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Archikonvents der Templer

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Roman mit Gott<br />

Zum 120. Geburtstag und zum 50. Todestag von Josef Wittig<br />

von<br />

Magdalena S. Gmehling<br />

Knauers Lexikon <strong>der</strong> Weltgeschichte widmet ihm eine halbe Spalte und das 1961 im Ullstein;. Verlag<br />

erschienene Taschenbuch "Wege <strong>der</strong> deutschen Literatur" bestätigt ihm ein von "unendlicher Liebe"<br />

durchströmtes Gotteserlebnis.<br />

Die Rede ist von Josef Wittig, <strong>der</strong> vor 120 Jahren am 22.1.1879 in Neusorge bei dem Dorfe Schlegel<br />

in <strong>der</strong> Grafschaft Glatz als zehntes Kind eines bitterarmen Zimmermanns geboren wurde und vor<br />

50 Jahren am 22.08.1949 bei Lüneburg verstarb. Wer heute die dichterisch wertvollen Bücher dieses<br />

zum Professor <strong>der</strong> Kirchengeschichte aufgestiegenen Schriftstellers sucht, wird weitgehend auf<br />

antiquarische Quellen angewiesen sein. Seine Werke: "Herrgottswissen von Wegrain und Straße"<br />

(1921), "Die Kirche im Waldwinkel" (1924), "Leben Jesu in Palästina, Schlesien und an<strong>der</strong>swo"<br />

(1925), "Osterbrunnen" (1926) und "Roman mit Gott" (1950) dürfen als seltene Fundstücke gelten.<br />

Ein beson<strong>der</strong>er Genuß ist es für den Kenner, in dem 1913 mit dem "Imprimatur Osnaburgi de mandato:<br />

Harling, Vicaruis Episcopi generalis" versehenem Werk "Das Papsttum in Wort und Bild" des<br />

Dr. Theol. Joseph Wittig zu blättern, welches damals im Hansa-Verlag in Hamburg erschienen ist.<br />

Die umfangreiche und mit erlesenen Bil<strong>der</strong>n bestückte Darstellung führt in gefalliger und leicht lesbarer<br />

Sprache durch die Papstgeschichte <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te bis zum Pontifikat Pius X. Mit dem eindrucksvollen<br />

weltbekannten Schlußbild "Der Sieg des Erzengels Michael" von Guido Reni verweist<br />

<strong>der</strong> Autor auf die Überwindung <strong>der</strong> gottfeindlichen Mächte und den ersehnten Anbruch <strong>der</strong> Gottesherrschaft.<br />

Ein umfangreiches Papstregister schließt die historische Arbeit ab.<br />

Schlesiens Dichtung kennt so bedeutende Namen wie Gryphius, Angelus Silesius und Hofmann von<br />

Hofmannswaldau. In dieser Landschaft Deutschlands entstand, verstärkt durch Gerhart und Carl<br />

Hauptmann, im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t eine ausgesprochen neu-mystische Bewegung, in welcher <strong>der</strong> ewige<br />

menschliche Weltschmerz aus christlichem Erleben eine soziale Wendung findet. Dem Breslauer<br />

Theologieprofessor Joseph Wittig ist religiöses Schwärmertum fremd. Die volkstümlichen Schriften<br />

dieses hochbegabten und phantasievollen Mannes atmen einen fast vergessenen Zauber, wissen um<br />

schicksalhafte Verkettung des Menschlichen und um Gottverbundenheit. Erbarmung mit aller Kreatur,<br />

allen lebendigen und toten Dingen, durchzieht schlicht und herzergreifend seine Bücher. Er führt<br />

vom Unscheinbarsten zu den tiefsten Fragen. So gelingt ihm etwas sehr Seltenes, <strong>der</strong> Brückenschlag<br />

vom volkstümlich nahen Wort zu wissenschaftlich exakter Aussage.<br />

Dennoch ist er heute fast vergessen. Es mag dafür mehrere Gründe geben. Einerseits bewahrt unsere<br />

Zeit nur noch bruchstückhaft die Wesenselemente feinsinnigen Schrifttums, an<strong>der</strong>erseits mag es vor<br />

allem das harte persönliche Schicksal Wittigs gewesen sein, welches sein Werk in Vergessenheit geraten<br />

ließ. Er, dessen letzter Wunsch es war, die Erkenntnis des Vatergottes Jesu den an<strong>der</strong>en gequälten<br />

Menschen zu verkünden, verfiel aus kaum nachvollziehbaren Gründen <strong>der</strong> Exkommunikation<br />

und mußte den Verlust seines Lehrstuhles wie die Indizierung seiner Bücher hinnehmen. Dennoch<br />

ließ er sich nie zu Agitationen gegen Rom mißbrauchen, son<strong>der</strong>n weigerte sich lediglich, seine<br />

inzwischen gegründete Familie zu opfern. Als nach aufreibenden Jahren des Kampfes und bitteren<br />

Wirren des Krieges 1945 die Rekonziliierung erfolgte, war <strong>der</strong> Schwergeprüfte ein todkranker<br />

Mann. Doch auch jetzt atmen seine Schriften den Duft eines "treuen Geführtseins", eines unbeirrbaren<br />

Vertrauens.<br />

"Einem wahren Rausch zu vergleichen ist die vieljährige Beschäftigung mit <strong>der</strong> Gotteswissenschaft<br />

und die lebenslängliche Betrachtung des Gotteswortes und <strong>der</strong> Gottestaten. Und wenn erst<br />

<strong>der</strong> priesterliche Dienst am Altare beginnt, dann handelt es sich wirklich um wahres Heisch und<br />

wahres Blut, lebendig gemacht durch den Geist; dann beginnt die mystische Hochzeit von einer<br />

Glückseligkeit, von <strong>der</strong> die Welt freilich keine Ahnung und kein Fassungvermögen hat."<br />

Im Laufe meines Lebens durfte ich einigen Menschen, Katholiken wie Protestanten, begegnen, die<br />

Joseph Wittig noch persönlich gekannt haben. Ausnahmslos bescheinigten sie ihm seltene Kraft über<br />

die Herzen, eine Güte und Heiterkeit des Geistes, die auf seine Mitmenschen im wahrsten Sinne<br />

"durchlichtend" wirkte. Er, <strong>der</strong> sich als Schreiber und Knecht Gottes empfand, wollte Frieden stiften,<br />

zerrissene Fronten glätten, Feinde versöhnen, Konfessionen zu liebevollem Umgang mitein-<br />

XXVIII - 176 -

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