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Nur ein Sommer - Filmgalerie

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26 SO<br />

27 MO<br />

28 DI<br />

29 MI<br />

30 DO<br />

1 FR<br />

2 SA<br />

3 SO<br />

4 MO<br />

5 DI<br />

6 MI<br />

7 DO<br />

8 FR<br />

9 SA<br />

10 SO<br />

11 MO<br />

12 DI<br />

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14 DO<br />

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16 SA<br />

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23 SA<br />

24 SO<br />

25 MO<br />

26 DI<br />

27 MI<br />

28 DO<br />

29 FR<br />

30 SA<br />

31 SO<br />

19h 21.15h · oberhausen<br />

Artist Film & Video<br />

19h und 21h<br />

ANDREOTTI<br />

DER GÖTTLICHE<br />

21h<br />

20h · lesung mit spacko-musik<br />

Der Ver<strong>ein</strong>, der Metzger und der Tod<br />

19h 21h<br />

ANDREOTTI<br />

DER GÖTTLICHE<br />

19h fi lmgalerie 21h fi lmgalerie<br />

Ruhm m<strong>ein</strong>es Vaters So viele Jahre …<br />

J.-Charles Tacchella<br />

Cousin, Cousine<br />

Christophe Barratier<br />

Paris, Paris<br />

Christophe Barratier<br />

Paris, Paris<br />

Resnais Hiroshima,<br />

mon amour<br />

Resnais Letztes<br />

Jahr in Marienbad<br />

Claude Miller Ein<br />

Geheimnis<br />

Claude Miller Ein<br />

Geheimnis<br />

SO SIND WIR,<br />

SO IST DAS LEBEN<br />

19h 21h 19h 21h<br />

Anna Loos<br />

Stefan Gubser<br />

<strong>Nur</strong> <strong>ein</strong><br />

<strong>Sommer</strong><br />

21h<br />

35<br />

19h 21h<br />

<strong>Nur</strong> <strong>ein</strong><br />

<strong>Sommer</strong><br />

RUM Absolut lustig und<br />

sehenswert<br />

EIN FILM VON<br />

cinefacts.de<br />

CLAIRE DENIS<br />

19h 21h 19h 21h<br />

Wir sind<br />

Papst!<br />

Die<br />

BESUCHERIN<br />

von lola randl<br />

On the<br />

Rumba<br />

River<br />

Wir sind<br />

Papst!<br />

Marktl am<br />

Inn<br />

<strong>Nur</strong> <strong>ein</strong><br />

<strong>Sommer</strong><br />

Die souverän erzählte<br />

Geschichte<br />

<strong>ein</strong>es halben Aus-<br />

Ein launiges<br />

Porträt der heutibruchs.gen<br />

italienischen<br />

18.30h · almodóvar<br />

Gesellschaft.<br />

MUJERES AL BORDE …<br />

451.ch<br />

19h 21h 19h orient 5<br />

CARAMEL<br />

19h<br />

21h<br />

SIMONS<br />

GEHEIMNIS<br />

EIN FILM ATOM EGOYAN<br />

Claudel So viele<br />

Jahre liebe ich dich<br />

Das Mädchen, das<br />

die Seiten umblättert<br />

Das Mädchen, das<br />

die Seiten umblättert<br />

Schmetterling und<br />

Taucherglocke<br />

Schmetterling und<br />

Taucherglocke<br />

Claude Chabrol<br />

Biester<br />

Claude Chabrol<br />

Biester<br />

SECRET<br />

SUNSHINE<br />

EIN FILM VON DE LEE<br />

CHANG-DONG<br />

19h orphée<br />

Truffaut Sie küssten<br />

und sie schlugen ihn<br />

Truffaut<br />

Geraubte Küsse<br />

Truffaut<br />

Tisch und Bett<br />

19h wintergarten 21h wintergarten<br />

20h Eröffnung: Souvenirs, souvenirs<br />

Claire Denis Rémi Bezançon<br />

35 Rum<br />

C'est la vie<br />

Claire Denis Rémi Bezançon<br />

35 Rum<br />

C'est la vie<br />

Claire Denis Rémi Bezançon<br />

35 Rum<br />

C'est la vie<br />

François Ozon Unter Joachim Lafosse<br />

dem Sand<br />

Nue propriété<br />

François Ozon Unter Joachim Lafosse<br />

dem Sand<br />

Nue propriété<br />

François Ozon 5 x 2 Fontaine Comment<br />

– Fünf mal zwei j'ai tué mon père<br />

François Ozon 5 x 2 Fontaine Comment<br />

– Fünf mal zwei j'ai tué mon père<br />

Eine Hommage an den<br />

Aufbruch, und <strong>ein</strong>e<br />

sehr lustige noch dazu.<br />

Hamburger Abendblatt


Französisch Film- und Kulturwoche:<br />

Familie und Erinnerung<br />

In Regensburg wird Frankreich, das Land und die<br />

Kultur, die Sprache und die Musik, alljährlich <strong>ein</strong>mal<br />

in den Mittelpunkt gerückt und gefeiert – während<br />

der Französischen Film- und Kulturwoche. Diese<br />

fi ndet vom 6. bis zum 13. Mai 2009 zum siebten<br />

Mal statt, und wie immer steht, was das umfassende<br />

Filmprogramm angeht, <strong>ein</strong> besonderer Aspekt<br />

im Vordergrund: In diesem Jahr wird sich das Kino<br />

während der Französischen Woche dem Thema Familie<br />

und Erinnerung | Familles et souvenirs widmen.<br />

Die Familie ist – wie das Kino, wenn auch auf andere<br />

Weise – <strong>ein</strong> Hort der Erinnerung. Sie ist die Zelle<br />

dafür, dass Geschichten und Erfahrungen weitergegeben<br />

werden, dass das Alte, Vorherige nicht in<br />

Vergessenheit gerät, dass Tradition entsteht, Erinnerung<br />

zu <strong>ein</strong>em Lebenselement wird. – Doch die<br />

Familie ist auch der Ort der abgebrochenen und unterbrochenen<br />

Geschichten und Erinnerungen. Die<br />

Überlieferung besteht aus Lücken und Geheimnissen,<br />

sie stockt, weil die Eltern, um entweder ihre<br />

Kinder oder, genauso häufi g, sich selbst zu schützen,<br />

vergessen, schweigen, verdrängen. Ganze Generationen<br />

sind auf diese Weise schon mit »vergessener<br />

Erinnerung« aufgewachsen<br />

Ein großes und wichtiges Thema, das auch in der<br />

französischen Filmgeschichte s<strong>ein</strong>en Niederschlag<br />

fand, in Filmen, meist dramatischer Art, die im gelungenen<br />

Fall vom Familienidyll nur als Perspektive<br />

und vor dem Hintergrund der Zerrissenheit, des<br />

Nicht-Gelingens erzählen – Claude Millers Film Ein<br />

Geheimnis beispielsweise trägt dieses Thema im Titel,<br />

Philippe Claudels So viele Jahre liebe ich dich<br />

behandelt <strong>ein</strong>en besonders schwerwiegenden Fall<br />

von Schweigen, und Alain Resnais' Klassiker Letztes<br />

Jahr in Marienbad thematisiert die Lüge der Erinnerung.<br />

GERAUBTE KÜSSE<br />

Oft konzentriert sich Erinnerung im Fotoalbum <strong>ein</strong>er<br />

Familie. Das Fotoalbum der Gesellschaft der<br />

letzten 110 Jahre ist das Kino. Alte Filme, und mögen<br />

sie uns sonst nicht mehr viel sagen oder auch<br />

schlecht s<strong>ein</strong>, erinnern uns an vergangene Zeiten:<br />

Die Städte und Wohnungen waren anders, die Autos<br />

und Straßen, die Kleider und Moden, die Menschen<br />

mit ihrem Verhalten, ihren Körperhaltungen,<br />

ihren Blicken, ihren Redeweisen. So wird im<br />

»geschichtlichen« Teil unserer Filmreihe das Motiv<br />

der Erinnerung in doppelter Weise vorhanden s<strong>ein</strong>:<br />

Während uns der Film insgesamt an Vergangenes<br />

erinnert (das in der Gegenwart noch da, aber anders<br />

ist), können wir beobachten, wie die Personen<br />

des Films ihr Tun gegen oder für die Erinnerung ausrichten.<br />

Über die pure Kinovorstellung hinausgehende Kulturveranstaltun<br />

gen wie die Tour-de-France-Party,<br />

das Maifest, das bunte Eröffnungskulturprogramm,<br />

Lesung und Buchvorstellung, Seminar, <strong>ein</strong> bis zwei<br />

Trinkgelage usf. machen die Woche zu <strong>ein</strong>em runden<br />

und schönen Ganzen, bei dem sich unser Nachbarland<br />

durch alle und für alle Sinne erschließt.<br />

Erst mal entspannen, erst mal Picon!<br />

NUR EIN SOMMER<br />

ON THE RUMBA RIVER<br />

DORFPUNKS<br />

THE WRESTLER<br />

DAS FESTMAHL IM AUGUST<br />

SECRET SUNSHINE<br />

Programm<br />

Mai 2009<br />

www.fi lmgalerie.de<br />

WIR SIND PAPST<br />

Informationen<br />

KINO filmgalerie<br />

bertoldstr. 9 | 93047 regensburg<br />

tel 0941 56 09 01<br />

KINO wintergarten<br />

andreasstr. 28 | 93059 regensburg<br />

tel 0941 298 45 63<br />

BÜRO<br />

arbeitskreis film regensburg e.v.<br />

andreasstr. 28 | 93059 regensburg<br />

tel 0941 298 45 63<br />

BÜRO kurzfilmwoche<br />

bertoldstr. 9 | 93047 regensburg<br />

tel 0941 56 09 01<br />

KINOS <strong>ein</strong>tritt<br />

normal: 6,00 | ermäßigt: 5,00<br />

kinderkino: 3 euro<br />

ermäßigung gibt es mit schüler-oder<br />

studentenausweis, außerdem mit der<br />

filmgaleriekarte. diese kann zu <strong>ein</strong>em<br />

preis von 5 euro an der abendkasse<br />

erworben werden<br />

und ist <strong>ein</strong> jahr gültig.<br />

gefördert von:


