Ausgabe 3 - Oktober 1998 - All about Bats

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Ausgabe 3 - Oktober 1998 Fledermaus-Region Schaffhausen-Hegau-Bodensee Seite 1Neues vom Fledermausschutz imKanton Schaffhausen undim Landkreis KonstanzAusgabe 3 – Oktober 1998Liebe Fledermaus-Freunde,sehr geehrte Damen und Herren"Fledermäuse sindsüss" soll demnächstin fetten Lettern aufkleinen Zeitungsanzeigenzu lesen sein,mit denen der Bundfür Umwelt und Naturschutzauf seinUmweltengagementhinweisen möchte.Dagegen ist nichtseinzuwenden, schliesslich sind Mitarbeiter undInfrastruktur des BUND bei uns im Fledermausschutzstark eingebunden. Über das Niveau vonZeitungsanzeigen, die vor allem Aufmerksamkeiterregen sollen, wollen wir hier nicht diskutieren(dies haben wir mit viel Spass intern bereitsgetan). Interessant ist vielmehr eine andereFrage: wie sympathisch werden Fledermäusedenn von den Leuten empfunden, die sichnicht ganze Nächte um die Ohren schlagen, sichnicht in enge, schlammige Höhlen zwängen undnicht halsbecherisch in Kirchtürmen herumturnen?IBM Deutschland hat diese Frage vorStart einer Kooperation zum Fledermausschutzmit dem Naturschutzbund (NABU) in Niedersachsenvon Demoskopie-Profis klären lassen.Gerade 40% der Befragten klassifizierten Fledermäuseals sympathisch, von den unter 34jährigensogar nur ein Drittel. Damit sind unsereFledis weit abgeschlagen hinter Eichhörnchen,Storch und Schmetterling (je 97%) und erstaunlicherweisewurden auch Eidechse (58%) undSchnecke (50%) von mehr Leuten als sympathischempfunden als Fledermäuse. Höchst interessantauch, dass mit zunehmend mehr monatlichzur Verfügung stehendem Geld je Haushaltdie Sympathie-Quote der Flattermännernochmals markant fällt! Immerhin: in einer weiterenFrage hielten zwei Drittel der BefragtenFledermäuse für besonders schutzbedürftig.Selbstverständlich: bei Umfragen kommtes sehr darauf an, wer wann was genau gefragtwurde und - siehe Politik - über die Ergebnisselässt sich trefflich streiten. Dennoch lernen wir,dass wir in der Öffentlichkeitsarbeit noch einigeszu tun haben - auch wenn wir da natürlichweniger darauf abzielen wollen, Fledermäuseals "süss" zu verkaufen, sondern vielmehr Interesseund Verständnis für die Tiere weckenmöchten. Vielleicht kommen wir ja dann demEichhörnchen-Sympathielevel nahe, wenn wirfragen: sind Fledermäuse faszinierend?Ich denke, Sie sind sich schon heute mituns in der Antwort einig.Ihr Wolfgang FiedlerWillkommen in Deutschland!Erster Nachweis der Weissrandfledermaus auf deutschem Boden in KonstanzBis in die 80er Jahre zählte die Weissrandfledermaus (Pipistrellus kuhlii) zu denFledermausarten, die nur in den tiefer gelegenen Gebieten der Alpensüdseiteverbreitet war. Mittlerweile hat sich dieses Bild jedoch entscheidend verändert:zu Beginn der 90er Jahre tauchten die ersten Exemplare dieser Art in denStädten des Schweizer Mittellandes auf, wo auch bald ihre Fortpflanzung nachgewiesenwerden konnte, 1994 gelang in Schaffhausen der erste Nachweisund vor einem Jahr dokumentierte unser Kollege Wolf-Dieter Burkhard inTägerwilen, nur einen Katzensprung von der deutschen Grenze entfernt, dieerste Wochenstube im Kanton Thurgau. - Obwohl nicht anzunehmen war,dass sich die Tierchen bei ihrer Ausbreitung nach Norden von irgendwelchenStaatsgrenzen beeindrucken lassen, wollte es noch rund ein Jahr dauern, bisder Erstnachweis auf deutschem Boden, der eher als „schwere Geburt“ umschriebenwerden kann, erfolgen konnte.(wf/hua) "Fund einer Zwergfledermaus in Konstanz,nahe Gottlieber Zoll" steht wenig enthusiastischüber unserer Aktennotiz, mit derwir solche Vorgänge gewöhnlich dokumentieren.Eine kleine, flugunfähige Fledermaus waram 3. Juli auf dem Boden gefunden wordenund schliesslich in unsere Obhut gelangt. DasJungtier wurde gemeinsam mit zwei ebenfallsunselbständigen "Artgenossen" in einem beheiztenKäfig untergebracht und gepflegt undbot zunächst keinerlei Anlass zum Zweifel ander Korrektheit besagter Aktennotiz. Offensichtlichwar die junge Zwergfledermaus wieso viele andere in diesem Jahr auch etwas vorzeitigaus dem Quartier geraten und leidernicht mehr der Mutter zurückzuvermittelnBald auch in Deutschland ein alltägliches Bild? Bei ihrer Ausbreitung nach Norden scheinen die Weissrandfledermäusejedenfalls vor der deutschen Grenze nicht Halt zu machen.Foto: Hans-Peter Stutz

