Geographie und Fächer übergreifender Unterricht - Drei
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<strong>Geographie</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Fächer</strong> <strong>übergreifender</strong> <strong>Unterricht</strong><br />
Teilmodul:<br />
VL Regionale Systemanalyse / <strong>Geographie</strong>didaktik II<br />
im Modul 6: <strong>Geographie</strong>didaktik 2<br />
Prof. Dr. Detlef Kanwischer<br />
(09.05.2011)
Termine <strong>und</strong> Inhalte der VL<br />
Sitzung<br />
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
05<br />
06<br />
07<br />
08<br />
09<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
Datum<br />
26.04.<br />
03.05.<br />
10.05.<br />
17.05.<br />
24.05.<br />
31.05.<br />
07.06.<br />
14.06.<br />
21.06.<br />
28.06.<br />
05.07.<br />
12.07.<br />
19.07.<br />
Thema<br />
Organisatorisches<br />
Vortrag: Das Grüne Klassenzimmer – Konzept <strong>und</strong> Wirkungen<br />
Bildungsstandards <strong>und</strong> Kompetenzen<br />
<strong>Geographie</strong> <strong>und</strong> <strong>Fächer</strong> <strong>übergreifender</strong> <strong>Unterricht</strong><br />
Vortrag: Düngemittel – kein langweiliges Thema im <strong>Unterricht</strong><br />
Syndromkonzept / Vernetztes Denken<br />
Rekonstruktion, Dekonstruktion <strong>und</strong> Konstruktion<br />
Handlungsorientierter <strong>Unterricht</strong><br />
Pfingsten<br />
Vortrag: Qualitative Forschungsmethoden im <strong>Unterricht</strong> - Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong><br />
praxiserprobte Anwendungen<br />
Vortrag: Lernen in authentischen Kontexten<br />
Perspektivenwechsel, Reflexion <strong>und</strong> Raumperspektiven<br />
Vortrag: (Des-)Orientierung? Reflexive Geomedienarbeit im schulischen Kontext<br />
Verständnisintensives, imaginatives, narratives Lernen
Gliederung<br />
1. Zusammenfassung der letzten Sitzung<br />
(Bildungsstandards <strong>und</strong> Kompetenzmodelle)<br />
2. FüU: Einführung<br />
3. FüU: Historische, curriculare <strong>und</strong> bildungspolitische Dimensionen<br />
4. FüU: Bildungsziele <strong>und</strong> Systematisierungsversuche<br />
5. FüU: Offene Baustellen
1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Bildungsstandards <strong>und</strong> Kompetenzmodelle)<br />
Kompetenz:<br />
„die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven<br />
Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die<br />
damit verb<strong>und</strong>enen motivationalen, volitionalen <strong>und</strong> sozialen Bereitschaften<br />
<strong>und</strong> Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich<br />
<strong>und</strong> verantwortungsvoll nutzen zu können“.<br />
(Franz E. Weinert (Hrsg.): Leistungsmessung in Schulen. Weinheim <strong>und</strong> Basel: Beltz, 2001: 27f. )
1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Bildungsstandards <strong>und</strong> Kompetenzmodelle)<br />
Quelle: DGfG (2007): Bildungsstandards im Fach <strong>Geographie</strong> für den mittleren Schulabschluss. PPP im Rahmen des Deutschen Geographentages 2007.<br />
Online: http://compute.ku-eichstaett.de/hgd/images/content/pdf/Bildungsstandards/Bildungsstandards%20Onlinefassung%20Dezember08.pdf (Zugriff: 5.5.2010)
1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Bildungsstandards <strong>und</strong> Kompetenzmodelle)<br />
Wie sind die Bildungsstandards aufgebaut ?<br />
Bildungsbeitrag / Kompetenzbereiche / Standards / Aufgabenbeispiele<br />
Welche besonderen Akzente gibt es?<br />
Neben Fachwissen, Methoden, Kommunikation <strong>und</strong> Bewertung Räumliche<br />
Orientierung <strong>und</strong> Handlung
1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Bildungsstandards <strong>und</strong> Kompetenzmodelle)<br />
Systemkonzept � Struktur / Funktion / Prozesse<br />
(Quelle: DGfG (2007): Bildungsstandards im Fach <strong>Geographie</strong> für den mittleren Schulabschluss.
1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Bildungsstandards <strong>und</strong> Kompetenzmodelle)<br />
(Quelle: DGfG (2007): Bildungsstandards im Fach <strong>Geographie</strong> für den mittleren Schulabschluss.
1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Bildungsstandards <strong>und</strong> Kompetenzmodelle)<br />
Zielsetzung:<br />
Die Veranschaulichung <strong>und</strong><br />
Konkretisierung der Standards<br />
Wirkung:<br />
nach außen: fachpolitische Wirkung<br />
nach innen: beispielhafte Konkretisierung<br />
der Kompetenzorientierung<br />
Gr<strong>und</strong>sätze der Konzeption<br />
• Lebensbedeutsamer Kontext<br />
• Problemorientierung<br />
• Roter Faden<br />
• Verschiedene Aufgabentypen<br />
• Operatoren<br />
• Anforderungsbereiche<br />
(Quelle: DGfG (2007): Bildungsstandards im Fach <strong>Geographie</strong> für den mittleren Schulabschluss.
1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Bildungsstandards <strong>und</strong> Kompetenzmodelle)<br />
(Quelle: DGfG (2007): Bildungsstandards im Fach <strong>Geographie</strong> für den mittleren Schulabschluss.