7. französische Film- und Kulturwoche<br />

Familles et souvenirs<br />

Familie und Erinnerung<br />

6. – 13. Mai 2009<br />

<strong>Filmgalerie</strong> | Wintergarten<br />

Orphée | Akademiesalon<br />

Mittwoch 06.05. | 20.00 Uhr<br />

Kino Wintergarten | Café éphémère<br />

Eröffnungsshowabend: Sich erinnern ist die Sendung<br />

des Menschen auf Erden … Moderation: Boris Kasbauer<br />

Samstag, 09.05. | 14.00 – 17.00 Uhr<br />

Leerer Beutel, Konferenzraum<br />

Marianne Mion: Atelier de compréhension interculturelle<br />

(in deutscher Sprache)<br />

Ils sont fous ces gaulois ! Vraiment ?<br />

Montag, 11.05. | 20.00 Uhr Theater im Akademiesalon<br />

Marianne Mion: Film et discussion<br />

Le vieil homme et l’enfant (OF)<br />

Je vous invite à découvrir un grand fi lm, pl<strong>ein</strong> de tendresse et d’humanité,<br />

hélas peu connu en Allemagne. Et pour cause : il n’en existe pas de version<br />

sous-titrée ou synchronisée ! Il est donc nécessaire pour voir ce fi lm que vous<br />

compreniez le français, mais je tenterai dans mon introduction de vous faciliter<br />

le travail en vous expliquant certains éléments à l’avance. Ensuite, nous<br />

pourrons discuter ensemble de ce fi lm et éclairer si besoin quelques passages<br />

que vous avez mal compris. Je parlerai en français, mais libre à vous de<br />

vous exprimer en allemand. Vive le bilinguisme !<br />

Mittwoch, 13.05. | 20.00 Uhr Theater im Akademiesalon<br />

Marianne Mion, Iris Bernhard, Bertl Wenzl:<br />

Lesung und Musik<br />

Plaisirs littéraires<br />

Samstag, 09.05. | 21.30 Uhr Restaurant Orphée<br />

Fête du muguet<br />

W<strong>ein</strong>, Käse und Akkordeon<br />

PREMIEREN<br />

35 Rum 35 rhums<br />

F 2008, 100 min, OmU, Regie: Claire Denis<br />

Ein aus Guadeloupe stammender Zugführer<br />

und s<strong>ein</strong>e erwachsene Tochter führen<br />

<strong>ein</strong> harmonisches Leben in <strong>ein</strong>em Pariser<br />

Arbeitervorort. <strong>Nur</strong> gelegentlich kommt<br />

es zu Aus<strong>ein</strong>andersetzungen, wenn es um<br />

den Auszug der Tochter aus der gem<strong>ein</strong>samen<br />

Wohnung geht. Dann aber fl ackert die<br />

Angst auf, dass der andere für immer verloren<br />

wäre … K<strong>ein</strong>er bringt den Mut auf,<br />

loszulassen.<br />

Ein leiser, intensiver Film, hinter dessen<br />

vordergründiger Freundlichkeit sich latente<br />

(Lebens-)Angst offenbart, wobei er zugleich<br />

signalisiert, dass man sich s<strong>ein</strong>en<br />

Ängsten stellen muss.<br />

C'est la vie<br />

Le premier jour du reste de<br />

ta vie<br />

F 2008, 108 min, dtF, Regie: Rémi Bezançon<br />

Familie ist Fluch und Segen zugleich. So<br />

zeigt es jedenfalls Regisseur Rémi Bezançon<br />

in s<strong>ein</strong>em tragikomischen Porträt <strong>ein</strong>er<br />

fünfköpfi gen Pariser Durchschnittsfamilie.<br />

Über <strong>ein</strong>en Zeitraum von zwölf Jahren erzählt<br />

der Film vom Auf und Ab der <strong>ein</strong>zelnen<br />

Familienmitglieder. Dabei widmet die<br />

sternförmig angelegte Geschichte jedem<br />

Familien Mitglied <strong>ein</strong>e Episode.<br />

Amüsant und anrührend zugleich sind die<br />

<strong>ein</strong>zelnen Episoden, in denen wohl jeder<br />

etwas aus dem eigenen Familienfundus<br />

wiederfi nden dürfte. Falscher Pathos und<br />

schwülstige Sentimentalitäten haben in<br />

dieser lebensklugen Hommage an die Fami-<br />

TRAGÖDIEN<br />

Das Mädchen, das die Seiten<br />

umblättert<br />

La tourneuse de pages<br />

Frankreich 2005, Farbe, 85 min, OmU, Regie: Denis Dercourt<br />

Taktlosigkeit zerstört Melanies Lebenstraum:<br />

Ihr Vorspiel bei der Aufnahmeprüfung<br />

fürs Musik-Konservatorium fi ndet <strong>ein</strong><br />

jähes Ende, als die Juryvorsitzende, <strong>ein</strong>e bekannte<br />

Pianistin, sie mit ihrem unsensiblen<br />

Verhalten völlig aus dem Konzept bringt.<br />

Bitterlich enttäuscht gibt Melanie das Klavierspielen<br />

auf.<br />

Zehn Jahre später bietet sich der jungen<br />

Frau jedoch die Möglichkeit zur Revanche.<br />

lie k<strong>ein</strong>en Platz. Wohl aber die Erkenntnis,<br />

dass man die sonnigen Tage des Familiendas<strong>ein</strong>s<br />

selten ohne die schmerzlichen Augenblicke<br />

bekommt. (Norbert Raffelsiefen,<br />

programmkino.de)<br />

Nue propriété<br />

Nue propriété<br />

F 2006, 95 min, OmU, Regie: Joachim Lafosses<br />

Die Zwillinge Thierry und François leben mit<br />

ihrer Mutter Pascale – Isabelle Huppert –<br />

auf dem Land. Während sie zum gelegentlich<br />

auftauchenden Vater <strong>ein</strong>e distanzierte<br />

Beziehung pfl egen, ist das Verhältnis zu ihrer<br />

Mutter umso intensiver. Die drei sind <strong>ein</strong>e<br />

<strong>ein</strong>gespielte Gem<strong>ein</strong>schaft. Doch Pascales<br />

elterliche Fürsorge stösst langsam an ihre<br />

Grenzen.<br />

Isabelle Huppert brilliert und berührt in<br />

diesem f<strong>ein</strong> beobachteten Familiendrama<br />

als <strong>ein</strong>e Frau mittleren Alters, die sich nach<br />

<strong>ein</strong>er Veränderung in ihrem Leben sehnt.<br />

Zwischen Pfl icht und Freiheitswunsch sucht<br />

sie ihren Weg.<br />

Comment j'ai tué mon père<br />

Comment j'ai tué mon père<br />

F 2001, 93 min, OmeU, Regie: Anne Fontaine<br />

Drama über <strong>ein</strong>en kaum zu lösenden Vater-<br />

Sohn-Kon fl ikt von geradezu freudianischen<br />

Ausmaßen.<br />

Für Jean-Luc, Facharzt für reiche Senioren,<br />

ist s<strong>ein</strong> Vater Maurice gestorben. Damals<br />

schon, als er Frau und Kinder verließ, um<br />

als Mediziner in Afrika zu arbeiten. Nun, erfährt<br />

Jean-Luc aus <strong>ein</strong>em Brief, sei er wirklich<br />

tot. <strong>Nur</strong> Stunden später taucht der Vater<br />

aber bei ihm auf – quicklebendig! Maurice<br />

ist pleite, nistet sich bei Jean-Luc <strong>ein</strong><br />

und nervt ihn mit Komplimenten, die wie<br />

Vorwürfe klingen. Oder liegt es am kühlen<br />

Jean-Luc, dass er stets Ironie heraus hört?<br />

S<strong>ein</strong>e Frau mag den Senior sofort, und auch<br />

Jean-Lucs jüngerer Bruder akzeptiert ihn<br />

bald. Jean-Luc aber würde Vater am liebsten<br />

umbringen …<br />

Regisseurin Anne Fontaine nimmt <strong>ein</strong>en<br />

Tragikomödien-Stoff und inszeniert ihn mit<br />

schleichenden Kamerafahrten und dräuendem<br />

Soundtrack als Psychothriller.<br />

Über Umwege gerät sie in den Haushalt der<br />

Pianistin. Zunächst als Babysitter engagiert,<br />

steigt sie rasch zu ihrer persönlichen Notenumblätterin<br />

auf. Sie gewinnt das Vertrauen<br />

der unsicheren Frau und macht sich immer<br />

unentbehrlicher. Genau die Position, die sie<br />

braucht um ihre ganz persönliche Rache voranzutreiben<br />

…<br />

Das Mädchen, das die Seiten umblättert ist<br />

klassisches französisches Kino, das im Stil<br />

von Claude Chabrol <strong>ein</strong>en Rachefeldzug mit<br />

großer Raffi nesse in Szene setzt.<br />

Biester<br />

La cérémonie<br />

F 1995, 111 min, OmU, Regie: Claude Chabrol<br />

Wortkarg, aber zuverlässig verrichtet <strong>ein</strong><br />

neues Dienstmädchen im Haus <strong>ein</strong>er gutsituierten<br />

Familie s<strong>ein</strong>e Arbeit. Aus der Freundschaft<br />

mit <strong>ein</strong>er anderen jungen Frau – beide<br />

verbindet ihre dunkle Vergangenheit –<br />

entsteht <strong>ein</strong>e unheilvolle Allianz. Alte Verletzungen,<br />

Neid und Hilfl osigkeit lassen die<br />

beiden plötzlich Amok laufen. Distanziert<br />

beobachtend, ohne Erklärungs- oder Identifi<br />

kationsangebote, beschreibt der kammerspielartig<br />

inszenierte Film die tragischen<br />

Folgen individueller Verhärmung und<br />

fehlender Verständigung. Dank pointierter<br />

Darstellung und Inszenierung be<strong>ein</strong>druckend,<br />

aber auch schockierend.<br />

Freitag, 08.05. | 22.30 Uhr Foyer <strong>Filmgalerie</strong><br />

Die Party mit französischer Musik Tour de France 8<br />

DJ Thomas Bohnet


NEUE FILME<br />

Schmetterling und<br />

Taucherglocke<br />

Le scaphandre et le papillon<br />

F 2007, 112 min, OmU, Regie: Julian Schnabel<br />

Ein plötzlicher Hirnschlag reißt den Chefredakteur<br />

der Modezeitschrift Elle mit 43<br />

Jahren schlagartig aus s<strong>ein</strong>em Luxus-Leben.<br />

Ans Bett gefesselt und nur noch in der Lage,<br />

s<strong>ein</strong> linkes Augenlid zu bewegen, diktiert<br />

er bis kurz vor s<strong>ein</strong>em Tod durch Blinzeln<br />

die Geschichte s<strong>ein</strong>er ungewohnten,<br />

neuen Lebenssituation mit Locked-in-Syndrom.<br />

Tragisch, traurig, humorvoll und hoffnungsvoll<br />

…<br />

»Schmetterling und Taucher glocke ist k<strong>ein</strong><br />

Film über <strong>ein</strong> schreckli ches Schicksal, sondern<br />

über die Größe des menschlichen Geistes.«<br />

(epd Film)<br />

Ein Geheimnis<br />

Un secret<br />

F 2007, 105 min, OmU, Regie: Claude Miller<br />

Im Alter von 15 Jahren beginnt François zu<br />

erkennen, dass s<strong>ein</strong>e Familie <strong>ein</strong> Geheimnis<br />

