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Zum Ableitungsmodell der Liegen ... - Habath, Andreas

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Strotkamp: Überbaurechtsprechung – Neuerungen und Beson<strong>der</strong>heiten FACHBEITRÄGE<br />

insbeson<strong>der</strong>e bei langer Restnutzungsdauer<br />

<strong>der</strong> aufstehenden Gebäude –<br />

kaum auswirkt. Alternativ kann das<br />

(bebaute) Grundstück ohne Werteinfluss<br />

durch das Recht im Sachwert- und<br />

Ertragswertverfahren bewertet und die<br />

Wertbeeinflussungen können als sonstige<br />

wertbeeinflussende Umstände<br />

nach § 19 bzw. § 25 WertV angesetzt<br />

werden (vgl. z. B. Strotkamp in [1],<br />

Teil 10, Kapitel 15, Abschnitt 5). Der Vorteil<br />

ist, dass die Wertbeeinflussungen in<br />

beiden Wertermittlungsverfahren in<br />

gleicher Höhe angesetzt werden, da sie<br />

nicht mehr durch die Marktanpassung<br />

im Sachwertverfahren beeinflusst werden.<br />

Letztendlich ist die Vorgehensweise<br />

vom Modell, das <strong>der</strong> Gutachterausschuss<br />

bei <strong>der</strong> Ableitung <strong>der</strong> Marktdaten<br />

verwendet hat, abhängig. Deshalb<br />

wendet sich <strong>der</strong> Vorschlag insbeson<strong>der</strong>e<br />

an die Gutachterausschüsse.<br />

1 Zur Situation des Berliner Immobilienmarktes<br />

Der Teilmarkt <strong>der</strong> Renditeimmobilien<br />

in Berlin hat seit <strong>der</strong> zweiten Jahreshälfte<br />

2005 einen wahren Boom erfahren.<br />

Sowohl die Anzahl <strong>der</strong> Kauffälle<br />

(2005 zu 2006 = +58 %) als auch <strong>der</strong><br />

Geldumsatz (2005 zu 2006 = +85 %)<br />

sind rekordverdächtig gestiegen. Damit<br />

ist Berlin <strong>der</strong> größte Immobilienan-<br />

7 Literaturverzeichnis<br />

[1] Strotkamp H.-P. in Sprengnetter,<br />

Immobilienbewertung – Lehrbuch<br />

und Kommentar, Teil 10, Kapitel 15<br />

(Der Überbau)<br />

[2] Schäfer, B.-P., Der Überbau in <strong>der</strong><br />

Zwangsversteigerung, Vortrag auf<br />

dem 14. Nordischen Bausachverständigen-Tagen<br />

am 10.10.2007 in<br />

Wismar<br />

[3] Strotkamp, H.-P., Baumann, U., Novellierung<br />

<strong>der</strong> Wertermittlungsrichtlinien<br />

2006 – WertR 2006 – Erläuterungen<br />

und Än<strong>der</strong>ungsvorschläge<br />

–, HLBS Verlag GmbH,<br />

1. Auflage 2007<br />

VD Dipl.-Ing. Hans-Peter Strotkamp<br />

Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Ferdinand-Sauerbruch-Straße 15<br />

56073 Koblenz ■<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Ableitungsmodell</strong> <strong>der</strong> <strong>Liegen</strong>schaftszinssätze<br />

des Berliner Gutachterausschusses<br />

für Renditeimmobilien<br />

2007 (Baujahre bis 1919)<br />

■ von Immobilienwirt (Dipl.-E.I.A) <strong>Andreas</strong> <strong>Habath</strong><br />

Am 31.05.2007 hat <strong>der</strong> Gutachterausschuss für Grundstückswerte<br />

in Berlin <strong>Liegen</strong>schaftszinssätze beschlossen. In diesem Beitrag<br />

wird das vom Gutachterausschuss zugrunde gelegte <strong>Ableitungsmodell</strong><br />

vorgestellt und auf Anwendbarkeit in <strong>der</strong> Bewertungspraxis<br />

und Marktkonformität überprüft.<br />

lagemarkt in Deutschland. Vornehmlich<br />

ausländische Investoren haben<br />

dem Berliner Immobilienmarkt nach<br />

jahrelangem Abwärtstrend zu einem<br />

Aufschwung verholfen. In den ersten<br />

drei Quartalen des Jahres 2007 war eine<br />

Stabilisierung auf dem hohen Niveau<br />

des Jahres 2006 zu beobachten.<br />

Gerade bei den Renditeimmobilien<br />

spielt Transparenz eine entscheidende<br />

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03 | 2008 immobilien & bewerten<br />

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119


120<br />

FACHBEITRÄGE <strong>Habath</strong>: Berliner <strong>Liegen</strong>schaftszinssätze für Renditeimmobilien<br />

Wertermittlungsparameter<br />

Quelle Modellansätze<br />

Bodenwert § 13 Abs. 2 WertV œ zeitliche Anpassung des Boden(Bodenrichtwertrichtwertsbasis)<br />

œ GFZ-Umrechnung mit <strong>der</strong> tatsächlichen<br />

GFZ<br />

œ Berücksichtigung sonstiger werterhöhen<strong>der</strong>/-min<strong>der</strong>n<strong>der</strong><br />