1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Bildungsstandards <strong>und</strong> Kompetenzmodelle)<br />
Warum Bildungsstandards?<br />
Sicherung von Qualität schulischer Bildung<br />
Vergleichbarkeit schulischer Abschlüsse<br />
interne <strong>und</strong> externe Evaluation<br />
Wem nützen Bildungsstandards?<br />
Lehrende � Analyse, Planung <strong>und</strong> Überprüfung der <strong>Unterricht</strong>sarbeit<br />
Lernende � Orientierung <strong>und</strong> Transparenz hinsichtlich Leistungserwartungen<br />
Schulaufsicht � Systemkontrolle
1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Bildungsstandards <strong>und</strong> Kompetenzmodelle)<br />
Argumente für die Einführung von Bildungsstandards:<br />
Vergleichbarkeit<br />
Vermeidung der Nivellierung<br />
Qualitätsmanagement möglich<br />
Vertrauen der Öffentlichkeit in das Bildungssystem wird gestärkt<br />
Transparenz<br />
Leistungswettbewerb auf allen Ebenen � „Leistung muss sich wieder bezahlt<br />
machen“ (konservativ)<br />
Methodische Gestaltungsfreiheit<br />
Argumente gegen die Einführung von Bildungsstandards:<br />
Heterogenität schwer zu berücksichtigen<br />
Leistungswettbewerb auf allen Ebenen � „Leistung muss sich wieder bezahlt<br />
machen“ � Werteverlust (Sozial)<br />
Teaching for the test<br />
Exklusion wenn Standard nicht erreicht<br />
Schulanforderungen gehen nach unten<br />
Rankingmentalität<br />
Schere klafft auseinander
1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Bildungsstandards <strong>und</strong> Kompetenzmodelle)<br />
Kritikpunkte:<br />
• keine Testkultur bzw. Schulrankingkultur in Deutschland<br />
• Berücksichtigung des sozialen <strong>und</strong> kulturellen Hintergr<strong>und</strong>es der getesteten<br />
Schüler � Fairness des Vergleichs<br />
• Outputsteuerung � Lehrkräfte <strong>und</strong> Schüler richten sich kognitiv <strong>und</strong><br />
motivational darauf ein, dass <strong>und</strong> wie getestet wird<br />
• Ohne klare Zweckbestimmung verkommt Rechenschaft zum Ritual � die<br />
Akzeptanz von Leistungstests steigt mit der positiven Erfahrung der<br />
Verwendbarkeit der Resultate
1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Bildungsstandards <strong>und</strong> Kompetenzmodelle)<br />
Entwicklung von Kompetenzmodellen<br />
• Kompetenzstrukturmodelle<br />
• Kompetenzstufenmodelle<br />
• Kompetenzentwicklungsmodelle
1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Bildungsstandards <strong>und</strong> Kompetenzmodelle)<br />
Reflexive Kartenkompetenz – Kompetenzniveaumodell<br />
Entwurf: Gryl <strong>und</strong> Kanwischer, 2010
1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Bildungsstandards <strong>und</strong> Kompetenzmodelle)<br />
Was werden diese Modelle für den Schulalltag leisten, wenn sie eines Tages<br />
empirisch validiert sein sollten?<br />
� Kognitives Niveau <strong>und</strong> Strukturelement<br />
� Kompetenztheoretisches Baukastensystem<br />
Nichts über die weiteren steuernden Variablen des Lernprozesses, wie z.B.<br />
Motivation, Selbststeuerungsfähigkeit, Problemlösefähigkeit, Werte,<br />
Sozialverhalten, Persönlichkeit oder Metakompetenzen, ausgesagt.<br />
Kompetenz: „die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven<br />
Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit<br />
verb<strong>und</strong>enen motivationalen, volitionalen <strong>und</strong> sozialen Bereitschaften <strong>und</strong><br />
Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich <strong>und</strong><br />
verantwortungsvoll nutzen zu können“.<br />
(Franz E. Weinert (Hrsg.): Leistungsmessung in Schulen. Weinheim <strong>und</strong> Basel: Beltz, 2001: 27f. )
1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Bildungsstandards <strong>und</strong> Kompetenzmodelle)<br />
Warum Kompetenzmodelle so <strong>und</strong> nicht anders?<br />
„Im Sinne einer inhaltlichen Fokussierung des SPP beschränkt sich der hier<br />
verwendete Kompetenzbegriff auf kognitive Dispositionen“ (Klieme <strong>und</strong> Leutner,<br />
2006, S. 4).<br />
Forschungsstrategischen Gründe � Wissen über den Zusammenhang zwischen<br />
lebensweltlichen Kontexten <strong>und</strong> Lernleistungen noch unzureichend erforscht<br />
Für Schulpraxis � Denken außerhalb der DFG-Kompetenzbox<br />
Das Konstrukt der Performanz
1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Bildungsstandards <strong>und</strong> Kompetenzmodelle)<br />
Kompetenz<br />
Performanz<br />
„Jegliche Theorie der Performanz enthält eine – mehr oder weniger<br />
explizite oder implizite – Theorie von Kompetenz als einen ihrer<br />
Bestandteile.“<br />
(Erpenbeck & von Rosenstiel 2007, XVIII)
1. Zusammenfassung der letzten Sitzung (Bildungsstandards <strong>und</strong> Kompetenzmodelle)<br />
Kompetenz<br />
Performanz<br />
Das Gegenstück zur Performanz ist nach Noam Chomsky<br />
(1978) die Kompetenz. Sie bezeichnet das unbewusste<br />
Wissen eines Sprechers über seine Sprache.
