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Bonn - Kunstwanderungen.

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RK E20<br />

<strong>Bonn</strong><br />

<strong>Bonn</strong> ist ursprünglich keltischer Siedlungsplatz; 69 n. C. wird es erstmals als römisches<br />

Legionslager castra <strong>Bonn</strong>ensis genannt. Im 4. Jh. gibt es am Platze, wo heute das Münster<br />

steht, eine erste Kirche. Im 8. Jh. entsteht dort eine villa basilica, um die sich die<br />

Stadt bildet. 1244 befestigt Konrad von Hochstaden die Stadt. Bis 1600 ist <strong>Bonn</strong> Landeshauptstadt<br />

des Kurstaates. Danach bauen die Kurfürsten Joseph Clemens und Clemens<br />

August die Stadt zur prachtvollen Barockresidenz aus. 1786 eröffnet Max Franz<br />

von Habsburg die erste <strong>Bonn</strong>er Universität. 1794 wird <strong>Bonn</strong> französisch, 1815 preußisch.<br />

1818 wird die Rheinische Friedrich-Wilhelm-Universität gegründet. Im Revolutionsjahr<br />

1848 stellen sich <strong>Bonn</strong>er Professoren an die Spitze der Bewegung, allen voran<br />

der Dichter Gottfried Kinkel, der auf der Freitreppe des alten Rathauses die schwarzrotgoldene<br />

Fahne schwingt. Sieben Gelehrte der Alma mater <strong>Bonn</strong>ensis ziehen später in<br />

die Frankfurter Paulskirche ein. Hundert Jahre später wird <strong>Bonn</strong> Sitz des parlamentarischen<br />

Rates, 1949 Bundeshauptstadt.<br />

*<br />

Wir gehen auf dem Bahnsteig 1 D aus dem Hauptbahnhof hinaus und verlassen<br />

den Steig am Ende der links angebrachten Fahrradständer.<br />

die „Prinz-Albert-Straße“ und durch den ersten Teil von<br />

*** Alt-<strong>Bonn</strong>. Die Häuser in den Straßen der <strong>Bonn</strong>er Südstadt<br />

entstanden ab 1860 in den später so genannten „Gründerjahren“.<br />

Die Zeit ab 1871, nach der Reichsgründung „Gründerzeit“<br />

genannt, gab diesem Stil des Historismus den Namen. Verbunden<br />

mit Formen des Neobarock währte diese Bauweise bis nach<br />

der Wende vom 19. aufs 20. Jh.<br />

Auffällige, immer wiederkehrende Elemente sind dekorative<br />

Fensterverdachung (kleine Giebel) oder Fenster mit Segmentbogen,<br />

Wandpfeiler (Pilaster), Balkon mit Säulenbrüstung,<br />

Vorhalle (Säulenportikus) und dekorativer wie figürlicher Stuck<br />

an den Fassaden, schmiedeeiserne Zäune und Geländer – und<br />

vor allem – Hausgiebel- und Erkervariationen.<br />

2 Minuten später wandern wir rechts auf die „Heinrich von Kleist-Straße“<br />

durch den zweiten Teil von<br />

*** Alt-<strong>Bonn</strong> (s. o.) mit einer Lindenallee.<br />

*** Alt-<strong>Bonn</strong> (s. o.) mit einer Kastanienallee.<br />

3 Minuten später wandern wir an der Kreuzung rechts auf die „Argelanderstraße“.<br />

Rechts, hinter den Häusern, leider unzugänglich, steht die<br />

*** Universitäts-Sternwarte. Der zweigeschossige übergiebelte<br />

Bau von 1839 besitzt einen runden Beobachtungsturm. Die<br />

Trakte sind von Türmen flankiert. Der Entwurf Peter Josef<br />

Leydels wurde von Schinkel überarbeitet. Der Gründer der<br />

Warte heißt:<br />

Friedrich Wilhelm Argelander<br />

Der Astronom wird 1790 in Memel geboren, ist seit 1820 an der<br />

Königsberger Sternwarte, ab 1837 Professor in <strong>Bonn</strong>, wo er die<br />

Sternwarte gründet und leitet. Argelander befasst sich mit Position,<br />

Helligkeit und Eigenbewegung von Fixsternen. 1843<br />

kommt sein Atlas jener Sterne auf den Markt, die mit bloßem<br />

Auge sichtbar sind. Zwischen 1846 und 1863 erscheint sein<br />

Kartenwerk von über 300 000 Sternen der nördlichen Himmelskugel,<br />

das man „<strong>Bonn</strong>er Durchmusterung“ nennt. 1875<br />

stirbt Argelander in <strong>Bonn</strong> und wird auf dem alten Friedhof begraben.<br />

*<br />

Wir wandern nun durch den vierten Teil von<br />

*** Alt-<strong>Bonn</strong> (s. o.) mit einer Kastanienallee. Hier sind manche<br />

schöne Vorgärten hinter den schmiedeeisernen Gittern zu beachten.<br />

*** Poppelsdorfer Allee. Die Verkehrsader wurde ca. 1745<br />

unter Kurfürst Clemens August als Kastanienallee mit mittlerem<br />

Rastenteppich angelegt. Sie bildet die Achse zwischen der<br />

Residenz und dem Schloss Clemensruhe. Die vor dem Schlossweiher<br />

von Balthasar Neumann geplante Rondellanlage ist untergegangen;<br />

lediglich ein Wachthäuschen mit einer Giebelkartusche,<br />

kurz vor dem Schloss Clemensruhe links, ist vorhanden.