Merkmale<br />

Rohertrag § 17 WertV (Angabe œ tatsächliche Netto-Kaltmiete<br />

vom Erwerber) œ bei leerstehenden Wohneinheiten<br />

Ansatz <strong>der</strong> Durchschnittsmiete <strong>der</strong><br />

vermieteten Einheiten<br />

Bewirtschaftungs- § 18 WertV œ Verwaltungskosten<br />

kosten<br />

(eigene Ansätze) œ Instandhaltungskosten<br />

œ Mietausfallwagnis<br />

Verwaltungskosten eigene Ansätze œ tabelliert nach <strong>der</strong> Nettokaltmie-<br />

(bzw. Angabe vom te (Miethöhe) ohne gewerblichen<br />

Erwerber)<br />

Mietanteil und Größe <strong>der</strong> Wohn-/<br />

Nutzfläche<br />

œ geson<strong>der</strong>te Korrekturen für den<br />

Gewerbeanteil<br />

Instandhaltungskos-<br />

œ Pauschalen, geglie<strong>der</strong>t nach dem<br />

ten<br />

Baujahr in ¤/m²<br />

Wohnen eigene Ansätze œ Zuschläge bei Zentralheizung<br />

Gewerbe 50 % von Wohnen bzw. Aufzug<br />

œ Stellplätze / Garagen mit geson<strong>der</strong>ten<br />

Ansätzen<br />

Mietausfallwagnis II. BV 2 % für Wohnnutzung<br />

4 % für gewerbliche und sonstige<br />

Nutzung<br />

Restnutzungsdauer § 16 WertV) Die Restnutzungsdauer ist nach<br />

(eigene Ansätze) dem Baualter und dem Bauzustand<br />

tabelliert. Zusätzlich werden für<br />

die Ausstattung (Heizungsart, Sanitärbereich)<br />

Zu-/Abschläge ausgewiesen.<br />

Korrekturglie<strong>der</strong> eigene Ableitung œ Stichtag<br />

für Abweichungen œ GFZ<br />

vom Durchschnitt œ Baujahr<br />

œ Lage im Ostteil <strong>der</strong> Stadt<br />

œ baulicher Unterhaltungszustand<br />

œ stadträumliche Wohnlage<br />

Tab. 1: Tabellarische Darstellung des <strong>Ableitungsmodell</strong>s des GAA Berlin<br />

als auch zur Finanzierung. Zur Bewertung<br />

von üblicherweise fremdgenutzten<br />

Immobilien wird das Ertragswertverfahren<br />

gem. den §§ 15 bis 20 WertV<br />

angewandt. Zur Berücksichtigung <strong>der</strong><br />

Lage auf dem Grundstücksmarkt bedarf<br />

es eines aus dem Marktgeschehen<br />

abgeleiteten Marktanpassungsfaktors,<br />

welcher im Ertragswertverfahren <strong>der</strong><br />

<strong>Liegen</strong>schaftszinssatz gem. § 11 WertV<br />

ist. Dieser ersetzt jedoch nicht eine<br />

evtl. zusätzliche Marktanpassung nach<br />

§ 7 Abs. 1 i. V. m. § 3 Abs. 3 WertV.<br />

03 | 2008 immobilien & bewerten<br />

2 Betrachtungen des verwendeten<br />

Datenmaterials<br />

Die <strong>Liegen</strong>schaftszinssätze für Mietwohnhäuser<br />

und Mietwohngeschäftshäuser<br />

in Berlin <strong>der</strong> Baujahre vor 1919<br />

wurden vom Gutachterausschuss für<br />

Grundstückswerte in Berlin (im folgenden<br />

GAA Berlin) im AbI. für Berlin<br />

Nr. 29 vom 06.07.2007 auf S. 1752 veröffentlicht.<br />

Zunächst ist festzuhalten,<br />

dass eine hohe Anzahl von Kauffällen<br />

(635) zur Verfügung stand. Das Ablei-<br />

tungsmodell ist vollständig und weitgehend<br />

nachvollziehbar beschrieben.<br />

Gleichzeitig macht <strong>der</strong> GAA Berlin auf<br />

<strong>der</strong> ersten Seite <strong>der</strong> Veröffentlichung<br />

deutlich, dass <strong>der</strong> <strong>Liegen</strong>schaftszinssatz<br />

nicht identisch mit dem Zinssatz<br />

ist, <strong>der</strong> sich bei reiner betriebswirtschaftlicher<br />

Betrachtung o<strong>der</strong> bei reiner<br />

Risikoabschätzung von Ertragsgrundstücken<br />

als Kapitalanlage errechnet.<br />

Ferner geht <strong>der</strong> GAA Berlin auf die<br />

Modellkonformität ein:<br />

„Die Verwendung <strong>der</strong> ermittelten <strong>Liegen</strong>schaftszinssätze<br />

führt nur dann zu einem<br />

marktgerechten Ergebnis, wenn die wertbestimmenden<br />

Ansätze (grundstückswirtschaftliche<br />

Rahmenbedingungen) in <strong>der</strong><br />

Ertragswertermittlung innerhalb des<br />

Modells bleiben, das von <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />

des Gutachterausschusses bei <strong>der</strong><br />

Ableitung <strong>der</strong> <strong>Liegen</strong>schaftszinssätze aus<br />

den Kaufpreisen zugrunde gelegt wurde<br />

(Durchschnittsmieten, Bewirtschaftungskosten,<br />

Restnutzungsdauer).“<br />

Die Spanne, in denen sich die ermittelten<br />

<strong>Liegen</strong>schaftszinssätze bewegen,<br />

ist außerordentlich groß. Bei den statistischen<br />

Angaben zum verwendeten<br />

Datenmaterial betragen die <strong>Liegen</strong>schaftszinssatzspannen<br />

1,0 % bis 9,2 %<br />

bzw. im Bereich <strong>der</strong> 5 %- bzw. 95 %-<br />

Perzentile <strong>der</strong> Einzelwerte 2,5 % bis<br />

8,0 %. Woher kommt diese große<br />

Spanne? Das verwendete <strong>Ableitungsmodell</strong><br />

soll deshalb nachfolgend in den<br />

einzelnen Wertermittlungsansätzen<br />

hinsichtlich Plausibilität, Nachvollziehbarkeit<br />

und Marktnähe beschrieben<br />

und analysiert werden.<br />

3 Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Liegen</strong>schaftszinssätze<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> signifikanten<br />

Abhängigkeiten<br />

Erstmalig in <strong>der</strong> Auswertepraxis des GAA<br />

Berlin ist, bei <strong>der</strong> Ableitung von <strong>Liegen</strong>schaftszinssätzen,<br />

nicht mehr <strong>der</strong> Reinertragsanteil,<br />

son<strong>der</strong>n die in <strong>der</strong> breiten<br />

Fachwelt allgemein anerkannte Abhängigkeit<br />

von <strong>der</strong> Miethöhe maßgeblich. Je<br />

höher die Objektmiete ist, desto größer<br />

ist <strong>der</strong> <strong>Liegen</strong>schaftszinssatz und je geringer<br />

die Objektmiete ist, umso niedriger<br />

ist <strong>der</strong> <strong>Liegen</strong>schaftszinssatz. Die<br />

Umstellung auf die brauchbarere Tabellierung<br />

nach <strong>der</strong> Miethöhe ist zu begrüßen,<br />

wodurch <strong>der</strong> regionale Vergleich zu


<strong>Habath</strong>: Berliner <strong>Liegen</strong>schaftszinssätze für Renditeimmobilien FACHBEITRÄGE<br />

an<strong>der</strong>en bundesweiten Veröffentlichungen<br />

(z. B. an<strong>der</strong>e vergleichbare Großstädte)<br />

erstmalig ermöglicht wird. Allerdings<br />

erfor<strong>der</strong>t dies einen kürzeren Auswerterhythmus,<br />

da die Mieten den sich<br />

verän<strong>der</strong>nden Marktbedingungen unterworfen<br />

und dementsprechend volatil<br />

sind. Lei<strong>der</strong> existieren keine aktuellen<br />

Veröffentlichungen für Objekte <strong>der</strong> Baujahre<br />

ab 1919. Von Seiten <strong>der</strong> Investoren<br />

ist im Zuge <strong>der</strong> Globalisierung <strong>der</strong> Immobilienmärkte<br />

ein steigendes Interesse<br />

nach vergleichbaren Marktdaten feststellbar,<br />

dem mit den bisherigen Veröffentlichungen<br />

nur teilweise entsprochen<br />

wird.<br />

Des Weiteren beziehen sich die <strong>Liegen</strong>schaftszinssätze<br />

nur auf Kauffälle aus<br />

Wohngebieten (W) mit einer gebietstypischen<br />

GFZ von ≥2,0 sowie zum Stichtag<br />

01.01.2007 (Kaufpreismaterial aus<br />

den Jahren 2005 und 2006) mit einem<br />

gewerblichen Mietanteil bis 40 %. Ausgenommen<br />

von <strong>der</strong> Untersuchung waren<br />

sogenannte „Paketverkäufe“.<br />

4 Modellkritik<br />

4.1 Bodenwert<br />

„Umgerechnete Bodenwerte zum Kaufzeitpunkt<br />

(= i. d. R. zeitlich angepasste<br />

Bodenrichtwerte mit Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> tatsächlichen Geschossflächenzahl –<br />

GFZ) unter Berücksichtigung werterhöhen<strong>der</strong>/-min<strong>der</strong>n<strong>der</strong><br />

Merkmale. Der Einfluss<br />

<strong>der</strong> tatsächlichen GFZ wurde Mithilfe<br />

<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Geschäftsstelle des Gutachterausschusses<br />

