73. Jahrgang Nr. 4 - Deutsche Hugenotten-Gesellschaft eV
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ihn bewegen, die Verfolgung der lutherien und der bibliens zu beenden.<br />
Doch darin täuscht sich Calvin. Ernüchtert unternimmt er eine Reise nach<br />
Italien, auch dort muss er nach kurzer Zeit wieder weichen. Nun will er<br />
nach Straßburg und wir schreiben das Jahr 1536. Wieder einmal herrscht<br />
Krieg zwischen König Franz und Kaiser Karl. Um dem Kriegsgeschehen zu<br />
entgehen, will Calvin ausweichen. Schicksalhaft verschlägt es ihn nach<br />
einer Stadt in Savoyen, die gerade den Einfluss von Herzog und Bischof in<br />
der Stadt beenden will und ihre eigene Freiheit und ihr eigenes System<br />
sucht. Diese Stadt heißt Genf. Dort haben die Pfarrer und Theologen Guillaume<br />
Farel und Pierre Viret vor kurzem die Reformation eingeführt. Es ist<br />
Farel, der Calvin entlarvt und an Genf bindet. Unter Beschwörung des Zornes<br />
Gottes hält er Calvin fest. Vielleicht ist das die eigentliche Bekehrung<br />
des Reformators: von der Berufung des Gelehrten zum Dienst an der Kirche.<br />
Der Papstkirche hat er entsagt, ebenso seiner Heimat, nun auch vom<br />
ursprünglichen Lebensentwurf: Nichts ist es mit dem humanistischen Privatgelehrten,<br />
der große Dinge schreibt und doch keine letzte Verantwortlichkeit<br />
kennt. Jetzt ist Calvin ganz gefordert: intellektuell, aber auch kirchenleitend.<br />
Was soll er tun? Ein Pfarrer ist er eigentlich nicht, er ist kein<br />
Priester, kein Theologe von Profession. Das unterscheidet ihn von Luther.<br />
Aber er ist gestaltender Ordner der Kirche wie der norddeutsche Reformator<br />
Johannes Bugenhagen und er ist ein begnadeter Ausleger der Schrift<br />
wie vor ihm der Zürcher Reformator Ulrich Zwingli.<br />
Guillaume Farel fordert 1536 Johannes Calvin auf, in Genf zu bleiben,<br />
Kirchenfenster Gedächtniskirche Speyer<br />
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