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„Joseph Haydn“ Expertenarbeit von Rahel Sommerfeld - eLSA

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JOSEPH HAYDN<br />

EXPERTENARBEIT<br />

ANGEFERTIGT IM RAHMEN<br />

DER FORDER-FÖRDER-PROJEKTE<br />

DES JOSEPH-HAYDN-GYMNASIUMS<br />

SENDEN<br />

VORGELEGT AM 16. MAI 2009 VON<br />

RAHEL SOMMERFELD, KLASSE 6A<br />

1


Impressum:<br />

Die folgende <strong>Expertenarbeit</strong> wurde erstellt im Rahmen<br />

des Forder-Förder-Projektes ELA (Erweiterte Lern-Angebote)<br />

des Joseph-Haydn-Gymnasiums Senden.<br />

Schulleiterin: Frau Resi Ambrassat<br />

Stellv. Schulleiter: Herr Michael Fels<br />

Klassenlehrer: Frau Christiane Wecek-Hambrock<br />

Herr Reinhold Kiel<br />

Projektleiterin: Frau Stefanie Peters<br />

Thema: „JOSEPH HAYDN“<br />

vorgelegt am 16. Mai 2009<br />

<strong>von</strong><br />

<strong>Rahel</strong> <strong>Sommerfeld</strong><br />

Dorfstr. 36<br />

D-48308 Senden-Ottmarsbocholt<br />

Fon: 0049-02598-9299075<br />

E-Mail: rahel.sommerfeld@gmx.de<br />

Klasse 6a am Joseph-Haydn-Gymnasium Senden<br />

Copyright: <strong>Rahel</strong> <strong>Sommerfeld</strong><br />

2


<strong>„Joseph</strong> <strong>Haydn“</strong><br />

<strong>Expertenarbeit</strong> <strong>von</strong> <strong>Rahel</strong> <strong>Sommerfeld</strong><br />

____________________________________<br />

Inhaltsverzeichnis:<br />

1. An Stelle eines Vorworts<br />

1.1. Anlass und Fragestellungen der <strong>Expertenarbeit</strong> S. 7<br />

1.2. Ziele der <strong>Expertenarbeit</strong> S. 8<br />

1.3. Konsequenzen zum praktischen Vorgehen S. 9<br />

2. Die Vita Joseph Haydns (Biographie und Orte)<br />

2.1. Kurzer Überblick<br />

2.1.1. zur Biographie S. 11<br />

2.1.2. zu den Haydn-Orten S. 13<br />

2.1.2.1. Niederösterreich: Der Geburtsort Rohrau S. 13<br />

2.1.2.2. Burgenland: Stätten seines Wirkens S. 14<br />

2.1.2.3. Eisenstadt: Sakrale Wirkungsstätten S. 18<br />

2.1.2.4. Eisenstadt: Der Haydn-Pfad S. 20<br />

2.1.2.5. Wien: Haydn auf Schritt und Tritt S. 22<br />

2.1.2.6. Wien: Haydn für Spezialisten S. 28<br />

2.1.2.7. Wien: Ehemalige Wohnhäuser Haydns S. 31<br />

2.1.2.8. Sopron: Stammgast Haydn S. 31<br />

2.2. Vom Sängerknaben zum Kapellmeister<br />

2.2.1. Kindheit und Jugend S. 33<br />

2.2.2. Lehrjahre S. 35<br />

2.3. Im Dienst der Familie Esterházy<br />

2.3.1. Frühe Esterházy-Periode S. 37<br />

2.3.2. Wohnen in Eisenstadt S. 41<br />

2.3.3. Tätigkeit als Musikdirektor S. 43<br />

2.3.4. Hochzeit, Ehe und Familie S. 45<br />

2.3.5. Mittlere Esterházy-Periode S. 46<br />

3


2.4. Die erfolgreichen England-Aufenthalte<br />

2.4.1. Selbständigkeit S. 50<br />

2.4.2. Die London-Reisen S. 50<br />

2.5. Letztes Wirken und die letzten Jahre in Wien<br />

2.5.1. Späte Esterházy-Periode S. 55<br />

2.5.2. Alter und Tod<br />

2.5.2.1. Haydns letzte Jahre S. 58<br />

2.5.2.2. Haydns Tod S. 59<br />

2.5.2.3. Exkurs: Die Irrfahrten <strong>von</strong> Haydns Schädel S. 61<br />

2.6. Anmerkungen zu Haydns Wesen und Charakter S. 64<br />

3. Die Musiker in Haydns Familie<br />

3.1. Der Bruder Johann Michael<br />

3.1.1. Die Vita Michael Haydns S. 65<br />

3.1.2. Die Bedeutung <strong>von</strong> Michael Haydn S. 66<br />

3.1.3. Die Werke Michael Haydns S. 67<br />

3.2. Der Bruder Johann Evangelista S. 68<br />

4. Die Freunde (in Auswahl)<br />

4.1. Wolfgang Amadeus Mozart S. 70<br />

4.2. Marianne <strong>von</strong> Genzinger S. 71<br />

4.3. Mrs. Rebecca Schroeter S. 73<br />

4.4. Die Biographen<br />

4.4.1. Georg August Griesinger S. 74<br />

4.4.2. Albert Christoph Dies S. 74<br />

4.4.3. Guiseppe Antonio Carpani S. 74<br />

5. Haydns Schüler (in Auswahl)<br />

5.1. Marianna Auenbrugger S. 76<br />

5.2. Ludwig van Beethoven S. 77<br />

5.3. Johann Georg Distler S. 77<br />

5.4. Peter Hänsel S. 78<br />

5.5. Ignaz Pleyel S. 79<br />

5.6. Sigismund Neukomm S. 81<br />

4


6. Haydns musikalische Werke und sein Werk<br />

6.1. Haydns musikalisches Schaffen<br />

6.1.1. Die geistlichen Werke S. 83<br />

Die Messen<br />

Die Oratorien<br />

6.1.2. Die Bühnenwerke S. 84<br />

Die Opern<br />

Die Singspiele<br />

6.1.3. Die Symphonien S. 84<br />

6.1.4. Die Tänze und Solokonzerte S. 85<br />

6.1.5. Die Kammermusik u.a. Streichquartette S. 86<br />

6.1.6. Die Klaviermusik und die Vokalwerke u.a. Klaviersonaten S. 86<br />

6.1.7. Das Hoboken-Verzeichnis S. 86<br />

6.2. Die Entwicklung <strong>von</strong> Haydns Stil<br />

6.2.1. Die 1760er u. die 1770er Jahre, Sturm und Drang S. 87<br />

6.2.2. Die 1780er Jahre, neue Merkmale entstehen S. 88<br />

6.2.3. Die 1790er Jahre, der populär-folkloristische Stil S. 88<br />

6.3. Haydns Bedeutung als Musiker<br />

6.3.1. Die Streichquartette S. 90<br />

6.3.2. Die Symphonien S. 90<br />

6.3.3. Fuge und Kontrapunkt S. 90<br />

6.3.4. Die Sonatenhauptsatzform S. 91<br />

6.3.5. Die Deutschland-Hymne S. 93<br />

6.3.6. Haydns Scherze in der Musik S. 93<br />

7. Life – Aufführung: Streicher-Duett<br />

Serenade aus einem Streichquartett <strong>von</strong> Joseph Haydn<br />

in der Bearbeitung <strong>von</strong> Frau Britta Burghardt<br />

Ausführende: Lynn <strong>Sommerfeld</strong>, Viola<br />

<strong>Rahel</strong> <strong>Sommerfeld</strong>, Violine<br />

8. Joseph Haydn und das Joseph-Haydn-Gymnasium Senden<br />

8.1. Überlegungen im Rat der Stadt Senden zur Gymnasialgründung S. 95<br />

8.2. Der Namensfindungsprozess S. 96<br />

8.3. Die Einweihung unter Bezugnahme auf den Namensgeber S. 98<br />

8.4. Auszüge aus dem Interview mit dem heutigen Bürgermeister<br />

<strong>von</strong> Senden, Herrn Alfred Holz, zum Haydn-Gymnasium Senden S. 100<br />

5


9. Haydn heute<br />

9.1. Die Bedeutung Haydns im heutigen Kulturleben<br />

9.1.1. Haydn als Namengeber S. 102<br />

9.1.2. Haydn auf den Spielplänen der Konzerthäuser S. 102<br />

9.1.3. Die Haydn-Forschung S. 103<br />

9.1.4. Die Haydn-Museen S. 104<br />

9.2. Aktivitäten im Haydn-Jahr 2009<br />

9.2.1. In Österreich S. 106<br />

9.2.1.1. Aus dem Konzertprogramm S. 107<br />

9.2.1.2. Zum Ausstellungsprogramm S. 110<br />

9.2.1.3. Events S. 112<br />

9.2.2. Internationale Veranstaltungen S. 115<br />

9.3. Haydn for Kids – Angebote für Kinder und Jugendliche S. 117<br />

9.4. Interview mit Frau Petra Hanika, der Koordinatorin der<br />

Kinder-Programme im Haydn-Jahr 2009 auf Schloss Esterházy S. 120<br />

10. Würdigung Joseph Haydns:<br />

Die Ergebnisse der <strong>Expertenarbeit</strong> S. 123<br />

10.1. Haydn - der heitere Mensch, Lehrer und Freund S. 124<br />

10.2. Haydn - der große Komponist und Musiker S. 125<br />

10.3. Haydn – seine Bedeutung im heutigen Kulturleben S. 126<br />

11. Danksagung S. 127<br />

12. Literaturverzeichnis (in Auswahl)<br />

12.1. Haydns Biographen S. 128<br />

12.1.1. Georg August Griesinger<br />

12.1.2. Albert Christoph Dies<br />

12.1.3. Giuseppe Antonio Carpani<br />

12.2. Zu Haydns Vita, Familie und Umfeld S. 128<br />

12.3. Zu Haydns Freunden S. 129<br />

12.4. Zu Haydns Schülern S. 130<br />

12.5. Zu Haydns Werken S. 130<br />

12.6. Zur Entstehung und Namensgebung des Sendener Gymnasiums S. 131<br />

12.7. Zu Haydn heute S. 131<br />

6


1. AN STELLE EINES VORWORTES:<br />

1.1. Anlass und Fragestellungen der <strong>Expertenarbeit</strong><br />

Warum ?<br />

Da grüßt er mich – fast jeden Morgen.<br />

Immer gleich freundlich –<br />

immer an der selben Stelle.<br />

Meistens ist es kurz vor 8 Uhr,<br />

wenn ich mein Gymnasium betrete.<br />

JOSEPH HAYDN - <strong>von</strong> ihm will ich berichten !!<br />

ÿ Nun, erstens, weil meine Schule seinen Namen trägt.<br />

Wer war dieser Joseph Haydn?<br />

Wann, wo und wie hat er gelebt?<br />

Was war für ihn wichtig, wofür kämpfte er?<br />

ÿ Und weil ich zweitens wissen möchte, warum unsere Schule ausgerechnet<br />

nach ihm benannt wurde.<br />

Welche Verdienste hat er sich erworben?<br />

Gibt es eine Verbindung zwischen Senden und Haydn?<br />

Und wie kam es im Stadtrat zu dieser Namensgebung?<br />

ÿ Und drittens, weil sich am 31. Mai diesen Jahres Haydns Todestag zum<br />

200. Mal jährt.<br />

Besonders in seinem Heimatland Österreich werden vielfältige Veranstaltungen,<br />

Feste und Konzerte zum Haydn-Jahr 2009 durchgeführt.<br />

Ob das nicht Gründe genug sind, sich mit Joseph Haydn etwas genauer zu<br />

befassen ?<br />

Ich finde schon !!<br />

7


1.2. Ziele der <strong>Expertenarbeit</strong><br />

Die angesprochenen Fragestellungen führten zu vielfältigen Überlegungen, aus<br />

denen ich folgende Ziele für meine <strong>Expertenarbeit</strong> ausgewählt habe:<br />

ÿ Was lässt sich über das Leben Joseph Haydns herausfinden<br />

und an welchen Orten hat er gelebt und gewirkt?<br />

ÿ Mit wem hat er zusammen gelebt, wer gehörte zu seiner Familie,<br />

zu seinen Freunden und Schülern<br />

und wie waren sein Wesen und sein Charakter?<br />

ÿ Was gehört zum musikalischen Werk Joseph Haydns<br />

und welche Bedeutung hat er für uns bis heute?<br />

ÿ Wie kam unser Gymnasium zu seinem Namen<br />

und was verbindet uns heute noch mit dem Namensgeber?<br />

ÿ Und last but not least: Welche Aktivitäten gibt es in diesem Jahr zum<br />

200. Todestag <strong>von</strong> Joseph Haydn?<br />

8


1.3. Konsequenzen zum praktischen Vorgehen<br />

Zum praktischen Vorgehen war mir bald klar, dass ich mich nicht nur aus Büchern<br />

oder dem Internet schlau machen wollte.<br />

Nein, ich wollte schon richtig auf Spurensuche gehen und lebendige Antworten<br />

<strong>von</strong> lebendigen Fachleuten finden!<br />

Zur Biographie-Recherche nahm ich schon früh Kontakte auf mit der Leitung<br />

der Haydn Hauptausstellung „Phänomen <strong>Haydn“</strong> in Wien, Eisenstadt und Schloss<br />

Esterházy sowie mit dem Koordinator aller Veranstaltungen zum Haydn-Jahr<br />

2009 in Österreich.<br />

In mir reifte der Plan, mich in Wien und auf Schloss Esterházy vor Ort<br />

umzusehen und die Stätten aufzusuchen, an welchen Haydn viele Jahre gelebt,<br />

komponiert und musiziert hatte.<br />

Um mir einen Überblick über das musikalische Werk Haydns zu verschaffen,<br />

korrespondierte ich mit dem Direktor des Haydn-Instituts in Köln, Herrn Dr.<br />

Raab. Besonders hilfreich waren hier auch die Gespräche mit meinem<br />

Musiklehrer, Herrn Harder, und die Unterstützung durch meine Geigenlehrerin,<br />

Frau Britta Burkhardt.<br />

Viel spannender als erwartet zeigte sich die Nachforschung zur Namensgebung<br />

für unser Gymnasium. Hier holte ich mir Informationen <strong>von</strong> Herrn Hans-Peter<br />

Boer, einem der ersten Lehrer unserer Schule, dann bat ich die Redaktion der<br />

WN um Hilfe bei der Recherche nach alten Zeitungsartikeln und schließlich<br />

interviewte ich unseren Bürgermeister, Herrn Alfred Holz, über die Aktivitäten<br />

des Stadtrates bei der Namensgebung.<br />

Die Ergebnisse habe ich gesammelt, z.B. auch die Antworten auf die Frage,<br />

warum die Namensgebung unserer Schule mehrere Jahre benötigte.<br />

Im letzten Teil war es dann eine große Freude für mich festzustellen, wie viele<br />

und vielfältige Aktivitäten im Haydn-Jahr 2009 international entwickelt<br />

wurden und werden. Hier kam ich an die meisten Informationen über die<br />

Publikationen zum Haydn-Jahr sowie über persönliche Gespräche auf Schloss<br />

Esterházy und in Wien.<br />

Und so lade ich nun Sie und Euch ein, mich auf einer spannenden<br />

Entdeckungsreise in die Welt Joseph Haydns zu begleiten.<br />

9


Joseph Haydn, 1791<br />

Ölbild <strong>von</strong> Thomas Hardy<br />

10


2. DIE VITA JOSEPH HAYDNS<br />

Im ersten Teil versuche ich, in zwei kurzen Überblicken Haydns Biographie in<br />

einen überschaubaren zeitlichen und geographischen Rahmen zu stellen.<br />

2.1. Kurzer Überblick<br />

2.1.1. zu Haydns Biographie<br />

Am 31.03.1732 wird Franz Joseph Haydn in dem Dorf Rohrau geboren.<br />

1737 wird der kleine Joseph zu einem entfernten Verwandten nach<br />

Hainburg geschickt. In der Familie des Schulrektors Johann<br />

Mathias Franck erhält er seinen ersten Musikunterricht.<br />

1740-1749 nimmt der Musikdirektor Reutter Joseph Haydn als<br />

Chorknaben im Wiener Stephandom auf.<br />

1745 kommt Haydns Bruder Johann Michael ebenfalls in den Chor.<br />

1749 wird Haydn wegen des einsetzenden Stimmbruchs entlassen.<br />

1750 nimmt er wahrscheinlich im Frühjahr an einer Pilgerfahrt zur<br />

Wallfahrtskirche in Mariazell teil.<br />

1757-1759 wird Haydn Kammerkomponist und Musikdirektor des Grafen<br />

Morzin. Er schreibt seine ersten Symphonien.<br />

1760 heiratet er Anna Maria Aloysia Keller und unterschreibt<br />

1761 den Vertrag als Vizekapellmeister des Fürsten Esterházy.<br />

1766 erhält Haydn die Stellung als erster Kapellmeister.<br />

1781 lernt er Wolfgang Amadeus Mozart kennen, mit dem er<br />

dann lebenslang befreundet ist.<br />

1790 stirbt Fürst Nikolaus Esterhazy. Sein Nachfolger entlässt die<br />

Musiker und Haydn wird arbeitslos.<br />

Er zieht nach Wien; <strong>von</strong> dort bricht er im Dezember zu seiner<br />

ersten Englandreise auf.<br />

11


1791-1792 genießt Haydn in London hohe Anerkennung bei der<br />

königlichen Familie, beim Adel und bei reichen Bürgern.<br />

Er erhält die Ehrendoktorwürde der Universität Oxford.<br />

Im Sommer 1791 lernt er Rebecca Schröter kennen, mit der ihn eine tiefe,<br />

langjährige Freundschaft verbindet.<br />

1792 reist Haydn über Bonn, wo er Beethoven trifft, zurück nach<br />

Wien. Kurze Zeit später wird Beethoven Haydns Schüler.<br />

1794 reist Haydn zum zweiten Mal nach England. Und wieder hat er<br />

große Erfolge bei diversen Konzerten.<br />

Er vervollständigt die Londoner Symphonien.<br />

1795 kehrt Haydn über Hamburg nach Wien zurück.<br />

1796ff komponiert er u.a. die „Schöpfung“, mehrere Messen und die<br />

„Kaiserhymne“, die 1922 zur Deutschen Nationalhymne wird.<br />

1800 stirbt Haydns Frau in Baden bei Wien.<br />

1803 arbeitet Haydn am letzten, unvollendet gebliebenen<br />

Streichquartett, Op. 103.<br />

Im selben Jahr ist sein letzter Aufenthalt in Eisenstadt.<br />

Bei seinem letzten Auftritt im Dezember dirigiert er die<br />

„Sieben Worte“ im Redoutensaal.<br />

1804 wird Haydn Ehrenbürger der Stadt Wien und sein Sekretär<br />

Johann Elßler beginnt ein Werkverzeichnis und einen Katalog<br />

der haydnschen Musikbibliothek.<br />

Am 31. Mai 1809 stirbt Haydn in Wien.<br />

Auf seiner Gedenkfeier wird das „Requiem“ <strong>von</strong> Mozart<br />

gespielt.<br />

12


2.1.2. zu den Haydn-Orten<br />

2.1.2.1. Niederösterreich: Haydn-Geburtshaus in Rohrau<br />

In Niederösterreich, etwa zehn Kilometer südlich <strong>von</strong> Hainburg an der Grenze<br />

zum Burgenland befindet sich im Ort Rohrau das Geburtshaus Joseph Haydns.<br />

13<br />

Haydns Geburtshaus in Rohrau<br />

Das vor 1728 erbaute, bescheidene Bauernhaus ist mit Schilf gedeckt. Hier<br />

erblickte Joseph Haydn am 31. März 1732 das Licht der Welt, fünf Jahre<br />

danach sein Bruder Michael. Ihr aus Hainburg stammender Vater war<br />

Wagnermeister und Marktrichter in Rohrau, ihre Mutter war bei den Grafen<br />

Harrach in der Küche des Schlosses beschäftigt.<br />

Obwohl Joseph Haydn schon mit knapp sechs Jahren das Elternhaus verließ, hing<br />

er an seiner Heimat mit inniger Liebe. Als er nach seiner triumphalen<br />

Englandreise 1795 in das ländliche Rohrau kam, kniete er, wie die Überlieferung<br />

berichtet, <strong>von</strong> dankbarer Erinnerung bewegt, nieder und küsste die Schwelle des<br />

Hauses.<br />

Die <strong>von</strong> einem Laubenhof abgeschlossenen Räumlichkeiten wurden 1959 als<br />

Haydn-Gedenkstätte eingerichtet. Vor der Pfarrkirche <strong>von</strong> Rohrau steht das<br />

weltweit älteste Haydn-Denkmal, die 1794 entstandene Porträtbüste des<br />

Komponisten.<br />

In Haydns Geburtshaus


2.1.2.2. Burgenland: Stätten seines Wirkens<br />

Der Name Joseph Haydn ist untrennbar mit Eisenstadt verbunden - hier wirkte<br />

er mehr als vierzig Jahre als Fürstlicher Kapellmeister am Esterházyschen Hof.<br />

Schloss Esterházy in Eisenstadt<br />

Schloss Esterházy<br />

Schloss Esterházy ist das Wahrzeichen der Landeshauptstadt Eisenstadt und<br />

das bedeutendste Kulturdenkmal des Burgenlandes. Die Tatsache, dass Joseph<br />

Haydn hier über 30 Jahre gelebt und gewirkt hat, verleiht dem Schloss auch<br />

heute noch eine besondere Atmosphäre, die vor allem im Haydnsaal spürbar wird.<br />

Hier konnte Joseph Haydn sein Talent als Komponist frei entfalten und hier<br />

wurden zahlreiche seiner Werke erstmals aufgeführt.<br />

Das Schloss hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Nachdem 1649 die<br />

einstige Burg in das Eigentum der Familie Esterházy gelangt war, veranlasste<br />

Fürst Paul I. den Ausbau seiner nunmehrigen Hauptresidenz zu einem barocken<br />

Schloss. In dieser umfassenden Umbauphase errichtete man zwischen 1663 und<br />

1672 unter anderem den großen Saal im Nordtrakt, der heute als „der<br />

Haydnsaal“ weltberühmt ist, und die Schlosskapelle im Westtrakt.<br />

Der zweite große Umbau erfolgte unter Nikolaus II. Fürst Esterházy. Aus dieser<br />

Bauphase stammen die Veränderungen im neoklassizistischen Stil, ferner wurden<br />

der dem Haydnsaal vorgelagerte Gartensaal sowie der Säulenportikus mit den<br />

imposanten Auffahrten auf beiden Seiten errichtet. Schloss Esterházy vereint<br />

somit auf außergewöhnliche Art und Weise barocken Glanz, klassizistische<br />

Strenge und Einflüsse aus dem österreichischen Biedermeier.<br />

14


Heute ermöglicht ein Besuch der einstigen Hauptresidenz der Fürsten Esterházy<br />

faszinierende Einblicke in das Leben und Wirken der Fürstenfamilie Esterházy<br />

und des großen Komponisten Joseph Haydn.<br />

Haydnsaal<br />

Der Haydnsaal ist das Prunkstück <strong>von</strong> Schloss Esterházy und der größte Saal im<br />

Schloss. Er zählt nicht nur zu den schönsten, sondern auch zu den akustisch<br />

besten Konzertsälen der Welt.<br />

Unter Paul I. Fürst Esterházy als Gesamtkunstwerk konzipiert, wurde er vorerst<br />

als Ball- und Festsaal verwendet und diente in seiner Ausstattung der<br />

Repräsentation: Man wollte es dem Kaiser zumindest gleich tun und engagierte<br />

für die Fresken denselben Künstler, der auch am Habsburger Hof tätig war: den<br />

italienischen Meister Carpoforo Tencalla.<br />

Der Haydn-Saal in Schloss Esterházy<br />

Heute ist der Haydnsaal zentrale Spielstätte der Haydn Festspiele und idealer<br />

Rahmen für unvergessliche Konzertabende, zu denen Jahr für Jahr Haydn-Fans<br />

aus aller Welt nach Eisenstadt pilgern. Das unverwechselbare Ambiente bildet<br />

heute wie zu Lebzeiten Joseph Haydns die beeindruckende Kulisse für<br />

Aufführungen <strong>von</strong> Kammermusik, Sinfonien, Oratorien und Opern auf<br />

künstlerisch höchstem Niveau. Diesem besonderen Zauber kann sich wohl kaum<br />

ein Besucher des Haydnsaales entziehen.<br />

Empiresaal<br />

Der kleine, bezaubernde Empiresaal war der ehemalige Speisesaal des Schlosses<br />

und wurde um 1800 in die jetzt noch bestehende Form umgestaltet. Hier wurde<br />

unter anderem Haydns „Kaiserquartett“ uraufgeführt. Heute dient er als<br />

Aufführungsstätte für Kammer- und Solo-Konzerte.<br />

15


Der Empiresaal in Schloss Esterházy<br />

Schlosskapelle<br />

Die ersten Sakralwerke für den Esterházyschen Fürstenhof wurden für die<br />

Schlosskapelle geschrieben.<br />

16<br />

Schlosskapelle<br />

Die Orgel auf der Empore zählt zu den sieben „Eisenstädter Haydnorgeln“ und<br />

ist eine der repräsentativsten Orgeln Österreichs aus der Epoche des Klassizismus.<br />

Die Konzerte in der Schlosskapelle werden vom Programm her so<br />

gewählt, dass sie der Würde des Raumes entsprechen, aber auch die Mystik und<br />

Intimität für das Publikum spürbar machen.<br />

Schlosspark mit Leopoldinentempel und Orangerie<br />

Der weitläufige, 50 Hektar große Schlosspark im Herzen <strong>von</strong> Eisenstadt grenzt<br />

unmittelbar an das Schloss Esterházy an und wurde Anfang des 19.<br />

Jahrhunderts im Stil eines klassizistischen Landschaftsgartens umgestaltet.<br />

Die Gewächshäuser bargen schon damals mit rund 70.000 Pflanzen Kostbarkeiten,<br />

die sogar die kaiserliche Sammlung in Schönbrunn übertrafen. Durch<br />

begeisterte Berichte über seine großen Vielfalt an exotischen Gewächsen wurde<br />

der Garten der Esterházys in ganz Europa berühmt.


Eisenstädter Schlosspark<br />

Im Haydn-Jahr 2009 wird um den Leopoldinentempel eine eigene Aufführungs-<br />

Stätte für open-air Opernaufführungen geschaffen - hier kann man einen<br />

Opernabend der besonderen Art erleben.<br />

Gewächshaus und Orangerie Orchideen-Schau zu Ehren Joseph Haydns<br />

Im 18. und 19. Jahrhundert wurde neben Schloss und Garten auch die Orangerie<br />

in die Planung gesellschaftlicher Großereignisse der Fürsten Esterházy mit<br />

einbezogen, denn die illuminierten Schlossanlagen bildeten eine einmalige Kulisse<br />

für Theater- und Ballveranstaltungen. Auch heute bietet die Orangerie im<br />

Esterházyschen Schlosspark einen unverwechselbaren Rahmen für Veranstaltungen<br />

der besonderen Art: Im Haydn-Jahr ist sie u.a. Schauplatz einer großen<br />

internationalen Orchideenausstellung, bei der eine Orchideen-Neuzüchtung auf<br />

den Namen <strong>„Joseph</strong> <strong>Haydn“</strong> getauft und erstmals der Öffentlichkeit präsentiert<br />

wird.<br />

17


2.1.2.3. Eisenstadt: Sakrale und andere Wirkungsstätten<br />

Dom St. Martin<br />

Der Dom zu Eisenstadt ist dem Landespatron des Burgenlandes, dem Heiligen<br />

Martin, geweiht und Joseph Haydn war auch hier kirchenmusikalisch tätig.<br />

Die Orgel der „Stadtpfarrkirche” gehört zu den sieben „Eisenstädter<br />

Haydnorgeln“, auf denen der Meister selbst spielte. Auch Joseph Haydns<br />

Vorgänger als Kapellmeister am Esterházyschen Fürstenhof, Gregor Joseph<br />

Werner, schrieb etliche Werke für diese Kirche.<br />

Im Domarchiv finden sich noch Manuskripte und Aufführungsmaterialien aus<br />

dieser Zeit.<br />

Dom St. Martin zu Eisenstadt<br />

Franziskanerkirche<br />

Neben der Bergkirche und dem Dom St. Martin findet sich in der Franziskaner-<br />

Kirche eine weitere „Haydn-Orgel“, auf der Joseph Haydn selbst gespielt hat.<br />

18<br />

Franziskaner-Kirche Eisenstadt<br />

Im angrenzenden Kloster ist das Diözesanmuseum Eisenstadt untergebracht.<br />

Dort wird im Haydn-Jahr 2009 ein Teil der großen Ausstellung „Phänomen<br />

<strong>Haydn“</strong> gezeigt.


