03.12.2012 Aufrufe

Der Prozess vor dem Prozess - erni-consultants.com

Der Prozess vor dem Prozess - erni-consultants.com

Der Prozess vor dem Prozess - erni-consultants.com

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Experience Nr. 35 Oktober 2006<br />

© by ERNI Consulting AG<br />

Experience<br />

ERNI Erfahrungsberichte rund um Management-, <strong>Prozess</strong>- und Technologiethemen<br />

Marketing<br />

Methodisches Kundenbeziehungsmanagement<br />

anhand von messbaren<br />

Entscheidungskriterien.<br />

IT Governance<br />

Drei Schritte zum systematischen<br />

Anforderungsmanagement.<br />

MS Solution Framework<br />

Vom abstrakten Modell zum gelebten<br />

<strong>Prozess</strong>.<br />

CMMI Integration<br />

Mit Coaching Projektleiter entlasten<br />

und den Reifegrad erhöhen.


ERNI Experience | Editorial<br />

Titelseite<br />

Lars Keller<br />

Business Area Manager in der Firma<br />

ERNI Consulting AG.<br />

Die Schwerpunkte seiner Beratertätigkeit<br />

liegen auf den Gebieten Projektmanagement<br />

und Process Improvement.<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

ERNI Consulting AG<br />

Zürich · Luzern · Bern<br />

Redaktion<br />

Dimo Gehrig<br />

Dieter Nafzger<br />

ERNI Consulting AG<br />

Tel. +41 44 215 42 00<br />

E-Mail leserservice@<strong>erni</strong>.ch<br />

Internet www.<strong>erni</strong>.ch/experience<br />

Editorial<br />

Lars Keller<br />

Marketing<br />

Dr. Lucas La Roche<br />

IT Governance<br />

Mireille Livers/Lars Keller<br />

MS Solution Framework<br />

Werner Schäfer/Daniel Liechti<br />

CMMI<br />

Fabiano Montagnin/Lars Keller<br />

Lektorat<br />

Ruedi Häuptli,<br />

text control AG, Zürich<br />

Stefan Kyora,<br />

Mediacontact GmbH, Luzern<br />

Konzept/Layout<br />

Dieter Nafzger<br />

Produktion<br />

von Ah Druck AG, Sarnen<br />

Auflage<br />

10 000 Exemplare<br />

Erscheint quartalsweise<br />

Copyright © 2006 by ERNI Consulting AG<br />

Alle Rechte <strong>vor</strong>behalten.<br />

Reifegrad verbessern<br />

Die <strong>vor</strong>liegende Ausgabe des ERNI Experience widmet sich der Verbesserung des Reifegrades<br />

von <strong>Prozess</strong>en in Organisationen. Sei dies in der Fachabteilung, der IT oder im<br />

Marketing.<br />

Intelligente Entscheidungsfindungen im Marketing basieren auf einer für das Unternehmen<br />

geeigneten Vorgehensmethodik. Dazu müssen Methoden, <strong>Prozess</strong>e und Massnahmen<br />

definiert und transparent gemacht werden. Die vielerorts angestrebte Performanceverbesserung<br />

im Marketing-Steuerungsprozess ist damit auch abhängig vom Reifegrad der<br />

unterstützenden <strong>Prozess</strong>e.<br />

Ein wichtiges Thema in den Fachabteilungen ist das Anforderungsmanagement, der<br />

<strong>Prozess</strong> <strong>vor</strong> <strong>dem</strong> <strong>Prozess</strong>. Eine Benchmark-Studie hat aufgezeigt, wie viel Verbesserungspotential<br />

noch <strong>vor</strong>handen ist. Denn nicht nur das Management von Finanzunternehmen<br />

sieht sich damit konfrontiert, aus einer Vielzahl von Business-Ideen dir richtigen - diejenigen<br />

mit <strong>dem</strong> grösstmöglichen Nutzen - für die Umsetzung durch die IT auszuwählen.<br />

Im Weiteren beschäftigt sich diese Ausgabe mit <strong>dem</strong> pragmatischen Ansatz bei der<br />

Einführung und Verbesserung von <strong>Prozess</strong>en sowie <strong>dem</strong> Coaching von Projektleitern.<br />

Dadurch erreichen Organisationen ihren nächsten CMMI-Level schneller und sicherer. Das<br />

Coaching im Bereich CMMI ist deshalb sinnvoll, da, von den langfristigen Kosteneinsparungen<br />

abgesehen, die Verbesserung der Zusammenarbeit über die Abteilungsgrenzen<br />

hinaus das wohl wichtigste Ziel für die Unternehmung ist.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Spass mit dieser Ausgabe und freue mich über Ihr Feedback.<br />

Lars Keller<br />

Business Area Manager


Inhalt<br />

Marketing<br />

IT Governance<br />

MS Solution Framework<br />

CMMI Integration<br />

Wie holen Sie in Zukunft Ihre Kunden ab? 4<br />

Kundenbeziehungsmanagement auf einen Blick<br />

Das wünscht sich jeder Manager: viele Kunden, langjährig und rentabel. Doch wie rentabel ist ein<br />

Kunde? Viele Unternehmen haben Mühe, dies zu bestimmen – und ist die Rentabilität tief, wird<br />

es schwierig, die Schwachstellen zu erkennen und wirksame Massnahmenpakete zu definieren.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Prozess</strong> <strong>vor</strong> <strong>dem</strong> <strong>Prozess</strong> 8<br />

Benchmarkstudie zum Anforderungsmanagement<br />

Das Anforderungsmanagement stellt sicher, dass neue Vorhaben im Zusammenhang mit<br />

Softwareprojekten den angestrebten Business-Nutzen bringen und den strategischen Zielen eines<br />

Unternehmens entsprechen. Bisher gab es aber kaum Orientierungshilfen für das Managen von<br />

Innovationen im Projektportfolio. Eine Benchmarkstudie zeigt nun, wie es die Besten machen.<br />

<strong>Der</strong> pragmatische Weg vom Modell zum <strong>Prozess</strong> 12<br />

Tipps im Umgang mit <strong>dem</strong> MS Solution Framework<br />

Microsoft kann heute nicht nur ein ausgereiftes <strong>Prozess</strong>modell zur Verfügung stellen, sondern<br />

auch ein eigenes Toolset für Entwicklungsorganisationen. Doch so sinnvoll diese Kombination ist,<br />

die Einführung eines <strong>Prozess</strong>es bleibt auch mit ihr eine Herausforderung. Um sie zu meistern,<br />

braucht es in erster Linie Erfahrung mit <strong>Prozess</strong>einführungen.<br />

Schneller und sicherer zum nächsten CMMI Level 16<br />

Mit Coaching Projektleiter entlasten<br />

In vielen Organisationen steht die Erhöhung des Reifegrads von Produkt-Entwicklungsprozessen<br />

nach CMMI auf der Tagesordnung. Doch die Hauptlast bei der Verbesserung tragen gerade die<br />

