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Kaiser Maximilian und seine Zeit - Zirl

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Referat der Jahreshauptversammlungvon Hauptmann Josef Schneider<strong>Kaiser</strong> <strong>Maximilian</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> <strong>Zeit</strong>Für das heurige Referat habe ich mir das Thema „<strong>Kaiser</strong> <strong>Maximilian</strong> I. <strong>und</strong> <strong>seine</strong> <strong>Zeit</strong>“ ausgewählt,da wir ja im vergangenen Jahr an <strong>seine</strong>r Geburts- <strong>und</strong> Begräbnisstätte, an der Burg inWiener Neustadt gewesen sind. Auch das zunehmende Interesse vieler Menschen an dieserhistorischen Persönlichkeit sind heute aktueller denn je. Gerade deshalb haben sich in letzter<strong>Zeit</strong> die Tourismuswerbung <strong>und</strong> Theatermacher dieser Persönlichkeit angenommen. Das fürTirol <strong>und</strong> den Schützen bedeutende Landlibell von 1511, die Erbauung des Goldenen Dachls,die Schwarzen Mander in der Hofkirche, <strong>seine</strong> Jagdabenteuer in der Martinswand <strong>und</strong> seinBezug zu <strong>Zirl</strong> sind euch bestimmt hinlänglich bekannt. Deshalb möchte ich versuchen, den<strong>Kaiser</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> <strong>Zeit</strong> einmal anders darzustellen.<strong>Kaiser</strong> <strong>Maximilian</strong> I. wurde 1459 in der Burg von Wiener Neustadt in bescheidenen Verhältnissengeboren. Sein Vater, <strong>Kaiser</strong> Friedrich III. war wegen <strong>seine</strong>r Spannungen mit <strong>seine</strong>m ergeizigenBruder Albrecht <strong>und</strong> mit dem Ungarnkönig Matthias Corvinus, der jahrelang Wien<strong>und</strong> Teile Niederösterreich besetzt hielt, zu einer bescheidenen <strong>und</strong> sparsamen Hofhaltunggezwungen. Aus Wien wurde er sogar unter schmählichen Umständen samt <strong>seine</strong>r Familieeinmal vertrieben.Sein Taufpate war ein bosnischer Kriegsflüchtling, ein Fürst, der von den Türken aus <strong>seine</strong>rHeimat vertrieben wurde. Die drangen zu dieser <strong>Zeit</strong> immer weiter nach Europa vor.Seinen Namen <strong>Maximilian</strong> erhielt er nach dem Märtyrerbischof von Pannonien. Damit solltedem jungen Prinzen <strong>seine</strong> Lebensaufgabe, die Bekämpfung der Türken, schon im Namenvorgegeben werden. Diese Vorgabe konnte er aber nicht einlösen, da er beinahe in <strong>seine</strong>rgesamten Regierungszeit mit Kriegen an allen anderen Ecken <strong>seine</strong>s Reiches voll beschäftigtwar.In <strong>seine</strong>r Erziehung war der Blick mehr auf das Alte gerichtet. Das Ergebnis dieser Schulewar nach des <strong>Kaiser</strong>s eigenen Worten nur ein Reiterlatein. Dafür übte sich der junge <strong>Maximilian</strong>ausgiebig im Rennen <strong>und</strong> Stechen der Turniere in der Jagd <strong>und</strong> in allen jenen sportlichenLeistungen, die ihm später die Bew<strong>und</strong>erung der hohen Herren <strong>und</strong> des einfachen Manneseintrug.Als 14 Jähriger begleitete er <strong>seine</strong>n Vater nach Trier, wo über <strong>seine</strong> Heirat mit Maria, der ErbtochterHerzog Karls des Kühnen von Burg<strong>und</strong> verhandelt wurde. Der Hof Karls war die Verkörperungder verfeinerten, von Luxus überhöhten höfischen Kultur <strong>und</strong> Macht - das Gegenteildes dürftigen Hofes <strong>seine</strong>s knausrigen Vaters. Kein W<strong>und</strong>er, daß <strong>Maximilian</strong> diesem Zauberdes Rittertums verfiel.Als jedoch 1477, nur drei Jahre später, der burg<strong>und</strong>ische Herzog im Kampf gegen SchweizerKnechte fiel, erkannte <strong>Maximilian</strong>, daß der Glanz