br />

liegt darin, dass es sich um Linien handelt, die schon dem Gelände angepasst sind. Beim<br />

umgekehrten Vorgehen, der Erzeugung von Ideal-Linien im Büro und der anschließenden<br />

Umsetzung dieser Linien im Bestand, kann es zu Schwierigkeiten kommen, wenn Geländehindernisse<br />

beim Design eines solchen Feinerschließungssystems nicht bekannt waren. Dieser<br />

"Grunddatensatz Feinerschließung" kann durch Sondererhebungen ergänzt werden, bei<br />

der bestimmte Flächen von der Befahrung ausgegrenzt werden, z.B. Flächen mit Voranbau.<br />

Dadurch ergibt sich ein pragmatisches, an die tatsächlichen Verhältnisse angepasstes<br />

System, das dennoch die Belange des Flächen- und Bodenschutzes berücksichtigt. 369<br />

Befahrung<br />

Harvester<br />

Befahrung<br />

Rücker<br />

Nachbearbeitung<br />

Grunddatensatz<br />

Feinerschließung<br />

zu schonende<br />

Flächen<br />

Abb. 74: Erstellung des Grunddatensatzes Feinerschließung. Diese für künftige Befahrungen<br />

einzuhaltenden Linien (positive Geometrien) können ergänzt werden durch geometrische<br />

Figuren, deren Befahrung zu vermeiden ist (negative Geometrien).<br />

368 In der Landwirtschaft spricht man von Referenzkurs. Das ist eine digitale Linie, die ein Fahrzeug bei der<br />

Erstbefahrung aufgezeichnet hat. Bei Folgebefahrungen kann diese <strong>als</strong> Leitlinie verwendet werden. STOLL und<br />

KUTZBACH (2000, S. 132)<br />

369 Sinnvollerweise ist die Befahrungsdokumentation in ein Gesamtlogistikkonzept zu integrieren wie BECKER<br />

(1998) oder RÖSLER (1999) es beschrieben haben. Schlüsseltechnologie für ein solches Logistikkonzept ist <strong>GPS</strong><br />

oder ein vergleichbares System.<br />

+<br />

-


Dokumentation 157<br />

Handelt es sich bei den zu bearbeitenden Befahrungsdaten um einen Folgeeingriff, sind<br />

diese mit dem Grunddatensatz abzugleichen. Abweichungen werden festgestellt und gehen,<br />

falls unzulässig, in die Qualitätsbeurteilung mit ein. Zulässige Abweichungen, z.B. die<br />

Neuanlage von Gassen, gehen <strong>als</strong> Ergänzungen in den Grunddatensatz Feinerschließung<br />

ein.<br />

Ziel eines solchen Grunddatensatzes Feinerschließung ist es, über mindestens eine Umtriebszeit<br />

dieselben Fahrlinien zu halten und für Extremsituationen (Sturmwurf) Orientierungshilfen<br />

bereitzustellen.<br />

Die Nachbearbeitung erfolgt <strong>zum</strong> einen <strong>als</strong> technische Tätigkeit, <strong>zum</strong> anderen <strong>als</strong> Management-Tätigkeit.<br />

Die technische Durchführung der Datenbearbeitung erfordert, dass die erfassten Punkteketten<br />

(Pseudolinien) geglättet werden, d.h. es sind aufnahmebedingte Ausreißer zu entfernen.<br />

Ferner muss entschieden werden, welche der aufgenommenen Daten für die künftige<br />

Navigation im Bestand verwendet werden sollen (Managementtätigkeit).<br />

Sondererhebungen von Biotopen oder anderen von Fahrzeugen zu meidenden Flächen sollten <strong>als</strong> Polygone, Punkte oder<br />

Linien im "Grunddatensatz Schonflächen" z.B. mit Brutzeiten etc. mit eingebracht werden. Bei der Anzeige am Display<br />

sind die einzuhaltenden Positiv-Geometrien von den zu meidenden Negativ-Geometrien farblich deutlich zu unterscheiden,<br />

um die Orientierung für den Fahrer eindeutig zu signalisieren. 370<br />

3.4.3.2.2 Aufbereitung zur Qualitätsbeurteilung<br />

Wesentliche Schritte wurden bereits unter Kap. 3.4.2.3 beschrieben. Deshalb soll im Folgenden<br />

v.a. auf die technische Umsetzung der Aufbereitung zur Qualitätsbeurteilung eingegangen<br />

werden.<br />

Die die geometrische Qualität und die Quantität der Befahrung kann festgestellt werden,<br />

indem die gemessenen Positionsdaten der aktuellen Befahrung mit dem Grunddatensatz<br />

Feinerschließung verschnitten werden, <strong>als</strong>o das Ist am Soll gemessen wird. Dabei gilt<br />

(Formel 6):<br />

Formel 6: Zusammensetzung der Quantität<br />

Befahrung gesamt = Befahrung Rückegasse + Befahrung Bestand<br />

Es werden <strong>als</strong>o nur zwei Fälle unterschieden. Um einen aktuellen Holzernte-Vorgang zu<br />

beurteilen, bietet es sich an, Relativwerte zu verwenden. Die absoluten Werte, <strong>als</strong>o die gefahrenen<br />

Laufmeter, sind für die Befahrungsbilanz eines Bestandes über einen längeren<br />

Zeitraum wichtig.<br />

Die qualitative Auswertung basiert auf den Attributdaten. Die notwendigen Informationen<br />

dazu befinden sich in verschiedenen Dateien, die nun zusammengeführt werden müssen<br />

(in Metadatei und Positionsdatei). Haben Befahrungen Richtwerte überschritten, können<br />

diese Linien graphisch dargestellt und ihr Anteil berechnet werden. Damit gibt es auch bei<br />

der Qualitätsbeurteilung nur 2 Fälle für die Auswertung (Formel 7).<br />

370 WEIGEL (1998, S. 1256) beschreibt, wie die Waldbiotopkartierung in die forstliche Planung integriert wird<br />

und dass auf Grund dieser Kartierung in Einzelfällen bestimmte Holzerntemaßnahmen planerisch angepasst<br />

werden. Durch einen "Grunddatensatz Schonflächen" wäre auch die Informationslücke <strong>zum</strong> operativen Einsatz<br />

geschlossen, die Information immer aktuell.


Dokumentation 158<br />

Formel 7: Zusammensetzung der Qualität.<br />

Befahrung gesamt = Befahrung über Richtwert + Befahrung Befahrung unter Richtwert<br />

Dabei kann noch graduell unterschieden werden in Befahrung mit ökologischem Schaden<br />

und Befahrung mit technischem Schaden. Im Folgenden soll nur die ökologische Schädigung<br />

betrachtet werden.<br />

Nachdem festgestellt ist, welche Positionen diese Merkmale aufweisen, ist das Flächenausmaß<br />

dieser Schadflächen zu berechnen. <strong>GPS</strong> erfasst aber nur Punktinformationen, die<br />

nachträglich zu Linien verkettet werden können. Um von der Linie auf die Fläche umzurechnen,<br />

ist es zunächst sinnvoll, zwischen Bestand und Rückegasse zu unterscheiden. Bei<br />

Projektbeginn ist aus dem Arbeitsauftrag bzw. dem Grunddatensatz Feinerschließung die<br />

Breite der Rückegassen bekannt. Diese Breite ist im Metadatensatz vermerkt. Sie ist zu verwenden,<br />

um die Fläche des befahrenen Feinerschließungsnetzes zu berechnen, unabhängig<br />

davon, wie breit die befahrende Maschine ist.<br />

Das lässt sich damit begründen, dass auf den Gassen Mehrfachüberfahrten erfolgen, die nicht immer in einer Spur, sondern<br />

auf der ganzen Breite der Gasse stattfinden. Auch die Gassenmitte erfährt bei Langholzaufarbeitung Beeinträchtigung.<br />

Deshalb ist es zulässig, bei Flächenberechnungen im Bezug auf die Rückegasse stets von der ganzen Breite der<br />

Gasse auszugehen.<br />

Die irreguläre Befahrung im Bestand erfolgt <strong>als</strong> Erstbefahrung auf der Breite der Maschine.<br />

Deshalb sind bei Flächenberechnungen die Länge der gefahrenen Strecke und die Breite<br />

der Maschine zu verwenden, wie sie ebenfalls in der Metadatei abgespeichert ist.<br />

Das Ergebnis der Datenaufbereitung sind eine Karte und eine Tabelle, in der die beiden<br />

quantitativen und die beiden qualitativen Fälle dargestellt sind. Dabei sind die vier Werte<br />

sowohl <strong>als</strong> Zahl herauszuarbeiten, die das Ausmaß beschreibt, <strong>als</strong> auch in kartenmäßiger<br />

Darstellung (Tab. 32):<br />

Tab. 32: Qualitätsindikatoren der Forstbefahrung.<br />

Gassenlänge befahren unter Richtwert Bestandesfläche befahren unter Richtwert<br />

Gassenlänge befahren über Richtwert Bestandesfläche befahren über Richtwert<br />

Die qualitativen Befahrungsdaten werden zusammengefasst, berechnet und visualisiert<br />

(Abb. 75). Die Datenbearbeitung bereitet diese Informationen für die Geländekontrolle auf,<br />

die der Revier-/Einsatzleiter durchführt.


