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Das Tragetuch aus PT-Sicht - Die Trageschule

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physiospektrum<br />

Der Frosch am Bauch<br />

<strong>Das</strong> TrageTuch <strong>aus</strong> physioTherapeuTischer sichT Tragen schadet der Wirbel-<br />

säule des Kindes, im <strong>Tragetuch</strong> bekommt es zu wenig Luft, und am besten schlafen<br />

die Babys im Bettchen. Zum Thema Tragen gibt es viele Vorurteile, gegensätzliche<br />

Expertenmeinungen und infolgedessen viel Verun sicherung. Lesen Sie hier, was dran<br />

ist an diesen Vorurteilen, welche Gegenargumente es gibt und was unsere Stammesgeschichte<br />

damit zu tun hat.<br />

D<br />

er Kinderarzt empfiehlt das Tragen<br />

des liegenden Babys, der Orthopäde<br />

favorisiert vertikales Tragen ab dem dritten<br />

Monat, und die Freundin schwärmt vom<br />

trendigen Tragesystem. Beim Thema Tragen<br />

des Kindes gehen die Meinungen <strong>aus</strong>einander.<br />

Außerdem gibt es gute und<br />

schlechte Tragehilfen. Worauf muss man<br />

achten, und was können Physiotherapeuten<br />

jungen Eltern empfehlen? Gibt es wissenschaftlich<br />

fundierte Antworten? Ja, es<br />

gibt sie.<br />

Abb. 1 Kinder fühlen sich im <strong>Tragetuch</strong> wohl.<br />

Und Väter sehen damit cool <strong>aus</strong>!<br />

Fotos: C. Götz<br />

Eine alte Geschichte > Dr. Evelin Kirkiliones<br />

ist Verhaltensbiologin und befasst sich<br />

seit ihrer Dissertation 1989 mit dem Thema<br />

Tragen. Eigentlich ging es dabei zunächst<br />

um die Einordnung der Menschen in bestimmte<br />

Jungentypen. „Damals gab es nur<br />

die Kategorien Nesthocker und Nestflüchter.<br />

Wir haben uns gefragt, wie der Mensch<br />

einzuordnen ist.“ Nesthocker sind bei der<br />

Geburt taub, blind und nackt und werden<br />

von der Mutter allein im Nest zurückgelassen,<br />

wie zum Beispiel Mäuse. Nestflüchter<br />

dagegen stehen bald nach der Geburt auf<br />

und können der Mutter folgen, wie beispielsweise<br />

Pferde. In keine der Kategorien<br />

lässt sich ein Säugling einteilen. Beobachtet<br />

man unsere nächsten Verwandten im<br />

Tierreich, die Affen, wird klar, dass das<br />

Junge nicht wie ein Nesthocker allein und<br />

ungeschützt liegen bleiben darf. Seine Mut-<br />

ter nimmt es überall mit hin; das Junge<br />

klammert sich im Fell fest. Zwar ist uns im<br />

Laufe der Stammesgeschichte das Fell<br />

abhandengekommen, die meisten Babys<br />

fühlen sich aber noch immer direkt am<br />

Körper der Bezugsperson am wohlsten.<br />

Und genau wie ein Affenjunges allein im<br />

Urwald vielen Gefahren <strong>aus</strong>geliefert ist<br />

und Ängste <strong>aus</strong>steht, fühlt sich auch ein<br />

abgelegtes Baby verlassen, und es weint<br />

um Hilfe. Folglich ergänzten die Wissenschaftler<br />

die Kategorien der Jungentypen<br />

um den Typ „Tragling“. „Wer sich fragt, woran<br />

Menschenjunge angepasst sind, der<br />

landet irgendwann beim Tragen. Und das<br />

lässt sich heute mit dem <strong>Tragetuch</strong> bzw.<br />

einer Tragehilfe bewerkstelligen“, erläutert<br />

Dr. Kirkiliones. Ihre weiteren Erkenntnisse<br />

zum Thema hat sie in dem Buch „Ein Baby<br />

will getragen sein“ zusammengefasst [1].<br />

Darin geht sie auch den gängigen Vorurteilen<br />

nach.<br />

<strong>Die</strong> Frosch-Haltung > In den meisten Tragehilfen,<br />

insbesondere beim <strong>Tragetuch</strong>, sind<br />

die Hüften der Kinder optimal eingestellt.<br />

Sie nehmen eine Spreiz-Anhock-Haltung<br />

ein, wodurch die Hüftköpfe optimal in der<br />

Pfanne zentriert sind. Laut Kirkiliones können<br />

Eltern, die ihr Kind in dieser Haltung<br />

tragen, Hüftdysplasien vorbeugen bzw.<br />

leichten Dysplasien entgegenwirken. In<br />

ihrem Buch zitiert sie Studien des japani-<br />

schen Arztes Shigeo Nagura, der bereits<br />

1940 einen Zusammenhang zwischen dem<br />

Umgang mit Babys und dem Auftreten von<br />

Hüftdysplasien sah [2]. Gemäß ihrer Tradi-<br />

physiobonus<br />

Kinderwissen<br />

Im dem Buch „<strong>Das</strong> Neugeborene<br />

in der Hebammenpraxis“<br />

(Hippokrates Verlag)<br />

geht es nicht nur ums<br />

Tragen der Kinder, sondern<br />

auch um die erste Zeit nach<br />

der Geburt, um die Ernährung,<br />

die motorische Entwicklung<br />

und um vieles mehr. Drei Stück<br />

werden verlost unter www.thie me.<br />

de/physio online > „physioexklusiv“.<br />

Stichwort ist „Säugling“, und Ende<br />

der Aktion ist der 24.7.2008.<br />

physiopraxis 6/08

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