73. Jahrgang Nr. 4 - Deutsche Hugenotten-Gesellschaft eV
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In zehn der 20 Kirchen sehen wir alle vier Hauptreformatoren. Interessant<br />
wird es dort, wo eine Auswahl getroffen wurde: Die drei Reformatoren Luther,<br />
Melanchthon und Calvin – also ohne Zwingli – finden sich viermal. Nur<br />
Luther und Calvin, was ja bei den ursprünglich oft nebeneinander bestehenden<br />
lutherischen und reformierten Gemeinden an ein und demselben<br />
Ort in Baden eine gewisse Logik für sich hat, finden sich fünfmal. Das eindrucksvolle<br />
Doppelbildnis-Fenster in Wiesloch (südlich von Heidelberg) soll<br />
vermutlich bewusst an die Union der reformierten und der lutherischen<br />
Gemeinde der Stadt im Jahre 1821 erinnern [Abb. 11]. Einmal fehlt sogar<br />
ein Luther-Fenster, nämlich in Rheinfelden, obwohl Zwingli und Calvin dort<br />
als Ganzfiguren zwei Sakristeifenster bilden, wovon noch zu reden ist. Bisweilen<br />
werden Vorreformatoren zu den Reformatoren hinzugesellt, so die<br />
vier bekanntesten Vorreformatoren, der Südfranzose Petrus Waldus und<br />
der Böhme Johannes Hus, der Engländer John Wyclif und der Italiener<br />
Girolamo Savonarola in Heidelberg-Rohrbach; oder dreimal allein Hus,<br />
wohl wegen seines Verbrennungstodes auf dem Konzil von Konstanz, also<br />
auf Jahrhunderte später badischem Boden. Reformationsfürsten, badische<br />
wie außerbadische, wurden in großer Zahl dargestellt, wiederholt auch die<br />
beiden badischen Landesfürsten der Reformation, Kurfürst Ottheinrich und<br />
Kurfürst Friedrich III., oft nebeneinander, gleichsam als Repräsentanten<br />
sowohl des lutherischen als auch des reformierten Bekenntnisses [Abb.<br />
12]. Allerdings ist einzuräumen, dass selbstverständlich biblische Gestalten<br />
und Szenen an Zahl alle anderen Fenstermotive übertreffen.<br />
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Abb. 12: Kurfürst Friedrich III. und Kurfürst Ottheinrich in Heidelberg-Rohrbach