Projektleiter, die ohnehin schon unter grosser Belastung stehen. Gezieltes Coaching kann diese<br />

Leistungsträger entlasten und damit zu einer reibungslosen Einführung von Verbesserungsmassnahmen<br />

beitragen.<br />

Alle Artikel online: www.<strong>erni</strong>.ch/experience<br />

Inhalt | ERNI Experience<br />

3


Marketing | Kundenwertanalysen<br />

Wie holen Sie in Zukunft Ihre<br />

Kunden ab?<br />

Kundenbeziehungsmanagement auf einen Blick<br />

Das wünscht sich jeder Manager: viele Kunden, langjährig und rentabel. Doch wie rentabel<br />

ist ein Kunde? Viele Unternehmen haben Mühe, dies zu bestimmen – und ist die<br />

Rentabilität tief, wird es schwierig, die Schwachstellen zu erkennen und wirksame<br />

Massnahmenpakete zu definieren. Es fehlt der Überblick im Datenurwald und im Dickicht<br />

der Ursache-Wirkungs-Beziehungen. Eine zentrale und transparente Sicht auf diese<br />

Mechanismen und ihre Abbildung in den Kundendaten kann matchentscheidend sein – zu<br />

dieser Überzeugung gelangen immer mehr Manager. Ausbaubare, transparente und überprüfbare<br />

Analyseprozesse, gestützt auf Daten und Wissen entschlüsseln die Wirkmechanismen,<br />

und das Management kann die Effizienz von Marketingmassnahmen im Sinne eines<br />

«closed loop marketing» messen und performant steuern. Von Dr. Lucas La Roche<br />

4<br />

<strong>Der</strong> Blick aufs Ganze<br />

Haben Sie Ihr Marketing im<br />

Griff? Rasch häufen sich in<br />

einem Grossunternehmen die<br />

Kundendaten – und über die<br />

Jahre wird daraus leicht ein<br />

Dschungel, wenn es am professionellen<br />

Umgang fehlt.<br />

Dazu gehören die Unterscheidung<br />

der Daten nach spezifischen<br />

Merkmalen, die Definition<br />

von Kundengruppen sowie<br />

die entsprechende Differenzierung<br />

und Anpassung der<br />

Marketingmassnahmen. Voraussetzung<br />

für die Planung<br />

und Steuerung von Marketingprozessen<br />

ist deshalb ein<br />

übersichtliches System, eine<br />

analytische Basis, die alle<br />

Marketinganstrengungen und<br />

Kundenereignisse auf einen<br />

Blick in konzentrierter Form<br />

zeigt. Mit einem ausbaubaren,<br />

transparenten und überprüfbaren<br />

Analyseprozess, welcher<br />

verschiedene analytische Me-<br />

thoden (u.a. statistische Analyse,<br />

strukturelle Modellierung, Oekonometrie<br />

und Simulation) integriert,<br />

können komplexe Geschäftsprozesse<br />

abgebildet und<br />

quantitativ beschrieben werden.<br />

Das Management gewinnt<br />

dadurch ein Effizienzmass und<br />

ein Instrument für intelligente,<br />

faktenbasierte Entscheide<br />

mit langfristiger Gültigkeit.<br />

Ein Unternehmen will quantifizierbare<br />

Daten<br />

Ein Grossunternehmen bündelt<br />

die Marketingressourcen<br />

mehrerer Produktbereiche in<br />

einer einzigen Marketing<br />

organisation und steht damit<br />

<strong>vor</strong> einer komplexen Herausforderung<br />

des Marketing Resource<br />

Management. Das Management<br />

will die Marketingprozesse<br />

optimal planen und<br />

steuern können. Eine Ist-Analyse<br />

zeigt, dass die Marketingbudgetallokation<br />

nach unkla-


<strong>Prozess</strong>ebene Deliverables<br />

Geschäftsprozess<br />

Unterstützungsprozess<br />

Marketing<br />

Steuerungsprozess<br />

Modellbasierte<br />

<strong>Prozess</strong>unterstützung<br />

ren Kriterien erfolgt und ineffizient<br />

ist. Die Schwachstellen<br />

sind jedoch nicht klar erkennbar,<br />

da das Datenmanagement<br />

selbst Mängel aufweist und<br />

innerhalb des Marketingteams<br />

die Vorstellungen über die<br />

Wirkmechanismen am Markt<br />

uneinheitlich sind. Die internen<br />

<strong>Prozess</strong>e sind wenig performant<br />

und mit Schnittstellenproblemen<br />

behaftet. Das<br />

Kundenverhalten ist insgesamt<br />

zu wenig quantifiziert.<br />

Intelligentere Entscheidungen<br />

aufgrund besserer Entscheidungsunterstützung<br />

führ zu<br />

besserer Performance<br />

<strong>Prozess</strong>basierte<br />

Analyseumgebung zur<br />

Verbesserung der<br />

Entscheidungsbasis<br />

Die Aufgabe lautet, Methoden,<br />

<strong>Prozess</strong>e und Massnahmen zu<br />

definieren, die den Steuerungsund<br />

Entscheidungsprozess unterstützen<br />

sowie langfristig die<br />

Effizienz des Unternehmens<br />

steigern.<br />

Die Ziele des Projekts<br />

Im Wesentlichen geht es darum,<br />

die vom Marketing in<br />

einem Steuerungsprozess getätigte<br />

Produktpositionierung in<br />

Wechselwirkung mit der Konku-<br />

rrenz und den Kundenpräferenzen<br />

optimal zu steuern<br />

und so die Performance zu verbessern<br />

(siehe Abbildung).<br />

Folgende Fragen stehen<br />

im Vordergrund<br />

Wie und wo sollen die Marketingmittel<br />

für Kundenneugewinnung,Kundenwiedergewinnung<br />

und Kundenrückhalt<br />

eingesetzt werden?<br />

Welche Kundengruppen sollen<br />

für welche Produkte über welche<br />

Kanäle angegangen werden,<br />

um Neukunden zu gewinnen?<br />

Welche Kundengruppen sollen<br />

wie angegangen werden,<br />

um verlorene Kunden zurückzugewinnen?<br />

<strong>Der</strong> Lösungs<strong>vor</strong>schlag<br />

Das Projektteam schlägt ein<br />

analytisches, simulationsba-<br />

Kundenwertanalysen | Marketing<br />

siertes Projekt<strong>vor</strong>gehen <strong>vor</strong>. Es<br />

baut Modelle auf, die als simulierbare<br />

quantitative Dokumentation<br />

der Marketingmechanismen<br />

dienen und von den<br />

betroffenen Mitarbeitenden<br />

zuerst getestet und dann genutzt<br />

werden, um Ursache-<br />

Wirkungs-Beziehungen zu identifizieren<br />

und mögliche Szenarien<br />

zu entwickeln. Die<br />

Modelle verbinden die <strong>vor</strong>handenen<br />

Daten aus der Marktbeobachtung<br />

mit den operativen<br />

Daten, <strong>dem</strong> Wissen der<br />

Mitarbeitenden und den Erkenntnissen<br />

aus Analysen<br />

sowie Tests der Simulationsmodelle.<br />

Daraus kann das Unternehmen<br />

vielfachen Gewinn<br />

ziehen: spezifische Handlungsempfehlungen,<br />

Erwartungen<br />

bezüglich Performance sowie<br />

wahrscheinlicher Szenarien,<br />

Analyse strategischer Marketingoptionen,<br />

Szenarien zur<br />

Priorisierung und Bewertung<br />

5


Marketing | Kundenwertanalysen<br />

6<br />

Welche Kundengruppen sollen für welche Produkte über welche Kanäle angegangen werden,<br />

