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73. Jahrgang Nr. 4 - Deutsche Hugenotten-Gesellschaft eV

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Calvinismus in Baden und Calvin-Fenster in badischen Kirchen<br />

I.<br />

Abb. 1: Calvin-Fenster<br />

in der Stadtkirche zu Schriesheim<br />

von Gerhard Schwinge<br />

Was verbindet Calvin mit dem<br />

südwestdeutschen Landesteil<br />

Baden, 1806 bis 1918 Großherzogtum,<br />

seit 1821 eine eigenständige<br />

unierte Landeskirche?<br />

Calvin, der Reformator der<br />

Stadt Genf und Mitbegründer<br />

der reformierten Konfession,<br />

die sich durch sein Wirken weit<br />

über Europa hinaus verbreitete,<br />

hielt sich nie im Gebiet der<br />

heutigen badischen Landeskirche<br />

auf. Nur linksrheinische<br />

Städte spielten in seinem Leben<br />

eine Rolle: nämlich Straßburg<br />

und Basel für jeweils einige<br />

Jahre, Hagenau und Worms<br />

während der dortigen Religionsgespräche.<br />

Doch fand Calvin<br />

noch während seiner letzten<br />

fünf Lebensjahre einzelne<br />

überzeugte Anhänger auch im pfälzischen Kurfürstentum und rund 40 Jahre<br />

später in der badischen Markgrafschaft.<br />

„Calvinismus“ in Baden 1 gab es also da und dort durchaus, in der Markgrafschaft<br />

zwar nur fünf Jahre, in der Kurpfalz jedoch mit nur geringen Einschränkungen<br />

rund 260 Jahre lang, nämlich von etwa 1560 bis zur Union<br />

von 1821, welche die Trennung der Konfessionen im nunmehr schon eineinhalb<br />

Jahrzehnte bestehenden Großherzogtum Baden in einer Konsensusunion<br />

aufhob. In beiden Territorien ging die Abkehr vom lutherischen<br />

Bekenntnis von den Landesfürsten aus, gleichsam als Fürstenkonversion<br />

und Fürstenkonfession. Dabei mag es hier offenbleiben, ob es mehr politische,<br />

nämlich reichspolitische und auch personalpolitische Gründe, oder<br />

mehr theologisch-rationale Gewissensentscheidungen waren, welche die<br />

Landesfürsten bei drohender Isolierung im Reich zur ihrem Umschwung<br />

veranlassten. Diesen vollzogen sie übrigens, obwohl beide aus lutherischen<br />

Häusern stammten und sich sogar durch ihre Heiraten zusätzlich<br />

enge Beziehungen zu lutherischen Verwandten ergaben. So wandte sich<br />

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