hütet. Die Geschehnisse, welche die jüdische<br />

Familie im besetzten Frankreich während<br />

dem 2. Weltkrieg erlebt hat, werden<br />

ihm gegenüber völlig verschwiegen. Nun<br />

erst lernt er das Leben s<strong>ein</strong>er Eltern vor der<br />

eigenen Geburt kennen.<br />

Ein Geheimnis ist <strong>ein</strong> Familiendrama um<br />

<strong>ein</strong>e aussereheliche Affäre, das eng mit<br />

den Schrecken des Holocaust verknüpft ist.<br />

Durch diese wurden François' Eltern aus ihren<br />

vorhergehenden Beziehungen gerissen<br />

und fanden zu<strong>ein</strong>ander. Grundlage dieses<br />

bewegenden Films von Claude Miller ist<br />

TRUFFAUT<br />

Sie küssten und sie<br />

schlugen ihn<br />

Les 400 coups<br />

F 1959, 101 min, OmU, Regie: François Truffaut<br />

Der erste Spielfi lm des damals 27jährigen<br />

François Truffaut begründete durch s<strong>ein</strong>e<br />

stilistische Intelligenz und Aufrichtigkeit<br />

den Ruhm der »Nouvelle Vague«. Die <strong>ein</strong>fache<br />

und kommentarlose Geschichte des<br />

missverstandenen Jungen Antoine Doinel,<br />

der in Fürsorgeerziehung gegeben wird,<br />

will die Aufmerksamkeit der Erwachsenen<br />

auf ihre erzieherische und gesellschaftliche<br />

Verantwortung lenken. Obwohl der<br />

(teilweise autobiografi sche) Bericht bitter<br />

bleibt, nimmt er k<strong>ein</strong>e pessimistische Position<br />

<strong>ein</strong>.<br />

Ein stilistisch und inszenatorisch wundervoller<br />

Film. In Cannes wurde der Film 1959<br />

mit dem Regie- und dem OCIC-Preis ausgezeichnet.<br />

der autobiographische Roman von Philippe<br />

Grimbert.<br />

»Eine wunderschöne und ergreifende Buchadaption.«<br />

(Le Figaroscope)<br />

So viele Jahre liebe ich dich<br />

Il y a longtemps que je<br />

t’aime<br />

F 2007, 115 min, OmU, Regie: Philippe Claudel<br />

Sie hat das eigene Kind getötet; <strong>ein</strong>en süßen<br />

kl<strong>ein</strong>en Jungen. Das ist fünfzehn Jahre<br />

her. Ihre Haftstrafe hat Juliette Fontaine<br />

mittlerweile verbüßt. Verdient sie nun, nach<br />

ihrer Entlassung, <strong>ein</strong>e neue Chance auf <strong>ein</strong><br />

wenig Glück? 'Natürlich', sagt der soziologisch<br />

sensibilisierte Verstand. Aber das Herz<br />

der liebenden Eltern im Publikum schreit<br />

'N<strong>ein</strong>, niemals!' Besser könnten die Voraussetzungen<br />

für <strong>ein</strong> aufwühlendes Drama<br />

kaum s<strong>ein</strong>. Der französische Drehbuchautor,<br />

Literaturwissenschaftler und Schriftsteller<br />

Philippe Claudel weiß um den bohrenden<br />

Konfl ikt, den er mit dieser Ausgangssituation<br />

im Zuschauer anzettelt. Und mit s<strong>ein</strong>er<br />

Inszenierung legt er so treffsicher den<br />

Finger in die Wunde, dass sich s<strong>ein</strong> Regieerstling<br />

am Besten mit der paradox anmutenden<br />

Wendung vom 'meisterhaften Debüt'<br />

umschreiben lässt.<br />

Paris, Paris<br />

Faubourg 36<br />

F 2008, 121 min, OmU, Regie: Christophe Barratierc<br />

Chansons, die S<strong>ein</strong>e und l'amour. Dieses<br />

Paris-Bild stimmt zwar heute nicht mehr<br />

(wenn es denn jemals gestimmt hat), spukt<br />

aber noch als nostalgische Reminiszenz in<br />

vielen Köpfen herum. Christophe Barratiers<br />

poetisch gefärbter Blick auf das Paris<br />

der 1930er Jahre erfüllt die Sehnsucht und<br />

führt in die kl<strong>ein</strong>e überschaubare Welt des<br />

Faubourg, dahin wo <strong>ein</strong>e klare Linie zwischen<br />

Gut und Böse verläuft, zwischen Geld<br />

und Gefühl, zwischen denen 'da oben' und<br />

denen 'da unten'.<br />

»Eine Komödie mit beschwingt-romantischer<br />

Musik, die Zeitkolorit und Milieu<br />

treffl ich <strong>ein</strong>fängt. Ein auch darstellerisch<br />

hervorragender Film.« (Filmdienst)<br />

Geraubte Küsse<br />

Baisers volés<br />

Frankreich 1968, 91 min, OmU, Regie: François Truffaut<br />

Der zweite Antoine-Doinel-Film: Die Bemühungen<br />

<strong>ein</strong>es aus der Armee entlassenen<br />

jungen Franzosen, im Privat- und Berufsleben<br />

zurechtzukommen, wobei er sich nach<br />

etlichen Misserfolgen <strong>ein</strong>er fast übersehenen<br />

persönlichen Freundschaft und Liebe<br />

besinnt. François Truffauts glaubwürdige<br />

Beschreibung verbindet melancholischheitere<br />

Formen <strong>ein</strong>er exemplarischen Detektivgeschichte<br />

und traumähnliche Erinnerungen<br />

zu <strong>ein</strong>em poesievollen Zeugnis<br />

traditioneller wie moderner französischer<br />

Filmkunst.<br />

Tisch und Bett<br />

Domicile conjugal<br />

F 1970, 100 min, OmU, Regie: François Truffaut<br />

Die Freuden und Belastungen <strong>ein</strong>er jungen<br />

Ehe im Laufe zweier Jahre: fi nanzielle Probleme,<br />

Freude über die Geburt des Kindes,<br />

Seitensprünge des Mannes, Trennung und<br />

Versöhnung. Die chronologische, thematische<br />

und stilistische Fortsetzung von Geraubte<br />

Küsse und Truffauts Fortführung<br />

s<strong>ein</strong>er Antoine-Doinel-Filme. Aus spielerischen,<br />

locker zusammengefügten Szenen<br />

setzt sich <strong>ein</strong> ebenso liebenswürdiger wie<br />

unterhaltsamer Liebesfi lm zusammen, bravourös<br />

gespielt, gespickt mit charakterisierenden<br />

Bild- und Dialogpointen, von souveräner<br />

Leichtigkeit und f<strong>ein</strong>em Charme.<br />

RESNAIS<br />

Letztes Jahr in Marienbad<br />

L’année dernière à<br />

Marienbad<br />

F 1960, 94 min, OmU, Regie: Alain Resnais<br />

Während <strong>ein</strong>er Gesellschaft in <strong>ein</strong>em prunkvollen<br />