um Neukunden zu gewinnen?<br />

Nutzen fürs Management<br />

● Die gewählte Methodik unterstützt Manager bei der Entscheidungsfindung<br />

im Marketing.<br />

● Aus der Verknüpfung von Expertisen, Unternehmensdaten und Theorie<br />

erkennen Manager das Wesentliche.<br />

● Manager können in der Komplexität der Abläufe einzelne Ursache-Wirkungs-<br />

Ketten analysieren, die wirkenden Treiber identifizieren und daraus robuste,<br />

langfristig gültige Handlungs- und Entscheidungsregeln aufstellen.<br />

● Manager verfügen über eine quantitative, integrale und auf Fakten basierte<br />

Beschreibung der Ausgangslage und der möglichen Zukunftsszenarien.<br />

Damit wird auch eine gezielte, argumentationsstarke Kommunikation<br />

mit den Stakeholdern möglich.


von Handlungsoptionen. Die<br />

Modelle sind eine analytische<br />

Basis für die gesamtheitliche<br />

Sicht auf die Marketinganstrengungen.<br />

Sie sind validiert,<br />

d.h., sie können historische<br />

Daten quantitativ genau wiedergeben<br />

und reale Marktstrukturen<br />

eins zu eins abbilden. Die<br />

Modellentwicklung erfolgt iterativ<br />

inkrementell und modular.<br />

Die Sequenz Modellbau-/<br />

Validierung wird mehrfach<br />

wiederholt. Man beginnt mit<br />

relativ einfachen Modellen,<br />

die schon simulierbar und mit<br />

der Realität überprüfbar sind,<br />

und steuert den weiteren<br />

Modellbau durch den Vergleich<br />

der Ergebnisse mit <strong>dem</strong><br />

Wissen, den Daten, den Hypothesen<br />

und den Bedürfnissen.<br />

Dabei ist der Weg zum Ziel<br />

mindestens so wichtig wie das<br />

Ziel selbst. Mit der Modellentwicklung<br />

modifizieren die<br />

beteiligten Spezialisten und<br />

Manager ihre eigenen mentalen<br />

Modelle – Bauchgefühle<br />

und Intuition können sichtbar<br />

gemacht werden. Die Diskussionen<br />

im Projektteam bewirken<br />

eine einheitliche Vorstellung der<br />

Projektmitglieder von den herrschenden<br />

Geschäftsabläufen.<br />

<strong>Der</strong> Nutzen<br />

Die gewählte Vorgehensmethodik<br />

unterstützt Manager bei<br />

der Entscheidungsfindung im<br />

Marketing. Aus der Verknüpfung<br />

von Mitarbeiterwissen in<br />

Bezug auf spezifische Kunden-<br />

und Marktdaten, Unternehmensdaten<br />

und Theorie<br />

erkennen sie das Wesentliche.<br />

Sie können in der Komplexität<br />

der Abläufe einzelne Ursache-<br />

Wirkungs-Ketten analysieren,<br />

die wirkenden Treiber identifizieren<br />

und daraus robuste,<br />

langfristig gültige Handlungsund<br />

Entscheidungsregeln auf-<br />

stellen. Sie verfügen über eine<br />

quantitative, integrale und auf<br />

Fakten basierende Beschreibung<br />

der Ausgangslage und der<br />

möglichen Zukunftsszenarien.<br />

Damit wird auch eine gezielte,<br />

argumentationsstarke Kommunikation<br />

mit den Stakeholdern<br />

möglich.<br />

Das Management kann Entscheidungen<br />

zur Marktbearbeitung<br />

mit Aussagen von<br />

Online-Artikel: www.<strong>erni</strong>.ch/experience<br />

Kundenwertanalysen | Marketing<br />

Welche Kundengruppen sollen wie angegangen werden,<br />

um verlorene Kunden zurückzugewinnen?<br />

Ergebnissen der im Projektteam<br />

validierten Modelle untermauern.<br />

Es kann Marktrisiken<br />

im Vorfeld quantitativ<br />

einschätzen und bewerten.<br />

Entscheidungen über die Budgetverteilung<br />

in der Jahresplanung<br />

für Abteilungen und<br />

Massnahmen mit Szenarien<br />

können aufgezeigt, bewertet<br />

und begründet ausgewählt<br />

werden.<br />

Dr. Lucas La Roche<br />

Kontakt: lucas.laroche@<strong>erni</strong>.ch<br />

Senior Management Consultant der Firma<br />

ERNI Management Services AG.<br />

Die Schwerpunkte seiner Beratertätigkeit liegen im Bereich<br />

Strategieentwicklung, Business Process Engineering<br />

und Projektmanagement.<br />

7


IT Governance | Anforderungsmanagement<br />

<strong>Der</strong> <strong>Prozess</strong> <strong>vor</strong> <strong>dem</strong> <strong>Prozess</strong><br />

Benchmarkstudie zum Anforderungsmanagement<br />

Das Anforderungsmanagement stellt sicher, dass neue Vorhaben im Zusammenhang mit Softwareprojekten den angestrebten<br />

Business-Nutzen bringen und den strategischen Zielen eines Unternehmens entsprechen. Bisher gab es aber kaum<br />

Orientierungshilfen für das Managen von Innovationen im Projektportfolio. Eine Benchmarkstudie zeigt nun, wie es die<br />