– Heute flankieren moderne Häuser, aber auch Bauten im Stil<br />

des Historismus die Allee.<br />

6 Minuten später wandern wir in den Innenhof vom Poppelsdorfer Schloss,<br />

*** Schloss Clemensruhe. Ehemals stand am Platze eine Wasserburg.<br />

Die Errichtung des Poppelsdorfer Schlosses wurde unter<br />

Kurfürst Josef Clemens nach Plänen von Robert de Cottes<br />

und Guillaume Hauberats 1715 begonnen und nach einer Baupause<br />

im Jahre 1744 von Kurfürst Clemens August unter Leitung<br />

von Balthasar Neumann ausgebaut. Der von de Cotte geplante<br />

Bau ist durch den Neubau nach der Kriegszerstörung<br />

1959 weitgehend verändert. Die quadratische Vierflügelanlage<br />

mit Eckbauten und hervorgehobenen Mittelpavillons umgibt einen<br />

zentralen von Arkadengalerie gefassten Rundhof. Die Vollendung<br />

ist mit dem Jahre 1756 dokumentiert. Seit 1818 ist die<br />

Anlage Universitätsgebäude.<br />

Wir gehen hier vom Schlosshof ins<br />

*** Mineralogische Museum (Mi 15-17, So 10-17 Uhr).<br />

Wir gehen aus Museum und Innenhof des Schlosses hinaus, halten uns links,<br />

nahe am Schloss entlang und gehen in<br />

*** Botanischer Garten. Die Anlage wurde 1819 an Stelle eines<br />

französischen Gartens im englischen Landschaftsstil errichtet.<br />

Heute sieht man davon allerdings nichts mehr.<br />

Wir gehen aus dem Garten hinaus, auf der Querstraße links und halten stets<br />

Richtung.<br />

2 Minuten später wandern wir an der Vierergabelung auf den zweiten Weg<br />

links auf den Friedhof mit ** Ehrengräbern des 19. Jhs. und bleiben immer<br />

auf dem asphaltieren Hauptweg.<br />

5 Minuten später wandern wir aus dem Friedhof hinaus, auf dem Querweg<br />

links und an der Gabelung rechts, vorbei am Stationshäuschen.<br />

6 Minuten später wandern wir zu den heiligen Stätten auf dem<br />

Kreuzberg.<br />

An dieser Stätte auf dem Kreuzberg wird seit dem 15. Jh. besonders der Leiden Jesu<br />

und der Schmerzen Mariens gedacht. Die barocke Wallfahrtskirche wurde 1628 geweiht.<br />

Nachdem sich zunächst die Bettelmönche der Serviten, schließlich die Jesuiten<br />

und dann Franziskaner hier niedergelassen hatten, dient der Ort heute als Begegnungsstätte<br />

für Menschen aus der Dritten Welt.<br />

*<br />

*** Heilige Stiege. Dem Chor der Kreuzbergkirche ließ Kurfürst<br />

Clemens August die Heilige Stiege vorsetzen. Die Pläne<br />

gehen möglicherweise auf Balthasar Neumann zurück und orientieren<br />

sich an der „Scala Santa“ in Rom.


Das Äußere. Auf dem Balkon der Fassade aus Trachytstein<br />

steht die Figur des Leidensmannes, flankiert von Pilatus (alter<br />

Tradition entsprechend mit türkischem Turban) und einem Soldaten,<br />

sämtlich Kopien. Auffallend präsentieren sich die mit<br />

Leidenswerkzeugen verzierten Vasen und Kapitelle.<br />

Im Inneren führt die Heilige Stiege aus Marmor, von zwei<br />

Treppen begleitet in die mit Stuckmarmor ausgearbeitete obere<br />

Kapelle hinauf. Auf dem Altar steht eine hölzerne Kreuzgruppe.<br />

Diese „Leidenstreppe“ war 1751 erbaut – zum Gedenken an den<br />

Erlösungstod Jesu. Daher tauchen die Leidenswerkzeuge in den<br />

und Propheten gemalt. Als Freskist zeichnet Johann Adam<br />

Schöpf verantwortlich. Antonius Murnau führte die Marmorarbeiten<br />

aus. Den Stuckmarmor formte Martin Hörmannsdorffer.<br />

Der weiße Stuck stammt von den Wessobrunnern Jakob Rauch<br />

und Ignatius Finsterwalder, beide bedeutende Vertreter des<br />

Bayrischen Barock.<br />

Die Krypta unter der Stiege dient dem Herrn im Heiligen Grab,<br />

gen Himmel.<br />

1 Minute später wandern wir in die Kirche<br />

*** Heilig Kreuz. Das barocke Gotteshaus wurde 1628 geweiht.<br />

Der kreuzförmige Saal mit Seitenkapellen ist 1751 von<br />

Johann Adam Schöpf mit Fresken geschmückt worden. Die<br />

Ausstattung entstammt der Bauzeit.<br />

Das Chorhaus. Die Malereien des Chorgewölbes: Lamm, Arche<br />

Noah, Phönix, Pelikan. – Vom Oratoriumsfenster aus konnte<br />

der Landesherr dem Gottesdienst beiwohnen. – Der Hochaltar<br />

trägt eine vom Deutschordenskreuz überhöhte Stuckkuppel; die<br />

v der Anbetung des Herrn durch die Hirten. – Rechte Wand:<br />

Gemälde der Darstellung Jesu im Tempel.<br />

Das Langhaus. Die Gewölbegemälde: 1. Kreuzprobe durch Helena;<br />

ein Engel versinnbildlicht die Großzügigkeit des Kurfürsten;<br />

2. Engel zeigen die Todesstunde Jesu an.


Linker Querschiffarm. Altaraufbau des 17. Jhs. mit neuer Kopie<br />

eines Murillo-Gemäldes: Magdalena. – Außenwand: Gemälde<br />

des Franziskus, 19. Jh.<br />

Rechter Querschiffarm. Altaraufbau des 17. Jhs. mit einem<br />

Gemälde, das Sebastian und Rochus zeigt. – Außenwand: Gemälde<br />

der Immaculata, 19. Jh.<br />

Das Langhaus. Linke Wand: 1. Kanzel mit den Korbreliefs der<br />

18. Jh. eines florentinischen Originals. – Rechte Wand: Riesiges<br />

barockes Golgathabild. – Rückwand: Orgelprospekt von 1714.