Barockschloß will <strong>ein</strong> Mann <strong>ein</strong>e junge<br />

Frau davon überzeugen, dass sie <strong>ein</strong>ander<br />

schon <strong>ein</strong>mal begegnet sind und sie ihm<br />

versprochen habe, <strong>ein</strong>en anderen Mann zu<br />

verlassen. Während er sie mit bruchstückhaften<br />

Erzählungen aus der (fi ktiven/geträumten?)<br />

Vergangenheit konfrontiert,<br />

quält sie sich damit ab, sich erinnern zu<br />

können.<br />

Resnais verwebt Zeit- und Wirklichkeitse-<br />

OZON<br />

5 x 2 – Fünf mal zwei<br />

Cinq fois deux<br />

F 2004, 91 min, OmU, Regie: François Ozon<br />

In s<strong>ein</strong>em Ehedrama will sich François Ozon<br />

nicht damit abfi nden, dass die Trauer über<br />

<strong>ein</strong>e erloschene Liebe überwiegt. So dreht<br />

er den Lauf der Zeit um und erzählt vom<br />

Ende zurück bis zum Anfang: In fünf Episoden<br />

läuft die Geschichte des Paares rückwärts<br />

ab, vom Schmerz und von der Trauer<br />

PAGNOL<br />

Der Ruhm m<strong>ein</strong>es Vaters<br />

La gloire de mon père<br />

benen zu <strong>ein</strong>em komplizierten System geheimnisvoller<br />

Rückbezüge, Parallelen, Hypothesen<br />

und Kontraste. Der von der modernen<br />

französischen Literatur inspirierte<br />

Film liefert zur verwickelten Struktur des<br />

Inhalts <strong>ein</strong>e faszinierende visuelle Entsprechung:<br />

Labyrinthisch sind auch die Bilder,<br />

Montagen und Schauplätze, obwohl sie zugleich<br />

<strong>ein</strong>em strengen, fast abstrakten Konzept<br />

untergeordnet sind. Eine anspruchsvolle<br />

fi lmische Refl exion über die Schwierigkeit,<br />

Wirklichkeits<strong>ein</strong>drücke zu objektivieren.<br />

Hiroshima, mon amour<br />

Hiroshima mon amour<br />

F, Japan 1959, 89 min, OmU, Regie: Alain Resnais<br />

Die kurze Liebesbegegnung zwischen <strong>ein</strong>er<br />

französischen Filmschauspielerin und<br />

<strong>ein</strong>em japanischen Architekten in der Stadt<br />

Hiroshima wird zur Rückerinnerung an das<br />

Kriegsende in Japan und in Frankreich sowie<br />

zu <strong>ein</strong>er Refl exion über das Vergessen.<br />

Hiroshima ist dabei mehr als Schauplatz<br />

und Kulisse, sondern wirkt in <strong>ein</strong>er furchtbaren<br />

Bedeutung als Ort des Atombombenabwurfs<br />

in <strong>ein</strong> differenziertes seelisches Geschehen<br />

hin<strong>ein</strong>. Ein Film von bemerkenswerter<br />

Eigenart, mit großen psychologischen<br />

und künstlerischen Qualitäten, tief<br />

pessimistisch in s<strong>ein</strong>em Menschenbild.<br />

nach der Scheidung, dem von unausgesprochenen<br />

Enttäuschungen geprägten Ehealltag,<br />

der Geburt des Kindes, der Heirat bis<br />

zum ersten Verliebts<strong>ein</strong>.<br />

Unter dem Sand<br />

Sous le sable<br />

F 2000, 95 min, OmU, Regie: François Ozon<br />

Während <strong>ein</strong>e etwa 50-jährige Frau am<br />

Strand <strong>ein</strong>schläft, geht ihr Mann schwimmen<br />

und kommt nie wieder. S<strong>ein</strong> Verschwinden<br />

bleibt ungeklärt, es gibt k<strong>ein</strong>e<br />

Leiche. Die Frau kann sich nicht damit abfi<br />

nden, dass er tot s<strong>ein</strong> soll. Sie sieht ihn immer<br />

wieder vor sich, spricht mit ihm und hat<br />

große Mühe, sich auf <strong>ein</strong> Leben ohne ihn<br />

<strong>ein</strong>zustellen. Spannende, subtil inszenierte<br />

Studie über das Unfassbare, die enge Bindung<br />

von Paaren, das Trauern und das Weiterleben<br />

nach Schicksalsschlägen, aufgezeigt<br />

am Porträt <strong>ein</strong>er Frau. Der Film lebt<br />

ganz von s<strong>ein</strong>er grandiosen Hauptdarstellerin,<br />

aber auch von der Präzision und Intimität,<br />

mit der er sie fast dokumentarisch<br />

begleitet.<br />

Cousin, Cousine<br />

Cousin cousine<br />

F 1975, 94 min, OmU, Regie: Jean-Charles Tacchella<br />

Eine Frau und <strong>ein</strong> Mann, beide verheiratet<br />

und von ihren jeweiligen Partnern enttäuscht,<br />

lernen sich auf <strong>ein</strong>er Hochzeit kennen,<br />

empfi nden sofort tiefe Sympathie für<strong>ein</strong>ander<br />

und teilen nach <strong>ein</strong>iger Zeit ihren<br />

Familien mit, dass sie mit<strong>ein</strong>ander leben<br />

wollen. Genau beobachtet, mit Sinn für Details,<br />

ironischem Witz und bemerkenswerter<br />

Frische inszeniert: <strong>ein</strong> Film, der, oberfl<br />

ächlich gesehen, nicht mehr als satirisch<br />

angehauchte Unterhaltung bietet, hintergründig<br />

aber die Frage nach Sinn und Bestand<br />

der Ehe stellt.<br />

F 1989, 105 min, OmU, Regie: Yves Robert<br />

Verfi lmung der Kindheitserinnerungen des<br />

französischen Schriftstellers, Bühnen- und<br />

Filmautors Marcel Pagnol, die das bescheidene,<br />

aber harmonische Leben s<strong>ein</strong>er Familie<br />

um die Jahrhundertwende nachzeichnen.<br />

Im Mittelpunkt stehen die idyllischen<br />

Ferien im Hochland der Provence, wo Marcel<br />

die Geheimnisse der Natur kennenlernt<br />

und heiter-aufregende Tage erlebt.<br />

Der liebevoll inszenierte, von zartem Humor<br />

getragene Film besticht vor allem<br />

durch s<strong>ein</strong>e wunderschön fotografi erten<br />

Landschaftsaufnahmen. TACCHELLA


DIE BESUCHERIN<br />

Deutschland 2008, 104 min, Regie: Lola Randl, Buch: Lola<br />

Randl, Kamera: Philipp Pfeiffer, mit: Sylvana Krappatsch, Samuel<br />

Finzi, André Jung, Jule Böwe, Isabell Metz<br />

Agnes arbeitet als erfolgreiche Wissenschaftlerin<br />

und hat ihr Leben fest im Griff.<br />

Beruf und Forschung sind ihr wichtig, das<br />

Familienleben mit ihrem Ehemann Walter<br />

und Tochter Leni kommt daher oft zu kurz.<br />

Auch das Verhältnis zu ihrer Schwester Karola<br />

ist gut, aber für mehr reicht die Zeit<br />

nicht. Alles geht s<strong>ein</strong>en geregelten Weg. Bis<br />

die Schwester überstürzt verreist und Agnes<br />

den Schlüssel <strong>ein</strong>er fremden Wohnung zum<br />

Blumengießen hinterlässt.<br />

Die Wohnung muss Hals über Kopf verlassen<br />

worden s<strong>ein</strong>. Alles liegt offen herum.<br />

Agnes fühlt sich auf sonderbare Weise von<br />

diesem Ort angezogen. Immer selbstverständlicher<br />

nimmt sie die Wohnung für sich<br />

in Besitz und macht dabei <strong>ein</strong>e Entdeckung.<br />

Es ist die Wohnung <strong>ein</strong>es Ehepaares – Bruno<br />

und Theresa. Agnes erfährt, dass Theresa<br />

auf dem Weg zu ihrem Liebhaber tödlich<br />

verunglückte. Der Ehemann Bruno muss da-<br />

IL DIVO<br />

IL DIVO, Italien 2008, 110 min, dtF, Regie: Paolo Sorrentino,<br />

Buch: Paolo Sorrentino. mit: Toni Servillo, Anna Bonaiuto,<br />

Piera Degli Esposti, Paolo Graziosi, Giulio Bosetti, Flavio<br />

Bucci, Carlo Buccirosso<br />

Die italienische Politik ist an schillernden Figuren<br />

gewiss nicht arm, doch Giulio Andreotti,<br />

seit 1947 Teil des politischen Establishments,<br />

überstrahlt sie alle. Sieben Mal war<br />

er Premierminister – manchmal nur für wenige<br />

Tage –, zigfach Außen- und Verteidigungsminister,<br />

dazu in diversen anderen<br />

Ministerämtern tätig und seit 1992 Senator<br />

auf Lebenszeit. In dieser Phase s<strong>ein</strong>er Karriere<br />

siedelt Paolo Sorrentino s<strong>ein</strong>en Film<br />

an. Im April 1991 war Andreotti zum siebten<br />

Mal zum Premierminister gewählt worden,<br />

doch nun sah es so aus, als würden ihn<br />

die Schatten s<strong>ein</strong>er Vergangenheit endgültig<br />

<strong>ein</strong>holen. Jahrzehnte hatte er als Kopf<br />

der Christdemokratischen Partei die italienische<br />

Politik beherrscht, war Teil von sage<br />

und schreibe 33 Regierungen und immer<br />

wieder mit Korruptionsvorwürfen und Mafi<br />

akontakten konfrontiert worden. Anfang<br />

MUJERES AL BORDE DE<br />

UN ATAQUE DE NERVIOS<br />

Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs, Spanien1987,<br />

89 min, OmU, Regie: Pedro Almodóvar, Buch: Pedro<br />

Almodóvar, Kamera: José Luis Alcaine, Musik: Bernardo<br />

Bonezzi, mit: Carmen Maura, Antonio Banderas, Julieta Serrano,<br />

Rossy de Palma, María Barranco<br />

Eine Schauspielerin muß feststellen, dass<br />

ihr Kollege <strong>ein</strong>er neuen »Flamme« wegen<br />

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nach aus der Wohnung verschwunden s<strong>ein</strong>.<br />

Eines Tages schläft Agnes in der Wohnung<br />

<strong>ein</strong>. Als sie aufwacht, spürt sie <strong>ein</strong>en Mann<br />

hinter sich liegen. Es ist Bruno. Sie sieht ihn<br />

nicht, sie sprechen nicht, aber sie schlafen<br />

mit<strong>ein</strong>ander. Und Agnes kommt wieder. Ihr<br />

Alltag und ihre Ehe geraten aus den Fugen<br />

und sie lässt sich ziellos treiben. Bruno versucht,<br />

mit den Besuchen von Agnes s<strong>ein</strong>e<br />

Trauer zu verdrängen. Gem<strong>ein</strong>sam leben<br />

die beiden den Alltag <strong>ein</strong>es Liebespaares,<br />

das sie nicht sind. Sie benutzen <strong>ein</strong>ander, jeder<br />

für sich. Trotzdem wissen sie, dass ihre<br />

Beziehung k<strong>ein</strong>e Zukunft haben wird.<br />

»Lola Randl erfi ndet wunderbar leichte Szenen<br />

<strong>ein</strong>er unmöglichen Begegnung. Im realen<br />

Leben würden sie so wohl niemals stattfi<br />

nden, die Regisseurin aber nimmt sich die<br />

Freiheit, ihren Gedanken frei und unbekümmert<br />

weiterzuspinnen, ihre ganze erzählerische<br />

Kraft auf den seltsamen Aggregatszustand<br />

<strong>ein</strong>er unerwarteten Intimität<br />

zu konzentrieren.« (arte/tv.de)<br />

»Die souverän erzählte Geschichte <strong>ein</strong>es<br />

halben Ausbruchs.« (programmkino.de)<br />

der 90er Jahre kam es tatsächlich zu <strong>ein</strong>em<br />

Prozess gegen Andreotti, dem Mitwisserschaft<br />

in die Ermordung diverser Journalisten<br />

und Politiker vorgeworfen wurde, die<br />

ihn mit ihren Aussagen schwer belasten<br />

hätten können. Zwar wurde Andreotti in<br />

zweiter Instanz verurteilt, doch in der Berufung<br />

wurde das Urteil aufgehoben und Andreotti<br />

blieb bis heute <strong>ein</strong> freier Mann und<br />

<strong>ein</strong>fl ussreicher Teil der italienischen Politik.<br />

Paolo Sorrentinos Film über den italienischen<br />

Politiker Giulio Andreotti, der in der<br />

zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie<br />

kaum <strong>ein</strong> anderer die Politik s<strong>ein</strong>es Landes<br />

prägte, ist <strong>ein</strong> herausragender Politfi<br />

lm. Er durchbricht die Einschränkungen<br />

des biographischen Genres mit <strong>ein</strong>er überreichen,<br />

elliptischen Erzählweise voller Details<br />

und Anekdoten, die von Toni Servillos<br />

zentraler Darstellung zusammengehalten<br />

wird. Ein stilistisch brillanter Film, von dem<br />

man nur hoffen kann, dass ihn auch deutsche<br />

Regisseure zur Kenntnis und zum Vorbild<br />

nehmen.<br />

Beginnend mit Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs wird in der<br />

