Diät fürs Gerät

Diät fürs Gerät Diät fürs Gerät

09.09.2012 Aufrufe

Fotos: Michel Dekker; Zeichnungen: R. Bork Diät fürs Gerät Weniger ist mehr, wenn man dem Light Tackle-Fischen verfallen ist. Ein Trend, der mich und meinen Vater begeistert. Jedes Jahr verwirklichen wir unseren Angeltraum aufs Neue, der bedeutet: Mit leichterem Gepäck und dem Flieger zum Fischen nach Mittelnorwegen von Michel Dekker Unser Light Tackle-Angelparadies liegt nur etwa 100 Kilometer nordöstlich von Trondheim am äußersten Ende des Trondheimfjordes. Seit einigen Jahren besuchen wir immer wieder die tolle Anlage von Betreiber Klaas-Jan Jonkman. Aus gutem Grund: Klaas ist, wie wir, ein Verfechter des leichteren Fischens in Norwegens Fjorden und das Revier rund um das Skarnsundet Fjordsenter (www.skarnsundet.com) eignet sich einfach ideal dafür. Genau das ist es: Die Spinnrute biegt sich zum Halbkreis und selbst halbstarke Gegner machen so richtig Dampf Gemeinsame Leidenschaft von Vater und Sohn Dekker: Light Tackle-Fischen in den Fjorden „Spielwiese“ für leichtes Gerät und gut mit dem Flieger zu erreichen: der Trondheimfjord Fische & Fjorde I 19 NORWEGEN I Praxis

Fotos: Michel Dekker; Zeichnungen: R. Bork<br />

<strong>Diät</strong> <strong>fürs</strong> <strong>Gerät</strong><br />

Weniger ist mehr, wenn man dem<br />

Light Tackle-Fischen verfallen ist. Ein<br />

Trend, der mich und meinen Vater begeistert.<br />

Jedes Jahr verwirklichen wir<br />

unseren Angeltraum aufs Neue, der<br />

bedeutet: Mit leichterem Gepäck<br />

und dem Flieger zum Fischen nach<br />

Mittelnorwegen<br />

von Michel Dekker<br />

Unser Light Tackle-Angelparadies liegt nur etwa 100 Kilometer<br />

nordöstlich von Trondheim am äußersten Ende des Trondheimfjordes.<br />

Seit einigen Jahren besuchen wir immer wieder<br />

die tolle Anlage von Betreiber Klaas-Jan Jonkman. Aus gutem<br />

Grund: Klaas ist, wie wir, ein Verfechter des leichteren<br />

Fischens in Norwegens Fjorden und das Revier rund um das<br />

Skarnsundet Fjordsenter (www.skarnsundet.com) eignet sich<br />

einfach ideal dafür.<br />

Genau das ist es: Die Spinnrute biegt sich<br />

zum Halbkreis und selbst halbstarke Gegner<br />

machen so richtig Dampf<br />

Gemeinsame Leidenschaft von Vater und Sohn Dekker: Light Tackle-Fischen in den Fjorden<br />

„Spielwiese“ für leichtes <strong>Gerät</strong> und gut mit dem Flieger zu erreichen: der Trondheimfjord<br />