2. FüU: Einführung<br />
Technik: Technische Konzepte für umweltschonende Transportmittel in der<br />
Stadt.<br />
Deutsch: „Berlin Alexanderplatz“, Roman von Alfred Döblin.<br />
Sport: Städtischer Orientierungslauf.<br />
Biologie: Pflanzen in der Stadt.<br />
Physik: Energieversorgung in der Stadt.<br />
Latein: Karthago. Eine Millionenstadt der Antike.<br />
Fokussierung auf Gegenstand / Begriff „Stadt“<br />
Musik: „Aufstieg <strong>und</strong> Fall der Stadt Mahagonny“, Oper von Brecht.<br />
Religion: Die heilige Stadt Jerusalem.<br />
Mathematik: Anfertigen von Bevölkerungsdiagrammen zur Stadtentwicklung.<br />
Geschichte: Rom. Eine Millionenstadt in der Antike.<br />
Kunst: Malen eines „Stadt“Bildes.<br />
Ethik: Kulturelle Verständigung in der Stadt.<br />
Chemie: Wasserversorgung in der Stadt.
2. FüU: Einführung<br />
Wir haben es hier mit einer assoziativen <strong>und</strong> additiven Zusammenstellung von<br />
Gegenständen zu tun, die erst einmal völlig losgelöst voneinander sind!<br />
Die verschiedenen <strong>Fächer</strong> können bei solch einem Vorgehen nur aufgr<strong>und</strong><br />
einer fehlenden Problemstellung ihren Beitrag leisten,<br />
Besondere Bedeutung der Begriffe Problemorientierung <strong>und</strong> Lebens- <strong>und</strong><br />
Erfahrungswelt der Schüler aus lernpsychologischer Sicht:<br />
Lehrende sollen „Probleme in den Mittelpunkt ihres <strong>Unterricht</strong>s stellen, die<br />
entweder authentisch sind oder Bezug zu authentischen<br />
Situationen/Ereignissen haben, für die Lernenden relevant sind, eine<br />
gewisse Aktualität haben <strong>und</strong> deshalb neugierig <strong>und</strong> auch betroffen<br />
machen“<br />
(Reinmann-Rothmeier & Mandl, 2001, S. 626).
2. FüU: Einführung<br />
<strong>Fächer</strong><strong>übergreifender</strong> <strong>Unterricht</strong> I - Geo- <strong>und</strong> Naturwissenschaften<br />
<strong>Fächer</strong><strong>übergreifender</strong> <strong>Unterricht</strong> II - <strong>Geographie</strong> <strong>und</strong> Sozialwissenschaften
2. FüU: Einführung<br />
Bsp. aus <strong>Fächer</strong><strong>übergreifender</strong> <strong>Unterricht</strong> I - Geo- <strong>und</strong> Naturwissenschaften:<br />
Hofmann (2004): „Kochen mit dem Kochspiegel. Praktische Erarbeitung –<br />
Solarenergie im <strong>Fächer</strong>übergriff“<br />
• <strong>Fächer</strong> übergreifende Verknüpfung zwischen physischer <strong>Geographie</strong>,<br />
Geschichte <strong>und</strong> der Physik.<br />
• Die Schüler bauen einen Solarkocher, kommentieren die Archimedes-Sage,<br />
setzen sich mit dem Reflexionsgesetz <strong>und</strong> der Bedeutung von<br />
Kochspiegeln für die Vegetation in Wüstengebieten auseinander.<br />
• Fazit: Die einzelnen Themen stehen verbindungslos nebeneinander. Eine<br />
Problemstellung fehlt.<br />
Schüler evt. begeistert von den Möglichkeiten der Solarenergie. Zugleich auch<br />
Physik <strong>und</strong> Geschichte gelernt,<br />
aber<br />
nichts erfahren über die Lebensweise der Nomaden, über die kulturelle<br />
Bedeutung des <strong>Drei</strong>-Punkt-Feuers in Afrika <strong>und</strong> über Angepasste<br />
Technologie.
2. FüU: Einführung<br />
Wie kommt es, dass das die <strong>Unterricht</strong>sbeispiele zum <strong>Fächer</strong> übergreifenden<br />
Lernen oftmals kaum die Erwartungen an <strong>Fächer</strong> übergreifenden <strong>Unterricht</strong>,<br />
wie Ganzheitliches Lernen, Problemorientiertes Lernen, Reflexives Lernen<br />
<strong>und</strong> Heterogenität (vgl. Huber, 1998, S. 24 – 30) erfüllt?<br />
Gerade dem Schulfach <strong>Geographie</strong> wird doch als „Schlüsselfach“ (Köck, 1993)<br />
<strong>und</strong> „Erdwissenschaftliches Zentrierungsfach“ (Richter, 1993) bestätigt, das<br />
es in sich „bereits interdisziplinär <strong>und</strong> fächerübergreifend angelegt“ ist <strong>und</strong><br />
„insofern ist der fächerüberschreitende Ansatz für den <strong>Geographie</strong>unterricht<br />
aus den eigenen Zielsetzungen heraus selbstverständlich“ (Kirchberg, 1998,<br />
S. 3).<br />
Es gibt nicht das prädestinierte Fach für <strong>Fächer</strong> übergreifenden <strong>Unterricht</strong>!<br />
Es kommt vielmehr auf die Umsetzung an!