– An den Wänden: Barocke Kreuzwegstationsgemälde.<br />

Linke Seitenkapelle. Peregrinusaltar mit dem Gnadenbild, eine<br />

Pietà-Skulptur von 1628, sowie den Figuren: Jesus heilt den<br />

Servitenmönch Peregrinus von Forli.<br />

Die Eingangshalle: Maria auf der Mondsichel, Gemälde von<br />

1904.<br />

Wir gehen aus der Kirche hinaus, halten uns links, gehen am Wegestern auf<br />

den zweiten Weg links und bleiben stets auf dieser „Kapellenstraße“.<br />

*** Schumann-Haus, heute Musikbücherei der Stadtbibliothek.<br />

Der klassizistische Bau vom Ende des 18. Jhs. war seit<br />

1844 Heilanstalt. (Mo, Mi, Do, Fr 11-13.30, 15-18 Uhr). Die<br />

Schumann-Büste vor dem Haus schuf Alfred Hrdlicka, 2006<br />

zum 150jährigen Todestag des Komponisten.<br />

Robert Schumann<br />

Hier, in Endenich, verbrachte Robert Schumann ab 1854 die<br />

zwei letzten Jahre seines Lebens als Patient der Psychiatrischen<br />

Klinik. Lebensmüde war er zuvor in seiner Wahlheimatstadt<br />

Düsseldorf in den Rhein gegangen und glücklich gerettet worden.<br />

– Zwei Räume, ein Eckzimmer mit winzigem Vorraum für<br />

den Wärter, sind als Schumann-Gedächtnis-Stätte hergerichtet.<br />

Sein Eckzimmer gewährte ihm Blick sowohl auf die Stadt <strong>Bonn</strong><br />

als auch auf den Kreuzberg. Das war einmal. Auch der Weg<br />

zum geliebten Beethoven-Denkmal, den der lebensmüde Patient<br />

wahrnahm, ist heute verbaut. Ein Tafelklavier, Bilder und Briefe,<br />

Dokumente in Glaskästen erinnern an den Komponisten.<br />

Das Protokoll vom 10. Oktober 1855 gibt wieder, dass Schumann<br />

„seit gestern äußerst laut ist, dass er brüllt, schreit, seine<br />

Werke berührt und ruft: Das ist mein!“. Er sieht verstört aus,<br />

isst gut. Er gießt abends den Wein in den Nachttopf und meint,<br />

es sei Urin.<br />

Bäder, Alkohol und Zwangsjacke sind die probaten Mittel der<br />

ideenlosen Psychiatrie, allerdings keine der üblichen Schocktherapien.<br />

Schumann wurde also nicht gequält. Er starb hier am<br />

29. 7. 1856 und liegt auf dem Alten Friedhof begraben.<br />

*<br />

Clara Schumann, geb. Wieck<br />

Clara schreibt: „Geehrtester Herr Richartz. Hierbei sende ich<br />

Ihnen den Betrag für den Monat Juli von 50 Reichstalern. Leider<br />

war der letzte Bericht recht betrübend. Und dass mein teurer


Mann durchaus weder mir schreibt noch nach einer Zeile von<br />

mir verlangt, ist mir ganz unbegreiflich. Recht inständig bitte<br />

ich Sie, sobald es zulässig ist, dass ich einmal schreibe, es mich<br />

wissen zu lassen und sobald ein Besuch ohne Nachteile für ihn,<br />

stattfinden kann. Ihre ergebene Clara Schumann.“<br />

Die Ärzte verhinderten eine Kontaktaufnahme. Sie hatten auch<br />

ein Besuchsverbot verhängt, argumentierten, der Patient müsse<br />

selber entscheiden, mit wem er wann welchen Kontakt pflegen<br />

wolle. Im Herbst 1854 hat Robert offenbar signalisiert, dass er<br />

eine Verbindung herstellen möchte. Clara hat dann den brieflichen<br />

Kontakt aufgenommen. So entstand auch der o. a. Brief. –<br />

Clara durfte Robert nur einmal wiedersehen, kurz vor dessen<br />

Tod.<br />

*<br />

Wir gehen aus dem Schumann-Haus hinaus, auf der Straße rechts und an der<br />

Kreuzung rechts nach „<strong>Bonn</strong>-Zentrum“.<br />

5 Minuten später wandern wir an der Straßengabelung hinter der Straßenbrücke<br />

mitte, weiter auf der „Endenicher Allee“. Wir beachten links errichtete<br />

*** Historische Bauten, die neobarocke Landwirtschaftkammer,<br />

nach 1914, mit Figurenportal und Freitreppe errichtet, und<br />

anschließend Privathäuser des frühen 20. Jhs.<br />

8 Minuten später wandern an der Kreuzung links auf „Humboldtstraße“ durch<br />

*** Alt-<strong>Bonn</strong> (s. o.).<br />

*** Alt-<strong>Bonn</strong> (s. o.),<br />

kurz darauf über die Querstraße in die Anlage, in der wir uns rechts halten.<br />