<strong>Filmgalerie</strong> von Mai bis Juli 2009 in Kooperation mit dem Institut<br />

für Romanistik, Prof. Dr. Ralf Junkerjürgen, das fi lmische Werk<br />

von Pedro Almodóvar angeboten – in spanischer Sprache mit Untertiteln.<br />

plötzlich aus ihrer gem<strong>ein</strong>samen Wohnung<br />

verschwunden ist; als sie die Wohnung aufgeben<br />

will, entstehen Turbulenzen und<br />

Nervenattacken durch alte Bekannte und<br />

neue »Freunde«.<br />

Farcenhafte, frivol-humorig überdrehte Liebes-<br />

und Situationskomödie, deren extremer<br />

Rhythmus größtes Vergnügen bereitet.<br />

Europäischer Filmpreis 1988.<br />

NUR EIN SOMMER<br />

Deutschland, Schweiz 2008, 97 min, Regie: Tamara Staudt,<br />

Buch: Tamara Staudt, Kamera: Michael Hammon, Musik:<br />

Daniel Jakob, Oli Kuster, Peter von Siebenthal, Till Wyler,<br />

mit: Anna Loos, Stefan Gubser, Steve Windolf, Oliver Zgorelec,<br />

Stephanie Glaser, Peter Wyssbrod<br />

Eva packt die Koffer. Ihr Freund Marco ist<br />

davon wenig begeistert. Aber Eva, die 35jährige<br />

Mutter <strong>ein</strong>es fast volljährigen Sohnes,<br />

hat k<strong>ein</strong>e Wahl, denn gute Jobs sind im<br />

brandenburgischen Eberswalde rar. Das <strong>ein</strong>zige<br />

Angebot kommt aus der Schweiz: drei<br />

Monate als Melkerin auf <strong>ein</strong>er Berner Alm.<br />

Kurz entschlossen macht sich Eva auf den<br />

Weg ins Land des Alpenglühens, um Senner<br />

Daniel bei der Versorgung s<strong>ein</strong>er 40 Milchkühe<br />

zur Hand zu gehen. Reichlich skeptisch<br />

steht der ruppige Käsemacher der<br />

deutschen Hilfskraft gegenüber. Doch die<br />

weiß alle Bedenken zu zerstreuen – durch<br />

harte Arbeit und großes Interesse an der<br />

hohen Kunst des Käsemachens.<br />

Aus Eva und Daniel wird schnell <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>gespieltes<br />

Team, das sich auch menschlich immer<br />

näher kommt. Das bleibt auch Marco<br />

THE WRESTLER<br />

USA 2008, 105 min, dtF, Regie: Darren Aronofsky, Buch:<br />

Darren Aronofsky, Kamera: Maryse Alberti, Musik: Clin<br />

Mansell, mit: Mickey Rourke, Marisa Tomei, Evan Rachel<br />

Wood, Mark Margolis, Todd Barry, Wass Stevens, Judah<br />

Friedlander, Ernest Miller, Dylan Summers<br />

Randy »The Ram« Robinson – Mickey Rourke<br />

– ist <strong>ein</strong> Gladiator des Pop-Zeitalters.<br />

Als Wrestler feierten ihn früher die Fans in<br />

ganz Amerika. Doch der Preis dieses Ruhms<br />

war hoch: Der Star von <strong>ein</strong>st ist <strong>ein</strong> Wrack,<br />

er hält sich mit Billigkämpfen für s<strong>ein</strong>e letzten,<br />

unverbesserlichen Anhänger über Wasser.<br />

Selbst mit der üblichen Dosis an Steroiden<br />

lässt sich der körperliche Verfall nicht<br />

mehr aufhalten.<br />

Nach <strong>ein</strong>em Herzanfall erkennt Randy endlich<br />

die Grenzen dieser Existenz: Der Einzelgänger<br />

nimmt Kontakt zu s<strong>ein</strong>er lang entfremdeten<br />

Tochter Stephanie auf, fi ndet in<br />

der Stripperin Cassidy <strong>ein</strong>e Seelengefährtin<br />

und wagt die ersten Schritte in <strong>ein</strong> gewöhnliches<br />

Berufsleben. Doch Wrestling ist mehr<br />

als <strong>ein</strong> Job, den man <strong>ein</strong>fach so ablegt, es ist<br />

<strong>ein</strong> Schicksal …<br />

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im fernen Deutschland nicht verborgen. Am<br />

Ende der Saison jedoch trifft Eva <strong>ein</strong>e Entscheidung<br />

fürs Leben, die alle überrascht.<br />

»Mit <strong>Nur</strong> <strong>ein</strong>en <strong>Sommer</strong> hat Tamara Staudt<br />

<strong>ein</strong> ebenso amüsantes wie detailreiches<br />

Porträt des harten Alltags <strong>ein</strong>es Bergbauern<br />

gedreht. Als frischen Kontrast packte sie die<br />

Geschichte <strong>ein</strong>er tatkräftigen Großstädterin<br />

auf der Suche nach <strong>ein</strong>em Neuanfang mit<br />

hin<strong>ein</strong>, woraus <strong>ein</strong> auf den ersten Blick unausgegorener<br />

Genremix aus Alltagsdrama<br />

und Romanze entsteht. Doch sind es gerade<br />

diese Gegensätze, womit <strong>Nur</strong> <strong>ein</strong>en <strong>Sommer</strong><br />

an Faszination gewinnt. So bekommt<br />

der Zuschauer am Ende <strong>ein</strong>e zarte Liebesgeschichte,<br />

<strong>ein</strong>e Handvoll rauher, aber liebenswerter<br />

Figuren, viel Lokalkolorit und<br />

auch noch <strong>ein</strong>e Sozialstudie, verpackt in 97<br />

Minuten sehr unterhaltsames Kino. Das ist<br />

ganz sicher bemerkenswert.« (br-online.de)<br />

»Die sympathischen Hauptdarsteller Anna<br />

Loos und Stefan Gubser sowie saftige Landschaftsaufnahmen<br />

sorgen in Staudts zweitem<br />

Spielfi lm für herzerfrischende Unterhaltung.«<br />

(programmkino.de)<br />

Im Jahr 2008 ist Mickey Rourke <strong>ein</strong> unwahrsch<strong>ein</strong>licher<br />

Filmheld. Doch in The Wrestler,<br />

<strong>ein</strong>er Geschichte über verprügelte Träumer<br />

und unbesiegte Verlierer, begeisterte<br />

er die Festivalgänger von Venedig 2008 so<br />

nachhaltig, dass <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Beben durch die<br />

Filmwelt ging. Regie-Visionär Darren Aronofsky<br />

(Requiem for a Dream, The Fountain)<br />

erhielt den Goldenen Löwen indes<br />

nicht nur für s<strong>ein</strong>en Besetzung-Coup. Ihm<br />

gelang <strong>ein</strong> moderner Klassiker über Liebe,<br />

Einsamkeit und die Lockungen der großen<br />

Bühne, denen man sich nicht entziehen<br />

kann. In weiteren Rollen überzeugen Evan<br />

Rachel Wood und Marisa Tomei.<br />

»Rourke stellt s<strong>ein</strong>e ganze Persönlichkeit<br />

zur Verfügung und deswegen ist The<br />

Wrestler <strong>ein</strong> grandioses und anrührendes<br />

Genrestück geworden, das Maßstäbe setzen<br />

wird.« (dradio.de)<br />

Gerne hätten wir den Film in der OmU-Fassung<br />

gezeigt, war aber leider nicht möglich,<br />

da es für unseren Verleihbezirk nur <strong>ein</strong>e (!)<br />

OmU-Kopie gibt.


ON THE RUMBA RIVER<br />

BATALIER DE LA RUMBA, Frankreich, Kongo 2007, 85 min,<br />

OmU, Regie: Jacques Sarasin, Buch: Jacques Sarasin, Dokumentarfi<br />

lm<br />

Sprühend vor Musik und Tanz, porträtiert<br />

On the Rumba River den legendären und<br />

bis heute populären Musiker Wendo Kolosy<br />

aus dem Kongo, von s<strong>ein</strong>en Fans liebevoll<br />

nur »Papa Wendo« genannt. Im Jahr 1925<br />

geboren und als »lebendes Denkmal« der<br />

kongolesischen Musik bekannt, verdankt<br />

Papa Wendo s<strong>ein</strong>en Ruhm dem Lied »Marie-<br />

Louise«, dem man im Volk magische Kräfte<br />

zuschrieb. Da es angeblich Tote wieder zum<br />

Leben zu erwecken oder die Flussgeister<br />

zum Tanzen zu bringen vermochte, wurde<br />

s<strong>ein</strong> Interpret von den belgischen Missionaren<br />

exkommuniziert. Wendos Leben gleicht<br />

<strong>ein</strong>em Roman: Schon früh zum Waisen geworden,<br />

war er zehn Jahre lang Fährmann<br />

und anschliessend Boxer, bevor er Sänger<br />

wurde. Im Lauf der Jahre hat Wendo unterschiedliche<br />

politische Regime und Diktaturen<br />

überlebt. Unter Mobutu musste er Jahrzehnte<br />

fast völlig verstummen, bis ihn <strong>ein</strong>e<br />

SECRET SUNSHINE<br />

MILYANG, Südkorea 2007, 142 min, OmU, Regie: Changdong<br />

Lee, Buch: Chang-dong Lee, Buchvorlage: Yi Chongyun,<br />

Kamera: Yong-kyou Cho, Musik: Christian Basso, mit:<br />

Do-yeon Jeon, Kang-ho Song, Yeong-jin, Mi-kyung Kim<br />

»Secret Sunshine, der vierte Film des Koreaners<br />

Lee Chang-Dong, ist <strong>ein</strong> komplexes<br />

Drama um Verlust, Trauer und die Suche<br />

nach Vergebung und Erlösung, das <strong>ein</strong>e<br />

geduldige Wahrnehmung verlangt, um<br />

s<strong>ein</strong>e f<strong>ein</strong> gewobenen Bild- und Erzählfäden<br />

aufzunehmen. Dabei sch<strong>ein</strong>t der Plot<br />

zunächst <strong>ein</strong>er frömmelnden Novelle entlehnt:<br />

Eine junge Musiklehrerin aus Seoul<br />

zieht nach dem Unfalltod ihres Mannes in<br />

dessen Heimatstadt Miryang, eröffnet <strong>ein</strong>e<br />

Klavierschule und beginnt allmählich Wurzeln<br />

zu schlagen. Bis ihr kl<strong>ein</strong>er Sohn entführt<br />

und umgebracht wird, was die Frau<br />

in tiefe Agonie stürzt. Erst durch den Anschluss<br />

an charismatisch orientierte Gläubige<br />

fi ndet die Agnostikerin aus ihrer seelischen<br />

Erstarrung und verwandelt sich in <strong>ein</strong>e<br />

glühende Christin. Sie fühlt sich von der<br />

Liebe Gottes so durchdrungen, dass sie so-<br />

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neue Generation von Musikern als Vorbild<br />