<strong>Ausgabe</strong> 3 - <strong>Oktober</strong> <strong>1998</strong> Fledermaus-Region Schaffhausen-Hegau-Bodensee Seite 1Neues vom Fledermausschutz imKanton Schaffhausen undim Landkreis Konstanz<strong>Ausgabe</strong> 3 – <strong>Oktober</strong> <strong>1998</strong>Liebe Fledermaus-Freunde,sehr geehrte Damen und Herren"Fledermäuse sindsüss" soll demnächstin fetten Lettern aufkleinen Zeitungsanzeigenzu lesen sein,mit denen der Bundfür Umwelt und Naturschutzauf seinUmweltengagementhinweisen möchte.Dagegen ist nichtseinzuwenden, schliesslich sind Mitarbeiter undInfrastruktur des BUND bei uns im Fledermausschutzstark eingebunden. Über das Niveau vonZeitungsanzeigen, die vor allem Aufmerksamkeiterregen sollen, wollen wir hier nicht diskutieren(dies haben wir mit viel Spass intern bereitsgetan). Interessant ist vielmehr eine andereFrage: wie sympathisch werden Fledermäusedenn von den Leuten empfunden, die sichnicht ganze Nächte um die Ohren schlagen, sichnicht in enge, schlammige Höhlen zwängen undnicht halsbecherisch in Kirchtürmen herumturnen?IBM Deutschland hat diese Frage vorStart einer Kooperation zum Fledermausschutzmit dem Naturschutzbund (NABU) in Niedersachsenvon Demoskopie-Profis klären lassen.Gerade 40% der Befragten klassifizierten Fledermäuseals sympathisch, von den unter 34jährigensogar nur ein Drittel. Damit sind unsereFledis weit abgeschlagen hinter Eichhörnchen,Storch und Schmetterling (je 97%) und erstaunlicherweisewurden auch Eidechse (58%) undSchnecke (50%) von mehr Leuten als sympathischempfunden als Fledermäuse. Höchst interessantauch, dass mit zunehmend mehr monatlichzur Verfügung stehendem Geld je Haushaltdie Sympathie-Quote der Flattermännernochmals markant fällt! Immerhin: in einer weiterenFrage hielten zwei Drittel der BefragtenFledermäuse für besonders schutzbedürftig.Selbstverständlich: bei Umfragen kommtes sehr darauf an, wer wann was genau gefragtwurde und - siehe Politik - über die Ergebnisselässt sich trefflich streiten. Dennoch lernen wir,dass wir in der Öffentlichkeitsarbeit noch einigeszu tun haben - auch wenn wir da natürlichweniger darauf abzielen wollen, Fledermäuseals "süss" zu verkaufen, sondern vielmehr Interesseund Verständnis für die Tiere weckenmöchten. Vielleicht kommen wir ja dann demEichhörnchen-Sympathielevel nahe, wenn wirfragen: sind Fledermäuse faszinierend?Ich denke, Sie sind sich schon heute mituns in der Antwort einig.Ihr Wolfgang FiedlerWillkommen in Deutschland!Erster Nachweis der Weissrandfledermaus auf deutschem Boden in KonstanzBis in die 80er Jahre zählte die Weissrandfledermaus (Pipistrellus kuhlii) zu denFledermausarten, die nur in den tiefer gelegenen Gebieten der Alpensüdseiteverbreitet war. Mittlerweile hat sich dieses Bild jedoch entscheidend verändert:zu Beginn der 90er Jahre tauchten die ersten Exemplare dieser Art in denStädten des Schweizer Mittellandes auf, wo auch bald ihre Fortpflanzung nachgewiesenwerden konnte, 1994 gelang in Schaffhausen der erste Nachweisund vor einem Jahr dokumentierte unser Kollege Wolf-Dieter Burkhard inTägerwilen, nur einen Katzensprung von der deutschen Grenze entfernt, dieerste Wochenstube im Kanton Thurgau. - Obwohl nicht anzunehmen war,dass sich die Tierchen bei ihrer Ausbreitung nach Norden von irgendwelchenStaatsgrenzen beeindrucken lassen, wollte es noch rund ein Jahr dauern, bisder Erstnachweis auf deutschem Boden, der eher als „schwere Geburt“ umschriebenwerden kann, erfolgen konnte.(wf/hua) "Fund einer Zwergfledermaus in Konstanz,nahe Gottlieber Zoll" steht wenig enthusiastischüber unserer Aktennotiz, mit derwir solche Vorgänge gewöhnlich dokumentieren.Eine kleine, flugunfähige Fledermaus waram 3. Juli auf dem Boden gefunden wordenund schliesslich in unsere Obhut gelangt. DasJungtier wurde gemeinsam mit zwei ebenfallsunselbständigen "Artgenossen" in einem beheiztenKäfig untergebracht und gepflegt undbot zunächst keinerlei Anlass zum Zweifel ander Korrektheit besagter Aktennotiz. Offensichtlichwar die junge Zwergfledermaus wieso viele andere in diesem Jahr auch etwas vorzeitigaus dem Quartier geraten und leidernicht mehr der Mutter zurückzuvermittelnBald auch in Deutschland ein alltägliches Bild? Bei ihrer Ausbreitung nach Norden scheinen die Weissrandfledermäusejedenfalls vor der deutschen Grenze nicht Halt zu machen.Foto: Hans-Peter Stutz