2 Minuten später wandern wir in<br />

*** Kurfürstliches Gärtnerhaus (Di-Sa 14-18, So 10-13 Uhr).<br />

Wechselausstellungen.<br />

Wir gehen aus dem kleinen Museum hinaus, in der Parkanlage nach rechts,<br />

Richtung haltend über den Beethovenplatz und an der Schrägkreuzung links<br />

*** Alt-<strong>Bonn</strong> (s. o.).<br />

2 Minuten später wandern wir links in<br />

***** Rheinisches Landesmuseum (Di, Do-So 10-18, Mi 10-21<br />

Uhr). Im Inneren befindet sich eine Sammlung vorgeschichtlicher<br />

und provinzialrömischer Denkmäler sowie rheinische Plastik<br />

nebst Malerei des Mittelalters und niederländischer Malerei<br />

des 16. bis 18. Jhs.<br />

1 Minute später wandern wir auf der „Bachstraße“ links, wiederum durch<br />

*** Alt-<strong>Bonn</strong> (s. o.).<br />

1 Minute später wandern wir rechts auf die „Mozartstraße“, abermals durch<br />

*** Alt-<strong>Bonn</strong> (s. o.).<br />

3 Minuten später wandern wir auf der Querstraße rechts, im Bogen der Straße<br />

treppab, hinter Gleisen treppauf und linksversetzt über die Querstraße.<br />

3 Minuten später wandern wir auf<br />

**** Alter Friedhof. Auf dem 1715 unter Kurfürst Josef Clemens<br />

angelegten Gelände, das im 19. Jh. unter Mitwirkung von<br />

Peter Josef Lenné erweitert wurde, befinden sich außer herrlichen<br />

alten Bäumen viele historische Grabsteine, die vom <strong>Bonn</strong>er<br />

Geistesleben zeugen; es sind teilweise Werke von Schinkel,<br />

Stüler, Rauch und Afinger.<br />

Wir bleiben auf dem Hauptweg. Kurz darauf wandern wir am Rasenrondell<br />

bekrönendem Jüngling, für<br />

Mathilde Wesendonck.<br />

Die Schriftstellerin, die Dramen, Sagen, Märchen und Märchenspiele<br />

schreiben wird, kommt 1828 als M. Luckemeyer in<br />

Elberfeld (Wuppertal) zur Welt. 1848 heiratet sie den Kaufmann<br />

Otto Wesendonck. Nachhaltigen Ruhm erhält Mathilde<br />

aufgrund ihrer Freundschaft zu Richard Wagner. Mathilde ist<br />

die Muse, die den Musiker bei der Komposition zu Tristan und<br />

Isolde inspiriert. Zu dem komponiert und widmet Wagner 1857<br />

ihr die fünf von Mathilde getexteten Wesendoncklieder, die als<br />

Vorstudien zum Tristan dienen, aber eigenständige Werke sind,<br />

und die des Komponisten glühende Liebe zu Mathilde widerspiegeln.<br />

Mathilde stirbt 1902 in der Villa Traunblick am<br />

Traunsee (Salzkammergut).


Wir kehren um, gehen an der zweiten Kreuzung beim Grab mit dem Eschenbaum<br />

links, an der Kreuzung beim Grabmal mit der Sitzfigur rechts, an der<br />

ersten Abzweigung links zum fünften Grab rechts, der Grabstätte mit einem<br />

Stein, darauf das Konterfei von<br />

Karl Simrock.<br />

Der bedeutende Germanist wird 1802 in <strong>Bonn</strong> geboren und studiert<br />

u. a. bei Ernst Moritz Arndt sowie Friedrich Schlegel. Er<br />

widmet sich der Übersetzung mittelalterlicher deutscher Dichtung<br />

(unübertroffene Nibelungenliedfassung), womit er den<br />

Sinn für altdeutsche Volks- und Kunstdichtung weckt, ohne es<br />

zu versäumen, selbst zu dichten. Auch ist er Autor des Reisebestsellers<br />

Das malerische und romantische Rheinland, in dem<br />

eine Fülle ausgezeichneter Stiche die Ansichten des romantischen<br />

Rheines damaliger Zeit wiedergibt. Ab 1850 ist er Professor<br />

an der Universität <strong>Bonn</strong>. Simrock stirbt 1876 in seiner<br />

Vaterstadt.


Wir kehren um, wandern auf dem Querweg links, umgehen nun Richtung<br />

Hier befindet sich rechts die Grabstätte für<br />

Robert Schumann und Clara Schumann. geb. Wieck<br />

Robert und Clara sind das Musikerliebespaar schlechthin; das<br />

lässt sich beweisen an ein paar Kompositionen.<br />

Mit 12 Jahren komponiert Clara Wieck eine Romance variée<br />

und widmet sie Robert, der ihr Musiklehrer ist. Sie nennt es<br />

später ihr Opus Drei. – Robert greift das Thema im Jahre 1833<br />

auf und füllt es schwärmerisch. Er nennt es sein Opus 5: Impromptus<br />

über ein Thema von Clara Wieck. – 1853 widmet Clara,<br />

mit 33 Jahren bereits siebenfache Mutter, ihrem Robert Variationen<br />

über eins seiner Themen. „Meinem geliebten Manne<br />

zum 8. Juni 1853“ und ein „schwacher Wiederversuch von seiner<br />

alten Clara“. Es ist ihr Opus 20, das einen Rückblick auf<br />

Roberts Albumblatt op. 99,4 darstellt. Jedoch zunächst greift sie<br />

das Thema ihrer Romance auf und leitet dann über zu Roberts<br />

Werk. Schließlich vereinigen sich die Kompositionen, vermählt<br />

sich Claras Romance mit Roberts Impromptus, das seinerzeit<br />

seine Antwort auf Claras Romance war. Im letzten Satz werden<br />

Robert, Musik, Liebe und Clara in Vierfaltigkeit zur Viereinigkeit.


