kinderwunsch — wunschkinder - Deutsche Ullrich-Turner-Syndrom ...
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Die Homburger Gruppe beim Infotag der Universität<br />
Die Universität Homburg an der Saar informiert über das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Ein Bericht von Kristin<br />
Im Folgenden möchte ich meine Eindrücke von der<br />
Uni-Veranstaltung zum <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> schil-<br />
dern. Ein detaillierter Bericht, der den einzelnen Vor-<br />
trägen in Ihrer Komplexität gerecht werden wollte,<br />
würde den Rahmen sprengen.<br />
Einige Worte vorweg: Im Oktober hatten die Pla-<br />
nungen für den Informationstag schon begonnen<br />
und unsere kleine Homburger Frauengruppe hatte,<br />
unter Führung von Dr. med. Tilmann Rohrer, Leiter<br />
der pädiatrischen Endokrinologie in Homburg<br />
sehr schnell die Themen ausgesucht: Besonders<br />
auf die Probleme junger Eltern kurz nach<br />
der Diagnosestellung sowie auf die Frage, wann und<br />
wie man am besten mit der Tochter über die Diagnose<br />
spricht, sollte eingegangen werden und wann die<br />
Pubertät bei den Mädchen eingeleitet werden sollte.<br />
Des Weiteren sollte der Blick auf die Situation der<br />
betroffenen Frauen mittleren und fortgeschrittenen<br />
Alters gerichtet werden. Auch ein Jugendtreff für<br />
Mädchen und junge Frauen war vorgesehen. Mit der<br />
kräftigen Unterstützung der Homburger Pädiatrie<br />
und der Firma Ipsen Pharma GmbH konnte unser Vorhaben<br />
dann am 20. März 2010 endlich wahr werden.<br />
Nach der Begrüßung erhielten die Teilnehmer im<br />
Vortrag von Dr. med. Barbara Oehl-Jaschkowitz einen<br />
schönen Einblick in die Medizingeschichte mit dem<br />
Schwerpunkt <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>. Bereits in der<br />
Antike soll dieses <strong>Syndrom</strong> beschrieben worden sein,<br />
die erste bekannte Beschreibung stammt aus dem<br />
1761, die entscheidenden Arbeiten wurden aber 1938<br />
von den amerikanischen Hormonspezialisten Henry<br />
<strong>Turner</strong> und dem deutschen Kinderarzt Otto <strong>Ullrich</strong><br />
verfasst. Die Bezeichnungen Schereschewsky–<strong>Ullrich</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
(französische Literatur) und Bonnevie-<strong>Ullrich</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
(deutsche Literatur) werden<br />
synonym für das <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> verwandt.<br />
Die Anfänge des Projektes<br />
Ergreifend waren die Ausführungen vom Professor<br />
Dr. med. Klaus Zang, der noch einmal die Anfänge der<br />
Projektarbeit mit betroffenen Frauen und Mädchen<br />
schilderte. Das Projekt begann im Jahre 1985 am<br />
Humangenetischen Institut in Homburg, mit dessen<br />
Leitung Professor Dr. med. Klaus Zang lange Jahre<br />
betraut war. Dr. med. Sigrid Reicke betreute das<br />
Projekt von 1985 bis 1986. Von 1986 bis 1990 war es<br />
in den Händen von Dr. med. Astrid Bühren und der<br />
Sozialpädagogin Jutta Blin. Seinen Höhepunkt fand<br />
das Projekt in der Gründung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Turner</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>-Vereinigung e. V. Später nannten wir uns<br />
<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>-Vereinigung Deutschland e. V.<br />
Diagnose und Therapie in den Alterstufen<br />
Äußerst interessant waren die Ausführungen von<br />
Professor Dr. med. Wolfram Henn, Institut für<br />
Humangenetik in Homburg, zur Bewältigung und<br />
zu den medizinischen Aspekten des <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>s. Mit viel Humor legte Professor Henn die<br />
molekularbiologischen Hintergründe dar und erklärte<br />
das Entstehen der einzelnen Karyotypen sehr<br />
anschaulich. Auch der Zeitpunkt der Diagnose, der<br />
pränatal, direkt nach der Geburt, im Säuglings- Kindes-,<br />
Jugendlichen- oder Erwachsenenalter liegen<br />
kann, erfordert aus der Sicht des Arztes und Therapeuten<br />
jeweils ein anderes Vorgehen. So muss bei<br />
einer Diagnosestellung im jugendlichen Alter geprüft<br />
werden, wie die absehbare Pubertätsentwicklung<br />
voraussichtlich verlaufen wird und wie optimal therapiert<br />
werden kann. Im Erwachsenenalter stehen<br />