Seite 2 Fledermaus-Region Schaffhausen-Hegau-Bodensee <strong>Ausgabe</strong> 3 - <strong>Oktober</strong> <strong>1998</strong>gewesen. Dass das Tierchen den Kontakt zuden beiden Käfiggenossen mied und "irgendwieeinen anderen Gesichtsausdruck" hatte,haben wir noch unter "individuelle Besonderheiten"verbucht. Dass der Protest beim Anfassenzum Wiegen und Füttern so gar nichtwie bei anderen Zwergfledermäusen klang,war dagegen schon bemerkenswerter und alsdie kleine Fledermaus schliesslich ein richtigesFell bekommen hatte, das deutlich hellerschimmerte als dasjenige der vermeintlichenArtgenossen, erreichte unsere Spannung ihrenHöhepunkt. Inzwischen war auch der von derFledermaus wie auch von uns sehnlichst erwarteteI 1 (lies: Incisivus eins im Oberkiefer -ein winziges Schneidezähnchen), endlich ausgewachsen,dessen Form es festzustellen erlaubte,ob hier der Vertreter einer Tierart etwasmissmutig der nächsten Mehlwurm-Mahlzeitentgegenblickte, die sehr wahrscheinlichnoch nie zuvor auf deutschem Boden nachgewiesenwurde. In der Tat ist die Form deskleinen Schneidezähnchens das einzigeverlässliche Unterscheidungsmerkmal zwischenWeissrand- und Zwergfledermaus.Die Diagnose unter der Lupe schliesslichbestätigte die Vermutung: die Zahl der in Baden-Württembergnachgewiesenen Fledermausartenerhöht sich mit dem Erstnachweisder Weissrandfledermaus von 20 auf 21. Nebendiesem eher formellen Aspekt bleibt esspannend, ob hier nur ein Jungtier aus einernahen schweizer Wochenstube im deutschenLuftraum "verloren" wurde, oder ob vielleichtbereits regelmässig belegte Kolonien auf deutscherSeite bestehen. Der Fund einer weiterenWeissrandfledermaus mitten in KonstanzAnfang September - diesmal handelte es sichum ein balzendes Männchen - lässt uns jedenfallsspannende Zeiten erwarten...Eines kann allen vermeintlichen Zwergfledermaus-Findlingenauf jeden Fall schon angekündigtwerden: ab jetzt heisst es auch inDeutschland in jedem Falle "Maul auf zur Artbestimmung".Fledermausschutz in der Region Schaffhausen-Hegau-BodenseeKurzinformationen zu Aktivitäten und Ereignissen in den vergangenen MonatenEngen-Welschingen. (hua) Nun hatWelschingen bereits seine zweite Bartfledermaus-Wochenstube.Nur wenige hundertMeter vom bereits bekannten Standorthaben sich diesen Sommer 20 erwachseneWeibchen mit etwa ebensovielen Jungtierenhinter dem Fensterladen eines Wohnhausesmitten im Dorf einquartiert. Da der betreffendeFensterladen aber zu einem Schlafzimmergehört und die neuen Bewohner des seitlängerer Zeit leerstehenden Hauses diese nutzenmöchten, werden sich die Tierchen damitanfreunden müssen, sich im nächsten Jahrunter einem Fledermausbrett einzuquartieren,das ihnen unmittelbar neben ihrer jetzigenWohnung extra zur Verfügung gestellt wird.Neuhausen am Rheinfall. (hua) Eine wahrhaftigeÜberraschung bot sich diesenSommer in Neuhausen am Rheinfall. Dorthaben im Zwischendach eines älteren MehrfamilienhausesEnde Mai rund 30 Fledermäuseihr Quartier bezogen. Anfang Juli wurdendann zur Artbestimmung einige Tiere beimAusflug abgefangen - und der Befund war eindeutig:es handelte sich um den erstenQuartiernachweis der Nordfledermaus(Eptesicus nilssonii) in der Nordostschweiz!Perfekt war die kleine Sensation, als sich zudemherausstellte, dass alle gefangenen Tiereentweder säugende oder trächtrige Weibchenwaren, nun also auch klar ist, dass sich Nordfledermäusein unserer Gegend fortpflanzen.Schaffhausen. (hua) Nicht mehr gleich eineSensation, aber allemal eine Meldung wertist der Fund einer neuen Zwergfledermaus-Wochenstube in Schaffhausen. Im Zwischendacheines modernen Einfamilienhauses habensich dort Mitte Juni rund dreissig erwachseneträchtige Weibchen eingefunden. -Nachdem in der Region Schaffhausen erstEnde der 80er Jahre die ersten Zwergfledermäusenachgewiesen werden konnten- bis dahin scheint die Art, ähnlich wie es beider Weissrandfledermaus der Fall war, nichtverbreitet gewesen zu sein - handelt es sichmittlerweile immerhin um die vierte bekannteWochenstube im Stadtgebiet.Steisslingen. (hua) Eine Überraschung, dieselbst eingefleischte Fledermausschützer inunserer Gegend wohl höchstens alle zehn Jahrenur ein Mal erleben dürften, bot sich beider Begehung von verschiedenen Kirchen imLandkreis Konstanz (über dieses Projekt werdenwir im Speziellen in der nächsten <strong>Ausgabe</strong>berichten): Im Kirchturm der katholischenKirche von Steisslingen gelang uns der Nachweiseiner weiteren Wochenstube des GrossenMausohrs. Mit insgesamt rund 120 TierenEnde Juli bewegt sich Nummer zwölf derMausohr-Wochenstuben in unserer Region bezüglichder Bestandesgrösse im oberen Mittelfeld.Das Quartier mit den frei am Gebälkhängenden Tiere blieb bisher unentdeckt, weilin den vergangenen Jahrzehnten offenbar niejemand so weit in den Turm hochgestiegenwar.Wir schalten um zur WochenstubeErfolgreiche Veranstaltung mit Live-Videoübertragung aus dem Kloster St. Wolfgang in Engen(wf) In Baden-Württemberg sind Lehrveranstaltungenin Fledermauskolonien nicht erlaubt.Dies ist durchaus sinnvoll zum