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Männer und Teilzeit (PDF, 3438 kb) - KV Schweiz

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20Dossier <strong>Männer</strong> <strong>und</strong> <strong>Teilzeit</strong>Mehr <strong>Teilzeit</strong>stellen anbietenDeshalb auch sagen 70 Prozent der <strong>Männer</strong>,die an der Studie teilgenommen haben,dass sie bei einer Anstellung sehr genauauf die Vereinbarkeits-Angebote derUnternehmen schauen. Diese gebendann offensichtlich den Ausschlag, obMann einen Job annimmt oder nicht.<strong>Teilzeit</strong>arbeit <strong>und</strong> Jobsharing sind diewichtigsten Massnahmen zur Vereinbarkeitvon Beruf <strong>und</strong> Familie, geht aus derStudie «Familienfre<strong>und</strong>lichkeit von Unihnenbevorzugte Erziehungsarbeit. Wiedie Studie zeigt, wenden Väter dreimalmehr Zeit auf für die Erziehung als für dieHausarbeit.Vorbilder fehlenDiese Aussagen <strong>und</strong> Lebensweisen scheinenim Widerspruch zur Forderung nachmehr Zeit zu stehen, um Familie <strong>und</strong>Beruf besser vereinbaren zu können.«<strong>Männer</strong> leben bereits in multiplen Rol-Seit acht Jahren arbeitet Andreas Bernet80 Prozent bei Raiffeisen <strong>Schweiz</strong> in St.Gallen. Damals kam sein erstes Kind zurWelt. «Es war meiner Frau <strong>und</strong> mir immerklar, dass ich reduziere, sobald Kinder dasind.» Dies hat er auch beim Antritt derStelle angetönt. Als es dann soweit war,konnte er diesen Wunsch problemlos realisieren.Der Leiter Beratungs- <strong>und</strong> Versicherungsproduktehat es sich so einrichten können,dass er jeweils am Freitag frei hat.Dann kümmert ersich um die drei Kinder<strong>und</strong> den Haushalt.Dies ermöglicht es seinerFrau, ebenfalls erwerbstätigzu sein, wasihr sehr wichtig ist.An der <strong>Teilzeit</strong>arbeitschätzt der 40-Jährige, dass er mehrvon daheim <strong>und</strong> vomFamilienalltag mitbekommt.«Das Familienlebenfindet mitdem Vater statt.» Zudemkönne er besserabschalten, sagt er.«Dieses Modell istjedoch aufwändigerals das klassische Modell mit der Frau zuHause <strong>und</strong> dem Mann, der arbeitet», fügter an. Die Aufgabenteilung werde schwieriger,man müsse alles genau absprechen.«Wenn ich freitags mit den Kindern etwasfür die Folgewoche vereinbare, muss dasmeine Frau wissen. Wenn Handwerkerkommen ebenfalls.»Eine Hürde stellt sich für ihn auch imGeschäft, wo ihm elf Leute unterstelltsind: «Man muss mehr organisieren <strong>und</strong>«Das Familienlebenwird nicht einfacher»Andreas Bernet, 40, Leiter Beratungs<strong>und</strong>Versicherungsprodukte beiRaiffeisen <strong>Schweiz</strong>, Arbeitspensum80%, verheiratet, 3 Kinderlenbildern, sie haben aber noch keineneingespielten Umgang damit», kommteine Studie des Instituts für Strategie<strong>und</strong>Unternehmensökonomik der UniversitätZürich zu qualifizierter <strong>Teilzeit</strong>arbeitbei <strong>Männer</strong>n zum Schluss. <strong>Teilzeit</strong>arbeitdrücke eine Werthaltung aus in Bezug aufdiese verschiedenen Rollen. Es fehle anüberzeugenden Beispielen, kommentiertInstitutsleiterin Sybille Sachs die Ergebnisseder Studie. Es brauche Vorgesetztebesser koordinieren.» Wenn ihm Kollegensagen, er würde trotz reduziertem Pensum100 Prozent arbeiten, gibt er ihnenmanchmal recht. Er betont dann aber,dass er zumindest drei Tage frei habe.