Dokumentation 159<br />

Abb. 75: Ergebnis der Datenaufbereitung: graphische und textliche Grundlage zur Überprüfung<br />

und ggf. Ergänzung/Änderung durch den örtlichen Wirtschafter.<br />

Seine Ergänzungen zu dieser Karte (Abb. 75) können in den Metadatensatz mitaufgenommen<br />

werden. Anschließend wird die dauerhafte Speicherung dieser Bestandesbilanz<br />

<strong>als</strong> Ergebnisdatei veranlasst.<br />

Die Daten der Ergebnisdatei gehen ferner in eine Gesamtbilanz aller mechanisierten Eingriffe<br />

des Bestandes ein. Auch die Gesamtbilanz mit den Positionsdaten der irregulären<br />

Befahrung durch die einzelnen Maschinen ist <strong>als</strong> Tabelle und <strong>als</strong> Graphik abrufbar. Damit<br />

bietet das System eine Basis für die ökologische Evaluierung von mechanisierten Eingriffen.<br />

Um Zeitaufwand zu vermeiden (und um die Dokumentationsstelle nicht aufzublähen),<br />

sollte die Auswertung weitgehend automatisiert erfolgen. Werden Soll- und Istwerte schon<br />

bei der Datenerhebung im Gelände verglichen, können geometrische und ökologische<br />

Qualität binär erfasst werden. 371 Dadurch sind bei der Nachbearbeitung nur Ausreißer und<br />

Plausibilitäten von einer Fachkraft zu prüfen. Diese Tätigkeit könnte von privaten Forstbüros<br />

wahrgenommen werden; für die Staatsforstverwaltungen bieten sich die Forstdirektionen<br />

an, die bereits heute für ihren Bereich dezentral GIS-Daten erfassen und fortführen. 372<br />

3.4.3.3 Datenspeicherung<br />

Gefahrene Strecke:<br />

Rückegasse: 87 % (435m)<br />

Bestand: 13 % (65m)<br />

Grenzwertüberschreitung<br />

(ökolog.):<br />

Rückegasse: 20 % (400m²)<br />

Bestand: 23 % (55m²)<br />

Da die Feinerschließung permanent, <strong>zum</strong>indest aber über eine Umtriebszeit benutzt werden<br />

soll, ist der Grunddatenatz Feinerschließung dauerhaft in digitaler Form zu verwalten.<br />

Auch eine Bilanz über die maschinellen Eingriffe in den Bestand kann nur geführt werden,<br />

wenn die Abweichungen und Besonderheiten dieser Eingriffe dauerhaft gespeichert wer-<br />

371 Tab. 31, S. 153, Zeilen 15, 18, 19<br />

372 z.B. LOTHER und ROTTMANN (1999), S. 62, HÖHNE (1998), S. 1230. In den nord- und ostdeutschen Ländern<br />

ist die GIS-Bearbeitung an den Landesanstalten oder vergleichbaren Einrichtungen angesiedelt (z.B. KRANZ<br />

1998, S. 1240 und HANSTEIN und THIEL, 1998, S. 1234), die wegen der Konzentration von Fachwissen ebenfalls<br />

für die Bearbeitung geeignet wären.


Dokumentation 160<br />

den. Deshalb sind <strong>zum</strong>indest das Ergebnis der Befahrungsauswertung sowie die Positionsdaten<br />

irregulärer Befahrung digital zu archivieren.<br />

SCHULZE ET AL. (1999, S. 28) haben den Begriff des nachhaltigen Datenmanagements eingeführt.<br />

Sie verstehen darunter Aufbereitung, Dokumentation und Bereitstellung von<br />

Fachdaten in einer Form, die dem Anspruch genügt, Daten dauernd und optimal <strong>zum</strong> Nutzen<br />

der gegenwärtigen und künftigen Generationen zur Verfügung zu stellen. Dabei sind<br />

die Daten den Nutzern so zu präsentieren bzw. zu hinterlassen, dass sie <strong>als</strong> Entscheidungsgrundlage<br />

jederzeit nutzbar sind. Ferner müssen die Daten im Wesentlichen so verwaltet<br />

werden, dass sich aus Einzeldaten Informationen auf höheren Aussageebenen ableiten<br />

lassen.<br />

Folgt man diesem Ansatz sind an die die Strukturen und das Format der Datenspeicherung<br />

besondere Anforderungen gestellt, um sie auch künftig noch lesen zu können.<br />

Auch die Hardware spielt bei der dauerhaften Speicherung eine wichtige Rolle. Zum einen<br />

wegen des Speicherplatzes, <strong>zum</strong> anderen wegen ihrer Dauerhaftigkeit. Da jedoch keine<br />

Grafiken oder sonstige speicheraufwändige Daten abgelegt werden sollen, kann das erforderliche<br />

Speichervolumen gering gehalten werden. 373 Die mit der Einführung jeder neuen<br />

Hardwaregeneration notwendige Portierung von Daten von Alt- auf Neusysteme ist heute<br />

gängige Praxis und mehr ein organisatorisches denn ein technisches Problem. Die Einflussmöglichkeiten<br />

des Anwenders sind hier gering.<br />

Einfluss auf die Dauerhaftigkeit hat der Anwender allerdings beim Format, das er auswählt<br />

wie bereits ausführlich beschrieben wurde. 374 Ergänzend soll festgestellt werden: je einfacher<br />

das Format, desto sicherer sind die Daten auch in Zukunft lesbar. Deshalb ist es sinnvoll,<br />

sowohl den Grunddatensatz Feinerschließung <strong>als</strong> auch die Dokumentationsdateien<br />

nicht im speziellen GIS-Format eines Herstellers zu speichern, sondern <strong>als</strong> ASCII-Datensatz<br />

in Dateien oder in einer SQL-Datenbank mit ASCII-Import/Export-Möglichkeit.<br />

Das Speicherkonzept geht aus Abb. 76 hervor. Im Gelände wird für jede beteiligte Maschine<br />

eine Positionsdatei mit der Information über die reguläre und irreguläre Befahrung erhoben.<br />

Die vor dem Start der Projektbearbeitung angelegte Metadatei zur Maschine wird<br />

im Gelände gegebenenfalls ergänzt (z.B. bei Reifenwechsel). Aus der Positionsdatei wird<br />

durch Filterung die Befahrungsdatei gebildet. Dabei werden in dieser Datei die Daten irregulärer<br />

Befahrung abgelegt, <strong>als</strong>o alle Positionen, die außerhalb des zulässigen Feinerschließungskan<strong>als</strong><br />

liegen.<br />

Grundsätzlich müssen nicht alle Datensätze gespeichert werden. Regulären Befahrung stellt<br />

keine Einschränkung für den Waldbesitzer dar, die Dokumentation dieser Daten könnte<br />

<strong>als</strong>o entfallen. Damit würde sich der Speicherbedarf deutlich vermindern. Allerdings kann<br />

auch die temporäre Speicherung der positiven Befahrung Sinn machen, wenn nämlich<br />

nach außen nachgewiesen werden soll, dass umweltschonend produziert wurde.<br />

373 Der Grunddatensatz Feinerschließung hat weniger <strong>als</strong> 1 KB je Hektar. Für den größten Waldbesitzer Europas,<br />

die bayerische Staatsforstverwaltung, würde dies ein Speichervolumen von etwa 400 MB für alle ihre<br />

Flächen bedeuten.<br />

374 Kap. 3.4.3.2, S. 155


Dokumentation 161<br />

Gelände Speicherung<br />

(Erfassungdateien) (Dokumentationsdateien)<br />

Positionsdatei<br />

•reg. Befahrung<br />

•irreg. Befahrung<br />

Metadatei<br />

•Maschinentyp<br />

•Reifendaten<br />

•Boden<br />

M1<br />

M1<br />

Mn<br />

Mn<br />

Filter<br />

Berechnung<br />

Übergabe<br />

Attributierung 0 / 1<br />

M1<br />

Befahrungsdatei<br />

•irreguläre Befahrung<br />

Ergebnisdatei<br />

•Maschine1 ... Masch. n<br />

•Reifendaten<br />

•Bodendaten<br />

•Befahrungs-%<br />

•Schädigungs-%<br />

Abb. 76: Die im Gelände<br />

erhobenen Dateien der beteiligten<br />

Maschinen (M1bis<br />

Mn) werden bearbeitet. Die<br />

wesentlichen Daten werden<br />

in der Ergebnisdatei zusammengeführt.<br />

Es werden<br />

nur die Positionsdaten irregulärer<br />

Befahrungen gespeichert.<br />

Die Befahrungsdatei wird <strong>als</strong>o für jede beteiligte Maschine separat gespeichert. Der Inhalt<br />

der Metadatei wirkt sich über Programmverknüpfungen auf die Befahrungsdatei aus und<br />

geht somit in diese indirekt <strong>als</strong> Attribut 0 oder 1 ein. Damit wird markiert, ob eine Grenzwertüberschreitung<br />

stattfand oder nicht. 375<br />

Für einen Bestand wird aus der Summe der Befahrungen aller Maschinen eine Ergebnisdatei<br />

gebildet. Sie enthält die Metadaten aller eingesetzten Maschinen und des Standortes. 376<br />

Aus den Daten der Positionsdatei gehen durch Berechnung Kennzahlen zur geometrischen<br />

und ökologischen Qualität der Befahrung in die Ergebnisdatei mit ein, nicht jedoch die<br />

Orte der Beschädigung, die befinden sich in der Befahrungsdatei der jeweiligen Maschine.<br />

Die Befahrungsdatei und die Ergebnisdatei werden dauerhaft gespeichert.<br />

Im Idealfall werden die Daten so abgelegt wie sie erhoben wurden (vgl. Tab. 31) und stehen<br />

somit auch für künftige Auswertungen zur Verfügung. Alle GIS-Programme verfügen<br />

über Import-Module für ASCII-Daten, oder <strong>zum</strong>indest die Möglichkeit diese zu entwickeln.<br />

Die Zuordnung <strong>zum</strong> Bestand kann über die heute üblichen Bestandeskennziffern erfolgen<br />

oder die abgespeicherten Koordinaten der Feinerschließung selbst.<br />

375 Bei vollautomatischer Erfassung schon im Gelände, bei teilautomatischer Erfassung bei der Nachbearbeitung<br />

in der Dokumentationszentrale.<br />

376 Dies ist notwendig um die Berechnung der befahrenen Bestandesfläche nachvollziehen zu können, da<br />

diese sich mit der individuellen Maschinenbreite berechnet.<br />

Mn


Dokumentation 162<br />

Jahr n<br />

Jahr 2<br />

Jahr 1<br />

Harvester Rücker<br />

Harvester Rücker<br />

Harvester Rücker<br />

Maschine 1<br />

Maschine 2<br />

Ergebnis des<br />

Einsatzes<br />

Gesamtbilanz<br />

Abb. 77: Die Befahrungsdaten der einzelnen eingesetzten Maschinen fließen in das Projektergebnis<br />

ein, die einzelnen Projektergebnisse gehen in eine Gesamtbilanz mit ein.<br />

Somit werden im Regelfall je Einsatz drei Dateien gespeichert: Befahrungsdatei Rücker,<br />

Befahrungsdatei Harvester, Ergebnisdatei (Abb. 77). 377 Neben diesen auf einen Eingriff bezogenen<br />

Daten wird eine jeweils aktualisierte Gesamtbilanz der maschinellen Eingriffe in<br />

den Bestand geführt, die nur die Zusammenfassung der Ergebnisse der einzelnen Eingriffe<br />

darstellen soll. Eine graphische Darstellung ist durch Zusammenführung der Einzeldateien<br />

möglich. Eine bestandesweise Darstellung und Zuordnung kann erreicht werden durch<br />