Spitalskirche der „Barmherzigen Brüder“<br />

Auch die Spitalskirche der „Barmherzigen Brüder“ kann mit einer „Haydn-Orgel“,<br />

auf der Joseph Haydn selbst gespielt hat, aufwarten.<br />

Spitalskirche Eisenstadt<br />

Landesmuseum Burgenland<br />

Im überdachten Innenhof des Burgenländischen Landesmuseums ist die<br />

sogenannte „Ältere Haydnorgel“ ausgestellt. Diese Orgel stand ursprünglich in<br />

der Bergkirche. Viele Messen <strong>von</strong> Joseph Haydn wurden auf ihr <strong>von</strong> ihm selbst<br />

aufgeführt. Im Haydnjahr 2009 beherbergt das Landesmuseum einen Teil der<br />

Hauptausstellung „Phänomen <strong>Haydn“</strong>.<br />

19<br />

Landesmuseum Burgenland


2.1.2.4. Eisenstadt: Der Haydn-Pfad<br />

Haydn-Haus<br />

Nirgendwo sonst wird der Mensch Joseph Haydn so lebendig spürbar wie in dem<br />

wunderschönen Barockhaus in der Joseph Haydn-Gasse 19, das er <strong>von</strong> 1776 bis<br />

1788 bewohnte.<br />

20<br />

Das Haydn-Haus<br />

Heute ist es als Museum für die Öffentlichkeit zugänglich und birgt eine<br />

wunderbare Ausstellung über das Leben und Schaffen des großen Komponisten.<br />

Zimmer und Küche sind wie zu Haydns Zeiten eingerichtet. Neben<br />

Originalportraits <strong>von</strong> Joseph Haydn finden sich in der Ausstellung auch<br />

besondere Raritäten wie der Eisenstädter Hammerflügel aus dem Jahr 1780 und<br />

der Orgeltisch aus der Bergkirche aus dem Jahr 1797.<br />

Erst- und Frühdrucke ausgewählter Werke („Die Schöpfung“) veranschaulichen<br />

die musikalische Entwicklung des Komponisten.<br />

Wohnhaus Joseph Haydns in Eisenstadt


Gartenhaus und Kräutergarten<br />

Zusammen mit dem Wohnhaus in der Haydngasse hatten Haydn und seine Frau<br />

Anna Aloysia auch ein "Kuchlgärtl" außerhalb der damaligen Stadtmauern<br />

erworben.<br />

Der Kräutergarten der Haydns wird auch heute noch liebevoll gepflegt und<br />

vermittelt als Schaugarten mit den bekanntesten Pflanzen aus der "Haydn-Zeit"<br />

ein ebenso romantisches wie authentisches Flair aus dem ganz privaten Umfeld<br />

des Musikers.<br />

Bergkirche Eisenstadt<br />

Die Bergkirche ist eine der wichtigsten Haydn-Gedenkstätten. Joseph Haydn hat<br />

viele seiner Messen für die Bergkirche geschrieben. Hier befindet sich auch eine<br />

jener sieben Eisenstädter Orgeln, die der Meister noch selbst gespielt hat.<br />

Bergkirche in Eisenstadt<br />

In dem im hinteren Seitentrakt der Bergkirche errichteten Mausoleum hat der<br />

Meister eine würdige letzte Ruhestätte gefunden.<br />

Haydn-Mausoleum in der Bergkirche Eisenstadt<br />

21


2.1.2.5. Wien: Haydn auf Schritt und Tritt<br />

Haydn schlug in London ein attraktives Angebot aus, um nach Wien zu seinen<br />

musikalischen Wurzeln zurückkehren zu können. Zahlreiche Stätten zeugen <strong>von</strong><br />

der Präsenz des großen Komponisten in Wien:<br />

Stephandom<br />

Auf der Suche nach begabten Sängerknaben war 1739 der Kapellmeister des<br />

Wiener Stephandoms in Hainburg beim Stadtpfarrer zu Besuch. Bei dieser<br />

Gelegenheit ließ er sich vom jungen Haydn vorsingen und erkannte sein<br />

musikalisches Talent. Der achtjährige Joseph wurde ins Kapellhaus bei St.<br />

Stephan in Wien als Chorknabe aufgenommen. Außerdem heiratete Haydn hier<br />

1760 Maria Anna Keller; die Ehe sollte allerdings ziemlich glücklos werden.<br />

Stephandom in Wien<br />

Michaelerhaus und Michaelerkirche<br />

1750 bis 1755 war Haydn im Michaelerhaus sowohl Bediensteter als auch<br />

Musikschüler des berühmten Kapellmeisters Nicola Porpora. Auch den<br />

Hofdichter Pietro Metastasio lernte er hier kennen. Trotz aller Entbehrungen<br />

meinte er: „Ich konnte auf meinem <strong>von</strong> Würmern zerfressenen Clavier arbeiten<br />

und beneidete keinen König um sein Glück .“ 1 Gleich daneben in der<br />

Michaelerkirche spielte der 17-jährige Joseph Haydn 1749 Orgel. 2 Eine<br />

Erinnerungstafel links vom Michaelertor der Hofburg weist auf das alte<br />

Burgtheater hin, in dem Haydns Kaiserhymne („Gott erhalte“) bei ihrer ersten<br />

Aufführung einen großen Triumph feierte.<br />

1 Knispel, S. 24, zitiert aus Griesinger S. 12f<br />

2 In der Michaelerkirche werden 2009 alle 69 Haydn-Streichquartette aufgeführt.<br />

22


Michaeler Kirche und Michaeler Haus in Wien<br />

Mozarthaus Vienna<br />

Das Musikgenie Wolfgang Amadeus Mozart nannte Haydn seinen „väterlichen<br />

Freund“. Die beiden Komponisten trafen einander am 2. Februar 1785 hier in der<br />

Domgasse, wo Mozart <strong>von</strong> 1784 bis 1787 in vier Zimmern, zwei Kabinetten und<br />

einer Küche geradezu herrschaftlich logierte. Mozart komponierte in diesem<br />

Haus einige seiner dem Freund gewidmeten „Haydn-Quartette“, drei da<strong>von</strong><br />

wurden mit Haydn an der ersten Geige und Mozart an der Bratsche<br />

uraufgeführt. 3<br />

23<br />

Mozart-Haus Vienna<br />

Haydnhaus<br />

Haydn erwarb das ebenerdige Wiener Vorstadthaus in der Haydngasse 19, nahe<br />

der heutigen Shoppingmeile Mariahilfer Straße, im Jahr 1793. Er ließ es umbauen<br />

und aufstocken. In dem Haus, das ihm zwölf Jahre als Domizil dienen sollte,<br />

entstand ein Großteil seines Alterswerkes, dazu gehören die grandiosen<br />

Oratorien „Die Schöpfung“ und „Die Jahreszeiten“.<br />

3 2009 finden Sonderausstellungen mit wertvollen Haydn-Autographen statt: „Chi vive amante...“ (zu einer Haydn-Arie,<br />

23.1.-3.5.2009), „Haydn - Hasse - Mozart. Vorbilder eines Musikgenies“ (19.5.-20.9.2009) und „Vom Sängerknaben zum<br />

ersten Wiener Klassiker - Haydns Beziehungen zu Wien“ (14.10.-20.12.2009).


Das Haydn-Haus in Wien-Gumpendorf<br />

Nach umfangreicher Neugestaltung wurde das Haydnhaus am 29. Januar 2009<br />

neu eröffnet. Zu sehen sind u. a. einige jener Notenabschriften, die schon Haydn<br />

gerahmt in seinem Schlafzimmer hängen hatte. In jenem Raum, der eigens für<br />

"Ehrensachen" bestimmt war, werden die Medaillen, Urkunden und Geschenke<br />

präsentiert, die Haydn <strong>von</strong> den Reichen und Mächtigen seiner Zeit erhalten<br />

hatte und die er seinen Gästen voll Stolz zeigte.<br />

Neben Haydns Fortepiano ist auch sein Klavichord, das Johannes Brahms später<br />

erworben hatte, eines der zentralen Objekte der Ausstellung, die durch<br />

zahlreiche neue Exponate erweitert wurde.<br />

Bei einem dreitägigen Fest rund um Haydns 200. Todestag am 31.5.2009 kann<br />

man erstmals auch den rekonstruierten Garten sehen.<br />

Das Museum im Haydn-Haus ist ein Muss für Haydn-Fans!<br />

Hammerflügel, Wien 1796 Blick in die Dauerausstellung<br />

24


Haydn-Denkmal in der Mariahilfer Straße<br />

Das Denkmal mitten in der belebten Einkaufsmeile der Stadt wurde durch eine<br />

Spendenaktion unter Haydns Verehrern – lange nach dessen Tod 1809 –<br />

finanziert und im Jahr 1887 enthüllt. Die marmorne Statue stammt vom Südtiroler<br />

Bildhauer Heinrich Natter, der mehrfach gestufte Sockel vom Wiener<br />

Architekten Otto Hieser. 4<br />

Das Haydn-Denkmal in der Mariahilfer-Straße<br />

Ankeruhr am Hohen Markt<br />

Die Ankeruhr – 1911 bis 1917 nach den Plänen des Jugendstilmalers Franz<br />

Matsch errichtet – ist eine Brücke mit zehn Metern Spannweite, die über eine<br />

Gasse hinweg die zwei Gebäudeteile des Anker-Hofes verbindet. In zwölf<br />

Stunden laufen zwölf Figuren aus der Geschichte Wiens mit passender<br />

musikalischer Begleitung über die Brücke, unter anderem Karl der Große, Marc<br />

Aurel und Kaiserin Maria Theresia. Um 12 Uhr mittags paradieren alle Figuren<br />

gleichzeitig. Josef Haydns Figur ist die letzte. Die hier ursprünglich als<br />

patriotischer Abschluss gespielte Kaiserhymne wurde nach dem Untergang der<br />

k. & k. Monarchie aus politischen Gründen durch eine andere Haydn-Melodie<br />

ersetzt. Also: Haydn zum Sehen und Hören! 5<br />

4 1060 Wien, Mariahilfer Straße 55<br />

5 Ankeruhr, 1010 Wien, Hoher Markt 10-11<br />

Die Anker-Uhr<br />

25


Schloss Schönbrunn<br />

Die ehemalige Sommerresidenz der österreichischen Kaiser gilt als einer der<br />

schönsten Barockpaläste Europas. 1745 trat hier der Domchor <strong>von</strong> St. Stephan<br />

auf: Der Chorknabe Joseph Haydn kletterte verbotener Weise auf einem<br />

Baugerüst herum – und bezog dafür prompt eine Tracht Prügel. Viele Jahre<br />

später (1777) spielte Haydn als Kapellmeister in Diensten der Fürsten Esterházy<br />

vor der kaiserlichen Tafel auf.<br />

Das Schloss Schönbrunn <strong>von</strong> der Gloriette aus<br />

Schlosspark Schloss Schönbrunn mit Gloriette<br />

Esterházykeller<br />

Diese alten Gewölbe bestehen seit 1683. Hier ließ sich der Weinliebhaber Haydn<br />

zu vielen seiner Werke inspirieren. Auch heute noch genießt man in den<br />

historischen Räumen eine einmalige Kombination <strong>von</strong> typischer Wiener Küche,<br />

Wein und historischen am Original-Schauplatz.<br />

26


Beispiele für die Ausstellungen sind: „Die Fürsten Esterházy und Joseph <strong>Haydn“</strong><br />

oder „Die Fürsten Esterházy und die Türkenkriege“.<br />

Eingang der Esterházy-Keller<br />

Barockbasilika Maria Treu<br />

Am 26. Dezember 1796 wurde in der Piaristenkirche Maria Treu die auch als<br />

„Paukenmesse“ bekannte „Missa in tempore belli“ (Messe in der Kriegszeit)<br />

uraufgeführt.<br />

Neben Haydn wählte auch Anton Bruckner diesen Ort, um eigene Werke<br />

erstmals dem Publikum zu präsentieren. Auf der auch heute noch oft bespielten<br />

Orgel aus dem Jahr 1858 legte Anton Bruckner zwei Orgelprüfungen ab. 6<br />

Basilika Maria Treu<br />

6 2009 stehen rund 25 „Haydn-Abende“ auf dem Programm: Konzerte und Dinner mit Spezialitäten aus der Barockzeit im<br />

benachbarten Restaurant „Piaristenkeller“.<br />

27


2.1.2.6. Wien: Haydn für Spezialisten<br />

An vielen anderen Ecken und Gassen kann man in Wien weitere Spuren <strong>von</strong> Haydn<br />

finden: vom Palais Esterházy bis zum Relief am Denkmal der Kaiserin Maria<br />

Theresia.<br />

Palais Esterházy<br />

Als Vizekapellmeister <strong>von</strong> Paul Anton Fürst Esterházy führte Haydn in diesem<br />

Palais seit 1761 u. a. die Symphonien Nr. 6, Nr. 7 und Nr. 8 auf.<br />

Auch illustre Gäste gingen hier ein und aus: Aufsehen erregte etwa im<br />

September 1800 der Besuch des englischen Admirals Horatio Nelson, der mit<br />

seiner Geliebten Emma und deren Mann, Sir William Hamilton, das Palais<br />

besuchte. Über die Dreiecksbeziehung wurde damals viel spekuliert.<br />

Palais Esterházy in Wien<br />

Akademie der Wissenschaften<br />

Am 27. März 1808 wurde in der Aula der 76. Geburtstag <strong>von</strong> Joseph Haydn<br />

gefeiert. Alles, was Rang und Namen hatte, war anwesend, auch Haydns<br />

ehemaliger Schüler Beethoven. Geschmückt mit allen Orden und Auszeichnungen<br />

wurde der greise Musiker unter dem Jubel der Anwesenden auf einem<br />

Tragsessel hereingebracht, um der Aufführung seines Oratoriums „Die<br />

Schöpfung“ beizuwohnen. Dies sollte der letzter Auftritt Haydns bleiben.<br />

Die Wiener Akademie der Wissenschaften<br />

28


Kirche der Barmherzigen Brüder<br />

Eine Gedenktafel weist darauf hin, dass Haydn 1755 bis 1758 als Organist dieser<br />

Kirche wirkte. Er war für jährlich 60 Gulden angestellt – ein für Haydn<br />

bedeutendes Einkommen in diesen mageren Jahren.<br />

Kirche der Barmherzigen Brüder<br />

Gumpendorfer Kirche<br />

Zu sehen ist eine Tafel mit einem Bronzerelief, geschaffen <strong>von</strong> dem Bildhauer<br />

Robert Ullmann zum Gedenken an die Einsegnung des Leichnams <strong>von</strong> Joseph<br />

Haydn am 1. Juni 1809.<br />

Gumpendorfer Kirche<br />

Maria-Theresien-Denkmal<br />

Auf dem 1888 <strong>von</strong> Kaspar Zumbusch gestalteten Denkmal <strong>von</strong> Kaiserin Maria<br />

Theresia zwischen dem Kunsthistorischen und dem Naturhistorischen Museum in<br />

Wien sind nicht nur deren Ratgeber und Feldmarschalle und ihr Leibarzt<br />

Gerhard van Swieten dargestellt, sondern auch die Komponisten Gluck und Haydn<br />

sowie Mozart als Kind mit der Gloriette im Hintergrund. 7<br />

7 1010 Wien, Burgring, Maria-Theresien-Platz<br />

29


Maria-Theresien-Denkmal mit Haydn u. Mozart im Hintergrund<br />

Haydnpark 8<br />

Haydns Originalgrabstein ist erhalten – mit der aus dem Lateinischen<br />

übersetzten Inschrift:<br />

„Haydn, geboren 1732, gestorben 1809. Fünfstimmiger Rätselkanon. Nicht ganz<br />

werde ich sterben. Gewidmet <strong>von</strong> seinem Schüler Neukomm, nach Wien<br />

zurückgekehrt, 1814.“<br />

Eine Gedenktafel im Haydn-Park weist darauf hin, dass Haydns Gebeine am 6.<br />

November 1820 in die Eisenstädter Bergkirche überführt wurden.<br />

Haydns Schädel war nur wenige Tage nach seinem Tod gestohlen worden und<br />

fand erst 1954 nach langen Irrwegen seine letzte Ruhestätte – ebenfalls in der<br />

Bergkirche.<br />

8 1012 Wien, Gaudenzdorfer Gürtel (ehem. Hundsturmer Friedhof 1783–1874)<br />

30


2.1.2.7. Wien: Ehemalige Wohnhäuser Haydns<br />

Neuer Markt 2<br />

Im ehemaligen Hoföbstlerischen Haus wohnte Haydn <strong>von</strong> 1792 bis 1797. Hier<br />

entstand die Hymne „Gott erhalte“. Heute weist eine Gedenktafel darauf hin,<br />

dass an dieser Stelle Haydns wohl bekannteste Melodie entstand.<br />

Seilerstätte 21<br />

In dieses Haus übersiedelte Haydn, nachdem das Esterházysche Orchester in<br />

der Folge des Todes <strong>von</strong> Fürst Nikolaus aufgelöst worden war. Haydn blieb bis zu<br />

seinem Lebensende Angestellter der Fürsten Esterházy, war jedoch in seinem<br />

Schaffen nicht mehr eingeschränkt. Am 14. Dezember 1790 traf Haydn hier<br />

seinen jüngeren Künstlerkollegen Wolfgang Amadeus Mozart.<br />

Johannesgasse 18<br />

In der Johannesgasse lag die Wohnung Haydns nach seiner ersten Rückkehr aus<br />

England im Jahr 1792, in welcher ein Treffen mit dem 22-jährigen Ludwig van<br />

Beethoven stattfand, seinem berühmtesten Schüler.<br />

2.1.2.8. Sopron: Stammgast Haydn<br />

Unterwegs <strong>von</strong> Eisenstadt nach Eszterháza, dem „ungarischen Versailles“ der<br />

Fürsten Estherházy, hielt sich Fürst Nikolaus oft in Sopron auf und mit ihm auch<br />

sein "Musikchef" Joseph Haydn.<br />

Die Stadt Sopron liegt im geografischen Mittelpunkt der Region, in der Joseph<br />

Haydn 30 Jahre lang in fürstlichem Ambiente musizierte. Selbst Kaiserin Maria<br />

Theresia hielt es für so stilvoll, dass sie gern die Einladung <strong>von</strong> Fürst Nikolaus<br />

dem „Prachtliebenden“ annahm, an einem Konzert teilzunehmen.<br />

Sopron, Hauptplatz<br />

31


Haydn nützte oft die Möglichkeit, im Haus des Fürsten oder im Musikpavillon des<br />

Barockgartens zu musizieren - für ihn war Sopron Teil der engeren Heimat fast<br />

für die gesamte Zeit seines Berufslebens.<br />

Auch das Esterházy-Palais, ebenfalls Haydn-Haus genannt, erinnert noch daran.<br />

Es beherbergt heute das Bergbaumuseum und wechselnde Ausstellungen. In den<br />

Sälen wird Haydns Zeit wieder lebendig – sogar eine Wand mit Originalbemalung<br />

ist erhalten. An der Straßenseite erinnert eine Gedenktafel an Joseph Haydn.<br />

Das Esterházy-Palais<br />

32


2.2. Vom Sängerknaben zum Kapellmeister<br />

2.2.1. Kindheit und Jugend (1732 – 1749)<br />

Franz Joseph Haydn wurde am 31. März 1732 in dem kleinen niederösterreichischen<br />

Ort Rohrau nahe der ungarischen Grenze als Sohn des Wagner-<br />

Meisters Mathias Haydn und dessen Gattin Anna Maria geboren. Joseph war das<br />

zweite ihrer 12 Kinder und Michael (1737-1806), der ebenfalls Komponist wurde,<br />

war das sechste Kind.<br />

Haydns Geburtshaus in Rohrau, Niederösterreich<br />

Haydns Vater war ein Stellmacher, der Räder und andere landwirtschaftliche<br />

Geräte herstellte., seine Mutter war Köchin. Die Eltern konnten keine Noten<br />

lesen, aber es wurde viel mit den Nachbarn gesungen. Haydns musikalische<br />

Begabung wurde entdeckt, als er etwa fünf Jahre alt war. Da wurde er 1737 zu<br />

einem entfernten Verwandten namens Johann Matthias Franck in das nahe<br />

Hainburg an der Donau geschickt, um dort Chorsänger zu werden.<br />

Georg Reutter, der 1738 zum Nachfolger seines Vaters als Kapellmeister am<br />

Wiener Stephandom berufen worden war, befand sich auf der Suche nach<br />

begabten Sängerknaben, als er vermutlich im Jahre 1739 in Hainburg beim<br />

Stadtpfarrer zu Besuch war. Bei dieser Gelegenheit ließ er sich vom jungen<br />

Haydn vorsingen und erkannte dessen musikalisches Talent. Im Alter <strong>von</strong> acht<br />

Jahren wurde Joseph Haydn im Kapellhaus bei St. Stephan in Wien als<br />

Chorknabe aufgenommen.<br />

Neben einem sehr "nothdürftigen Unterricht" 9 in den allgemeinbildenden<br />

Fächern erhielt er dort eine Gesangsausbildung sowie Klavier- und Violinstunden.<br />

Das Haus des Kapellmeisters Reutter, in dem Joseph Haydn und weitere fünf<br />

Chorknaben wohnten, befand sich in unmittelbarer Nähe des Wiener Stephan-<br />

Doms, zwischen einem vierstöckigen Mietshaus und der Magdalenenkapelle.<br />

9 Knispel, S. 16<br />

33


Wien, die Hauptstadt des großen Habsburgischen Reiches, war seit Generationen<br />

das Zentrum einer wichtigen musikalischen Tradition: am Hofe Kaiser Karl VI.<br />

erlebte die Musik mit den beiden bedeutendsten Vertretern des Spätbarock,<br />

Johann Joseph Fux (1660-1741) und Antonio Caldara (1670-1736), eine<br />

Hochblüte.<br />

Der Stephandom in Wien zur Zeit Haydns<br />

Haydns erste Komposition wurde <strong>von</strong> Reutter korrigiert; Haydn bekam <strong>von</strong><br />

Reutter zwar keinen geregelten Kompositionsunterricht, brachte sich aber, weil<br />

er an einem wichtigen Ort der Musik war, durch Hören das Komponieren selbst<br />

bei. Man weiß nicht genau, ob er bereits in dieser Zeit oder erst später Johann<br />

<strong>von</strong> Matthesons „Der vollkommene Kapellmeister“ und „Gradus ad Panassum“ <strong>von</strong><br />

Johann Joseph Fux intensiv studierte. Beide nannte der erwachsene Komponist<br />

später als grundlegende Bücher für seine musikalische Entwicklung.<br />

1749 kam das Ende <strong>von</strong> Haydns Sängerknabenzeit. Er war körperlich so weit<br />

gereift, dass er nicht mehr die hohen Stimmen singen konnte. Wegen einer<br />

Ungezogenheit wurde er aus dem Konvikt entlassen.<br />

34


2.2.2. Lehrjahre (1750 – 1760)<br />

Im Laufe dieser beschwerlichen Periode, die zehn Jahre lang dauerte, ging<br />

Haydn vielen verschiedenen Tätigkeiten nach.<br />

Joseph Haydn war nach seinem Rauswurf aus dem Kapellhaus ohne Unterkunft<br />

und Einkommen. Seine Eltern versuchten ihn erneut zu überreden, in den geistlichen<br />

Stand einzutreten, jedoch ohne Erfolg.<br />

1749 vollendete er seine „Missa brevis“ 10 , 1750 nahm er an einer Wallfahrt nach<br />

Mariazell teil und 1753 folgte die Musik zum Schauspiel "Der krumme Teufel".<br />

Das Michaelerhaus in Wien<br />

1751 fand Haydn ein armseliges Dachstübchen ohne Ofen im sogenannten<br />

Michaelerhaus, das noch heute neben der St. Michaelskirche gegenüber der<br />

Hofburg steht.<br />

In den folgenden Jahren lebte Haydn vor allem vom Stundengeben und<br />

Korepetieren. Für jährlich 60 Gulden wurde er Vorspieler bei den Barmherzigen<br />

Brüdern in der Leopoldstadt, wo er jeden Sonn- und Feiertag um acht Uhr<br />

morgens die Messe spielte. Um zehn Uhr spielte er in der gräflich Haugwitz'schen<br />

Kapelle, und um 11 Uhr sang er im Stephandom für 17 Kreuzer eine Messe.<br />

Im Michaelerhaus wohnten auch zwei Persönlichkeiten, die maßgeblich an Haydns<br />

künstlerischem Werdegang beteiligt waren: der Hofdichter Pietro Metastasio<br />

(1698-1782), bei dem Haydn die italienische Sprache lernte, und der<br />

Opernkomponist und Gesangslehrer Nicola Antonio Porpora (1686-1768). Haydn<br />

durfte Porporas Gesangsschüler am Klavier begleiten und war zeitweilig auch<br />

sein Kammerdiener.<br />

Er bekannte gegenüber seinem Biographen Griesinger, dass er "bey Porpora im<br />

Gesange, in der Komposition und in der italienischen Sprache sehr viel<br />

profitirte" 11 .<br />

10 Hob.XXII:1<br />

11 Knispel, S. 26<br />

35


Im ersten Stock des Michaelerhauses lebte damals auch die verwitwete Fürstin<br />

Maria Octavia Esterházy (1683-1762), die Mutter der Fürsten Paul Anton und<br />

Nikolaus, deren Kapellmeister Joseph Haydn später werden sollte.<br />

In diese Zeit fiel auch der Tod <strong>von</strong> Haydns Mutter, die 1754 starb.<br />

Um die Lücken seiner musikalischen Ausbildung zu füllen, versuchte sich Haydn<br />

in der folgenden Zeit an seinen ersten Streichquartetten und komponierte seine<br />

erste Oper. Die ersten Streich-Quartette für Baron Karl Joseph <strong>von</strong> Fürnberg<br />

wurden sehr schnell populär und machten Haydn allmählich bekannt.<br />

Diese Streichquartette waren Haydns ersten Werke, die 1764 in Paris gedruckt<br />

wurden, allerdings ohne Wissen des Komponisten.<br />

Die Aufenthalte Haydns in Weinzierl, wo Baron Fürnberg ein Schloss besaß, und<br />

die frühen Streichquartette stellten den Auftakt zu seiner Anstellung als<br />

Musikdirektor beim Grafen Morzin dar.<br />

1757-1759 wurde Haydn <strong>von</strong> Karl Joseph Franz Graf Morzin (1717-1783) für<br />

jährlich 200 Gulden sowie Kost und Quartier als Kapellmeister auf dem Schloss<br />

Lukavec bei Pilsen angestellt.<br />

Neben der ersten Symphonie komponierte Haydn für Morzin noch eine Anzahl<br />

Divertimenti für Bläser, meist für zwei Oboen, Hörner und Fagotte.<br />

Karl Joseph Franz Graf Morzin<br />

Seit 1757 gab der junge Haydn der Komponistin Marianna Martinez in Wien<br />

Klavierunterricht. Er wohnte im selben Haus und erteilte ihr täglich Unterricht<br />

gegen freie Kost.<br />

Marianna Martinez<br />

36


2.3. Im Dienst der Familie Esterházy<br />

2.3.1. Frühe Esterházy-Periode (1761 – 1780)<br />

Haydns neuer Dienstherr ab dem Jahr 1761 war Fürst Paul Anton I. Esterházy<br />

(1711-1762) in Eisenstadt, der wie seine Vorfahren musikliebend war. Die Familie<br />

Esterházy war eine der reichsten und mächtigsten der österreichischungarischen<br />

Monarchie. Sie besaß außer ihrem Palais in Wien Schlösser in ganz<br />

Ungarn und im heutigen Burgenland. Die Fürsten Esterházy lebten königlich und<br />

regierten wie Souveräne über ihr Fürstentum.<br />

37<br />

Fürst Paul Anton I. Esterházy<br />

Als "Vice-Kapellmeister" des Fürsten Esterházy in Eisenstadt begann ein<br />

wichtiger Abschnitt in Haydns Leben: "...allwo ich zu leben und zu sterben mir<br />

wünsche" 12 , schrieb Haydn in einem Brief vom 6. Juli 1776. Die ersten<br />

Kompositionen waren vermutlich die Symphonien "Le Matin", "Le Midi" und "Le<br />

Soir".<br />

Fürst Paul Anton I. Esterházy, der im Schlosspark ein Glashaus in ein Theater<br />

umgestalten ließ, starb am 18. März 1762.<br />

Fürst Nikolaus I. Esterházy (1714-1790) trat am 17. Mai 1762 das Erbe seines<br />

Bruders Paul Anton an. Er wurde Haydns Gönner und Dienstherr für beinahe 30<br />

Jahre.<br />

Der Beiname "Der Prachtliebende" weist darauf hin, dass er gerne Geld für<br />

große Feste und besondere Feierlichkeiten bereitstellte - der Dichter Johann<br />

Wolfgang Goethe schrieb in seiner Autobiographie vom "Esterházyschen<br />

Feenreich". 13<br />

12 zitiert aus: Haydn-Jahr 2009, www.haydnfestival.at<br />

13 J.W. Goethe „Dichtung und Wahrheit“, Erster Teil, 5. Buch in: Hamburger Ausgabe in 14 Bänden, Band 9, S. 209


In vielerlei Hinsicht war Nikolaus I. ein vorbildlicher Mäzen, und der aus<br />

einfachen Verhältnissen stammende Haydn wurde nach dem Güterregent und<br />

dem Leibarzt der drittbest bezahlte "Hausoffizier" des Fürsten Esterházy.<br />

Diese finanzielle Rangordnung zeigt die bedeutende Stellung, die Haydn einnahm<br />

und das hohe Ansehen, das Haydn genoss:<br />

"Mein Fürst war mit allen meinen Arbeiten zufrieden, ich erhielt Beyfall (...) ich<br />

war <strong>von</strong> der Welt abgesondert (...) und so mußte ich original werden." 14<br />

38<br />

Fürst Nikolaus I. Esterházy<br />

Fürst Nikolaus I. Esterházys Lieblingsinstrument war das Baryton, das er selbst<br />

spielte, und so erwartete er <strong>von</strong> seinem Kapellmeister, dass dieser auch neue<br />

Musik für dieses Instrument schrieb.<br />

Das Baryton ist ein dem Cello ähnliches Instrument, das nicht nur Saiten zum<br />

Streichen, sondern auch hinter dem Griffbrett solche zum Zupfen hat.<br />

Haydn komponierte unter anderem 125 Divertimenti für Baryton, Viola und Cello,<br />

ebenso zahlreiche Solostücke, Duette und Ensemblemusik mit Soli für ein,<br />

manchmal für zwei Barytone.<br />

14 Griesinger, S. 24f<br />

Das Baryton


In der Nähe des südöstlichen Ufers des Neusiedlersees besaßen die Fürsten<br />

Esterházy ein kleines Jagdschloss, das nach dem nahegelegenen Ort Süttör<br />

benannt war. Fürst Nikolaus I. hatte eine besondere Vorliebe für diesen Ort und<br />

so beschloss er, dieses Gebäude in ein prächtiges Schloss, das seit 1766<br />

"Eszterháza" genannt wurde, zu verwandeln.<br />

Es war eine außergewöhnliche Idee, inmitten eines sumpfigen Seewinkels ein<br />

ungarisches Versailles zu errichten, dessen Anlage ein Opernhaus, ein<br />

Marionettentheater und zahlreiche Nebengebäude enthält - und diesen Ort zu<br />

einem Kulturzentrum zu machen, welches europäischen Maßstäben gewachsen<br />

war.<br />

Schloss Eszterháza in Fertöd, Ungarn<br />

Seit ungefähr 1766-1767 wurde Eszterháza in den Sommermonaten zum<br />

Zentrum der Tätigkeit Haydns und trotz des enormen Arbeitspensums fühlte<br />

sich Haydn in seiner Stelle glücklich.<br />

Die Esterhazys hatten nicht nur ein Schloss in Eisenstadt (heute Burgenland),<br />

nicht nur das neu erbaute Schloss Eszterháza in Ungarn, sondern auch einen<br />

Wintersitz in Wien.<br />

Haydn war dem zu Folge mit seinen Musikern oft unterwegs. Aber die<br />

Esterhazy-Fürsten waren wirkliche Musikkenner, die seine Arbeit schätzten und<br />

ihm das nötige Umfeld für seine künstlerische Entwicklung gaben, darunter der<br />

tägliche Zugang zu seinem eigenen kleinen Orchester.<br />

Gegen 1770 veränderte sich Haydns kompositorischer Stil. Eine Art "Sturm und<br />

Drang" - Periode zeigte sich in seltsamen Moll-Akkorden und plötzlichen<br />

musikalischen Übergängen. Haydn erlangte auch außerhalb des Hauses Esterhazy<br />

Popularität und veröffentlichte auch Werke außerhalb des Hauses Esterhazy.<br />

39


1776 erschien unter dem Titel "Gelehrten Österreich" eine Haydn-Biografie und<br />