3. Historische, curriculare <strong>und</strong> bildungspolitische Dimensionen<br />
Was ist der Sinn des schulischen <strong>Fächer</strong>kanons?<br />
Diese Frage ist eng verknüpft mit historischen Entwicklungen <strong>und</strong><br />
bildungspolitischen Entscheidungen, in deren Zuge sich curriculare<br />
Standards herausbilden.<br />
Antike System der „septem artes liberales“ � erster <strong>und</strong> einflussreichster<br />
<strong>Fächer</strong>kanon der westlichen Welt<br />
„Sieben freien Künste“ bzw. „Könnensbereiche“ waren eingeteilt in den <strong>Drei</strong>weg<br />
(Trivium) mit den <strong>Fächer</strong>n Dialektik, Rhetorik <strong>und</strong> Grammatik <strong>und</strong> den<br />
Vierweg (Quadrium) mit den <strong>Fächer</strong> Musik, Astronomie, Geometrie <strong>und</strong><br />
Arithmetik. (Gr<strong>und</strong>lage für das Studium an der Universität)<br />
Mit Beginn der Entdeckungsreisen <strong>und</strong> der Reformation wurde der<br />
<strong>Fächer</strong>kanon stetig verändert. So kamen beispielsweise die <strong>Fächer</strong> Deutsch<br />
<strong>und</strong> Physik hinzu <strong>und</strong> die vier <strong>Fächer</strong> des Quadriviums wurden in das Fach<br />
Mathematik integriert (vgl. Memmert, 1994 <strong>und</strong> Memmert 1997).
3. Historische, curriculare <strong>und</strong> bildungspolitische Dimensionen<br />
Entwicklung des schulischen <strong>Fächer</strong>kanon ist eng verb<strong>und</strong>en mit der<br />
Entwicklung des universitären <strong>Fächer</strong>spektrums <strong>und</strong> hat sich im<br />
wesentlichen bis ca. 1850 etabliert.<br />
Kennzeichen: jedes Schulfach hat eine akademische Basisdisziplin, ist nach<br />
fachimmanenten Kriterien systematisiert, die <strong>Fächer</strong> werden im 45-Minuten-<br />
Takt gewechselt (früher waren es 60 Minuten) <strong>und</strong> von Fachlehrern<br />
unterrichtet.<br />
Verteilung von St<strong>und</strong>enanteilen innerhalb dieses Kanons ist strittig:<br />
Während die universitären <strong>Fächer</strong> heutzutage in 74 <strong>Fächer</strong>gruppen<br />
aufgeteilt werden, fehlen im schulischen <strong>Fächer</strong>kanon lebenswichtige<br />
Bereiche wie Medizin, Recht, Wirtschaft <strong>und</strong> Finanzwesen.<br />
Veränderungen im Laufe der Jahre: <strong>Fächer</strong> wie Schönschreiben wurden<br />
abgeschafft, die Heimatk<strong>und</strong>e verwandelte sich zur Sachk<strong>und</strong>e, aus Werken<br />
wurde Technik, Griechisch wurde fast vollständig zurückgedrängt, Englisch<br />
wird immer dominanter <strong>und</strong> Informatik neu etabliert (vgl. Memmert, 1994,<br />
Memmert 1997).
3. Historische, curriculare <strong>und</strong> bildungspolitische Dimensionen<br />
• Erdk<strong>und</strong>e/<strong>Geographie</strong> � wechselvolle Geschichte � politische<br />
„Anpassungsstrategien eines Schulfaches“ (Schultz, 1993, S. 4) verb<strong>und</strong>en:<br />
• Preußische Bildungsreform � Doppelfachkonstruktion<br />
Geschichte/<strong>Geographie</strong> an Gymnasien mit insgesamt 30 St<strong>und</strong>en<br />
• Etablierung der <strong>Geographie</strong> auf universitärer Ebene � „Zwangsehe“ mit der<br />
Geschichte wurde beendet � 1872 Erdk<strong>und</strong>e wurde ein selbstständiges<br />
Fach in den Volksschulen � „staatsbejahende Bürger“ (Brogiato, 2005, S. 53)<br />
• Nationalpädagogischer Nährboden � <strong>Geographie</strong> auch auf der gymnasialen<br />
Ebene verankert (Anfang des 20 Jhd.)<br />
• In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die besondere Affinität zwischen<br />
<strong>Geographie</strong> <strong>und</strong> der „Blut <strong>und</strong> Boden“-Ideologie herausgestellt � Mit Erfolg,<br />
<strong>Geographie</strong> wurde durchgängig mit zwei Wochenst<strong>und</strong>en bis zum Abitur<br />
unterrichtet (Schultz, 1993, S. 4).