Schutzeder Tiere, denn es gibt Berichte, denenzufolge früher Mausohr-Wochenstuben mitkleinen Fledermausbabies gleichschulklassenweise besucht wurden und sicherlicherhebliche Unruhe erduldenmussten. Andererseits ist ja gerade das, waseigentlich nicht erlaubt ist, besonders spannend...Was verschiedentlich in Europa schonpraktiziert wurde, haben wir am 22. Juli mitgutem Erfolg im Kloster St.Wolfgang in Engenveranstaltet. Am Vorabend vorsichtig aufdem Estrich aufgestellte Infrarot-Kamerasund -Scheinwerfer (beides zur Verfügunggestellt von der Forschungsstelle für Ornithologieder Max-Planck-Gesellschaft inRadolfzell) lieferten über ein 50m langesS tockach-Wahlwies/Rielasingen-Arlen.(mkl) Massiv ist nicht massiv genug, musswohl ab sofort die Devise für das Verschliessenvon Fledermauswinterquartieren in Höhlen,Stollen und Kellern heissen. Eine stark demolierteund nicht mehr verschliessbare Türsowie ein gänzlich aus den Verankerungengerissenes Gitter sind die Bilanz vonVandalismusses in Rielasingen-Arlen und beiWahlwies. Während in Rielasingen das Setzeneines stabilen Gitters hoffentlich für Ruhesorgt, musste in Wahlwies massiver vorgegangenwerden. Weil im sandigen Hang kein Gittermehr ordentlich zu befestigen war und derEingang auch zuzurutschen drohte, wurde ermit einem Bagger gleich aufgegraben und mitKanalrohren gesichert. - In diesem Zusammenhangverwundert es dann auch kaum mehr,dass man von Zeit zu Zeit wohl auch ausrükkenmuss, um vermauerte Eingänge zu flikken,wie es beim Schiessstand in Nenzingenin diesem Sommer notwendig war.Kabel Life-Bilder aus der Wochenstube derGrossen Mausohren in den Klosterkeller.Dort fanden sich auf Einladung des EngenerUmweltamtes abends rund 50 Teilnehmerein, um einen Diavortrag, einen Abendsegler-Pfleglingund eben besagte Life-Bilderzu erleben und das Gesehene ausgiebigzu erörtern. Die Fledermäuse, die ebensowie wir Menschen das Infrarot-Licht nichtsehen können, fühlten sich in ihrem dunklen,ruhigen Dachstock offenbar pudelwohlund zeigten den Interessierten, was es dennin einer Wochenstube so zu sehen gäbe,wenn man denn hineindürfte. Erfreulich füruns war auch, dass ausser mehreren Kindergarten-Gruppen,die unser Angebot bereitstagsüber genutzt hatten, auch der EngenerBürgermeister gekommen war, um einenBlick auf die geheimnisvollen Vorgänge imDach seines Klosters zu werfen.


<strong>Ausgabe</strong> 3 - <strong>Oktober</strong> <strong>1998</strong> Fledermaus-Region Schaffhausen-Hegau-Bodensee Seite 3Fransenfledermäuse in Barzheim, Binningen und UmgebungVon der einfachen Pilotstudie zur umfangreichen Diplomarbeit - ein ZwischenberichtIn den letzten beiden <strong>Ausgabe</strong>n haben wir über unsere Studien der Barzheimer Fransenfledermäuse ausführlich berichtet.Den Anlass, dies nun wieder zu tun, gibt uns die Tatsache, dass wir im vergangenen Frühjahr nun das Glückhatten, mit Anja Illi aus Zürich eine engagierte Studentin zu finden, welche sich im Rahmen ihrer Diplomarbeit demThema intensiver annahm, als wir es jemals hätten tun können. Doch lesen Sie im folgenden Bericht von Anja Illi gleichselbst und tauchen Sie ins spannende „Abenteuer Fransenfledermäuse“ ein...Foto: Jörg Franke(ai) Das Hauptziel der Arbeit ist es, einenEinblick in die Jagdgebiete der Fransenfledermäusezu erhalten. Das heisst, es ist eineFortsetzung und Intensivierung der Untersuchungendie in den vorangegangenen Jahrenin Barzheim durchgeführt wurden. Die Fragendie ich im Verlauf dieses Jahres beantwortenwollte, sind unter anderem, welche UmgebungFledermäuse für ihre Jagd bevorzugen,ob sie individuelle Jagdterritorien haben undob die Tiere im Frühjahr ganz andere Gebietenutzen als im Herbst.Um etwas mehr über die Gewohnheitender Fransenfledermäuse zu erfahren, werdendie Tiere für die Dauer von ein bis zweiWochen mit einem kleinen Sender ausgerüstetund in ihre Jagdgebiete verfolgt. InBarzheim, wo die Arbeit stattfinden sollte, hieltensich im Frühjahr jedoch nur sehr wenigeFransenfledermäuse auf. Der Versuch, sie aufihrer Flugstrasse an einer Hecke des Dorfrandesabzufangen, ist leider gescheitert. Dienächste Fangaktion wurde in zwei von den Untersuchungenin den Vorjahren bekanntenJagdgebieten durchgeführt. Glücklicherweiseliessen sich dort vier weibliche Fransenfledermäusefangen, wovon zwei mit Sendernausgerüstet wurden. Die Suche nach den beidenbesenderten Tieren am folgenden Tag wardann voller Überraschungen: Die Tiere hieltensich tagsüber nicht wie zuerst erwartet odererhofft in Barzheim auf. Erst nach längererSuche erhielten wir schliesslich in Binningenein Signal aus