Besten machen. Von Mireille Livers und Lars Keller<br />

8<br />

Die grossen Finanzdienstleister<br />

sind daran, ihre Software-<br />

Entwicklungsprozesse laufend<br />

weiter zu verbessern. Bei der<br />

Konzentration auf den reinen<br />

Entwicklungsprozess bleibt<br />

jedoch die Entstehung von<br />

Anforderungen (im Sinne von<br />

neuen Business-Ideen) in den<br />

Fachabteilungen genauso unberücksichtigt<br />

wie ihre Konsolidierung<br />

und die Kontrolle<br />

ihrer Umsetzung. Angesichts<br />

seiner Bedeutung sollte der<br />

Umgang mit neuen Anforderungen<br />

und Business-Ideen<br />

aber unbedingt auf Verbesserungspotenzial<br />

hin untersucht<br />

werden. Denn nichts<br />

anderes als dieses Anforderungsmanagement<br />

stellt sicher,<br />

dass die Projektarbeit der IT<br />

den ökonomischen Zielen des<br />

Gesamtunternehmens entspricht.<br />

In der Praxis zeigt sich ein fehlendes<br />

systematisches Anforderungsmanagement<br />

in verschie-<br />

Drei Schritte im Anforderungsmanagement<br />

denen Symptomen. Häufig<br />

gibt es eine Flut von Anforderungen<br />

in höchst unterschiedlicher<br />

Qualität an die IT.<br />

Sie werden nicht selten nur<br />

durch den Mitarbeiter konsolidiert,<br />

der sie entgegennimmt,<br />

während eine verantwortliche<br />

Instanz für die Prüfung und<br />

Bewertung fehlt. Nur selten<br />

erhalten die Ideengeber ein<br />

Feedback zur Umsetzung ihrer<br />

Anstösse. Bei der Projektselektion<br />

wird häufig nur über<br />

Kosten und Termine diskutiert,<br />

die strategischen Ziele<br />

dagegen bleiben ausgeblendet.<br />

Es kann sogar <strong>vor</strong>kommen,<br />

dass Entscheidungen von den<br />

kommunikativen Fähigkeiten<br />

der Mitarbeiter abhängen.<br />

Auch bei der Kontrolle der<br />

Umsetzung stehen fast immer<br />

Kosten und Termine und nur<br />

selten der Business-Nutzen im<br />

Mittelpunkt.<br />

Die verschiedenen Symptome<br />

zeigen, dass die Einführung<br />

1. Initiierung (Entstehen, Erfassen, Überprüfen und Vorpriorisieren<br />

der Anforderungen)<br />

2. Planung (Konsolidierung, Selektion und Freigabe)<br />

3. Kontrolle (Überprüfung der Realisierung der Projektziele bzw.<br />

des Nutzenbeitrags für die Fachbereiche)


Anforderungsmanagement | IT Governance<br />

Angesichts seiner Bedeutung sollte der Umgang mit neuen Anforderungen und Business-<br />

Ideen unbedingt auf Verbesserungspotenzial hin untersucht werden. Denn nichts anderes<br />

als dieses Anforderungsmanagement stellt sicher, dass die Projektarbeit der IT den<br />

ökonomischen Zielen des Gesamtunternehmens entspricht.


IT Governance | Anforderungsmanagement<br />

Bei den besten Teilnehmern der Studie waren den Mitarbeitern nicht nur die Unternehmensstrategie, sondern auch die für<br />

sie relevanten kurzfristigen strategischen Ziele bekannt. Dies setzt <strong>vor</strong>aus, dass prägnant formulierte Strategien für einzelne<br />

Märkte, Geschäftsbereiche und Produkte existieren.<br />

10<br />

Abb. 1<br />

IT Governance<br />

eines systematischen Anforderungsmanagements<br />

eine anspruchsvolle<br />

und komplexe<br />

Aufgabe ist. Sie wird nicht<br />

einfacher dadurch, dass es<br />

anders als bei der Softwareentwicklung<br />

im engeren Sinne<br />

keine <strong>Prozess</strong>modelle gibt,<br />

die Orientierungshilfe leisten.<br />

Die nachfolgenden Erkenntnisse<br />

und Empfehlungen beruhen<br />

deswegen auf einer von<br />

ERNI erstellten Benchmarkstudie<br />

unter Finanzdienstleistungsunternehmen<br />

sowie<br />

einem weltweit tätigen Industriekonzern.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Prozess</strong> Anforderungsmanagement<br />

lässt sich in drei<br />

Schritte gliedern:<br />

Initiierung (Entstehen, Erfassen,<br />

Überprüfen und Vorpriorisieren<br />

der Anforderungen),<br />

Planung (Konsolidierung, Selektion<br />

und Freigabe),<br />

Kontrolle (Überprüfung der<br />

Realisierung der Projektziele<br />

bzw. des Nutzenbeitrags für die<br />

Fachbereiche).<br />

Diesen <strong>Prozess</strong>schritten übergeordnet<br />

ist die IT-Governance,<br />

die sicherstellt, dass die<br />

IT den strategischen Zielen des<br />

Unternehmens dient.<br />

<strong>Prozess</strong> für das Anforderungsmanagement<br />

Initiierung Planung Realisierung Kontrolle<br />

Entstehen, Erfassen<br />

Überprüfen und<br />

Vorpriorisieren der<br />

Anforderungen<br />

Konsolidierung,<br />

Selektion und<br />

Freigabe<br />

IT Governance<br />

Bei den besten Teilnehmern der<br />

Studie waren den Mitarbeitern<br />

nicht nur die Unternehmensstrategie,<br />

sondern auch die für<br />

sie relevanten kurzfristigen strategischen<br />

Ziele bekannt. Dies<br />

setzt <strong>vor</strong>aus, dass prägnant formulierte<br />

Strategien für einzelne<br />

Märkte, Geschäftsbereiche und<br />

Produkte existieren. Zu<strong>dem</strong> ist<br />

für die Anpassung der IT an die<br />

Strategie eine enge, institutionalisierte<br />

Zusammenarbeit von<br />

Fachbereichsmitarbeitern und<br />

IT-Spezialisten notwendig. Für<br />

die Organisation der Kooperation<br />

gibt es mehrere gleichrangige<br />

Möglichkeiten. Dabei sollte<br />

indes immer sichergestellt<br />

sein, dass die Businessseite das<br />

letzte Wort hat.<br />

Initiierung<br />

Hier stellte sich heraus, dass<br />

die Business-Seite selbst in der<br />

Lage sein sollte, Ideen in eine<br />

strukturierte Form zu bringen,<br />

und es sich empfiehlt, erst<br />

danach eine technisch umsetzbare<br />

Anforderung zu formulieren.<br />

Schalten sich die IT-Spezialisten<br />

zu früh ein, besteht<br />

die Gefahr, dass zum einen der<br />

Business-Nutzen einer Anforderung<br />

nicht ganz klar ist und<br />

Projektdurchführung<br />

Überprüfung der<br />

Realisierung der<br />

Projektziele bzw.<br />

des Nutzenbeitrags<br />

für die Fachbereiche<br />

zum anderen die Anforderungen<br />

nicht systemneutral formuliert<br />

werden. Idealerweise<br />

sollte zu<strong>dem</strong> der Nutzen einer<br />

Umsetzung beziffert werden.<br />

Planung<br />

Wichtig ist hier ein transparenter<br />

<strong>Prozess</strong>, der zu nachvollziehbaren<br />

Entscheidungen führt.<br />

Eine Vorpriorisierung der Anforderungen<br />

kann in den Fachbereichen<br />

passieren. Über grössere<br />

Vorhaben sollte das Topmanagement<br />

entscheiden. Als<br />

Basis dafür bietet sich zum<br />

einen der Budgetprozesss an,<br />

zum anderen die Orientierung<br />

an den strategischen Zielen.<br />

Nachvollziehbare Entscheidungen<br />

sind einfacher zu treffen,<br />

wenn die Anforderungen klar<br />

formuliert und ihr Business-<br />

Nutzen zumindest abgeschätzt<br />

worden ist.<br />

Kontrolle<br />

Das Ziel müsste hier wie beim<br />

Softwareentwicklungsprozess<br />

die quantitative Kontrolle sein,<br />

mit der überprüft wird, ob der<br />

<strong>vor</strong>gesehene Business-Nutzen<br />

auch wirklich erreicht wird.<br />

Dies setzt die Bezifferung dieses<br />

Nutzens <strong>vor</strong>aus.


