73. Jahrgang Nr. 4 - Deutsche Hugenotten-Gesellschaft eV

Die Qualität der Glasmalereien ist unterschiedlich,
also durchaus nicht immer
auf hohem Niveau. Es gab auch
Vorlagenbücher, wodurch sich unter
anderem die weitgehende Typisierung
und Ähnlichkeit vieler Darstellungen
erklärt. Über die mit Sicherheit von den
Kirchengemeinden jeweils angestellten
Erörterungen und über die Festlegungsprozesse
zu den Bildprogrammen
gibt es leider so gut wie keine
erhaltenen Aufzeichnungen. Die
Kirchenfenster wurden fast immer von
örtlichen Gemeindegliedern oder von
Gemeindegruppen oder sogar von
anderen Kirchengemeinden gestiftet,
zum Beispiel in Heidelberg-Kirchheim
[Abb. 8], wie es in vielen Fällen in den
Fenstern selbst zu lesen ist. Wenn die
Fenster im Zweiten oder schon im Ersten
Weltkrieg zerstört worden waren,
wurden sie manchmal im Laufe der
folgenden Jahrzehnte wieder hergestellt.
Von den 20 erhaltenen Calvin-Fenstern
in badischen Kirchen entstanden 15 bis
zum Ersten Weltkrieg und fünf während
der dreißiger Jahre des vergangenen
Jahrhunderts. 17 Fenster schmücken
Kirchen in Gemeinden der ehemaligen,
überwiegend reformierten Kurpfalz.
Drei Fenster befinden sich in Diasporagemeinden.
Zwei Zwischenbemerkungen seien hier
eingefügt.
(1) Als 1903 – also etwa zur selben
Zeit, in der auch die meisten der hier
präsentierten Kirchenfenster entstanden
– in Melanchthons Geburtsstadt
Bretten das Melanchthonhaus eröffnet
wurde, fiel in der großen, repräsentativen
Gedächtnishalle unter den sieben
überlebensgroßen Reformatorenstand-
Abb. 9: Calvin-Statue im
Melanchthonhaus Bretten
139