ermittelten GFZ–Umrechnungskoeffizienten<br />

berücksichtigt.“<br />

Anmerkung:<br />

Die Bodenwertermittlung ist vor dem<br />

Hintergrund <strong>der</strong> hohen Anzahl ausgewerteter<br />

Kauffälle als hinreichend genau<br />

zu bezeichnen. Die vom GAA Berlin<br />

erwähnten werterhöhenden bzw.<br />

-min<strong>der</strong>nden Merkmale gem. § 14 WertV<br />

sind sachverständig im Einzelfall zu<br />

würdigen z. B.:<br />

œ Eckgrundstücke (Wohnstraße/Wohnstraße<br />

bzw. Geschäftsstraße/Wohnstraße<br />

etc.)<br />

œ Grundstücksfläche (Auswertematerial:<br />

Größen von 218 m² bis 1.884 m²)<br />

œ Lageanpassung innerhalb <strong>der</strong> Bodenrichtwertzone<br />

4.2 Rohertrag (Objektmiete)<br />

„Als Roherträge wurden die jährlichen Netto-Kaltmieten<br />

in Ansatz gebracht, so wie sie<br />

dem Gutachterausschuss für Grundstückswerte<br />

in Berlin vom Grundstückseigentümer<br />

zum jeweiligen Kaufvertragszeitpunkt<br />

nachgewiesen worden sind.“<br />

Anmerkung:<br />

Diese Vorgehensweise weicht von den<br />

gesetzlichen Vorgaben gem. § 17 Abs. 1<br />

Satz 1 WertV ab. Dort heißt es:<br />

„Der Rohertrag umfasst alle bei ordnungsgemäßer<br />

Bewirtschaftung und zulässiger<br />

Nutzung nachhaltig erzielbaren<br />

Einnahmen aus dem Grundstück, insbeson<strong>der</strong>e<br />

Mieten und Pachten einschließlich<br />

Vergütungen.“<br />

Bei <strong>der</strong> Ermittlung des Ertragswertes<br />

sind also grundsätzlich nicht die tatsächlichen<br />

Einnahmen, son<strong>der</strong>n die<br />

nachhaltig erzielbaren Einnahmen<br />

anzusetzen. Zur Wahrung <strong>der</strong> Modellkonformität<br />

mit dem <strong>Ableitungsmodell</strong><br />

des GAA Berlin ist hingegen abweichend<br />

von § 17 Abs. 1 WertV die<br />

tatsächliche Netto-Kaltmiete anzusetzen.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> hohen Anzahl ausgewerteter<br />

Kauffälle ist davon auszugehen,<br />

dass die tatsächlichen Mieten im Durchschnitt<br />

dem ortsüblichen Niveau entsprechen.<br />

Bei Objekten mit erheblichen<br />

Mehr-/Min<strong>der</strong>mieten ist daher nicht die<br />

tatsächliche Miete anzusetzen. Zusätz-<br />

lich wäre dieser Umstand sachgemäß in<br />

<strong>der</strong> Bewertung zu berücksichtigen.<br />

Jedoch ist die Vorgehensweise im weitgehend<br />

vergleichbaren <strong>Ableitungsmodell</strong><br />

des Landes Brandenburg als praktikabler<br />

anzusehen. Hier wird als<br />

Grundlage für den Rohertrag die ortsübliche<br />

Vergleichsmiete verwendet. Jedoch<br />

erfolgt eine Überprüfung auf<br />

Nachhaltigkeit.<br />

Eine weitere Unsicherheit ergibt sich<br />

aus <strong>der</strong> pauschalen Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Durchschnittsmiete für die leerstehenden<br />

Wohneinheiten. Es kommt nicht<br />

zum Ausdruck, ob <strong>der</strong> Leerstand (hier<br />

vereinzelt bis zu 20 %) auch zusätzlich<br />

als sonstiger wertbeeinflussen<strong>der</strong> Umstand<br />

gem. § 17 Abs. 2 WertV (Min<strong>der</strong>mieten)<br />

berücksichtigt wurde. Grundsätzlich<br />

ist <strong>der</strong> Ansatz <strong>der</strong> Durchschnittsmiete<br />

zu pauschal und wird<br />

häufig dem Einzelfall nicht gerecht. In<br />

<strong>der</strong> Wertermittlungspraxis zeigt sich,<br />

dass <strong>der</strong> Leerstand von Wohnungen<br />

häufig zustandsbedingt ist und nicht allein<br />

mit <strong>der</strong> üblichen Fluktuation begründet<br />

werden kann. In vielen Fällen<br />

werden zur Herstellung eines vermietbaren<br />

Wohnungszustands vermieterseitige<br />

Investitionen notwendig.<br />

Sind z. B. in einem Objekt mit 20 Einheiten<br />

17 Wohnungen mo<strong>der</strong>nisiert<br />

und vermietet und die restlichen 3<br />

Wohnungen stehen wegen des schlechten<br />

Zustands leer, dann ist <strong>der</strong> Ansatz<br />

<strong>der</strong> Miete <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nisierten Woh-<br />

Nettokaltmiete in ¤/m²/Monat<br />

(gewerblicher Anteil = 0 %)<br />

des Nettojahresrohertrags<br />

Summe Wohn- u.<br />

Nutzfläche in m²<br />

3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50<br />

1.000 9,4 8,5 7,8 7,1 6,5 6,0 5,5 5,1<br />

2.000 9,1 8,3 7,5 6,9 6,3 5,8 5,3 4,8<br />

3.000 9,0 8,1 7,4 6,8 6,2 5,7 5,2 4,7<br />

gewerbl. Mietanteil 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 %<br />

Korrekturglie<strong>der</strong> -0,2 -0,4 -0,6 -0,7 -0,9 -1,1<br />

Tab. 2: Verwaltungskosten in % (Auszug, inhaltliche Wie<strong>der</strong>gabe)<br />

Instandhaltungskosten Zuschlag (¤/m²)<br />

Baujahr Wfl. in ¤/m² Nfl. in ¤/m² Zentralheizung Aufzug<br />

bis 1900 11,25 5,60 0,50 0,80<br />

von 1901 bis 1948 10,20 5,10 0,50 0,80<br />

Offene Wageneinstellplätze (je Platz): 32,00 ¤<br />

Garagen und gedeckte Stellplätze (je Platz): 64,00 ¤<br />

Tab. 3: Instandhaltungskosten in ¤/m² (inhaltliche Wie<strong>der</strong>gabe)<br />