wiederentdeckt hat.<br />

Jacques Sarasin (African Blues) zeigt auch<br />

wunderbare Szenen aus dem Alltagsleben.<br />

S<strong>ein</strong>e Kamera lässt uns die Musik hautnah<br />

erleben. Als roter Faden auf dieser Suche<br />

nach der Musik <strong>ein</strong>es Mannes und <strong>ein</strong>es<br />

Landes dient Wendos außergewöhnliches<br />

Comeback: Beschimpft von s<strong>ein</strong>er Frau<br />

wegen s<strong>ein</strong>er angeblichen Faulheit, verlässt<br />

Papa Wendo den Schatten s<strong>ein</strong>es Baumes,<br />

um erneut s<strong>ein</strong>e Musikerkarriere aufzunehmen.<br />

Nach und nach trifft er s<strong>ein</strong>e früheren<br />

Weggefährten und ver<strong>ein</strong>t schliesslich 30<br />

junge und ältere Musiker, mit denen er die<br />

kongolesische Rumba dem heutigen Zeitgeschmack<br />

anpassen will. Gitarren, Patengué<br />

und Mukuassa sollen erneut von Kinshasa<br />

bis nach Europa zu hören s<strong>ein</strong>. Der Film<br />

wird nicht nur zu <strong>ein</strong>er Liebeserklärung an<br />

den unverwüstlichen Papa Wendo und s<strong>ein</strong>e<br />

lebenslustige Musik, sondern zeigt auch<br />

<strong>ein</strong> realistisches Bild von den Menschen und<br />

ihrem Leben im Kongo.<br />

gar dem Mörder ihres Kindes vergeben will<br />

und ihn im Gefängnis aufsucht. Bis zu dieser<br />

Begegnung hat der Film schon zwei überraschende<br />

Wendungen hinter sich. Was als<br />

<strong>ein</strong>e in ihren Motiven wenig durchsichtige<br />

Flucht in die Provinz beginnt und sich wie<br />

<strong>ein</strong> kontemplatives Porträt des Neuanfangs<br />

in <strong>ein</strong>er mittelgroßen koreanischen Stadt<br />

ausnimmt, kippt unvermittelt in <strong>ein</strong>e melodramatische<br />

Entführung, die nach dem Tod<br />

des Kindes in der dichten Beschreibung <strong>ein</strong>er<br />

abgründigen Lethargie mündet. Shinae,<br />

die in sich gekehrte Hauptfi gur, sch<strong>ein</strong>t nur<br />

noch als leere Hülle zu existieren, ohne seelische<br />

Regung oder Empfi ndung.<br />

Secret Sunshine ist <strong>ein</strong> stilles Juwel, das in<br />

vielen Nuancen funkelt … Im Mittelpunkt<br />

steht k<strong>ein</strong>e abstrakte Debatte, sondern <strong>ein</strong>e<br />

vom Schicksal geschlagene Frau mit ihren<br />

mühsamen Versuchen, auf ihre sehr eigene<br />

Weise mit den Ereignissen klar zu kommen.<br />

Die bleibende Rätselhaftigkeit von Shinaes<br />

Reaktionen sichern dem souverän erzählten<br />

Film den Rang <strong>ein</strong>es kl<strong>ein</strong>en Meisterwerks.«<br />

(Filmdienst)<br />

Regisseur Mickel<br />

Rentsch ist am<br />

Dienstag, 19. Mai,<br />

zum Gespräch in<br />

der <strong>Filmgalerie</strong>.<br />

WIR SIND PAPST<br />

– MARKTL AM INN<br />

Deutschland 2008, 91 min, Regie: Mickel Rentsch, Buch:<br />

Mickel Rentsch, Kamera: Frank Heidbrink, Manfred Schreiber,<br />

Mickel Rentsch, Dokumentarfi lm<br />

Marktl am Inn – <strong>ein</strong> Ort von 2700 Einwohnern<br />

am Rande Oberbayerns – <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>facher,<br />

verschlafener, unbekannter Ort. Doch<br />

der 19. April 2005 verändert alles: Kardinal<br />

Joseph Ratzinger wird zum Oberhaupt<br />

der katholischen Kirche gewählt. Seither ist<br />

Marktl bekannt als Geburtsort des Papstes.<br />

Das bringt der Gem<strong>ein</strong>de Pilger, Touristen<br />

und volle Kirchen, aber auch viel Kommerz<br />

– wie z.B. Papstbier, Papsthonig, Vatikanbrot,<br />

Ratzinger Bratwurst. Vieles stößt auf<br />

Kritik und verschwindet auch wieder.<br />

Stetig passiert Neues in dem <strong>ein</strong>st verschlafenen<br />

Ort. Der Papst fl iegt über Marktl und<br />

spricht aus der Luft zu hunderten versammelter<br />

Menschen. Vieles dreht sich um s<strong>ein</strong><br />

Geburtshaus, das sich in Privatbesitz befi ndet.<br />

Es soll verkauft werden. Wird es gar abgebaut<br />

und in Amerika wieder aufgestellt?<br />

SIMONS GEHEIMNIS<br />

ADORATION, Kanada 2008, 100 min, dtF, Regie: Atom<br />

Egoyan, mit: Devon Bostick, Arsinée Khanjian, Scott Speedman,<br />

Rachel Blanchard, Noam Jenkins, Kenneth Welsh, Katie<br />

Boland, Geraldine O'Rawe, Duane Murray, Hailee Sisera<br />

Der junge Simon verbreitet an s<strong>ein</strong>er Schule<br />

in Toronto und in Internet-Chatrooms <strong>ein</strong>e<br />

unfassbare Geschichte: Er sei der Sohn <strong>ein</strong>es<br />

Terroristen, der vor Jahren <strong>ein</strong> Flugzeug<br />

sprengen wollte. Die Bombe dafür hatte Simons<br />

Vater im Gepäck s<strong>ein</strong>er nichtsahnenden<br />

Frau versteckt, die damals schwanger<br />

war – mit Simon.<br />

Ausgelöst durch s<strong>ein</strong>e Lehrerin Sabine, gewinnt<br />

diese Enthüllung schon bald an unkontrollierbarer<br />

Eigendynamik, und der<br />

Junge wird mit Themen wie Intoleranz,<br />

Vorurteilen gegenüber fremden Religionen<br />

und Fragen nach Schuld und Vergebung<br />

konfrontiert. Durch die zwangsläufi -<br />

ge Aus<strong>ein</strong>andersetzung mit der Vergangenheit<br />

s<strong>ein</strong>er Familie und der daraus resultierenden<br />

Suche nach s<strong>ein</strong>er eigenen Identität<br />

gerät Simon immer mehr in <strong>ein</strong> Gefl echt aus<br />

Wahrheit und Lügen.<br />

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Wir sind Papst zeigt <strong>ein</strong> bayerisches Dorf,<br />

das »ausfl ippt« und s<strong>ein</strong>e Menschen, die ihren<br />

Weg zwischen Glauben und Kommerz<br />

fi nden müssen – vom Zeitpunkt der Papstwahl<br />

bis hin zum Papstbesuch im September<br />

2006.<br />

»Ein<strong>ein</strong>halb Jahre hat Rentsch die Marktler<br />

mit der Kamera beobachtet. 'Es hat mich<br />

fasziniert, was die Menschen da geschaffen<br />

haben', beschreibt der Münchner s<strong>ein</strong>e Eindrücke.<br />

'Es war <strong>ein</strong>e wahnsinnige Aufbruchstimmung.'<br />

Und so hat er aufgenommen,<br />

was die Einwohner in dieser Zeit bewegt<br />

hat – von der ersten Begeisterung nach der<br />

Konklave über die Feier des Jahrestages im<br />

April 2006 bis zum Höhepunkt, als Benedikt<br />

XVI. zu Besuch kommt. Daneben macht<br />

die Dokumentation aber auch die Risse und<br />

Spannungen deutlich, die das Papstfi eber<br />

hervorruft, nicht zuletzt wegen Ratzingers<br />

Geburtshaus, das die Besitzerin wegen des<br />

enormen Ansturms Neugieriger verkaufen<br />

wollte, und das inzwischen <strong>ein</strong>e kirchliche<br />

Begegnungsstätte ist.« (welt.de)<br />

Geheimnisse und Lügen können Familien<br />

zerstören – oder macht es die familiäre<br />

Zwangsgem<strong>ein</strong>schaft überhaupt erst erträglich,<br />

wenn die fi nstersten Geheimnisse<br />

verborgen bleiben? Simons Geheimnis,<br />

der zwölfte Kinofi lm des gefeierten kanadischen<br />

Regisseurs Atom Egoyan (Exotica,<br />

Das süße Jenseits, Wahre Lügen), geht dieser<br />

Frage nach – auf sehr individuelle Art<br />

und Weise. Das Mit<strong>ein</strong>ander der Figuren ist<br />

geprägt von Vorurteilen gegenüber fremden<br />

Religionen.<br />

»Eine komplexe Geschichte mit komplexen<br />

Charakteren, die sich intensiv mit <strong>ein</strong>er Familie<br />

beschäftigt und deren Mythen und<br />

Rätsel zumindest teilweise zu lösen vermag.<br />

In zahlreichen realen und phantasierten<br />

Rückblenden erzählt sich <strong>ein</strong>e bis zum Ende<br />

spannende Geschichte, die diverse Wendepunkte<br />

bereithält. Lange ist nichts, wie<br />

es auf den ersten Blick sch<strong>ein</strong>t. Egoyan versteht<br />

es gekonnt, den Zuschauer immer tiefer<br />

in s<strong>ein</strong>e komplexe Geschichte <strong>ein</strong>zubinden.«<br />

(arte.tv/de)


DORFPUNKS<br />

Deutschland 2009, 93 min, Regie: Lars Jessen, Buch: Norbert<br />

Eberl<strong>ein</strong>, Buchvorlage: Rocko Schamoni, Kamera: Michael<br />

Tötter, Musik: Jakob Ilja, mit: Cecil von Renner, Ole Fischer,<br />

Pit Bukowski, Daniel Michel, Laszlo Horwitz, Samuel<br />

Auer, Axel Prahl, Friederike Wagner, Peter Jordan, Meri<br />

Husagic<br />

Es ist <strong>Sommer</strong> 1984. Der Punk ist endlich an<br />

der Ostsee angekommen, in Schmalenstedt,<br />

<strong>ein</strong>er verschlafenen Kl<strong>ein</strong>stadt in der Holst<strong>ein</strong>ischen<br />

Schweiz: Malte Ahrens heißt<br />

jetzt Roddy Dangerblood, wohnt bei s<strong>ein</strong>en<br />

liberalen Eltern und töpfert sich durch<br />

<strong>ein</strong>e ungeliebte Lehre. Das eigentliche Leben<br />

spielt sich woanders ab, in der Punk-<br />

Clique mit Fliegevogel, Flo, Sid, Piekmeier<br />

und Günni. Man hängt mit Dosenbier und<br />

Lagerfeuer im Waldversteck ab, tanzt Pogo<br />

in der Dorfdisco, träumt von Mädchen<br />

und Musik, provoziert die Bürger auf dem<br />

Marktplatz und prügelt sich mit den Jungbauern.<br />

S<strong>ein</strong>e Eltern, sonst zu jedem erdenklichen<br />

Verständnis bereit, kommen nicht mehr mit:<br />

»Ist das Punk?« fragt s<strong>ein</strong> Vater, als Roddy<br />

wieder <strong>ein</strong>mal schwer gezeichnet von <strong>ein</strong>er<br />

