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Männer und Teilzeit (PDF, 3438 kb) - KV Schweiz

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23offen für <strong>Teilzeit</strong>arbeit ist. «Wir stellen fest,dass sich vor allem sehr gut qualifizierte<strong>Männer</strong> für <strong>Teilzeit</strong>stellen interessieren,um Familien- <strong>und</strong> Berufsarbeit mit ihrenebenfalls gut qualifizierten Partnerinnenzu teilen», sagt Personalleiter HansWyssmann.Und auch bei der Bank Coop weissman, dass die Bank oft gezielt als zukünftigeArbeitgeberin ausgewählt wird wegender vielseitigen Möglichkeiten für<strong>Teilzeit</strong>arbeit <strong>und</strong> Telearbeit, wie BrigitteHaide von der Medienstelle sagt. BeimAmt für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit des KantonsSolothurn ist «die Haltung gegenüber<strong>Teilzeit</strong>arbeit gr<strong>und</strong>sätzlich positiv». DieErfüllung der betrieblichen Bedürfnisseseien jedoch immer mit einzubeziehen,gibt der Personalverantwortliche RenéReinmann zu bedenken.Grosses EngagementIm Staatssekretariat für Wirtschaft Secowerden seit einigen Jahren alle Stellen 80bis 100 Prozent ausgeschrieben, deshalbist es laut Personalleiterin Patrizia Herzogschwierig, Veränderungen festzustellen.Wer als Gr<strong>und</strong> für <strong>Teilzeit</strong>arbeit Familienarbeitoder Hobby angebe, wolle meistens80 bis 90 Prozent arbeiten. «60 <strong>und</strong> wenigerProzent wird eigentlich nur nachgefragt,wenn die Mitarbeitenden eine AusoderWeiterbildung absolvieren, eineDissertation schreiben, oder wenn sienoch eine andere Stelle haben.» Auch dieanderen Unternehmen geben an, dass<strong>Männer</strong> – wenn sie <strong>Teilzeit</strong> arbeiten wollen– praktisch nie Pensen unter 80 oder90 Prozent beanspruchen.Die Erfahrungen werden durchwegsals positiv gewertet. «Wer <strong>Teilzeit</strong> arbeitet –egal ob Mann oder Frau –, arbeitet sehrengagiert», sagt Dajan Roman, der Mediensprechervon Swiss Life. <strong>Teilzeit</strong>arbeitendeverzichteten während der Arbeitszeitauf Kurzabwesenheiten wie zumBeispiel Arzbesuche. Und sie seien es gewohnt,sich zu organisieren bzw. mit verschiedenenRollen <strong>und</strong> Tätigkeiten zurechtzukommen.Förderung neuer ArbeitszeitmodelleZufriedene Mitarbeitende, gute Arbeitsproduktivität:so lautet auch das Fazit derSBB. Negative Erfahrungen habe manbisher keine gemacht. Bei den SBB ist<strong>Teilzeit</strong>arbeit eine Massnahme der vonder Konzernleitung 2009 verabschiedetenGendermanagement-Strategie. Im Zentrumsteht die Förderung von attraktiven,flexiblen Arbeitszeitmodellen. <strong>Teilzeit</strong>mitarbeitendesollen in ihrer beruflichenKarriere unterstützt <strong>und</strong> bei der Entwicklungihrer Potenziale gefördert werden.«Für <strong>Männer</strong>, die <strong>Teilzeit</strong> arbeiten, brauchtes manchmal noch einen kleinen Akzeptanzschubim Umfeld», meint KonzernmediensprecherChristian Ginsing.