Anforderungsmanagement<br />

am Beispiel einer Bank<br />

Das Anforderungsmanagement<br />

einer mittelgrossen Bank wurde<br />

analysiert. Aufgrund der Benchmarkstudie<br />

wurde es mit der<br />

Praxis von Mitbewerbern und<br />

weiteren Unternehmen verglichen.<br />

So liessen sich zum einen<br />

Aussagen über den Reifegrad<br />

des <strong>Prozess</strong>es für das Anforderungsmanagement<br />

machen.<br />

Zum anderen konnten nicht<br />

weniger als 14 detaillierte Vorschläge<br />

für Verbesserungen gemacht<br />

werden. Die Hälfte von<br />

ihnen kann sogar kurzfristig<br />

umgesetzt werden. Dazu gehört<br />

etwa die Publizierung<br />

aller Fachanforderungen und<br />

Projektportfolios im Intranet.<br />

Weitere Beispiele für kurzfristige<br />

Massnahmen sind die Standardisierung<br />

der Priorisierung<br />

und Freigabe von Projekten<br />

oder die Einführung von Business<br />

Cases für grössere Vorhaben.<br />

Mittelfristige Massnahmen<br />

wären die Zuteilung einer<br />

grösseren Verantwortung für<br />

die Projekte an die Fachabteilungen<br />

und der Aufbau des<br />

dafür notwendigen Knowhows.<br />

Langfristig wäre eine<br />

Optimierung der <strong>Prozess</strong>e und<br />

Anpassung der Organisation<br />

<strong>vor</strong>zunehmen, um eine bessere<br />

Klarheit über die Aufgabenverteilung<br />

und Verantwortung<br />

im Bereich Anforderungsmanagement<br />

zu haben. Nur dadurch<br />

wird langfristig sichergestellt,<br />

dass sinnvolle Business-<br />

Ideen zu nutzbringenden IT-<br />

Projekten führen.<br />

Online-Artikel: www.<strong>erni</strong>.ch/experience<br />

Anforderungsmanagement | IT Governance<br />

Anhand einer Benchmarkstudie für das Anforderungsmanagement<br />

einer mittelgrossen Bank liessen sich sowohl<br />

Aussagen über den Reifegrad des <strong>Prozess</strong>es für das Anforderungsmanagement<br />

als auch 14 detaillierte Vorschläge für<br />

Verbesserungen machen.<br />

Lars Keller<br />

Kontakt: lars.keller@<strong>erni</strong>.ch<br />

Business Area Manager in der Firma ERNI Consulting AG.<br />

Die Schwerpunkte seiner Beratertätigkeit liegen auf den<br />

Gebieten Projektmanagement und Process Improvement.<br />

Mireille Livers<br />

Kontakt: mireille.livers@<strong>erni</strong>.ch<br />

Senior Consultant in der Firma ERNI Consulting AG.<br />

<strong>Der</strong> Schwerpunkt ihrer Beraterinnentätigkeit liegt<br />

auf <strong>dem</strong> Gebiet Requirements Management, <strong>Prozess</strong>-,<br />

Projekt- und Portfoliomanagement.<br />

11


MS Solution Framework | Vom Modell zum <strong>Prozess</strong><br />

<strong>Der</strong> pragmatische Weg<br />

vom Modell zum <strong>Prozess</strong><br />

Tipps für den Umgang mit <strong>dem</strong> MS Solution Framework<br />

Microsoft kann heute nicht nur ein ausgereiftes <strong>Prozess</strong>modell zur Verfügung stellen, sondern auch ein eigenes Toolset für<br />

Entwicklungsorganisationen. Doch so sinnvoll diese Kombination ist, die Einführung eines <strong>Prozess</strong>es bleibt auch mit ihr eine<br />

Herausforderung. Um sie zu meistern, braucht es in erster Linie Erfahrung mit <strong>Prozess</strong>einführungen. Von Werner Schäfer und Daniel Liechti<br />

12<br />

Schon Ende der Neunzigerjahre<br />

stellte Microsoft das MS Solution<br />

Framework (MSF) <strong>vor</strong>.<br />

Das <strong>Prozess</strong>modell, das der<br />

Konzern aus seiner eigenen<br />

Praxis abgeleitet hatte, stiess<br />

zunächst auf wenig Beachtung.<br />

Dies obwohl MSF verglichen<br />

mit anderen <strong>Prozess</strong>modellen<br />

durchaus spezielle<br />

Vorzüge besitzt. So wird zum<br />

Beispiel nicht nur der eigentliche<br />

Entwicklungsprozess abgedeckt,<br />

sondern auch der<br />

Betrieb und der Service einer<br />

Applikation.<br />

In den letzten Monaten hat<br />

das Interesse am MSF nun aber<br />

stark zugenommen. <strong>Der</strong> Grund<br />

ist nicht zuletzt der neue MS<br />

Team Foundation Server, mit<br />

<strong>dem</strong> Microsoft ein umfassendes<br />

Toolset für die Softwareentwicklung<br />

<strong>vor</strong>gestellt hat.<br />

Die Werkzeuge erleichtern im<br />

Alltag die Arbeit der einzelnen<br />

Rolleninhaber und ihre Zusam-<br />

Drei wichtige Schritte bei der <strong>Prozess</strong>einführung<br />

menarbeit untereinander erheblich.<br />

Allerdings setzt ihr Einsatz<br />

die Definition sauberer<br />

<strong>Prozess</strong>e <strong>vor</strong>aus. Hierbei wiederum<br />

kann dann auf das MSF<br />

zurückgegriffen werden. Mit<br />

der neuesten Version wurde ein<br />

robustes Framework basierend<br />

auf Empfehlungen, Best Practices<br />

und einfachen Abläufen<br />

geschaffen, das die Basis für den<br />

Einsatz des Team Foundation<br />

Servers bilden kann.<br />

Doch nur mit <strong>dem</strong> Studium<br />

des <strong>Prozess</strong>modells und <strong>dem</strong><br />

Kauf der neuen Microsoft<br />

Tools allein wird man nicht zu<br />

einer effizient und kontrolliert<br />

arbeitenden Entwicklungsorganisation<br />

gelangen. Zum einen<br />

ist das <strong>Prozess</strong>modell zu abstrakt.<br />

Dadurch verfügt es zwar<br />

über ein hohes Mass an Flexibilität,<br />

gleichzeitig aber kann<br />

es nicht eins zu eins in die<br />

Praxis umgesetzt werden, sondern<br />

verlangt eine Anpassung<br />

1. Die Coverage-Analyse analysiert <strong>vor</strong>handene Arbeitsabläufe und legt<br />

Übereinstimmungen (Fits) und Schwachstellen (Gaps) offen.<br />

2. <strong>Prozess</strong>implementierung inklusive Einführung angepasster Tools.<br />

3. Begleitung und Coaching helfen, den neuen <strong>Prozess</strong> im Organisationsalltag<br />

durchzusetzen.