Schlägerei nach Hause kommt.<br />

Punk, das ist die Clique, s<strong>ein</strong> Wegweiser aus<br />

der Obhut der Familie, s<strong>ein</strong> Lebensstil und,<br />

natürlich, s<strong>ein</strong>e Musik. Die Freunde gründen<br />

<strong>ein</strong>e Band. Punk, das ist <strong>ein</strong>fache Musik,<br />

und auch das Einfache ist manchmal<br />

schwierig. Die Proben gestalten sich komplizierter<br />

als gedacht, der Bandname wechselt<br />

b<strong>ein</strong>ahe täglich und der erste Auftritt beim<br />

Talentwettbewerb im Schmalenstedter Soldatenheim<br />

gerät zum Desaster. Einige Biere<br />

später kann der Auftritt zwar neu bewertet<br />

werden, aber spätestens nach dem zweiten<br />

Konzert im Preetzer Gymnasium muss sich<br />

die Band selbst fragen: »Ist das Punk?«<br />

Punk ist immerhin »No Future«. Aber ge-<br />

kino der gegenwart | wintergarten<br />

Tragikomischer Witz, überraschende Einfälle, <strong>ein</strong>e große Liebe<br />

zu den Figuren und <strong>ein</strong> mitreißender Soundtrack –<br />

Lars Jessen hat Rocko Schamonis Bestseller-Roman<br />

»Dorfpunks« verfi lmt. Ein Heimatfi lm der besonderen Art,<br />

<strong>ein</strong>e Hommage an die Leidenschaft des Punk-Aufbruchs,<br />

Freundschaft und die Fröhlichkeit der Freiheit.<br />

rade jetzt geht das eben weiter. Roddy ist<br />

neugierig auf die Welt, <strong>ein</strong> Fantast und Tagträumer,<br />

dessen Ideen und Optimismus ansteckend<br />

wirken. Als die Freunde <strong>ein</strong>e neue<br />

Kneipe entdecken, idyllisch gelegen und<br />

geöffnet bis in die frühen Morgenstunden,<br />

gewinnt Roddy <strong>ein</strong>en neuen Vertrauten:<br />

Der Kneipenwirt Paul Mascher eröffnet ihm<br />

aus s<strong>ein</strong>er reichhaltigen Plattensammlung<br />

ganz andere Seiten der Musik. Roddy ist begeistert,<br />

aber vor allem Sid, ideologischer<br />

Kopf der Schmalenstedter Punk-Bewegung,<br />

sperrt sich gegen Roddys neue Ideen.<br />

Der Punk, wie er s<strong>ein</strong> Leben bestimmt hat,<br />

wird jetzt zum wachsenden Widerspruch in<br />

ihm, zum Hindernis zwischen sich und s<strong>ein</strong>en<br />

Träumen. Eine Lösung muss her. Und<br />

sie kommt, <strong>ein</strong>fach und unaufgeregt, aus<br />

<strong>ein</strong>er Ecke, aus der er sie bestimmt nicht erwartet<br />

hat.<br />

In diesem <strong>Sommer</strong> 1984 macht Roddy, fast<br />

ohne es zu wissen, <strong>ein</strong>en Schritt in die Freiheit<br />

…<br />

»Wer selbst <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong> Dorfpunk war, wird<br />

bestätigen können: Ja, so ist es wirklich gewesen.<br />

Dabei ist Dorfpunks mehr als <strong>ein</strong><br />

Historienfi lm. Humorvoll, aber nie herablassend<br />

zeichnet Lars Jessen universelle Bilder<br />

jugendlicher Renitenz.« (Berliner Zeitung)<br />

»Eine Hommage an den Aufbruch, und <strong>ein</strong>e<br />

sehr lustige noch dazu. So lassen sich<br />

Punk und Provinz gut ertragen!« (Hamburger<br />

Abendblatt)<br />

»Absolut lustig und sehenswert!« (Cinefacts.de)<br />

»Dorfpunks beschreibt mit selbstironischem<br />

Witz die Absurditäten <strong>ein</strong>er Zeit, ohne sich<br />

über sie lustig zu machen. Ein sympathisches,<br />

witziges Zeitporträt mit toller Musik.«<br />

(Programmkino.de)<br />

DAS FESTMAHL<br />

IM AUGUST<br />

PRANZO DI FERRAGOSTO, Italien 2008, 75 min, dtF, Regie:<br />

Gianni di Gregorio, Buch: Gianni di Gregorio, Kamera:<br />

Gian Enrico Bianchi, Musik: Ratchev & Carratello, mit:<br />

Gianni di Gregorio, Valeria De Franciscis, Marina Cacciotti,<br />

Maria Calì, Granzia Cesarini Sforza, Alfonso Santagata,<br />

Luigi Marchetti<br />

Die liebevolle Fürsorge, mit der sich <strong>ein</strong><br />

nicht mehr ganz taufrischer Römer um s<strong>ein</strong>e<br />

betagte Mutter kümmert, bei der er<br />

wohnt, beschert ihm in der Folgezeit viele<br />

Turbulenzen. Um offene Rechnungen<br />

des Hausverwalters nicht bezahlen zu müssen,<br />

willigt der Mann <strong>ein</strong>, während des bevorstehenden<br />

Ferragosto-Feiertags inklusive<br />

des anschließenden Wochenendes die<br />

alte Mutter des Verwalters aufzunehmen.<br />

Er fällt allerdings aus allen Wolken, als der<br />

Verwalter nicht nur s<strong>ein</strong>e Mutter, sondern<br />

auch noch <strong>ein</strong>e Tante zur Betreuung vorbeibringt.<br />

Komplettiert wird das Altenheim<br />

auf Zeit durch die Mutter des Hausarztes,<br />

der ebenfalls <strong>ein</strong> unbeschwertes Wochenende<br />

verleben will.<br />

WIR SIND ALLE ER-<br />

WACHSEN<br />

LES GRANDES PERSONNES, Frankreich, Schweden 2008,<br />

84 min, dtF, Regie: Anne Novion, Buch: Béatrice Colombier,<br />

Anne Novion, Mathieu Robin, Kamera: Pierre Novion, Musik:<br />

Pascal Bideau, mit: Jean-Pierre Darroussin, Anaïs Demoustier,<br />

Judith Henry, Lia Boysen, Jakob Eklund, Anastasios<br />

Soulis, Björn Gustafsson, Mirja Turestedt<br />

Albert und s<strong>ein</strong>e 17-jährige Tochter Jeanne<br />

verbringen den <strong>Sommer</strong> auf <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en,<br />

schwedischen Insel. S<strong>ein</strong>e penible Urlaubsplanung<br />

wird über den Haufen geworfen,<br />

als das gebuchte Haus aufgrund <strong>ein</strong>es Missverständnisses<br />

bereits von zwei Frauen belegt<br />

ist. Und so nehmen Alberts Ferien <strong>ein</strong>e<br />

ganz unerwartete Richtung – sehr zum Gefallen<br />

von Jeanne.<br />

Das unverhoffte Zusammentreffen der vier<br />

ungleichen Charaktere zwingt alle Beteiligten,<br />

sich und ihre Standpunkte in Frage zu<br />

stellen, Gefühle zu erforschen und sich am<br />

Ende dieses <strong>Sommer</strong>s als neue Menschen<br />

wieder zu fi nden …<br />

Auf humorvolle Weise zeigt Anna Novions<br />

Regiedebüt die Turbulenzen des Erwach-<br />

kino der gegenwart | wintergarten<br />

kino der gegenwart | wintergarten<br />

Eine liebenswerte Tragikomödie, die <strong>ein</strong>e<br />

Lanze für die Alten und ihre Bedürfnisse<br />

bricht. Mit viel Gespür für <strong>ein</strong>gängige Klischees<br />

und italienisches Temperament erweist<br />

der Film außerdem der Stadt Rom<br />

im Hochsommer s<strong>ein</strong>e Reverenz, die nur<br />

noch von Touristen und alten Menschen bewohnt<br />

sch<strong>ein</strong>t. Pranzo di Ferragosto ist<br />

das Regiedebüt des Drehbuchautors Gianni<br />

di Gregorio (Gomorrha), der zudem die<br />

Hauptrolle übernommen hat.<br />

»Das Festmahl im August haben Italiens<br />

Presse und Italiens Cineasten schon vorab<br />

zum Lieblingsfi lm der Saison erkoren.<br />

Bei der Vorführung gab es endlich <strong>ein</strong>mal<br />

Schlangen bis zum Lidostrand, und der<br />

grundsympathische Regisseur Gianni Di<br />

Gregorio bekannte mit Tränen in den Augen,<br />

so <strong>ein</strong> voller Saal sei ihm als altem Hasen<br />

des Off-Kinos noch nicht vorgekommen.«<br />

(faz.net, Festivalbericht Venedig)<br />

»Der Tonfall ist liebevoll und die betagten<br />

Darstellerinnen spielen goldig. Ein launiges<br />

Porträt der heutigen italienischen Gesellschaft.«<br />

(451.ch)<br />

sen-Werdens und die Konsequenzen des Erwachsen-S<strong>ein</strong>s.<br />

»Das Spielfi lmdebüt der erst 27-jährigen<br />

französischen Nachwuchs-Regisseurin Anne<br />

Novion überzeugt durch s<strong>ein</strong>e entspannte<br />

Erzählweise und humorvolle Leichtigkeit.<br />

Mit viel Gespür für die kl<strong>ein</strong>en Absurditäten<br />

des menschlichen Zusammenleben<br />

und Liebe zum Detail zeichnet sie ihre Figuren<br />

in langen Einstellungen klischeefrei.<br />

Dabei gibt sie ihre Protagonisten samt ihren<br />

Schwächen nie der Lächerlichkeit preis.<br />

Nicht zuletzt durch die be<strong>ein</strong>druckende<br />

Präsenz ihrer vielversprechenden Hauptdarstellerin<br />

strahlt ihre sympathische Comingof-Age<br />

Geschichte menschliche Wärme aus.<br />

Darüber hinaus beweist ihr Werk, wie<br />

gut <strong>ein</strong>e Vater-Tochter-Beziehung funktionieren<br />

kann: Vater, Pierre Novion, der bereits<br />

mit Jean Luc-Godard drehte, setzt die<br />

lyrischen Bildkompositionen s<strong>ein</strong>er Tochter<br />

hervorragend um. S<strong>ein</strong>e Kamera visualisiert<br />

die bizarre Landschaft der schwedischen Inselwelt<br />

mit ihrem unglaublichen Licht <strong>ein</strong>dringlich.«<br />

(programmkino.de)


C'EST LA VIE<br />

LE PREMIER JOUR DU RESTE DE TA VIE, Frankreich 2008,<br />

108 min, dtF, Regie: Rémi Bezançon, mit: Jacques Gamblin,<br />

Zabou Breitman, Déborah François, Marc-André Grondin,<br />

Pio Marmaï, Cécile Cassel, Sarah Cohen-Hadria<br />

»Familie ist Fluch und Segen zugleich. So<br />

zeigt es jedenfalls Regisseur Rémi Bezançon<br />

in s<strong>ein</strong>em tragikomischen Porträt <strong>ein</strong>er<br />

fünfköpfi gen Pariser Durchschnittsfamilie.<br />

Über <strong>ein</strong>en Zeitraum von zwölf Jahren erzählt<br />

der Film vom Auf und Ab der <strong>ein</strong>zelnen<br />

Familienmitglieder. Dabei widmet die<br />

sternförmig angelegte Geschichte jedem<br />

Familienmitglied <strong>ein</strong>e Episode.<br />

Die turbulente Familiengeschichte ist erst<br />

der zweite Kinofi lm des jungen Regisseurs<br />

Rémi Bezançons. Um so mehr überrascht,<br />

mit welcher Souveränität er das Gefl echt an<br />

Personen und Handlungsfäden zusammenhält.<br />

Das Konzept, jedem der fünf Familienmitglieder<br />

<strong>ein</strong>e eigene Episode zu widmen,<br />

sorgt dafür, dass die unterschiedlichen Aspekte<br />

des Familiendas<strong>ein</strong>s in ihrer ganzen<br />

Breite aufgefächert werden. Aber nicht nur<br />

die Fülle an Perspektiven, aus denen Bezan-<br />

kino der gegenwart | wintergarten<br />

ORIENT Das Werner-von-Siemens-Gymnasium führt dieses Schuljahr <strong>ein</strong> Orient-<br />

Projekt durch. Stellen Sie sich vor: B<strong>ein</strong>ahe 1500 Schüler auf der Spur des Orients, s<strong>ein</strong>en<br />

Schätzen, s<strong>ein</strong>er Geschichte und s<strong>ein</strong>en Traditionen, s<strong>ein</strong>em Alltag und s<strong>ein</strong>em Mythos<br />

…<br />

So viel Engagement und Arbeit verdienten als Belohnung <strong>ein</strong>e Reise in diese Länder, leider<br />

ist der Flugzeugspreis zu teuer. Deshalb bietet der AKF im Kooperation mit dem Siemens-Gymnasium<br />

von Januar bis Juni <strong>ein</strong>e Reihe von 6 Filmen, um Schülern, Eltern, Lehrkräften<br />

des Siemens-Gymnasiums, aber auch allen anderen den Orient nahe zu bringen.<br />

Wir hoffen auf <strong>ein</strong>en großen Anklang dieser Filmreihe und wünschen Ihnen viele interessanten<br />

Entdeckungen auf dieser Filmreise. Inch’Allah!<br />

Marianne Mion im Namen des Organisationsteams des Projektes.<br />

CARAMEL<br />

SUKKAR BANAT, Frankreich, Libanon 2007, 95 min, dtF, Regie:<br />

Nadine Labaki, Buch: Rodney Al Haddad, Jihad Hojeily,<br />

Nadine Labaki, Kamera: Yves Sehnaoui, Musik: Khaled<br />

Mouzannar, mit: Nadien Labaki, Yasmine Elmasri, Joanna<br />

Moukarzel, Gisèle Aouad, Adel Karam, Siham Haddad<br />

Caramel ist <strong>ein</strong>e sinnliche Reise durch den<br />

Orient und <strong>ein</strong> wundervoll anrührendes<br />

L<strong>ein</strong>wandmärchen über die essenziellen<br />

Dinge des Lebens: Liebe, Freundschaft und<br />

Verantwortung.<br />

»Ein etwas herunter gekommener Schönheitssalon<br />

in Beirut ist Zentrum des Films<br />

von Nadine Labaki. Hier treffen sich die Wege<br />

von fünf Frauen, die <strong>ein</strong>en Querschnitt<br />

durch die libanesische Bevölkerung darstellen.<br />

Ganz beiläufi g wird vor allem von der<br />

Liebe, glücklichen und unglücklichen Beziehungen<br />

erzählt und dabei heikle Themen<br />

wie das Verhältnis von Christen und Arabern,<br />

die Diskrepanz zwischen Konventionen<br />

und Moderne gestreift. Ein Frauenfi lm<br />

im besten Sinne des Wortes.<br />

Der Schönheitssalon 'Si Belle' ist Mittelpunkt<br />

von Film und Leben der Figuren. Hier<br />

arbeiten sie, hier hängen sie ihren Träumen<br />

nach und fi nden in ihren Freundinnen<br />

Trost und Rat. Und der ist dringend nötig,<br />

sind die Frauen doch allesamt in mehr<br />

oder weniger verworrene Liebeshändel verstrickt.<br />

Die Chefi n Layale hat <strong>ein</strong>e Affäre<br />

mit <strong>ein</strong>em verheirateten Mann, die angesichts<br />

der strengen moralischen Verhältnis-<br />

çon erzählt, sorgen für Abwechslung, auch<br />

stilistisch bemüht sich der Film um <strong>ein</strong>e unterschiedliche<br />

Akzentuierung der <strong>ein</strong>zelnen<br />

Protagonisten. Mal rückt er der jugendlichen<br />

Grunge-Rebellin mit der Handkamera<br />

zu Leibe, mal sorgt die distanzierte Weitwinkelaufnahme<br />

bei der familiären Aufstellung<br />

für die nötige Klarheit.<br />

Amüsant und anrührend zugleich sind die<br />

<strong>ein</strong>zelnen Episoden, in denen wohl jeder etwas<br />

aus dem eigenen Familienfundus wiederfi<br />

nden dürfte. Eine lebenskluge Hommage<br />

an die Familie.« (Norbert Raffelsiefen,<br />

programmkino.de)<br />

se im Libanon unerfüllt bleibt. Ihre muslimische<br />

Kollegin Nisrine steht zwar kurz vor<br />

der Hochzeit, hat aber <strong>ein</strong> Problem: Sie ist<br />

nicht mehr Jungfrau, was in der Hochzeitsnacht<br />

zum Problem werden könnte. Noch<br />

viel ärger trifft es Rima in dieser konservativen<br />

Gesellschaft: Sie liebt Frauen, wagt es<br />

aber kaum mehr als <strong>ein</strong>en Blick auf ihr Objekt<br />

der Begierde zu werfen …<br />

Letztlich ist Caramel – den Labaki 'ihrem<br />

Beirut' gewidmet hat – vor allem <strong>ein</strong>e Hommage<br />

an die Frauen des Libanons, an ihre<br />

Schönheit und an ihre Versuche, sich gegen<br />

das Patriarchat zur Wehr zu setzen.« (programmkino.de)<br />

»Das ist warmherzig, amüsant und melancholisch,<br />

dazu famos gespielt.« (Cinema)<br />

»Ein erfrischender Film über <strong>ein</strong> anderes<br />

Beirut.« (NZZ)<br />

35 RUM<br />

F 2008, 100 min, OmU, Regie: Claire Denis, Buch: Claire<br />

Denis, Jean-Pol Fargeau, Kamera: Agnès Godard, Musik:<br />

Tindersticks, mit: Alex Descas, Mati Diop, Grégoire Colin,<br />

Nicole Dogué, Julieth Mars-Toussaont, Ingrid Caven<br />

Lionel, <strong>ein</strong> Zugführer aus <strong>ein</strong>er Pariser Vorstadt,<br />

hat sich s<strong>ein</strong> Leben lang aufopfernd<br />

um s<strong>ein</strong>e Tochter gekümmert. Er weiß, dass<br />

Joséphine nun alt genug ist, um auf eigenen<br />

Füßen zu stehen, doch er will sie nicht<br />

verlieren, und auch Joséphine sch<strong>ein</strong>t noch<br />

nicht bereit, ihr geborgenes Zuhause zu<br />

verlassen. Zu ihren Nachbarn gehören die<br />

Taxifahrerin Gabrielle, deren zaghafte Bemühungen,<br />

sich mit Vater und Tochter anzufreunden,<br />

auf wenig Gegenliebe stoßen,<br />

und Noé, der s<strong>ein</strong>e Wohnung in exakt dem<br />

Zustand belassen hat, wie sie ihm s<strong>ein</strong>e verstorbenen<br />

Eltern vererbt haben.<br />

Claire Denis erzählt uns von alltäglichen<br />

Dingen – Lionels Kollege René geht in den<br />

Ruhestand, Noés Katze stirbt. Es sind die leisen<br />

Zwischentöne, die uns sagen, dass es für<br />

all diese Menschen Zeit ist, loszulassen: Lionel<br />

muss sich von s<strong>ein</strong>er Tochter lösen, Jo-<br />

kino der gegenwart | wintergarten<br />

séphine das warme Nest verlassen und Noé<br />

s<strong>ein</strong>e Vergangenheit abschütteln. René, der<br />

immer nur für s<strong>ein</strong>e Arbeit gelebt hat, wagt<br />

vielleicht den drastischsten Schritt.<br />

Was diesen Film so besonders macht, ist die<br />

Tatsache, dass Denis gänzlich auf Stereotypen<br />

verzichtet. Ihr Pariser Vorort ist k<strong>ein</strong>e<br />

der üblichen Immigranten-Enklaven, in denen<br />

Kriminalität, Rassismus, Armut, Arbeitslosigkeit<br />

und Drogen das Bild bestimmen.<br />

Die Menschen hier führen <strong>ein</strong> ganz normales<br />

Leben; die Aufzüge in den grauen Betonbauten<br />

funktionieren, die Treppenhäuser<br />

sind sauber und die Wohnungen gepfl<br />

egt. Es ist vielleicht das erste Mal in der<br />

Filmgeschichte, dass diese trostlose Umgebung<br />

nicht nur als bewohnbar dargestellt<br />

wird, sondern auch als <strong>ein</strong> Ort, an dem es<br />

menschliche Wärme und soziale Bindungen<br />

gibt.<br />

»Sobald sich der Film in Bewegung setzt,<br />

ist er <strong>ein</strong>e Bereicherung für Herz und Verstand.«<br />

(Piers Handling, Internationales<br />

Filmfestival Toronto)

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