«Bei einem 100-Prozent-Pensum würdeich wohl h<strong>und</strong>ertzwanzig Prozent arbeiten»,meint er nachdenklich.So ganz hält sich Bernet auch nicht anden bankfreien Tag: Hin <strong>und</strong> wiedermacht er etwas für Raiffeisen am Freitagmorgenoder schaut seine Mails am Sonntagabendan. «Trotzdemmerke ich, dassich übers Wochenendeeine gewisse Distanzzum Geschäftgewinne <strong>und</strong> der Erholungsfaktorist sichergrösser.» Gleichzeitigstellt er fest,dass die Bindung zurArbeitgeberin engergeworden ist. Er seizudem auch motivierter<strong>und</strong> fokussierter,was seine Vorgesetztenbestätigen.Er würde jedemMann <strong>Teilzeit</strong>arbeitempfehlen, doch manmüsse sich bewusst sein, dass man dannzwei Jobs habe. «Freitags zum Beispiel istWäschetag <strong>und</strong> das gibt in einem Fünfpersonenhaushaltnebst allem anderenviel zu tun.»Finanziell ist Familie Bernet nicht vielschlechter gestellt, weil der Lohnausfalldes Ehemanns durch die Ehefrau kompensiertwird. Dennoch sagt Andreas Bernet,sie würden auf ein zweites Auto oderlange Auslandferien verzichten. ajmals Vorbilder <strong>und</strong> noch seien auch dieentsprechenden Werte in den Unternehmen<strong>und</strong> der Gesellschaft nicht verankert.Die <strong>Männer</strong> rechnen mit negativenReaktionen aus dem Umfeld, wie aus derPro-Familia-Studie hervorgeht. Ängstewerden laut, dass die Einkommenseinbusse nicht verkraftbar ist. Zudem äusserteine Mehrheit der Arbeitnehmer die Befürchtungen,dass sich eine Arbeitszeitreduktionnegativ auf die Aufstiegs- <strong>und</strong>Karrieremöglichkeiten auswirkt <strong>und</strong> sieals unmotiviert oder zu wenig karriereorientiertwahrgenommen werden.Die von Pro Familia befragten <strong>Männer</strong>sagen, die Rollenbilder der Arbeitgeberseien festgefahren. Deshalb erwarten sievon diesen ein höheres Engagement beimThema Vereinbarkeit; das geht von flexiblenArbeitszeiten über Home Office <strong>und</strong>den Vaterschaftsurlaub bis zur Rücksichtnahmeauf die Familie bei der Ferienplanung<strong>und</strong> der Einberufung von Teamsitzungen.Wie Frauen behandelnInteressant ist, dass die <strong>Männer</strong> dafür plädieren,die gleichen Angebote zu erhaltenwie die Frauen. Wobei die Pro-Familia-Studie aufzeigt, dass beispielsweise dieWork-Care-Problematik kein Thema für<strong>Männer</strong> ist, sondern an den Frauen hängt.Nur gerade ein Prozent der Arbeitnehmerteilt den Alltag mit einer pflegebedürftigenPerson. Meist beschränkt sich die vonden <strong>Männer</strong>n angegebene «Pflege» aufeine einmalige wöchentliche telefonischeKontaktaufnahme.Vereinbarkeit betrifft in den Augen derbefragten <strong>Männer</strong> jedoch nicht nur denBereich Familie. Es geht ihnen auch umVereinbarkeit in Bezug auf Weiterbildung.Eine Mehrheit kritisiert zum Beispiel,dass ihnen für Weiterbildung zu wenigLernzeit bleibt, zwei St<strong>und</strong>en pro Wocheseien zu wenig.context 3 – 2011

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