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Die Beziehungen Russlands zu den Staaten des Südkaukasus ...

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„unabhängige <strong>Staaten</strong>“ anerkannt. Daraufhin brach Georgien diediplomatischen <strong>Beziehungen</strong> <strong>zu</strong> Russland ab und erklärte seinen Austrittaus der GUS. Seither bestehen keine formellen Kontakte zwischen <strong>den</strong>bei<strong>den</strong> <strong>Staaten</strong> mehr; es sind lediglich informelle bzw. indirekte Kanälegeblieben. <strong>Die</strong> Schweiz vertritt die bei<strong>den</strong> Länder in der jeweils anderenHauptstadt.Gegen Jahresende 2009 kam es <strong>zu</strong> einer gewissen Entspannung. <strong>Die</strong>bei<strong>den</strong> <strong>Staaten</strong> einigten sich auf die Wiedereröffnung eines seit 2006geschlossenen Grenzüberganges per März 2010. Im Jänner 2010 wur<strong>den</strong>auch georgische Charterflüge nach Moskau wieder aufgenommen.2. ArmenienArmenien unterhält unter <strong>den</strong> drei südkaukasischen Republiken dieengsten <strong>Beziehungen</strong> <strong>zu</strong> Russland. <strong>Die</strong>s ist überwiegend durch diegeopolitische Lage bzw. die Isolation <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> bedingt. Zumehemaligen Kriegsgegner Aserbaidschan hat Armenien keinediplomatischen und Handelsbeziehungen, das Verhältnis <strong>zu</strong>r Türkei warbis vor Kurzem u.a. aus historischen Grün<strong>den</strong> stark belastet (auf dieseskomplexe Thema kann hier aus Platzgrün<strong>den</strong> nicht näher eingegangenwer<strong>den</strong>). <strong>Die</strong> <strong>Beziehungen</strong> <strong>zu</strong> Georgien sind korrekt, aber nicht mehr.Zum Iran besteht ein sehr gutes Verhältnis. Russland ist aber de factoder einzige auch und gerade auf militärpolitischer Ebene verlässlicheVerbündete. <strong>Die</strong> <strong>Beziehungen</strong> sind angesichts gemeinsamer strategischmilitärischerund wirtschaftlicher Interessen eng und durch einenFreundschaftsvertrag von 1997 abgesichert. Angesichts der prowestlichenOrientierung Georgiens und (wenngleich mit Vorbehalten)auch Aserbaidschans ist auch aus der Sicht Moskaus Armenien dereinzige verlässliche Alliierte in der Region.Russland unterhält in Armenien eine Militärbasis und Grenztruppen an<strong>den</strong> Grenzen Armeniens <strong>zu</strong>r Türkei und <strong>zu</strong>m Iran. Widerstand gegen dierussische Militärpräsenz ist in der armenischen Bevölkerung nichterkennbar, im Gegenteil: Sie gilt als „Garant der Sicherheit“ <strong>des</strong> kleinenLan<strong>des</strong>. Und die armenischen Streitkräfte sind fast <strong>zu</strong>r Gänze mit72


Diaspora in <strong>den</strong> USA eine signifikante Rolle spielt. <strong>Die</strong> Aufgabe derstrategischen Partnerschaft mit Russland ist aber in der überschaubarenZukunft völlig ausgeschlossen.3. Aserbaidschan<strong>Die</strong> <strong>Beziehungen</strong> <strong>zu</strong> Russland gestalteten sich in <strong>den</strong> ersten Jahren nachdem Zerfall der UdSSR schwierig. In Baku herrschte insbesondereMisstrauen wegen russischer Waffenlieferungen an Armenien während<strong>des</strong> Krieges um die armenische Exklave Nagorno-Karabach 1991 bis1994. Aserbaidschan lehnte daher auch russische „Frie<strong>den</strong>struppen“ ab,da es von diesen keine Unparteilichkeit erwartete.Nach dem Besuch von Präsi<strong>den</strong>t Haydar Alijew in Moskau 2002 trateine Verbesserung <strong>des</strong> Verhältnisses ein. Durch die so genannten„bunten Revolutionen“ in Georgien (2003) und der Ukraine (2004), dieals (mehr oder weniger) „prorussisch“ eingestufte Führungen stürzten,glaubten sich die Regimes in Aserbaidschan und Russlandgleichermaßen bedroht und fan<strong>den</strong> nun diesbezügliche gemeinsameInteressen.<strong>Die</strong> gemäßigt „prowestliche Orientierung“ Bakus wird in Moskau abermit Misstrauen betrachtet. Aserbaidschan betreibt, allerdings mitgeringerer Intensität als Georgien und selbst Armenien, eineAnnäherung an die EU im Rahmen der EuropäischenNachbarschaftspolitik und der Östlichen Partnerschaft. Es istAserbaidschan aber im Wesentlichen gelungen, Moskau davon <strong>zu</strong>überzeugen, dass sein vorsichtiger euro-atlantischer Kurs nichtnotwendigerweise die Entwicklung der bilateralen <strong>Beziehungen</strong>beeinträchtigt. Das Verhältnis ist allerdings insgesamt eher kühl und aufbei<strong>den</strong> Seiten von einem gewissen Misstrauen gekennzeichnet. Zumalhat die Georgien-Krise 2008 Baku (nicht <strong>zu</strong>m ersten Mal) deutlich vorAugen geführt, wer im Ernstfall die Ordnungsmacht im <strong>Südkaukasus</strong> ist.Ein hoher Beamter <strong>des</strong> aserbaidschanischen Außenministeriumsformulierte im Herbst 2008 sinngemäß, dass sich die „prowestliche“Linie der Politik Bakus nicht ändern werde, „aber wir müssen sehr74