Fische & Fjorde I 19<br />

NORWEGEN I Praxis


NORWEGEN I Praxis<br />

Fotos: Michel Dekker<br />

Leichte Rute, kleine Linkshand-Multirolle, traumhaftes Wetter...<br />

...und manchmal fette Beute! Esther, die Freundin des Autors, mit ihrem<br />

10-Kilo-Heilbutt , der einen kleinen Pilker inhalierte<br />

Leichte Welle<br />

Warum mit <strong>Gerät</strong>e-„Spielzeug“ auf große Dorsche, Köhler,<br />

Pollack, Schellfische oder sogar Heilbutt fischen? Nach vielen<br />

Jahren des Experimentierens gelangten wir zur Einsicht,<br />

dass der Spaßfaktor, mit leichteren Ruten und Rollen zu fischen,<br />

die Möglichkeit, einen wirklich großen Räuber damit<br />

zu verlieren, einfach überwiegt. Ein 5-Kilo-Köhler an einer<br />

Hecht-Spinnrute ist ein anderer „Schnack“ als der gleiche<br />

Seelachs an der 30-Pfund-Gerte. Die leichte Rute biegt sich<br />

zu einer herrlichen Kurve und die Bremse der Stationärrolle<br />

bekommt richtig Arbeit, wenn der Köhler versucht, den Köder<br />

wieder loszuwerden. Die leichte Welle hat inzwischen alle<br />

meine Freunde erfasst und die Fjorde sind eine perfekte „Spielwiese“<br />

dafür. Doch was heißt Light Tackle eigentlich? Unsere<br />

eingesetzten Ruten haben eine Länge zwischen 2,40 und<br />

3,00 Metern und Wurfgewichte zwischen 50 und 100 Gramm.<br />

Mit diesen leichten Meeresruten-Modellen in Verbindung mit<br />

4000er oder 5000er-Stationärrollen können Pilker und Jigköpfe<br />

zwischen 70 und 125 Gramm ganz entspannt vom Boot<br />

aus gefischt werden. Auf den Rollen finden etwa 200 Meter<br />

0,15er geflochtene Schnur Platz. Diese Kombination reicht<br />

aus, um mit fast allen der genannten Fischarten fertig zu werden<br />

– die ganz großen Brocken scheiden schon bei der Wahl<br />

der Köder aus.<br />

20 I Fische & Fjorde


Kleine, einfache Köderauswahl zum leichten Fischen in<br />

den Fjorden: Wobbler, Pilker und Gummifisch


NORWEGEN I Praxis<br />

Fotos: Michel Dekker (4), Klaas-Jan Jonkman (1)<br />

Traumanlage am Trondheimfjord: das<br />

Skarnsundet Fjordsenter<br />

Taktik für spannende Tage<br />

Leichte Pilker und Gummifische auf Jigköpfen bis 125 Gramm<br />

beschreiben kurz und schmerzlos die Köderwahl und weisen<br />

direkt auf eine Taktikvariante hin: den Köder bis zum<br />

Grund absinken lassen und anfangen zu kurbeln. Klingt einfach,<br />

ist es auch, aber ein paar Kniffe sind doch noch zu beherzigen.<br />

Geht’s mit Gummifischen in die Tiefe, ist darauf zu<br />

achten, dass der „Shad“ nicht zu schnell nach oben geholt<br />

wird. Versuchen Sie es mit verschiedenen Geschwindigkeiten.<br />

Manchmal steigen die Fische gleich brachial ein. An anderen<br />

Tagen gestaltet sich das Beißverhalten subtiler, die<br />

Rutenspitze wird ganz langsam herumgezogen, bis der Haken<br />

sitzt. Erfolgen die Bisse auf diese Weise, sind zwei Dinge<br />

zu beachten: nicht aufhören zu kurbeln und auf gar keinen<br />

Fall anschlagen, sonst sind die Gegner zu 95 Prozent<br />

verloren! Meistens verfolgen sie den Köder aber auch auf<br />

seinem Weg nach oben und der Biss kann in der gesamten<br />

Wassersäule erfolgen. Auf diese Weise finden Sie auch die<br />

richtige Tiefe, in der sich die Räuber aufhalten. Für diese Art<br />

des Light Tackle-Spinnfischens eignen sich auch kleine Linkshand-Multirollen<br />