dem Empfänger. Es stellte sichheraus, dass sich beide Tiere in einem LochNicht immergestaltete sich der Abfang von Fransenfledermäusen einfach. Bei deser Scheune in Barzheim, wodie Tiere das Quartier durch eine Spalte in der Bretterwand verlassen, musste Anja Illi die Tiere fünf Meterüber Boden aus dem Netz „pflücken“.der rund 1.5 Meter dicken Turmmauer derSt. Blasius Kirche aufhielten.Aufnahmen mit der Infrarot-Videokamerahaben gezeigt, dass sich in diesemQuartier zeitweise fast 120 Alttiere aufhalten- ein beeindruckendes Ergebnis, zumal in derRegion bisher nichts ähnliches bekannt ist! Danebenbieten die Mauern des Kirchturms denTieren noch unzählige weitere Versteckmöglichkeiten,wovon einige auch deutlicheSpuren von Fledermäusen aufweisen. DaFransenfledermäuse dafür bekannt sind, dasssie ihr Quartier häufig wechseln und wir bisherjeweils nur vor einem Loch in der Mauergefilmt haben, ist es durchaus auch möglich,dass die Anzahl Tiere der Kolonie noch höherliegt.Abfänge haben gezeigt, dass sich imFrühjahr nur erwachsene Weibchen in demQuartier aufhalten. Ein sehr hoher Anteil derTiere war zu der Zeit trächtig. Dass es sich beider Kirche definitiv um eine Fransenfledermaus-Wochenstubehandelt - der ersteNachweis im Landkreis Konstanz - stellten wirMitte Juni fest, als wir unterhalb des Quartiersein 1-2 Tage altes Junges fanden.Anfang Juli waren die ersten Jungtiereschon flügge, und die Kolonie löste AnfangAugust ihre Wochenstube auf. Die Tiere suchtenin kleineren Gruppen neue Quartiereausserhalb der Kirche auf, zum Teil in Gebäudenin Binningen, aber auch in Baumhöhlenim Wald am Hohenstoffeln.In Barzheim konnten wir erst Anfang Julieindeutig Fransenfledermäusen nachweisen.Abfänge zeigten, dass auch hier ausschliesslichadulte Weibchen mit ihren Jungtieren anwesendwaren. Unsere Erwartung, dass einigeFledermäuse der Binninger Kolonie nach Auflösungder Wochenstube in Barzheim auftauchenwürden, hat sich bisher nicht bestätigt.Es scheint sich um zwei getrennte Kolonienzu handeln, die interessanterweise teilweisedieselben Jagdgebiete nutzen.Die Fledermäuse nutzen bewachseneBachläufe als Flugstrassen, um in ihre Jagdgebietezu gelangen, die bis zu 4 km vonBinningen entfernt liegen. Die Tiere habenindividuelle Jagdgebiete, die sie während derdrei bis vier Nächte in denen ich sie jeweilsverfolgt habe, nicht änderten.Die Habitattypen, die die Fledermäuseaufsuchen, sind auch individuell sehr verschieden.Bachgehölze und Obstgärten sind bevorzugteJagdhabitate, aber auch in Wäldern undüber dem Kulturland scheint das Nahrungsangebotzumindest zeitweise für die Fledermäuseattraktiv zu sein.Bis jetzt haben wir einige neue Erkenntnisseüber diese Fledermausart sammeln können,aber es bleiben noch viele interessanteFragen offen. Der Aufenthaltsort der Fledermäuseder Barzheimer Kolonie im Frühjahrbleibt uns zumindest für diese Saison noch einRätsel. Auch haben wir bei den vielen Abfängen,die wir an verschiedenen Orten durchgeführthaben, kein einziges erwachsenesMännchen gefunden. Wo sich die Männchenden ganzen Sommer über aufhalten, und wound wann sich die Tiere paaren ist uns nochnicht bekannt. Obwohl die Saison sich langsamaber sicher dem Ende nähert, hoffen wirimmer noch, einige Hinweise auf die nochoffenen Fragen zu bekommen.


Seite 4 Fledermaus-Region Schaffhausen-Hegau-Bodensee <strong>Ausgabe</strong> 3 - <strong>Oktober</strong> <strong>1998</strong>Automatische Aktivitätszählung in einer Mausohr-WochenstubeErste Erfahrungen mit der computergesteuerten Zählanlage in der Hebelschule GottmadingenFoto: Michael Klinger(wf) Ein Fallbeispiel vorweg: die y-Kirche in x-Dorf soll saniert werden. Es ist geplant, dengesamten Dachbereich neu mit Ziegeln einzudeckenund bei dieser Gelegenheit einigemorsche Träger der Dachkonstruktion auszutauschen.Für die dort lebende, grosseWochenstuben-Kolonie der Mausohren bedeutetdies eine ernsthafte Bedrohung. Nungibt es glücklicherweise aber auch in x-Dorfeine Reihe von Menschen, denen der Erhaltder überregional bedeutsamen Fledermauskoloniesehr am Herzen liegt. Bei einem gemeinsamenBesprechungstermin soll also einZeitraum gefunden werden, in dem die Dachsanierungdurchgeführt werden kann, ohneallzu grossen Schaden für die Fledermäuseanzurichten. Natürlich ist niemand besondersdaran gelegen, das Kirchendach nun ausgerechnetüber Weihnachten oder Neujahr abzudeckenund so stellt sich die Frage, wannfrühestens im Herbst die Arbeiten beginnenkönnen oder wann spätestens im Frühjahr siebeendet sein müssen. Nachfragen in unsererDatenbank ergeben, dass die hiesigen Mausohr-Wochenstubenin