«Für diejenigen, die <strong>Teilzeit</strong>arbeitwünschen, ist die entsprechende Möglichkeitimmer positiv <strong>und</strong> motivierend»,Das Arbeitspensum von Silvain Michel,Wissenschafter in der ForschungsinstitutionEmpa in Dübendorf, ist variabel. Eswird von Jahr zu Jahr neu definiert. Seitr<strong>und</strong> zwei Jahren beträgt es 70 Prozent.Davor hat Michel 80 Prozent gearbeitet.Zu Beginn der <strong>Teilzeit</strong>tätigkeit vor zwölfJahren waren es 60 Prozent.Das <strong>Teilzeit</strong>pensum «kam aus einerNotsituation heraus», erzählt Silvain Michel,«ich habe dann daraus eine Tugendgemacht.» Er habe sich schnell davonüberzeugt, wie toll esist, <strong>Teilzeit</strong> zu arbeiten.«Der Wechselzwischen Hausarbeit<strong>und</strong> Kindererziehungsowie Wissenschaft,Forschung <strong>und</strong> Entwicklungist spannend<strong>und</strong> bereichernd.»Für die Beziehung<strong>und</strong> für die Familie seisagt Patrizia Herzog. Als negativen Aspekterwähnt die Personalleiterin vomStaatssekretariat für Wirtschaft Seco,dass Koordinations- <strong>und</strong> Kommunikationsbedarfvon <strong>Teilzeit</strong>erwerbstätigen höherseien. Dabei spiele es keine Rolle, obes sich um Frauen oder <strong>Männer</strong> handle,ausschlaggebend seien vielmehr der Beschäftigungsgradsowie die Art der Arbeitoder Aufgaben. Auch Hans Wyssmannvom VCS bestätigt, dass <strong>Teilzeit</strong>arbeit«Es ist ein Privileg,<strong>Teilzeit</strong> arbeitenzu können»Silvain Michel, 48, Senior ScientistSmart Materials bei Empa,Arbeitspensum 70%, verheiratet,2 Kinderein <strong>Teilzeit</strong>pensumstabilisierend, fährtMichel fort. Seine Frausehe das gleich, auchsie arbeite 70 Prozent.Das Ehepaar kümmertsich deshalb zugleichen Teilen umHaus <strong>und</strong> die beidenKinder. «Wir verstehenuns», sagt Michel, «<strong>und</strong> nehmen die Herausforderungen<strong>und</strong> Belastungen gerne an.»Was den 48-Jährigen im Geschäftmanchmal stresst, ist der Umgang mitden höheren Erwartungen an einen <strong>Teilzeit</strong>arbeitenden:«Ich bin nur 70 Prozentverfügbar, aber man erwartet mehr Arbeitvon mir als 70 Prozent.» Weiter könnenKoordinationsschwierigkeiten auftauchen:Geschäftliche Termine kollidierenvielleicht mit Terminen der Kinder <strong>und</strong>der Schule. «Da muss ich darauf achten,dass dies nicht zu Konflikten führt.» Problemegibt es vor allem, wenn die Kinderkrank sind <strong>und</strong> von den Eltern gepflegtwerden müssen.Michel betont jedoch: «Es ist ein Privileg,in meinem Beruf <strong>und</strong> als einer vonwenigen bei Empa <strong>Teilzeit</strong> arbeiten zukönnen». Er hat immer donnerstags frei.Die restlichen zehn Prozent zieht erverteilt auf seine vierArbeitstage ein. Er beginntmeist am Morgenetwas später. Aufdie Ges<strong>und</strong>heit wirkesich das <strong>Teilzeit</strong>pensumsicher nachhaltigaus, er fände mehrEntspannung: «Die 70Prozent lassen mirauch Zeit für Sport<strong>und</strong> den nötigen Ausgleich.»Oft jedoch diskutierter mit seiner Frauüber die fehlendenKarrierechancen. DerWissenschafter hatdies am eigenen Leiberfahren: Bis vor gutzwei Jahren ist erGruppenleiter gewesen. Damals wollte ervon 80 auf 70 Prozent reduzieren. Ein solchesPensum sei mit einer Chefpositionnicht vereinbar, hiess es. Bis zu einem gewissenGrad verstehe er den Standpunktdes Arbeitgebers, sagt Michel. Dennochhat er die Konsequenz gezogen <strong>und</strong> sichzurückstufen lassen. «Die 70 Prozent warenmir wichtiger.» ajmcontext 3 – 2011

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