1779 wurden Haydns Sinfonien erstmals in Frankreich aufgeführt.<br />

1779 brannte das Opernhaus in Schloss Eszterháza, dem Lieblingssitz des<br />

Fürsten Esterházy an der Südspitze des Neusiedlersees im heutigen Ungarn,<br />

nieder.<br />

Teil des Schlosses Esterháza in Fertöd, Ungarn<br />

40


2.3.2. Wohnen in Eisenstadt<br />

Als Joseph Haydn 1761 seinen Dienst beim Fürsten Esterházy antrat, war die<br />

kleine Barockstadt Eisenstadt am Westufer des Neusiedlersees der ständige<br />

Wohnsitz der Fürstenfamilie.<br />

Eisenstadt hatte sich Mitte des 17. Jahrhunderts <strong>von</strong> Kaiser Ferdinand III. in<br />

dessen Eigenschaft als König <strong>von</strong> Ungarn, die Erhebung zur königlichen Freistadt<br />

erkauft, um sich gegen die mächtige Familie Esterházy behaupten zu können.<br />

Der Stich <strong>von</strong> Matthias Greischer zeigt Eisenstadt mit dem barocken Schloss<br />

der Fürsten Esterházy. So bot sich die Stadt Haydn bei seinem Dienstantritt<br />

dar.<br />

41<br />

Eisenstadt um 1760<br />

Joseph Haydn bezog zuerst eine Dienstwohnung im Musikerhaus bei der<br />

Bergkirche. Nachdem er dann 1766 Erster Kapellmeister geworden war,<br />

entschloss er sich, <strong>von</strong> dem alten "Capellhaus" hinter der Bergkirche in<br />

Eisenstadt wegzuziehen.<br />

Er fand ein hübsches kleines Haus nahe dem Franziskanerkloster, das er um<br />

1000 Gulden erwarb.<br />

Tafel an Haydns Wohnhaus in Eisenstadt


Leider brachte ihm das Haus nicht viel Glück, da es zweimal abbrannte. Fürst<br />

Nikolaus I. Esterházy ließ es beide Male auf seine Kosten wieder aufbauen - ein<br />

Beweis dafür, wie sehr er seinen Kapellmeister schätzte. Haydn seinerseits<br />

"schwor dem Fürsten, ihm so lange zu dienen, bis der Tod über dessen Leben<br />

oder über sein eigenes entscheiden würde...". 15<br />

Am 17. Juli 1776 brannte zum zweiten Mal Haydns Haus in der Klostergasse und<br />

am 27. Oktober 1778 verkaufte Haydn sein Eisenstädter Haus.<br />

Seit 1935 ist darin das Haydn-Museum untergebracht. 2009 entstand dort<br />

gemeinsam mit dem Nachbarhaus ein Haydn-Zentrum.<br />

Im August 1793 unterzeichnete Haydn den Kaufvertrag für sein neues Haus in<br />

Gumpendorf bei Wien, das seine Frau bereits während seines England-<br />

Aufenthaltes ausfindig gemacht hatte. Joseph Haydn erwarb das ebenerdige<br />

Haus <strong>von</strong> dem bürgerlichen Webermeister Ignaz Weißgram und ließ es um ein<br />

Stockwerk erhöhen. Erst nach seiner zweiten Englandreise bezog er sein neues<br />

Haus und bewohnte es bis zu seinem Tode - seit März 1800 als Witwer.<br />

42<br />

Haydns Haus in Gumpendorf bei Wien<br />

Bereits am 1. Juni 1840 wurde an dem Haus eine Marmortafel mit der Aufschrift<br />

"Zum Haydn" angebracht. Heute ist in diesem Haus das Wiener Haydn-Museum<br />

untergebracht.<br />

15 Dies, zitiert in der Fachzeitschrift zum Haydn-Jahr 2009, www.haydnfestival.at


2.3.3. Tätigkeit als Musikdirektor<br />

Haydns erster Vertrag mit Fürst Paul Anton I. Esterházy stammte vom 1. Mai<br />

1761. Als Haydn seine Tätigkeit in Eisenstadt begann, wurde er vorerst als<br />

"Vice-Kapellmeister" angestellt, da der in hohem Alter stehende und kränkliche<br />

Georg Joseph Werner (1693-1766) offiziell noch Leiter der fürstlichen Kapelle<br />

war.<br />

Haydns Kontrakt verpflichtete ihn, sich angemessen zu verhalten und zu kleiden,<br />

ferner ein Beispiel für seine ihm untergeordneten Musiker zu sein und Musik auf<br />

Verlangen des Fürsten zu komponieren. Seine Aufgaben reichten <strong>von</strong> der Pflege<br />

der Instrumente und der Archivierung des Notenmaterials bis zum<br />

Unterrichten, Komponieren und Konzertieren.<br />

Nach dem Tod des Kapellmeisters Georg Joseph Werner im Jahre 1766<br />

übernahm Haydn die volle musikalische Verantwortung. Die wichtigsten<br />

Kompositionen aus dieser Zeit waren:<br />

1763: „Oper Acide“, anlässlich der Hochzeit des ältesten Sohnes des Fürsten<br />

Nikolaus in Eisenstadt aufgeführt<br />

1766: "Cäcilienmesse" und "La canterina"<br />

1768: "Große Orgelsolomesse", die Symphonie Nr. 49, "La Passione" und<br />

"Lo speziale"<br />

1769: "Le pescatrici"<br />

1772: "Abschiedssymphonie"<br />

Ab dem Jahr 1776 standen auf dem Spielplan des Fürsten täglich Opern- und<br />

Theateraufführungen: in der Zeit <strong>von</strong> 1780 bis 1790 leitete Haydn über 1000<br />

Opernvorstellungen. Von den insgesamt 78 bis zum Jahr 1784 gespielten Opern<br />

stammten 15 <strong>von</strong> Joseph Haydn.<br />

Dieser umfangreiche Opernbetrieb beanspruchte Haydn sehr und verringerte<br />

sein Schaffenstempo in fast allen anderen Gattungen.<br />

43<br />

Joseph Haydn beim Komponieren


Während der fast dreißig Jahre, die Haydn im Hause Esterházy arbeitete,<br />

produzierte er eine Flut an Kompositionen, und sein musikalischer Stil<br />

entwickelte sich ständig weiter. Seine Popularität in der Außenwelt vergrößerte<br />

sich ebenfalls.<br />

Allmählich komponierte Haydn ebenso viele Werke zum Publizieren wie für<br />

seinen Arbeitgeber, und einige wichtige Werke dieser Periode, wie die Pariser<br />

Sinfonien (1785–1786) und die ursprüngliche Orchesterversion der „Sieben<br />

letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ (1786) wurden aus dem Ausland in<br />

Auftrag gegeben.<br />

44


2.3.4. Hochzeit, Ehe und Familie<br />

Am 26. November 1760 heiratete Haydn – inzwischen in einer gesicherten<br />

Kapellmeisterposition - die älteste Tochter des Wiener Perückenmachers Keller,<br />

Maria Anna Aloysia Apollonia (1729-1800).<br />

Dankbarkeit auf Grund der mehrjährigen Vertrautheit mit der Familie war wohl<br />

der Grund für die Ehe, denn vermutlich war Haydn eher in die jüngste Tochter<br />

Theresia verliebt gewesen; diese ging jedoch ins Kloster.<br />

Die Trauung mit Maria Anna Aloysia Apollonia Keller fand im Wiener Stephandom<br />

statt.<br />

Maria Anna Aloysia Apollonia Haydn, geb. Keller<br />

Die Ehe Haydns war unglücklich: "Mein Weib war unfähig zum Kindergebären, und<br />

daher war ich auch gegen die Reize anderer Frauenzimmer weniger<br />

gleichgültig" 16 , lautet einer der wenigen Kommentare Haydns über sein Eheleben.<br />

Über Frau Haydn wissen die Biographen Griesinger und Dies nichts Gutes zu<br />

berichten: Sie soll ungebildet, verschwenderisch, herrsch- und streitsüchtig und<br />

ohne Verständnis für ihren genialen Mann und seine Musik gewesen sein.<br />

Maria Haydn konnte keine Kinder kriegen, was ihr Mann sehr bedauerte.<br />

Ohne jegliche Beweise wird seitdem immer wieder spekuliert, Haydn sei der<br />

Vater des Sohnes Anton <strong>von</strong> Luigia Porzella gewesen, einer Sängerin im<br />

Esterhazy-Unternehmen, mit der Haydn eine längere Affäre hatte.<br />

Haydn überlebte seine Frau um neun Jahre.<br />

16 Knispel, S. 35f<br />

45


2.3.5. Mittlere Esterházy-Periode (1781 – 1790)<br />

Die 29jährige italienische Sängerin Luigia Polzelli (1750-1832) und ihr betagter<br />

Gatte Antonio, ein Violinist, wurden 1779 in den Dienst des Fürsten Esterházy<br />

aufgenommen. Schon kurz nach ihrem Engagement sollten die beiden wieder<br />

gekündigt werden, doch konnte Haydn diese Entlassung offenbar verhindern.<br />

Luigia Polzelli blieb bis zum Tode des Fürsten Nikolaus im Jahre 1790 in<br />

Eszterháza - als Geliebte Joseph Haydns, wie zahlreiche Briefe belegen. Da<br />

Luigia keine auffallend schöne Stimme hatte, gestaltete Haydn ihre Einlagearien<br />

so günstig wie möglich.<br />

46<br />

Luigia Polzelli<br />

Bald nach dem Tod ihres Gatten zog Luigia Polzelli mit ihren Söhnen zurück nach<br />

Italien. Sie sahen sich niemals wieder. Haydn ließ ihr wiederholt finanzielle<br />

Unterstützung zukommen und kümmerte sich nach seiner Rückkehr nach Wien<br />

um ihre beiden Söhne.<br />

Seit dem Jahr 1780 stand Haydn im ständigen Briefwechsel mit dem<br />

Musikverlag Artaria in Wien. Die bei Artaria erschienen Klaviersonaten,<br />

Kammermusikstücke und Lieder waren die ersten Werke, die Haydn finanziellen<br />

Gewinn brachten; insgesamt erschienen rund 250 Kompositionen in diesem<br />

Verlag, obwohl sich bereits andere Verleger um die Werke Haydns bemühten:<br />

Breitkopf & Härtel in Leipzig, Boyer in Paris, Forster in London und Torricella in<br />

Wien. Haydn machte <strong>von</strong> den neuen Geschäftsverbindungen zunehmend<br />

Gebrauch, kam jedoch in Schwierigkeiten, da er aufgrund der großen Nachfrage<br />

nach seiner Musik nicht genug Kompositionen liefern konnte. Artaria war bis<br />

1790 der Hauptverleger Haydns, und die Kontakte blieben auch später noch<br />

bestehen.<br />

Am 14. Mai 1780 erhielt Haydn die erste große Auszeichnung aus dem Ausland:<br />

die Philharmonische Akademie in Modena ernannte Haydn zum Ehrenmitglied.<br />

Aus verschiedenen europäischen Ländern folgten Kompositionsaufträge. Aus der<br />

spanischen Stadt Cadiz stammte zum Beispiel die Bestellung der<br />

Orchesterkomposition "Die Sieben Worte des Erlösers am Kreuze". In<br />

Frankreich wurden Haydns Werke seit 1764 laufend verbreitet. Die "Pariser


Symphonien Nr. 82-87“ sowie die "Symphonien Nr. 88-92" verdanken ihre Entstehung<br />

Claude Francois-Marie Rigoley Comte d'Ogny (1757-1790), einer der<br />

Initiatoren der "Concerts de la Loge Olympique" und einer der führenden<br />

Freimaurer Frankreichs.<br />

Im Dezember 1781 erteilte Haydn in Wien Maria Feodorowna <strong>von</strong> Rußland, der<br />

Gemahlin des Großfürsten und späteren Zaren Paul I., Musikunterricht. Die<br />

Quartette Opus 33, die kurze Zeit später gedruckt wurden, sind unter anderem<br />

dem Großfürsten gewidmet und tragen daher den Namen "Russische Quartette".<br />

Haydn übersandte Maria Feodorowna 1805 durch seinen ehemaligen Schüler<br />

Neukomm drei- und vierstimmige Gesänge, wofür er mit einem kostbaren Ring<br />

belohnt wurde.<br />

47<br />

Großfürstin Maria Feodorowna<br />

Von historischer Bedeutung war ebenso der Besuch der Kaiserin Maria Theresia<br />

in Eszterháza im September 1773, in dessen Verlauf sie die Marionettenoper<br />

Haydns "Philemon und Baucis" genießen konnte. Während dieses Besuches wurde<br />

Haydn der Monarchin formell vorgestellt.<br />

Haydns Beziehungen zu England begannen 1782 intensiver zu werden, als erste<br />

Versuche unternommen wurden, ihn nach London einzuladen.<br />

1781 entwickelte sich eine enge Freundschaft zu Wolfgang Amadeus Mozart.<br />

Haydn und Mozart spielten zusammen Streichquartette. Haydn war <strong>von</strong> Mozart<br />

sehr beeindruckt. Auffällig ist, dass Haydn keine Opern und Konzerte mehr<br />

komponierte, dies war eine Domäne <strong>von</strong> Mozart.


1782 werden Haydns Werke in Amerika gespielt. 1784 entstehen auf Auftrag<br />

des Direktoriums "Concerts de la Loge Olympique" die sechs "Pariser Sinfonien"<br />

Nr.82-87.<br />

Haydn hatte jetzt erstmals Gelegenheit, die ihm <strong>von</strong> Mozart gewidmeten neuen<br />

Streichquartette zu hören. Leopold Mozart schrieb über dieses Konzert am 16.<br />

Februar 1785 an seine Tochter in einem Brief nachfolgendes berühmtes Zitat:<br />

" ... H. Haydn sagte mir: Ich sage ihnen vor Gott, als ein ehrlicher Mann, ihr<br />

Sohn ist der größte Componist, den ich <strong>von</strong> Person und den Nahmen nach kenne:<br />

er hat Geschmack, und über das die größte Compositionswissenschaft." 17<br />

Die Freimaurerbewegung, die während der Regierungszeit Kaiser Joseph II.<br />

(1780-1790) in den gebildeten Kreisen an Beliebtheit gewann, erweckte auch<br />

Haydns Interesse. Er wurde am 11. Februar 1785 Mitglied der Loge "Zur wahren<br />

Eintracht" - einen Tag nach Haydns Aufnahme fand in der Wohnung <strong>von</strong><br />

Wolfgang Amadeus Mozart, der inzwischen auch Mitglied der Loge „Zur<br />

Wohltätigkeit“ war, ein Privatkonzert statt.<br />

1786 entstand die ursprüngliche Orchesterversion der "Sieben letzten Worte<br />

unseres Erlösers am Kreuze".<br />

Im Juni 1789 sandte Marianne <strong>von</strong> Genzinger (1750-1793), die Frau des Wiener<br />

Leibarztes <strong>von</strong> Fürst Nikolaus, Haydn einen Klavierauszug, den sie <strong>von</strong> einem<br />

Andante aus einer seiner Sinfonien angefertigt hatte. Mit der Bitte um<br />

Korrekturen und der geäußerten Hoffnung, Haydn bald in Wien zu sehen, begann<br />

eine mehrjährige, intensive Freundschaft. In den langen Briefwechseln kann man<br />

sehr viel über Haydns tiefere Gefühle und über seine Persönlichkeit erfahren.<br />

Haydns Genzinger-Sonate<br />

Als am 28. September 1790 Fürst Nikolaus <strong>von</strong> Esterhazy, der Prachtliebende,<br />

starb und sein unmusikalischer Nachfolger Anton Esterhazy Haydn mit 1400<br />

Gulden in Pension schickte, erhielt dieser ein Angebot vom Londoner Konzert-<br />

Agenten Johann Peter Salomon nach London zu gehen. Dort sollte er seine<br />

Sinfonien mit großem Orchester aufführen.<br />

17 Knispel, S. 85<br />

48


Fürst Paul Anton II. (1738-1794), Sohn und Nachfolger Nikolaus I., war an<br />

Musik wenig interessiert und entließ innerhalb weniger Tage das Orchester und<br />

die Sänger. Nur Haydn und der Konzertmeister Luigi Tomasini blieben als einzige<br />

formell in fürstlichen Diensten.<br />

Mit einer jährlichen Pension <strong>von</strong> 1400 Gulden ausgestattet, führte Haydn<br />

weiterhin seinen Kapellmeistertitel, obwohl er jetzt keinerlei Verpflichtungen<br />

gegenüber Fürst Paul Anton mehr hatte.<br />

Das "Märchen <strong>von</strong> Eszterháza und Esterházy" war zu Ende. Für Joseph Haydn<br />

hatten sich in diesen drei Jahrzehnten außergewöhnliche Möglichkeiten<br />

eröffnet.<br />

49


2.4. Die erfolgreichen Englandaufenthalte (1791 – 1795)<br />

2.4.1. Selbstständigkeit<br />

Haydn hatte Fürst Nikolaus I. Esterhazy über 28 Jahre lang gedient. Diese<br />

lange Dienstzeit am fürstlichen Hof war aber nicht nur eine Einengung für den<br />

Komponisten. Durch die existenzielle Absicherung räumte ihm die Stellung<br />

vielmehr auch eine für das eigene Leben förderliche Freiheit ein, die andere<br />

Komponisten oft nicht kannten.<br />

Nachdem nun Fürst Anton kurzerhand die ganze Hofmusik entlassen hatte, war<br />

auch Joseph Haydn frei. Er konnte endlich ein selbstbestimmtes Leben führen.<br />

Von diesem Zeitpunkt an wohnte er in dem Haus seines Freundes in Wien, doch<br />

er blieb nicht lange in der Stadt.<br />

Bereits im Dezember 1790 brach er zu seiner ersten Londonreise auf.<br />

2.4.2. Die London-Reisen<br />

"Ich bin Salomon aus London und komme, Sie abzuholen; morgen werden wir einen<br />

Akkord schließen", 18 so schilderte Haydn seinem Biographen Dies jenen entscheidenden<br />

Augenblick, der den Beginn seiner Englandreisen darstellte.<br />

Für die beträchtliche Summe <strong>von</strong> 5000 Gulden verpflichtete sich Haydn, eine<br />

italienische Oper, sechs neue Symphonien sowie 20 weitere Stücke zu<br />

komponieren und diese in Konzerten unter seiner eigenen Leitung aufzuführen.<br />

18 Dies, www.haydnfestival.at<br />

50<br />

Johann Peter Salomon


Johann Peter Salomon (1745-1815), ein berühmter Violinist und erfolgreicher<br />

Konzertmanager, benachrichtigte umgehend das englische Publikum <strong>von</strong> Haydns<br />

baldiger Ankunft.<br />

Auf Mozarts Bedenken, dass er nicht einmal Englisch spreche, erwiderte Haydn:<br />

"Meine Sprache versteht man durch die ganze Welt!" 19<br />

Am 1. Januar 1791 betrat Joseph Haydn nach einer beschwerlichen Reise über<br />

München-Wallerstein-Bonn-Calais englischen Boden. Sieben Tage später schrieb<br />

Haydn an Marianne <strong>von</strong> Genzinger:<br />

"...meine anckunft verursachte grosses aufsehen durch die ganze stadt durch 3<br />

Tag wurd ich in allen zeitungen herumgetragen: jederman ist begierig mich zu<br />

kennen." 20<br />

Großes Aufsehen erregte auch der Umstand, dass Haydn auf einem Hofball im<br />

St. James Palace vom Prinzen <strong>von</strong> Wales durch eine sichtbare Verbeugung<br />

begrüßt wurde.<br />

Georg, Prince of Wales<br />

Die erste Konzertreihe begann am 11. März 1791 mit einem Konzert in den<br />

"Hanover Square Rooms" und wurde dann wöchentlich bis zum 3. Juni fortgesetzt.<br />

Diese Konzerte waren gesellschaftliche Ereignisse ersten Ranges und<br />

die Einladungen vornehmlich an die Aristokratie gerichtet.<br />

Haydn komponierte in dieser Zeit einige seiner bekanntesten Werke wie etwa<br />

"Die Londoner Sinfonie", "Die Militärsinfonie" und "Die Sinfonie mit dem<br />

Paukenschlag" sowie das "Reiterquartett" und das "Zigeunertrio".<br />

19 Dies, S. 78<br />

20 www.haydnfestival.at<br />

51


Seiner platonischen Liebe, Marianne <strong>von</strong> Genzinger, widmete Haydn in der<br />

Londoner Zeit eine Sonate. 21 Leider verstarb die Arzt-Gattin und Mutter <strong>von</strong><br />

sechs Kindern jedoch schon 1793.<br />

Bis zum Beginn der nächsten Konzertserie lebte Joseph Haydn zurückgezogen<br />

und erteilte Rebecca Schroeter, einer reichen Witwe, Privatunterricht.<br />

Während seines ersten Englandaufenthaltes entwickelte sich eine enge<br />

Beziehung zwischen Haydn und seiner Schülerin. Ihre Briefe, die Haydn in sein<br />

Notizbuch übertrug, dokumentieren Rebeccas leidenschaftliche Gefühle für den<br />

großen Komponisten: "Keine Sprache kann das nur zur Hälfte ausdrücken, was ich<br />

an Liebe und Zuneigung für Sie empfinde." 22<br />

52<br />

Rebecca Schroeter<br />

Haydn war oft zu Gast bei Mrs. Schroeter, die mit äußerster Fürsorge um das<br />

seelische und leibliche Wohl des Meisters besorgt war.<br />

Während seines zweiten Aufenthaltes in London wohnte Haydn ganz in der Nähe<br />

<strong>von</strong> Mrs Schroeter - und widmete ihr in späteren Jahren als Zeichen seiner<br />

Verbundenheit seine "Trios op. 73". 23<br />

In der Woche vom 23. Mai bis 1. Juni 1791 erlebte Haydn das alljährlich unter<br />

dem Patronat des Königs stattfindende "Händel-Fest" in der Westminster<br />

Abbey. Kein anderes Ereignis hat den Komponisten nachhaltiger beeindruckt, als<br />

diese gigantische Gedenkfeier, die den Höhepunkt des englischen Gesellschafts-<br />

Lebens darstellte.<br />

Haydn hörte zum ersten Mal unter anderem Händels Oratorien "Israel in<br />

Ägypten", "Esther", "Saul" und als Krönung des Festivals den "Messias".<br />

21 Hob. XVI/49<br />

22 www.haydnfestival.at<br />

23 www.haydnfestival.at


Nach Abschluss einer überaus erfolgreichen ersten Konzertsaison wurde Haydn<br />

im Juli 1791 auf Vermittlung des Musikhistorikers Charles Burney (1726-1814)<br />

das Ehrendoktorat für Musik der Universität Oxford verliehen.<br />

Die feierliche Zeremonie dauerte drei Tage lang und fand im Sheldonian Theatre<br />

in Oxford statt.<br />

53<br />

Sheldonian Theatre in Oxford<br />

Bereits im August 1791 hatte Fürst Paul Anton II. Esterházy den Wunsch<br />

geäußert, Haydn möge nach Eisenstadt zurückkehren. Haydn hatte jedoch noch<br />

vertragliche Verpflichtungen zu erfüllen und verließ erst Ende Juni 1792 nach<br />

zwei erfolgreichen Konzertreihen die Britische Insel.<br />

Er reiste über Bonn, wo er den begabten, jungen Ludwig van Beethoven (1770-<br />

1827) kennen lernte, nach Wien zurück. Es wurde vereinbart, dass Beethoven zu<br />

Haydn nach Wien kommen sollte, um bei ihm Kontrapunkt und Harmonielehre zu<br />

studieren. Nach einigen Unterrichtsstunden kam es jedoch zum Bruch zwischen<br />

Lehrer und Schüler. Wie es hieß, war Beethoven mit seinem Lehrmeister<br />

unzufrieden gewesen.<br />

Ludwig van Beethoven


1793 kaufte Haydn in Wien-Gumpendorf, dem heutigen 6. Gemeindebezirk, ein<br />

großes Haus. In dieser Zeit entstanden geistliche Werke, darunter sechs<br />

Messen für die Esterházys sowie Oratorien, wie "Die Schöpfung" oder "Die<br />

Jahreszeiten". Außerdem komponierte Haydn neun Streichquartette wie das<br />

"Kaiserquartett", das "Quintenquintett" und "Der Sonnenaufgang".<br />

Im Januar 1794 reiste Haydn gemeinsam mit Johann Elßler (1769-1843), seinem<br />

Privatsekretär und Kammerdiener, zum zweiten Mal nach England.<br />

Die Konzertreihe des Frühjahrs 1794 war ein neuerlicher großer Erfolg - die<br />

"Militärsymphonie", die populärste aller seiner Symphonien zu Lebzeiten Haydns,<br />

wurde uraufgeführt. Haydn pflegte und erweiterte während dieses Aufenthaltes<br />

seine Kontakte mit englischen Verlegern.<br />

Johann Elßler<br />

Die Liste aller Werke, die Haydn für seine beiden Londoner Aufenthalte<br />

komponiert hatte, wäre alleine schon würdig, das Lebenswerk eines Komponisten<br />

darzustellen. Er schuf rund 250 Einzelwerke, darunter die Oper "Orfeo", die<br />

"12 Londoner Symphonien", über 200 Gesangsstücke und mehrere<br />

Streichquartette und Klavierwerke.<br />

Am 1. Februar 1795 wurde Haydn die große Ehre zuteil, als einziger lebender<br />

Komponist in die Programme der "Ancient Concerts" aufgenommen zu werden.<br />

Nun fand er auch offiziell Einlass in die Konzerte des englischen Königs Georg<br />

III. (1738-1820), dem er bei dieser Gelegenheit durch den Prinzen Georg <strong>von</strong><br />

Wales (1762-1830) vorgestellt wurde.<br />

Im Frühjahr 1795 spielte, dirigierte und sang Joseph Haydn bei verschiedenen<br />

Gelegenheiten vor der königlichen Familie und in Konzerten, die der Prinz <strong>von</strong><br />

Wales (ab 1820 König Georg IV.) im Carlton House veranstaltete.<br />

Der englische König und seine Gemahlin Charlotte versuchten Haydn zu<br />

überreden, länger in England zu bleiben und boten ihm eine Wohnung in Windsor<br />

an.<br />

54


2.5.Letztes Wirken und die letzten Jahre in Wien (1796 – 1809)<br />

2.5.1. Späte Esterházy-Periode<br />

Schon wenige Tage nach Haydns Abreise nach England im Januar 1794 war Fürst<br />

Paul Anton Esterházy gestorben. Sein Nachfolger, Fürst Nikolaus II.<br />

Esterházy (1765-1833), hatte Haydn im Sommer mitgeteilt, dass er die<br />

Musikkapelle wieder aufzustellen beabsichtige. Da er Haydn weiterhin als seinen<br />

Kapellmeister betrachtete, forderte er ihn auf, nach Eisenstadt zurück zu<br />

kehren.<br />

Diese Nachricht hörte Haydn nicht ungern, da er unter Berücksichtigung aller<br />

Umstände nicht für immer in einem fremden Land bleiben wollte. In Österreich<br />

jedoch konnte er sicher sein, <strong>von</strong> der fürstlichen Pension und Fürsorge im<br />

Notfall unterstützt zu werden.<br />

Anfang September 1795 war Haydn, mittlerweile weltberühmt und wohlhabend,<br />

in Wien eingetroffen - und stand nun in den Diensten seines vierten Esterházy-<br />

Fürsten, dessen Umgestaltung des Schlosses und des Parks in Eisenstadt bis<br />

heute unverändert erhalten geblieben ist. Fürst Nikolaus II. Esterházy, war ein<br />

passionierter Theaterliebhaber und Kunstsammler. Sein musikalisches Interesse<br />

beschränkte sich vor allem auf die Kirchenmusik, und Haydns wichtigste Aufgabe<br />

war es daher, Messen zu komponieren. Nach den Erfolgen in London wurde<br />

Haydns Rente vom Fürsten auf 2300 Gulden erhöht.<br />

Von 1795 bis zu seinem Tod lebte Haydn fast ständig in Gumpendorf bei Wien,<br />

abgesehen <strong>von</strong> den alljährlichen Sommeraufenthalten in Eisenstadt, wo er bis<br />

1802 jeden September eine Messe für den Namenstag der Fürstin Maria<br />

Josepha Hermenegild (1768-1845) komponierte und in der Bergkirche leitete.<br />

Die Hochblüte <strong>von</strong> Haydns Chormusik ist an diesen Messen ebenso erkennbar wie<br />

an seinen späteren Oratorien.<br />

Zu Beginn des Jahres 1797 komponierte Joseph Haydn mit "Gott erhalte Franz<br />

den Kaiser" eines seiner berühmtesten Stücke, das bis in unser Jahrhundert die<br />

österreichische Staatshymne war - und heute mit den Versen "Einigkeit und<br />

Recht und Freiheit" <strong>von</strong> Hoffmann <strong>von</strong> Fallersleben die deutsche Nationalhymne<br />

ist.<br />

„Gott erhalte Franz den Kaiser“<br />

55


Der 29. Geburtstag des Kaisers Franz II. (1768-1835) sollte der Anlass sein, das<br />

Lied erstmals vorzustellen. Am 12. Februar 1797 erklang diese volksliedartige<br />

einfache, klassisch schöne Melodie vor dem anwesenden Kaiserpaar im Wiener<br />

Burgtheater.<br />

Die neue Hymne war als Gegenstück zur französischen "Marseillaise" gedacht<br />

und sollte als "Volckslied" Ausdruck einer neuen patriotischen Begeisterung<br />

werden. Haydn verwendete später diese Melodie für den langsamen<br />

Variationssatz in seinem berühmten „Kaiserquartett op. 76“.<br />

Nach den monumentalen Händel-Konzerten, die Haydn in London gehört hatte,<br />

hatte er den Wunsch, ein Oratorium zu schreiben, das für alle Zuhörer ein<br />

moralisches und künstlerisches Erlebnis bedeuten sollte.<br />

Der bekannte Musikliebhaber Gottfried van Swieten (1730-1803) schrieb nach<br />

dem englischen Text <strong>von</strong> Lidley ein deutsches Textbuch. Die Uraufführung der<br />

"Schöpfung" 24 fand am 30. April 1798 im Schwarzenberg-Palais am Neuen Markt<br />

in Wien vor einem erlesenen Publikum statt und war ein überwältigender Erfolg.<br />

"... ich war auch nie so fromm, als während der Zeit, da ich an der Schöpfung<br />

arbeitete; täglich fiel ich auf meine Knie nieder...", 25 erzählte Haydn seinem<br />

Biographen Griesinger.<br />

24 www.haydnfestspiele.at<br />

25 Griesinger, www.haydnfestspiele.at, S.26<br />

56


1801 folgte dann das Oratorium "Die Jahreszeiten". 26<br />

Die Jahreszeiten<br />

Ab 1802 verschlechterte sich Haydns Gesundheitszustand zusehends und er war<br />

ab 1803 nicht mehr in der Lage zu komponieren.<br />

Auf Empfehlung seines Biographen Griesinger gab Haydn 1806 das unvollendete<br />