Zwei Putten, lesend bzw. musizierend, stehen für Schumanns<br />

Begabung als Musiker und Schriftsteller; die Muse trägt die<br />

Züge seiner Frau Clara, die später ebenfalls hier die Ruhe fand.<br />

Wir gehen auf dem Hauptweg links und an der Dreiergabelung vor der Eiche<br />

abermals links. Kurz darauf gelangen wir zum an der Mauer unter mächtiger<br />

Eiche stehendem Grab mit zwei schlichten Kreuzen auf Podesten, Grabstätte<br />

für<br />

Ernst Moritz Arndt.<br />

Der Dichter wird 1769 auf der, damals schwedischen, Insel Rügen<br />

geboren. Ab 1805 ist er in Greifswald Professor für Geschichte.<br />

Er wird, als Gegner Napoleons, von den Franzosen<br />

politisch verfolgt und begibt sich nach Schweden und St. Petersburg.<br />

Mit dem Freiherrn von und zu Stein kehrt er nach<br />

Deutschland zurück und wird 1818 Professor für Geschichte an<br />

der neu gegründeten Universität <strong>Bonn</strong>. Er tritt für die politische<br />

Einheit Deutschlands ein. Im Zuge der Demagogenverfolgung<br />

wird er 1820 seines Amtes enthoben und erst 1840 wieder eingesetzt.<br />

1848 ist er Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung<br />

und gehört zum rechten Zentrum. Arndt stirbt 1860 in<br />

<strong>Bonn</strong>.<br />

*<br />

*** St. Georg. Die kleine dreischiffige Hallenkirche, ein auf<br />

Säulen kreuzrippengewölbter Raum mit Dreiapsidenabschluss,<br />

stammt aus der Zeit um 1225 und wurde seinerzeit als Kapelle<br />

der Deutschordenskommende in Ramersdorf errichtet. Der Bau<br />

ist ein besonders schönes Werk des Rheinischen Übergangsstils.


Die Kapelle, so wie sie da steht, ist ein Beispiel denkmalpflegerischer<br />

Großtat der Spätromantik. Sie wurde 1846 mit Ausnahme<br />

des Turmes von Ramersdorf auf diesen Friedhof übertragen<br />

Die Fenster wurden im selben Jahr in die heutige Form gebracht<br />

und die Ausstattung besorgt. Die ornamentalen Glasgemälde<br />

stammen aus dem 20. Jh., und zwar von Georg Meistermann.<br />

Die Pforte ist aus Sayner Eisenguss. Das Altargerät ist eisern,<br />

das Gestühl einfach, der Boden mit Tonplatten belegt.<br />

Wir gehen aus der Kirche hinaus, halten Richtung, wandern kurz darauf unter<br />

den zwei hundertjährigen Platanen rechtwinklig nach rechts und an der ersten<br />

Kreuzung links zum vom schmiedeeisernen Gitter begrenzten Grab mit dem<br />

Gedenkstein samt Konterfei, Grabstätte für<br />

August Wilhelm von Schlegel.<br />

Schlegel wird 1767 in Hannover geboren. 1798 wird er Professor<br />

in Jena. Zwischen 1801 und 1804 hält er Vorlesungen in<br />

Berlin. Ab 1804 ist er Reisebegleiter der Madame de Stael. Seit<br />

1818 ist er Professor für Indisch und orientalische Sprachen in<br />

<strong>Bonn</strong>. August Wilhelm Schlegel gilt als romantischer Universalgelehrter,<br />

ist Dichter und Übersetzer sowie Sprachforscher.<br />

Er wird als „Eindeutscher von weltliterarischen Schöpfungen“<br />

berühmt. Seine Shakespeare-Übersetzungen, die Ludwig Tieck,<br />

dessen Tochter und Graf Baudissin vollendeten, haben heute<br />

noch Gültigkeit. Man kann seine Arbeit an den Shakespeare-<br />

Stücken vielleicht folgendermaßen bewerten: er machte „Shakespeare<br />

zum deutschen Klassiker“. Schlegel stirbt 1845 in<br />

<strong>Bonn</strong>.<br />

August Wilhelm ist der Bruder von Karl Wilhelm Friedrich von<br />

Schlegel, Philosoph, Dichter und Geschichtsforscher.


Wir kehren um, wandern an der Kreuzung rechts, Richtung haltend durch die<br />

zwei Platanen auf den langen Weg, kurz darauf an der ersten Kreuzung rechts<br />

und vor frontal an der Mauer angelegtem Grab abermals rechts. Es ist die<br />

Grabstätte für<br />

Charlotte von Schiller<br />

Charlotte von Schiller, geb. Lengefeld, wird 1766 in Rudolstadt<br />

1826 stirbt Lotte in <strong>Bonn</strong> und wird hier begraben.


Fünf Grablegen weiter wandern wir vorbei an der 1970 erneuerten Stätte von<br />

Maria Magdalena Beethoven<br />

Beethovens Spuren gab es hier nie, wohl aber die Fußstapfen,<br />

in die er stieg. Es waren die seiner Mutter. Die Ruhestätte der<br />

Maria Magdalena hatten die <strong>Bonn</strong>er gründlich vergessen, verraten<br />

und verkauft. Erst 1932 konnte die Grabstätte „identifiziert“<br />

und erstmals erneuert werden. Der heutige Zustand geht<br />

auf das Jahr 1970 zurück.<br />

10 Minuten später wandern wir, so lange währt die reine Gehzeit über den<br />

Friedhof, aus dem Friedhof hinaus, nach rechts, auf gegenüberliegendem Bürgersteig<br />

links und an der Gabelung rechts auf „Budapester Straße“.<br />

3 Minuten später wandern wir an der Kreuzung links auf die „Münsterstraße“,<br />

sofort auf dem „Mülheimer Platz“ links und kommen auf dem „Bottlerplatz“<br />

vorbei an der Stadtbücherei,<br />

*** Altes Stadthaus, im Residenzstil gehalten.<br />

3 Minuten später wandern wir vor dem<br />

*** Sterntor, ein mittelalterlicher noch erhaltener äußerer Torbogen,<br />

an den man im 19. Jh. einen Torbau gesetzt hat, der<br />

wiederum noch einen Halbturm des 13. Jhs. integriert,<br />

links, vorbei an einer<br />

*** Gerichtssäule, römisch, die in romanischer Zeit überarbeitet<br />

wurde, auf der ein Löwe einen Eber schlägt,<br />

und auf dem Platz rechts auf die „Sternstraße“, auf der wir bleiben.<br />

3 Minuten später wandern wir auf dem „Markt“ links auf die „<strong>Bonn</strong>gasse“<br />

und in die rechts stehende<br />

*** Namen Jesu Kirche. Die ehemalige Jesuitenkirche wurde<br />

1686 nach Plänen von Jakob de Candrea erbaut. Die dreischiffige<br />

kreuzrippengewölbte Stufenhalle auf schlanken achtseitigen<br />

Stützen mit zweijochigem Hauptchor und flachrund<br />

berücksichtigt. Die Westfassade von 1692, mit ihren Flankiertürmen<br />

auffallend aus der Häuserzeile herausragend, zählt zu<br />

den bedeutendsten Barockfassaden des Rheinlandes: ins barocke<br />

Gliederungssystem sind gotisierende Maßwerkfenster eingepasst<br />

worden, die Türme mit welschen Hauben unter Laternen<br />

bekrönt; die gesamte Baumasse ist romanisierend betont.<br />

Über dem Portal ist das kurfürstliche Wappen von zwei Löwen<br />

gehalten sowie das Monogramm Christi angebracht.<br />

Das Innere besitzt eine in den 50er Jahren des 20. Jhs. ergänzte<br />

Ausstattung. Das alte Gestühl ist aus der Bauzeit, die Kanzel<br />

von 1698, die Beichtstühle sind aus dem 18. Jh.<br />

Wir gehen aus der Kirche hinaus und nach rechts.<br />

1 Minute später wandern wir in Haus Nr. 20,


*** Beethovenhaus (Museum, Mo-Sa 10-17, So 11-17 Uhr). In<br />

diesem Gebäude des 18. Jhs. ein typisches barockes Bürgerhaus,<br />

wurde Ludwig van Beethoven 1770 geboren. Die Beethovens<br />

sind oft umgezogen.<br />

Vier ihrer Wohnstätten in <strong>Bonn</strong> sind nicht mehr vorhanden. In<br />

diesem Geburtshaus Ludwigs wohnten sie sieben Jahre.<br />

Ludwig van Beethoven<br />

Beethovens Spuren nehmen hier ihren Anfang. Der Komponist<br />

wird 1770 in <strong>Bonn</strong> geboren und nur zweiundzwanzig Jahre lang<br />

in seiner Vaterstadt bleiben. Ab dem vierten Lebensjahr erhält<br />

Ludwig, dessen musikalisches Genie früh erkannt wird, vom<br />

Vater Musikunterricht. Mit acht Jahren gibt er vor Kölner Publikum<br />

sein erstes Konzert. Nun folgen verschiedene Lehrer, die<br />

ihm das Klavierspiel, das Orgelspiel und das Violinspiel beibringen.<br />

Ab 1779 übernimmt der damals bekannte Komponist<br />

Christian Gottlob Neefe die musikalische Unterweisung des<br />

Neunjährigen. Ludwig erlernt nun das Generalbassspiel und<br />

das Komponieren. Als Elfjähriger spielt er so gut Orgel, dass er<br />

seinen Lehrer vertreten darf. Mit 13 wird er Mitglied der kurfürstlichen<br />

Hofkapelle in der auch schon sein Großvater und<br />

sein Vater spielen; er spielt dort das Cembalo und erhält den<br />

Sold eines Erwachsenen. Mit 13 Jahren widmet er dem Kurfürsten<br />

Max Friedrich von Köln seine ersten Sonaten.<br />

Beethoven genießt – auch durch Neefe – eine vorzügliche Bildung.<br />

Mit 18 Jahren ist er an der Kurkölnischen Universität als<br />

Philosophiestudent eingeschrieben. Natürlich unterrichtet er<br />

auch und komponiert selbstverständlich.<br />

1787 erhält er vom Kurfürsten Urlaub, um nach Wien zu reisen,<br />

bei Wolfgang Amadeus Mozart weiterbildenden Unterricht zu<br />

nehmen. Mozart ist aber überbeschäftigt, er arbeitet am „Don<br />

Giovanni“. Mozart findet zwar Gefallen am Improvisieren<br />

Ludwigs auf dem Klavier, ist aber der Meinung, dass es Ludwig<br />

schwer haben wird. Vermutlich hatte das Genie Mozart das<br />

Genie Beethoven als Konkurrenten erkannt.<br />

20 Tage bleibt Ludwig in Wien, dann muss er zurück. Die Mutter<br />

liegt im Sterben. Er trifft sie noch lebend an, ehe sie an<br />

Schwindsucht stirbt. Der Vater verkraftet diesen Schicksalsschlag<br />

und andere vorausgegangene nicht und beginnt zu trinken.<br />

Daraufhin ist Ludwig als Ältester für die Erziehung der


jüngeren Brüder verantwortlich. Er bekommt dazu die Hälfte<br />

des väterlichen Gehalts.<br />

Mit 19 Jahren ist Ludwig nicht nur Hoforganist, sondern auch<br />

als Bratschist in der kurfürstlichen Hofkapelle tätig. 1790<br />

kommt Haydn nach <strong>Bonn</strong>. Dort trifft er mit Beethoven zusammen.<br />

1792 wird Beethoven erneut beurlaubt, diesmal um bei<br />

Haydn in Wien sein musikalisches Studium abzuschließen – und<br />

kehrt nie mehr nach <strong>Bonn</strong> zurück. Er stirbt 1827 in Wien.<br />

Wir gehen aus dem Museum hinaus, nach links, auf der <strong>Bonn</strong>gasse zurück.<br />

*** St. Remigius. Die Minoriten-Klosterkirche, von 1274 bis<br />

zum Ende des 14. Jhs. errichtet, ist eine dreischiffige kreuzrippengewölbte<br />

Pfeilerbasilika aus Tuffstein. Dem linken Seitenschiff<br />

wurde 1620 ein Chor vorgesetzt. Der östliche Dachreiter<br />

ist von 1889.<br />

Das Chorhaus wurde von 1274 bis nach 1300 erbaut. – Der Altar<br />

zeigt den nazarenichen Dreiteiler mit Christus und Heiligen.<br />

Rechte Wand: Nische mit Depositorium (Buchaufbewahrungsstelle)<br />

und Piscina (Schale) im Boden; Nische für den Dreisitz.<br />

– Linke Wand: Gemälde der Marienunterweisung, von Carl<br />

Das Mittelschiff. 1. Pfeiler links: Halbfigur der Muttergottes<br />

auf der Wolke, Holz, 17. Jh.


2. Pfeiler rechts: Kanzel des 18. Jhs. mit Volutenbekrönung<br />

des Schalldeckels und den vier Evangelisten auf dem Korb.<br />

Beethovens Spuren lassen sich hier wiederentdecken. Er wurde<br />

über dem Taufstein des Gotteshauses getauft.<br />

– An der Wand: Neugotische Altartafeln mit dem<br />

Emmausgeschehen im Hauptbild,<br />

flankiert von den Gemälden des Antonius und der Elisabeth.<br />

Rechtes Seitenschiff. Neugotischer Frontwandaltar mit einer<br />

; auf den Seitenflügeln: Franziskus und Hieronymus (links) sowie<br />

Bonaventura und Clara, Gemälde von Franz Ittenbach.


Beichtstühle, 18. Jh.<br />

Beethovens Spuren sind hier verklungen. Die ehemalige Orgel<br />

hat der junge Musiker bereits im Alter von zehn Jahren gespielt.<br />

Kreuzgang, in dem Epitaphe des 17. Jhs. stehen, und<br />

Klostergebäüde. Nach der Kriegszerstörung wurden die Komplexe<br />

wieder vereinfacht aufgebaut.<br />

Wir gehen aus der Kirche hinaus, zurück und auf dem „Markt“ links.<br />

2 Minuten später wandern wir zum<br />

*** Rathaus. Zum dreigeschossigen Bau aus verputztem Backstein<br />

mit schwach betontem Mittelsiralit, zweiläufiger Freitreppe<br />

nach Plänen des Michael Leveilly legte Kurfürst Clemens<br />

August 1737 den Grundstein. Nach der Kriegszerstörung wurde<br />

das Rathaus bis 1951 mit erhöhtem Mansardgeschoss wieder errichtet.<br />

Der Bau knüpft stilistisch an die Südfassade des Schlosses<br />

in Brühl an.<br />

Wir gehen zurück, mit Blick nach links zur *** Ansicht vom Schloss, hinterm<br />

*** Marktbrunnen, ein 1777 aufgestellter Trachytobelisk mit<br />

4 Minuten später wandern wir ins Münster<br />

***** St. Martin.<br />

Die Kirche war ehemals den Heiligen Cassius und Florentinus<br />

geweiht. Die im Kern romanische dreischiffige doppelchörige<br />

Anlage des 11. Jhs., deren Mauerwerk sich noch im heutigen<br />

Bau befindet (Ostkrypta und Westchorwände), begann man in<br />

der ersten Hälfte des 12. Jhs. auszubauen. Die Chorweihe fand<br />

1153 statt; jedoch wurde der Chor schon bald verlängert und<br />

mit einer Apsis geschlossen; auch den Kreuzgang hat man neu<br />

erbaut. Um 1190 wurde der Chor erhöht und gewölbt, der Bau<br />

von Vierungsturm und Querhaus begonnen. Das Langhaus war<br />

bis um 1220 fertiggestellt.


Das Äußere des staufischen Bauwerkes von Norden aus und<br />

von links nach rechts betrachtet: zweigeschossige Apsis mit<br />

sieben Fenstern unterm Giebel; zwei Flankiertürme; Chorhaus;<br />

Querhaus mit mächtigem Vierungsturm; vierjochiges, von Strebewerk<br />

gestütztes Langhaus mit Fächerfenstern im Seitenschiff<br />

und gleichzeitig angelegtem Portal.<br />

Das Innere. Da das Chorhaus ziemlich im Dunkeln liegt, wird<br />

der Eindruck vom Inneren von den hohen Mittelschiffswänden<br />

geprägt. Vier Joche sind in einen dreigeschossigen Wandaufbau<br />

gegliedert. Ganz oben: Lichtgaden mit fünf Fenstern hinter der<br />

Dreibogenstaffel; in der Mitte: begehbares Triforium mit jeweils<br />

fünf Bögen.


Das Chorhaus Mosaik in der Apsis: Majestas Domini, 1894. –<br />

Neuromanischer Altar mit den Standbildern der vier <strong>Bonn</strong>er<br />

Patrone: Florentinus, Helena, Cassius, Malusius. – Linke Wand:<br />

Sakramentshaus von 1619, von oben nach unten: Auferstandener,<br />

Muttergottes, die drei Thebäer und Helena, die Reliefs<br />

Das Presbyterium. Über dem Triumphbogen zum Chorhaus befindet<br />

sich eine Wandmalerei des 13. Jhs., im 19. Jh. übermalt:<br />

tes, 1894.<br />

Die Vierung. Doppelläufige Treppenanlage der Barockzeit von<br />

1734 mit Querschiffemporen. – Jeweils – als Verbindungsstück<br />

– zwischen den unteren und oberen Emporen je eine steinerne<br />

Gestühlswange, um 1210, aus dem Umkreis des<br />

Samsonmeisters; rechts: Ein Engel notiert die Verdienste der<br />

Chorherren;


links: Ein Teufel notiert die Sünden der Chorherren.<br />

Vierungspfeiler: Marmorner Kreuzaltar von 1734 (links) und<br />

Johannes-Nepomukaltar von 1734 (rechts).<br />

Die Krypta des 11. Jhs. (die zwei rückwärtigen Joche entstammen<br />

dem 12. Jh.) mit der Marmorstatue der Helena, 1700, an<br />

der linken Wand.<br />

Linker Querschiffarm. Im Allerseelenaltar mit dem Marmorretabel<br />

von 1699 und dem Antependium von 1761 thront eine<br />

Ruprecht (+1480). – An den Wänden: 1. Gemälde der Erscheinung<br />

des Herrn, 15. Jh.<br />

2. Namen und Wappen der Stiftsmönche bis 1802, sämtlich<br />

1894.


Linkes Seitenschiff. 1. Epitaph für Reiner Rham (+1662) mit<br />

dem gemalten Bild des Verstorbenen sowie den Heiligen<br />

Cassius und Helena. 2. Barocke Pietà. 3. Dreifaltigkeitsaltar<br />

von 1704 mit dem Gemälde der Dreieinigkeit im Marmorretabel<br />

sowie den <strong>Bonn</strong>er Stadtpatronen Helena, Cassius, Florentius<br />

Szenen aus dem Neuen Testament schuf Paul Weigmann, 20.<br />

Jh.<br />

Rechter Querschiffarm. Sakramentsaltar von 1608, von oben<br />

nach unten: Johannes Evangelist; Relief Gottvaters, zwischen<br />

einem Bischof und Katharina; Heilig-Geist-Taube; Relief der<br />

Taufe Jesu; Marienbüste (in der Nische von 1732). – Links des<br />

Altares: Wandmalerei des Schweißtuches der Veronika, um<br />

Christus mit Engeln, Georg, Barbara, Christophorus.<br />

Rechtes Seitenschiff. 1. Gemaltes Epitaph für Servatius Eick<br />

(+1650) – 2. Altar der Zeit um 1600 mit dem Gemälde des Stifters<br />

Leonhard Mestorff vor der Grablegung Jesu, ein Gemälde,<br />

Neue Testament schuf Paul Weigmann, 20. Jh.<br />

Das Mittelschiff. Am linken Vierungspfeiler: Dreikönigsaltar<br />

und darüber: Sitzender Urban zwischen Cassius und Helena;<br />

bekrönend: Gottvater. Eben da: Madonna, um 1400. – Im Mittelgang,<br />

hinten: Bronzestatue der Helena, um 1630.


Orgelempore von 1652.<br />

Beethovens Spuren lassen sich hierher verfolgen. Als junger<br />

Mann schon Hoforganist spielte er an der Münsterorgel bei<br />

festlichen Anlässen<br />

Eingangshalle. Links: Gemälde der Magdalena, 18. Jh.: rechts<br />

Epitaph für Engelbert II., um 1400.<br />

Der Kreuzgang. Vom Bau der Zeit um 1145 unter Propst Gerhard<br />

von Are sind nur noch drei Flügel vorhanden, Ost- und<br />

Dem Stiftsgebäude sind im Osten angebaut: Kapitelhaus, Kapitelsaal<br />

und die doppelgeschossige Cyriakuskapelle mit<br />

Wir gehen aus dem Münster hinaus, über den „Münsterplatz“ und zu auf das<br />

*** Stiftsdechantenhaus von 1751, das die Familie Fürstenberg<br />

1850 erwarb; heute Post.<br />

Auf dem Weg dorthin steht das<br />

*** Beethoven-Denkmal, von Ernst Hähnel, 1845, der versucht<br />

hat, darzustellen, wie Beethoven eine musikalische Inspiration<br />

empfängt. Beethoven war in <strong>Bonn</strong> nie vergessen, obwohl<br />

er aus Wien nicht mehr heimfand. Vor allem der Universitätsdozent<br />

August Schlegel betrieb die Erinnerung an den großen


Komponisten und sorgte dafür, dass das Denkmal errichtet<br />

wurde und schließlich enthüllt – im Beisein u. a. von Friedrich<br />

dem Balkon des Stiftsdechantenhauses und durften bei der Zeremonie<br />

auf das Hinterteil Beethovens schauen.<br />

Beethovens Spuren finden hier ihre Daseinsbestätigung. Das<br />

Denkmal steht hier sozusagen für viele andere Stätten in <strong>Bonn</strong>,<br />

seien es Wirtshäuser oder Privatwohnungen, in denen sich der<br />

Komponist aufgehalten hat, die aber aufgrund von Bränden –<br />

nicht zuletzt der Kriegswirren – verlorengegangen sind.<br />

Wir sind also vorm Denkmal links gegangen und gehen auf die „Poststraße“.<br />

5 Minuten später wandern wir in den<br />

*** Hauptbahnhof, der 1883 errichtet wurde.<br />

<strong>Bonn</strong> – Stadtrundgang<br />

RK E20<br />

Ende<br />

*<br />

Bernhard Steinacker Sagen vom Rhein<br />

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Eine Posse aus der kommunalen Kultur<br />

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Eine Weihnachtsgeschichte für Verliebte<br />

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