von Trier das letzte Blühen des Rittertumsgewesen war. Er war daher nicht nur der letzte Ritter, sondern auch der erste Fußknechthauptmann,der die Zeichen der neuen <strong>Zeit</strong> wohl verstanden hat, daß die kommenden Kriegenicht mit Rittern sondern mit Landsknechten <strong>und</strong> Feuerwaffen gewonnen werden.Seine Hochzeit mit Maria von Burg<strong>und</strong> war eine glückliche Verbindung. Dies war in <strong>Zeit</strong>en derEhestiftung eher selten. Doch der frühe Tod <strong>seine</strong>r geliebten Gattin durch einen Reitunfallbeendete diese glückliche Verbindung.Seine zweite Ehe mit Maria Blanca Sforza aus Mailand war eine typische Fürstenehe dieser<strong>Zeit</strong>, bei der Liebe <strong>und</strong> Zuneigung keine Rolle spielte.Seite 1 von 3


Referat der Jahreshauptversammlungvon Hauptmann Josef SchneiderAls glanzvoller Kämpfer im Turnier, tapferer Soldat <strong>und</strong> kühner Jäger, sympatisch <strong>und</strong> leutseligim Wesen, fand er unter der deutschen Fürstenjugend genügend gleichgesinnte, die unter<strong>seine</strong>r Führung <strong>und</strong> in <strong>seine</strong>n Diensten an den Aufbruch in eine neue <strong>Zeit</strong> glaubten, weshalber 27jährig zum Römischen König gekrönt wurde. Er ist aber immer noch ein Fürst ohneLand, da sein Vater auf die Regentschaft in Österreich bis zu <strong>seine</strong>m Tod 1493 nicht verzichtethat.Als Erzherzog Sigm<strong>und</strong> (der Münzreiche) 1490 von den Tiroler Landständen entmachtet wird,tritt <strong>Maximilian</strong> sein Erbe an, da er das Vertrauen der Tiroler erhielt. Bei diesen Sitzungen lernte<strong>Maximilian</strong> das enge menschliche Band kennen, das in Tirol Fürst <strong>und</strong> Volk umschloß. Mansagte sich laut die Wahrheit ins Gesicht <strong>und</strong> mochte sich eigentlich doch ganz gerne. DiesesErlebnis war für <strong>Maximilian</strong> neu. Er kleidete dieses neue Gefühl in einen Satz, der heute nochunvergessen ist: „Tirol ist ein grober Bauernkittel, aber er wärmet gut“. Er hatte mit Tirol nichtnur sein erstes Land erworben (1490), sondern er hatte hier auch die Heimat <strong>seine</strong>s Herzensgef<strong>und</strong>en.Tirol war eine natürliche Festung <strong>und</strong> der Kreuzungspunkt wichtiger Fernstraßen, besondersder <strong>Kaiser</strong>straße nach Italien. Diesen strategischen Stützpunkt baute er geschickt zur SchaltstelleEuropas aus. So fand <strong>Maximilian</strong> in Tirol ein Land, das ihm freudig als neuen Landesfürstenhuldigte <strong>und</strong> ihm Sicherheit <strong>und</strong> Rückhalt bot.Er hat dafür die Tiroler Freiheiten zeitlebens geachtet <strong>und</strong> sie sogar gemehrt <strong>und</strong> im Einvernehmenmit den Ständen regiert, die stets eine offene Hand für <strong>seine</strong> Geldnöte hatten. Erselbst erklärte einmal: „Tirol ist eine offene Geldbörse, in die man nie umsonst greift“.Tirol wurde von ihm zur „Gefürsteten Grafschaft“ gemacht <strong>und</strong> der Tiroler Adler trägt vermutlichseit dieser <strong>Zeit</strong> das grüne „Ehrenkränzel“ über dem Haupt.Sein Sohn, Philipp der Schöne, heiratete dank <strong>seine</strong>r Diplomatie die spanische KönigstochterJohanna <strong>und</strong> der spanische Kronprinz Juan <strong>seine</strong> Tochter Margarethe. Spaniens Flotte warzu dieser <strong>Zeit</strong> gerade im Begriff, die neue Welt zu erobern. Durch diese Hochzeit wird derGr<strong>und</strong>stein für das „Habsburgische Weltreich“ gelegt.In <strong>seine</strong>r Regierungszeit erhält Tirol annähernd jene Grenzen, die bis 1918, dem Ende des I.Weltkrieges gültig sind. Lienz <strong>und</strong> das Pustertal, die Gegend um Rovereto <strong>und</strong> die