"Streichquartett op. 103" heraus. Es war ein zweisätziges "Lebewohl" gemeinsam<br />

mit seiner sogenannten "Visitenkarte" mit dem Text "Hin ist alle meine Kraft, alt<br />

und schwach bin ich".<br />

Joseph Haydn erhielt in der Folgezeit viele Ehrungen, aber er trat nicht mehr<br />

öffentlich auf.<br />

U.a. erhielt Haydn folgende Ehrungen:<br />

1798 wurde er Mitglied der königlich schwedischen Akademie und<br />

1801 Ehrenmitglied der Gesellschaft der Verdienste 'Felix meritis' Amsterdam.<br />

1803 erhielt Haydn die große goldene Salvatormedaille <strong>von</strong> der Stadt Wien<br />

verliehen.<br />

1804 wurde er Ehrenbürger <strong>von</strong> Wien und Ehrenmitglied der Philharmonischen<br />

Gesellschaft in Laibach.<br />

1805 erfolgte die Berufung in das Conservatoire in Paris.<br />

1807 wurde er Mitglied der Société académique des enfants d'Apollon in Paris<br />

und<br />

1808 wurde Haydn Ehrenmitglied der Philharmonischen Gesellschaft in<br />

St.Petersburg.<br />

26 Hob.XXI:3<br />

57


2.5.2. Alter und Tod<br />

2.5.2.1. Haydns letzte Jahre<br />

Am 26. Dezember 1803 trat Haydn zum letzten Mal öffentlich auf, lehnte aber<br />

Reiseeinladungen und kompositorische Aufträge aller Art entschieden ab.<br />

Carl Maria <strong>von</strong> Weber Luigi Cherubini<br />

In seinen letzten Jahren erhielt Haydn Besuche <strong>von</strong> prominenten<br />

Persönlichkeiten und wurde als Ehrenbürger der Stadt Wien zum gefeierten,<br />

"großen alten Mann", der <strong>von</strong> vielen bedeutenden Musikgesellschaften Europas<br />

mit Ehrendiplomen, Medaillen und Mitgliedschaften ausgezeichnet wurde.<br />

Alte Universität Wien, hier wurde 1808 Joseph Haydns „Schöpfung“ aufgeführt<br />

Das letzte Mal erschien Haydn in der Öffentlichkeit, als anlässlich seines 76.<br />

Geburtstages am 27. März 1808 sein Oratorium "Die Schöpfung" in der Aula der<br />

Alten Universität Wien aufgeführt wurde. Dieses feierliche Konzert ist auf<br />

einer Aquarellminiatur <strong>von</strong> Balthasar Wigand erhalten.<br />

58


Fürst Nikolaus II. Esterházy sandte eine Kutsche, damit der greise Haydn<br />

komfortabel <strong>von</strong> seinem Haus in Gumpendorf in die Innere Stadt reisen konnte.<br />

Als Haydn <strong>von</strong> zwei Lakaien in einem Tragsessel in den Saal getragen wurde,<br />

erklangen festliche Trompetenfanfaren. Die Anwesenden riefen "Vivat Haydn"<br />

und sein ehemaliger Schüler Ludwig van Beethoven küsste dem Meister zur<br />

Begrüßung die Hand.<br />

Die Aufführung, an der die gesamte Wiener Oberschicht teilnahm, wurde <strong>von</strong><br />

Antonio Salieri (1750-1825) geleitet.<br />

2.5.2.2. Haydns Tod<br />

Joseph Haydn starb am 31. Mai 1809 während der Belagerung Wiens durch<br />

Napoleonische Truppen friedlich in seiner Wohnung in Gumpendorf, wo sich seine<br />

Haushälterin und sein Sekretär Johann Elßler viele Jahre um ihn gekümmert<br />

hatten.<br />

Ein großes Zeichen der Bewunderung setzte Napoleon, der Feldherr der<br />

feindlichen Truppen, die Wien damals belagerten: Als es mit Haydn bergab ging,<br />

ließ er eine Ehrenwache vor dessen Haus postieren.<br />

Am 1. Juni 1809 wurde er zunächst auf dem Hundsturmer Friedhof 27 beerdigt.<br />

Heute ist an der Stelle nur ein Gedenkstein zu finden. Die Inschrift lautet:<br />

„Nicht ganz werde ich sterben.“<br />

Am folgenden Tag wurde ein Requiem in der Gumpendorfer Kirche zelebriert.<br />

Zwei Wochen später hielt man in der Schottenkirche in Wien einen großen<br />

Gedenkgottesdienst ab, zu dem Wiens elegante Welt erschienen war.<br />

27 www.scribd.com/doc/6430237/Burgenland-Reisemagazin<br />

59


Am 1. Juni 1809 wurde er zunächst auf dem Hundsturmer Friedhof 28 beerdigt.<br />

Von Anhängern der Schädellehre, die glaubten, <strong>von</strong> der Schädelform Rück-<br />

Schlüsse auf die geistigen Fähigkeiten schließen zu können, wurde kurz nach<br />

Haydns Tod sein Schädel entwendet.<br />

Nach mehreren Besitzerwechseln gelangte der Schädel erst 1954 in die<br />

Bergkirche in Eisenstadt, wohin der übrige Korpus schon 1820 überstellt wurde.<br />

Haydns sterbliche Überreste sind heute in einem Mausoleum, das Fürst Paul<br />

Esterházy 1932 in der Bergkirche in Eisenstadt errichten ließ, beigesetzt.<br />

Haydn-Mausoleum in der Bergkirche Eisenstadt<br />

28 heute: Haydnpark 12, Gaudenzdorfer Gürtel<br />

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2.5.2.3. Exkurs: Die Irrfahrten <strong>von</strong> Haydns Schädel<br />

Von 1809 bis 1954 dauerte es, bis das Sterbliche <strong>von</strong> Joseph Haydn im<br />

Mausoleum der Bergkirche <strong>von</strong> Eisenstadt seine "letzte Ruhestätte" gefunden<br />

hat:<br />

Sein Leichnam ruhte auf dem Hundsthurmer Friedhof über ein Jahrzehnt lang.<br />

Erst 1820, nachdem der Herzog <strong>von</strong> Cambridge nach einer Aufführung des<br />

Haydn - Oratoriums "Die Schöpfung", der er anlässlich eines Besuches in<br />

Eisenstadt beigewohnt hatte, ausgerufen haben soll: "Wie glücklich der Mann,<br />

der diesen Haydn im Leben besessen hat und noch im Besitz seiner irdischen<br />

Reste ist!" 29 , wurde das Haus Esterházy wieder auf seinen Diener aufmerksam<br />

und beschloss, Haydns Gebeine nach Eisenstadt überführen zu lassen.<br />

Doch als man Haydns Grab öffnete, war die Überraschung groß, denn man musste<br />

feststellen, dass der Schädel des Komponisten fehlte. Die eingeleiteten<br />

Erhebungen enthüllten Grausiges:<br />

Man stellte fest, dass der Fürstlich Esterházysche Sekretär Joseph Carl<br />

Rosenbaum - ein musischer Mensch, aber auch ein fanatischer Anhänger der<br />

"Gall´schen Schädellehre", welche die Meinung vertrat, dass die genialen<br />

Fähigkeiten eines Menschen im Schädel ihren Sitz haben und so nachweisbar<br />

sind - den Totengräber Jakob Demut bestochen und den Gefängnisverwalter<br />

Johann Peter sowie die Wiener Beamten Ignaz Ullmann und Michael Jungmann<br />

beauftragt hatte, acht Tage nach Haydns Begräbnis das Grab zu öffnen und dem<br />

Leichnam den Kopf abzutrennen.<br />

Haydns Schädel<br />

Sie erfüllten den Auftrag so genau, dass es trotz aller Nachforschungen<br />

zunächst nicht möglich war, den Aufbewahrungsort des Haydn - Schädels zu<br />

eruieren, so dass Joseph Haydns Leichnam zunächst ohne Cranium nach<br />

Eisenstadt überführt und in einer Gruft unter der Bergkirche bestattet wurde.<br />

29 www.bda.at/text/136/908/13770, S. 22<br />

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Ein Schädel, der später <strong>von</strong> Johann Peter als "Haydn - Schädel" der Polizei<br />

übergeben wurde und in aller Stille in Eisenstadt zu Haydns Gebeinen in den<br />

Sarg gelegt wurde, erwies sich als falsch, denn der echte Schädel befand sich im<br />

Besitz <strong>von</strong> Joseph Carl Rosenbaum, und dieser übergab ihn auf dem Totenbett<br />

seinem Freund Peter mit dem Auftrag, die Reliquie dem Musikkonservatorium zu<br />

vermachen.<br />

Doch es dauerte noch eine Weile, bis der Schädel Joseph Haydns ein<br />

Museumsobjekt wurde.<br />

Karl Semmelweis hat diese "Wanderfahrt" in einem 1954 erschienenen Aufsatz<br />

folgendermaßen geschildert: Peter versprach es und legte in seinem Testament<br />

dies mit folgendem Satz fest: "Übergeben an das genannte Musikkonservatorium<br />

soll dieser Kopf des Haydn, welches ich mit dem Eid, so wahr mir Gott helfe,<br />

beteuere, dass er derselbe ist, erst nach meinem Tode aus dem Grunde werden,<br />

um wegen dieser Handlung, die mir gut scheint, vor Verfolgung mich zu<br />

bewahren." 30<br />

Aber auch die Witwe Peters wagte aus Angst vor polizeilicher Verfolgung nicht,<br />

den Schädel dem Wiener Musikverein auszuliefern, sondern übergab ihn dem<br />

Arzt Dr. Karl Haller. Dieser gab ihn dem Anatom Rokitansky weiter, und erst<br />

dessen Erben vollstreckten das testamentarische Vermächtnis und übertrugen<br />

den Schädel der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, die ihn Jahrzehnte<br />

hindurch als kostbares Schaustück ihres Museums aufbewahrte.<br />

Die Gruft in Eisenstadt wartete inzwischen. 1909, anlässlich des 100.<br />

Todestages <strong>von</strong> Joseph Haydn, öffnete man sie, und nachdem man sich<br />

überzeugt hatte, dass der Leichnam Haydns unversehrt war, soll, wie ein<br />

Augenzeuge berichtet, die Fürstin Esterházy den Befehl gegeben haben, den<br />

Gruftdeckel zu schließen. "Für immer, auf dass Haydn ruhen könne."<br />

Nun, er ruhte noch lange nicht. Denn 1932, anlässlich seines 200. Geburtstages,<br />

setzten wieder Bestrebungen ein, den Schädel des Komponisten mit dem Körper<br />

zu vereinen. Die Gesellschaft der Musikfreunde schien durchaus geneigt, sich<br />

<strong>von</strong> ihrer Reliquie zu trennen und das Haus Esterházy erwies sich seinem treuen<br />

Diener gegenüber generös und errichtete ihm in der Eisenstädter Bergkirche ein<br />

Mausoleum, in dessen Sarkophag Joseph Haydn 123 Jahre nach seinem Tod<br />

endlich seine letzte Ruhestätte finden sollte.<br />

Alles war vorbereitet, doch im letzten Augenblick wurde das Vorhaben<br />

verhindert. Der Musikwissenschafter Dr. Otto Biba <strong>von</strong> der Gesellschaft der<br />

Musikfreunde begründete dies damit, dass die Gesetze in der Bundeshauptstadt<br />

Wien den Transport <strong>von</strong> Leichenteilen über die Stadtgrenzen hinaus verboten<br />

30 www.haydnkirche.at, S. 18<br />

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hätten und widerlegte damit Gerüchte, wonach sich die Musikfreunde den<br />

Schädel Joseph Haydns abkaufen lassen wollten.<br />

Der Sarkophag blieb leer, bis 1954 das Burgenland "seinen" großen Sohn<br />

heimholen konnte in die Stadt, in der er über drei Jahrzehnte lang gewirkt und<br />

den Großteil seines unvergänglichen Werkes geschaffen hat.<br />

Das Burgenland bereitete Joseph Haydn einen triumphalen Empfang. Durch<br />

Eisenstadt, an seinem Wohnhaus und am Schloss vorbei, führte der Weg des<br />

Schädels, und in einem Festakt vereinte ihn dann in der Bergkirche Gustinus<br />

Ambrosi mit den Gebeinen des Komponisten. Joseph Haydn war heimgekehrt und<br />

hatte nach 145 Jahren seine letzte Ruhestätte gefunden.<br />

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2.6. Anmerkungen zu Haydns Wesen und Charakter<br />

Haydn war bekannt für seine liebenswürdige und optimistische Persönlichkeit.<br />

Er hatte einen kräftigen Sinn für Humor, der in seiner Liebe zu Streichen<br />

hervortrat und auch in seiner Musik sichtbar wurde.<br />

Haydn wurde vor allem <strong>von</strong> den ihm unterstehenden Hofmusikern der Fürsten<br />

Esterhazy geschätzt, da er eine herzliche Arbeitsatmosphäre pflegte und die<br />

Interessen der Musiker wirksam gegenüber ihrem Arbeitgeber vertrat.<br />

Haydn war ein frommer Katholik, der oft seinen Rosenkranz zur Hand nahm,<br />

wenn er bei einer Komposition nicht mehr weiter wusste; eine Angewohnheit, die<br />

er als sehr hilfreich empfand.<br />

Wenn er eine Komposition beendet hatte, pflegte er „Laus deo“ oder ähnliche<br />

Wendungen an das Ende eines Manuskripts zu schreiben.<br />

Zur Zerstreuung liebte er die Jagd und das Angeln.<br />

Wie viele in seiner Zeit hatte er zwar die Pocken überlebt, aber sein Gesicht war<br />

dadurch leider mit Narben übersät. So war Haydn eher nicht gut aussehend; um<br />

so überraschter war er, als die Frauen ihn während seines London-Besuchs<br />

umschwärmten.<br />

Haydns äußere Erscheinung ist <strong>von</strong> vielen Beschreibungen und einer großen<br />

Anzahl <strong>von</strong> Bildern und Büsten bekannt. Er war <strong>von</strong> der Gestalt "etwas unter der<br />

mittelmäßigen Größe (...) der Blick war sprechend, feurig, aber doch mäßig, gütig,<br />

einladend". 31 Im täglichen Leben besaß Haydn viele angenehme Eigenschaften,<br />

wie Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Verständnis.<br />

Ein besonderer Wesenszug seines Charakters war neben seiner "arglosen<br />

Schalkheit" seine große Ordnungsliebe, die ihn sein ganzes Leben lang<br />

auszeichnete.<br />

Als Mitglied des fürstlichen Hofes erwarb sich Haydn gesellschaftliche<br />

Umgangsformen. So schrieb er: "... ich bin mit Kaisern, Königen, und vielen großen<br />

Herren umgegangen, und habe manches Schmeichelhafte <strong>von</strong> ihnen gehört...". 32<br />

Die verschiedenen Portraitmaler, die Haydn während seiner Lebenszeit<br />

zeichneten oder malten, versuchten in irgend einer Weise, Haydns Charakter auf<br />

ihren Bildern zum Ausdruck zu bringen und nicht sein hässliches Gesicht.<br />

Deshalb gleichen sich auch nicht zwei <strong>von</strong> allen bisher überlieferten Portraits.<br />

31 Griesinger, S. 107<br />

32 Griesinger, S. 103<br />

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3. DIE MUSIKER IN HAYDNS FAMILIE<br />

In Haydns Familie tauchten zwei weitere Musiker auf, wenngleich diese aber<br />

nicht so berühmt wurden wie Joseph Haydn. Die Rede ist <strong>von</strong> seinen beiden<br />

Brüdern Michael und Johann.<br />

3.1. Haydns Bruder Johann Michael<br />

3.1.1. Die Vita Johann Michael Haydns<br />

65<br />

Michael Haydn<br />

Johann Michael Haydn wurde am 14. September 1737 in Rohrau geboren.<br />

Nach einer Viehseuche im Jahr 1746 führten die Herrschaften in Rohrau<br />

verschieden Wallfahrten durch, die <strong>von</strong> Matthias Haydn, Michaels Vater,<br />

organisiert wurden. Michael Haydn erhielt bei diesen Wallfahrten die ersten<br />

nachhaltigen musikalischen Eindrücke der großen Kirchenmusik, für welche die<br />

Prozession dort berühmt war.<br />

Als Kind folgte Johann Michael Haydn zuerst seinem Bruder Joseph als<br />

Sängerknabe in den Wiener Stephandom. Nachdem er die Chorschule verlassen<br />

hatte, wurde er 1757 erst Geiger und 1760 bischöflicher Kapellmeister in Oreda<br />

(Großwardein).


Sein Hornkonzert erregte 1762 in Wien Aufsehen. Vom Erzbischof nach<br />

Salzburg geholt, wurde er am 14. August 1763 zum Hofkomponisten in Salzburg<br />

ernannt. Später war er als Organist an der Dreifaltigkeitskirche tätig und<br />

danach auch noch für die Dommusik zuständig. 1768 heiratete er die<br />

Hofsängerin Maria Magdalena Lipp.<br />

Johann Michael Haydn wirkte 43 Jahre in Salzburg. In dieser Zeit schrieb er<br />

360 sakrale und weltliche Kompositionen, vor allem Instrumentalmusik. Er war<br />

ein Freund Mozarts, beide Musiker schätzten sich gegenseitig sehr.<br />

Zweimal, nämlich 1798 und 1801, kam Michael Haydn für längere Zeit nach Wien.<br />

1801 schlug er aber ein Angebot des Fürsten Nikolaus II. Esterházy aus, als<br />

Vizekapellmeister in dessen Dienste zu treten.<br />

Michael Haydn starb am 10. August 1806 in Salzburg. Er wurde am Peters-<br />

Friedhof in Salzburg beigesetzt. Anlässlich der regelmäßigen Gruftleerung<br />

beschaffte sich Haydns Witwe den Schädel ihres verstobenen Mannes und<br />

stellte ihn neben ihrem Bett auf. Nach ihrem Tod wurde die Reliquie in einer<br />

Urne, die Teil des Grabmals <strong>von</strong> Joseph Haydn in der Stiftkirche ist, verwahrt.<br />

Heute finden wir Michaels Schädel im Safe des Stifts St. Peter in Eisenstadt.<br />

3.1.2. Die Bedeutung <strong>von</strong> Johann Michael Haydn<br />

Sein bekanntestes Werk ist das vor allem in katholischen Messen häufig<br />

gesungene „Das deutsche Hochamt“, das neben der durch Haydns Vorbild<br />

beeinflussten deutschen Messe <strong>von</strong> Franz Schubert zu den wenigen kirchlichen<br />

Volksgesängen der Klassik gehört.<br />

Johann Michael Haydn war ein wichtiger Wegbereiter der geistlichen Musik,<br />

aber auch sein symphonisches Schaffen war bedeutend. Bekannt sind die<br />

geistlichen Chorwerke, die er verfasst hat, z.B. die Missa Hispanica, für die er<br />

1804 in Stockholm sein Diplom erhielt oder seine Messe in d-Moll.<br />

Außerdem gilt Michael Haydn als maßgeblicher Begründer des Männerchores und<br />

des vierstimmigen Gesanges.<br />

Er war auch ein fruchtbarer Komponist weltlicher Musik. Unter anderem schuf<br />

er 40 Sinfonien, einige Konzerte und Kammermusik, darunter ein Streich-<br />

Quartett in C-Dur, das früher Joseph Haydn zugeschrieben worden war.<br />

Nach den Aussagen des Joseph Haydn Biographen Griesinger erkannte dieser<br />

das Kompositionstalent seines jüngeren Bruders an. „Händel sei groß in seinen<br />

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Chören, aber mittelmäßig im Gesange; Gluck sei wegen seiner richtigen<br />

Intentionen und seiner Stärke, Piccini wegen seiner Anmuth und seines lieblichen<br />

Gesanges vorzuziehen. In der Kirchenmusik verdienen die Arbeiten seines<br />

Bruders, Michael Haydn, eine der ersten Stellen; es sey aber nur schade, dass<br />

dieses Fach so schlecht bezahlt werde, denn man könne sich mit einem Dudelsack<br />

mehr verdienen als mit Oratorien und Messen.“ 33<br />

Wie Mozart starb Michael Haydn, ohne die letzte Vertonung seines Requiems<br />

vollenden zu können.<br />

Eine Begründung, warum Michael Haydn weit weniger bekannt ist als sein<br />

berühmter Bruder Joseph, mag darin liegen, dass seine Werke, hier vor allem<br />

natürlich seine geistlichen Werke, zu seiner Zeit nicht gedruckt wurden, sondern<br />

lediglich in handschriftlichen Kopien hauptsächlich <strong>von</strong> Kloster zu Kloster<br />

verbreitet wurden.<br />

Ein großer Teil des Schaffens <strong>von</strong> Michael Haydn ist der Öffentlichkeit noch<br />

weitgehend unbekannt und muss erst noch entdeckt und öffentlich gemacht<br />

werden.<br />

3.1.3. Die Werke Johann Michael Haydns (in Auswahl)<br />

ÿ Oratorium, „Der büßende Sünder“<br />

ÿ Konzert für Orgel, Viola und Streicher C-Dur<br />

ÿ Trompetenkonzert C-Dur<br />

ÿ Concertino für Fagott B-Dur<br />

ÿ Tristis est anima mea<br />

ÿ Konzert für Altposaune in B-Dur<br />

ÿ Requiem in B-Dur (unvollendet)<br />

33 www.archive.org/stream/musikalischescon10mend/djvu.txt<br />

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3.2. Haydns Bruder Johann Evangelist<br />

Johann Evangelist Haydn<br />

Johann Evangelist Haydn wurde am 23. Dezember 1743 geboren.<br />

Er war das 11. Kind <strong>von</strong> Matthias und Anna Maria Koller Haydn. In der Familie<br />

wurde er oft „Hansl“ genannt. Seine Karriere und Ausbildung waren breiter<br />

angelegt. Folgt man Haydns Biograph Dies, so kam Johann Haydn in jungen<br />

Jahren ebenfalls als Chorknabe in den Wiener Stephandom.<br />

Nach Rosemary Hughes wurde er auch im Beruf seines Vaters als Wagenbauer<br />

ausgebildet, jedoch eignete er sich aber nicht zur Übernahme des väterlichen<br />

Geschäftes.<br />

1765, nach dem Tod seines Vaters und der Wiederverheiratung seiner<br />

Stiefmutter, schloss sich Johann Haydn seinem Bruder Joseph an und schlug die<br />

Laufbahn eines Musikers ein. Sein Bruder, der inzwischen im Schloss Esterhazy<br />

arbeitete, nahm ihn schließlich als Tenorsänger auf. Er arbeitete dort sechs<br />

Jahre ohne Bezahlung, aber immer unterstützt <strong>von</strong> seinem Bruder, bis er ein<br />

kleines Gehalt bekommen konnte.<br />

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Johann Haydn war offensichtlich kein sehr begnadeter Sänger. So bemerkte der<br />

Komponist Antonio Salieri, dass eine seiner Schülerinnen „durch die Nase sang<br />

wie Hansl <strong>Haydn“</strong>. Es ist also möglich, dass er <strong>von</strong> Haydns Gönner Fürst Nikolaus<br />

Esterházy aus Gefälligkeit und Wertschätzung für Joseph Haydns Dienste auf<br />

die Gehaltsliste gesetzt wurde.<br />

Dasselbe vermutete man übrigens später auch bei der Geliebten <strong>von</strong> Joseph<br />

Haydn, der mittelmäßigen Sängerin Luigia Polzelli.<br />

Johann Haydn wurde 61 Jahre, er starb 1805 in Eisenstadt, immer noch im<br />

Dienst der Familie Esterházy.<br />

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4. HAYDNS FREUNDE (IN AUSWAHL)<br />

Über Haydns Freundschaften gibt es noch keine umfassende Literatur. Man kann<br />

dennoch beispielhaft einige Personen benennen, mit denen Joseph Haydn über<br />

Jahre intensiv durch Briefwechsel oder gemeinsames Musizieren verbunden war.<br />

Dazu gehören u.a.:<br />

4.1. Wolfgang Amadeus Mozart<br />

70<br />

Wolfgang Amadeus Mozart<br />

Um 1781 entstand eine enge Freundschaft zwischen Haydn und Mozart, dessen<br />

Werk er schon über Jahre hinweg beeinflusst hatte. Die zwei Komponisten<br />

genossen es, in Streichquartetten zusammen zu spielen. Haydn war sehr <strong>von</strong><br />

Mozarts Werk beeindruckt.<br />

Es ist augenfällig, dass Haydn zu dieser Zeit großenteils aufhörte, Opern und<br />

Konzerte zu schreiben – zwei der Gattungen, in denen Mozart am stärksten war.<br />

Mozart dagegen arbeitete hart daran, sechs Streichquartette zu schreiben, die<br />

mit dem Niveau mithalten konnten, das Haydn mit seiner kurz davor vollendeten<br />

Reihe Op. 33 erreicht hatte; als Mozart damit fertig war, widmete er die<br />

Quartette seinem Freund.<br />

Haydn gehörte inzwischen der Freimaurerloge „Zur wahren Eintracht“ an,<br />

Mozart war Mitglied in der Loge „Zur Wohltätigkeit“. Als Haydn am 11. Februar<br />

1785 aufgenommen wurde, konnte Mozart aber nicht anwesend sein, da er am<br />

gleichen Abend, in Anwesenheit seines Vaters Leopold, ein Subskriptionskonzert<br />

in der „Mehlgrube“ gab.<br />

Durch die Logenzugehörigkeit der beiden Männer erhielt ihre Freundschaft eine<br />

zusätzliche Facette.<br />

Hier mehr über W. A. Mozart zu schreiben, sprengt den Rahmen dieser Arbeit.


4.2. Marianne <strong>von</strong> Genzinger<br />

Im Juni 1789 erhielt Joseph Haydn einen Brief, der das Fundament zu einer<br />

einzigartigen, innigen Freundschaft legte. Marianne <strong>von</strong> Genzinger (1750-1793),<br />

die Frau des Wiener Leibarztes <strong>von</strong> Fürst Nikolaus I. Esterházy,, sandte ihm<br />

einen Klavierauszug, den sie <strong>von</strong> einem Andante aus einer seiner Symphonien<br />

angefertigt hatte. Mit der Bitte um Korrekturen und der geäußerten Hoffnung,<br />

Haydn bald in Wien zu sehen, begann ein langer Briefwechsel, der uns einen<br />

Einblick in Haydns Persönlichkeit eröffnet.<br />

Über die Entstehung der Symphonie, die offenbar schon Jahre vorher geplant<br />

war, berichtete van Hoboken (1957) aus dem Briefwechsel zwischen Haydn und<br />

Frau <strong>von</strong> Genzinger. So schrieb Haydn am 14. März 1790:<br />

„ … die versprochene neue Sinfonie werden Ihro Gnaden in Monath April (…)<br />

überkommen …“<br />

Am 30. Mai 1790 führte er dann aus, dass er „Gott lob, gesund, und thätige lust<br />

zur arbeith habe“; andererseits bedauerte Haydn „bey dieser lust, dass Euer<br />

Gnaden so lang auf die versprochene Sinfonie warten müssen.“<br />

Und im Brief vom 15. August 1790: „diese arme versprochene Sinfonie schwebt<br />

seit Ihrer anordnung stets in meiner Fantasie, nur einige (leyder) bishero<br />

Nothdringende zu fälle haben diese Sinfonie noch nicht zur welt kommen lassen!“<br />

Am 17. November 1791, inzwischen in London, teilte er Frau <strong>von</strong> Genzinger mit:<br />

„meine versprochene neue Sinfonie werden Euer gnaden in 2 Monathen erhalten.<br />

um aber gute Ideen zu bekommen, so bitte ich, schreiben mir Euer gnaden, aber<br />

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schreiben Sie ja recht viel …“. Aber auch diese Zusage konnte Haydn nicht<br />

einhalten, sondern schrieb am 20. Dezember 1791. „… jene Sinfonie aber, so für<br />

Euer Gnaden bestimt, werd ich längstens anfangs February übermachen.“<br />

Endlich konnte er Frau <strong>von</strong> Genzinger am 2. März 1792 <strong>von</strong> der vor zwei Jahren<br />

versprochenen Sinfonie mitteilen: „… da ich dieselbe vergangenen Freytag zum<br />

erstenmahl producirte; Sie machte (…) den Tiefesten Eindruck auf die Hörer.“<br />

Haydn konnte aber das Werk immer noch nicht zusenden: „Erstens weil ich<br />

willens bin, das letzte Stück <strong>von</strong> derselben abzuändern, und zu verschönern, da<br />

solches in rücksicht der Ersten Stücke zu schwach ist (…) und 2. ursach ist, weil<br />

ich in der that befürchte, dass dieselbe möchte gefahr laufen in fremde Hände<br />

zu komen. (…) Euer gnaden müssen demnach mir Ihre gütige nachsicht schenken,<br />

bis ich selbst die gnade haben werden, bis Ende July (…) die Sinfonie zu<br />

übergeben.“<br />

Die Bewunderung der 23 Jahre jüngeren, feingebildeten Frau <strong>von</strong> Genzinger<br />

bewegte Haydn dazu, ihr seine innersten Gefühle zu offenbaren und vor allem<br />

sein Bedürfnis nach Verständnis für seine Einsamkeit in Eszterháza zu äußern.<br />

Am 8. Januar 1791 kurz nach seiner Ankunft in London schrieb Haydn in einem<br />

sehr persönlichen Brief an seine Freundin:<br />

„(…) meine anckunft verursachte grosses aufsehen durch die ganze stadt durch<br />

3 Tag wurd ich in allen zeitungen herumgetragen: jederman ist begierig mich zu<br />

kennen. Ich muste schon 6 mahl ausspeisen, und könnte wenn ich wollte täglich<br />

eingeladen seyn, allein ich mus erstens auf meine Gesundheit, und 2tens auf<br />

meine arbeith sehen. (…) alles dieses meine gnädige Frau war für mich sehr<br />

schmeichelhafft, doch wünschte ich mir auf eine zeit nach wienn fliehen zu<br />

könen um mehrere ruhe zur arbeith zu haben, dan der lärm auf denen gassen <strong>von</strong><br />

dem allgemeinen verschiedenen Verkaufs Volck ist unausstehlich (…).“ 34<br />

Zahlreiche weitere Briefe Haydns sind aus jener Zeit erhalten; sie befanden<br />

sich im Nachlass <strong>von</strong> Frau <strong>von</strong> Genzinger. Haydn bewahrte die Briefe, die sie an<br />

ihn richtete, offensichtlich nicht auf.<br />

Marianne <strong>von</strong> Genzinger starb 1793 im Alter <strong>von</strong> 43 Jahren.<br />

34 Der ganze Brief für Marianne v. Genzinger in: www.wikipedia.org<br />

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4.3. Mrs Rebecca Schroeter<br />