vorsichtig sein, Moskau nicht <strong>zu</strong> verärgern.“ Russische Militärbasen inAserbaidschan existieren nicht. Allerdings besteht bis 2012 ein Vertrag,der Moskau die Nut<strong>zu</strong>ng einer großen Radaranlage in Gabala (Teil <strong>des</strong>russischen Frühwarnsystems vor Raketenangriffen) gestattet.Dank seiner eigenen Energieressourcen ist Aserbaidschan weit wenigervon Russland abhängig als viele andere GUS-<strong>Staaten</strong>. In derVergangenheit kam es aber immer wieder Meinungsverschie<strong>den</strong>heitenüber <strong>den</strong> Preis für russische Gaslieferungen nach Aserbaidschan, was <strong>zu</strong>rReduzierung der Importe führte. Stein <strong>des</strong> Anstoßes zwischen <strong>den</strong>bei<strong>den</strong> Ländern ist auch die aserbaidschanische Unterstüt<strong>zu</strong>ng Georgiensin Form von Gaslieferungen.Gegen die Interessen Moskaus gerichtet ist auch das Bestreben Bakus,sich auf dem Energiesektor gegenüber dem Westen als verlässlichesProduktions- und Lieferland <strong>zu</strong> profilieren. So unternahm Russland auchVersuche, die Zusammenarbeit Aserbaidschan – Georgien – Türkei aufdem Pipelinesektor (Baku – Tbilisi – Ceyhan bzw. Baku – Tbilisi –Er<strong>zu</strong>rum) <strong>zu</strong> hintertreiben. Aserbaidschan ist <strong>zu</strong>dem Schlüsselelement inPipelineprojekten wie Nabucco (das bis nach Österreich führen könnte)und ITGI (das aserbaidschanisches Gas über die Türkei nachGriechenland und Italien bringen könnte), an <strong>den</strong>en sich Moskauinsofern stört, als sie seine Exklusivität als Transitland in RichtungWesten in Frage stellen wür<strong>den</strong>. Russland hat Aserbaidschan daherangeboten, die nicht vertraglich gebun<strong>den</strong>en Gasmengen <strong>zu</strong>Weltmarktpreisen <strong>zu</strong> kaufen (was u.a. eine Befüllung Nabuccoserschweren, wenn nicht überhaupt verunmöglichen würde). <strong>Die</strong>sentspricht aber nicht der grundsätzlichen Linie Bakus (s.o.), welches ineiner Art „Schaukelpolitik“ – und wohl um Moskau nicht <strong>zu</strong> verärgern –mit Russland kürzlich eine Vereinbarung über <strong>den</strong> Verkauf einerallerdings vorläufig geringen Menge Gases über zehn Jahre hinwegabgeschlossen hat. Der Energiesektor könnte derjenige Bereich sein, indem das Verhältnis zwischen Aserbaidschan und Russland in derZukunft auf die härteste Probe gestellt wer<strong>den</strong> wird.Das unterschiedliche Verhältnis der drei südkaukasischen <strong>Staaten</strong> <strong>zu</strong>Russland sollte kein wesentliches Hindernis für die Entwicklung der75


<strong>Beziehungen</strong> der EU <strong>zu</strong> diesem Raum darstellen.Georgien,Armenienund Aserbaidschan sind – wenn auch mit unterschiedlicher Intensität –am Ausbau <strong>des</strong> Verhältnis interessiert, und in Moskau hat man dies imwesentlichen akzeptiert.76

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