kinderwunsch — wunschkinder - Deutsche Ullrich-Turner-Syndrom ...
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Die AWO-Beratungsstelle im Uni-Klinikum Essen stellt sich vor<br />
Das Interview mit Dr. med. Nadia Heming von der AWO Essen führte Marlis Stempel<br />
Dr. med. Nadia Heming arbeitet als Ärztin bei der AWO in einer psychosozialen<br />
Beratungsstelle an der Universitätsfrauenklinik Essen. Sie berät Frauen rund um<br />
alle Fragen der Schwangerschaft und Familienplanung, insbesondere dann, wenn<br />
ein Konflikt während der Schwangerschaft auftritt.<br />
Haben Sie ein spezielles Arbeitsgebiet innerhalb der Schwangerschaftskonflikt-<br />
beratung?<br />
Ja, der Schwerpunkt in der Beratungsstelle der AWO in der Uniklinik ist die Bera-<br />
tung um alle Fragen der vorgeburtlichen Diagnostik; vor einer möglichen Unter-<br />
suchung genauso wie bei einem auffälligem Befund und dem entsprechenden<br />
Umgang damit.<br />
Wer nimmt diese Beratung in Anspruch?<br />
Meistens werden die Frauen von der pränataldiagnostischen Ambulanz zu uns in<br />
die Beratungsstelle geschickt. Oder wir suchen die Frauen in ihrem Zimmer auf,<br />
wenn sie sich stationär in der Frauenklinik befinden. Manchmal finden auch Frauen<br />
aus Essen und Umgebung den Weg direkt zu uns in die Beratungsstelle.<br />
Werden die Frauen auch geschickt?<br />
Wie oben beschrieben, schicken uns hauptsächlich die behandelnden Ärzte der<br />
Frauenklinik der Universitätsklinik Essen Klientinnen, selten auch mal ein niedergelassener<br />
Frauenarzt / eine niedergelassene Frauenärztin.<br />
Welche Konflikte können während der Schwangerschaft auftreten?<br />
Gesunde Schwangere setzen sich zunehmend mit der Problematik auseinander,<br />
wie sie mit einem behinderten Kind umgehen könnten. Generell werden die<br />
meisten Untersuchungen durch Schwangere in Anspruch genommen um die<br />
Gesundheit des Ungeborenen zu bestätigen. Wenn sich die Schwangere allerdings<br />
vor Inanspruchnahme der Untersuchung mit den möglichen Ergebnissen<br />
beziehungsweise den sich aus einem Befund ergebenden therapeutischen Konsequenzen<br />
auseinandersetzt, bemerken die Frauen oft, dass es keine Garantie für<br />
die Gesundheit gibt. Sie nehmen zur Kenntnis, dass sowohl die diagnostischen als<br />
auch therapeutischen Möglichkeiten von Spezialisten Grenzen haben und kein<br />
Mensch in der Lage ist, sein zukünftiges Schicksal zu 100 Prozent zu bestimmen,<br />
auch nicht eine Mutter für ihr Kind.<br />
Welche Konflikte würden Sie persönlich berühren?<br />
Eigentlich berühren mich diese Beratungsgespräche fast immer, da ich mir gut<br />
vorstellen kann, wie schwierig und manchmal unmöglich es ist, in vielen Situationen<br />
eine „richtige“ Entscheidung, die auch in der Zukunft für die Frau tragbar<br />
ist, zu treffen. Häufig gibt es nur zwei Entscheidungsmöglichkeiten für die Frau.<br />
Beide erscheinen der Schwangeren im ersten Moment als nicht akzeptabel, als<br />
nicht eigenverantwortlich zu bewältigen.<br />
Wie läuft ein Gespräch mit der Ratsuchenden ab?<br />
Wir haben in der Uni-Frauenklinik zwei kleine, gemütlich eingerichtete Beratungs-<br />
zimmer und dort versuchen die Beteiligten die Situation der Schwangeren erst<br />
einmal zu analysieren um herauszufinden, welche Fragen die Schwangere überhaupt<br />
hat. Nicht selten wird die Schwangere auch geschickt und weiß zuerst gar<br />
nicht, warum sie in der Beratungsstelle gelandet ist. Schwangere lassen sich nach<br />
meinem Empfinden auch gerne von der betreuenden Frauenärztin, dem betreuenden<br />
Frauenarzt durch die Schwangerschaft leiten ohne selbst Verantwortung zu<br />
übernehmen. Viele Entscheidungen fallen scheinbar leichter, wenn ein anderer sie<br />
für einen übernimmt. Nur wenn die Schwangere selbst später die Konsequenzen<br />
dieser Entscheidungen tragen soll, wird sie es vielleicht bereuen, sich nicht auch<br />