den ersten April-Tagenbelegt werden und die Gruppen sich im Laufedes Septembers aus diesen Dachstöckenwieder zurückziehen um ihre Winterquartiereaufzusuchen. Dann gibt es aber auch Beobachtungenvon Mausohren in Dachstöckenvom 6. Dezember und anderswo wiederumberichtet eine Mesnerin, sie hätte beim Oster-Grossputz in der Kirche bereits in der 2. März-Woche Fledermäuse gesehen. Was tun? Wiesind diese Daten zu interpretieren?Ideal wäre es, wöchentlich, oder zu denRandzeiten am besten täglich, den Besatz einerMausohr-Wochenstube zu zählen und soein für unsere Region typisches Bild zu erhalten.Eine tägliche Störung in der Kolonie verbietetsich natürlich von selbst, also bliebe nureine tägliche Ausflugszählung. Aber wer wolltedie schon jeden Abend, bei jedem Wetterausführen - von März bis November, odernoch besser rund ums Jahr? Wir haben einengefunden, der sowieso (fast) alles tut, was manihm sagt: Kollege Computer.Und so tut seit Mitte des Jahres 1996einer dieser Gesellen mit inzwischen hoherZuverlässigkeit seinen Dienst in der Mausohrkolonieder Hebelschule Gottmadingen undzählt via Lichtschranken an 3 Ein- und Ausflugslöchern,was dort eben zu welcher Zeitso ein- und ausfliegt. Installiert wurde die Anlagein den Wintermonaten unter der fachlichenObhut der Firma Batec Hansueli Alder.Für die finanzielle Unterstützung durch dieLandesgirokasse Stuttgart bedanken wir unsherzlich, ebenso danken wir auch der GemeindeGottmadingen und dem Hausmeisterder Hebelschule, Herrn Brütsch, für dieKooperationsbereitschaft.Ein Beispiel für das ganze Jahr 1997 zeigtnebenstehende Grafik. Unterhalb der Null-Liniesind für jeden Tag die registrierten Anzahlender Ausflüge aus dem Quartier dargestellt,oberhalb der Null-Linie stehen die Einflüge.Für die Aus- und Einflüge befindet sich dieSkala links. Die Zackenlinie im unteren Bereichder Grafik gibt die Tagesdurchschnitts-Temperatur im Dachboden unweit der Kolonie-Hangplätzean, deren Skala auf der rechtenSeite eingetragen ist.Schnell lässt sich folgendes erkennen:Bereits Ende Februar waren erste Einzeltiereim Quartier zu Besuch und ab Anfang Märzkam es bereits regelmässig zu Aus- und Einflügeneiniger weniger Tiere. Die weitausBlick von innen auf einen der drei Lüftungsziegel, welche den Mausohren als Ein-/Ausflüge dienen. Unterhalbder Öffnung (am Ende der Kabel) befinden sich die beiden Infrarot-Lichtschranken.meisten Tiere trafen im Verlauf des Aprils einund zum ersten Mai war das Sommerniveauder Aus- und Einflugsaktivitäten erreicht. Bereitsin der 2. August-Hälfte geht die Zahl derAus- und Einflüge auf die Hälfte zurück, aberdie letzten Aktivitäten reichen bis in die erstenDezembertage hinein.Wichtig zur Deutung dieses Musters sindfolgende Überlegungen: was wir messen, sindnicht Anzahlen von Fledermäusen, sondernEreignisse, sprich Reaktionen von Lichtschrankenauf etwas, das in den Dachstockhineinschlupft oder diesen verlässt. 100 dargestellteEin- und Ausflüge können entwederbedeuten, dass 100 Tiere einmal abends ausgeflogenund einmal morgens ins Quartierzurückgekehrt sind. Sie können aber auchbedeuten, dass 50 Tiere einmal abends ausgeflogensind, dann gegen Mitternacht zurückkehrtenund sich später nochmals bis zurMorgendämmerung auf Jagdflug begaben.Und - zumindest theoretisch- könnte es sichauch nur um ein einziges, ziemlich unentschlossenesTier handeln, das eben insgesamt100 mal in den Dachstock einschlüpfte, wiederherauskam, feststellte, dass es drinnen eigentlichdoch besser war, wieder hineinkrochusw. Daher werden unsere Daten nicht täglichzusammengefasst, sondern mit einer Auflösungvon einer fünftel Sekunde abgespeichertund lassen diese drei geschlilderten Situationendeutlich unterscheiden. Andere Studienzum Verhalten von Mausohren liefern unsweitere wertvolle Hinweise für eine einigermassenzuverlässige Interpretiation der Daten.Eine Zählung im Sommer 1997 ergab etwasüber 250 Weibchen und diesem Wert kommtdas Sommer-Niveau der Ausflugszahlen imDurchschnitt recht nahe, was uns zeigt, dassin der Tat die Tiere in der Regel einmal abendsausfliegen und dann erst gegen Morgen zurückkehren.Nun gibt es aber auch noch einige seltsame"Ausreisser-Balken" in der Grafik. Trotzeiniger "Aufmerksamkeit" des Zählcomputerskann es beispielsweise passieren, dass sicheine dicke Spinne so unglücklich vor die Lichtschrankensetzt, dass der Computer begeisterthunderte von Ein- und Ausflügen in kurzer Zeitzu erkennen meint. Solche Fehler versuchteHansueli Alder durch Regulation der Lichtschrankenempfindlichkeitund einige Fehler-Routinen im PC zu minimieren. Nächtelangwurden dazu die Einflugöffnungen gleichzeitigmit Infrarot-Kameras gefilmt, die ausfliegendenTiere dann am Bildschirm gezählt unddie Ergebnisse mit den Zählergebnissen desComputers verglichen. Dann wurde wiedereine Kleinigkeit verbessert, neu kontrolliert,wieder verändert und so weiter. EineSysiphusarbeit, die sich aber lohnt. Künftigwerden wir jährlich solche Grafiken erstellenkönnen und dies wird uns Vergleiche im Verhaltender Tiere von Jahr zu Jahr ermöglichen.Zurück zur Interpretation der Grafik:Wir gehen nach den 1997er Ergebnissen also