Verschneiden im GIS mit Bestandesgrenzen.<br />

Nimmt man zwei Eingriffe je Jahrzehnt an, die jeweils mit einem Harvester und einem Rükkefahrzeug<br />

erfolgen, sind 6 Dateien zu speichern, sowie eine in diesem Zeitraum zweimal<br />

aktualisierte Gesamtbilanz. Geht man davon aus, dass die Gassen zu mindestens 50 % eingehalten<br />

werden, werden je ha und Jahrzehnt 3 - 5 KB Speicherplatz benötigt. In der Praxis<br />

dürfte der Speicherbedarf eher noch geringer sein.<br />

Soll auch die reguläre Befahrung dauerhaft nachgewiesen werden können, ist zusätzlicher Speicherbedarf<br />

notwendig.<br />

Damit ist eine umfassende, dauerhafte Dokumentation der Befahrung gewährleistet, die<br />

Redundanzen vermeidet und jederzeit Abfragen ermöglicht.<br />

Aus darstellungstechnischen Gründen wurde bislang von Dateien gesprochen, in denen die<br />

jeweiligen Daten verwaltet werden. Es bietet sich aber an, alle Geometrie- und Sachdaten<br />

in einer Datenbank zu halten, eventuell in verschiedenen Tabellen getrennt, aber über<br />

Schlüsselspalten verknüpfbar. Gegenüber der Verwaltung von Einzeldateien bringt die Archivierung<br />

der Informationen in einer Datenbank Vorteile bezüglich der Datensicherheit,<br />

der Übersichtlichkeit und der optimalen Datenverwaltung. 378 Die Abfrage einer solchen<br />

Datenbank sollte mit SQL (Standard Query Language) möglich sein, einer unabhängigen<br />

Abfragesprache, die von den meisten Datenbanken unterstützt wird.<br />

Die Gesamt-Datenbank wird vom Waldbesitzer oder einem Beauftragten verwaltet und<br />

gepflegt. Während des Einsatzes werden die Daten online über leistungsfähige Mobilfunk-<br />

377 Deren Speichervolumen wird in der Größenordnung des Grundatensatzes Feinerschließung liegen.<br />

378 BILL und FRITSCH (1994), S. 273 f. Dort auch Ausführliches zu Datenbanksystemen und GIS.


Dokumentation 163<br />

netze übertragen 379 , um Verluste und Zeitverzögerungen in der Aufbereitung zu vermeiden.<br />

Aus Sicherheitsgründen sollte aber zusätzlich eine Speicherung auf dem Bord-<br />

Computer des Einsatzfahrzeuges stattfinden.<br />

3.4.3.4 Datenbereitstellung<br />

Daten aus der Dokumentation werden in erster Linie bereitgestellt für Navigationszwecke<br />

und <strong>zum</strong> Öko-Controlling. Darüber hinaus können die Daten zur Ergänzung der Forsteinrichtungskarten<br />

verwendet werden und in eine Ökobilanz des Betriebes mit eingehen. Als<br />

wichtige Arbeitsunterlagen müssen sie permanent verfügbar und abrufbar sein. Ähnlich<br />

wie das Revierbuch Informationen über Maßnahmen und entnommene Mengen liefert, soll<br />

auch die Datenbank 380 für Abfragen bereitstehen, um zeitlich unabhängige Darstellungen<br />

und Auswertungen zuzulassen.<br />

3.4.3.4.1 Navigation von Maschinen<br />

Wichtige Teilaufgabe der Dokumentation ist es, den Grunddatensatz Feinerschließung aus<br />

der realen Befahrung abzuleiten, zu aktualisieren und für Navigationszwecke zur Verfügung<br />

zu stellen.<br />

Der Grunddatensatz ist den Maschinenführern bei Folgebefahrungen im Bestand digital<br />

zur Verfügung zu stellen. Dadurch wird sichergestellt, dass eine Navigation auf den alten<br />

Linien erfolgen kann, auch wenn diese im Gelände nicht gekennzeichnet oder nicht mehr<br />

erkennbar sind. Diese positiven Geometriedaten können dem Fahrer auf konventionellen<br />

Speichermedien zur Verfügung gestellt werden, oder sie werden über eine Telefonverbindung<br />

auf den Bordcomputer übertragen. In diesem Fall müssen die Daten in der Zentrale<br />

permanent verfügbar und abrufbar sein, um den Navigationsvorgang nicht zu gefährden.<br />

Ist ein Unternehmen über einen längeren Zeitraum in einem Betrieb tätig, kann es sinnvoll<br />

sein, diesem den kompletten Grunddatensatz Feinerschließung eines Distriktes oder des<br />

ganzen Forstbetriebes zur Verfügung zu stellen. Gerade bei der Aufarbeitung von ZE ist<br />

dies erforderlich.<br />

3.4.3.4.2 Controlling, Ökomonitoring<br />

Nach Abschluss des Hiebes sind die Befahrungsdaten unmittelbar auszuwerten und <strong>als</strong><br />

Karte und Tabelle dem zuständigen Forstpersonal für die Qualtitätskontrolle zuzuleiten. 381<br />

Dieses stellt die Übereinstimmung von Befahrungskarte und realer Befahrung fest und<br />

kann Orte irregulärer Befahrung gezielt aufsuchen und beurteilen. Nur durch einen engen<br />

zeitlichen Bezug zwischen Datenerhebung und Evaluierung ist eine effiziente Überprüfung<br />

und Abstimmung mit den beteiligten Unternehmen möglich. Nach der Überprüfung vor<br />

Ort können ergänzende Informationen in die Dokumentation mit aufgenommen werden,<br />

bzw. müssen Schritte des Forstbetriebes folgen, die den Beteiligten die Verantwortung am<br />

Geschehen zuweisen.<br />

3.4.3.4.3 Kartenerstellung im Rahmen der Forsteinrichtung<br />

Die Forsteinrichtung hat <strong>als</strong> Inventur, Planungs- und Kontrollelement eine zentrale Stellung<br />

im Forstbetrieb. Folglich muss ein Instrument wie die Forsteinrichtung den Betrieb mit In-<br />

379<br />

PALATIN (2001), S. 19 und UUSKOSKI (2000), S. 14<br />

380 Vorher wurde aus darstellungstechnischen Gründen von Dateien gesprochen, für die Praxis handlicher ist<br />

die Verwaltung aller Daten in separaten Bereichen einer Datenbank.<br />

381 Es ist auch denkbar, dass eine Navigationsdatei zur Verfügung gestellt wird und der Controller die Flächen<br />

<strong>GPS</strong>-gestützt aufsucht.


Dokumentation 164<br />

formationen zur Steuerung, Anpassung und Kontrolle versorgen. Deshalb ist der Grunddatensatz<br />

Feinerschließung auch in die digitalen Forsteinrichtungskarten mitaufzunehmen.<br />

Seine Darstellung auf dem Ausdruck macht natürlich nur Sinn, wenn ein entsprechender<br />

Maßstab gewählt wird. Die Übernahme der Daten erspart eigene Datenerhebungen der<br />

Forsteinrichtung im Gelände und Digitalisierarbeit. Ferner haben die beim Dokumentationsvorgang<br />

erhobenen Daten den Vorteil, dass sie bis auf eine geringe Unschärfe weitgehend<br />

den realen Geometrieverhältnissen entsprechen und so gut auf den Hintergrund eines<br />

georeferenzierten Luftbildes dargestellt werden können. Denn im Gegensatz dazu zeigt<br />

die Überlagerung von Distrikt- und Abteilungslinien mit dem Luftbild häufig große Abweichungen,<br />

die auf alte Fehler in den Forstkarten hinweisen. 382<br />

3.4.3.4.4 Ökobilanz, Zertifizierung<br />

Mit der Ergebnisdatei für jeden Einsatz und der Gesamtbilanz über alle Befahrungen bei<br />

Holzerntemaßnahmen stehen aufbereitete Informationen über den mechanisierten Input<br />

zur Verfügung, die die Qualität der Eingriffe im Naturraum Wald belegen können. Damit<br />

sind quantitative und qualitative Informationen zur Flächenbenutzung vorhanden, wie<br />

THOROE sie für die Einbindung der Naturraumbeanspruchung in die Ökobilanz gefordert<br />

hat. 383<br />

Ferner ist auch eine Datengrundlage für die Evaluierung im Rahmen einer Zertifizierung<br />

vorhanden, mit der der Forstbetrieb schonendes Wirtschaften belegen kann, sofern auch<br />

die Daten der regulären Befahrung gespeichert wurden.<br />

3.4.4 Zusammenfassung<br />

Es wird ein Konzept der Befahrungsdokumentation entwickelt, das aufbaut auf zwei Sollvorgaben:<br />

<strong>zum</strong> einen einer Orientierungsvorgabe von digitalen Linien, die das vorhandene<br />

Feinerschließungsnetz abbildet (Grunddatensatz Feinerschließung), <strong>zum</strong> anderen einer<br />

Vorgabe von zulässigen Druckbelastungen spezifischer forstlicher Standorte bei spezifischer<br />

Feuchte (Richtwerttabelle). Beim Geländeeinsatz wird das Ist der aktuellen Befahrung an<br />

diesen Sollvorgaben gemessen und eröffnet dem Fahrer Korrekturmöglichkeiten. Die Daten<br />

der Befahrung werden aufgezeichnet, dazu wird ein Format vorgeschlagen. Mit den erhobenen<br />

Daten kann eine Evaluierung des gesamten Holzernteeinsatzes erfolgen.<br />

Die Erstellung des Grunddatensatzes Feinerschließung aus realen Befahrungsdaten wird<br />

beschrieben, ein Format vorgestellt.<br />

Es wird ein Speicherkonzept entwickelt, das bei geringer Datenmenge und hoher Datensicherheit<br />

Dauerhaftigkeit gewährleistet. Neben der projektbezogenen Auswertung wird eine<br />

stets aktualisierte Gesamtbilanz aller Eingriffe geführt.<br />

Die Datenbereitstellung für diverse forstliche Anwendungen kann über konventionelle<br />

Speichermedien oder online über Mobilfunk erfolgen.<br />

382 DUVENHORST und NIEHAUS-UEBEL (1996), S. 69<br />

383 THOROE (1999), S.92


Kritische Würdigung und Ausblick 165<br />

4 Kritische Würdigung und Ausblick<br />

Die vorliegende Arbeit hat <strong>zum</strong> Ziel, den operativen <strong>Maschineneinsatz</strong> durch die D<strong>GPS</strong>-<br />

