73. Jahrgang Nr. 4 - Deutsche Hugenotten-Gesellschaft eV
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Markgraf Ernst Friedrich von Baden-<br />
Durlach (1560–1604) [Abb. 2] trotz<br />
des lutherischen Bekenntnisses von<br />
Gemahlin und Schwiegervater 1599<br />
dem Calvinismus zu. Und Kurfürst<br />
Friedrich III. von der Pfalz (1515–<br />
1576), genannt der Fromme, war<br />
schon seit 1546 ein überzeugter Anhänger<br />
der lutherischen Reformation<br />
gewesen; doch seit 1559/60 wurde<br />
er, zumindest auch aus theologischer<br />
Überzeugung, nicht nur aus politischen<br />
Erwägungen, Calvinist, nachdem<br />
er Kurfürst geworden war.<br />
Markgraf Ernst Friedrich von Baden-<br />
Durlach, seit 1595 regierend, veröffentlichte<br />
noch im Jahr seines Übertritts<br />
eine neue Kirchenordnung und<br />
ein von ihm selbst verfasstes, theologisch<br />
gewichtiges Bekenntnisbuch,<br />
das sog. Stafforter Buch [Abb. 3].<br />
Doch es wehrten sich nicht nur seit<br />
1601 seine Pforzheimer lutherischen Untertanen heftig und erfolgreich gegen<br />
die von ihm betriebene Calvinisierung, sondern mit seinem Tod 1604<br />
fand auch in der gesamten Markgrafschaft diese reformierte Episode ein<br />
schnelles Ende. Erfolgreicher war dagegen Kurfürst Friedrich III. von der<br />
Pfalz vierzig Jahre vorher gewesen. Als er 1559 die Regentschaft von dem<br />
verstorbenen Kurfürsten Otthein-rich übernahm, welcher 1556 eine lutherische<br />
Kirchenordnung nach württembergischem Muster eingeführt hatte,<br />
begann er sogleich damit, die Spaltung zwischen lutherischen und reformierten<br />
Theologen in der Kurpfalz zu beenden, indem er den reformierten<br />
Glauben einführte, der bis 1821 in der großen Mehrheit der Gemeinden,<br />
wenn auch örtlich oft neben lutherischen Gemeinden, Bestand hatte. Von<br />
besonders nachhaltiger Wirkung weit über die Pfalz hinaus war dann der<br />
von Friedrich III. in Auftrag gegebene und 1563 erschienene Heidelberger<br />
Katechismus [Abb. 4]. Obwohl sich in ihm nicht nur schweizerischreformierte<br />
mit calvinistischen, sondern sogar auch lutherische, besser:<br />
melanchthonische Elemente mischen, wurde der Heidelberger Katechismus<br />
das Hauptbekenntnis des internationalen Calvinismus und bei den<br />
Reformierten in vielen europäischen Ländern eingeführt, so in den Niederlanden<br />
und in Schottland, in Ungarn und Frankreich und außer in der Kurpfalz<br />
auch in mehreren kleinen deutschen Territorien, ferner vorübergehend<br />
in Polen (bis zur Gegenreformation) und später in Amerika und in Südafrika.<br />
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Abb. 2: Markgraf Ernst Friedrich<br />
von Baden-Durlach