Fragen zur Fertilitätsbehandlung im Vordergrund.<br />
Unterschiedliche Sichtweisen<br />
Entsprechend unterschiedlich je nach Diagnosezeitpunkt<br />
ist die Sicht der Eltern, Mädchen und Frauen.<br />
Ist die Diagnose schon während der Schwangerschaft<br />
bekannt, ist die Unsicherheit der werdenden Eltern<br />
groß und eine gute genetsche Beratung unerlässlich.<br />
Das klinische Bild des <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong>s<br />
Sehr umfassend und übersichtlich stellte PD Dr. med.<br />
Tilmann Rohrer das klinische Bild des <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong>s dar und wies hierbei ausdrücklich auf<br />
dessen große Variabilität hin. Systematisch wurden<br />
die einzelnen Organsysteme beleuchtet, die betroffen<br />
sein können, und die Richtlinien, nach denen die<br />
Therapie der Patientinnen je nach Befund konzipiert<br />
und weitergeführt werden kann. Hierbei berücksichtigte<br />
Dr. med. Tilmann Rohrer die neuesten Leitlinien<br />
und Konsensusempfehlungen von 2007 und 2008.<br />
Die Teilnehmer erfuhren viel Neues über die Art<br />
und zeitliche Planung der regelmäßigen Kontrolluntersuchungen.<br />
Die Errechnung der Endgröße und<br />
die Behandlung mit Wachstumshormonen wurden<br />
ebenso erörtert. Insgesamt wurde deutlich, dass<br />
eine multidisziplinäre Betreuung der Patientinnen<br />
wünschenswert ist.<br />
Die Einleitung der Pubertät<br />
In den den Ausführungen zur Einleitung der Pubertät<br />
beim <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> durch Dr. med. Stefanie<br />
Lehmann-Kannt und Dr. med. Tilmann Rohrer wurde<br />
deutlich, dass nur bei zehn bis zwanzig Prozent der<br />
Mädchen mit <strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> die Pubertät „von<br />
selbst“ einsetzt und nur bei ungefähr fünf Prozent<br />
der Mädchen eine spontane Periodenblutung<br />
auftritt. Noch seltener sind spontane Schwangerschaften.<br />
Eine Einleitung der Pubertät und eine<br />
Hormonsubstitution bis zum fünften Lebensjahrzehnt<br />
ist unerlässlich, sowohl aus medizinischer<br />
(Prophylaxe: Osteoporose, Gefäß- und Herzkreislauferkrankungen)<br />
als auch aus psychosozialer Sicht<br />
(Selbstbewusstsein, körperliche und psychische<br />
Lebensqualität). Wichtig ist eine gute Abstimmung<br />
mit der Wachstumshormontherapie, da die Gabe<br />
von Sexualhormonen das Schließen der Wachstumsfugen<br />
begünstigt. Die Gabe von Sexualhormonen<br />
in Form von transdermalen Pflastern hat sich bei<br />
erhöhtem Thromboserisiko und zur Vermeidung<br />
eines First-Pass-Effektes (= Umwandlung eines Arzneistoffes<br />
nach oraler Einnahme während der ersten<br />
Passage durch die Leber) bewährt.<br />
Die Pubertät aus psychologischer Sicht<br />
Diplom-Psychologin Angelika Bock schilderte eindrucksvoll<br />
die Pubertät aus psychologischer Sicht.<br />
Angelika Bock thematisierte die Mechanismen<br />
der Krankheitsbewältigung und zeigte günstige<br />
Bewältigungsmechanismen auf. Als Fazit bleibt,<br />
das Krankheits- oder Diagnosebewältigung als ein<br />
ständiger Prozess nie abgeschlossen ist. Wichtig ist,<br />
dass aus diesem Prozess gestärkte Erwachsene hervorgehen.<br />
Das hängt entscheidend vom Verhältnis<br />
zu den Eltern, von der liebevollen Akzeptanz und der<br />
tatkräftigen Unterstützung durch das Elternhaus ab.<br />
Das Selbstwertgefühl als Schlüsselqualifikation ist<br />
für das spätere Leben von eminenter Bedeutung:<br />
Die Säulen Selbstakzeptanz, Zufriedenheit mit sich<br />
selbst, eine grundsätzlich positive Einstellung zu sich<br />
selbst und das Gefühl, dass man sich in sich selbst zu<br />
Hause fühlt, tragen dieses Selbstbewusstsein, das<br />
schließlich die Basis für ein selbstsicheres Verhalten<br />
ist. Der Gegenpol dazu wäre selbstunsicheres und<br />
aggressives Verhalten.<br />
Behandlung und Diagnose kardialer Probleme<br />
Tiefe Einblicke in die Behandlung und Diagnose der<br />
kardialen Probleme und der Gefäßerkrankungen, die<br />
beim <strong>Ullrich</strong>-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> häufig sind, vermittelte<br />
der lebendige, mit kleinen Videos zu den einzelnen<br />
Anomalien der Herz- und Gefäßfunktion (Aorta)<br />
aktuell<br />
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