Navigation bei strukturierten Maschinenbewegungen in Waldbeständen zu unterstützen<br />

und ferner ein Verfahren zu entwickeln, das die dauerhafte Dokumentation dieser Fahrbewegungen<br />

erlaubt und der Steuerungsebene die Überprüfung dieser Maschinenbewegungen<br />

erleichtert.<br />

Die sonst übliche Spiegelung anhand der in der Literatur vorliegenden Ergebnisse ist hier<br />

nur bedingt möglich. Es wurde sowohl bei der Entwicklung des Navigationsverfahrens <strong>als</strong><br />

auch bei der Konzeption der Befahrungsdokumentation Neuland betreten.<br />

Ein Vergleich mit der Landwirtschaft mag sich zunächst aufdrängen ist aber nicht zielführend,<br />

da in der Landwirtschaft homogene Befahrungsverhältnisse vorliegen (Bodenoberfläche,<br />

Pflanzenbewuchs) und die Vermeidung flächiger Befahrung einen anderen Stellenwert<br />

hat <strong>als</strong> in der Forstwirtschaft. 384<br />

4.1 Navigation<br />

Das im Rahmen dieser Arbeit entwickelte Arbeitsverfahren <strong>zum</strong> Anlegen paralleler Linien in<br />

Waldbeständen hat sich <strong>als</strong> praktikabel erwiesen. Im Folgenden sollen die Auswahl der<br />

Untersuchungsbestände, die erforderliche Hard- und Software sowie die Ergebnisse zusammenfassend<br />

bewertet werden.<br />

4.1.1 Kritische Würdigung des methodischen Vorgehens<br />

Bestandesauswahl<br />

Der Versuch diente dazu, Software für den operativen Navigationseinsatz zu entwickeln<br />

und zu testen. Die Aufnahmen wurden in Beständen durchgeführt, deren Höhe einen uneingeschränkten<br />

Empfang von D<strong>GPS</strong> erlaubt (mittl. Höhe max. 6,2 m). Signaleinschränkungen<br />

des Kronendachs behinderten die Untersuchung nicht, <strong>zum</strong>al die Aufnahmen im<br />

winterkahlen Zustand stattfanden. Deshalb gelten die Ergebnisse, die quasi für Freiflächen<br />

erzielt wurden, nur für optimale Empfangsverhältnisse und nicht für Altbestände mit<br />

signalabschattenden Kronen.<br />

Die Bestände, die für den Versuch zur Verfügung standen, waren wegen des starken<br />

Durchmessers für die Mulchmaschine gerade noch zu bearbeiten. Deshalb war der Anteil<br />

von Birken, die nicht mehr gemulcht werden konnten und folglich umfahren werden<br />

mussten, besonders hoch. Bei typischen Mulchbeständen wären Umfahrungen in diesem<br />

Ausmaß nicht notwendig gewesen.<br />

Software<br />

Die eingesetzte Software basiert auf Windows-Betriebssystemen, die heute weitgehend<br />

den Standard von EDV-Anwendungen vorgeben. Sie wurde speziell für diese Anwendung<br />

entwickelt.<br />

384 Die Fahrzeugführung in der Landwirtschaft ist wegen dieser Homogenität monoton und ermüdend für<br />

den Fahrer. Die Fahrzeuge sind saisonal stark ausgelastet (Nachtarbeit). Es werden deshalb bereits Versuche<br />

zur automatisierten Fahrzeugsteuerung mit Lenkungsregelung durchgeführt. Dabei geht es um Genauigkeiten<br />

der Fahrzeugführung, die deutlich unter einem Dezimeter liegen. STOLL und KUTZBACH (2000, S. 131)


Kritische Würdigung und Ausblick 166<br />

Die am Markt befindliche GIS- und Desk-Top-Mapping-Software ist in der Lage, über<br />

Schnittstellen übermittelte <strong>GPS</strong>-Positionen darzustellen. Ferner können auch Linien abstandstreu<br />

gepuffert werden. Allerdings sind diese marktgängigen Anwendungen komplex<br />

und erfordern zur Erstellung dieser Linien mehrere Arbeitsschritte. Ihre Bedienung setzt<br />

Expertenwissen voraus. Daher war es nicht möglich, marktgängige Software für die Untersuchung<br />

zu verwenden, <strong>zum</strong>al die Generierung von Ideal-Linien, ausgehend vom aktuellen<br />

Standort der <strong>GPS</strong>-Antenne, von keiner bislang verfügbaren Anwendung geleistet werden<br />

kann.<br />

Bei der Programmentwicklung wurde auf Klarheit und Eindeutigkeit der Darstellung besonderer<br />

Wert gelegt. Deshalb wurde auch auf Hintergrundkarten verzichtet, die beim Rotieren<br />

des Bildschirms zu Unübersichtlichkeit und Orientierungsproblemen führen. Das<br />

Programm arbeitet weitgehend selbstständig, der Benutzer wird bei seinen wenigen Bedieneingriffen<br />

eng geführt. Dadurch wird der Fahrer entlastet und kann sich weitgehend<br />

auf das Steuern der Maschine und die Beobachtung des Bildschirms konzentrieren. Da mit<br />

dem Programm die Fahrbewegungen aufgezeichnet und Attribute für den aktuellen<br />

Standort der Maschine vergeben werden können, ist es auch für die Aufnahme von Geländeinformation<br />

geeignet.<br />

Hardware<br />

Im Versuch wurde ein halb-rüttelfestes Notebook verwendet, das allen gesetzten Ansprüchen<br />

gerecht wurde. Ein dauerhafter Einsatz erfordert aber eine Hardware, die bestmöglich<br />

an die Umstände im Fahrzeug angepasst ist: Enge des Raumes, schwere Erschütterungen,<br />

Schmutzeinwirkung. Solche Computer werden bereits heute mit Erfolg in Holzernte- und<br />

Holztranportfahrzeugen eingesetzt.<br />

Einmessung der gemulchten Linien<br />

Um die Genauigkeit der mit D<strong>GPS</strong> aufgezeichneten Koordinaten an einer Sollvorgabe messen<br />

zu können, wurde <strong>zum</strong> einen die Sollrichtung festgelegt und <strong>zum</strong> anderen die Lage<br />

der Gassenanfangspunkte <strong>als</strong> Startpunkt dieser Sollrichtung erfasst. Dabei wurde mit dem<br />

Gerät Ledha-Geo Anschluß genommen an einen Punkt der statisch D<strong>GPS</strong>-eingemessen<br />

worden war. Durch die Ungenauigkeit der beiden eingesetzten Geräte kann es zu einer<br />

Unschärfe in der Lage der Gassenanfänge von bis zu 0,5 m kommen.<br />

Nach dem Mulchvorgang wurde der Verlauf der einzelnen Gasse im Gelände mit dem Laserdistanzmesser<br />

mit integriertem Kompass (Ledha-Geo)in polaren Koordinaten in Kette<br />

erfasst. Da es sich um Linienerhebungen handelte, fand keine Rückmessung vom Endpunkt<br />

<strong>zum</strong> Startpunkt der Messung statt. Deshalb konnte kein Abschlussfehler festgestellt werden.<br />

Zur Überprüfung der Einmessgenauigkeit wurde in einem Fall derselbe Endpunkt von<br />

zwei Linien aus eingemessen (nach 101 m bzw 111 m). Dabei wurde eine Abweichung der<br />

beiden Positionen von 1, 5 m festgestellt. Damit liegt die Unschärfe der Messung noch<br />

innerhalb der Rückegassenbreite und deutlich innerhalb des vorgegebenen Pufferbandes<br />

von 5 m.


Kritische Würdigung und Ausblick 167<br />

Arbeitsuntersuchung<br />

Die Zeitstudien erfolgten nach den anerkannten Vorschlägen des Verbandes für Arbeitsstudien<br />

und Betriebsorganisation (REFA, 1991).<br />

Zeitstudien beim D<strong>GPS</strong>-Verfahren wurden nur im Bestand B durchgeführt. Außer auf den<br />

10 Gassen von Bestand A lagen beim Fahrer keinerlei Erfahrungen vor, d.h. er befand sich<br />

während der gesamten Versuchs hinsichtlich der Navigation noch weit unter der Übungsschwelle.<br />

385 Da das Verfahren aber stark mechanisiert ist, und der Verbesserungseffekt der<br />

D<strong>GPS</strong>-Navigation v.a. bei den Systemkosten und weniger in der Leistungssteigerung zu<br />

erwarten ist, bedeutete dies nur eine geringe Versuchseinschränkung. 386<br />

Bei der ergonomischen Untersuchung wurde auf eine Erfassung der Vibration verzichtet.<br />

Sie ist bei beiden untersuchten Verfahren gleich und hätte keine Erkenntnisse gebracht, die<br />

bei der vergleichenden Beurteilung der beiden Verfahren helfen. Ein Unterschied zwischen<br />

den beiden Verfahren in der ergonomischen Belastung besteht vor allem in den für die<br />

Orientierung notwendigen Kopfwendungen. Auch hier wirkte sich die geringe Einarbeitung<br />

in das D<strong>GPS</strong>-Verfahren sicherlich erhöhend auf die Frequenz der Kopfwendungen<br />

aus. Die Datengrundlage bei der Untersuchung beider Verfahren ist gering, lässt aber wegen<br />

des erheblichen Frequenz-Unterschieds mindestens trendmäßige Schlüsse zu.<br />

4.1.2 Würdigung der Ergebnisse<br />

Die Carakteristika der beiden Verfahren wurden bereits ausführlich unter Kapitel 2.5, S. 66<br />

beschrieben. Im Folgenden soll vergleichend auf die wesentlichen Kriterien eingegangen<br />

werden.<br />

Arbeitsverfahren / Ergonomie / Arbeitssicherheit<br />

Hinsichtlich der Gliederung der Arbeitszeiten unterscheiden sich die beiden Verfahren nur<br />

unwesentlich. V.a. das Mulchen überstarker Stämme macht einen gewissen Unterschied<br />

zwischen beiden Verfahren aus (5%). Dieser Anteil ist relativ gering und wirkt sich auf die<br />

Leistung nicht aus. Die erheblichere Auswirkung dieses zusätzlichen Ablaufabschnitts liegt<br />

in der größeren Vibrationsbelastung des Fahrers und der gesteigerten mechanischen Beanspruchung<br />

der Maschine.<br />

Die Verdrehungen des Kopfes vermindern sich bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation auf ca. 1/10 der<br />

Kopfwendungen bei der Fluchtstab-Orientierung. Damit ist das D<strong>GPS</strong>-Verfahren ergonomisch<br />

deutlich günstiger einzustufen <strong>als</strong> das Fluchtstab-Verfahren.<br />

Der Gefahrenbereich um die mulchende Maschine ist bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation personenfrei,<br />

ein Zurücksetzen während des Mulchvorgangs entfällt, da Hindernisse umfahren werden.<br />

Das macht dieses Arbeitsverfahren gegenüber dem Vergleichsverfahren sicherer und<br />

385 Nach STAMPFER (1999, S.1 f) braucht ein Maschinenführer auf Harvestern mindestens ein Jahr, um die<br />

Übungsschwelle zu überschreiten. Es braucht sicher weniger Zeit, um das optimale Führen von Mulchmaschinen<br />

zu erlernen. Um routinierte Navigation nach dem Bildschirm zu betreiben, braucht es aber deutlich<br />

mehr <strong>als</strong> die knapp acht Stunden GAZ, die in den Beständen A und B zur Verfügung standen.<br />

386 Auch der hohe Anteil versuchsbedingter Pausen bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation von 34% (bei der Fluchtstab-<br />

Orientierung nur 21%) weist darauf hin, dass das Arbeitsverfahren während des Versuchs noch im Entwicklungsstadium<br />

war.