3. Historische, curriculare <strong>und</strong> bildungspolitische Dimensionen<br />
„Man muß ohne weiteres zugeben, daß die Europäer oft nur als egoistische<br />
Eroberer gekommen sind, nur an ihren eigenen Vorteil gedacht, die<br />
Eingeborenen getötet <strong>und</strong> geknechtet haben (…). Aber im ganzen<br />
betrachtet, hat die deutsche Kolonisation <strong>und</strong> überhaupt ein großer Teil der<br />
europäischen Kolonisation überwiegend der Kultur <strong>und</strong> dem Wohle der<br />
Menschheit gedient. Und auch wenn die Kolonisation stellenweise zu einem<br />
Kampfe der Völker geführt hat, wenn Völker, wie die Indianer Nordamerikas<br />
oder auch die Hottentotten <strong>und</strong> Hereros in Südafrika ganz oder zu einem<br />
großen Teil darüber zu Gr<strong>und</strong>e gegangen sind, so müssen wir darin eines<br />
der traurigen Schicksale sehen, wie sie in der Entwicklung der Menschheit<br />
unvermeidlich sind, wo der Niedrigere, Schlechtere weichen muß, weil er<br />
dem Fortschritt der ganzen Menschheit im Wege steht. (…)<br />
Wir Deutschen, die wir einen der höchsten Standpunkte der Kultur erstiegen<br />
haben, wir empfinden es als Recht <strong>und</strong> als Pflicht, unsere Kultur auch nach<br />
anderen Erdteilen zu tragen. Wir würden schlecht bestehen vor dem<br />
Richterstuhle der Geschichte, wenn wir diese Pflicht versäumen wollten.“<br />
(Quelle: Hettner, 1907)
3. Historische, curriculare <strong>und</strong> bildungspolitische Dimensionen<br />
• Diskussion Integrationsfächer ist in den 1990er Jahren entbrannt<br />
• Pro: „Fragmentierung des Bildungswissens“ (Rommel, 2001, S. 357)<br />
• Contra: Der Schulgeographenverband reagierte entschieden, er<br />
forderte „den Verzicht auf unklare Lernbereiche <strong>und</strong> sogenannte<br />
Integrationsfächer, in denen geographische, historische <strong>und</strong><br />
sozialk<strong>und</strong>liche Inhalte didaktisch unkonturiert vermengt werden“<br />
(Verband Deutscher Schulgeographen e.V., 1994, S.18).<br />
• Angst vor „Ökokatastrophen-Pädagogik“ (Richter, 1996, S. 171)
3. Historische, curriculare <strong>und</strong> bildungspolitische Dimensionen<br />
Schule 2012 (Quelle: Frankfurter R<strong>und</strong>schau vom 17.4.2009, S. 12)
3. Historische, curriculare <strong>und</strong> bildungspolitische Dimensionen
3. Historische, curriculare <strong>und</strong> bildungspolitische Dimensionen<br />
Rheinland-Pfalz inspiriert durch Bayern („Natur <strong>und</strong> Technik“) <strong>und</strong> Baden-<br />
Würtemberg („Naturphänomene“)<br />
Das Fach Naturwissenschaft als Gegenstand von politischen Abgrenzungen:<br />
Landestagswahlkampf in NRW: Zum Schuljahr 2005/06 hat die rot-grün<br />
geführte nordrhein-westfälische Landesregierung das Fach, gegen die Kritik<br />
von Fachverbänden, CDU <strong>und</strong> FDP, eingeführt. Die neu gewählte schwarzgelbe<br />
Landesregierung hat dann in einer ersten Amtshandlung das Fach<br />
wieder abgeschafft. Zurückgeblieben sind volle Regale bei den<br />
Schulbuchverlagen <strong>und</strong> frustrierte Lehrer.<br />
Der Physiklehrer Friedrich Grohe bringt es auf den Punkt: „Da wird man erst ins<br />
Wasser geworfen, dann entwickelt man langsam die ersten<br />
Schwimmtechniken <strong>und</strong> kaum hat man es raus, wird das Wasser<br />
abgelassen“ (Radü, 2005, o.S.).
3. Historische, curriculare <strong>und</strong> bildungspolitische Dimensionen<br />
Wie ist der gegenwärtige Stand des <strong>Fächer</strong> übergreifenden Lernens auf<br />
curricularer Ebene im Schulfach <strong>Geographie</strong>?<br />
Standard, dass in den Lehrplänen für die Sek<strong>und</strong>arstufe I fächerübergreifende<br />
Aspekte berücksichtigt <strong>und</strong> Querverweise zu anderen <strong>Fächer</strong>n aufgezeigt<br />
werden:<br />
„Es zeigt sich immer deutlicher, dass Probleme der modernen Gesellschaft<br />
nicht ausschließlich fachspezifisch gelöst werden können. Deshalb müssen<br />
Fachinhalte miteinander in Beziehung gesetzt, Wissen <strong>und</strong> Denken in<br />
verschiedenen Disziplinen vernetzt werden. (…) Um fachübergreifendes <strong>und</strong><br />
fächerverbindendes Arbeiten zu erleichtern, wurden die Lehrpläne der drei<br />
<strong>Fächer</strong> abgestimmt <strong>und</strong> in einem Band veröffentlicht. Die allen Lehrplänen<br />
der Sek<strong>und</strong>arstufe I beigefügten ‚Erfahrungsfelder’ stellen die Vorgaben der<br />
Fachlehrpläne in übergreifende Zusammenhänge mit den entsprechenden<br />
Querverweisen zu anderen Fachlehrplänen“ (Lehrplan Rheinland-Pfalz,<br />
1998, S. 3).