Rebecca Schroeter, geb. Scott, lebte <strong>von</strong> 1751 bis 1826 in London. Sie war die<br />

Ehefrau des deutschen Komponisten Johann Samuel Schroeter.<br />

Als Witwe lernte sie Joseph Haydn auf seiner ersten Englandreise 1791 kennen,<br />

lud ihn zu sich ein und bat ihn, ihr Klavierunterricht zu geben. Bald entstand<br />

daraus ein intensives Liebesverhältnis. Haydn selbst zeigte seinem Biographen<br />

A.C. Dies 1806 sein zweites Londoner Notizbuch, in das er zweiundzwanzig an<br />

ihn gerichtete Briefe Rebeccas aus den Jahren 1791/92 übertragen hatte.<br />

Dies schrieb:<br />

„ ...Haydn lächelte und sagte: »Briefe <strong>von</strong> einer englischen Wittwe in London, die<br />

mich liebte; aber sie war ... noch eine schöne und liebenswürdige Frau, die ich,<br />

wenn ich damahls ledig gewesen wäre, sehr leicht geheirathet hätte.«“<br />

Und weiter:<br />

„ ...Haydn genoß in der Gesellschaft der Wittwe sehr angenehme Stunden; wenn<br />

er sonst nirgends eingeladen war, speiste er gewöhnlich bey ihr.“ 35<br />

Wie viel diese Beziehung für Haydn selbst bedeutete, können wir aus dem<br />

Umstand erahnen, dass diese Liebesbriefe die einzigen sind, die er in seinem<br />

Leben für aufbewahrenswert hielt und sogar in sein Notizbuch übertragen hatte.<br />

Haydns Briefe an Rebecca Schroeter sind leider verschollen. Die überlieferte<br />

Korrespondenz ist auf den ersten Londonbesuch des Meisters beschränkt;<br />

wahrscheinlich hatte Rebecca selbst für Haydns zweiten Londoner Aufenthalt<br />

(Februar 1794 bis August 1795) das Domizil ganz in ihrer Nähe ausgesucht.<br />

Nach 1795 sahen sich die beiden nie wieder, sie müssen jedoch noch in Kontakt<br />

geblieben sein, denn Haydn schenkte Rebecca drei Klaviertrios, 1796 nutze sie<br />

ihre Verbindungen zum Musikverlag Hyde und im Jahr 1800, als Haydns „Die<br />

Schöpfung” ediert wurde, erschien Rebecca Schroeters Name auf der Liste der<br />

Abonnenten.<br />

35 Dies, S. 133f<br />

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4.4. Die Biographen<br />

4.4.1. Georg August Griesinger<br />

Georg August Griesinger wurde 1769 in Stuttgart geboren, studierte Theologie,<br />

unterrichtete als Lehrer und wurde Diplomat. 1799 kam er nach Wien, wo er als<br />

Korrespondent der Allgemeinen musikalischen Zeitung in Leipzig arbeitete.<br />

Er verhandelte mit Haydn erfolgreich über die Ausgabe dessen vollständiger<br />

Werke durch den Verlag Breitkopf & Härtel.<br />

Später entstand zwischen den beiden Männern eine Freundschaft und schließlich<br />

hatte Griesinger die Idee, eine Biographie über Joseph Haydn zu schreiben.<br />

Wenn Griesinger <strong>von</strong> seinen Besuchen bei dem Komponisten nach Hause kam,<br />

schrieb er sofort alles auf in der Hoffnung, damit die Genauigkeit des Erzählten<br />

zu erhöhen. 1810 wurde das Buch unter dem Titel „Biographische Notizen über<br />

Joseph <strong>Haydn“</strong> in Leipzig veröffentlicht und gilt als erste Wahl unter den frühen<br />

Haydn-Biographien.<br />

Griesinger starb am 9. April 1845 in Wien.<br />

4.4.2. Albert Christoph Dies<br />

Albert Christoph Dies (1755-1822) war ein deutscher Maler, Komponist und<br />

Biograph aus Hannover.<br />

Als Maler hielt er sich lange in der Nähe Roms auf, bis er über den Fürsten<br />

Nikolaus II. Esterházy mit Haydn in Kontakt kam und 1805 diesen erstmals in<br />

dessen Haus in Wien-Gumpendorf besuchte. Es entstand eine intensive<br />

Beziehung zum alternden Haydn.<br />

Bei 30 Besuchen führte Dies über drei Jahre Gespräche mit dem Musiker, aus<br />

denen er den Stoff für seine Haydn-Biographie gewann. Außerdem schöpfte er<br />

aus der Biographie Griesingers, die er mit nicht immer glaubwürdigen Anekdoten<br />

anreicherte.<br />

Von Dies´ musikalischen Werk ist nichts erhalten; er starb am 28. Dezember<br />

1822 in Wien.<br />

4.4.3. Guiseppe Antonio Carpani<br />

Giuseppe Carpani, geboren 1752, war ein italienischer Dichter und Schriftsteller.<br />

An Stelle eines Studiums schrieb er schon als junger Mann eine Komödie und<br />

mehrere Opern-Libretti.<br />

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1796 zog er erstmals nach Wien, wo er bis zum Lebensende im Dienst des<br />

kaiserlichen Hofes stand. U.a. übersetzte er Haydns „Die Schöpfung“ in die<br />

italienische Sprache und schrieb ein gefeiertes Sonett.<br />

Carpani war ein großer Fan <strong>von</strong> Haydn und veröffentlichte ein Buch über ihn und<br />

seine Kompositionen mit dem Titel „La Haydine“.<br />

Er starb in Wien am 22. Januar 1825 im Alter <strong>von</strong> 73 Jahren.<br />

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5. HAYDNS SCHÜLER (IN AUSWAHL)<br />

5.1. Marianne Auenbrugger<br />

76<br />

Marianne Auenbrugger<br />

Marianne Auenbrugger wurde am 19. Juli 1759 in Wien geboren, sie starb am 25.<br />

August 1782 in Wien. Sie war eine österreichische Pianistin und Komponistin.<br />

Die Tochter des Arztes Leopold Auenbrugger war als Musikerin in Wien hoch<br />

angesehen. Zusammen mit ihrer Schwester Caterina Franziska war sie Schülerin<br />

<strong>von</strong> Joseph Haydn und Antonio Salieri.<br />

Haydn widmete den beiden Schwestern im Jahre 1780 einen Zyklus <strong>von</strong> sechs<br />

Klaviersonaten (Hob. XVI:35-39 und 20).<br />

Als Marianne 1782 an Unterernährung starb, ließ Salieri auf eigene Kosten bei<br />

Artaria eine <strong>von</strong> ihr komponierte Klaviersonate drucken und fügte eine <strong>von</strong> ihm<br />

selbst geschriebene Trauerode für Sopran und Klavier an.


5.2. Ludwig van Beethoven<br />

Über den bekannten Komponisten, Klavierspieler usw. zu schreiben, würde den<br />

Rahmen dieser <strong>Expertenarbeit</strong> sprengen.<br />

77<br />

Ludwig van Beethoven<br />

Interessant ist allerdings im Zusammenhang mit Joseph Haydn, dass Haydn<br />

schnell das Genie Beethoven erkannte und förderte, dass es aber leider 1792<br />

zum Bruch zwischen den beiden großen Musikern kam.<br />

5.3. Johann Georg Distler<br />

Geboren 1765 in oder bei Wien, gestorben am 28. Juli 1799 in Wien. Er war ein<br />

österreichischer Geiger und Komponist.<br />

Johann Georg Distler war der Lieblingsschüler <strong>von</strong> Joseph Haydn und wirkte <strong>von</strong><br />

1781 bis 1796 in der Hofkapelle Stuttgart, zuletzt als Kapelldirektor. Er lebte<br />

danach in Wien als bekannter Komponist für Kammermusik, widmete seine Werke<br />

Prinzessin Sophie und Prinz Carl <strong>von</strong> Württemberg sowie Großfürst Paul <strong>von</strong><br />

Russland. 36<br />

Zu seinen Werken gehören:<br />

ÿ 6 Quartette, 1791<br />

ÿ 6 Quartette für Violinen und Violoncelli, 1791<br />

ÿ 6 Quintette, 1799 (verschollen)<br />

36 Weitere Literatur über Johann Georg Distler:<br />

F. Blume (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Band 3, 1984.


5.4. Peter Hänsel<br />

Peter Hänsel wurde am 9. November 1770 in Leppe (Provinz Schlesien) geboren<br />

und starb am 18. September 1831 in Wien. Er war ein deutsch-österreichischer<br />

Komponist und Violinist.<br />

Leben:<br />

Nach einer musikalischen Ausbildung bei seinem Onkel in Warschau trat Hänsel<br />

1787 in das Orchester des Fürsten Grigori Alexandrowitsch Potjomkin in<br />

Petersburg ein.<br />

1791 wurde er Konzertmeister bei der Fürstin Izabela Lubomirska in Wien, bei<br />

der er ab 1796 mit festem Jahresgehalt angestellt war. Hänsel nahm bei Joseph<br />

Haydn Unterricht und reiste 1802 für ein Jahr nach Paris.<br />

Peter Hänsel schuf ein recht umfangreiches Werk:<br />

ÿ 35 Streichquartette<br />

ÿ 4 Quintette<br />

ÿ 3 Quartette mit Flöte und Klarinette<br />

ÿ 9 Violinduette<br />

ÿ außerdem Variationen, Polonaisen, Rondos, Märsche und ähnliches für<br />

verschiedene Instrumente.<br />

78


5.5. Ignaz Pleyel<br />

79<br />

Ignaz Josef Pleyel<br />

Ignaz Josef Pleyel wurde am 18. Juni 1757 in Ruppersthal in Niederösterreich<br />

geboren und starb am 14. November 1831 bei Paris.<br />

Der österreichische Komponist und Klavierfabrikant war der Sohn des<br />

Schulmeisters Martin Pleyl und dessen Gattin Anna Theresia. Seinen<br />

Familiennamen ergänzte er mit einem e, als er die französische<br />

Staatsbürgerschaft annahm.<br />

Leben:<br />

Pleyel war Schüler Joseph Haydns und Johann Baptist Vanhals in Pressburg und<br />

Eisenstadt. Seine Gönner, die Grafen Erdödy, bezahlten ihm die Ausbildung und<br />

den Aufenthalt bei Haydn - 100 Louisdor pro Jahr.<br />

Er vollendete seine Ausbildung in Italien und übersiedelte 1783 nach Straßburg,<br />

wo er Adjunkt des Domkapellmeisters Franz Xaver Richter wurde und sich<br />

fortan "Ignace" nannte. Bevor er nach Richters Tod 1789 dessen Nachfolge<br />

antrat, nahm er die französische Staatsbürgerschaft an.<br />

Vor der Revolution floh er nach London und wirkte dort zeitgleich mit seinem<br />

früheren Lehrer Haydn. Von 1795 an lebte er in Paris, wo er eine<br />

Musikalienhandlung und später daneben die noch heute unter der Firma Pleyel,<br />

Wolff u. Komp. bestehende Klavierfabrik gründete.<br />

Pleyels Grab befindet sich auf dem Pariser Prominentenfriedhof Père Lachaise.<br />

1959 wurde die Ignaz-Pleyel-Gasse in Wien-Favoriten nach ihm benannt.


Sein Sohn, Camille Pleyel, geb. 1792, bildete sich unter Leitung seines Vaters und<br />

des Komponisten Johann Ladislaus Dussek zum Klavierspieler aus und übernahm<br />

1825 die väterliche Klavierfabrik, der er bis zu seinem Tod am 4. Mai 1855 als<br />

Leiter vorstand.<br />

Werke:<br />

Pleyel hinterließ zahlreiche Kompositionen (zumeist Instrumentalwerke), welche<br />

zeitweilig an Beliebtheit selbst mit Haydn wetteifern konnten, jedoch noch zu<br />

Lebzeiten ihres Autors in Vergessenheit gerieten.<br />

Dazu gehören:<br />

ÿ Klavierschule <strong>von</strong> 1797, die er gemeinsam mit Dussek schuf<br />

ÿ 41 Sinfonien<br />

ÿ 6 Symphonies Concertantes<br />

ÿ 2 Opern : „Die Fee Urgèle“ und „Ifigenie in Aulide“<br />

ÿ ein Requiem<br />

ÿ Lieder<br />

ÿ sowie eine große Zahl kammermusikalischer Kompositionen<br />

Titelblatt der "Grande Sonate" op. 45,3; Druck <strong>von</strong> 1797<br />

Von seiner Kammermusik ragen die Streichquartette heraus, da sie <strong>von</strong> großer<br />

musikalischer Qualität sind, was ihm zu seiner Zeit einen ausgezeichneten Ruf<br />

als Komponist einbrachte.<br />

Über Pleyels Streichquartette schrieb Mozart den 24. April 1784 in einem Brief<br />

an seinen Vater:<br />

„Sie sind sehr gut geschrieben, und sehr angenehm; Sie werden auch gleich<br />

seinen Meister [Haydn] herauskennen. Gut - und glücklich für die Musik, wenn<br />

Pleyel seiner Zeit im Stande ist, uns Haydn zu remplacieren!“ 37<br />

37 de.wikipedia.org/wiki/Ignaz Josef Pleyel<br />

80


5.6. Sigismund Neukomm<br />

81<br />

Sigismund Neukomm<br />

Sigismund Ritter <strong>von</strong> Neukomm wurde am 10. Juli 1778 in Salzburg geboren und<br />

starb am 3. April 1858 in Paris. Er war Komponist, Pianist, Diplomat und<br />

möglicherweise auch Spion.<br />

Leben:<br />

Neukomm war ein Schüler Michael Haydns, später ein enger Mitarbeiter Joseph<br />

Haydns und ein großer Verehrer Mozarts. Für dessen unvollständig gebliebenes<br />

Requiem verfasste er eine Ergänzung mit einem finalen "Libera Me" (die in der<br />

Version <strong>von</strong> Franz Xaver Süßmayr fehlt).<br />

Neukomm war in vielen Ländern der Welt tätig. So war er zum Beispiel <strong>von</strong> 1804<br />

bis 1808 Kapellmeister in Sankt Petersburg und 1816 bis 1821 in Brasilien. Die<br />

meiste Zeit lebte er jedoch in Paris.<br />

Werk:<br />

Sein musikalisches Œuvre umfasst über 1300 Werke, darunter:<br />

ÿ 10 Opern<br />

ÿ 3 Oratorien<br />

ÿ geistliche Musik<br />

ÿ Lieder in verschiedenen Sprachen


Sein großes Vorbild Mozart lernte er nie kennen, er wurde aber Cembalolehrer<br />

für dessen Sohn Carl. Seine Musik orientierte sich an der seiner Vorbilder,<br />

schaffte es aber trotzdem innovativ zu sein.<br />

Neukomm ist heute weitgehend unbekannt. Wegen der beachtlichen Qualität<br />

vieler Werke steigt das Interesse an der vielseitigen Person in den letzten<br />

Jahren. 38<br />

38 Weitere Literatur zu Sigismund Neukomm:<br />

Gisela Pellegrini-Brandacher: Ritter Sigismund <strong>von</strong> Neukomm und seine Oratorien. Diss. München 1936. [Mit Noten)<br />

1. Das Leben des Komponisten. 2. Oratorien<br />

Rudolph Angermüller: Sigismund Neukomm : Werkverzeichnis, Autobiographie Beziehung zu seinen Zeitgenossen.<br />

München/Salzburg: Katzbichler, 1977<br />

T. G. Waidelich: ... ganz genau gemessenes, aufs sparsamste begleitetes Recitativ, ohne Bestimmung der Töne<br />

Sigismund Neukomms ‚musikalisch rhythmische‘ Notierung der Chorszenen zu Schillers Braut <strong>von</strong> Messina (1805), in:<br />

Carl Maria <strong>von</strong> Weber und die Schauspielmusik seiner Zeit. […] (= Weber-Studien, Bd. 7), Mainz 2003, S. 131-155<br />

Sigismund <strong>von</strong> Neukomm: Die Braut <strong>von</strong> Messina (Messinskaja nevesta, ili Vra duju čie bratʹja : melodrama [k tragedii<br />

F. Šillera] = Die Braut <strong>von</strong> Messina oder die feindlichen Brüder : Melodram / Sigizmund Ritter fon Nejkom.<br />

Vosstanovlenie po rukopisi i tekstologičeskaja redakcija DenisaGermanoviča Lomteva (Hrsg. Denis G. Lomtev),<br />

(Partitur) Moskva 2004 (nach dem Orig. aus Weimar Petersburg, 1805, das inzwischen verbrannt ist.)<br />

82


6. HAYDNS WERKE UND SEIN WERK<br />

6.1. Haydns Werke<br />

Joseph Haydn hinterließ der Nachwelt ein grandioses Opus. Sein musikalisches<br />

Schaffen umfasste im Laufe seines Lebens über 1200 Werke; es konnte bis<br />

heute noch nicht in seiner Gesamtheit ediert werden.<br />

1765 legte er ein Verzeichnis seiner Werke an, den sog. "Entwurfskatalog".<br />

Der Beginn seines kompositorischen Schaffens liegt um das Jahr 1747, als<br />

Haydn 15 oder 16 Jahre alt war. Wie aus seinen Berichten hervorgeht, musste er<br />

sich den Großteil seiner musikalischen Ausbildung selbst aneignen.<br />

Den Feinschliff für das Komponieren erhielt er <strong>von</strong> dem italienischen Meister<br />

Porpora.<br />

Haydns Werke beinhalten fast alle Gattungen der Vokal- und<br />

Instrumentalmusik. Sein Lebenswerk beginnt mit dem heute nicht mehr<br />

erhaltenen, mehrstimmigen “Salve Regina”.<br />

Im Einzelnen gehören zu Haydns Werken, nach Gruppen zusammengefasst:<br />

6.1.1. Die geistlichen Werke<br />

Haydn schuf 14 Messen, darunter die “Missa Brevis”, die “Nelsonmesse” (1798),<br />

die “Theresienmesse” (1799) und die “Harmoniemesse” (1802).<br />

Weitere geistliche Werke wie zum Beispiel eine “Salve Regina in E-Dur” und ein<br />

“Ave Regina in A-Dur” entstanden in den Jahren 1756 und 1763. 39<br />

39 Haydns Messen, darunter:<br />

Missa brevis, Jugendmesse (~1750, Hob.XXII:1)<br />

Rorate coeli desuper (~ 1750, Hob. XXII: 3)<br />

Missa in honorem Beatissimae Virginis Mariae, Große Orgelsolomesse (~1766, Hob.XXII:4)<br />

Missa Cellensis in honorem Beatissimae Virginis Mariae, Cäcilienmesse (1766, Hob.XXII:5)<br />

Missa Sancti Nicolai, Nikolaimesse (1772, Hob.XXII:6)<br />

Missa brevis Sancti Johannis de Deo, Kleine Orgelsolomesse (~1778, Hob.XXII:7)<br />

Missa Cellensis, Mariazeller-Messe (1782, Hob.XXII:8)<br />

Missa in tempore belli, Paukenmesse (1796, Hob.XXII:9)<br />

Missa Sancti Bernardi de Offida, Heiligmesse (1796, Hob.XXII:10)<br />

Missa in Angustijs, Nelsonmesse, (1798, Hob.XXII:11)<br />

Theresienmesse (1799, Hob.XXII:12)<br />

Schöpfungsmesse (1801, Hob.XXII:13)<br />

Harmoniemesse (1802, Hob.XXII:14)<br />

83


1802 schuf Haydn noch eine “Messe in B”, die Harmoniemesse. Sie stellt Haydns<br />

letzte vollendete Komposition dar.<br />

Haydns Ruhm wurde noch gesteigert durch seine sechs Oratorien. Dazu gehören<br />

das “Stabat Mater” (1767), “Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am<br />

Kreuze” und “Die Schöpfung”. Mit dem Opus “Die Schöpfung” setzte er sich<br />

selbst ein Denkmal. Die Uraufführung des Oratoriums, bei dem Engel gesanglich<br />

durch die Schöpfungsgeschichte führen, wurde ein grandioser Erfolg. 40<br />

6.1.2. Die Bühnenwerke<br />

Joseph Haydn verfasste auch 24 Opern und Singspiele, darunter “Der krumme<br />

Teufel”, “Lo speziale” Der Apotheker (1768), “Le Pescatrici” Die Fischerinnen<br />

(1769), “Il Mondo Della Luna” Die Welt auf dem Monde u.v.a. 41<br />

6.1.3. Die Symphonien<br />

Etwa <strong>von</strong> 1758 bis 1761 schrieb Haydn seine ersten Sinfonien; im Laufe seines<br />

Lebens wurden es 108. Einige seiner Sinfonien erhielten Beinamen und sind mit<br />

Anekdoten verbunden.<br />

Über die “Abschiedssymphonie Nr. 45“ erzählt man sich folgendes:<br />

Nachdem Fürst Esterházy die Heimreise seines Hofstaates aus seinem<br />

Sommersitz Schloss Ezsterháza immer wieder hinausgezögert hatte, stellte er<br />

40<br />

Die Oratorien, z. B.:<br />

Die Schöpfung (1798)<br />

Die Jahreszeiten und (1801)<br />

Die Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz<br />

41<br />

Haydns Opern, darunter:<br />

Acide e Galatea (1762, Hob.XXVIII:1)<br />

La Canterina (1766, Hob.XXVIII:2)<br />

Lo Speziale (Der Apotheker) (1768, Hob.XXVIII:3)<br />

Le pescatrici (Die Fischerinnen) (1769, Hob.XXVIII:4)<br />

L'Infedeltà Delusa (Liebe macht erfinderisch (1773, Hob.XXVIII:5)<br />

L'Incontro improvviso (Die unverhoffte Zusammenkunft (1775, Hob.XXVIII:6)<br />

Il Mondo della Luna (Die Welt auf dem Monde) (1777, Hob.XXVIII:7)<br />

La vera constanza (1777/78, Hob.XXVIII:8)<br />

L'Isola Disabitata (1779, Hob.XXVIII:9)<br />

La fedeltà premiata (Die belohnte Treue) (1780, Hob.XXVIII:10)<br />

Orlando Paladino (Der Ritter Roland) (1782, Hob.XXVIII:11)<br />

Armida (1784, Hob.XXVIII:12)<br />

L'Anima del Filosofo - Orfeo ed Euridice (1791, Hob.XVIII:13)<br />

84


damit den Familien-Sinn seiner Kapelle auf eine harte Probe. Haydn komponierte<br />

daraufhin seine Abschiedssymphonie so, dass sich die Instrumentalisten am<br />

Schluss reihum verabschiedeten. Sie packten ihre Instrumente ein, löschten das<br />

Licht am Pult und verließen die Bühne. Schlussendlich waren nur noch zwei<br />

Violinen übrig geblieben. Der Fürst hatte den Wink verstanden und schon am<br />

nächsten Tag ging es der Legende nach zurück in die Heimat.<br />

Während seiner England-Aufenthalte präsentierte Haydn einem staunenden und<br />

begeisterten Publikum eine Vielzahl <strong>von</strong> Symphonien. Und auch hier kamen so<br />

manche <strong>von</strong> diesen Werken zu kuriosen Namen. So erzählt man sich beispielsweise,<br />

dass es das Publikum bei der Premiere der “Symphonie Nr. 96” nicht<br />

mehr auf ihren Plätzen hielt und alle nach vorne drängten, um in der Nähe des<br />

berühmten Künstlers zu sein. Plötzlich sei im hinteren Teil des Saales ein<br />

schwerer Kristalleuchter heruntergestürzt. Glücklicherweise wurde bei dem<br />

sonderbaren Ereignis niemand verletzt. Dieses Wunder, “The Miracle”, prägte<br />

nun den Namen der Symphonie Nr. 96, obwohl heute nachgewiesen ist, dass<br />

jenes Ereignis eigentlich bei der Aufführung der 102. Symphonie geschehen ist.<br />

Ein weiteres Beispiel für eine schicksalhafte Namensgebung ist das der<br />

“Symphonie Nr. 94 in G-Dur”, die heute den Beinamen “Paukenschlag” oder<br />

“Surprise” trägt. Nach dem ersten schwungvollen Satz folgt ein zartes<br />

Andante. 42<br />

6.1.4. Die Tänze und Solokonzerte<br />

Joseph Haydn, komponierte auch mehrere Tänze und Märsche für Orchester<br />

und mehrere Solokonzerte, die leider zum größten Teil verschollen sind.<br />

Aus seiner Feder stammen weiter:<br />

ÿ 3 Violinkonzerte<br />

ÿ 2 Violoncellokonzerte<br />

ÿ mehrere Konzerte für Tasteninstrumente und sein Trompetenkonzert. 43<br />

42<br />

Weitere <strong>von</strong> Haydn geschaffene Symphonien sind zum Beispiel:<br />

Die Symphonie Nr. 26 “Lamentatione”<br />

Die Symphonie Nr. 30 “Alleluja”<br />

Die Symphonie Nr. 48 “Maria Theresia”<br />

Die Symphonie Nr. 53 “Imperiale”<br />

Die Symphonie Nr. 92 “Oxford”<br />

Sowie seine berühmten “12 Londoner Symphonien Nr. 93 bis 104” aus den Jahren 1791 bis 1795.<br />

43<br />

Haydns Solokonzerte:<br />

Konzert für Oboe und Orchester C-Dur Hob VIIg:C1 1 Trompetenkonzert<br />

2 Hornkonzerte 4 Violinkonzerte<br />

1 Orgelkonzert (Orgel oder Cembalo)<br />

11 Klavierkonzerte<br />

5 Lyrakonzerte<br />

4 Barytonkonzerte<br />

3 Cellokonzerte<br />

85


6.1.5. Die Kammermusik<br />

Haydn schuf zahlreiche Divertimenti für Streich- und Blasinstrumente und auch<br />

83 Streichquartette. Die wichtigsten da<strong>von</strong> sind die “Sonnenquartette” (1772),<br />

die “Russischen Quartette” und das “Kaiserquartett” (1797). Mit dem<br />

Kaiserquartett schuf sich Haydn seine eigene “Kaiserhymne”. 44<br />

Im Jahre 1803 begann Haydn mit der Arbeit am “Streichquartett Op. 103”.<br />

Dieses, sein letztes Werk, blieb der musikalischen Nachwelt jedoch nur<br />

unvollständig erhalten.<br />

6.1.6. Die Klaviermusik und Vokalwerke<br />

Zu Haydns Klavierwerken gehören 52 Klaviersonaten, Klavierstücke, Capriccios<br />

und Klaviervariationen.<br />

Dazu kam noch eine Vielzahl <strong>von</strong> Motetten, Liedern und Kantaten.<br />

6.1.7. Das Hoboken-Verzeichnis<br />

Bei der Sammlung und Systematisierung der Werke <strong>von</strong> Joseph Haydn erwarb<br />

sich der Niederländer Anthony van Hoboken besonders große Verdienste. Er<br />

erstellte eine vollständige Auflistung der Werke Joseph Haydns, die als<br />

Hoboken-Verzeichnis bekannt ist.<br />

Musikwissenschaftlich untersucht vor allem das Haydn-Institut in Köln die<br />

Werke Haydns und prüft sie beispielsweise auf ihre Echtheit.<br />

Dessen wissenschaftlicher Leiter, Herr Dr. Armin Raab, benennt den neusten<br />

Stand der gesicherten Haydn-Werke mit 1256.<br />

44 Darüber hinaus sind noch 21 Streichtrios, 126 Barytontrios, 46 Klaviertrios, 47 Klaviersonaten, einzelne Klavierstücke<br />

und Menuette Haydns Feder “entsprungen”.<br />

86


6.2. Die Entwicklung <strong>von</strong> Haydns Stil<br />

Haydns frühe Werke datierten aus der Periode, in welcher der kompositorische<br />

Stil des Hochbarocks, wie er in Bachs und Händels Musik zum Ausdruck kam, aus<br />

der Mode gekommen war.<br />

Die jüngeren Komponisten hatten aber noch nicht die neuen Wege für ihr<br />

Musikempfinden gefunden, die allgemein Anerkennung gefunden hätten.<br />

Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts war somit eine Periode der Erforschung<br />

und Unsicherheit, und Haydn, der 18 Jahre vor dem Tod Bachs geboren wurde,<br />

war selbst einer der musikalischen Erforscher jener Zeit.<br />

Ein älterer Zeitgenosse, dessen Werk Haydn als wichtigen Einfluss für sein<br />

Werk anerkannte, war Carl Philipp Emanuel Bach, der zweite Sohn Johann<br />

Sebastian Bachs.<br />

Die Musikwissenschaftler am Kölner Haydn-Institut beschreiben Haydns<br />

musikalische Entwicklung etwa so: Wenn man Haydns Werk über die fünf<br />

Jahrzehnte (ungefähr 1749 bis 1802) verfolgt, in denen es geschaffen wurde,<br />

findet man eine allmähliche, aber stetig zunehmende, Komplexität und<br />

musikalische Verfeinerung, die sich so entwickelte, wie Haydn aus seiner eigenen<br />

Erfahrung und aus der seiner Kollegen lernte.<br />

Man kann einige wichtige Meilensteine in der Evolution <strong>von</strong> Haydns musikalischem<br />

Stil ausmachen. Dazu gehören folgende Beobachtungen:<br />

6.2.1. Die 1760er und 1770er Jahre: Sturm und Drang<br />

In den späten 1760ern und frühen 1770ern trat Haydn in eine Periode ein, die<br />

man „Sturm und Drang“ nennt, voll <strong>von</strong> zackigen Akkorden, plötzlichen<br />

Übergängen und seltsamen Moll-Harmonien.<br />

Anton Reicha schrieb 1814, Haydn habe seinen Kompositionsstil einer gründlichen<br />

Revision unterzogen:<br />

„Haydn studierte seine Kunst ständig. […] Nach vielen Werken begann er mit 40<br />

Jahren wieder komplett mit der Kompositionstechnik, um sich in dieser<br />

Fertigkeit zu festigen, und deren Geheimnisse besser zu verstehen.“ 45<br />

Die meisten Sinfonien mit Nummern zwischen 35 und ungefähr 55 sind <strong>von</strong><br />

dieser Art.<br />

45 www.wikipedia.org/wiki/Joseph Haydn<br />

87


Zu dieser Zeit beschäftigte Haydn sich mit kontrapunktischen Studien und<br />

experimentierte mit dem Schreiben <strong>von</strong> Fugen, die in der Wiener Tradition<br />

italienischen Ursprungs (J. J. Fux) stehen und weniger mit dem Fugenwerk J. S.<br />

Bachs zu tun haben. Besonders sichtbar wird das in den Finalsätzen der sechs<br />

Streichquartette Op. 20, den sogenannten Sonnenquartetten (1772).<br />

6.2.2. Die 1780er Jahre: Neue Merkmale entstehen<br />

Im Jahr 1781 veröffentlichte Haydn sechs Streichquartette Op. 33, mit einer<br />