Mietausfallwagnis in % <strong>der</strong> jährlichen Netto-Kaltmiete<br />

2 % bei einer Wohnnutzung und 4 % für gewerblichen und sonstige Nutzung<br />

03 | 2008 immobilien & bewerten<br />

121


122<br />

FACHBEITRÄGE <strong>Habath</strong>: Berliner <strong>Liegen</strong>schaftszinssätze für Renditeimmobilien<br />

nungen nicht sachgerecht. <strong>Zum</strong>indest<br />

wären in diesem Fall die Mo<strong>der</strong>nisierungskosten<br />

zusätzlich bei den sonstigen<br />

wertbeeinflussenden Umständen<br />

in Abzug zu bringen und dürfen bei <strong>der</strong><br />

Ableitung des <strong>Liegen</strong>schaftszinssatzes<br />

nicht berücksichtigt werden.<br />

4.3 Bewirtschaftungskosten<br />

„Der Ableitung <strong>der</strong> Reinerträge aus den<br />

Jahresroherträgen (netto) liegen folgende<br />

jährliche Ansätze von Bewirtschaftungskosten<br />

(§ 18 WertV) zugrunde, ...“ (siehe<br />

Tab. 2 f., vgl. ABl. Nr. 29 vom<br />

06.07.2007, S. 1753)<br />

Anmerkung:<br />

Die Ansätze für die Bewirtschaftungskosten<br />

lehnen sich tlw. an die II. BV an,<br />

was weitgehend bundesweit praktiziert<br />

wird. Die Verwaltungskosten sind aus<br />

Sicht des Autors zu fein strukturiert (bei<br />

nahezu je<strong>der</strong> Bewertung muss eine<br />

Kreuzinterpolation erfolgen). Hier würde<br />

ein üblicherweise angesetzter Absolutbetrag<br />

pro Mieteinheit dem Marktgeschehen<br />

eher entsprechen und nachvollziehbarer<br />

sein. Diese Vorgehensweise<br />

ist ebenfalls in <strong>der</strong> II. BV vorgesehen,<br />

welche für die übrigen Ansätze als<br />

Grundlage herangezogen wird.<br />

Bei den Verwaltungskosten werden<br />

Korrekturen für einen gewerblichen<br />

Mietanteil von 50 % bzw. 60 % mitgeteilt,<br />

obwohl die veröffentlichten <strong>Liegen</strong>schaftszinssätze<br />

nur für Objekte bis<br />

40 % gewerblicher Miet(ertrags)anteil<br />

anzuwenden sind.<br />

4.4 Restnutzungsdauer<br />

Die Restnutzungsdauer wurde vom<br />

GAA Berlin gem. Tab. 4 angesetzt<br />

(Zahlen gemäß Berichtigung vom<br />

11.07.2007 zur Veröffentlichung <strong>der</strong><br />

<strong>Liegen</strong>schaftszinssätze).<br />

Anmerkung:<br />

Es handelt sich um, nach tatsächlichem<br />

Baualter gestaffelte, fest vorgegebene<br />

Restnutzungsdauern. Hierzu ein Beispiel:<br />

Besitzt ein ca. 120 Jahre altes Gebäude,<br />

welches vollständig saniert und umfangreich<br />

mo<strong>der</strong>nisiert wurde, tatsächlich<br />

eine wirtschaftliche Restnutzungs-<br />

03 | 2008 immobilien & bewerten<br />

dauer von nur 30 Jahren (20 Jahre aus<br />

Tabelle + 10 Jahre Zuschlag für ZH und<br />

Bä<strong>der</strong>) und dagegen ein jüngeres Gebäude<br />

mit einem Alter von nur 85 Jahren,<br />

welches analog und gleichwertig<br />

dem älteren saniert und umfangreich<br />

mo<strong>der</strong>nisiert wurde eine Restnutzungsdauer<br />

von 45 Jahren? Wie ist <strong>der</strong> Unterschied<br />

für gleichartig sanierte und mo<strong>der</strong>nisierte<br />

Objekte praktisch erklärbar?<br />

Eine Differenzierung des Bauzustandes<br />

in nur 3 Zustandsnoten ist nicht ausreichend<br />

und marktgerecht. Des Weiteren<br />

stellt sich die Frage, ob ein Objekt mit<br />

schlechtem Bauzustand nicht von jedem<br />

wirtschaftlich handelnden Marktteilnehmer<br />

zunächst in einen Zustand gebracht<br />

wird, <strong>der</strong> heutigen Wohnverhältnissen<br />

genügt, um dauerhaft nachhaltige<br />

Einnahmen zu sichern? Diesbezüglich<br />

sollte sich das Modell mehr am Markt<br />

orientieren bzw. sollte angesichts <strong>der</strong><br />

hohen Kauffallzahl auf eine Auswertung<br />

von Objekten mit schlechtem Bauzustand<br />

verzichtet werden.<br />

Die vorgegebenen Restnutzungsdauern<br />

können im Einzelfall mit nur 10 Jahren<br />

bzw. mit nur 5 Jahren (schlechter Bauzustand<br />

mit Podesttoilette) in die Bewertung<br />

eingehen. Hier spielt die sogenannte<br />