Kritische Würdigung und Ausblick 168<br />

bringt eine zusätzliche Entlastung für den Fahrer der Mulchmaschine, der für die Sicherheit<br />

des Fahrbetriebs verantwortlich ist. 387<br />

Genauigkeit<br />

Beide Verfahren halten die Soll-Linie ein. Dabei geschieht dies bei der Fluchtstab-<br />

Orientierung mit statischem Einmessverfahren und starrer Bewegungsrichtung der Maschine.<br />

Dadurch ist die Geradlinigkeit in hohem Maße gewährleistet, eine Korrektur oder Anpassung<br />

der Bewegungsrichtung ans Gelände ist dadurch allerdings nicht möglich. 388 Bei<br />

der D<strong>GPS</strong>-Navigation erfolgt die Einmessung dynamisch immer am aktuellen Aufenthaltsort<br />

der Antenne, die Bewegungsrichtung der Maschine ist flexibel an die Geländeerfordernisse<br />

anpassbar. Korrekturen der Bewegungsrichtung sind jederzeit möglich.<br />

Auf Flächen, auf denen viele Hindernisse zu umfahren sind, ist ein größerer Gassenabstand<br />

sinnvoll (mindestens 20 m), um einen zu geringen Abstand von Ausweichstellen auf benachbarten<br />

Gassen zu vermeiden.<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Die Systemkosten für eine MAS bei der Fluchtstab-Orientierung betragen 125 Euro, davon<br />

entfallen 25 Euro auf personelle Fixkosten für den Fluchtstabsetzer. Bei der D<strong>GPS</strong>-<br />

Navigation kommen statt dessen variable Kosten für das Navigationssystem hinzu. Ab einer<br />

jährlichen Auslastung von 172 Stunden ist die D<strong>GPS</strong>-Navigation der Fluchtstab-<br />

Orientierung wirtschaftlich überlegen. Die ökonomischen Vorteile der D<strong>GPS</strong>-Navigation<br />

gegenüber der Fluchtstab-Orientierung steigen mit zunehmender Auslastung, da die Kosten<br />

je MAS sinken. Bei einer Auslastung von 400 MAS, wie sie für solche Maschinen die<br />

Regel ist, betragen die Kosten des Navigationssystems mit 10,8 Euro weniger <strong>als</strong> die Hälfte<br />

der Kosten, die bei der Fluchtstab-Orientierung anfallen.<br />

Technik und Organisation<br />

Bei der Fluchtstab-Orientierung ist eine Zweitperson beteiligt, dadurch sind Abstimmungen<br />

zur Arbeitszeit, Umsetzen usw. notwendig, was bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation völlig entfällt. Die<br />

technische Ausrüstung bei der Fluchtstab-Orientierung ist primitiv und dadurch absolut<br />

störunanfällig. Hingegen kann die D<strong>GPS</strong>-Navigation nur durchgeführt werden, wenn Rechner<br />

und <strong>GPS</strong>-Empfänger funktionieren, die Stromversorgung sichergestellt ist und Signale<br />

empfangen werden. Damit ist die Störanfälligkeit dieses Systems deutlich höher <strong>als</strong> beim<br />

Vergleichsverfahren. Soweit möglich muss deshalb die technische Zuverlässigkeit des Navigations-Systems<br />

hergestellt werden, da Ausfälle hohe Standkosten der Maschine verursachen<br />

würden. Diese Risikominimierung ist mit unempfindlichen Spezialrechnern möglich,<br />

deren Kosten höher sind, was aber bereits in die Kostenvergleichsrechnung eingegangen<br />

ist.<br />

Die Sicherheit des Signalempfangs darf auf allen Flächen der ersten Altersklasse <strong>als</strong> gegeben<br />

angesehen werden, da diese Bestände bei allen Baumarten und Bonitäten eine geringere<br />

Höhe <strong>als</strong> 10 m aufweisen und damit gute Empfangsbedingungen für das <strong>GPS</strong>-Signal<br />

vorliegen. Damit können für den Einsatz des Systems in Mulchbeständen weitgehend zuverlässige<br />

Verhältnisse unterstellt werden.<br />

387 WÖRTERBUCH ARBEITSSICHERHEIT (2000), S. 305 f<br />

388 Geradenverlauf nur mit Fluchtstäben ausgesteckt, daher keine Möglichkeit der Richtungskorrektur


Kritische Würdigung und Ausblick 169<br />

Erfassung von Befahrungsdaten<br />

Durch das Vorhandensein eines Speichermediums und eines Gerätes zur Positionsbestimmung<br />

auf dem Fahrzeug können bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation die Orte der Fahrbewegungen<br />

aufgezeichnet und gegebenenfalls ausgewertet werden. Auch eine Ergänzung der Forstbetriebskarte<br />

mit der Lage der aktuellen Feinerschließungslinien ist dadurch möglich. Eine<br />

vergleichbare Möglichkeit bei der Fluchtstab-Orientierung gibt es nicht.<br />

4.1.3 Wertung<br />

In allen Kriterien ist die D<strong>GPS</strong>-Navigation der Fluchtstab-Orientierung überlegen, außer bei<br />

der absoluten Parallelität der Gassen und dem technischen Aufwand. Dafür bietet die<br />

D<strong>GPS</strong>-Navigation eine flexible Orienteriung an der Soll-Linie und die Möglichkeit der Datenaufzeichnung.<br />

Die Aufzeichnung der Daten ist die Voraussetzung für den Prozess der<br />

Befahrungsdokumentation, in dessen Verlauf der Grunddatensatz Feinerschließung abgeleitet<br />

und die Qualität der Befahrung überprüft werden können.<br />

Ein wichtiger Punkt für die praktische Investitionsentscheidung ist die Wirtschaftlichkeit.<br />

Hier übertrifft die D<strong>GPS</strong>-Navigation die Fluchtstab-Orientierung erheblich. Deshalb ist bei<br />

Abwägung aller Vorteile und Nachteile der beiden Systeme der D<strong>GPS</strong>-Navigation der Vorzug<br />

zu geben.<br />

Es wurde eine Anwendung entwickelt für eine Fragestellung, für die es in der Praxis bislang<br />

nur unbefriedigende Lösungen gab, nämlich die Orientierung für strukturierte räumliche<br />

Maschinenarbeit in unübersichtlichen Beständen. Die Lösung wurde für Mulchbestände<br />

entwickelt, ist aber auch übertragbar auf die Aufarbeitung von Stammholz auf Sturmwurfflächen.<br />

Die Anlage von Rückegassen in Altbeständen ist softwaretechnisch ebenfalls gelöst,<br />

kann aber durch den eingeschränkten Empfang des Satellitensign<strong>als</strong> behindert werden.<br />

4.2 Dokumentation<br />

Während die Navigationsentwicklung stark praktischen Charakter hat, wird im Abschnitt<br />

Dokumentation ausgehend von einer umfassenden Situationsanalyse der Forstwirtschaft<br />

und einer Modellanalyse der umtriebszeitbezogenen Befahrung ein Bedarf an Befahrungsnachweisung<br />

abgeleitet. 389 Es wird ein Lösungsansatz auf Basis moderner Informationstechnologie<br />

konzipiert. Im Folgenden soll dieses Konzept aus verschieden Blickwinkeln gewürdigt<br />

werden.<br />

4.2.1 Das Konzept<br />

Aus alledem wurde ein Konzept zur Befahrungsdokumentation entwickelt, das einen Soll-<br />

Ist-Vergleich auf operativer Ebene während der Befahrung im Gelände erlaubt und das<br />

auch eine Evaluierung der Befahrung auf Steuerungsebene im Nachhinein ermöglicht. Ziel<br />

dabei ist, ein Verfahren vorzuschlagen, das den Bedürfnissen von Waldbesitzer und Unternehmer<br />

gerecht wird, aber auch die Ansprüche der Gesellschaft befriedigt.<br />

Ein ähnliches System beschreibt REYNOLDS (1999) in Grundzügen. Dabei geht es darum, was ein Navigationssystem für<br />

Flugzeuge im forstlichen Einsatz leisten soll. Zum einen braucht der Pilot wegen der hohen Geschwindigkeit des Fahrzeuges<br />

Orientierungslinien und Grenzen. Weil Flugzeugeinsätze teuer und im Einsatzes vom Auftraggeber kaum kontrollierbar<br />

sind, bedarf es der Erfassung der Flugroute, die nach Abschluss der Maßnahme in einem GIS überprüft werden kann.<br />

389 Die Würdigung von Analyse und Modell erfolgte bereits in Kap. 3.2.3, S. 122.


Kritische Würdigung und Ausblick 170<br />

4.2.1.1 Aus Sicht der Marktpartner<br />

Waldbesitzer<br />

Die Dokumentation bietet eine Option, die verschiedenen Arten und Qualitäten der Befahrung<br />

nach betrieblich spezifizierten Kriterien und mit Indikatoren zu erfassen. 390 Als Bestandteil<br />

der forstlichen Bewirtschaftung liefert sie Informationen für die Betriebsplanung<br />

und den Umgang mit Holzerntedienstleistern. Da die Qualität der Holzerntemaßnahme<br />

quantifizierbar ist, kann über ein Bonussystem eine zusätzliche Vergütung stattfinden. 391<br />