<strong>Ausgabe</strong> 3 - <strong>Oktober</strong> <strong>1998</strong> Fledermaus-Region Schaffhausen-Hegau-Bodensee Seite 56004002000-200-400-600-800-100010095908580757065605550454035302520151050-5Tagesdurchschnittstemperatur auf dem Dachboden [°C]01.05.9801.04.9801.03.9801.02.9801.01.9801.12.9701.11.9701.10.9701.09.9701.08.9701.07.9701.06.9701.05.9701.04.9701.03.9701.02.9701.01.9701.12.9601.11.9601.10.9601.09.9601.08.9601.07.9601.06.96Tägliche Ein-/Ausflugbilanzen (Mitternacht bis Mitternacht) bei der Mausohrwochenstube in der Hebelschule Gottmadingen. Die positiven Werte stellen die Anzahlder Einflüge, die negativen Werte die Anzahl der Ausflüge dar. Der darunterliegenden Kurve sind die jeweiligen Tagesdurchschnittstemperaturen zu entnehmen.Foto: Michael Klingerdavon aus, dass erste Mausohren bereits abEnde Februar in den Wochenstubenquartierenauftauchen können, der eigentliche Bezugaber erst im April stattfindet. Aus den Wochen-Die „Black box“, das Herzstück der Anlage auf demDachboden der Hebelschule. Hier laufen die Signaleder einzelnen Lichtschranken und Sensoren zusammenund werden, nach Auswertung durch einenMikroprozessor, an den PC im darunterliegendenZimmer übermittelt.stuben ziehen dann zunächst die Alttiere ab -und zwar in einem ziemlich kurzen Zeitraumin der zweiten Augusthälfte - während diemeisten Jungtiere (dass Jungtiere später als ihreMütter abwandern, ist schon länger bekannt)allmählich bis Ende <strong>Oktober</strong> das Quartier verlassen.Für das eingangs genannte Beispielheisst das, dass von April bis Mitte SeptemberStörungen absolut tabu sein müssen. Wenndie Bauarbeiten erst zum März abgeschlossenwerden können, sollten täglich Vertreter desFledermausschutzes präsent sein, um eineGefährdung früh eintreffender Tiere auszuschliessen.Die Handwerker müssen ausreichendüber die Möglichkeit auftauchenderFledermäuse informiert werden. Sollten dieBauarbeiten im Spätsommer stattfinden, solltedies ab <strong>Oktober</strong> geschehen. In dringendenNotfällen, wo die Zeit bis zum Eintreffen desWinters zu knapp wird, kann etwas früherbegonnen werden, wobei dann noch Lösungengefunden werden müssen, um die evtl.noch anwesenden Fledermäuse nicht zu gefährden.Natürlich sind solche Folgerungen ausnur einem einzigen Jahr eine sehr heikle Sache,aber wir hoffen, mit jedem zusätzlichenErfassungsjahr hier zuverlässigere Aussagenmachen zu können.Seit <strong>1998</strong> ist es uns ausserdem möglich,ausser der Dachstocktemperatur weitereKlimadaten wie Aussentemperaturen, Windund Niederschläge mit zu erfassen. Damitkönnen wir Fragen bearbeiten wie etwa diejenige,wie Mausohren auf Temperaturstürzereagieren, ob regelmässig bei Regen gejagtwird, ob früh eintreffende Tiere auch in kaltenNächten auf Jagdflug gehen, warum währenddes ganzen Sommers immer wiederNächte mit ganz wenigen Ausflügen stattfindenund vieles mehr.Eine grosse Frage bleibt allerdings nochzu klären: warum nimmt die Anzahl der AusundEinflüge im August nicht drastisch zu? Indieser Zeit müssten zusätzlich zu den Weibchenauch die flüggen Jungtiere ausfliegen undwir sollten eine deutliche Erhöhung der Zahlenerwarten. 1997 war ein erfolgreiches Jahr,was die Jungenaufzucht in der Kolonie angeht.Dies hat eine Sichtzählung im Dachstock deutlichgezeigt. Wo also stecken diese Jungtierein unserem Diagramm? Wird das zusätzlicheAusfliegen von Jungtieren dadurch überlagert,dass kinderlose Weibchen dann schon dieKolonie verlassen - also die Gesamtzahl derTiere gar nicht ansteigt? Oder schlüpfen dieJungen durch irgendwelche Löcher, an denenkeine Lichtschranken sind? An dieser Fragewird noch zu arbeiten sein, denn es wäre natürlichwünschenswert, auch den Aufzuchtserfolgeiner Kolonie mit unsererRegistrieranlage zu messen.Dennoch sind wir mit dem Anlauf desProjektes bisher sehr zufrieden und hoffen,an der Hebelschule Gottmadingen stellvertretendfür andere Mausohr-Vorkommen unsererRegion interessante und wichtige Erkenntnissezu Schutz und Lebensweise unsererMausohren zu gewinnen.


