13.07.2015 Aufrufe

Männer und Teilzeit (PDF, 3438 kb) - KV Schweiz

Männer und Teilzeit (PDF, 3438 kb) - KV Schweiz

Männer und Teilzeit (PDF, 3438 kb) - KV Schweiz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

16MonatsinterviewFührungspersonen wollen erfolgreichsein. Was ist ausschlaggebend für Erfolg?Vom Getriebensein wieder in ein proaktivesLebensmuster zu kommen. Unteranderem gehört dazu das Schaffen einerVertrauenskultur. Denn, wo eine Vertrauenskulturherrscht, gibt es auch Robustheit<strong>und</strong> Toleranz, wenn Einzelne Fehlermachen. Eine Vertrauenskultur schafftZuversicht. Und Zuversicht ermöglichtwieder Visionen.In vielen Teilen der Arbeitswelt hat sicheine Vertrauenskultur aber eben geradenicht durchgesetzt. Alles wird standardisiert<strong>und</strong> geprüft, denken wir nur an alldie Bewertungssysteme wie zum Beispieldasjenige der UBS. Es hat sich eher eineMisstrauenskultur etabliert.Am Beispiel der UBS sehen wir, dassdie Einführung von solchen Bewertungssystemennichts bringt, weder an Mehrleistungnoch an Geld. Dieses System, dasvon den meisten Führungskräften abgelehntwird, fördert nur das Konkurrenzdenken<strong>und</strong> beeinträchtigt die Stimmungin einem Unternehmen. Es beruht auf reinerParallelbeurteilung <strong>und</strong> ignoriert wesentlicheandere Faktoren. Wir könntenuns in vielen Dingen das Leben leichtermachen, wenn wir nicht so methodenhörigwären. Wir müssen mehr auf unserenInstinkt hören. Wir dürfen uns das nichtgefallen lassen.Konkret auf die UBS bezogen: Weshalbgibt es da niemanden, der die Notbremsezieht? Das neue Bewertungssystem istrufschädigend.Weil die Angst vor Jobverlust oder Degradierungvorherrscht, wenn man sagt,was man denkt. Auch bei anderen Unternehmenist das so. Es gibt immer nur wenigeLeute, die ihre Stimme erheben in einemBetrieb, wenn sie dadurch Gefahrlaufen, ihre Karriere zu beschädigen. Dasist der Gr<strong>und</strong>, weshalb bei der UBS zwarim Hintergr<strong>und</strong> genörgelt wird, aber wenigeden Kopf hinhalten für ihre Meinung.Angst <strong>und</strong> Opportunismus, die damit zusammenhängendezu starke Unterordnungnimmt uns die Menschenwürde. Nurmutige Menschen führen uns auch in dieZukunft. Mut ist nicht mehr, als sich selbstzu bleiben, <strong>und</strong> zwar auch unter Druck.Ist Zivilcourage eine Qualität, die Sie fördernbei den Leuten, die zu Ihnen in dieBeratung kommen?Ja, denn Mut <strong>und</strong> Zivilcourage sindfür das langfristige Wohlbefinden entscheidend.Viele Menschen sagen mir immerwieder, sie würden sich, wenn sienochmals von vorne beginnen könnten,weniger opportunistisch verhalten. Dingeunterdrücken, die einem wichtig sind,ist unges<strong>und</strong>.Ihr neues Buch heisst «Vom Glück zu arbeiten».Welche Voraussetzungen müssenerfüllt sein, damit Arbeiten als Glück erlebtwird?Die Arbeit wird zu einseitig von der finanziellenAusbeute her betrachtet, vonArbeitnehmern <strong>und</strong> Arbeitgebern. Wirbrauchen in unserem Denken eine grössereAbkoppelung. Wir müssen wiederverstehen, dass Arbeit zur Würde desMenschen gehört, unabhängig von dermateriellen Ausbeutung. Ein Mensch, derkeine Arbeit hat, ist in seiner Persönlichkeitentwertet. Da hilft auch keine finanzielleKompensation. Arbeit ist einGr<strong>und</strong>recht eines jeden