„Vervielfältigerfalle“ bei kurzen<br />

Restnutzungsdauern eine maßgebliche<br />

Rolle, welche aus fehlertheoretischer<br />

Sicht unbedingt zu vermeiden ist. Beispielsweise<br />

ergibt sich bei 4 % <strong>Liegen</strong>schaftszinssatz<br />

und einer Restnutzungsdauer<br />

von 5 Jahren ein Vervielfältiger<br />

von 4,45, dagegen bei 10 Jahren ein nahezu<br />

verdoppelter Vervielfältiger von<br />

8,11 und das bei einem Unterschied in<br />

<strong>der</strong> Restnutzungsdauer von nur 5 Jahren.<br />

Demgegenüber ist zu beachten,<br />

dass die Restnutzungsdauer nicht so<br />

genau eingeschätzt werden kann. Dies<br />

würde eine Genauigkeit vortäuschen,<br />

die tatsächlich nicht gegeben ist. Des<br />

wirtschaftliche Restnutzungsdauer<br />

bei Zustandsnote<br />

1 2 3<br />

Baualter gut normal schlecht<br />

85 – 89 35 30 25<br />

90 – 99 30 25 20<br />

100 – 119 25 20 15<br />

120 – 139 20 15 10<br />

140 – 149 – – 10<br />

Legende: EH/ZH = Etagen-/Zentralheizung;<br />

OH = Ofenheizung; IT = Innentoilette;<br />

PT = Podesttoilette<br />

Tab. 4: Restnutzungsdauer von Altbauten (Baujahr bis 1918)<br />

Weiteren gelten in <strong>der</strong> einschlägigen<br />

Fachwelt Objekte mit Restnutzungsdauer<br />

von


<strong>Habath</strong>: Berliner <strong>Liegen</strong>schaftszinssätze für Renditeimmobilien FACHBEITRÄGE<br />

<strong>Liegen</strong>schaftszinssätze relativ unpraktikabel<br />

anzuwenden. In den meisten Fällen<br />

sind vom tabellierten Ausgangswert<br />

mehrere Korrekturen anzubringen, was<br />

im Ergebnis zu Werten außerhalb <strong>der</strong><br />

veröffentlichten Spannenwerte führen<br />

kann. Unsicherheiten ergeben sich auch<br />

durch die notwendige sachverständige<br />

Einschätzung bei den einzelnen Korrekturschritten,<br />

da die Veröffentlichung<br />

aufgrund <strong>der</strong> Angabe „bis zu“ einen Beurteilungsspielraum<br />

lässt, was letztlich<br />

dazu führt, dass alle Korrekturglie<strong>der</strong><br />

sachverständig eingeschätzt werden.<br />

Aus fehlertheoretischer Sicht vergrößern<br />

sich die bei einer Mehrzahl von<br />

Einzelschätzungen die Unsicherheiten<br />

und demzufolge die Aussagekraft des<br />

Ergebnisses.<br />

Zusammenstellung <strong>der</strong> veröffentlichten<br />

Korrekturen (vgl. ABl. Nr. 29 vom<br />

06.07.2007):<br />

œ tatsächliche GFZ<br />

(635 Kauffälle):<br />

bei niedrigerer GFZ<br />

leichte Erhöhung des<br />

<strong>Liegen</strong>schaftszinssatzes (bis zu +0,2)<br />

bei höherer GFZ leichte<br />

Absenkung des <strong>Liegen</strong>schaftszinssatzes<br />

(bis zu –0,7)<br />

œ Baujahr ab 1900<br />

(307 Kauffälle):<br />

leichte Erhöhung des<br />

<strong>Liegen</strong>schaftszinssatzes (bis zu +0,6)<br />

œ Lage im Ostteil Berlins<br />

(167 Kauffälle):<br />

leichte Absenkung des<br />

<strong>Liegen</strong>schaftszinssatzes (bis zu –0,8)<br />

œ besserer baulicher Unterhaltungszustand<br />

(74 Kauffälle):<br />

leichte Absenkung des<br />

<strong>Liegen</strong>schaftszinssatzes (bis zu –0,5)<br />

œ mittlere stadträumliche<br />

Wohnlage<br />

(88 Kauffälle):<br />

leichte Absenkung des<br />

<strong>Liegen</strong>schaftszinssatzes (bis zu –0,5)<br />

gute stadträumliche<br />

Wohnlage (52 Kauffälle):<br />

deutliche Absenkung des<br />

<strong>Liegen</strong>schaftszinssatzes (bis zu –1,8)<br />

Anmerkung:<br />

Ist ein <strong>Liegen</strong>schaftszinssatz von 2,9 %<br />

ein sachgerechtes Ergebnis? Auch wenn<br />

hier die möglichen, nachteiligen Eigen-<br />

Praxistest<br />

Zu bewerten ist ein Mietwohn- und -geschäftshaus in Prenzlauer Berg, Sredzkistraße,<br />

ohne Sanierungsgebiet, mittlere Wohnlage, Baujahr vor 1900, GFZ 3,0,<br />

guter baulicher Zustand, Mietenniveau im Durchschnitt bei 5,50 ¤/m², 15 % gewerblicher<br />

Mietanteil, Wertermittlungsstichtag im Dezember 2007<br />

Abgeleiteter <strong>Liegen</strong>schaftszinssatz gemäß Modellvorgabe des GAA Berlin:<br />