Vom Modell zum <strong>Prozess</strong> | MS Solution Framework<br />

Mit <strong>dem</strong> Studium des <strong>Prozess</strong>modells und <strong>dem</strong> Kauf der neuen Microsoft Tools allein<br />

wird man nicht zu einer effizient und kontrolliert arbeitenden Entwicklungsorganisation<br />

gelangen. Das Modell verlangt zum einen eine Anpassung an die Verhältnisse in der<br />

Organisation, zum anderen muss bei der Einführung oder Verbesserung eines<br />

Entwicklungsprozesses immer auch der psychologische Aspekt berücksichtigt werden.


MS Solution Framework | Vom Modell zum <strong>Prozess</strong><br />

14<br />

Abb. 1<br />

MSF Team-/Rollenmodell<br />

Pragmatismus bei der Umsetzung ist gefordert, damit bei der Einführung der neuen<br />

Arbeitsabläufe keine zu weitgehende Formalisierung stattfindet. Die bestehenden Arbeitsschritte<br />

in einer Organisation, die bereits gut funktionieren, sollen erhalten bleiben.<br />

Ziel: Kundenzufriedenheit<br />

Product<br />

Management<br />

User<br />

Experience<br />

Ziel: Benutzer ist<br />

produktiver<br />

an die Verhältnisse in der Organisation.<br />

Zum anderen muss<br />

bei der Einführung oder Verbesserung<br />

eines Entwicklungsprozesses<br />

immer auch der psychologische<br />

Aspekt berücksichtigt<br />

werden. Beim Umgang<br />

mit den nicht selten auftretenden<br />

Befürchtungen helfen<br />

weder <strong>Prozess</strong>normen noch<br />

Tools weiter, sondern nur das<br />

richtige Gespür.<br />

Wie man bei der Einführung<br />

eines <strong>Prozess</strong>es auf der Basis<br />

des MS Solution Framework<br />

<strong>vor</strong>gehen sollte, das lehrt nur<br />

die Erfahrung mit erfolgreichen<br />

Projekten. Gefragt ist ein<br />

methodisches, schrittweises Vorgehen,<br />

welches pragmatisch<br />

umgesetzt wird. Bei den<br />

Schritten ist die Unterscheidung<br />

in drei Phasen sinnvoll:<br />

1. Die Coverage Analyse, welche<br />

die <strong>vor</strong>handenen Arbeitsabläufe<br />

analysiert, mit den<br />

Vorgaben der <strong>Prozess</strong>modelle<br />

vergleicht und so Übereinstimmungen<br />

(Fits) und Schwachstellen<br />

(Gaps) offenlegt.<br />

2. Die Implementierung der<br />

<strong>Prozess</strong>e inklusive Einführung<br />

angepasster Tools.<br />

Ziel: Projekt ist innerhalb<br />

der Projektlimiten fertiggestellt<br />

Programm<br />

Management<br />

Projektstakeholder<br />

Release<br />

Management<br />

Ziel: Verteilung, Administration<br />

und Betreuung<br />

Development<br />

Testing<br />

3. Begleitung und Coaching,<br />

wodurch erreicht wird, dass<br />

der neue <strong>Prozess</strong> sich im Alltag<br />

der Organisation auch wirklich<br />

durchsetzt.<br />

Pragmatismus bei der Umsetzung<br />

ist gefordert, damit bei der<br />

Einführung der neuen Arbeitsabläufe<br />

keine zu weitgehende<br />

Formalisierung stattfindet. Diejenigen<br />

bestehenden Arbeitsschritte<br />

in einer Organisation,<br />

die bereits gut funktionieren,<br />

sollen erhalten bleiben. Dieses<br />

pragmatische Vorgehen führt<br />

auch zu einer relativ kurzen<br />

Dauer der Definition des <strong>Prozess</strong>es<br />

samt Anpassung der<br />

entsprechenden unterstützenden<br />

Tools.<br />

Beispiel<br />

Einführung eines<br />

Entwicklungsprozesses beim<br />

Re-Insourcing<br />

Ein auf die Gesundheitsbranche<br />

spezialisiertes IT-Unternehmen<br />

hatte die Entwicklung<br />

outgesourct und wollte<br />

diese nun aus Gründen der<br />

Effizienz und der schnelleren<br />

Time-to-Market wieder selbst<br />

übernehmen. Für den Aufbau<br />

einer eigenen Entwicklungsabteilung<br />

waren zuerst die Defini-<br />

Ziel: Design/Implementierung<br />

aufgrund<br />

Spezifikationen<br />

Ziel: alle bekannten<br />

Punkte bearbeitet<br />

tion und der Aufbau eines geeigneten<br />

<strong>Prozess</strong>es notwendig.<br />

Das Unternehmen wollte diesen<br />

gemäss den Empfehlungen<br />

und Vorgaben des Microsoft<br />

Solution Framework aufbauen.<br />

Da zum damaligen Zeitpunkt<br />

MSF sehr allgemein formuliert<br />

war und nur aus einigen wenigen<br />

White-Papers bestand, wurde<br />

die Phasen- und Team-Idee<br />

von MSF mit Elementen des<br />

Rational Unified Process (RUP)<br />

und Extreme Programming (XP)<br />

ergänzt und im Detail beschrieben.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Prozess</strong> sollte<br />