3. Historische, curriculare <strong>und</strong> bildungspolitische Dimensionen<br />
Die Diskussion, Etablierung <strong>und</strong> Entwicklung von <strong>Fächer</strong> übergreifendem<br />
Lernen steht auch immer im Zusammenhang mit dem bestehenden<br />
<strong>Fächer</strong>kanon <strong>und</strong> politischen Entscheidungen!<br />
Schulfächer <strong>und</strong> <strong>Fächer</strong> <strong>übergreifender</strong> <strong>Unterricht</strong> verfügen über ein „soziales<br />
Substrat“ (Huber, 2001, S. 308) <strong>und</strong> sind „kulturelle Konstruktionen der<br />
(Schul)Zeit“ (Giel, 1997, S. 38 ), die sich aufgr<strong>und</strong> von gesellschaftlichen<br />
<strong>und</strong> bildungspolitischen Strömungen verändern.<br />
Abschließend ist festzuhalten, dass es kurz- <strong>und</strong> mittelfristig kein<br />
organisatorisches <strong>und</strong> inhaltliches Rezept geben wird, da wir es mehr mit<br />
bildungspolitischen <strong>und</strong> fachbezogenen Glaubenssätzen zu tun haben, als<br />
mit empirisch abgesicherten Bef<strong>und</strong>en.
4. FüU: Bildungsziele <strong>und</strong> Systematisierungsversuche<br />
In der Literatur lassen sich unterschiedliche Bildungsziele für<br />
fächerübergreifenden <strong>Unterricht</strong> finden. Die Bildungsziele, die sich<br />
ausschließlich mit <strong>Fächer</strong> übergreifenden Lernen erreichen lassen,<br />
sozusagen die gewichtigsten Argumente,<br />
sind der problem- <strong>und</strong> handlungszentrierte Ansatz der<br />
‚Spezialisierung auf Zusammenhänge’ <strong>und</strong><br />
der reflexive Ansatz des ‚Perspektivenwechsels’.
4. FüU: Bildungsziele <strong>und</strong> Systematisierungsversuche<br />
Epochaltypische Schlüsselprobleme <strong>und</strong> die Spezialisierung auf<br />
Zusammenhänge<br />
Das klassische Bildungsziel des <strong>Fächer</strong> übergreifenden Lernens orientiert sich<br />
an den von Klafki (1985, S. 20ff) in den 1980 Jahren geprägten Begriff der<br />
‚Epochaltypischen Schlüsselprobleme“. Ausgehend von der These, dass die<br />
Erfahrungswelt <strong>und</strong> die Probleme der modernen Gesellschaft zu komplex<br />
sind, um säuberlich nach einzelnen Schulfächern getrennt zu werden,<br />
begründet Klafki (1998) <strong>Fächer</strong> übergreifenden <strong>Unterricht</strong>. Hierbei soll der<br />
Fachunterricht nicht abgeschafft werden, sondern der fächerübergreifende<br />
<strong>Unterricht</strong> diesen ergänzen, um das Denken in Zusammenhängen, d.h.<br />
vernetzendes Denken zu fördern. Die wissenschaftstheoretische Gr<strong>und</strong>lage<br />
ist der Denkansatz zum „systemischen Denken“ (Vester, 1974 <strong>und</strong> zuletzt<br />
2007, Mutius, 2004), der bis heute nichts an Aktualität eingebüßt hat.
4. FüU: Bildungsziele <strong>und</strong> Systematisierungsversuche<br />
Reflexion des Fachprinzips durch Perspektivenwechsel<br />
Während <strong>Fächer</strong> übergreifendes Lernen im Sinne des vernetzten Denkens kein<br />
Fachprinzip benötigt, setzt der reflexive Ansatz des Perspektivenwechsels<br />
„die <strong>Fächer</strong> explizit voraus“ (Huber u.a., 1996, S. 583).<br />
Während der Fachunterricht danach fragt, ‚was beobachtet wird’, steht im<br />
Mittelpunkt eines <strong>Unterricht</strong>s nach dem Prinzip des Perspektivenwechsels<br />
die Frage nach dem ‚wie der Beobachtung’.<br />
Es kann zwischen unterschiedlichen Perspektiven unterschieden werden:<br />
- die Differenzierung zwischen verschiedenen Fachperspektiven<br />
- <strong>und</strong> zwischen den Perspektive eines Fachexperten <strong>und</strong> eines Laien.
4. FüU: Bildungsziele <strong>und</strong> Systematisierungsversuche<br />
Die wichtigsten Ziele für den <strong>Unterricht</strong> nach dem Prinzip des<br />
Perspektivenwechsels:<br />
• „Reflexion von <strong>Fächer</strong>n über die Analyse der sie leitenden Perspektiven;<br />
• Einsicht in die Perspektivität der Erkenntnis, im weiteren Sinne in die<br />
Perspektivität jeder Beobachtung;<br />
• Fähigkeit, zumindest experimentell, gewohnte Perspektiven zugunsten<br />
anderer zu wechseln;<br />
• Akzeptanz „fremder Perspektiven“;<br />
• Kommunikationsfähigkeit trotz unterschiedlicher Perpektiven;<br />
• Argumentative Behauptung der eigenen Perspektive;<br />
• Weiterentwicklung der eigenen Perspektive“ (Krause-Isermann, 1994, S. 3).