Ankündigung an die potentiellen Käufer, dass sie „auf eine ganz neue, besondere<br />

Art“ geschrieben seien.<br />

Charles Rosen vermutete, dass diese Erklärung <strong>von</strong> Seiten Haydns nicht nur<br />

Marketing, sondern ganz ernst gemeint sei; er weist auf eine Zahl <strong>von</strong> wichtigen<br />

Fortschritten in Haydns Stil hin, die in diesen Quartetten erscheinen.<br />

Unter anderem sind dies die fließende Art der Phrasierung, in der jedes Motiv<br />

aus dem vorhergehenden ohne Unterbrechung hervorgeht; der Brauch,<br />

begleitendes Material sich in melodisches Material entwickeln zu lassen, und die<br />

Art des „klassischen Kontrapunkts“, in dem jeder Instrumentenpart seine eigene<br />

Integrität bewahrt. Ludwig van Beethoven nennt diese Form „obligates<br />

Accompagnement“.<br />

Diese aufgezeigten Merkmale setzen sich in den vielen Quartetten fort, die<br />

Haydn nach Op. 33 schrieb.<br />

Ab 1781/1782 stand Haydn in regem Gedankenaustausch mit W. A. Mozart.<br />

Beide erkannten sich als ebenbürtige Meister an, schlossen Freundschaft und<br />

lernten <strong>von</strong>einander. In der Musikwissenschaft spricht man daher bei Haydn<br />

auch <strong>von</strong> einer vormozartschen und einer nachmozartschen Periode.<br />

6.2.3. Die 1790er Jahre: Der populäre, folkloristische Stil<br />

In den 1790ern entwickelte Haydn, angeregt durch seine England-Reisen, was<br />

Rosen seinen „populären Stil“ nennt, eine Weise der Komposition, die mit<br />

beispiellosem Erfolg Musik hervorbrachte, die großen populären Reiz innehatte<br />

und dennoch eine gelehrte und rigorose musikalische Struktur besaß.<br />

Ein wichtiges Element des populären Stils war der häufige Gebrauch <strong>von</strong><br />

österreichischem oder kroatischem folkloristischem (oder erfundenem pseudofolkloristischem)<br />

Material.<br />

88


Haydn bemühte sich, solches Material an geeigneten Stellen einzusetzen, wir z.B.<br />

an den Enden <strong>von</strong> Sonatenexpositionen oder als Eröffnungsthemen <strong>von</strong><br />

Finalsätzen. An solchen Stellen dient das folkloristische Material als ein Element<br />

der Stabilität, das die größere Struktur zu verankern hilft.<br />

Joseph Haydns populären Stil kann man in nahezu allen späteren Werken hören,<br />

zum Beispiel in den zwölf Londoner Symphonien, den späten Quartetten und<br />

Klaviertrios sowie in den beiden späten Oratorien.<br />

89


6.3. Haydns Bedeutung als Musiker<br />

Haydn gilt als der „Vater“ verschiedener Musikgattungen. Besonders sind<br />

folgende Stichworte zu nennen:<br />

6.3.1. Die Streichquartette<br />

Haydns bemerkenswerteste Leistung war die Schaffung einer ganz neuen<br />

Gattung: des Streichquartetts. Es wurden zwar schon früher Orchesterwerke<br />

<strong>von</strong> nur vier Musikern gespielt, doch Haydn etablierte das Streichquartett als<br />

Komposition für vier gleichberechtigte, unabhängige, aber miteinander<br />

musizierende Instrumente. 46<br />

6.3.2. Die Symphonien<br />

Joseph Haydn wird ebenso traditionell als „Vater der klassischen Symphonie“<br />

betrachtet.<br />

Obwohl er nicht der Erfinder der Symphonie war, konnte er aber als Pionier in<br />

dieser Gattung gelten, in der auch andere Komponisten der Frühklassik wie<br />

Johann Christian Bach und Leopold Mozart eine wichtige Rolle spielten.<br />

In seinen 108 Symphonien entwickelte Haydn die Form <strong>von</strong> der dreisätzigen<br />

Ouvertüre des Barock für weniger als 20 Musiker weiter zu einem viersätzigen<br />

Werk für ein Orchester <strong>von</strong> bis zu 60 Musikern.<br />

Nach Aussage <strong>von</strong> John Burrows 47 war das die bedeutendste Errungenschaft der<br />

Klassik.<br />

6.3.3. Fuge und Kontrapunkt<br />

Darüber hinaus war Haydn der erste bedeutende Komponist, der Fuge und<br />

kontrapunktische Elemente in die klassische Form einbrachte.<br />

Unter Fuge versteht man eine streng aufgebaute, kontrapunktische Satzart mit<br />

Bearbeitung <strong>von</strong> Thema und Gegensatz durch zwei oder mehr Stimmen.<br />

46 John Burrows, heutiger britischer Musikwissenschaftler, in: Klassische Musik, Dorling Kindersley Verlag,<br />

München, 2006, S. 140: „Die Erfindung des Streichquartetts, bei dem jedes Instrument eine gleichberechtigte<br />

Stimme spielt, ist Haydns größte Leistung.“<br />

47 John Burrows, ebenda, S. 138<br />

90


Mit Kontrapunkt wurde ursprünglich ein mehrstimmiger Satz bezeichnet; später<br />

dann die Kunst, mehrere selbständige Stimmen gleichzeitig zu führen, die ein<br />

komplexes Klanggewebe produzieren, wie etwa bei Johann Sebastian Bach.<br />

6.3.4. Die Sonatenhauptsatzform<br />

Besonders an der Veränderung der Sonatenform lässt sich aufzeigen, dass<br />

Haydn neue Musikformen entwickelte.<br />

Joseph Haydn erneuerte beim Schreiben die Form der Klaviersonaten und<br />

Klaviertrios in ähnlich genialer Weise wie Carl Philipp Emanuel Bach. Damit war<br />

er an der Entwicklung der Sonatenform maßgeblich beteiligt, in dem er die<br />

leichten, gefälligen Divertimenti 48 in gewichtigere Werke mit derselben<br />

Struktur wie ein Konzert verwandelte. Aus einem einfachen, <strong>von</strong> der „Sonata<br />

bipartita“ her kommenden Formschema machte Haydn eine subtile und flexible<br />

musikalische Ausdrucksform und entwickelte auch die Sonaten-Rondoform, die<br />

Variationsform mit zwei Themen.<br />

Das organisatorische Prinzip vieler seiner Werke war dabei die Sonatenhauptsatzform<br />

mit den Elementen Exposition (lat: Ausgangsposition), der<br />

Durchführung sowie der Reprise (franz.: reprendre, wiederaufnehmen).<br />

Maßgeblich für diese drei Teile ist, dass sie thematisch miteinander verbunden<br />

sind. Manchmal wurde der Exposition eine nicht themenbezogene und daher auch<br />

nicht wiederkehrende Einleitung vorangestellt.<br />

ÿ Exposition: In der Exposition werden die Themen eingeführt. Meist handelt<br />

es sich dabei um zwei mehr oder weniger antithetische Themen, weswegen<br />

man auch <strong>von</strong> "Hauptsatz" und "Seitensatz" spricht, die durch eine<br />

kompositorisch markierte Modulation (Überleitung) getrennt werden. Die<br />

Regel: Einem dynamischen steht dabei ein zweites, lyrisches Thema als<br />

Antithese gegenüber. Dynamisch steht sinngemäß für forsch, durchaus mit<br />

punktierten Noten; das lyrische Thema ist ruhiger und bildet einen Kontrast<br />

zum ersten Thema. Zu den Hauptthemen können weitere Themen treten,<br />

teilweise ein drittes Hauptthema oder verschiedene Nebenthemen.<br />

Entsprechend der jeweiligen Grundtonart (Tonika) des Kopfsatzes sind in der<br />

Wiener Klassik auch die Tonarten des zweiten Themas strikt vorgeschrieben.<br />

Bei den Dur-Tonarten steht das erste Thema in der Tonika, das zweite in der<br />

Dominante, (z. B. Tonika: C-Dur, zweites Thema: G-Dur). Bei den Moll-<br />

Tonarten steht das erste Thema in der Tonika, das zweite in der parallelen<br />

48 Stücke zur Zerstreuung und Unterhaltung<br />

91


Tonart der Tonika (Tonikaparallele), (z. B. Tonika: c-Moll, zweites Thema: Es-<br />

Dur).<br />

Ein besonderes Merkmal <strong>von</strong> Haydns Expositionen (anders als bei den<br />

Expositionen Mozarts und Beethovens) war, dass er häufig kein<br />

kontrastierendes „zweites Thema“ beim Erreichen der Dominante benutzte;<br />

stattdessen wiederholte er das eröffnende Thema oder eine Variante da<strong>von</strong>.<br />

Die Exposition beschreibt mit den Gegensätzen der Themen sowie ihrer<br />

unterschiedlichen Tonarten somit insgesamt einen musikalischen Konflikt.<br />

ÿ Durchführung: Aufgabe der Durchführung ist es, diesen Konflikt lösen, indem<br />

sie die zwei antithetischen Themen zueinander führt. Dabei wird das<br />

musikalische Material umgestellt, transformiert, oft fragmentiert und im<br />

weiteren Verlauf miteinander verwoben.<br />

Wesentlicher Bestandteil der Durchführung ist dabei die Modulation durch<br />

eine Reihe entfernterer Tonarten, da die Themen ja insbesondere tonartlich<br />

zueinander finden sollen.<br />

ÿ Reprise: Wie das aus dem Französischen stammende Wort besagt, wird in<br />

der Reprise "wieder aufgenommen" - und zwar in einem Rückgriff auf den<br />

Beginn des Kopfsatzes: Die Exposition wird im wesentlichen noch einmal<br />

wiederholt mit der Besonderheit, dass das zweite Thema aber nunmehr<br />

ebenfalls in der Tonika-Tonart steht: Bei den Dur-Tonarten stehen sich die<br />

zwei Themen somit als Tonika / Tonika gegenüber (z. B. C-Dur / C-Dur), bei<br />

den Moll-Tonarten als Tonika in Moll / Tonika in Dur (z. B. c-Moll / C-Dur).<br />

Der Reprise schließt sich oft noch eine Coda an, die für eine besonders<br />

starke Schlusswirkung sorgen soll und sowohl als ein Art zweiter<br />

Durchführung (erneuter Rückgriff auf das etablierte thematische Material)<br />

als auch mit neuem thematischen Material gestaltet werden kann.<br />

Im Gegensatz zu Mozart und Beethoven stellte Haydn oft die Themen der<br />

Reprise in eine andere Reihenfolge um.<br />

Haydns kompositorische Praxis beeinflusste sowohl Mozart als auch<br />

Beethoven. Das Besondere an der Kompositionsweise der drei Wiener<br />

Klassiker waren drei hochentwickelte Verfahren:<br />

- Obligates Accompagnement<br />

- durchbrochener Stil<br />

- motivisch-thematische Arbeit<br />

92


6.3.5. Die Deutschland-Hymne<br />

Und nicht zuletzt ist Haydn der Komponist der Melodie, die heute mit dem Text<br />

<strong>von</strong> August Heinrich Hoffmann <strong>von</strong> Fallersleben als deutsche Nationalhymne<br />

verwendet wird.<br />

Die Kaiser- u. spätere Deutschland-Hymne<br />

6.3.6. Haydns Scherze in der Musik<br />

Vielleicht mehr als jeder andere Komponist war Haydn bekannt für die Scherze,<br />

die er in seine Musik steckte.<br />

Das berühmteste Beispiel: Der plötzliche laute Akkord in der Sinfonie Nr. 94<br />

„mit dem Paukenschlag“.<br />

Weitere Beispiele: das vorgetäuschte Ende in den Quartetten Op. 33 Nr. 2 und<br />

Op. 50 Nr. 3 oder die rhythmische Illusion, die er im Trio Op. 50 Nr. 1<br />

platzierte.<br />

93


7. LIFE – AUFFÜHRUNG<br />

Streicher-Duett<br />

Serenade aus einem Streichquartett <strong>von</strong> Joseph Haydn<br />

in der Bearbeitung <strong>von</strong> Fr. Britta Burghardt<br />

Es spielen:<br />

Lynn <strong>Sommerfeld</strong> Viola<br />

<strong>Rahel</strong> <strong>Sommerfeld</strong> Geige<br />

94


8. JOSEPH HAYDN UND DAS JHG SENDEN<br />

Im folgenden Teil habe ich versucht heraus zu finden, welcher Zusammenhang<br />

zwischen meinem Gymnasium und dem Namensgeber Joseph Haydn besteht.<br />

8.1. Überlegungen im Rat der Stadt Senden<br />

zur Gymnasialgründung<br />

Im Jahre 1987 wurde in einer ersten Fragebogenaktion der aktuelle Bedarf der<br />

Familien für eine weiterführende Schule in Senden ermittelt. 70 % der befragten<br />

Eltern hatten ihre Bögen – insgesamt 530 - zurückgeschickt. Kernfrage:<br />

„Gäbe es in Senden ein Gymnasium, würde ich mein Kind dort anmelden?“ 66 %<br />

der befragten Familien beantworteten diese Frage positiv.<br />

Nach weiteren Befragungen und Beratungen kam es dann am 18.12.1990 zum<br />

Ratsbeschluss der Stadt Senden, ein Gymnasium einzurichten und die<br />

entsprechenden Anträge bei der Regierung zu stellen. Ebenso wurde der Bau<br />

eines neuen Schulgebäudes beschlossen und wurden die dafür nötigen Schritte<br />

eingeleitet.<br />

Am 02.09.1991 konnten 59 Kinder und 6 LehrerInnen, einige da<strong>von</strong> waren nur für<br />

wenige Stunden pro Woche nach Senden abgeordnet, ihren ersten Schultag<br />

feiern und den Unterricht in den Räumen der Sendener Realschule beginnen.<br />

Schulleiter wurde Herr Ekkehard Enselein. Ein Jahr später konnte schon ein Teil<br />

der neuen Schulgebäude bezogen werden.<br />

Bau des Joseph-Haydn-Gymnasium in Senden<br />

95


8.2. Der Namensfindungsprozess<br />

Die Diskussion um die Namensgebung unserer Schule beherrschte mehrere<br />

Jahre das öffentliche Bewusstsein wie kein anderes schulpolitisches Thema.<br />

Überhört wurde u.a. die Mahnung des Schulleiters in der Münsterschen Zeitung<br />

vom 7. 5. 1994, „unter dem Strich gebe es doch momentan viele Dinge, die weit<br />

wichtiger seien, als sich über den Schulnamen zu streiten.“ Zusammenfassend<br />

seien hier die wichtigsten Schritte dieses bemerkenswerten Vorgangs<br />

dargestellt: 49<br />

Bereits in der zweiten Hälfte des Schuljahres 1991/92 brachte Schulleiter<br />

Enselein den begründeten Vorschlag ein, der Schule den Namen <strong>„Joseph</strong>-Haydn-<br />

Gymnasium“ zu geben. Zwei Mitglieder der noch kleinen Schulkonferenz<br />

stimmten für den Namensvorschlag, zwei stimmten nicht zu.<br />

Am 19.01.1993 wurden zwei weitere Namensvorschläge „Welthaus-Gymnasium“<br />

und „Richard-<strong>von</strong>-Weizsäcker-Gymnasium“ als Antrag bei der Gemeinde<br />

eingereicht.<br />

In der ersten Schulpflegschaftssitzung vom 12.01.1994 votierten die Eltern<br />

mit sieben Ja bei einer Enthaltung für den Namen <strong>„Joseph</strong>-Haydn-Gymnasium“.<br />

Der Schülerrat unterstützte mit acht Ja und drei Nein bei einer Enthaltung den<br />

Vorschlag, die Lehrerkonferenz stimmte ebenfalls in geheimer Abstimmung mit<br />

acht Ja, und drei Enthaltungen dafür und auch die Mitglieder-Versammlung des<br />

Fördervereines war bei einer Enthaltung für diesen Namen.<br />

Dieser Vorschlag wurde dann in alle Klassenpflegschaften gegeben und zur<br />

Diskussion gestellt. Nun wurde <strong>von</strong> Seiten der Politik der Schulgemeinde<br />

vorgeworfen, der Vorschlag sei nicht transparent im demokratischen Sinne<br />

zustande gekommen<br />

In der Schulausschuss-Sitzung vom 5.5.1994 beantragten die SPD-Vertreter<br />

einen „öffentlichen Ideenwettbewerb“ für den Schulnamen. Danach wollte der<br />

Schulausschuss lieber noch abwarten, bis die Schule mit allen Klassen voll<br />

ausgebaut sei und die Gremien vollständig besetzt seien.<br />

Die Schulkonferenz aber votierte nach Beteiligung aller Schulgremien am<br />

08.06.1994 in geheimer Abstimmung einstimmig und ohne Enthaltung für den<br />

Namensgeber <strong>„Joseph</strong> <strong>Haydn“</strong> und legte dem Schulausschuss und dem Rat<br />

nunmehr zu Beginn des Schuljahres 1994/95 den Antrag auf diese<br />

Namensgebung vor.<br />

Dieser Antrag wurde am 17.11.1994 im Schulausschuss behandelt und bei<br />

Stimmen-Gleichheit dem Rat zu Ablehnung vorgeschlagen. Leserbriefe, Proteste<br />

und Erklärungen in der Lokalpresse waren die Folge.<br />

49 Als Quellen zu dieser Recherche standen mir einige Artikel aus den Westfälischen Nachrichten jener Zeit sowie die<br />

Chronik des Joseph Haydn Gymnasiums Senden 1988-2000 <strong>von</strong> Herrn Hans-Peter Boer zur Verfügung.<br />

96


Am 16.12.1994 lehnte der Gemeinderat den Antrag der Schulkonferenz, der<br />

Schule den Namen “Joseph-Haydn-Gymnasium” zu geben, ebenfalls mit 16 Ja, 16<br />

Nein und zwei Enthaltungen ab. Turbulenzen, weitere Leserbriefe ...<br />

Am 18.12.1994 verfassten einige Eltern aus der Schulgemeinde eine Petition<br />

für den Namen <strong>„Joseph</strong>-Haydn-Gymnasium“. Innerhalb kurzer Zeit<br />

unterstützten mehr als 260 Menschen diesen Bürgerantrag. Am Dreikönigstag<br />

1995 überreichte eine Delegation <strong>von</strong> Eltern und Schülern dem Bürgermeister<br />

diese Petition.<br />

Die Diskussion erreichte ihren höchsten Wellenschlag, als der für seine<br />

süffisanten Kommentare bekannte Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert am<br />

09.01.1995 in der ARD den Streit im münsterländischen Senden glossierte und<br />

die Ratsherren in Senden wie die deutsche Öffentlichkeit daran erinnerte,<br />

welches Kaliber Joseph Haydn hatte, der ja u.a. die Melodie der deutschen<br />

Nationalhymne komponiert habe.<br />

Inzwischen stellte der Gemeinderat die <strong>„Joseph</strong>-<strong>Haydn“</strong> Petition zurück, da man<br />

erst noch das Votum des neuen Jahrganges abwarten wollte. Wieder wurden alle<br />

Eltern einschließlich der neuen 5. Jahrgänge gegen Ende des Schuljahres<br />

1994/95 befragt.<br />

18 % der Eltern beteiligten sich nicht an der Umfrage, 3 % gaben eine Enthaltung<br />

ab, 22 % stimmten dagegen und 57 % votierten für den Namen <strong>„Joseph</strong>-<br />

Haydn-Gymnasium“.<br />

Während der Bürgerantrag in den Akten ruhte, folgten ab 11.07.1995 neue<br />

Vorschläge: Edith-Stein, aber auch Sendener Namen wie Frerichmann,<br />

Haverkamp, Aulke und Potts waren im Gespräch.<br />

Am 5.10.1995 beschloss die Schulkonferenz, die Namensvergabe <strong>„Joseph</strong>-<br />

Haydn-Gymnasium“ erneut beim Gemeinderat zu beantragen. Zu einem Eklat kam<br />

es am 26.10.1995, als in der Diskussion über die Namensvergabe die<br />

Ratsfraktionen der SPD und der Grünen unter Protest auszogen und damit den<br />

Rat beschlussunfähig machten.<br />

Das öffentliche Echo war entsprechend lebhaft. Bemerkenswert war der<br />

Vorschlag eines Bürgers, nach allem Streit der Schule den programmatischen<br />

Namen „Friedens-Gymnasium“ zu geben (WN v. 02.11.1995).<br />

Am 14.12.1995 wurde dann das langwierige und aufreibende Thema beendet:<br />

Mit 19 zu 16 Stimmen beschloss der Rat der Gemeinde Senden, der neuen Schule<br />

den Namen <strong>„Joseph</strong>-Haydn-Gymnasium“ zu geben.<br />

Nach drei Jahren Auseinandersetzung über den Schulnamen konnten sich nun die<br />

Gemüter langsam wieder beruhigen. Der Wunsch der Eltern-, der Lehrer- und<br />

der Schülerschaft hatte endlich auch die Politiker überzeugt.<br />

97


8.3. Die Einweihung unter Bezugnahme auf den Namensgeber<br />

Aus der Festrede zur Einweihung des Joseph Haydn Gymnasiums in Senden <strong>von</strong><br />

August Everding, gehalten am 15. Mai 1997:<br />

„ [...] Warum nun gerade Haydn?<br />

Mit Haydn beginnt die Neuzeit der Instrumentalmusik. Ohne Haydns<br />

Komposition wäre die Musikgeschichte anders verlaufen. Er ist nicht nur der<br />

Wegbegleiter der Sinfonik und der Erfinder des Streichquartetts, sondern<br />

einer der bedeutendsten musikalischen Innovatoren überhaupt.<br />

Haydn war ein großer Experimentator, aber die Neuerung kommt bei ihm<br />

unauffällig, insgeheim. Obwohl Haydn nie als Revolutionär auftritt, war er der<br />

große musikalische Neuerer des 18. Jahrhunderts.<br />

Gerade in seinem ausgewogenem Verhältnis aus Innovation und Tradition sowie<br />

dem Gleichgewicht aus subtiler Gestaltung und Allgemeinverständlichkeit ist<br />

Haydn ein geeignetes pädagogisches Vorbild.<br />

Sein Werk ist überaus umfangreich. Er schrieb 104 Sinfonien und zahlreiche<br />

Konzerte, er ist der Erfinder des Streichquartetts, eine Gattung, die er zu<br />

einem Höhepunkt führte. Von ihm stammen 50 Klaviersonaten und zahlreiche<br />

weitere kleinere Instrumentalwerke, darunter 50 Divertimenti, Haydn<br />

komponierte 16 (unterschätzte) Opern, zahlreiche auch heute immer wieder<br />

aufgeführte Messen sowie die Oratorien „Die Schöpfung“ und „Die<br />

Jahreszeiten“, die zu den Hauptwerken der Gattung überhaupt gehören. [...]<br />

Haydns Persönlichkeit ist auf jeden Fall vorbildhaft zu nennen. Er war der erste<br />

Autodidakt unter den modernen Musikern. Anders als bei Bach oder dem jungen<br />

Beethoven gründet sich sein Schaffen nirgends auf das Werk eines namhaften<br />

Vorgängers. Seine Biographie ist unspektakulär. Er stammt aus kleinen,<br />

ländlichen Verhältnissen, begann als freier Musiker und war dann über 20 Jahre<br />

als Kapellmeister des Fürsten Esterhazy tätig:<br />

, meinte Haydn später zu<br />

einem Biographen. Haydn war ein bedeutender Pädagoge und hat Komponisten wie<br />

Mozart und Beethoven entscheidend beeinflusst. Beethoven war zeitweise sein<br />

Schüler.<br />

Als Kapellmeister des Fürsten Esterhazy bewies Haydn durchaus ungewöhnliches<br />

Selbstbewusstsein, wenn nicht sogar Zivilcourage und setzte sich wiederholt für<br />

soziale Belange seiner Untergebenen ein. Haydn kann daher ohne weiteres als<br />

Vorbild für soziales Handeln gelten.<br />

Die Thematik der Oratorien: Erschaffung der Welt, der Natur, des Menschen,<br />

setzt ethische Maßstäbe, die an der Schule auch außerhalb des Musikunterrichts<br />

wirksam sein können. In dieser Hinsicht steht der Name Haydn wie kein zweiter<br />

98


für die in der Verfassung <strong>von</strong> Nordrhein-Westfalen formulierten Erziehungs-<br />

Ziele Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor der Würde des Menschen.<br />

Bereits Haydns Zeitgenossen rühmten seinen Witz im Sinne <strong>von</strong> Esprit. Seine<br />

Musik ist im besten Sinn geistvolle Unterhaltung, deren Ernst ihr Witz ist. Diese<br />

zutiefst humane, heitere Gesinnung ist ebenfalls als außerordentlich vorbildhaft<br />

zu nennen. Mozart sagt <strong>von</strong> Haydn:<br />

“Keiner kann alles: Schäkern und erschüttern, Lachen erregen und tiefe Rührung<br />

und alles gleich gut als Haydn.“<br />

Die Melodie des Deutschlandliedes stammt <strong>von</strong> Joseph Haydn, kein staatlicher<br />

Auftrag, sondern Haydns eigene Idee. [...]“ 50<br />

Die Schule wurde also vor allem im Bezug auf Haydns Charakter nach ihm<br />

benannt. Und weil Haydn in der Musik besondere Verdienste erworben hatte.<br />

50 Die Rede ist zitiert in der Chronik des Joseph Haydn Gymnasiums Senden 1988-2000 <strong>von</strong> Herrn Hans-Peter Boer.<br />

99


8.4. Auszüge aus dem Interview mit dem heutigen<br />

Bürgermeister <strong>von</strong> Senden, Herrn Alfred Holz,<br />

zum Haydn-Gymnasium Senden und zum Haydn-Jahr 2009 51<br />

<strong>Rahel</strong>: Sehr geehrter Herr Bürgermeister, Sie sind sicherlich auch stolz auf das<br />

Haydn-Gymnasium in Ihrer Stadt.<br />

Zu dieser Schule, die ich als Schülerin besuche, und zu deren Bedeutung für die<br />

Stadt Senden möchte ich Ihnen gerne einige Fragen stellen:<br />

<strong>Rahel</strong>: Auch wenn Sie zur damaligen Zeit noch nicht unser Bürgermeister waren:<br />

Was wissen Sie darüber, wann und wie das Gymnasium zu seinem Namen kam?<br />

Herr Holz: Nach meinen Kenntnissen wurde in der Schulkonferenz am 01.08.1994<br />

der Antrag gestellt, das neue Sendener Gymnasium <strong>„Joseph</strong>-Haydn-Gymnasium“<br />

zu nennen.<br />

Der Gemeinderat, der über den Namen abzustimmen hatte, war damals<br />

zerstritten und so kam es bei der Abstimmung am 15.12.1994 zu 16 Ja-Stimmen,<br />

16 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen. Zum Leidwesen der Eltern und Lehrer-<br />

Innen galt der Antrag bei Stimmengleichheit damit als abgelehnt. Neue Anträge,<br />

Leserbriefe und Unterschriftenaktionen folgten, bis am 14.12.1995 erneut im<br />

Gemeinderat abgestimmt wurde. Dieses Mal stimmten 19 Ratsvertreter dafür<br />

und 16 dagegen. Dieser Beschluss wurde dann <strong>von</strong> der Bezirksregierung in<br />

Münster am 12.02.1996 bestätigt.<br />

<strong>Rahel</strong>: Welche Überlegungen gab es im Stadtrat, sich gerade für diesen Namen zu<br />

entscheiden?<br />

Herr Holz: Anfänglich gab es auch noch andere Namensvorschläge: Richard-<strong>von</strong>-<br />

Weizsäcker-Gymnasium, Welthausgymnasium u.a.m.<br />

In der Elternschaft und bei den ersten LehrerInnen gab es aber bald eine große<br />

Mehrheit für den Namen Joseph Haydn. Die Gründe für den Namen waren zum<br />

ersten die Würdigung des Lebenswerkes des großen Komponisten, zum zweiten<br />

sein integrer Lebensstil (Joseph Haydn als Vorbild) und zum dritten sollte der<br />

Name zur musischen Erziehung an dem neuen Gymnasium heraus fordern.<br />

Zur Resonanz in der ARD auf die Namensdiskussion haben wir übrigens eine<br />

Tonbandaufnahme. Du kannst gerne eine Kopie da<strong>von</strong> bekommen.<br />

<strong>Rahel</strong>: Danke schön, das nehme ich gerne an.<br />

Doch nun zur nächsten Frage: Was verbinden Sie selbst mit Joseph Haydn und<br />

seiner Musik?<br />

Herr Holz: Ich höre gerne klassische Musik und obwohl ich Haydn für einen<br />

großen Komponisten halte, höre ich schwerpunktmäßig nicht seine Musik.<br />

51 Dieses Interview wurde am 11.02.2009 im Rathaus Senden durchgeführt.<br />

100


<strong>Rahel</strong>: Welche Aktivitäten oder Veranstaltungen plant die Stadt Senden zum<br />

Haydn-Jahr 2009?<br />

Herr Holz: Die Stadt Senden plant ein großes Jubiläumskonzert mit Schauspiel-<br />

Elementen zum 200. Todestag <strong>von</strong> Joseph Haydn am 01. Juni 2009 (Pfingst-<br />

Montag) in der Steverhalle in Senden.<br />

<strong>Rahel</strong>: Sind weitere Konzerttage geplant?<br />

Herr Holz: Über das genannte Jubiläumskonzert hinaus nicht.<br />

<strong>Rahel</strong>: Gibt es eine Jubiläumsveranstaltung zusammen mit dem Gymnasium?<br />

Herr Holz: Nein<br />

<strong>Rahel</strong>: Gibt es eine Haydn-Gedenkschrift oder eine Haydn-Gedenktafel in diesem<br />

Jahr?<br />

Herr Holz: Nein<br />

<strong>Rahel</strong>: Hat die Stadt Senden evt. eine besondere Überraschung für ihr<br />