Umgehrt wird natürlich auch eine besonders grobe und bodenschädigende Holzernte in<br />

ihrem Ausmaß erkannt. Visuelle Kontrollen können dann gezielt und zeitsparend an kritischen<br />

Orten durchgeführt und mit Abschlägen versehen werden. In beiden Fällen ist es<br />

unumgänglich, dass die Marktpartner vor dem Eingriff vertraglich die Schadstufen und die<br />

zugeordneten Zu- und Abschläge festlegen.<br />

Befahrungsdaten, und damit Lagedaten des Feinerschließungssytems, können sukzessive<br />

erhoben werden um aus ihnen denGrunddatensatz Feinerschließung zu generieren. Durch<br />

dieses "wachsende Verfahren" der Datenerhebung, bei dem jeweils nur die befahrenen Bestände<br />

einer Einschlagssaison im Forstbetrieb <strong>zum</strong> Datenbestand hinzukommen, können<br />

Kosten gespart werden, da keine eigene Erhebung stattfinden muss. Andererseits sind die<br />

Daten kinematisch erhoben und weisen eine geringere Genauigkeit auf <strong>als</strong> statische Einmessungen<br />

der Gassen, wie sie beispielsweise WAAGELAAR (2001, S. 512) vorschlägt. Statische<br />

Lageeinmessungen erfordern aber ein zeitaufwändiges Aufsuchen und Einmessen<br />

jeder Gasse. 392 Bei einer völligen Neuanlage des Gassensystems könnte die Planung auch<br />

digital in einem GIS erfolgen und die Maschine das reale Feinerschließungssystem nach<br />

diesen virtuell erzeugten Daten anlegen. Dieses Verfahren kann allerdings nur ungestörter<br />

Geländeoberfläche und in der Ebene stattfinden, wie beispielsweise JÄGER ET AL. (2000, S.<br />

104) dies in der Norddeutschen Tiefebene vorgestellt haben.<br />

Bei der periodischen Betriebsplanung (Forsteinrichtung) können die Daten über das neu<br />

angelegte Feinerschließungsnetz zur Ergänzung der Forstbetriebskarte verwendet werden.<br />

Dies entlastet den Forsteinrichter, der die Lage der Rückegassen bislang beim Begang erhebt.<br />

393 Die Forsteinrichtung geht <strong>als</strong> ein Bestandteil des Controllings auch in periodisch<br />

wiederkehrenden Betriebsprüfungen der Frage nach: Werden die Dinge richtig getan? 394<br />

Das sollte sich nicht nur auf ökonomische oder waldbauliche Belange beziehen, sondern<br />

auch auf die Befahrung. Zur Überprufung der Bestandesbefahrung im letzten Einrichtungszeitraum<br />

können dazu die Befahrungsdaten der Bestände der Gesamtbilanz (Abb. 77, S.<br />

162) entnommen und überprüft werden.<br />

Unternehmer<br />

Unternehmer müssen in ein solches System zunächst investieren, haben dadurch aber<br />

mehrere Vorteile. Zum einen sind die Fahrer durch die Orientierung an vorgegebenen<br />

Geometriedaten unabhängiger von den Einweisungen des Waldbesitzers und haben ein<br />

hohe Ortssicherheit ("Ich weiß, wo ich bin."). Die Maschinen können deshalb auch leichter<br />

bei Dunkelheit betrieben werden, was eine bessere Auslastung und damit einen wirtschaft-<br />

390<br />

MROSEK und BALSILLIE (2001, S. 193) empfehlen die Benutzung solcher Kriterien und Indikatoren um nachhaltige<br />

Waldbewirtschaftung auf Forstbetriebsebene zu ermöglichen.<br />

391<br />

STEPHAN und KREIL (2000), S. 2<br />

392<br />

WAAGELAAR (2001, S. 512) spricht von ca. 130 Euro je Hektar, die dafür zu investieren sind.<br />

393<br />

SALDER (1999), S. 1053<br />

394<br />

LUGER ET AL. (1999), S. 1051


Kritische Würdigung und Ausblick 171<br />

licheren Einsatz der Fahrzeuge ermöglicht <strong>als</strong> ohne das Navigationssystem. 395 Der wichtigste<br />

Vorteil ist, dass der Unternehmer schonendes Arbeiten transparent nachweisen und<br />

sich vom Waldbesitzer honorieren lassen kann (Bonussystem). Dieser Nachweis bietet vor<br />

allem dann eine Sicherheit, wenn Einschlag und Rückung von verschiedenen Unternehmen<br />

durchgeführt werden, weil dadurch entstandene Befahrungsschäden zugeordnet werden<br />

können.<br />

Damit bringt die Befahrungsdokumentation auch wesentliche Voraussetzungen für ein<br />

Umweltmanagement-System für Lohnunternehmer. Die Betriebe können "Umweltbetriebsprüfungen"<br />

ihrer Maßnahmen durchführen lassen und dafür ein Zertifikat erhalten. 396<br />

Während des Einsatzes wird die Position der Maschine relativ zur Sollgeometrie angezeigt<br />

ebenso wie die aktuelle Wirkung des Bodendrucks der Maschine (Richtwertüber- bzw.<br />

-unterschreitung). Deshalb ist dem Fahrer bekannt, ob gerade ein Schaden entsteht. Er<br />

kann dann reagieren, indem er die Maschinenposition korrigiert, den Reifenfülldruck anpasst<br />

oder den Waldbesitzer informiert, dass eine weitere Befahrung nur noch mit Schäden<br />

möglich ist. Damit hat der Waldbesitzer die Möglichkeit der Entscheidung, der Fahrer ist<br />

von der Verantwortung entlastet.<br />

Auch das unterschiedliche Fahrverhalten der Fahrer selbst kann damit aufgedeckt werden.<br />

Dabei geht es nicht um den "gläsernen Fahrer", sondern um die Qualitätsarbeit und deren<br />

Nachweis. 397 Im Transportgewerbe wurden gute Erfahrungen mit einem System erzielt, das<br />

mit Sensoren Motordrehzahl und Geschwindigkeit der Fahrzeuge und damit die Qualität<br />

der individuellen Fahrweise erfasste. Den Fahrern selbst wurden Zuschläge für schonende<br />

Fahrweise zugesagt. Die Fahrer passten in der Folge ihr Fahrverhalten an, was zu Materi<strong>als</strong>chonung<br />

und zu einer Verminderung des Spritverbrauchs führte. 398<br />

Ähnlich wie der Waldbesitzer dem Unternehmer kann auch der Unternehmer dem Fahrer<br />

Zuschläge für sorgfältiges Arbeiten gewähren.<br />

4.2.1.2 Aus Sicht der Zertifizierungsorganisationen<br />

Dokumentation leistet einen Beitrag anhand dessen ordnungsgemäße Forstwirtschaft<br />

nachvollziehbar betrieben werden kann. Die erfassten Daten der Befahrungsdokumentation<br />

können gleichzeitig <strong>als</strong> Grundlage und Nachweis der schonenden Holzernte in einem<br />

beliebigen Zertifizierungsverfahrens verwendet werden.<br />

Deshalb ist es sinnvoll, alle Befahrungsdaten über einen bestimmten Zeitraum hinweg zu<br />

speichern, um so auch die reguläre Befahrung nachweisen zu können. 399 Nach der periodischen<br />

Überprüfung und Beurteilung sollten nur noch die Daten der irregulären Befahrung<br />

im Speicher gehalten werden, da nur diese den Forstbetrieb in seinem Wirtschaften einschränkt.<br />

Durch die Vorlage der relevanten Daten kann die Effizienz des Zertifizierungsprozesses<br />

bzw. die der turnusmäßigen Überprüfung des zertifizierten Betriebes gesteigert werden.<br />

395<br />

REYNOLDS (2000) hat die Wirtschaftlichkeit des Nachteinsatzes beschrieben.<br />

396<br />

BAUMGART und SCHNEIDER (2000), S. 799<br />

397<br />

BECKER (1998), S. 991 beschreibt analog ein Konzept der informationstechnischen Begleitung von Holztransporten.<br />

398<br />

CLEARY (2000), S. 20 ff<br />

399 z.B. eine Forsteinrichtungsperiode


Kritische Würdigung und Ausblick 172<br />

4.2.1.3 Aus wissenschaftlicher Sicht (Erstellung von Ökobilanzen)<br />

Verglichen mit einer Zertifizierung, die letztlich nur eine Ja / Nein-Entscheidung zu Nachhaltigkeit<br />

darstellt, ist die Ökobilanzierung das anspruchsvollere Instrument zur Ermittlung<br />

des Umweltverbrauchs einer Landnutzungsform. Ökobilanzen wollen die Inanspruchnahme<br />

von Naturraum darstellen. Mit Ökobilanzen sollen potenzielle Umwelteinflüsse über den<br />

gesamten Lebenszyklus eines Produktes identifiziert werden Dabei stellt die Inanspruchnahme<br />

von Naturraum eine wichtige Größe innerhalb der Wirkungsabschätzung dar. 400<br />

Bislang fehlt es aber an einer Methodik, die Landnutzung qualitativ (Intensität der Beanspruchung)<br />

und quantitativ (Ausmaß der Beeinflussung) zu erfassen. 401 Dazu sind Parameter<br />

gefordert, die die Qualität der Flächen quantifizieren. 402 Die Befahrungsdokumentation<br />

könnte <strong>als</strong> Instrument verwendet werden, um diese Lücke zu schließen. Sie kann einen<br />

Beitrag leisten, die Inanspruchnahme von Naturraum mit den Daten zur geometrischen<br />

und ökologischen Qualität der Befahrung zu belegen. Damit könnten aus dem Bereich der<br />

technischen Holzproduktion dataillierte Informationen der Ökobilanzierung zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

Über ein dauerhaftes Monitoring der Befahrung können diese Informationen aktualisiert<br />

fortgeschrieben werden. 403<br />

Auch zur Ermittlung der Ökoeffizienz könnte die Befahrungsdokumentation Informationen<br />

liefern. Die Ökoeffizienz beschreibt das Verhältnis der Wertschöpfung, die bei der Holznutzung<br />

entsteht, <strong>zum</strong> Umweltverbrauch (Schadschöpfung), der durch den Ressourcenverbrauch<br />

bei derselben Holznutzung verursacht wird. 404 Konkrete Aufgabe der Befahrungsdokumentation<br />

könnte es sein, präzise Informationen <strong>zum</strong> Verbrauch an ökologisch unbeschädigter<br />