Ausgangswert: 4,1 % (tabellierter Ausgangswert,<br />

interpoliert)<br />

Korrekturglie<strong>der</strong>:<br />

Höhere GFZ –0,2 % (bis zu –0,7)<br />

Lage im Ostteil –0,4 % (bis zu –0,8)<br />

Mittlere Wohnlage –0,4 % (bis zu –0,5)<br />

Besserer Zustand –0,2 % (bis zu –0,5)<br />

Stichtag (4. Quartal 07) 0,0 % (nach Einschätzung <strong>der</strong> SV)<br />

Gewerblicher Mietanteil ? % (k. A.)<br />

Objektangepasster <strong>Liegen</strong>schaftszinssatz 2,9 %<br />

schaften kulminieren, ist eine sachgerechte<br />

Anwendung <strong>der</strong> Vielzahl von Korrekturglie<strong>der</strong>n<br />

nicht möglich. Einzelkorrekturen<br />

von 40 % und mehr, gemessen<br />

am Ausgangsliegenschaftszinssatz (z. B.<br />

4,6 % zu 1,8 % für gute Wohnlage), können<br />

zu keinem plausiblen Ergebnis führen,<br />

zumal weitere Korrekturglie<strong>der</strong> anzubringen<br />

sind. Die genaue Anwendung <strong>der</strong><br />

Korrekturglie<strong>der</strong> ist ebenfalls kritisch zu<br />

betrachten. Mit den Angaben <strong>der</strong> Korrekturglie<strong>der</strong><br />

„bis zu“ ist keine genaue, modellkonforme<br />

Anwendung möglich.<br />

Die veröffentlichten <strong>Liegen</strong>schaftszinssätze<br />

beziehen sich auf den Stichtag<br />

01.01.2007. Wie bereits im Abschnitt 3<br />

erläutert, sind die Mieten verän<strong>der</strong>nden<br />

Marktbedingungen unterworfen und<br />

dementsprechend volatil. Des Weiteren<br />

werden vom GAA Berlin Korrekturen<br />

(bis +2,5 % für das 1. bis 3. Quartal 2005)<br />

für zurückliegende Stichtage mitgeteilt.<br />

Der GAA Berlin konnte demnach eine<br />

zeitliche Abhängigkeit des <strong>Liegen</strong>schaftszinssatzes<br />

feststellen. Für Stichtage<br />

nach <strong>der</strong> letzten Ableitung<br />

(01.01.2007) kann eine zusätzliche<br />

Marktanpassung nach WertV erfor<strong>der</strong>lich<br />

sein, wenn eine Entwicklung <strong>der</strong><br />

Kaufpreise von Ertragsgrundstücken<br />

stattgefunden hat. Da sich <strong>der</strong> Markt<br />

für Renditeimmobilien im Jahre 2007<br />

spürbar beruhigt hat, ist hier mit entsprechendem<br />

Sachverstand vorzugehen.<br />

Eine einfache Fortschreibung <strong>der</strong><br />

mitgeteilten Korrekturen wäre nicht<br />

angemessen.<br />

Die fehlende Angabe für einen gewerblichen<br />

Mietanteil (Ausgangswert ohne<br />

Gewerbe) ist nicht erklärbar, da es sich<br />

hier um <strong>Liegen</strong>schaftszinssätze für<br />

Mietwohnhäuser und Mietwohngeschäftshäuser<br />

handelt und in diesem<br />

Segment des Berliner Grundstücksmarkts<br />

üblicherweise ein gewerblicher<br />

Mietanteil vorhanden ist. Die <strong>Liegen</strong>schaftszinssätze<br />

sollen auch für Objekte<br />

bis zu einem gewerblichen Mietanteil<br />

von 40 % angewendet werden. Muss<br />

hier eine freie (mit „intersubjektivem“<br />

Sachverstand) Schätzung erfolgen? Der<br />

gewerbliche Anteil ist in Berlin ein<br />

maßgeblicher Faktor.<br />

6 Vergleich (Gegenüberstellung) mit<br />

den veröffentlichten Ertragsfaktoren<br />

des GAA Berlin<br />

Durch den GAA Berlin wurden im<br />

Grundstücksmarktbericht Berlin<br />

2006 / 2007 Ertragsfaktoren für den<br />

identischen Grundstücksteilmarkt <strong>der</strong><br />

Altbauten, Baujahr vor 1919, Mietwohnhaus<br />

mit gewerblichen Nutzungsanteil<br />

veröffentlicht (inhaltliche<br />

Wie<strong>der</strong>gabe, siehe Tab. 5)<br />

Die im Grundstücksmarktbericht<br />

2006 / 2007 enthaltenen, durchschnittlichen<br />

Ertragsfaktoren stehen z. T. im<br />

Wi<strong>der</strong>spruch zu den veröffentlichten<br />

<strong>Liegen</strong>schaftszinssätzen, was nicht<br />

nachvollziehbar ist, da das zugrunde<br />

gelegte Kaufpreismaterial bei <strong>der</strong> Veröffentlichung<br />

aus den Jahren<br />

2005 / 2006 stammt und somit weitgehend<br />

identisch sein sollte.<br />

Grundsätzlich sollten sich auf beiden<br />

Wegen für das unterstellte, durchschnittliche<br />

Objekt gleiche bzw. ähnliche<br />

Ertragswerte ergeben. Der entstehende<br />

tlw. erhebliche Unterschied im<br />

03 | 2008 immobilien & bewerten<br />

123


124<br />

FACHBEITRÄGE <strong>Habath</strong>: Berliner <strong>Liegen</strong>schaftszinssätze für Renditeimmobilien<br />