Gymnasium?<br />

Herr Holz: Nein, nicht konkret. Aber Überraschungen sind immer möglich.<br />

<strong>Rahel</strong>: Haben Sie vielen Dank für dieses Interview.<br />

Gerne lade ich Sie zu meinem Vortrag über Joseph Haydn ein.<br />

101


9. HAYDN HEUTE<br />

9.1. Die Bedeutung Haydns im heutigen Kulturleben<br />

200 Jahre nach seinen Tod ist Joseph Haydn selbstverständlicher Teil des<br />

europäischen - und in der Musik auch des weltweiten - kulturellen Lebens<br />

geworden.<br />

9.1.1. Haydn als Namengeber<br />

ÿ Schulen und Hochschulen<br />

Neben dem Gymnasium in Senden finden wir noch einige weitere Schulen<br />

und Musikhochschulen mit diesem Namen (z.B. Joseph-Haydn-Gymnasium<br />

Dresden, Joseph-Haydn-Realgymnasium Wien ...) und auch das Konservatorium<br />

des Landes Burgenland in Eisenstadt ist nach ihm benannt.<br />

ÿ Straßen und Plätze<br />

Unzähligen Straßen und Plätzen diente Joseph Haydn als Namengeber,<br />

oft noch verbunden mit einem entsprechenden Denkmal.<br />

9.1.2. Haydn auf den Spielplänen der Konzerthäuser<br />

Und nicht nur im Haydn-Jahr sind seine musikalischen Werke fester Bestandteil<br />

der Programme der Konzerthäuser dieser Welt und vieler sonstiger Musik-<br />

Darbietungen. So lädt beispielsweise<br />

ÿ der Wartburgsaal in Eisenach im Mai 2009 zu Haydn-Konzerten,<br />

ÿ die Oper Zürich zu Aufführungen <strong>von</strong> Haydns Schöpfung,<br />

ÿ die Stadt Köln zur Haydn-Woche vom 10.-19.08.2009 und<br />

ÿ die Brühler Schlosskonzerte veranstalten seit 2002 jährlich eine Haydn-<br />

Woche und kooperieren dabei auch mit dem Joseph Haydn-Institut.<br />

ÿ Mit der Gründung der burgenländischen Haydnfestspiele im Jahre 1986<br />

konnte sich auf Schloss Esterházy ein kontinuierlicher Konzertbetrieb<br />

etablieren. Die alljährlichen Internationalen Haydntage zählen zu den<br />

102


wichtigsten Festivals Europas und sind das Podium für die besten<br />

Haydninterpreten der Welt.<br />

ÿ Für eine umfassende Haydn-Pflege sorgen darüber hinaus das bereits 1971<br />

gegründete Joseph-Haydn-Konservatorium des Landes Burgenland.<br />

9.1.3. Die Haydn-Forschung<br />

Ebenso hat die Haydn-Forschung ihren festen Platz in der internationalen<br />

Erforschung <strong>von</strong> Musikerbiographien, einzelnen Musikstücken, Fälschungen,<br />

Musikepochen, Instrumenten etc.<br />

ÿ Hier nimmt das Haydn-Institut in Köln eine sehr wichtige und<br />

herausragende Position ein. Das 1955 gegründete Institut arbeitet mit<br />

zehn Musikwissenschaftlern an einer wissenschaftlichen Haydn-<br />

Gesamtausgabe, die zur Zeit schon etwa 100 Bände umfasst. Außerdem<br />

veröffentlicht es die Haydn-Studien, die unter anderem eine Haydn-<br />

Bibliographie enthalten. Das Institut verfügt über eine umfassende<br />

Quellenkartei, über Mikrofilme sämtlicher wichtiger Handschriften und<br />

Drucke <strong>von</strong> Haydns Werken sowie über eine Spezialbibliothek. Diese<br />

Sammlungen werden laufend aktualisiert und erweitert. 52<br />

In den letzten Jahren kam es in der Haydn-Forschung zu einer immer<br />

stärkeren Vernetzung verschiedener Einrichtungen.<br />

Das Haydn-Institut in Köln arbeitet u.a. zusammen mit:<br />

ÿ dem Haydn-Konservatorium des Burgenlandes<br />

ÿ dem Joseph Haydn Institut für Kammermusik und Spezialensembles,<br />

einem Institut an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien<br />

ÿ dem Haydn Jeugd Strijkorkest in Groningen/Niederlande<br />

ÿ dem Haydn-Projekt der Gesamtschule Peter Joseph Lenné in Potsdam<br />

ÿ dem Haydn-Projekt „Hallo <strong>Haydn“</strong> des Gymnasiums der Diözese<br />

Eisenstadt in Verbindung mit den Haydn-Festspielen<br />

ÿ der seit 1995 bestehenden Internationalen Haydn-Privatstiftung Eisen-<br />

Stadt, die eine entsprechende Ergänzung im wissenschaftlichen und<br />

musealen Bereich darstellt<br />

52 Die Gesamtausgabe und die Haydn-Studien erscheinen im G. Henle Verlag, München.<br />

103


ÿ der Universität für Musik und Darstellende Kunst Graz, Institut<br />

Oberschützen.<br />

International führende Haydn-Forscher widmen sich auf einem Symposium<br />

(Leitung: Klaus Aringer und Armin Raab) vom 23. bis 24. November 2009<br />

Haydns Alterswerk, den Oratorien.<br />

9.1.4. Die Haydn-Museen<br />

Im Zusammenhang mit der Öffentlichkeitsarbeit kommt auch den Haydn-Museen<br />

eine große Bedeutung zu. Hier kann man unterscheiden zwischen:<br />

ÿ Feste Haydn-Museen mit Dauerausstellungen<br />

Die festen Haydn-Museen vermitteln Einblicke in die verschiedenen<br />

Lebensabschnitte Haydns, in die Entstehungsgeschichte seiner musikalischen<br />

Werke und in seine unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontakte,<br />

Verbindungen und Freundschaften. Solche Museen gibt es<br />

in Rohrau (Geburtsort, Familie),<br />

im Haydn-Haus in Eisenstadt (Kompositionen, Ehezeit, Orgelkonzerte),<br />

im Diözesanmuseum Eisenstadt (geistliche Werke, Messen),<br />

im Landesmuseum Burgenland in Eisenstadt sowie<br />

im Haydn-Haus in Wien-Gumpendorf (letzte Lebensjahre des Komponisten,<br />

Verknüpfungen mit seinem politischen und sozialen Umfeld).<br />

ÿ Temporären Sonderausstellungen<br />

Im Haydn-Jahr 2009 gibt es unzählige Sonderausstellungen, Vorträge und<br />

Konzerte zu Ehren Joseph Haydns. Neben weiteren Ausstellungen in<br />

Österreich, Ungarn, Kroatien, Liechtenstein, der Schweiz oder den<br />

Niederlanden gibt es auch in Deutschland entsprechende Angebote,<br />

104


zum Beispiel:<br />

das Stadtmuseum Bonn mit einer Sonderausstellung <strong>„Joseph</strong> <strong>Haydn“</strong><br />

das Museum Bode in Berlin mit Haydn-Spezial<br />

das Haydn-Festival in Eszterháza<br />

das Festival der Ungarischen Haydn-Gesellschaft<br />

The International Opera Foundation Eszterháza<br />

The Haydn Society of Great Britain<br />

The Haydn Society of Northa America<br />

De Nederlandse Joseph Haydn Stichting<br />

De Haydn-van Hoboken-Festival, Rhoon/Niederlande<br />

De Haydn-Genootschap Vlaanderen, Internationale Haydn-Biennale<br />

das Joseph Haydn Musik-Festival Dolni Lukavice/Tschechien<br />

105


9.2. Aktivitäten im Haydn-Jahr 2009 53<br />

Im Jahr 2009 wird weltweit Joseph Haydn die Referenz erwiesen. So gastieren<br />

z.B. österreichische Musiker anlässlich der Haydn-Biennale Vlaanderen mit Konzerten<br />

im Mai 2009 in Flandern.<br />

Ebenso werden in Deutschland unzählige Konzertveranstaltungen zu Ehren <strong>von</strong><br />

Joseph Haydn durchgeführt.<br />

9.2.1. In Österreich<br />

In besonderer Weise aber gedenkt Österreich seines berühmten Komponisten<br />

mit unzähligen Feiern, Konzerten, Ausstellungen und Events.<br />

In seinem Vorwort zum Haydn-Jahr 2009 schreibt dessen künstlerische Leiter,<br />

Herr Dr. Walter Reicher u.a.:<br />

„In Eisenstadt blicken die Haydn Festspiele auf eine mittlerweile über 20jährige<br />

Tradition zurück. Zwei Jahrzehnte, in denen das Werk des Komponisten<br />

mit all seinen Tiefenschichten musikalisch, wissenschaftlich und kuratorisch im<br />

Mittelpunkt stand. Dadurch konnten wir Eisenstadt zum Zentrum der<br />

internationalen Haydnpflege machen.<br />

Wenn ein Komponist die „Klassische Musik“ zu dem gemacht hat, was wir heute<br />

darunter verstehen, dann war es Joseph Haydn: Die fast unglaubliche Anzahl an<br />

großartigen Werken in allen zu seiner Zeit bekannten Gattungen stellt – will man<br />

dem musikalischen Universalgenie Joseph Haydn gerecht werden – eine große<br />

Herausforderung an jeden Veranstalter dar.<br />

Doch ein Gedenkjahr wie das HAYDN-JAHR 2009 eröffnet die einmalige Chance<br />

über die Strecke eines ganzen Jahres hinweg ein durchdachtes und<br />

breitgefächertes Programm zu erarbeiten und anzubieten.<br />

Im HAYDN-JAHR 2009 stellen wir daher als programmatische Basis das<br />

Gesamtwerk des genius loci Joseph Haydn ins Zentrum: Der Vielzahl an<br />

musikalischen Gattungen, mit denen Joseph Haydn bahnbrechend und für seine<br />

Nachfolger wegweisend war – die Oratorien, das symphonische Schaffen, die<br />

Kammermusik, das Sakralwerk, etc. – wollen wir mit einzelnen Festivalblöcken<br />

gerecht werden. Über das ganze Jahr verteilt finden diese an den verschiedenen<br />

Originalschauplätzen in Eisenstadt statt.<br />

53 Das gesamte Angebot zum Haydn-Jahr 2009 ist im Internet unter www.haydn-jahr-2009.at einzusehen.<br />

106


So ist das Konzertprogramm zum HAYDN-JAHR 2009 ausgehend <strong>von</strong> Haydns<br />

universellem Schaffen zu einer großen dramaturgischen Komposition gewachsen,<br />

in der jeder Teil für sich alleine (be)stehen kann.<br />

Doch „das Gesamte“ soll weit mehr sein als die Summe der einzelnen Teile: Im<br />

HAYDNJAHR 2009 werden z. B. <strong>von</strong> März bis Oktober alle 107 Symphonien live<br />

im Haydnsaal auf Schloss Esterházy – einem der akustisch besten Säle der Welt<br />

– erklingen, aufgeführt <strong>von</strong> den besten Ensembles und Dirigenten der Welt, die<br />

auch tatsächlich etwas zu Haydn zu sagen haben.“ 54<br />

9.2.1.1. Aus dem Konzertprogramm<br />

ÿ „Auftakt Haydn-Jahr 2009“ 55<br />

Den Start ins Haydn-Jahr 2009 unternimmt Nikolaus Harnoncourt, der zur<br />

Eröffnung am 31. März mit seinem Concentus Musicus gleich vier Symphonien<br />

zur Aufführung bringt: Eröffnet wird mit der Symphonie Nr. 1. Es folgen drei<br />

der „großen“ Orchesterwerke: die „Feuersymphonie“ (Nr. 59), die Symphonie<br />

Nr. 95 und Haydns 100ste (die „Militärsymphonie“). Die Werke symbolisieren<br />

auch gleichzeitig die frühe, mittlere und späte Schaffensphase und spannen<br />

so einen Bogen über Haydns Gesamtwerk. Damit eröffnen sie zudem das<br />

Projekt „100 & 7 Symphonien“, bei dem übers Jahr verteilt alle Haydn-<br />

Symphonien zur Aufführung kommen.<br />

54 Dr. Walter Reicher in: www.haydnfestival.at<br />

55 31.3.2009, Eröffnung der Ausstellung „Phänomen <strong>Haydn“</strong> u. Konzert mit dem Concentus Musicus unter N. Harnoncourt<br />

Ort: Haydnsaal auf Schloss Esterházy u. a.<br />

107


ÿ „Haydn Sakral“ 56<br />

Rund um die Osterzeit ist mit „Haydn Sakral“ Kirchenmusik am Original-<br />

Schauplatz zu erleben. 2009 sind über das Jahr verteilt alle 12 vollendeten<br />

Haydn-Messen mit originalen Haydn-Orgeln zu erleben, zwei da<strong>von</strong> zu Ostern.<br />

Am Karfreitag werden seit über 100 Jahren Haydns „Sieben Worte des<br />

Erlösers am Kreuze“ in Streichquartettfassung gegeben. Den Höhepunkt<br />

bildet dann die Aufführung <strong>von</strong> Haydns Oratorium „Stabat Mater“.<br />

Spiel- und Aufführungsorte <strong>von</strong> „Haydn sakral“<br />

ÿ „TRIOthlon“ 57<br />

Beim „TRIOthlon“ wird das Trio gefeiert, genauer seine vielen Erscheinungs—<br />

formen im Werk Haydns. Neben den Klavier- und Streichtrios sind beim<br />

„TRIOthlon“ auch die Baryton-Trios zu hören, die Haydn für Fürst Nikolaus<br />

I. schrieb. Ein Festival im Festival ist der Schwerpunkt „DedicatedTo<strong>Haydn“</strong><br />

(D2H), in dessen Rahmen vom Haydn Trio Eisenstadt 18 Auftragsarbeiten<br />

zeitgenössischer Komponisten zur Uraufführung gebracht werden.<br />

56 9.-13.4.2009, „Haydn Sakral“, Konzertfestival u. a. mit Haydns „Stabat Mater“, Orte: Bergkirche, Haydn-Grab u. a.<br />

57 30.4.-3.5.2009, „TRIOthlon“, Konzertfestival. Haydns Trios, inkl. Uraufführungen <strong>von</strong> 18 zeitgenössischen<br />

Kompositionen, Orte: Haydnsaal, Empiresaal und Schlosskapelle auf Schloss Esterházy<br />

108


ÿ „Haydn-Gedenktage“ 58 .<br />

Joseph Haydn verstarb in der Nacht <strong>von</strong> 30. auf 31. Mai des Jahres 1809 in<br />

Wien. Der 31. Mai 2009 wird mit Haydns „Schöpfung“ begangen: Adam<br />

Fischer dirigiert die Österreichisch-Ungarische Haydn Philharmonie.<br />

ÿ „Sturm & Drang“ 59<br />

Innerhalb <strong>von</strong> nur vier Jahren (ca. 1768-1772) schuf Haydn eine ganze Reihe<br />

<strong>von</strong> höchst experimentellen Kompositionen, mit denen er das Fundament für<br />

die gesamte neue Musik seiner Zeit schuf. In diesen Jahren seines „Sturm<br />

und Drang“ zeigt sich Joseph Haydn als junges musikalisches Genie - ganz<br />

anders also als jener väterliche Freund Mozarts und Beethovens.<br />

Spitzenmusiker und -Orchester wie Harry Bickets „The English Concert“<br />

bringen Ausnahmewerke zu Gehör, darunter die Symphonie Nr. 45<br />

(„Abschieds-Symphonie“).<br />

ÿ „7 Worte“<br />

„Man pflegte damals alle Jahre während der Fastenzeit in der Hauptkirche<br />

zu Cadix ein Oratorium aufzuführen ... Nach einem zweckmässigem Vorspiele<br />

bestieg der Bischof die Kanzel, sprach eines der sieben Worte aus,<br />

und stellte eine Betrachtung darüber an. So wie sie geendiget war, stieg er<br />

<strong>von</strong> der Kanzel herab, und fiel knieend vor dem Altare nieder. Diese Pause<br />

wurde <strong>von</strong> der Musik ausgefüllt. Der Bischof betrat und verliess zum<br />

zweyten, drittenmale u.s.f. die Kanzel, und jedesmal fiel das Orchester nach<br />

dem Schlusse der rede wieder ein.“ So schilderte Joseph Haydn<br />

die Entstehungsbedingungen seiner „7 Worte“. Alle vier <strong>von</strong> Haydn<br />

stammenden bzw. autorisierten Fassungen werden im Haydn-Jahr 2009<br />

erstmals an zwei Tagen aufgeführt.<br />

58<br />

29.5.-1.6.2009, „Haydn-Gedenktage“, Konzertfestival, Haydns 200. Todestag (31.Mai), u. a. mit „Die Schöpfung“<br />

(A. Dasch, Ch. Strehl und Th. Quasthoff), Ort: Haydnsaal auf Schloss Esterházy<br />

59<br />

18.-21.6.2009, „Sturm & Drang“, Konzertfestival, Joseph Haydn als Erfinder der Symphonie, Ort: Haydnsaal<br />

109


ÿ „Internationale Haydn-Tage“ 60<br />

2009 verteilen sich die „Internationalen Haydn-Tage 2009“ über 19 Tage mit<br />

einer Vielzahl an musikalischen Angeboten. In den Mittelpunkt stellt Walter<br />

Reicher, Intendant der Haydn-Festpiele und Künstlerischer Leiter des<br />

Haydn-Jahres 2009 im Burgenland, alle Londoner und Pariser Symphonien,<br />

darunter die berühmte „Symphonie mit dem Paukenschlag“ (Nr. 94). Neben<br />

Orchesterwerken, Oratorien, Messen und Kammermusik ist zudem die<br />

konzertante Aufführung <strong>von</strong> Haydns letzter Oper zu erleben: „L’anima del<br />

filosofo”, auch bekannt unter dem Namen „Orfeo ed Euridice“.<br />

9.2.1.2. Zum Ausstellungsprogramm<br />

„Phänomen <strong>Haydn“</strong> 61<br />

Die Hauptaustellung Phänomen Haydn bietet in Eisenstadt Begegnungen mit<br />

Haydn an. Die Ausstellung möchte die Besucher an insgesamt vier miteinander<br />

eng verbundenen Schauplätzen innerhalb der Stadt das Leben und<br />

musikalische Schaffen Haydns nacherleben lassen. Sie umfasst dabei fünf<br />

Schwerpunkte:<br />

ÿ „Phänomen Haydn – prachtliebend“<br />

Bei „Ein Leben im Dienst der Fürsten Esterházy“ schlüpft das Führungs-<br />

Personal in die Rolle des Hofmeisters und gewährt Einblicke in das<br />

umfangreiche Schaffen Joseph Haydns sowie seine Aufgaben und Pflichten<br />

am fürstlichen Hof. Das Schloss Esterházy in Eisenstadt war Verwaltungszentrum<br />

und gleichzeitig Hauptresidenz der Fürsten Esterházy. Der<br />

„Capellmeister“ Haydn hatte die Aufgabe, die gesamte Bandbreite des<br />

zeitgenössischen Musikrepertoires als glanzvollen Teil der fürstlichen<br />

Repräsentation zu pflegen. Dies war die ideale Umgebung für das Genie, sein<br />

Können in allen musikalischen Genres zu perfektionieren. Die zentrale<br />

Ausdrucksform der Esterházyschen „Kammer-Musik“ war dabei die Symphonie.<br />

Höhepunkt: eine musikalische Kostprobe im Haydnsaal.<br />

ÿ „Phänomen Haydn – bürgerlich“<br />

Bei „Intime Einblicke in Haydns privates Leben und Schaffen“ begegnen<br />

die Besucher dem Haydn Biografen Georg August Griesinger. Dieser erzählt<br />

60<br />

Festivalsommer 9.-27.9.2009, Haydn-Tage: „Haydn: London & Paris“, Konzertfestival inkl. Symposium,<br />

sowie das renommierte jährliche Haydn-Festival,<br />

Orte: Konzertsäle auf Schloss Esterházy, Kirchen in Eisenstadt, Schlosspark u. a.<br />

61<br />

1.4.-11.11.2009, „Phänomen Haydn(1732–1809)“ Ausstellung. Eisenstadt als Schauplatz musikalischer Weltliteratur.<br />

Orte: Schloss Esterházy, Haydn-Haus Eisenstadt, Landesmuseum Eisenstadt, Diözesanmuseum Eisenstadt<br />

110


vom Leben und Schaffen Joseph Haydns abseits seiner fürstlichen<br />

Verpflichtungen und lässt die Zeit vor 200 Jahren lebendig werden.<br />

Im Haydn-Haus Eisenstadt, dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Haydn,<br />

wird der Privatmann und Mensch Joseph Haydn erlebbar. Dieser Ausstellungsteil<br />

streicht aber auch Haydns Stellung als Pionier der bürgerlichen<br />

Musikkultur heraus. Abseits des Dienstes bei Hofe entwickelte der Künstler<br />

einen tüchtigen Geschäftssinn und strebte danach, auch den stetig<br />

wachsenden Musikmarkt zu bedienen.<br />

Hieraus erwuchsen schließlich drei bedeutende Hauptgattungen der Wiener<br />

Klassik: das Streichquartett, das Klaviertrio und die Klaviersonate.<br />

ÿ „Phänomen Haydn – gottbefohlen“<br />

Beim „Beschaulichen Rundgang zu himmlischen Tönen und geistlicher Musik“<br />

steht die Kirchenmusik im Mittelpunkt. Für Joseph Haydn war die Kirchen-<br />

Musik stets ein hohes Anliegen. Obwohl ursprünglich für die weltliche<br />

Instrumentalmusik angestellt, trug Haydn aus starkem persönlichen Antrieb<br />

stets auch zur Kirchenmusik am Hof und in Eisenstadt bei. An der Schwelle<br />

zum 19. Jahrhundert wurde die Kirchenmusik am Hof wieder wichtig: Fürst<br />

Nikolaus II. setzte 1796 den bereits pensionierten und inzwischen<br />

weltberühmten Joseph Haydn wieder in sein Amt ein. Damit gelangte die<br />

Eisenstädter Kirchenmusik an die europäische Spitze neben der C-Dur-Messe<br />

Beethovens.<br />

Die Führung durch das Diözesanmuseum in Eisenstadt gibt darüber hinaus<br />

Hinweise auf die Frömmigkeit am damaligen Fürstenhof und lässt die Kirchen-<br />

Musik für die Gäste in vier Hörräumen ausklingen.<br />

ÿ „Phänomen Haydn – crossover“<br />

Das Landesmuseum Burgenland ist der Ort der Geschichte und der<br />

Lebenswelt, aber es ist auch ein Ort des „crossovers“, des Übergangs<br />

zwischen Gestern und Heute, zwischen dem historischen Westungarn und<br />

dem gegenwärtigen Burgenland.<br />

Bei „Eine entdeckungsreiche Wanderung zu den Wurzeln Joseph Haydns“<br />

lernen die Besucher Joseph Haydn als einen Wanderer zwischen den Kulturen<br />

kennen und erfahren <strong>von</strong> jenen Einflüssen, welche die Musik der<br />

verschiedenen Volksgruppen der Eisenstädter Umgebung (Deutsche, Ungarn,<br />

Kroaten) auf sein Werk hatte.<br />

Im Foyer ist die „ältere Haydn-Orgel“ zu bewundern.<br />

111


ÿ „Haydn-Pfad“<br />

Auch beim Angebot „Entlang des Haydn-Pfades“ 62 werden die Besucher in<br />

die Zeit <strong>von</strong> Joseph Haydn entführt.<br />

An den Originalschauplätzen kann man seine Musik aufspüren, hören und<br />

fühlen. Die Entdeckungsreise durch die Haydn-Stadt Eisenstadt beginnt beim<br />

Haydn Mausoleum in der Bergkirche, führt über das sogenannte<br />

„Musikerhaus“ und das ehemalige Wohnhaus <strong>von</strong> Haydn, findet ihren<br />

Höhepunkt im historischen Schlosspark mit dem Weingarten und endet beim<br />

Kräutergarten der Maria Anna Aloysia Apollonia Haydn. Kein trockener Lehr-<br />

Rundgang also, sondern eine Einladung zum Staunen: über die vielfältigen<br />

Gestaltungen, die Kunstwerke und die verschiedenen musikalischen Genüsse.<br />

9.2.1.3. Events<br />

ÿ „Orchideenausstellung“ 63<br />

Im stilvollen Ambiente der Orangerie des Schlosses Esterházy in Eisenstadt<br />

präsentieren die Mitglieder der Österreichischen Orchideen Gesellschaft im<br />

Rahmen des Haydn-Jahres 2009 ihre Orchideen.<br />

Im Blick auf diese Ausstellung hat die oberösterreichische<br />

Orchideengärtnerei Handlbauer eine spezielle Orchidee gezüchtet, die bei<br />

der Eröffnung der Ausstellung auf den Namen <strong>„Joseph</strong> <strong>Haydn“</strong> getauft und<br />

patentiert wurde.<br />

ÿ „Die Welt auf dem Mond“ 64<br />

Als einzige Haydn Oper burgenlandweit wird anlässlich seines 200.<br />

Todestages die Oper „Die Welt auf dem Mond“, im phantastischen Ambiente<br />

<strong>von</strong> Schloss Tabor in Neuhaus zur Aufführung gebracht.<br />

62 4.-5.4.2009, Barockes Eisenstadt, Das Eröffnungsfest zum Haydn-Pfad, Ort: Kalvarienbergplatz<br />

63 Orchideenausstellung: Orchideen aus aller Welt und die Neuzüchtung <strong>„Joseph</strong> <strong>Haydn“</strong>,<br />

Ort: Orangerie im Schlosspark Eisenstadt, Tägl. 9.00–19.00 Uhr<br />

64 6.-23.8.2009, „Die Welt auf dem Mond“, Die Haydnoper als Freilichtaufführung,<br />

Ort: Schloss Tabor in Neuhaus am Klausenbach<br />

112


ÿ „Der Kopf des Joseph <strong>Haydn“</strong> 65<br />

In Schloss Kobersdorf soll die Uraufführung der Bühnenfassung <strong>von</strong> „Der<br />

Kopf des Joseph <strong>Haydn“</strong> als Tanz-, Musik- und Theaterstück tiefere<br />

Einblicke in sein Fühlen, Denken und Leben geben. Sie zeigt auf spannende<br />

und unterhaltsame Weise seinen Weg vom Klavierlehrer bis zum gefeierten<br />

Komponisten <strong>von</strong> Weltruf. Doch auf dem Weg dorthin umgeben ihn private<br />

und berufliche Turbulenzen: so ist er laufend Intrigen und Neidern am<br />

Fürstenhof ausgesetzt. Zudem belasten ihn sein unglückliches Liebesleben<br />

und eine Vernunftehe. Ein Herr namens Beethoven führt kenntnisreich durch<br />

eine Rahmenhandlung bis in die heutige Zeit hinein.<br />

Vergnüglich und in einer temporeichen Erzählweise kann der Zuschauer große<br />

Gefühle, aber auch aufschlussreiche Hinter- und Abgründe erwarten, die <strong>von</strong><br />

rasanten Tanzszenen und überraschenden Musiknummern begleitet werden.<br />

ÿ „Holzbildhauer-Symposium“ 66<br />

Einen ganz besonderen Programmpunkt im Haydn-Jahr 2009 stellt das<br />

Holzbildhauer-Symposium dar, das in der Haydnstadt Eisenstadt abgehalten<br />

wird. In der Zeit vom 18. bis 25. Mai 2009 findet das Holzbildhauer-<br />

Symposium mit zwölf Künstlern aus ganz Europa in Eisenstadt statt. Im<br />

„Künstlerdorf“ in der Kastanienallee des historischen Schlossparks <strong>von</strong><br />

Eisenstadt wird jeder der teilnehmenden Holzbildhauer während des<br />

Symposiums ein Kunstwerk zum Thema <strong>„Joseph</strong> Haydn und seine Werke“<br />

erarbeiten. In dieser Zeit können Besucher und Interessierte die Künstler<br />

hautnah bei ihrer Arbeit beobachten, fertige Werke können bestaunt und<br />

gekauft werden. Als Materialien werden vor allem heimische Hölzer<br />

verwendet.<br />

ÿ „Haydn plakativ“<br />

In ganz Niederösterreich und im Burgenland sind ein Jahr lang auf großen<br />

Plakatwänden Hinweise zum Leben und Werk Joseph Haydns zu sehen.<br />

65<br />

6.7 -2.8.2009, „Der Kopf des Joseph <strong>Haydn“</strong>, Theater, Wolfgang Böck in einem Stück <strong>von</strong> Michael Korth,<br />

Ort: Schloss Kobersdorf<br />

66<br />

18.-25.5.2009, Holzbildhauer Symposium, Holzbildhauer aus ganz Europa gestalten Arbeiten zu Joseph Haydn,<br />

Ort: Schlosspark Eisenstadt, Kastanienallee<br />

113


ÿ „Lese-Mal-Buch Joseph „Sepperl“ <strong>Haydn“</strong><br />

Dieses Kinderbuch enthält verschiedene Geschichten und Bilder aus dem<br />

Leben <strong>von</strong> Joseph Haydn.<br />

ÿ „Ballett-Aufführungen in Österreich“<br />

Beginnend mit dem Haydn-Neujahrskonzert 2009 gibt es in Österreich<br />

mehrer Ballettaufführungen zu Werken <strong>von</strong> Joseph Haydn.<br />

114


9.2.2. Internationale Veranstaltungen<br />

Das Haydn-Jahr 2009 ist aber keine rein österreichische Angelegenheit. In<br />

vielen anderen Ländern gibt es Aktivitäten zu Ehren <strong>von</strong> Joseph Haydn. Dazu<br />

einige Beispiele:<br />

ÿ EBU-Radiotag am 31.05.2009<br />

An Haydns Todestag haben sich 17 europäische Rundfunksender verabredet,<br />

<strong>von</strong> Haydn zu erzählen und seine Musik zu spielen.<br />

ÿ Haydn-Trio Eisenstadt auf Welt-Tournee<br />

Das berühmte Eisenstädter Trio gibt im Jahr 2009 über 100 verschiedene<br />

Konzerte in über 100 Städten auf allen fünf Kontinenten weltweit.<br />

ÿ Europäisches Musikfestival in Belgien<br />

Im Zusammenhang mit der Haydn-Biennale findet in Mechelen und Antwerpen<br />

ein europäisches Musikfestival mit mehreren Haydn-Konzerten statt.<br />

ÿ „world creation“ weltweit<br />

Am 31.05.2009 erklingt überall auf der Welt Haydns „Schöpfung“ und<br />

verbindet auf diese Art alle Menschen für eine kurze Zeit miteinander.<br />

ÿ Themenabend zu Joseph Haydn<br />

Am 21.03.2009 nahmen 3-sat und ORF die Zuschauer mit zu den wichtigsten<br />

Lebensstationen <strong>von</strong> Joseph Haydn. Zu wunderschönen Bildern erklang<br />

Haydns wunderbare Musik.<br />

ÿ „Papa <strong>Haydn“</strong><br />

Zu Ehren des großen Komponisten wurde am 12.04.2009 eine TV-<br />

Dokumentation aus Wales ausgestrahlt.<br />

ÿ „Das musikalische Erbe Kroatiens“<br />

In dieser TV-Dokumentation befasst sich das kroatische Fernsehen mit der<br />

Frage, in welcher Form Haydn das musikalische Erbe Kroatiens in seine<br />

Werke aufgenommen hat.<br />

ÿ <strong>„Joseph</strong> Haydn – das verkannte Genie“<br />

Am 18.05.2009 zeigt Arte um 22.30 Uhr einen weiteren Film über den<br />

berühmten Musiker.<br />

ÿ “The Birth of British Music”<br />

lautet der Titel einer BBC-Dokumentation über Joseph Haydn im Mai.<br />

115


ÿ „Die Schöpfung der Schöpfung“<br />

heißt eine Dokumentation des ORF über Haydn am 31.05.2009.<br />

ÿ „Heute schon Haydn gehört?“<br />

Diese Co-Produktion <strong>von</strong> ORF, SWF u. SF zeigt eine TV-Dokumentation am<br />