4. FüU: Bildungsziele <strong>und</strong> Systematisierungsversuche<br />
facher<strong>übergreifender</strong> <strong>Unterricht</strong>, Gesamtunterricht, integrierter<br />
<strong>Unterricht</strong>, Syntheseunterricht, überfachlicher <strong>Unterricht</strong>, projektorientierter<br />
<strong>Unterricht</strong>, mehrperspektivischer <strong>Unterricht</strong>, ungefächerter <strong>Unterricht</strong>,<br />
interdisziplinärer <strong>Unterricht</strong>, fächerverknüpfender <strong>Unterricht</strong>,<br />
multidisziplinärer <strong>Unterricht</strong>, fächerverbindender <strong>Unterricht</strong>,<br />
<strong>Fächer</strong> <strong>übergreifender</strong> <strong>Unterricht</strong>, themenzentrierter<br />
<strong>Unterricht</strong>, <strong>Fächer</strong> ergänzender <strong>Unterricht</strong>, supradisziplinärer <strong>Unterricht</strong>, Fach<br />
überschreitender <strong>Unterricht</strong>, <strong>Fächer</strong> koordinierender <strong>Unterricht</strong>,<br />
fächeraussetzender <strong>Unterricht</strong>, fächerbündelnder <strong>Unterricht</strong>,<br />
fächerkombinierender <strong>Unterricht</strong>, fächervernetzender <strong>Unterricht</strong>,<br />
ganzheitlicher <strong>Unterricht</strong>, fachoffener <strong>Unterricht</strong>, fächervereinigender<br />
<strong>Unterricht</strong>, ungefächerter <strong>Unterricht</strong><br />
Begriffsvielfalt zum <strong>Fächer</strong> übergreifenden Lernen
4. FüU: Bildungsziele <strong>und</strong> Systematisierungsversuche<br />
Formen des <strong>Fächer</strong> übergreifenden <strong>Unterricht</strong>s, kategorisiert nach zwei Ebenen<br />
(Labudde, 2003, S. 54).
4. FüU: Bildungsziele <strong>und</strong> Systematisierungsversuche<br />
Ebene 1<br />
Ebene 2<br />
Ebene 3<br />
Ebene 4<br />
Ebene 5<br />
Fach<br />
Phy<br />
Fach<br />
Che<br />
Fach<br />
Bio<br />
Gemeinsame<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der<br />
Naturwissenschaften<br />
Fach<br />
Geo<br />
Andere Zugangsweisen<br />
zur Welt,<br />
z.B. künstlerisch,<br />
literarisch ...<br />
Gesellschaftlich-kulturelle aktuelle <strong>und</strong> historische Kontexte<br />
(Philisophie, Technik, Wirtschaft usw.:<br />
Entstehungs-, Deutungs- <strong>und</strong> Verwendungszusammenhänge<br />
Verortung möglicher Verständnisse bzw. Ebenen von „fachübergreifend“<br />
(Quelle: Strobl, 2006, S. 147 <strong>und</strong> 2007)
4. FüU: Bildungsziele <strong>und</strong> Systematisierungsversuche<br />
Diskussion über Verlängerung von Laufzeiten von Kernkraftwerken<br />
Ebene 1: Physik � Atomzerfall, Halbwertszeit, Strahlung <strong>und</strong> ihre Energie<br />
Chemie � Anregungszustände von Molekülen <strong>und</strong> deren Zerfall zu Radikalen,<br />
Umwandlungen der Basen in der DNS<br />
Biologie � Proteinbiosynthese, Enzyme <strong>und</strong> Steuerung des Zellstoffwechsels<br />
sowie die Folgen einer Störung<br />
<strong>Geographie</strong> � Lagerstätten von Uran, Standortanalysen von AKWs<br />
Ebene 2: Inhaltsbereiche in Beziehung setzen, z.B. Zusammenhang zwischen<br />
Strahlendosis <strong>und</strong> Krebs- oder Mutationsrate in einer bestimmten Region<br />
Ebene 3: Schwierigkeiten bei naturwissenschaftlichen Arbeitsweise, z.B. aus unsicheren<br />
<strong>und</strong> streuenden Messwerten sichere Aussagen abzuleiten, etwa über die<br />
Wirkung sehr kleiner Strahlendosen oder Vergleich der zu verschiedenen<br />
Zeiten als ungefährlich betrachteten Grenzwerte<br />
Ebene 4: Abstrahierende <strong>und</strong> messbare Größen werden mit anderen Zugangsweisen zur<br />
Welt konfrontiert, z.B. Was sagt eine Statistik zu Tschernobyl aus im Vergleich<br />
zu einer Fotoserie oder zu Interviews mit den Betroffenen?<br />
Ebene 5: Auseinandersetzung mit Fragen technischer Lösungen, gesellschaftlicher<br />
Risikoabschätzung, kulturelle Haltungen, wirtschaftliche Interessen, technische<br />
Alternativen oder Nachhaltigkeitsdebatte<br />
(Quelle: Strobl, 2006, S. 147ff)
5. FüU: Offene Baustellen<br />
Verb<strong>und</strong>fächer mit zahlreichen Querverbindungen in den Lehrplänen wurden<br />
eingerichtet.<br />
Integrationsfächer wie Naturwissenschaft wurden in der Orientierungsstufe<br />
eingeführt <strong>und</strong> durch mehrere Projekte, wie z.B. BEFUN <strong>und</strong> PING,<br />
begleitet.<br />
Die PISA-Studien stellen den Wert für <strong>Fächer</strong> übergreifende Kompetenzen, wie<br />
z.B. Problemlösen <strong>und</strong> selbstreguliertes Lernen, heraus.<br />
Es besteht mittlerweile Konsens darüber, dass man das eine tun muss, ohne<br />
das andere zu lassen.<br />
Hinsichtlich der Theorieentwicklung bestehen vielfältige Defizite � noch nicht<br />
gelungen, die bestehen Ansätze zu integrieren.<br />
Eine weitere unbeantwortete Frage ist die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung der Lehrer an<br />
den Universitäten. Die Lehrer sind stark in ihren beiden <strong>Fächer</strong> sozialisiert<br />
<strong>und</strong> erleben in ihrer Ausbildung – auch in der <strong>Geographie</strong> – selten <strong>Fächer</strong><br />
übergreifende Ansätze. Positive erfahrungsbasierte Beispiele sind selten.