Vergleich <strong>der</strong> Veröffentlichungen kann<br />

nicht nachvollzogen werden.<br />

Die Unsicherheiten im Umgang mit<br />

den für die Wertermittlung veröffentlichten<br />

Daten werden noch verstärkt,<br />

wenn <strong>der</strong> Faktor „Lage im Ostteil“ betrachtet<br />

wird. Während bei <strong>der</strong> Heranziehung<br />

<strong>der</strong> <strong>Liegen</strong>schaftszinssatz-Veröffentlichung<br />

für die Lage im Ostteil<br />

<strong>der</strong> Stadt eine Dämpfung des Zinssatzes<br />

von bis zu –0,8 % (� höheres Vielfaches<br />

als im Westteil) vorzunehmen<br />

ist, liegen die im Grundstücksmarktbericht<br />

veröffentlichten Ertragsfaktoren<br />

für die Kategorie 2 im Ostteil tlw. deutlich<br />

unter denen im Westteil (� niedrigeres<br />

Vielfaches als im Westteil).<br />

Auf Grundlage <strong>der</strong> veröffentlichten<br />

<strong>Liegen</strong>schaftszinssätze des GAA Berlin<br />

ergeben sich höhere Ertragsfaktoren<br />

als im Grundstücksmarktbericht angegeben,<br />

was auf die relativ geringen<br />

(modellbedingten) <strong>Liegen</strong>schaftszinssätze<br />

zurückzuführen ist.<br />

7 Fazit<br />

Eine Anwendung im Bereich um den jeweiligen<br />

Mittelwert <strong>der</strong> ausgewerteten<br />

Kaufpreise führt i. d. R. zu marktgerechten<br />

Ergebnissen. Im Rahmen <strong>der</strong> grundstücksbezogenen<br />

Anwendung kann bei<br />

Fällen mit mehreren notwendigen Korrekturen<br />

eine sachgerechte Anwendung<br />

u. U. nicht mehr erfolgen, worauf auch<br />

<strong>der</strong> GAA Berlin hinweist:<br />

„Je größer die Abweichung <strong>der</strong> Merkmale<br />

beim Bewertungsobjekt von den typischen<br />

Merkmalen ist, umso ungenauer wird die<br />

Aussage für den <strong>Liegen</strong>schaftszinssatz.“<br />

03 | 2008 immobilien & bewerten<br />

Ertragsfaktor / Westteil Ertragsfaktor / Ostteil<br />

Ausstattung Lage 2005 2006 2005 2006<br />

Kategorie 1 1) mittlere<br />

10,1-fach 11,9-fach 10,7-fach 12,3-fach<br />

Ausstattung Kategorie 2 2) 12,3-fach 12,3-fach 10,5-fach 10,6-fach<br />

Kategorie 1 1) Komfort-<br />

10,7-fach 12,3-fach 13,2-fach 15,1-fach<br />

ausstattung Kategorie 2 2) 13,1-fach 14,4-fach 11,4-fach 13,1-fach<br />

1) West: Tiergarten, Kreuzberg, Wedding, Spandau, Tempelhof, Neukölln, Reinickendorf<br />

Ost: Mitte, Prenzlauer Berg, Pankow<br />

2) West: Charlottenburg, Schöneberg, Steglitz, Wilmersdorf, Zehlendorf<br />

Ost: Friedrichshain, Treptow, Köpenick, Lichtenberg, Weißensee, Marzahn, Hellersdorf, Hohen-<br />

schönhausen<br />

Tab. 5: Ertragsfaktoren<br />

Hauptursache einer nicht sachgerechten<br />

Anwendung <strong>der</strong> <strong>Liegen</strong>schaftszinssätze<br />

ist die Vielzahl <strong>der</strong> einzelnen Korrekturglie<strong>der</strong><br />

i. V. m. ihrer entsprechenden<br />

Höhe sowie fehlen<strong>der</strong> Korrekturglie<strong>der</strong><br />

(z. B. gewerblicher Anteil,<br />

schlechter Bauzustand etc.).<br />

Die Eingangswerte, wie <strong>der</strong> Ansatz <strong>der</strong><br />

tatsächlichen Mieten sowie die im Modell<br />

vorgegebenen Restnutzungsdauern,<br />

die modelltheoretisch eine zu hohe Fehleranfälligkeit<br />

besitzen, und die nicht<br />

ausreichende Würdigung <strong>der</strong> sonstigen<br />

wertbeeinflussenden Umstände sind<br />

kritisch zu hinterfragen.<br />

Es wäre zu Gunsten <strong>der</strong> Aussagekraft<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse zu überlegen, ob nicht<br />

eine detailliertere Nachbewertung einer<br />

geringeren Anzahl von Objekten – gegenüber<br />

einem groben Auswertungsmodell<br />

für eine große Zahl von Kauffällen<br />

– zu einer besseren Qualität <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

führen könnte.<br />

Linktipp<br />

Die <strong>Liegen</strong>schaftszinssätze 2007 Altbauten<br />

finden Sie im Internet unter<br />

www.gutachterausschuss-berlin.de.<br />

Immobilienwirt (Dipl.-E.I.A)<br />

<strong>Andreas</strong> <strong>Habath</strong>, Zertifizierter Sachverständiger<br />

für Immobilienbewertung ZIS<br />

Sprengnetter Zert (TGA),<br />

Sprengnetter Immobilienbewertung,<br />

Mohrenstraße 32, 10117 Berlin ■

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