zu<strong>dem</strong> organisatorische Besonderheiten<br />

berücksichtigen und<br />

innerhalb kürzester Zeit etabliert<br />

werden können.<br />

Resultat des pragmatischen Vorgehens<br />

war ein klar definierter<br />

<strong>Prozess</strong> mit der Beschreibung<br />

der Teilprozesse samt unterstützender<br />

Templates für die<br />

wichtigsten Dokumente wie<br />

Zieldokument, Projektstruktur<br />

und Detailspezifikationen. Um<br />

dieses Ziel zu erreichen, hatte<br />

das Team lediglich ein halbes<br />

Jahr gebraucht. Im Beispiel hat<br />

sich auch der Beizug eines<br />

Beratungsunternehmens ausgezahlt.<br />

Die Berater brachten<br />

wichtiges Know-how in der


Release<br />

Readiness<br />

Approved<br />

Stabilizing<br />

Scope<br />

Complete<br />

Deploying<br />

Deployment<br />

Complete<br />

MSF<br />

Developing<br />

Einführung von verschiedenen<br />

Entwicklungsprozessen<br />

mit und konnten dieses Wissen<br />

auch weitervermitteln, so<br />

dass das Team bei der Kontrolle<br />

und Verbesserung der<br />

neuen Arbeitsabläufe nun allein<br />

zurechtkommt. Zu<strong>dem</strong><br />

konnten die externen Spezialisten<br />

die internen Mitarbeiter,<br />

welche mit operativen Aufgaben<br />

beschäftigt waren, bei<br />

der Einführung entlasten.<br />

Die Entlastung ist ein probates<br />

Mittel, um die Akzeptanz der<br />

neuen Arbeitsabläufe und Dokumente<br />

unter den Entwicklern<br />

zu verbessern. Zusätzlich<br />

sollte die Einführung so gestaltet<br />

sein, dass sie so genannte<br />

Quick Wins generiert, zum<br />

Beispiel Templates, die zu<br />

Envisioning<br />

Planning<br />

Project Plans<br />

Approved<br />

Vision/Scope<br />

Approved<br />

einer spürbaren sofortigen<br />

Verbesserung führen. <strong>Der</strong> wichtigste<br />

Faktor indes bleibt die<br />

Unterstützung durch das Management,<br />

das die Einhaltung<br />

der neuen <strong>Prozess</strong>e <strong>vor</strong>lebt.<br />

Werner Schäfer<br />

Kontakt: werner.schaefer@<strong>erni</strong>.ch<br />

Service Manager Architecture, Design and Development<br />

und Senior Engineer in der Firma ERNI Consulting AG.<br />

Die Schwerpunkte seiner Beratertätigkeit liegen auf den<br />

Gebieten Architektur und Softwareentwicklung.<br />

Daniel Liechti<br />

Kontakt: daniel.liechti@<strong>erni</strong>.ch<br />

Customer Office Manager und Business Unit Leader<br />

in der Firma ERNI Consulting AG.<br />

Die Schwerpunkte seiner Beratertätigkeit liegen auf den<br />

Gebieten Process Engineering und Project Management.<br />

Online-Artikel: www.<strong>erni</strong>.ch/experience<br />

Abb. 2<br />

MSF-<strong>Prozess</strong>modell<br />

Vom Modell zum <strong>Prozess</strong> | MS Solution Framework<br />

Resultat des praxisorientierten Vorgehens war ein klar definierter<br />

<strong>Prozess</strong> mit der Beschreibung der Teilprozesse samt<br />

unterstützender Templates für die wichtigsten Dokumente<br />

wie Zieldokument, Projektstruktur und Detailspezifikationen.<br />

15


CMMI Integration | Projektleiter Coaching<br />

Schneller und sicherer<br />

zum nächsten CMMI Level<br />

Mit Coaching Projektleiter entlasten<br />

In vielen Organisationen steht die Erhöhung des Reifegrads von Produkt-Entwicklungsprozessen nach CMMI auf der<br />

Tagesordnung. Doch die Hauptlast bei der Verbesserung tragen gerade die Projektleiter, die ohnehin schon unter grosser<br />

Belastung stehen. Gezieltes Coaching kann diese Leistungsträger entlasten und damit zu einer reibungslosen Einführung<br />

von Verbesserung-Massnahmen beitragen. Von Fabiano Montagnin und Lars Keller<br />

16<br />

Noch immer basieren viele<br />

Software-Entwicklungsorganisationen<br />

auf <strong>dem</strong> Können und<br />

<strong>dem</strong> besonderen Einsatz einzelner<br />

Mitarbeiter. Vom Management<br />

wird zunehmend<br />

angestrebt, Entwicklungsprozesse<br />

zu standardiseren und<br />

steuerbar zu machen. Aus diesem<br />

Grund ist das Interesse an<br />

Modellen wie <strong>dem</strong> CMMI<br />

(Capability Maturity Model for<br />

Integrated Systems) gross. Das<br />

CMMI ist ein Referenzmodell<br />

und dient als Basis zur Verbesserung<br />

der Reife (Qualität, Kosten,<br />

Termin) bei Entwicklungsprozessen.<br />

Es definiert konkrete<br />

Anforderungen an eine gute<br />

Produktentwicklung. Mit CMMI<br />

lässt sich der Reifegrad von<br />

Entwicklungsorganisationen<br />

über fünf Stufen vom individuellen<br />

Vorgehen im Projekt<br />

bis zur Steuerung und ständigen<br />

gezielten Optimierung<br />

eines gesamten Projektportfolios<br />

aufgrund von Kenngrössen<br />

bestimmen. <strong>Der</strong> Nutzen<br />

eines erhöhten Reifegrades ist<br />

mittlerweile gut dokumentiert.<br />

So bringt der Übergang von<br />

Level 1 des CMMI-Modells zu<br />

Level 2 nicht weniger als 20<br />

Prozent Kosteneinsparungen<br />

mit sich.<br />

Doch so plausibel solche Überlegungen<br />

klingen mögen, in<br />

der Praxis bedeutet die Verbesserung<br />

des Reifegrades zu<br />

Beginn <strong>vor</strong> allem Zusatzaufwand.<br />

Er trifft <strong>vor</strong> allem die<br />

Projektleiter. Diese stehen aber<br />

meist schon durch das operative<br />

Geschäft unter Druck. Und<br />

nicht selten sehen gerade sehr<br />

erfahrene Mitarbeiter die Erhöhung<br />

des Reifegrades <strong>vor</strong><br />

allem als Bürokratisierung, die<br />

ihnen nur weitere im Prinzip<br />

überflüssige Arbeit bringt. Um<br />

die Projektleiter dennoch zum<br />

Mitziehen zu bewegen, hat<br />

sich das Coaching der Projektleiter<br />

bewährt.<br />

In der Praxis wird oft versucht,<br />

die Projektleiter allein durch<br />

Weiterbildungsveranstaltungen<br />

mit ihren Aufgaben für die<br />

Verbesserung des <strong>Prozess</strong>es<br />

vertraut zu machen. Dies führt<br />

nur selten zum Ziel. Besser<br />

wäre ein Coaching. <strong>Der</strong> Vorteil<br />

für den Projektleiter liegt darin,<br />

dass er nicht mit überflüssigen<br />

Informationen überflutet<br />

wird. Coaches können im<br />

Gegenteil seine Praxis individuell<br />

analysieren und ihm darauf<br />

aufbauend genau die zu verbessernden<br />

Punkte aufzeigen.


Projektleiter Coaching | CMMI Integration<br />

Mit CMMI lässt sich der Reifegrad von Entwicklungsorganisationen aufgrund von<br />

Kenngrössen bestimmen. <strong>Der</strong> Nutzen eines erhöhten Reifegrades ist mittlerweile gut<br />

dokumentiert. So bringt der Übergang von Level 1 des CMMI-Modells zu Level 2 nicht<br />

weniger als 20 Prozent Kosteneinsparungen mit sich.