5. FüU: Offene Baustellen<br />
In den Lehrplänen wird zwar <strong>Fächer</strong> übergreifenden <strong>Unterricht</strong> gefordert, aber<br />
die dazu erforderlichen unterrichtsorganisatorischen Rahmenbedingungen<br />
für die Lehrer werden kaum verändert.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der beschriebenen Defizite wird es kurz- <strong>und</strong> mittelfristig zu keinen<br />
ausbildungs- <strong>und</strong> unterrichtsorganisatorischen Veränderungen kommen, die<br />
von den Kultus- <strong>und</strong> Wissenschaftsministerien unterstützt werden.
Literatur<br />
• Brogiato, H. P. (1995): Die Schulgeographie im Spiegel der Deutschen Geographentage. In: Geographische<br />
R<strong>und</strong>schau 47 (1995) H. 9, S. 484-490.<br />
• Hettner, A. (1907): Der Wert unserer Kolonien.- Nation <strong>und</strong> Welt.Beilage der Nationalzeitung. Zitiert nach Schultz, H.-<br />
D.. (2004): Brauchen <strong>Geographie</strong>lehrer Disziplingeschichte? In: Geographische Revue, Jahrgang 6, H. 2, S. 43 – 57<br />
• Hofmann, B. (2004): Kochen mit dem Kochspiegel. In: Praxis <strong>Geographie</strong> 1/2004, S. 19-22.<br />
• Huber, L. (1997): Organisationsformen des fächerübergreifenden <strong>Unterricht</strong>s. In: Huber, L. (Hrsg.) Landesinstitut für<br />
Schule <strong>und</strong> Weiterbildung. Soest, S. 53-75.<br />
• Huber, L. (2001): Stichwort: Fachliches Lernen. Das Fachprinzip in der Kritik. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft<br />
H. 3/2001, S. 307-331.<br />
• Isensee, W./Kupsch, J./Schülert, J. (1997): Leituntersuchungen für fächerübergreifenden <strong>Unterricht</strong>. In: Landesinstitut<br />
für Schule <strong>und</strong> Weiterbildung (Hrsg. 1997): <strong>Fächer</strong><strong>übergreifender</strong> <strong>Unterricht</strong>. Soest, S. 39-52.<br />
• Kirchberg, G. (1998): „<strong>Fächer</strong><strong>übergreifender</strong>“ <strong>Geographie</strong>unterricht – Zu den Möglichkeiten, Formen <strong>und</strong> Grenzen des<br />
fachoffenen Lernens. In: <strong>Geographie</strong> <strong>und</strong> Schule (August 1998), S. 2-8.<br />
• Klafki, W. (1998): <strong>Fächer</strong><strong>übergreifender</strong> <strong>Unterricht</strong> – Begründungsargumente <strong>und</strong> Verwirklichungsstufen. In: Popp, S.<br />
(Hrsg. 1998): Gr<strong>und</strong>risse einer humanen Schule. Innsbruck, S. 41-57<br />
• Köck, H. (1993): <strong>Geographie</strong>unterricht - Schlüsselfach. In: <strong>Geographie</strong> <strong>und</strong> Schule, H. 84, S. 2-4.<br />
• Memmert, W. (1994): Der schulische <strong>Fächer</strong>kanon – eine heilige Kuh? In: Seibert, N./Serve, H. J. (Hrsg. 1994):<br />
Bildung <strong>und</strong> Erziehung an der Schwelle zum dritten Jahrtausend. München, S. 1102-1123.<br />
• Memmert, W. (1997): Über den Umgang mit den <strong>Fächer</strong>n. Sechs historische Modelle. In: Duncker, L./Popp, W. (Hrsg.<br />
1997): Chancen <strong>und</strong> Schwierigkeiten des fächerübergreifenden Lehrens <strong>und</strong> Lernens. Heinsberg, S. 14-32.<br />
• Schultz, H.-D. (1993): „Mehr <strong>Geographie</strong> in die deutsche Schule!“ Anpassungsstrategien eines Schulfaches in<br />
historischer Rekonstruktion. In: <strong>Geographie</strong> <strong>und</strong> Schule 84, August 1993, S. 4-14.<br />
• Reinmann-Rothmeier, G. & Mandl, H. (2001): <strong>Unterricht</strong>en <strong>und</strong> Lernumgebungen gestalten. In: Krapp, A. &<br />
Weidemann, B. (Hrsg.): Pädagogische Psychologie. Ein Lehrbuch. Weinheim. 4. vollständig überarbeitete Auflage.<br />
• Richter, D. (1996): Notwendigkeit <strong>und</strong> Grenzen des <strong>Geographie</strong>unterrichts in Deutschland. In: Erdk<strong>und</strong>eunterricht<br />
4/1996, S. 167-171.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit