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4MB - Kollegium Spiritus Sanctus

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Berlin – Holocaust-MahnmalZwischen Ehrfurcht und kindlicher SpiellustGrau und klobig erheben sich die massiven Betonsteine vomBoden empor. Schachbrettartig angeordnet, aber in ihrer Höhesehr stark variierend, lassen uns die Klötze des Judenmahnmalserstmals stutzig werden: «Was hat das zu bedeuten?»Ich weiss nicht, wie ich mich genau verhalten soll. Zu Beginnbin ich ein wenig ehrfürchtig, schliesslich weiss ich genau, dassdie 2500 Betonquader an die sechs Millionen verfolgten undgetöteten Juden erinnern sollen.Dies ist kein Monument der normalen Sorte. Es hat junge Paare,die sich verliebt auf einem Block liegend sonnen. Es gibt Kinder,die ohne jedes Wissen, was das alles eigentlich soll, einandernachjagen und Verstecken spielen.Nach einigen Fotos mit den Klassenkameraden begebe ich michauch in das Wirrwarr von Steinen, nachdem die letzte Skepsisund Ehrfurcht von mir abgefallen zu sein scheint. Die kaltenBetonklötze mit ihrem Schattenwurf sollten eigentlich bedrückendwirken, so dachte ich mir. Bizarrerweise passierte aber dasgenaue Gegenteil mit mir. Die eben genannte Ehrfurcht, dieseSkepsis, wurde ziemlich schnell von einer kindlichen Spiellustabgelöst. Was hat das zu bedeuten?Schon bald spielte auch ich Verstecken. Ich jagte meiner Freundinnach, versuchte, mich an sie heranzuschleichen, um sie dann zuerschrecken. Nun war die Ehrfurcht nur noch ein kleiner Windhauchim Sturm der Wirklichkeit, der sicher schon bald in denTiefen der Erinnerung verweht sein wird.Es war herrlich kühl inmitten der Quader. Ich hatte Lust, ewigan diesem Ort zu bleiben. Die Zeit schien an mir vorbei zuziehen. Keine Vergangenheit, keine Zukunft. Nur ich und eingutes Gefühl. Nichts erinnerte mich mehr an den Grund, warumdieses Mahnmal überhaupt existiert. Ich bewegte mich langsamin Richtung des Randes des Holocaust-Mahnmals. Dabei kamenmir ein paar zufrieden aussehende Kinder entgegen. Genau sozufrieden fühlte auch ich mich.Simon Lehner, 4A28 29

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