Seite 6 Fledermaus-Region Schaffhausen-Hegau-Bodensee <strong>Ausgabe</strong> 3 - <strong>Oktober</strong> <strong>1998</strong>Sein Sie blind? - Eine Grenzgeschichtevon Michael KlingerSie kennen das sicher: Voller Stolz tragen SieIhr Päckchen oder Ihren Brief zur Post, unddann verschwindet er auf Nimmerwiedersehn.Er kommt nicht an, kommt nicht zurück, isteinfach weg. Irgend jemand bei der Post warblind, hat den Brief aus-ver-sehen - man bemerkedas Wort, das dahinter steckt - falschsortiert und schon ist's geschehen. <strong>All</strong>e Nachforschungenbleiben zwecklos, nach einigerZeit gibt man auf.Aber erstens kommt es anders und zweitensals man ... - und zweitens arbeiten wirgrenzüberschreitend. Und da bleiben unsereverschwunden geglaubten Päckchen an dieKoordinationsstelle Ost für Fledermausschutzan der Uni Zürich mangels Angabe über denInhalt schon mal ein Weilchen auf der Zollstelleder Post liegen. So taucht längst Aufgegebenesrecht unvermutet aus der Versenkungwieder auf. "Seid Ihr Blind?", fragt uns Hans-Peter Stutz, der Leiter der KOF dann und meintdamit nicht nur den "Blind für Umwelt undNaturschutz", zu dem uns die Post auf ihrerBenachrichtigung, dass es da ein Päckchenohne Zollpapiere gäbe, degradiert hat, sondervielleicht nicht zu Unrecht auch unsereUnkenntnis über bestehende Zollvorschriften.Ja, wir bekennen dieses "Blind-Naturschutzzentrum" aus dem ÖrtchenHettmadingen oder Hottmadingen zu sein, wirgratulieren Hans-Peter Stutz auch zu seinerscharfsinnigen Kombinationsgabe, bei der Benachrichtigunggleich an uns zu denken. Zuguter Letzt geloben wir, wenn es sein muss,auch, besonders bei Post in die Schweiz, dieWörter "BUND" und "Gottmadingen" nie wiederblindlings ohne nachzudenken von Handzu krakeln.Impressum2. Jahrgang<strong>Ausgabe</strong> 3 – <strong>Oktober</strong> <strong>1998</strong>Auflage: 250Fledermaus-Region Schaffhausen-Hegau-Bodensse ist das gemeinsame Mitteilungsorgander Regionalgruppe Konstanz der ArbeitsgemeinschaftFledermausschutz Baden-Württemberge.V. und des Regionalen Fledermaus-Experten des Kantons Schaffhausen, erscheintin der Regel dreimal jährlich und kann auf Anfragekostenlos abonniert werden.An dieser <strong>Ausgabe</strong> haben mitgearbeitet:Hansueli Alder (hua), Dr. Wolfgang Fiedler (wf),und Anja Illi (ai), Michael Klinger (mkl).Trauer um Erwin GnirsIm Juni dieses Jahres starb das GottmadingerOriginal Erwin Gnirs. Als Hausmeister derHebelschule, einem der bedeutendsten Mausohrquartiereim ganzen Landkreis, wuchsen ihmdie Untermieter unter "seinem Dachstock" imLaufe der Berufstätigkeit von 1968 bis zum Eintrittin den Ruhestand 1985 mehr und mehrans Herz. Nur Quartierbetreuer wie ErwinGnirs, die jederzeit und mit wachem Auge vorOrt ihre Kolonie beobachten, schaffen das, wasNaturschutzverbände und der amtliche Naturschutznie leisten können: Über die Sanierungder Schule hinweg und durch Jahre mit kaltemFrühjahr und verregnetem Frühsommer garantierte das langfristige Überleben "seiner Fledermäuse".Ich selbst erinnere mich an meine Grundschulzeit,als in einem besonders schlechtenFrühsommer viele Tiere nach der nächtlichenJagd entkräftet im Gras vor der Schule lagen,anstatt in den Dachstock zurückzufliegen. Dahaben wir kleinen Schüler vom Hausmeistergelernt, dass er unter seinem grauen Arbeitsmantelauch für mehr Platz hat, als für Schraubenzieher,Kugelschreiber und einen Zollstock.Um die Fledermäuse der Hebelschulewäre es schlechter bestellt, wenn es einen Hausmeisterwie Erwin Gnirs nicht gegeben hätte...Michael KlingerNeuer Katalog mit Sympathiewerbungsartikeln(mkl) <strong>All</strong>es rund um Fledermäuse, vonder Fachliteratur über T-Shirts bis hinzu Aufklebern, wollten wir für Fledermausfreundeanbieten. Die Resonanzwar so gut, dass dieser Fledermaus-Regionin Deutschland nun schon derzweite erweiterte Katalog beiliegt. Nebenneuen Fachbüchern sind vor allemauch noch mehr Produkte wie Postkarten,Anstecker und Kaffeetassen, die diebedrohten Flatterer in ein besseres Lichtrücken sollen, hinzugekommen.Wir hoffen, dass Ihnen das eineoder das andere gefällt. Beginnen Siedoch zu blättern und überzeugen Siesich selbst!RedaktionsadresseNaturschutzzentrum Westlicher HegauErwin-Dietrich-Strasse 3D -78244 GottmadingenTel. 07731/977105, Fax 977104e-mail: nsz.hegau@bund.netKontaktadressen FledermausschutzRegion SchaffhausenHansueli AlderAlpenstrasse 79CH-8200 SchaffhausenTel. und Fax 052/624 00 92Region HegauNaturschutzzentrum Westlicher HegauMichael Klinger oder Hansueli AlderErwin-Dietrich-Strasse 3D-78244 GottmadingenTel. 07731/977103, Fax 977104Region BodenseeDr. Wolfgang FiedlerHansjakobweg 4D-78315 RadolfzellTel. P. 07732/10149, G. 07732/150133Spendenkonten(bitte Vermerk „Fledermäuse“ angeben)Postkonto Schweiz PC 40-599897-7Bezirkssparkasse, D-78244 Gottmadingen(BLZ 692 515 50), Konto-Nr. 8 111 189

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