CMMI Integration | Projektleiter Coaching<br />

Abb. 1<br />

CMMI: Das Capability Maturity<br />

Model Integration zeigt auf,<br />

wie Organisationen ihre<br />

Fähigkeiten in der Entwicklung<br />

positionieren können. Das<br />

Modell definiert auch die<br />

Massnahmen, welche notwendig<br />

sind, um von einem Niveau<br />

zum nächsten zu gelangen.<br />

18<br />

In der Praxis wird oft versucht, die Projektleiter allein durch Weiterbildungsveranstaltungen<br />

mit ihren Aufgaben für die Verbesserung des <strong>Prozess</strong>es vertraut zu machen. Dies führt nur<br />

selten zum Ziel. Besser wäre ein Coaching.<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Fokus auf <strong>Prozess</strong>verbesserungen<br />

<strong>Prozess</strong>e kontrolliert und gemessen<br />

<strong>Prozess</strong>e auf Organisationsebene definiert und wiederholbar<br />

<strong>Prozess</strong>e für Projektabläufe wiederholbar<br />

Individuelles Vorgehen im Projekt<br />

Zu<strong>dem</strong> kann ein mit CMMI<br />

vertrauter Begleiter den Projektleiter<br />

auch bei der Umsetzung<br />

unterstützen.<br />

Gleichzeitig kontrolliert der<br />

Coach die Fortschritte des<br />

Projektleiters. Dabei gibt er<br />

sich nicht mit dessen Auskünften<br />

zufrieden, sondern<br />

kann auch nachhaken. Er<br />

stellt zum Beispiel sicher, dass<br />

der Projektleiter nicht nur die<br />

geforderten Dokumente produziert,<br />

sondern dass diese<br />

auch inhaltlich Sinn machen.<br />

So überprüft der Coach nicht<br />

nur die Existenz eines Dokuments<br />

zum Riskmanagement,<br />

sondern auch ob es<br />

den aktuellen Stand im Projekt<br />

widerspiegelt und die erfassten<br />

Risiken sinnvoll sind.<br />

Die Fortschritte, die der Projektleiter<br />

macht, werden vom<br />

Coach zu<strong>dem</strong> dokumentiert.<br />

Sein Vorgesetzter erhält laufend<br />

Statusreports, in denen<br />

sich die Entwicklung des<br />

Mitarbeiters nachvollziehen<br />

lässt. So kann der Projektleiter<br />

auch mit gezielten Massnahmen<br />

unterstützt werden, falls<br />

dies nötig sein sollte. Die<br />

Reports tragen gleichzeitig zur<br />

Initial<br />

Defined<br />

Repeatable<br />

Motivation des Projektleiters<br />

bei, insofern ihm damit seine<br />

Fortschritte bestätigt werden.<br />

Beispiel<br />

Erhöhung des Reifegrads<br />

nach CMMI bei einem<br />

Finanzdienstleister<br />

Das internationale Unternehmen<br />

hatte neben der anvisierten<br />

Kosteneinsparung noch<br />

andere Gründe für die Erhöhung<br />

des Reifegrades. Die Organisation<br />

wollte zum einen<br />

eine bessere Basis für die Zusammenarbeit<br />

von Entwicklerteams<br />

in verschiedenen Ländern<br />

schaffen und zum anderen<br />

auch der Erfüllung von neuen<br />

regulatorischen Anforderun-<br />

gen näherkommen. Um diese<br />

unterschiedlichen Ziele zu erreichen,<br />

wurden externe Coaches<br />

beigezogen. Sie entlasteten die<br />

Qualitätsverantwortlichen und<br />

waren zu<strong>dem</strong> Garant dafür, dass<br />

die Vorgesetzten der Projektleiter<br />

eine objektive Darstellung<br />

der Fortschritte bei der<br />

Einführung von CMMI erhielten.<br />

Managed<br />

Optimizing Qualität<br />

Risiko<br />

Fazit<br />

Die derzeitige Konjunkturphase,<br />

in der viele Unternehmen<br />

mit Aufträgen schon völlig<br />

ausgelastet sind, scheint für<br />

solche Projekte wie die Erhöhung<br />

des Reifegrades nicht<br />

optimal zu sein. Zu viel scheint<br />

bereits auf der operativen<br />

Ebene zu tun zu sein. Doch für<br />

europäische Unternehmen<br />

wird es höchste Zeit, sich um<br />

die <strong>Prozess</strong>verbesserung in<br />

ihren Entwicklungsabteilungen<br />

zu kümmern. Denn in diesem<br />

Punkt sind viele Organisationen<br />

in den klassischen<br />

Offshoring-Ländern schon viel<br />

weiter als die Firmen in<br />

Europa.<br />

Coaches können die Praxis der Projektleiter individuell analysieren<br />

und ihnen darauf aufbauend genau die zu verbessernden<br />

Punkte aufzeigen. Zu<strong>dem</strong> kann ein mit CMMI vertrauter<br />

Begleiter den Projektleiter auch bei der Umsetzung unterstützen.


Projektleiter Coaching | CMMI Integration<br />

Die Fortschritte, die der Pro-jektleiter macht, werden vom Coach dokumentiert.<br />

Sein Vorgesetzter erhält laufend Statusreports, in denen sich<br />

die Entwicklung des Mitarbeiters nachvollziehen lässt. So kann der<br />

Projektleiter auch mit gezielten Massnahmen unterstützt werden, falls<br />

dies nötig sein sollte. Die Reports tragen gleichzeitig zur Motivation des<br />

Projektleiters bei, weil ihm damit seine Fortschritte bestätigt werden.<br />

«Das CMMI für Senkrechtstarter»: der Weg zu professionellen<br />

<strong>Prozess</strong>organisation. Alles Wissenswerte rund um CMMI,<br />

zuammengefasst in Bookletform.<br />

«Das CMMI für Senkrechtstarter» bestellen Sie am besten mit<br />

<strong>dem</strong> beigelegten Bestellschein oder über www.<strong>erni</strong>.ch/experience.<br />

Lars Keller<br />

Kontakt: lars.keller@<strong>erni</strong>.ch<br />

Business Area Manager in der Firma ERNI Consulting AG.<br />

Die Schwerpunkte seiner Beratertätigkeit liegen auf den<br />

Gebieten Projektmanagement und Process Improvement.<br />

Fabiano Montagnin<br />

Kontakt: fabiano.montagnin@<strong>erni</strong>.ch<br />

Senior Engineer in der Firma ERNI Consulting AG.<br />

Schwerpunkt seiner Beratertätigkeit liegt<br />

auf <strong>dem</strong> Gebiet Requirements Management.<br />

Online-Artikel: www.<strong>erni</strong>.ch/experience


ERNI Consulting AG<br />

ERNI Management Services AG<br />

Talstrasse 82 · CH-8001 Zürich · Tel. +41 44 215 42 00<br />

Zentralstrasse 7 · CH-6002 Luzern · Tel. +41 41 227 35 00<br />

Gutenbergstrasse 31 · CH-3011 Bern · Tel. +41 31 381 76 11<br />

info@<strong>erni</strong>.ch · www.<strong>erni</strong>.ch<br />

www.<strong>erni</strong>.ch/experience

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!