Bodenfläche zu liefern.<br />

4.2.1.4 Derzeitige Einschränkungen<br />

Das Verfahren wurde bislang so beschrieben, <strong>als</strong> ob es bereits heute uneingeschränkt eingesetzt<br />

werden kann, was aber nicht Fakt ist. Trotzdem ist dieses Vorgehen legitim, da nur<br />

so ein schlüssiges Konzept entwickelt werden kann, das alle Bereiche angemessen berücksichtigt.<br />

Für die praktische Umsetzung bestehen derzeit noch zwei wesentliche Einschränkungen:<br />

1. Der Empfang des <strong>GPS</strong>- und des Korrektursign<strong>als</strong> in Beständen mit größeren Baumhöhen<br />

unterliegt Unwägbarkeiten (Genauigkeit, Abschattung).<br />

2. Die Erfassung der ökologischen Qualität setzt das flächendeckende Vorhandensein von<br />

Richtwerttabellen zu den Standorteinheiten voraus.<br />

Bereits mehrfach wurde auf die Empfangsschwierigkeiten von <strong>GPS</strong> im Wald eingegangen.<br />

Durch die Überschirmung kann es zu Empfangsausfall oder zu Ungenauigkeiten der Positionsbestimmung<br />

kommen. Es werden Punktewolken aufgezeichnet, die aber über verschie-<br />

400<br />

BAITZ ET AL. (2000), S. 128 ff<br />

401<br />

HOLLENSTEIN (2000), S. 383<br />

402<br />

BAITZ ET AL. (2000), S. 129<br />

403 Dies wäre eine Ergänzung <strong>zum</strong> Öko-Monitoring Level-II-Programm der EU wie es z.B. bei HAUßMANN und<br />

KENNEL (2000) oder bei SCHÄFER und DIECKMANN (2001) beschrieben ist. Denn dort werden nur stoffliche Einträge<br />

und Veränderungen beobachtet.<br />

404<br />

KNECHTLE (2000), S. 83 beschreibt die Ökoeffizienz <strong>als</strong> den Umweltverbrauch je produzierte Mengeneinheit.


Kritische Würdigung und Ausblick 173<br />

dene Filtermechanismen zu Linien verdichtet werden können. 405 Dennoch ist in diesen Fällen<br />

der Soll-Ist-Vergleich schwierig, weil am Bildschirm nicht eindeutig festgestellt werden<br />

kann, ob die Befahrung regulär oder irregulär war. Hier werden sich mittelfristig mit der<br />

Implementierung des Systems Galileo deutliche Verbesserungen auftun, weil durch den<br />

Zuwachs an Satelliten auch die Signalzuverlässigkeit und Genauigkeit gesteigert wird. Eine<br />

andere technische Möglichkeit ist es, <strong>GPS</strong>-gemessene Fahrzeugpositionen im Falle des Signalausfalls<br />

mit Hilfe anderer Navigationssysteme über eine bemessene Zeit fortzuschreiben.<br />

406<br />

Die Gestaltung von Richtwerttabellen wurde in einem Forschungsprojekt bislang nur für<br />

ausgewählte Standorte Nordrhein-Westfalens durchgeführt. 407 Dabei wurden auch nur<br />

Grenzwerte für die ökologische Befahrbarkeit erfasst. Die Grenzwerte für die technische<br />

Befahrbarkeit wurden nicht berücksichtigt. Im zugehörigen Programm "Forstbefahrung"<br />

wird die bearbeitete Standorteinheit bislang händisch ausgewählt. Denkbar wäre auch,<br />

dass die Standorteinheiten digital <strong>als</strong> Polygonzüge vorliegen und die entsprechenden<br />

Richtwerttabellen bei Einfahrt der Maschine auf die Fläche der Standorteinheiten (bzw. in<br />

das Polygon am Bildschirm) automatisch abgefragt werden.<br />

Die software-technische Realisierung ist dabei kein technisches Problem. Sie besteht in der<br />

Entwicklung eines Navigations- und Dokumentationsprogramms, das auf der Architektur<br />

von WaldNAV aufbaut, aber um einige Darstellungsmöglichkeiten erweitert ist. Ferner<br />

muss eine Schnittstelle <strong>zum</strong> Programm "Forstbefahrung" geschaffen werden, das die Informationen<br />

zur ökologischen Qualität der Befahrung liefert.<br />

Die Datenbearbeitung und -aufbereitung (Kap. 3.4.3.2, S. 155) kann von handelsüblichen<br />

GIS-Programmen geleistet werden. Dabei empfiehlt es sich, für die standardmäßige Auswertung<br />

entsprechende Makros und eine spezielle Programm-Oberfläche zu schaffen.<br />

4.2.2 Wertung<br />

Der „Schwerlastverkehr“ im Bestand hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Dadurch<br />

entstehen Verkehrströme auf den Rückegassen, die zeitlich und örtlich geleitet werden<br />

müssen, um eine Erhalt der Produktionskraft der Standorte nachhaltig sicherzustellen.<br />

Mit dem entwickelten Navigations- und Dokumentationssystem kann eine Forstmaschine<br />

auf einer Sollbewegungslinie geleitet werden. Da Bewegungs- und Einwirkungsdaten auf<br />

den Boden automatisiert erfasst werden, ist feststellbar, zu welchem Zeitpunkt und in welchem<br />

Ausmaß die Maschine mit der Produktionseinheit Boden in Berührung gekommen<br />

ist. Dies ist auch für Maßnahmen möglich, die aus mehreren Einzeleingriffen bestehen.<br />

Somit stehen wichtige quantitative und qualitative Daten für die Auswertung und Planung<br />

zur Verfügung.<br />

Der Vorteil der Koppelung von Sensorinformation mit Positionsinformation bei der automatisierten<br />

Erfassung ist, dass Zahlen die Qualität belegen können und nicht gutachtliche<br />

persönliche Einschätzungen, wie dies beispielsweise bei dem auf S.141, Tab. 27 beschriebenen<br />

Verfahren der Fall ist. Dadurch wird das Verfahren objektiviert und ggf. Streit verhindert.<br />

405 DAFFNER (2001) hat bei seiner Filterentwicklung mit gleitenden <strong>Mittel</strong>werten gute Erfahrungen gemacht.<br />

406 Man sprich von Koppelnavigationssystemen. z.B. HOFMANN-WELLENHOF ET AL. (1994), S. 300 f<br />

407 MATTHIES und KREMER (1999)


Kritische Würdigung und Ausblick 174<br />

Das beschriebene System dient <strong>als</strong> Leitsystem auf operativer Ebene und <strong>als</strong> Managementsystem<br />

auf Steuerungsebene.<br />

HEINIMANN beschreibt in Anhalt an die ISO-Normen das Öko-Controlling <strong>als</strong> eine Art ökologischer<br />

Buchhaltung bei der Systemeinwirkungen auf "Schadschöpfungsstellen" und<br />

"Schadschöpfungsträger" umgelegt werden. 408 Mit der Erfassung und Dokumentation von<br />

geometrischer und ökologischer Qualität der Befahrung ist eine Datengrundlage geschaffen,<br />

die eine umfassende Analyse und ökologische Evaluierung des Engriffs ermöglicht. Ziel<br />

dieses Öko-Controllings ist es, die Einhaltung bestimmter Auflagen zu verfolgen. 409<br />

Damit hilft das System der Befahrungsdokumentation, die beiden Ziele des ökologisch verträglichen<br />

Handelns , nämlich die Minimierung des Umweltverbrauchs und die Minimierung<br />

der negativen Nebenwirkungen unseres Handelns auf die natürliche Umwelt 410 , für<br />

den Bereich des forstlichen <strong>Maschineneinsatz</strong>es zu erreichen.<br />

Daneben ist für den Forstbetrieb aber auch wichtig zu beobachten, wie sich der Anteil der<br />

befahrenen Fläche entwickelt (Monitoring) und eine langfristige Prozesse beobachten zu<br />

können.<br />

Der beschriebene Ansatz, geometrische und ökologische Qualität zu dokumentieren, ist<br />

grundsätzlich neu und weltweit noch nicht realisiert worden. Es existieren zwar Teillösungen,<br />

bei denen konventionelle Methoden und z.T. auch moderne Instrumente der Informations-Technologie<br />

eingesetzt werden (Kap. 3.3, S. 134). Diese bringen aber keine<br />

durchgängige Lösung, die gleichzeitig im operativen Einsatz und beim Öko-Controlling<br />

befriedigt. Das vorgeschlagene Konzept versorgt beide Ebenen mit vollständiger Information,<br />

schafft Transparenz und unterstützt ökologisches Handeln bei der technischen Produktion.<br />

Damit bietet das System einen sich selbst kontrollierenden Arbeitsprozess, bei dem Daten<br />

preiswert, sicher und zeitnah gewonnen werden können, die dann die Basis für die ökologische<br />

Evaluierung des Forstmaschineneinsatzes bilden. 411<br />

408 HEINIMANN (1999), S. 75 und 78<br />

409 JACKE (1999), S. 41<br />

410 HEINIMANN (1996), S. 308 und BUND/MISEREOR (1996), S. 53 ff<br />

411 EISELE (1998), S. 1246 hat in seinen sechs Thesen zu Strategischen Anforderungen an forstliche<br />

Informationssysteme die preiswerte sichere und zeitnahe Datenerfassung gefordert.