schon von Anfang an mit der Problematik auseinander gesetzt zu haben.<br />
Wer ist alles am Gespräch beteiligt <strong>—</strong> eventuell auch der Ehepartner?<br />
Das so genannte „Setting“ im Beratungsgespräch wird von der Ratsuchenden<br />
bestimmt. Manche Frauen bringen ihren Partner mit, andere die Mutter oder die<br />
Schwester. Wenn ein Beratungsgespräch allein mit der Schwangeren sinnvoll<br />
erscheint, würden wir sie darum bitten.<br />
Welche Ziele hat das Gespräch?<br />
Das Ziel des Gesprächs ist die „Mündigkeit“ der Schwangeren. Sie selbst soll<br />
entscheiden, wie viel und was sie wissen will. Nur so kann sie Entscheidungen<br />
verantwortungsvoll treffen und auch akzeptieren, wo ihre Entscheidungsmöglichkeiten<br />
begrenzt sind. Wir möchten erreichen, dass sie ihre eigenen Kompetenzen<br />
und Kraftquellen für zukunftsrelevante Entscheidungen nutzt oder sich bewusst<br />
dagegen entscheidet und anderen Fachleuten diese Entscheidungen überlässt<br />
in Kenntnis darüber, dass sie und ihr Ungeborenes die Folgen daraus tragen<br />
müssen.<br />
Ist es ein reines Informationsgespräch?<br />
Nein, die Informationen sind die Grundlage der Beratung. Wir möchten im Bera-<br />
tungsgespräch den Anstoß dazu geben, die eigene Haltung und die des Partners<br />
in Bezug auf Familiengründung sich bewusst zu machen.<br />
Könnte ich mich auch mit einem Kinderwunsch bei Ihnen beraten lassen?<br />
Selbstverständlich ist der Kinderwunsch ein essentielles Thema im Beratungs-<br />
gespräch.<br />
Haben Sie auch schon einmal Personen beraten, die ein Kind mit <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
erwarten? Ein- bis zweimal war das der Grund für die Beratung.<br />
Werden Sie später darüber informiert, ob die Schwangerschaft abgebrochen<br />
wurde oder haben Sie selber das Bedürfnis, das zu wissen?<br />
Ich selbst habe ein großes Interesse zu erfahren, welche Entscheidungen diesbe-<br />
züglich getroffen wurden. Es bleibt aber der Schwangeren überlassen, mich über<br />
den Fortgang der Schwangerschaft zu informieren.<br />
Ich fände es gut, wenn in der Schwangerschaftsabbruchstatistik die Gründe für<br />
den Abbruch differenzierter aufgeschlüsselt werden, damit zum Beispiel für das<br />
<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> Klarheit über die Abbruchrate herrscht. Wie sehen Sie das?<br />
Ich persönlich fände eine entsprechende Statistik sehr hilfreich, weil man dann<br />
Beratungsangebote und Unterstützungsmöglichkeiten gezielter einrichten könnte.<br />
Dagegen spricht aber sicherlich der Datenschutz beziehungsweise der Schutz<br />
der persönlichen Rechte.<br />
Frau Dr. Heming, ich danke Ihnen für das Interview!<br />
<strong>kinderwunsch</strong> <strong>—</strong> <strong>wunschkinder</strong><br />
Ehe-, Familien-, Sexual- und Lebensberatung<br />
AWO-Beratungsstelle im Uni-Klinikum Essen<br />
Beratungsstelle für Frauen und Paare<br />
Nebenstelle des Lore-Agnes-Hauses<br />
Hufelandstr. 55<br />
45147 Essen<br />
Trägerin: AWO Bezirksverband Niederrhein e. V.<br />
AnsprechpartnerInnen:<br />
Roswitha Bültmann, Dr. med. Nadia Heming<br />
Zielsetzung/Angebot:<br />
• Schwangerschafts- und<br />
Schwangerschaftskonfliktberatung<br />
• Familienplanung<br />
• Beratung bei ungewollter Kinderlosigkeit<br />
• Sexualberatung für Frauen und Paare<br />
Fon 02 01. 7 22 - 16 08 - 09<br />
Fax 02 01. 722 - 16 00<br />
E-Mail: awo-beratung@uk-essen.de<br />
www.lore-agnes-haus.de<br />
Öffnungszeite, Sprechzeiten :<br />
Telefonische Terminabsprache:<br />
Mo. - Fr. 9.00 - 10.00 Uhr<br />
Kosten: keine<br />
Besonderheiten:<br />
Beratung zur vorgeburtlichen Diagnostik<br />
Beratung und Hilfe bei Mehrlingsschwangerschaften<br />
Verkehrsanschluss ab Essen-Hbf.:<br />
U 17 Haltestelle „Holsterhauser Platz“<br />
106 Haltestelle „Klinikum“<br />
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