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„Lichtreicher Rosenkranz“ – Brücke zur Ostkirche - Kreuzgang

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war nicht zu zweifeln. Dies mußten auch diejenigen zugestehen, die es selber nichterlebten. Doch geht es um ein echtes Gnadengeschehen, oder nur um ein subjektivesEmpfinden, um eine Art selbst hervorgebrachten hypnotischen Zustand odereine andere parapsychologische Erscheinung?Die zweite Frage richtete sich auf die theologische Deutung eines solchen Vorgangs,wenn er tatsächlich als authentisch und gnadenhaft zu bewerten ist. Wietritt Gott dem Menschen entgegen und was von Seiten Gottes ist es wirklich, dasder Mensch in einem solchen ekstatischen Zustand fühlt und wahrnimmt?a) Der „Hesychastenstreit“Über diese Frage entbrannte ein theologischer Streit, der die <strong>Ostkirche</strong> auf höchsterEbene beschäftigte und für die Zukunft ostkirchlichen Lebens bestimmend werdensollte.Die Hauptübung der „Hesychasten“, wie sie genannt wurden, bestand nach ihreneigenen Angaben darin, den Atem möglichst lange anzuhalten und, mit dem Kinnauf der Brust, den Blick auf die Leibesmitte gerichtet, unaufhörlich das „Jesusgebet“zu wiederholen. Diese Anleitung, die Symeon dem Jüngeren Theologen (949-1022) zugeschrieben wurde, geht wahrscheinlich auf den bereits erwähnten Nikephorosauf dem Athos (Anfang des 14. Jahrh.) <strong>zur</strong>ück.Je mehr sich bei der Kontemplation eine Psychotechnik herausbildete, um so mehrmußte sie Anstoß erregen, ja erleben, wie sie geradezu der Lächerlichkeit preisgegebenwurde. Einen regelrechten Feldzug gegen den „Hesychasmus“ startete deraus Kalabrien stammende Theologe Barlaam von Seminara. Er karikierte die Hesychastenals „Nabelseelen“ und spottete über den Versuch, „mit dem Atem denGeist durch die Nase in einen bestimmten Körperteil führen zu wollen“. DieserAngriff aber forderte die Befürworter dazu heraus, sich auf theologischer Ebeneernsthaft mit den Fragen der Kontemplation auseinanderzusetzen. Es entstandeine Bewegung, aus der die weitere theologische Entwicklung der <strong>Ostkirche</strong> entscheidendeImpulse schöpfte.Einer der herausragenden Gestalten, die als Verteidiger des Hesychasmus auftraten,war der Athosmönch und spätere Erzbischof und Metropolit von Thessalonike,Gregorios Palamas (1296-1357). Etwa zehn Jahre mußte Palamas für seinePosition kämpfen, bis er auf der Generalsynode von 1351, die im Kaiserpalast vonKonstantinopel stattfand, bestätigt wurde. Alle Gegner des Hesychasmus wurdenexkommuniziert und der Hesychasmus selbst von der orthodoxen Kirche offiziellanerkannt. Damit nicht genug: In das Synodikon des Ersten Fastensonntags für diealljährliche Feier des „Sonntags der Orthodoxie“ wurden 1352 neue Anathematismen,Bannsprüche, gegen alle jene aufgenommen, die sich den Lehren des Palamaswidersetzten. Zudem wurde er 1368 kanonisiert und zum Kirchenlehrer erklärt.Kaum jemals hat die Orthodoxie ihr Dogma so exklusiv mit der Lehre einer einzigenPerson identifiziert wie in diesem Fall. Zum Sieg trug mit bei, daß sich Johan-Kirche heute <strong>–</strong> Nr. 03 <strong>–</strong> März 2003

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