Zusammenfassung/Summary 175<br />

5 Zusammenfassung/Summary<br />

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es ein Verfahren zu entwickeln, das die Navigation von<br />

Forstmaschinen im Bestand nach digitalen Vorgaben ermöglicht und die Dokumentation<br />

dieser Fahrbewegungen erlaubt. Der Bedarf an nachhaltiger Qualitätssicherung bei der<br />

technischen Produktion wird aufgezeigt. Dazu wird ein Konzept der Befahrungsdokumentation<br />

entwickelt.<br />

Einleitend wird ein Überblick über die Anwendung von <strong>GPS</strong> in der Forstwirtschaft und die<br />

besonderen Probleme der Messung im Wald gegeben.<br />

Navigation<br />

Für das Mulchen von Zugangslinien in Beständen der ersten Altersklasse wird ein D<strong>GPS</strong>gestütztes<br />

Arbeitsverfahren entwickelt. Kernstück dieses Arbeitsverfahrens ist eine Navigations-Software,<br />

die es auch bei vollkommener Unübersichtlichkeit des Geländes erlaubt, ein<br />

Fahrzeug auf einem vorgegeben Weg zu halten. Dazu wird kontinuierlich die Drift des<br />

Fahrzeugs gegenüber dem Soll-Weg bestimmt und dem Fahrzeugführer am Display angezeigt.<br />

Dadurch ist dieser permanent in der Lage seinen Kurs zu halten bzw zu korrigieren.<br />

In einer empirischen Untersuchung wird das entwickelte Verfahren der D<strong>GPS</strong>-Navigation<br />

neben das konventionelle Verfahren der Fluchtstab-Orientierung gestellt. Dazu wird für<br />

beide Verfahren eine Arbeitsstudie durchgeführt sowie die Genauigkeit und die ökonomischen<br />

Kenndaten beider Verfahren miteinander verglichen.<br />

Bei der Gliederung der Arbeitszeit ergeben sich nur geringe Unterschiede, die Leistung beider<br />

Verfahren ist identisch. Ergonomische Unterschiede bestehen bei der Arbeitsweise des<br />

Fahrers, der bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation vom verdrehten Sitzen bzw. von orientierenden<br />

Kopfwendungen entlastet wird. Die hohe Unfallgefährdung der Zweitperson bei der<br />

Fluchtstab-Orientierung entfällt bei der D<strong>GPS</strong>-Navigation wegen des Ein-Mann-<br />

Arbeitsverfahrens.<br />

Die Fluchtstab-Orientierung weist eine ausgeprägte Geradlinigkeit der angelegten Linien<br />

aus. Die absolute Abweichung von der Sollrichtung wächst mit zunehmender Entfernung<br />

vom Ausgangspunkt. Dabei erschweren Geländehindernisse dieses statische Orientierungsverfahren.<br />

Die D<strong>GPS</strong>-Navigation ermöglicht es die Vorgabelinie einzuhalten und bei Hindernissen<br />

die Fahrbewegungen dynamisch anzupassen.<br />

Die ökonomischen Kenndaten der beiden Verfahren wurden mit der Kostenvergleichsrechnung,<br />

der Kapitalwertmethode und der Interne Zinsfuß Methode verglichen. Dabei erwies<br />

sich die D<strong>GPS</strong>-Navigation durch die Möglichkeit der Ein-Mann-Arbeit <strong>als</strong> die ökonomisch<br />

günstigere Alternative.<br />

Dokumentation<br />

In einer umfassenden Situationsanalyse wird das Umfeld untersucht, in dem die Forstwirtschaft<br />

heute operiert. Dabei wird in Normen und Forderungen unterschieden, mit denen<br />

die Gesellschaft an die Waldbewirtschafter herantritt.<br />

Die Ertragslage der Forstwirtschaft wird analysiert und ein Zwang zur Rationalisierung belegt.<br />

Die Entwicklung der Maschinen und des <strong>Maschineneinsatz</strong>es bei der mechanisierten<br />

Holzernte werden aufgezeigt und die Auswirkungen der Maschineneigenschaften auf die<br />

Gestaltung des Feinerschließungssystems vorgestellt.


Zusammenfassung/Summary 176<br />

Die Parameter, die im Falle der Befahrung zu einem Bodenschaden führen können, werden<br />

besprochen. Die Häufigkeit der Befahrung wird <strong>als</strong> Teil des Risikos bei der Enstehung von<br />

Schäden gedeutet. Deshalb werden die Parameter, die sich quantitativ auf die Befahrung<br />

auswirken, modelliert. Die Auswirkungen der Gestaltung des Feinerschließungssystems sowie<br />

der Baumart, Bonität und Sortimentsbildung auf die umtriebszeitbezogene Befahrungsfrequenz<br />

werden aufgezeigt.<br />

In drei Varianten werden die Folgen unterschiedlicher Orientierungsverfahren auf den Anteil<br />

der befahrenen Bestandesfläche gezeigt (Befahrungsprozent). Die drei Varianten unterscheiden<br />

sich v.a. dort, wo die klassischen Orientierungshilfen verlorengehen (Dickung,<br />

Sturmwurf).<br />

Basierend auf den Ergebnissen der Situationsanalyse und der Modellsimulation wird ein<br />

Bedarf an dauerhafter Qualitätssicherung bei der technischen Produktion aufgezeigt. Dies<br />

wird mit einer historischen Analyse des forsttechnischen Geschehens der vergangenen 50<br />

Jahre ergänzend begründet.<br />

Die bisherigen Ansätze und Methoden werden vorgestellt, mit denen versucht wird, diese<br />

Qualitätssicherung zu erreichen. Dabei werden bei allen Systemen ein mehr oder minder<br />

großer Aufwand, eine Unschärfe in der Qualitätserfassung bzw. mangelnde Überprüfbarkeit<br />

festgestellt.<br />

Ausgehend von den Analyseergebnissen und dem Mangel der bisherigen Systeme wird ein<br />

Konzept der Befahrungsdokumentation entwickelt, das sowohl die ökologische Navigation<br />

im operativen Einsatz der Forstmaschine beinhaltet, <strong>als</strong> auch das zeitlich nachgeordnete<br />

Öko-Controlling unterstützt. Dabei wird ein umfassender Ansatz vorgestellt, der die Darstellung<br />

und Erfassung sowohl von ökologischer <strong>als</strong> auch von geometrischer Befahrungsqualität<br />

<strong>zum</strong> Inhalt hat. Nachhaltiges Datenmanagement mit dauerhaften Formaten und<br />

einem schlüssigen Speicherkonzept bildet die Voraussetzung für diese nachhaltige Qualitätssicherung<br />

bei der technischen Produktion.


Zusammenfassung/Summary 177<br />

Summary 412<br />

This paper has two main aims: firstly to develop a method which enables forest machines<br />

to navigate in the stand according to digital specifications, and secondly, to draft a documentation<br />

system which permits the monitoring of these vehicle movements. The requirement<br />

for sustainable quality management in technical production was highlighted. In addition<br />

a concept was developed for the documentation of the vehicle movements in the<br />

stands.<br />

As an introduction, an overview of the use of <strong>GPS</strong> in forestry and the special problems of<br />

measurement in the forest is given.<br />

Navigation<br />

A D<strong>GPS</strong>-supported working procedure was developed for the mulching of access corridors<br />

in age class I stands. The core of this working procedure is navigation software which<br />

makes it possible to keep a vehicle on a pre-determined path, even where visibility in the<br />

area is very poor. In order to do this, the drift of the vehicle in relation to the course it is<br />

supposed to take is determined continuously and displayed to the driver on the on-board<br />

PC. Thus he is able hold the course or to correct it constantly.<br />

In an empirical investigation, the developed D<strong>GPS</strong> navigation procedure was compared to<br />

the conventional stake orientation procedure. In addition, a working study was carried out<br />

for the two procedures, and the accuracy and economic characteristics of both were compared.<br />

The relative proportions of individual work elements within the processes are similar. The<br />

productivity is the same. There are ergonomic differences for the driver with the two<br />

procedures. During the stake orientation procedure he has to twist round in his seat for<br />

orientation, under heavy vibration. With D<strong>GPS</strong> navigation he does not need to turn his<br />

head. With the stake orientation procedure there is a high risk of accident for the person<br />

setting the stakes. D<strong>GPS</strong> navigation is a one-man working procedure, so nobody has to<br />

work in the danger zone.<br />

Stake orientation is characterised by very straight mulching lines. Deviation from the prescribed<br />

route increases with increasing distance from starting point. Obstacles in the area<br />

complicate this static orientation procedure. D<strong>GPS</strong> navigation enables the driver to keep to<br />

the prescribed line and to adapt vehicle movements dynamically to the obstacles in the<br />

area.<br />

The economic characteristics of the two procedures were compared using the cost comparison<br />

method, the net present value method (NPV) and the internal rate of return method<br />

(IRR). The D<strong>GPS</strong> navigation procedure was found to be better economically because the<br />

work was carried out by one man only.<br />

412 Die Übersetzung übernahm freundlicherweise Tessa Feller.


Zusammenfassung/Summary 178<br />

Documentation<br />

The social and economic environment in which forestry operates today was investigated by<br />

way of a comprehensive situation analysis. A distinction was made between legal standards<br />

and social demands. Society uses both to influence forest management.<br />

The income from forestry was analysed. An obligation to rationalise was detected. The development<br />

of machines and the use of machines in mechanised timber harvesting were<br />

highlighted. The effects of machine characteristics on how stands are accessed was presented.<br />

Parameters causing soil damage were discussed. The frequency of machines driving over<br />

the forest grounds was interpreted as one factor contributing to soil damage. Parameters<br />

having a quantitative effect on vehicle movement were therefore reproduced in a model. It<br />

was shown how the frequency of vehicle movement in a rotation (100 years) depends on<br />

the layout of skidding lines, the tree species, site class and logging assortments.<br />

Three scenarios for different orientation procedures in stands were presented and the different<br />

consequences in terms of the proportion of the area which is impacted were shown<br />

(percentage of area impacted by wheels). The three scenarios differ mainly in situations<br />

and stands where orientation is difficult, such as thickets, or stands with storm damage).<br />

Based on the results of the situation analysis and the simulation in the model, a need for<br />

sustainable quality assurance in technical forest production was pointed out. A historical<br />

analysis of trends in forest technology in the past 50 years completed the investigation and<br />

gave reasons for quality assurance.<br />

The approaches and methods used up to now to achieve this quality assurance were presented.<br />

All the systems considered are work-intensive or high-cost, and measurement of<br />

quality assurance is vague and difficult to assess.<br />

On the basis of the results of the analysis and the detected problems of the systems in use,<br />

a concept for documenting vehicle movements was developed. This concept includes ecological<br />

navigation when the forest machine is in operation and allows an evaluation to be<br />

made (eco-controlling) once harvesting has finished. In this a comprehensive approach was<br />

presented, which recorded and presented the ecological and geometric aspects of driving<br />

quality. Sustainable data management with permanent data formats and a conclusive data<br />

storage concept is the prerequisite for this sustainable quality assurance in technical forestry<br />

production.


Literaturverzeichnis 179<br />

6 Literaturverzeichnis<br />

Abkürzungen:<br />

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