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„Lichtreicher Rosenkranz“ – Brücke zur Ostkirche - Kreuzgang

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In diesem kurzen Auszug sind alle wesentlichen Elemente enthalten: zunächst derBezug zum Tabor-Ereignis, die Gegenwart Gottes in der Lichterscheinung sowiedie Verbindung von innerem Gebet und geistig-sinnlicher Wahrnehmung. Der seitden Wüstenvätern überlieferte Weg ostkirchlichen Betens, in deren Tradition sichder hl. Seraphim ausdrücklich sah, erfuhr durch sein gotterfülltes Leben eine übernatürlicheBestätigung. Auch der „Hesychasmus“ leuchtete für die Kirche in neuerGlaubwürdigkeit auf und verlieh der Übung des Jesusgebets einen neuen Auftrieb.b) Theologischer Ansatz der OrthodoxieIn der theologischen Auseinandersetzung um den „Hesychasmus“ ging es zunächstum die Frage nach der Möglichkeit einer Vereinigung des Menschen mit Gott. Dazuverfaßte Palamas sein Hauptwerk, die „Triaden <strong>zur</strong> Verteidigung der heiligen Hesychasten“.Über die ursprüngliche Frage hinaus aber entwickelte Palamas in seinen„Triaden“ einen theologischen Ansatz, den er der Argumentationsweise seinesGegners Barlaam gegenüberstellte. Dieser war zwar <strong>–</strong> entgegen früherer Behauptungen<strong>–</strong> mit dem lateinischen Thomismus nicht sonderlich vertraut, doch betrieber seine Theologie auf der Basis des schlußfolgernden Denkens, also auf dem Fundamentder aristotelischen Syllogistik 13 . Anstelle der ausschließlich rationalen BeweisführungBarlaams und seiner Freunde vertrat nun Palamas eine Theologie der geistlichenErfahrung. Theologische Erkenntnis wird demnach nicht in erster Linie durchSchlußfolgerungen gewonnen, sondern durch persönliche mystische Inspiration,durch übernatürliche Erleuchtung. Zwar erkannten die Anhänger des Palamas dieTradition der Väter ausdrücklich an, aber im Grunde waren sie mit ihrer Theologienicht einmal darauf angewiesen. Sie scheuten sich nicht, im Einzelfall auf einen Traditionsbeweisganz zu verzichten. Sie stellten ihre Theologie als ein Novum dar,gleichsam als eine legitime Fortführung der neutestamentlichen Offenbarungdurch ihren „inspirierten Meister“.Gewiß hatte Palamas die Skepsis gegenüber einer zu rationalen Theologie und dasEmpfinden für die Grenzen theologischer Aussagen geschärft, doch erkannte manauch im Osten die Engführung seines Ansatzes. Als die Schriften des hl. Thomasvon Aquin und anderer Scholastiker durch Übersetzungen ins Griechische auch inByzanz bekannt wurden und an Einfluß gewannen, entbrannten zunächst heftigegeistige Kämpfe. Schließlich verlor der unnachgiebige Palamismus an Bedeutungund geriet ab dem 15. Jahrhundert weitgehend in Vergessenheit.Erst seit etwa hundert Jahren erfährt er eine Renaissance. Wiederentdecker warenRussen wie G. Florowskij (z. B. in russischer Sprache „Die Wege der russischenTheologie“, 1937) , aber auch Griechen, Serben und Rumänen. Im Anschluß an denersten panorthodoxen Theologenkongreß in Athen 1936 lebte die palamitischebzw. neopalamitische Theologie wieder neu auf und setzte sich seit etwa 50 Jahren13Antonis Fyrigos, Barlaam v. Kalabrien, in: LThK (3. Aufl. 1994), Bd. II, Sp. 6f.Kirche heute <strong>–</strong> Nr. 03 <strong>–</strong> März 2003

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