– leider gibt’s kaum welche mit integrier-<br />

22 I Fische & Fjorde<br />

Kleinere, aber kampfstarke Köhler<br />

machen richtig Laune an der Spinnrute<br />

tem Schnurzähler. Beim Spinnen packen<br />

Dorsche, Köhler und Pollack zu.<br />

Schellfische und Wittlinge sind eher<br />

selten. Schnelleres Einholen bringt Seelachse<br />

und Pollack, langsameres Kurbeln<br />

Dorsche. Kommen Pilker zum Einsatz<br />

(100 bis 125 Gramm) muss deutlich<br />

schneller gekurbelt werden, als es bei<br />

Gummifischen der Fall ist. „Speed-Pilken“<br />

ist die effektivste Methode auf<br />

kampfstarke Köhler, die brutal auf die<br />

schnell geführten Pilker einsteigen.<br />

Fjord-Jiggen<br />

Jiggen ist ebenfalls ein gutes Mittel,<br />

manchmal sehr erfolgreich, aber auch<br />

sehr langweilig. Außerdem werden bei<br />

dieser Führungsweise viele Fische im<br />

Rücken oder irgendwo im Kopfbereich<br />

gehakt – unschön, aber wie gesagt, hin<br />

und wieder erfolgversprechend. Der Pilker<br />

wird zum Grund abgelassen und<br />

dann mit kleinen Sprüngen grundnah geführt.<br />

Die Schnur sollte immer stramm<br />

sein, um so jeden Anfasser zu bemerken.<br />

Bleibt der Pilker plötzlich stehen –<br />

anschlagen! Ich jigge etwas vorsichtiger,<br />

wildes Reißen führt meistens dazu,<br />

den Fisch überall zu haken, aber nicht in<br />

der Maulpartie. Jiggen ist natürlich auch<br />

mit Gummifischen möglich. Der Einzelhaken<br />

der Gummis sorgt dafür, dass die<br />

Fische oft sauberer gehakt sind. Diese<br />

Jigköpfe bis 120 Gramm<br />

reichen für „Light Tackle“ aus


Schleppen und werfen an steilen Felsabbrüchen<br />

bringt vor allen Dingen Pollack<br />

Schwarm-Anzeige auf dem Echolot – die größeren Räuber lauern rund um die „Wolke“<br />

Angel-Taktik kann zu mancher Überraschung<br />

führen: Meine Freundin begleitete<br />

mich auf einer der letzten Reisen. Es war<br />

ein schöner erster Tag, aber die Meeresbewohner<br />

waren recht träge, so dass wir es<br />

mit Jiggen versuchten. Zwischen zwei Unterwasserbergen<br />

ließen wir also die Pilker<br />

auf- und abhüpfen, bis sich Esthers Drilling<br />

im Grundbewuchs festkrallte. Sie ahnen es<br />

schon, es war kein Stein oder eine Schlingpflanze,<br />

die ihren Köder festgesetzt hatte,<br />

sondern ein 10-Kilo-Heilbutt, der sie über<br />

eine halbe Stunde in Atem hielt. Diese Geschichte<br />

höre ich übrigens jedes Jahr wieder,<br />

wenn Esther mitkommt – mir war ein<br />

solches Erlebnis nämlich bisher nicht vergönnt.<br />

Dorsch im Schlepp<br />

Trolling ist eine beliebte Methode bei der<br />

Jagd auf Lachs und Meerforelle, aber gerade<br />

Dorsch, Pollack und Köhler lassen sich<br />

auf diese Weise auch gern abschleppen.<br />

Der Hochsommer ist die Top-Zeit zum<br />

Schleppfischen mit tief laufenden Wobblern.<br />

Wir verwendeten den Deep Taildancer<br />

(Lauftiefe acht bis 10 Meter) und den<br />

Glass Shad Rap (Lauftiefe drei bis vier Me-<br />

ter) von Rapala. Die Wobbler brachten Dorsche<br />

zwischen vier und fünf Kilo und Pollacks<br />

in der gleichen Klasse. In Verbindung<br />

mit etwas steiferen Spinnruten ein Riesenspaß,<br />

wenn die Fische nach dem Biss die<br />

Flucht antreten. Bei unserer Suche nach<br />

den besten Plätzen zum Schleppen kristallisierten<br />

sich flachere Plateaus am Rande<br />

von tiefen Bereichen heraus. Außerdem<br />

sollten steile Felsabrüche und Ecken mit<br />

viel Strömung unter den Kiel genommen<br />

werden. Mit etwas Glück trifft man die Räuber<br />

bei der Jagd im Flachwasser – dann<br />

werfe ich sie direkt mit dem Wobbler an.<br />

Natürlich besteht auch die Möglichkeit, mit<br />

Naturködern am leichten <strong>Gerät</strong> zu fischen.<br />

Es gibt Momente, da sind Heringsfetzen<br />

unschlagbar – bei dieser Methode landen<br />

auch vermehrt Schellfische und Wittlinge<br />

im Boot. Apropos an Bord landen und wieder<br />

zurücksetzen: Light Tackle-Fischen findet<br />

in Tiefen bis maximal 60 Meter statt.<br />

Das hat den Vorteil, dass die Fische problemlos<br />

wieder zurückgesetzt werden können.<br />

Und sollte es der ein oder andere Räuber<br />

nicht schaffen, ist zumindest das Dinner<br />

am Abend im Schein der Mitternachtssonne<br />

gesichert.<br />

Fische & Fjorde I 23<br />

NORWEGEN I Praxis

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