GerichtsbezirkeRattenberg, Kitzbühel <strong>und</strong> Kufstein werden ihm zugesprochen.Sein Ziel, die <strong>Kaiser</strong>krönung durch den Papst in Rom, löst er auf <strong>seine</strong> Weise. Frankreich <strong>und</strong>Venedig verweigerten ihm den Durchzug durch ihre Gebiete. Aus dieser schwierigen Lagefand er jedoch einen Ausweg. Er ließ im Dom von Trient verkünden, daß er den Titel eines„Erwählten Römischen <strong>Kaiser</strong>s“ angenommen habe. Diese <strong>Kaiser</strong>proklamation markierteeinen wichtigen Schritt für die deutschen <strong>Kaiser</strong> auf dem Weg zur Unabhängigkeit der <strong>Kaiser</strong>würdevon Rom.Die <strong>Kaiser</strong>proklamation von Trient war auch jener geschickte Schachzug, der sein Eingreifengegen Venedig moralisch rechtfertigte. Die Venedigerkriege, in denen Tirol immer die vordersteFront war, waren auch Anlaß für die neue Wehrverfassung Tirols, das bedeutende Landlibellvon 1511.Die um Innsbruck angesiedelten Plattnerwerkstätten <strong>und</strong> Gießereien mußten ihre Leistungsfähigkeitin kriegerischen <strong>und</strong> künstlerischen Belangen beweisen. Innsbruck wurde das Zentrumder Waffentechnik <strong>und</strong> der Kunst, in der von der modernsten Kanone bis hin zu denSchwarzen Mandern alles geschaffen wurde.Seite 2 von 3


Referat der Jahreshauptversammlungvon Hauptmann Josef SchneiderDer Salz- <strong>und</strong> der Silber- <strong>und</strong> Kupferbergbau erreichen in Tirol ihre Hochblühte <strong>und</strong> bringendie nötigen „Devisen“ ins Land.Seine Liebe galt neben der Jagd <strong>und</strong> den ritterlichen Tournieren vor allem der Kunst, die er inall ihren Bereichen großzügig förderte. Die namhaften Künstler <strong>und</strong> Kulturschaffenden allerBereiche werden von ihm verpflichtet. Die erste Hofmusikkapelle, die heute der Gardemusikentspricht <strong>und</strong> die Vorgänger der Wiener Sängerknaben wurden von ihm gegründet.<strong>Maximilian</strong> wandelt auch den mittelalterlichen Lehensstaat in eine für die damalige <strong>Zeit</strong> modernenVerwaltung mit Beamten.Die Münzstätte in Hall prägte in <strong>seine</strong>m Auftrag auch die erste Münze auf der der Name Europaaufscheint.<strong>Maximilian</strong> ist auch der Schöpfer der ersten Postlinie im deutschsprachigen Raum <strong>und</strong> zwarvon Innsbruck nach Mechelen im heutigen Belgien.<strong>Maximilian</strong> hat in <strong>seine</strong>m Leben alle Höhen <strong>und</strong> Tiefen erfahren. Vom gefeierten Fürsten bishin zum Imstich gelassenen <strong>und</strong> Geschmähten hat er alles erlebt. Er blieb jedoch immer derzähe Kämpfer der nie aufgab. Er zählt zweifellos zu jenen Persönlichkeiten, die die Geschichteunserer Heimat <strong>und</strong> die Europas geformt <strong>und</strong> geprägt haben.Als der <strong>Kaiser</strong> im Jänner 1519 stirbt, ist sein Prunkgrab in der Hofkirche noch lange nicht fertig.Er wurde deshalb in den einfachen Holzsarg gelegt, den er bereits seit einigen Jahren aufall <strong>seine</strong>n Reisen mitführt hatte, <strong>und</strong> nach Wiener Neustadt <strong>seine</strong>r Geburtsstätte gebracht.Dort wurde er unter dem Hochaltar in der Burg zu Wiener Neustadt zwischen Himmel <strong>und</strong>Erde in einem schmucklosen Grab beigesetzt.Wenn auch das Grabmal in der Hofkirche, das das größte des Abendlandes sein soll, leer ist,hat <strong>Maximilian</strong> sein großes Ziel doch erreicht, das er im Weißkunig verkündet hat.„Wer sich in <strong>seine</strong>m Leben kein bleibendes Gedenken schafft, wird nach dem Tode bereitsnach dem ersten Glockenschlag vergessen sein“.Schützenheil.Josef Schneider (Hptm)Seite 3 von 3

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