73. Jahrgang Nr. 4 - Deutsche Hugenotten-Gesellschaft eV
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Reise im Calvin-Jahr im Norden und Westen Frankreichs<br />
von Viktor Meyer<br />
Je nach Heimatort über 3000 Kilometer legten die 24 Teilnehmer einer<br />
deutsch-französischen Reisegruppe innerhalb von acht Tagen zurück, um<br />
im Norden und Westen Frankreichs Spuren der <strong>Hugenotten</strong> aufzuspüren<br />
(vgl. hierzu HUGENOTTEN 4/2008). Da die letzten Teilnehmer in Metz<br />
zustiegen, wäre es unverantwortlich gewesen, nicht wenigstens die Kathedrale<br />
zu besichtigen (Konversionsstätte der Liselotte von der Pfalz). Mit<br />
ihrem 42 Meter hohen Kirchenschiff ist sie die dritthöchste in Frankreich.<br />
Die 6500 qm Glasfläche stehen in Frankreich einzig da. Einen kleinen Teil<br />
der Fenster hat Marc Chagall entworfen.<br />
Immerhin ist der Reformator Jean Calvin im Schatten einer Kathedrale<br />
geboren und aufgewachsen. Sein Vater Gérard war Beamter und Notar im<br />
Dienst eines Bischofs. Calvins Geburtsstadt Noyon in der Picardie liegt<br />
100 km nördlich von Paris. Die Stadt mit 15.000 Einwohnern wurde schon<br />
immer von den Türmen ihrer Kathedrale überragt, die Krönungsstätte<br />
französischer Könige war, bevor das Zeremoniell in Reims durchgeführt<br />
wurde. Calvins Geburtshaus und Wohnstätte bis zu seinem 14. Lebensjahr<br />
steht nicht mehr. Aber 1927 wurde von der protestantischen französischen<br />
<strong>Gesellschaft</strong> ein kleines Fachwerkhaus errichtet, das als Museum an<br />
Person und Wirken von Calvins erinnert und in die Geschichte der<br />
Reformierten in Frankreich einführt.<br />
Amiens mit der größten Kathedrale Europas mit einem Volumen, in das<br />
Notre Dame von Paris zweimal passen würde, faszinierte die Reisegruppe<br />
am nächsten Tag. Abend ging es in der „Rue de Jean Calvin“ in den Temple<br />
Protestant zur Begegnung mit Pasteur Olivier Filhol und Gemeindegliedern.<br />
Sie ist die einzige reformierte Gemeinde im Département Somme. Kollegiale<br />
Zusammenarbeit gibt es nur auf ökumenischer Ebene. 380 Familien<br />
zählt die weitverstreute Kirchengemeinde. Manche haben einen Weg von<br />
80 km zum Gottesdienst oder zum Konfirmandenunterricht, aber sie kommen.<br />
Vom Abend ging eine kräftige Ermutigung aus. Wenn Gemeinde auch<br />
unter solchen Bedingungen funktioniert, dann muss der Kirche vor der Zukunft<br />
nicht bange sein.<br />
Der einstigen <strong>Hugenotten</strong>hochburg La Rochelle galt der nächste Termin.<br />
Bemerkenswert, dass das Mittagessen in La Flèche im Relais Henri IV<br />
eingenommen wurde. Heinrich IV., der um die Königskrone zu erlangen<br />
katholisch wurde, hat den <strong>Hugenotten</strong> 1598 mit dem Edikt von Nantes Toleranz<br />
gewährt.<br />
Das Quartier lag in Rochefort. Von dort sind es nur 30 km, um über eine<br />
lange Seebrücke auf die Ile d’Oléron zu gelangen, der Insel der Austern<br />
und des Weines. An der Zitadelle und an einer Austernfarm wurde kurz<br />
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