Menschen.Das ist ein Anspruch. Aber die Realitätist nicht so.Wenn Sie die Menschheitsgeschichtedurchgehen, dann sehen Sie, dass wir inden letzten zweih<strong>und</strong>ert Jahren in dieserVerengung gelandet sind. Ein AlbrechtDürer arbeitete jahrelang an einem Bild.Die Arbeit muss wieder mit Sinn verb<strong>und</strong>ensein. Das Problem ist, dass heute vieleMenschen nicht über die Erfüllung der Arbeitsprechen, sondern nur über den finanziellenAspekt. Wir haben aber Möglichkeiten,uns wieder in die Richtung zubewegen, dass Arbeit wichtig ist als eigenständigerWert <strong>und</strong> nicht nur als Mittel desGeldverdienens. Je mehr wir das abkoppeln,können wir die Arbeit in ihrer ursprünglichenBedeutung wahrnehmen.Arbeit ist auch Würde <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>recht.Menschen können sich durch sie entfalten.Wer trägt die Verantwortung für dieseEntwicklung?Wir müssen heute umdenken, die Verantwortungvermehrt wieder dem Einzelnenzurückgegeben. Wir sind einer ArtFatalismus verfallen, als hätten wir es miteinem Schicksal zu tun, das wir nicht ändernkönnen. Dabei vergessen wir, dassdie Wirtschaft, wie sie sich entwickelt hat,unsere persönliche Handschrift trägt.Wir haben uns leider aus dieser Verantwortungverabschiedet.Das heisst, es muss ein Wertewandelstattfinden. Wer initiiert diesen Wandel?Veränderungen sind immer von einzelnenMenschen ausgegangen. Viele Unternehmerin der Vergangenheit habenauch aus sozialem Antrieb gehandelt. Siewollten etwas zum Besseren verändern.Aus kleinen Betrieben sind grosse erfolgreicheUnternehmen geworden. Es werdenauch heute wieder einzelne Menschensein, die Veränderungen initiieren.Wir alle müssen unsere persönliche Freiheitentdecken <strong>und</strong> sie in Anspruch nehmen.Das ist auch immer wieder Thema inmeinen Beratungen. Ich sage: Leute, ihrmüsst eure Verantwortung wahrnehmen.Was für Menschen sollten das dennheute sein, von denen solche Impulseausgehen?Ich kann Ihnen nur aus meiner Erfahrungschildern. Meine Grosstante hat inDeutschland einen kleinen Diakonie-Vereingegründet. Das wurde dann eine grossesoziale Institution. Oder: Als ich vorvielen Jahren als Pfarrer arbeitete, sah ich,«Mut <strong>und</strong> Zivilcourage sind für daslangfristige Wohlbefinden entscheidend.»dass viele jungen Menschen arbeitsloswaren. Das beelendete mich. Aus einerkleinen Werkstatt haben dann anderenach mir einen bedeutenden Betrieb geschaffen,in dem heute h<strong>und</strong>erte von jungenMenschen wieder Hoffnung finden.Es gibt viele andere Beispiele. Wir müssenuns aus der Lähmung befreien <strong>und</strong> etwastun. Neben den vielen Managern, die nurden Shareholder im Blick haben, gibt esauch andere Topführungskräfte, die gegensteuern<strong>und</strong> andere Werte in den Vordergr<strong>und</strong>stellen. Manager, die auf Nachhaltigkeitsetzen <strong>und</strong> menschlich führen,machen mir Mut.Wie wird sich die Arbeitswelt entwickeln?Auf uns kommt eine Radikalisierungdes Arbeitsmarktes zu, eine Spaltung zwischendenen, die Arbeit haben, <strong>und</strong> solchen,die keine Arbeit haben. Und die Dominanzdes Shareholders wird eine Weilenoch weiter zunehmen. Wir spüren aberalle, dass wir mit diesem System die kom-context 3 – 2011

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!