01.06.2009.<br />

ÿ „Haydn goes International“ –<br />

Foto- und Dokumentationsausstellung zu Haydn auf Wanderschaft<br />

Unter dem Titel „Haydn Goes International“ ziehen in diesem Jahr eine<br />

umfassende Dokumentations- und eine Fotoausstellung durch die Welt. Die<br />

beiden Ausstellungen werden in über 30 Ländern an 70 Orten auf allen fünf<br />

Kontinenten gezeigt.<br />

116


9.3. „Haydn for Kids“<br />

Vielfältig wie das Erwachsenenprogramm ist auch das Angebot für Kinder und<br />

Jugendliche.<br />

ÿ „Haydn für die Schule“ - Materialien für den Musikunterricht<br />

„Haydn für die Schule“ ist ein <strong>von</strong> österreichischen Musiklehrern zusammengestelltes<br />

Buch für den Musikunterricht in allen Schulstufen. In der Ankündigung<br />

heißt es:<br />

„Es bietet didaktisch aufbereitete Materialien für die praxisbezogene Arbeit<br />

in der Klasse. Im Vordergrund steht die aktive spielerische und<br />

gestalterische Auseinandersetzung mit Haydn, seinem Leben und seiner<br />

Musik. Daneben hat auch die Hinführung zur Werkanalyse ihren Platz.<br />

Die SchülerInnen musizieren Themen aus Symphonien, tanzen Menuett und<br />

Kontra-Tanz und gestalten Szenen aus einer Oper oder Oratorien. In einer<br />

kurzweiligen Hörgeschichte lernen die Kinder den großen Komponisten und<br />

seine Lebensstationen kennen. Lieder, ausgewählte Hörbeispiele aus Haydns<br />

Werken, altersgemäße Illustrationen und informative Bildmaterialien<br />

ergänzen das umfangreiche Angebot. Das Buch „Haydn für die Schule“<br />

enthält alle Arbeits-Unterlagen, dazu auf einer Doppel-CD alle Hörbeispiele<br />

und Videos zu den Tänzen, Gestaltungsaufgaben sowie Filme zu Instrumenten<br />

(z. B. Baryton). Als PDF-Dateien werden zusätzlich Klavierbegleitungen,<br />

Liederweiterungen, Vorlagen für die Spiele etc. angeboten. Interaktive Flash-<br />

Animationen zu den Themen „Haydn-Orchester“, „Abschiedssymphonie“ und<br />

„Kaiserquartett“ bereichern die Unterrichtsarbeit auf innovative und<br />

attraktive Weise.<br />

Symphonien, Streichquartette, Opernszenen, Menuette - die Ideen für eine<br />

abwechslungsreiche und anregende Gestaltung des Unterrichts sind vielfältig:<br />

Der Bogen reicht <strong>von</strong> Singen und Musizieren über szenische Darstellungen<br />

und Spiel-mit-Stücke bis hin zu Rätseln und Spielen zum Thema Haydn.“ 67<br />

67 Renate & Walter Kern: Haydn für die Schule, 80 Seiten, mit Doppel-CD mit Audioteil, Flash-Animationen, Videoteil und<br />

PDF-Dateien zum Ausdrucken, Helbling Verlagsgesellschaft m.b.H., Rum-Innsbruck 2009, Preis: EUR 38,50<br />

117


ÿ „Ein Dirigent kommt in die Schule“<br />

„Ein Dirigent kommt in die Schule“ ist ein Angebot der Haydn Festspiele<br />

Eisenstadt für das HAYDN-JAHR 2009 an die Schulen Burgenlands. Ein<br />

erfahrender „Haydn-Dirigent“ kommt auf Wunsch in die Schule und in die<br />

einzelnen Klassen. Alle Schulen Burgenlands sind eingeladen, <strong>von</strong> dem Angebot<br />

Gebrauch zu machen. Je nach Interesse und auch Altersstufen der Schüler<br />

kann über Themen gesprochen werden wie „Was macht ein Dirigent - und wie<br />

geht Dirigieren?“ oder auch „Wie funktioniert ein Symphonieorchester?“,<br />

„Was ist bei historischen Instrumenten anders?“ etc.<br />

Besonders Interessierte können mit dem Experten natürlich auch darüber<br />

sprechen, welche Möglichkeiten der Interpretation <strong>von</strong> klassischer Musik es<br />

gibt.<br />

ÿ „Haydn-Scouts“ - Ein Projekt <strong>von</strong> Jugendlichen für Jugendliche<br />

Haydn is back! Wer glaubt, Joseph Haydn ist Schnee <strong>von</strong> gestern, der hat<br />

sich getäuscht. Die SchülerInnen der 3a der Höheren Lehranstalt für<br />

wirtschaftliche Berufe des Theresianums Eisenstadt ließen im Rahmen ihres<br />

Ausbildungs-Schwerpunktes Kulturtouristik und Projektmanagement den<br />

Künstler Joseph Haydn in einer fiktiven Talkshow auftreten.<br />

Das <strong>von</strong> der Klasse selbst verfasste Interview zwischen dem vor 200 Jahren<br />

verstorbenen Musikgenie und einem Moderator wurde <strong>von</strong> einer kreativ<br />

gestalteten PowerPoint-Präsentation unterstrichen. Gezeigt wurde Erstaunliches<br />

aus dem Leben Joseph Haydns, Informationen über die Aktivitäten in<br />

Eisenstadt und einige Ausschnitte aus Haydns Musikstücken.<br />

118


ÿ Spezialprogramm „Haydn-Spass“<br />

Im Haydn-Jahr 2009 können Schulklassen aller Schulstufen die Haydn-Stadt<br />

Eisenstadt in Rahmen eines Ganztag- oder Halbtagprogrammes spielerisch<br />

und altersgerecht entdecken. Es geht auf eine spannende Zeitreise in das 18.<br />

Jhdt., die Zeit der Fürsten und Kaiser, der Musiker und Künstler. Je nach<br />

Wunsch wird das Programm individuell zusammengestellt; auf die<br />

SchülerInnen warten zahlreiche Überraschungen. Eben ein „Haydn-Spaß“!<br />

ÿ „Die Kunst, aus Kunst Kunst zu machen“ 68<br />

SchülerInnen der Eisenstädter Gymnasien werden gemeinsam auf der Basis<br />

<strong>von</strong> Haydns Symphonie Nr. 60 „Il Distratto“ mit ihren Professoren und in<br />

Kooperation mit der Regisseurin Angelika Messner und dem Dirigenten Anton<br />

Gabmayer die Komödie <strong>von</strong> Jean-François Regnard „Der Zerstreute“ aus dem<br />

Jahr 1697 in ein zeitgemäßes Stück verwandeln. Sie wollen den erarbeiteten<br />

Text selbst auf die Bühne bringen, das Bühnenbild herstellen, Regieassistenz,<br />

Beleuchtung und viele andere große und kleine „Wichtigkeiten“ eigenverantwortlich<br />

durchführen.<br />

Drei Aufführungen für andere Klassen und für Gäste aus anderen Schulen<br />

sind geplant. Wie <strong>von</strong> Haydn vorgesehen, wird <strong>von</strong> der „Haydn-Akademie“<br />

unter der Leitung <strong>von</strong> Anton Gabmayer die Symphonie zwischen den Akten<br />

der Komödie gespielt. Die „bloß zuhörenden“ SchülerInnen erleben eine<br />

historische und zugleich moderne Aufführung. Sie können selbst (erstmals<br />

nach vielleicht 200 Jahren!) die Musik Haydns im unmittelbaren<br />

Zusammenhang des Theaterstückes erleben und erkunden, warum Haydn die<br />

Musik an vielen Stellen so komponierte, wie er es gemacht hat.<br />

Gleichzeitig wird den Akteuren bei der Vorbereitung in Teilworkshops<br />

vermittelt, was Regisseurin und Dirigent heutzutage bei der Aufführung<br />

eines historischen Musik- oder Theaterstückes beachten müssen, was sie<br />

vielleicht sogar tun müssen oder nicht tun dürfen, um den historischen Stoff<br />

dem heutigen Publikum mit der Wirkung zu präsentieren, wie der historische<br />

Schöpfer des Werkes das „damals“ beabsichtigt hat.<br />

68 Teilnehmende Schulen: BORG Kurzwiese, Theresianum, Gymnasium der Diözese Eisenstadt, Altersgruppe: 5./6. Klasse<br />

Oberstufe, Beginn der Projektarbeit: März 2009, Präsentationstermine: 26. und 27. November 2009<br />

119


9.4. Interview mit Frau Petra Hanika, der Koordinatorin der<br />

Kinderprogramme im Haydn-Jahr 2009 auf Schloss<br />

Esterházy<br />

Zu den zahlreichen Angeboten für Kinder und Jugendliche habe ich Frau Petra<br />

Hanika, die Koordinatorin der Kinder-Programme im Haydn-Jahr 2009 auf<br />

Schloss Esterházy zu den Angeboten befragt. Es folgt ein Auszug aus dem<br />

Interview:<br />

<strong>Rahel</strong>: Frau Hanika, haben Sie herzlichen Dank für die Einladung in Schloss<br />

Esterházy und dafür, dass Sie sich für meine Fragen zur Verfügung stellen. Zu<br />

Joseph Haydn nun die erste Frage:<br />

Welche speziellen Kinderprogramme wurden für das Haydn Jahr vorbereitet?<br />

Frau Hanika: Für Kinder haben wir uns ein spezielles Kinderkulturprogramm<br />

ausgedacht. So möchten wir gerne, dass die Kinder nicht nur im Kopf etwas über<br />

J.H. erfahren, sondern, dass sie durch eigenes Tun etwas erleben und J.H.<br />

begegnen können.<br />

Dazu haben wir thematische Bausteine vorbereitet. Jeder Baustein besteht aus<br />

spannenden Mitmachführungen, Musikhörbeispielen und einem Workshop. Die<br />

Workshops finden in wundeschön gestalteten Wohnräumen der ehemaligen<br />

Bediensteten unterm Dach des Schlosses Esterházy statt. Zuerst verkleiden<br />

sich alle Teilnehmer für die Begegnung mit Joseph Haydn. Die Workshops im<br />

einzelnen:<br />

A: Vier Fürsten und ein Kapellmeister<br />

Die TeilnehmerInnen erleben eine Zeitreise in Kostümen mit Besuch bei<br />

Haydn.<br />

B: Haydn unter der Lupe<br />

Besondere Aufgaben führen zu einer detektivische Entdeckungsreise<br />

durch das Leben und Arbeiten des großen Komponisten.<br />

C: Geheimcode Fledermaus<br />

Auf dem Dachboden <strong>von</strong> Schloss Esterházy kommt es zu aufregenden<br />

Forschererlebnissen mit freundlichen Flattertieren und ihren<br />

Geheimnissen.<br />

D: Geburtstag mit Fritz Fürstlich<br />

Bei der Geburtstagsveranstaltung „Schoko-<strong>Haydn“</strong> erleben die<br />

TeilnehmerInnen by doing die Entstehung der Praline und des<br />

Kakaotrunks,<br />

bei der Veranstaltung „Das Abenteuer mit dem Zauberhut“ veranstalten<br />

die TeilnehmerInnen eine Kreativwerkstatt und<br />

bei der Veranstaltung „Entdeckungsreise zum Rätsel der Geisterkiste“<br />

feiern alle TeilnehmerInnen ein außergewöhnliches Dachbodenfest im 18.<br />

Jhdt. Weitere Angebote finden sich im Veranstaltungsheft.<br />

120


Mitmach-Führung durch das Schloss Esterházy<br />

<strong>Rahel</strong>: Welche Programme, besonders auch für Instrumentalisten, gibt es<br />

speziell für Jugendliche <strong>von</strong> 12-18 Jahren?<br />

Frau Hanika: Ja, für sie haben wir uns etwas ganz besonderes ausgedacht. Das<br />

Programm heißt: „Haydn-Backstage“.<br />

Die Jugendlichen analysieren Haydn-Briefe (z.B. erhaltene Liebesbriefe) und<br />

übertragen diese in die heutige Zeit, sie lernen alte Kulturtechniken wie das<br />

Schreiben mit Federkiel und Tinte sowie die Kaligraphie mit verzierten<br />

Buchstaben kennen.<br />

Viele Oberstufenklassen haben sich dafür schon angemeldet.<br />

<strong>Rahel</strong>: Verfügen Sie auch über musikdidaktische Materialien für den<br />

Musikunterricht zu Hause ? Wenn ja, über welche?<br />

Frau Hanika: Um Haydn für den heutigen Musikunterricht interessant zu<br />

machen, haben österreichischen MusiklehrerInnen ein spezielles Haydn-Buch mit<br />

dem Titel: „Haydn für die Schule“ herausgegeben und allen österreichischen<br />

Schulen zur Verfügung gestellt. Darin werden Biographie- und Musikbausteine,<br />

Rätsel und Quizaufgaben mit Arbeitsmaterialien und CD aufbereitet.<br />

<strong>Rahel</strong>: Ich hoffe, dass es an unserer Schule auch bald diese Materialien für den<br />

Musikunterricht gibt.<br />

Nach welchen Kriterien wurden die Schwerpunkte der Hauptausstellung<br />

„Phänomen <strong>Haydn“</strong> ausgesucht?<br />

Frau Hanika: Die Schwerpunkte für die Hauptausstellung sind auf das Jahr<br />

verteilt und orientieren sich an den verschiedenen Musik-Genres<br />

(Musikbereichen).<br />

121


<strong>Rahel</strong>: In welcher Form kann „Papa <strong>Haydn“</strong> uns heute noch als Vorbild und<br />

Orientierung dienen? Trägt mein Gymnasium als akademische Bildungsanstalt zu<br />

Recht seinen Namen?<br />

Frau Hanika: Hier sehe ich besonders drei Aspekte:<br />

Erstens kann Haydns Musik zu mehr Ausgewogenheit zwischen moderner und<br />

klassischer Musik für Jugendliche beitragen. Viele seiner Stücke – z.B. Le Matin<br />

– sind dazu besonders geeignet und machen Jugendlichen auch Lust darauf,<br />

selbst Haydn zu spielen.<br />

Zweitens sehe ich Haydns Umgang mit seinen Mitarbeitern als vorbildlich an. Er<br />

setzte sich oft erfolgreich für sie mit Humor auch gegenüber seinen<br />

Vorgesetzten ein, ein Verhalten, wie wir es uns heute auch für ein vertrauensvolles<br />

Schüler-Lehrer-Verhältnis an unseren Schulen wünschen.<br />

Und drittens möchte ich Haydns Bescheidenheit nennen. Obwohl er in heutigen<br />

Worten ein international berühmter und gefeierter „Weltstar“ war, blieb er<br />

immer bodenständig, seinem Fürsten und seiner Heimat verbunden und ohne<br />

Star-Allüren. In seinen letzten Jahren in Wien bezeichnete er sich auf seiner<br />

Visitenkarte als „kraftloser Schwächling“, seine Medaillen und Orden hielt er für<br />

„Spielzeuge für alte Männer“ und unwissende Beamte bestätigte er gerne in<br />

ihrem Glauben, dass er als „Tondichter“ so etwas ähnliches wie ein Töpfer <strong>von</strong><br />

Beruf war.<br />

<strong>Rahel</strong>: Danke für die wunderbare Privatführung durch Schloss Esterházy und für<br />

Ihre wertvollen Informationen. Ich finde es toll, dass Sie sich trotz der letzten<br />

Vorbereitungen zur Hauptausstellung „Phänomen <strong>Haydn“</strong> so viel Zeit für mich<br />

genommen haben.<br />

122


10. WÜRDIGUNG JOSEPH HAYDNS:<br />

DIE ERGEBNISSE DER EXPERTENARBEIT<br />

Zurück zu den Ausgangsfragen meiner <strong>Expertenarbeit</strong>:<br />

ÿ Wer war dieser Joseph Haydn?<br />

Wann, wo und wie hat er gelebt?<br />

Was war für ihn wichtig, wofür kämpfte er?<br />

ÿ Warum wurde unsere Schule ausgerechnet nach ihm benannt?<br />

Welche Verdienste hat er sich erworben?<br />

Gibt es eine Verbindung zwischen Senden und Haydn?<br />

Und wie kam es im Stadtrat zu dieser Namensgebung?<br />

ÿ Welche Bedeutung hat Joseph Haydn heute?<br />

Was ist <strong>von</strong> ihm geblieben?<br />

Wie wird sein 200. Todestag gefeiert?<br />

Welche Veranstaltungen gibt es zum Haydn-Jahr 2009?<br />

Hier nun der Versuch meiner Antworten:<br />

123


10.1. Haydn – der heitere Mensch, Lehrer und Freund<br />

Auch bei genauerem Hinsehen bleibt ein positives Bild <strong>von</strong> Joseph Haydn bestehen:<br />

Ob er vielen begabten und weniger begabten SchülerInnen Musikunterricht<br />

erteilte,<br />

ob er sich um seine jüngeren Brüder kümmerte und ihnen zu beruflicher Existenz<br />

verhalf,<br />

ob er Musikerkollegen schützte und deren Interessen auch vor den Fürsten<br />

vertrat,<br />

ob er geschäftstüchtig und geschickt auch versuchte, ein eigenes Vermögen<br />

durch den Verkauf seiner Musik zu erwerben,<br />

ob er die Gunst und das Vertrauen auch der allerhöchsten Monarchen und<br />

Monarchinnen besaß,<br />

ob er – wie in England – vom Volk verehrt und gefeiert wurde und alle<br />

erdenklichen internationalen Ehrungen erfuhr,<br />

ob er, der eher ein entstelltes Gesicht hatte, <strong>von</strong> Frauen begehrt und geliebt<br />

wurde,<br />

ob er mit vielerlei Aktionen versuchte, Kranke, Arme oder sonst Notleidende zu<br />

unterstützen,<br />

ob er in späteren Jahren ein Haus der offenen Tür für viele Kollegen und<br />

Freunde hatte, die er fast täglich empfing,<br />

oder ob ........ .<br />

Joseph Haydn wurde als ehrlicher und gerader Mensch erlebt und dargestellt,<br />

sein Humor wurde geschätzt und seine Freundlichkeit und Anteilnahme machten<br />

ihn wohl zu Recht zum „Papa <strong>Haydn“</strong>.<br />

124


10.2. Haydn – der große Komponist und Musiker<br />

Zur musikgeschichtlichen Bedeutung <strong>von</strong> Joseph Haydn habe ich hauptsächlich<br />

sechs Antworten gefunden. So gehören zu seinen größten Leistungen wohl<br />

ÿ die Streichquartette als eigene Gattung, bei der alle vier Instrumente<br />

gleichberechtigt und unabhängig miteinander musizieren,<br />

ÿ die Symphonien, in denen Haydn die Form <strong>von</strong> der dreisätzigen<br />

Ouvertüre des Barock für weniger als 20 Musiker zu einem<br />

viersätzigen Werk für ein Orchester <strong>von</strong> bis zu 60 Musikern. weiter<br />

entwickelte,<br />

ÿ Fuge und Kontrapunkt, die Haydn erstmals in die klassische Konzert-<br />

Form einbrachte,<br />

ÿ die Sonaten, welche Haydn durch seine Hauptsatzform zu Konzerten<br />

aufwertete,<br />

ÿ die Kaiser-Hymne, die heute mit dem Text <strong>von</strong> August Heinrich<br />

Hoffmann <strong>von</strong> Fallersleben als deutsche Nationalhymne verwendet<br />

wird,<br />

ÿ und die originellen Scherze in seiner Musik, die ihn mehr als andere<br />

Musiker bei seinem Orchester und bei den Hörern beliebt machten.<br />

Bleibt die Frage, ob man ein Gymnasium nach ihm benennen sollte. Meine Antwort<br />

lautet „JA“, weil bei Haydn noch etwas dazu kommt: Joseph Haydn war nicht nur<br />

ein besonderer Musiker, er war auch ein zuverlässiges Vorbild!<br />

Oder wie Frau Hanika es auf Schloss Esterházy formulierte: „Er setzte sich oft<br />

erfolgreich für sie [seine Schützlinge] mit Humor auch gegenüber seinen Vorgesetzten<br />

ein, ein Verhalten, wie wir es uns heute auch für ein vertrauensvolles<br />

Schüler-Lehrer-Verhältnis an unseren Schulen wünschen.“<br />

125


10.3. Haydn - Seine Bedeutung im heutigen Kulturleben<br />

In der Musik sowieso nicht – aber auch aus dem übrigen Kulturleben ist Joseph<br />

Haydn nicht mehr weg zu denken.<br />

Viele Verehrungsorte und Denkmäler, unzählige Namen <strong>von</strong> Straßen, Plätzen und<br />

Schulen, die Haydn-Institute sowie die Haydn-Museen weisen international auf<br />

ihn hin.<br />

Ja, Haydn gehört zur heutigen Kultur-Szene dazu und er wird zu Recht in diesem<br />

Jahr als einer der ganz Großen gefeiert.<br />

Damit ist Joseph Haydn für uns heute Geschenk und Herausforderung zugleich.<br />

Mögen wir JHG-ler in Senden seinem Vorbild nacheifern in Kreativität und<br />

Ausdauer, in Erfolg und Bescheidenheit und in seiner feinen Art, für Menschen<br />

offen zu sein.<br />

Vivat Joseph Haydn !!!<br />

126


11. DANKSAGUNG<br />

Ich möchte meine <strong>Expertenarbeit</strong> aber nicht beenden, ohne auch ein herzliches<br />

„Dankeschön“ los zu werden.<br />

So danke ich allen Helfern, Beratern, Ermutigern, Unterstützern, Lehrern,<br />

Politikern und<br />

besonders meinen Eltern, die mir u.a. einen Flug nach Wien ermöglicht haben.<br />

Ich danke auch den Haydn-Profis, den Musikern und Wissenschaftlern, den<br />

Westfälischen Nachrichten<br />

und besonders Dir, „Papa <strong>Haydn“</strong>, für deine wunderbare Musik!!!<br />

Danke.<br />

127


12. LITERATURVERZEICHNIS (IN AUSWAHL)<br />

12.1. Zu Haydns Biographen<br />

Neben vielen neueren Biographien über Joseph Haydn gibt es vor allem drei<br />

zeitgenössische Publikationen, auf deren Zitate ich in der <strong>Expertenarbeit</strong><br />

häufiger zurückgegriffen habe. Diese sind:<br />

Albert Christoph Dies: „Biographische Nachrichten <strong>von</strong> Joseph <strong>Haydn“</strong>.<br />

Nach mündlichen Erzählungen desselben entworfen und herausgegeben <strong>von</strong><br />

Albert Christoph Dies, Landschaftsmahler, Wien, 1810, Neuauflage 1976<br />

Georg August Griesinger: „Biographische Notizen über Joseph <strong>Haydn“</strong>.<br />

Als Fortsetzungen in: Leipziger Allgemeine musikalische Zeitung II, 1809, als<br />

Buch erschienen: Leipzig, 1810, Reprint 1979<br />

Giuseppe Antonio Carpani: “Le Haydine”.<br />

ovvero lettere su la vita e le opere - del celebre maestro Giuseppe Haydn,<br />

Mailand, 1812, Neuauflage 1969<br />

12.2. Zu Haydns Vita, Familie und Umfeld<br />

Die meisten Informationen dieser <strong>Expertenarbeit</strong> zu Haydns Leben, Familie und<br />

Umfeld stammen aus folgenden Quellen:<br />

Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“.<br />

Biographie, Europäische Verlagsanstalt, 2004,<br />

ISBN 3-434-50501-6<br />

Werner Pieck, geb. 1933 in Köln, war Diplomat und Universitätsdozent. Nach dem<br />

Studium der Rechtswissenschaft und der Promotion lebte er als Diplomat u.a. in<br />

Frankreich, Polen, Algerien, USA, Israel und zuletzt als Botschafter in Ecuador.<br />

Seit 1998 Dozent an der University of the South in Sewanee/ Tennessee.<br />

Seit seiner Kindheit ist Werner Pieck vertraut mit klassischer Musik und spielt<br />

selbst Violine. Er publizierte zwei weitere Bücher über Mozart (1998) und<br />

Händel (2001).<br />

128


Claudia Maria Knispel <strong>„Joseph</strong> <strong>Haydn“</strong>.<br />

Rowohlts Monographien, rororo Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei<br />

Hamburg, 2003,<br />

ISBN 3-499-50603-3<br />

Claudia Maria Knispel, geb. 1966 in Osnabrück, studierte in München und Berlin<br />

Musik und Theaterwissenschaft sowie Musikpädagogik und Gesang.<br />

Ihr besonderes Forschungsinteresse gilt der Musik des 18. Jahrhunderts und<br />

der populären Musik sowie interdisziplinären kulturgeschichtlichen Frage-<br />

Stellungen. Sie ist Lehrbeauftragte an der Universität der Künste Berlin und<br />

Gesangslehrerin an der Freien Musikschule Spandau.<br />

www.wikipedia.org/wiki/Joseph_Haydn<br />

www.haydnfestival.at/haydn_de<br />

Zu Michael Haydn:<br />

Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“, S. 33, 37, 136 und 187f<br />

Claudia Maria Knispel <strong>„Joseph</strong> <strong>Haydn“</strong>, S. 8, 10f, 21, 34, 52, 131f<br />

Zu Johann Evangelist Haydn:<br />

Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“, S. 58, 79, 101<br />

Claudia Maria Knispel <strong>„Joseph</strong> <strong>Haydn“</strong>, S. 8, 10f, 21<br />

12.3. Zu Haydns Freunden<br />

Neben den einschlägigen Wikipedia-Artikeln fand ich folgende Informationen zu<br />

Haydns Freunden und Freundinnen:<br />

Zu Wolfgang Amadeus Mozart:<br />

Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“, S. 135-143, 164, 171, 215-218, 220-221<br />

Claudia Maria Knispel, <strong>„Joseph</strong> <strong>Haydn“</strong>, S. 72-77, 83ff, 108f, 122ff, 137f, 143f<br />

Zu Marianne <strong>von</strong> Genzinger:<br />

Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“, S. 81, 114, 117, 139, 150<br />

Claudia Maria Knispel, <strong>„Joseph</strong> <strong>Haydn“</strong>, S. 90-95, 101f<br />

Zu Rebecca Schroeter:<br />

Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“, S. 82f, 178, 221<br />

Claudia Maria Knispel, <strong>„Joseph</strong> <strong>Haydn“</strong>, S. 106ff<br />

129


12.4. Zu Haydns Schülern<br />

Neben den einschlägigen Wikipedia-Artikeln fand ich folgende Informationen zu<br />

Haydns Schülern und Schülerinnen:<br />

Zu Marianna Auenbrugger:<br />

Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“, S. 113f<br />

Zu Ludwig van Beethoven:<br />

Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“, S. 171<br />

Claudia Maria Knispel, <strong>„Joseph</strong> <strong>Haydn“</strong>, S. 29, 77, 80, 99, 108f, 123f, 143f<br />

Zu Johann Georg Distler:<br />

F. Blume (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Band 3, 1984<br />

Zu Ignaz Josef Pleyel:<br />

Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“, S. 74, 79, 135, 173<br />

Claudia Maria Knispel, <strong>„Joseph</strong> <strong>Haydn“</strong>, S. 43, 86, 106, 133, 147<br />

Zu Sigismund Neukomm:<br />

Werner Pieck „Haydn - Der große Bassa“, S. 16, 173<br />

Claudia Maria Knispel, <strong>„Joseph</strong> <strong>Haydn“</strong>, S. 122<br />

Gisela Pellegrini-Brandacher „Ritter Sigismund <strong>von</strong> Neukomm und seine Oratorien“.<br />

Dissertation München 1936. 1. Das Leben des Komponisten. 2. Oratorien<br />

(mit Noten)<br />

Rudolph Angermüller „Sigismund Neukomm“. Werkverzeichnis, Autobiographie,<br />

Beziehung zu seinen Zeitgenossen. München / Salzburg, Katzbichler, 1977<br />

T. G. Waidelich „... ganz genau gemessenes, aufs sparsamste begleitetes<br />

Recitativ, ohne Bestimmung der Töne Sigismund Neukomms‚ musikalisch<br />

rhythmische Notierung der Chorszenen zu Schillers Braut <strong>von</strong> Messina (1805)“,<br />

in: Carl Maria <strong>von</strong> Weber und die Schauspielmusik seiner Zeit (= Weber-Studien,<br />

Bd. 7), Mainz 2003, S. 131-155<br />

12.5. Zu Haydns Werken<br />

Anthony van Hoboken <strong>„Joseph</strong> <strong>Haydn“</strong>.<br />

Thematisch-bibliographisches Werksverzeichnis, Mainz, 1957-1978<br />

Der „Hoboken“ Haydns ist wie der „Köchel“ Mozarts, das Standard-Werk-<br />

Verzeichnis, obwohl er mittlerweile nach Information des Haydn-Instituts Köln<br />

in Detailfragen hinsichtlich Authentizität und Chronologie überholt sein soll.<br />

130


Ein weiterer interessanter Artikel zu Anthony van Hoboken findet sich bei<br />

www.wikipedia.org/wiki/Anthony_van_Hoboken.<br />

12.6. Zu Entstehung und Namensgebung<br />

des Sendener Gymnasiums<br />

Auf der Homepage des Joseph-Haydn-Gymnasiums in Senden findet sich die<br />

Chronik des Joseph Haydn Gymnasiums Senden 1988-2000 <strong>von</strong> Herrn Hans-<br />

Peter Boer, einem Lehrer aus den Anfangsjahren der Schule. Die Adresse lautet:<br />

www.jhgsenden.de/<br />

Als weitere Quellen standen mir einige Artikelkopien aus den Westfälischen<br />

Nachrichten jener Zeit zur Verfügung.<br />

12.7. Zu Haydn heute<br />

Zur Forschung:<br />

Die gesamte heutige deutsche Haydn-Forschung wird im Joseph-Haydn-Institut<br />

in Köln zusammengetragen und systematisiert.<br />

Für grundsätzliche Fragen^1 verweise ich daher auf die Homepage des Joseph-<br />

Haydn-Instituts, www.haydn.institut.de.<br />

Der Direktor des Instituts, Herr Dr. Armin Raab, arbeitet an der neuesten<br />

Haydn-Bibliographie, 1991 –2001 in: Haydn-Studien 8, S. 205-293.<br />

Inzwischen sind etwa 100 der 108 geplanten Bände erschienen.<br />

Zu den Museen:<br />

www.mamilade.at/haydn/haus/eisenstadt/1006620-haydnhaus.html<br />

Zum Haydn-Jahr:<br />

www.haydnfestival.at<br />

131


Hieronymus Löschenkohl, Joseph Haydn, um 1790,<br />

Silhouette, Wien Museum<br />

132

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