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www.drahthaar.de<br />
Quo vadis (wohin gehst Du) Hegewald?<br />
Vor 25 Jahren mit dem Hegewald-Virus infiziert, habe ich in der Folge an fast allen Hegewald-Zuchtprüfungen<br />
teilgenommen. Die ersten Jahre, noch ohne DD und ohne Mitgliedschaft im <strong>VDD</strong>, nur als<br />
Zuschauer, später, nach der Etablierung im Beruf und als Führer und Richter, aber immer wieder in der<br />
Corona. Als Zuschauer war ich flexibler, konnte die Hegewaldtage besser gestalten, konnte Eindrücke gewinnen<br />
und Erkenntnisse sammeln. Mit 77 Jahren und an den Nachwirkungen einer schweren Erkrankung<br />
leidend, habe ich auf der 77. Hegewaldprüfung wohl meinen letzten Hund geführt. Dies bringt mich dazu,<br />
an vergangene Hegewald-Zuchtprüfungen zu denken und in meinen Erinnerungen zu kramen. Viele, viele<br />
herrliche Erlebnisse kommen mir dabei in den Sinn, aber auch die nicht so schönen Erlebnisse und Beobachtungen<br />
drängen sich mir auf. Einiges daraus möchte ich hier zur Diskussion stellen. Ich nenne mit Absicht<br />
keine Orte und keine Namen, aber wem der Stiefel passt, der soll ihn auch anziehen. Vorab möchte<br />
ich den Mannschaften, die die bisherigen und auch zukünftigen Hegewald-Zuchtprüfungen ausgerichtet<br />
haben, bzw. noch ausrichten werden, für ihren Einsatz herzlich danken. Dank war auch in vielen Reden,<br />
besonders an den Festabenden, zu hören. Ich hatte aber im Laufe der Jahre oft den Eindruck, dass dieser<br />
Dank nicht so sehr den vielen Helfern galt, sondern mehr Lobhudelei und gegenseitiges „auf die Schulter<br />
klopfen“ der Führungsriege war. Was ich in der Vergangenheit nach einer Hegewald in den DD-Blättern<br />
gelesen habe, war nur die positive Darstellung. Auf einer Veranstaltung dieser Größenordnung kann aber<br />
nicht alles positiv abgelaufen sein. Deswegen gehört Kritik, nicht Anfeinden, meines Erachtens auch zur<br />
Aufarbeitung und Darstellung der Hegewald. Eine gute Möglichkeit hierfür wäre die von einem <strong>VDD</strong>-<br />
Mitglied angebotene Einrichtung eines „Kummerkastens Hegewald“, einschließlich Bearbeitung und<br />
Auswertung gewesen. Leider wurde dieser Vorschlag vom damaligen Gesamtvorstand abgelehnt.<br />
Kommerzialisierung<br />
In den letzten Jahren habe ich verstärkt festgestellt, dass die Hegwald immer mehr als kommerzielle DD-<br />
Messe missbraucht wird. Früher war es ein großer züchterischer Erfolg, wenn ein Zwinger 3–4 Hunde<br />
aus einem Wurf auf der Hegewald laufen hatten. Heute laufen bis 15 Hunde unter einem Zwingernamen,<br />
aber sie entstammen mehreren Würfen. Hier kann man den Eindruck gewinnen, dass diese Zwinger als<br />
Vermehrer tätig sind und die Hegewald als Sprungbrett nutzen, um ihre Welpen besser vermarkten zu<br />
können. In diesem Zusammenhang ist auch das Konkurrenzdenken der sogenannten Profiführer, die jedes<br />
Jahr ein oder zwei Hunde führen, zu sehen. Auch früher gab es Führer, die alle 2–3 Jahre einen Hund auf<br />
der Hegewald vorstellten. Der Unterschied zu heute ist: Damals herrschte kein Neid, jeder freute sich mit<br />
jedem über ein gutes Suchenergebnis, hatte aber auch Verständnis für ein Ausscheiden. Heute wird dem<br />
Besserplatzierten im Vorbeigehen ein durch die Zähne gequetschtes „Glückwunsch“ zugerufen und dem<br />
Durchgefallenen ein heuchlerisches Bedauern kundgetan. Ist das das Ergebnis von der immer mehr kommerziellen<br />
Zielsetzung der Teilnahme an einer Hegewald, statt dabei nur die Förderung bester Jagdhunde<br />
für die Jagd im Auge zu haben? Ich habe die Befürchtung, dass bald nur noch die Massenzüchter und<br />
Geschäftemacher, die mit Tricks, unnatürlichem Vorstellungsgebaren und Trimmen zu besonders hohen<br />
Bewertungen kommen müssen, die Hegewald beherrschen. Der Begriff „wir sind eine große Drahthaar-<br />
Familie“ ist in früheren Jahren aus der Harmonie innerhalb des <strong>VDD</strong> entstanden. Sicherlich war damals<br />
der Mitgliederstand geringer als heute, aber ist das ein Grund dafür, auf der Hegewald, auch wenn man<br />
noch nicht miteinander bekannt ist, ohne Gruß aneinander vorbeizugehen? Alle Mitglieder im <strong>VDD</strong> sollten<br />
darauf achten, dass der Begriff „wir sind eine große DD-Familie“ nicht zu einer inhaltsarmen Redensart<br />
verkommt, sondern von uns auch gelebt wird.<br />
Wildvorkommen und Reviere<br />
Seit einiger Zeit tun sich Landesgruppen schwer, wegen zurückgehendem Niederwildbesatz eine Hegewald<br />
auszurichten. Bei bis zu 250 Nennungen ist dies verständlich und ruft wegen des ungenügenden<br />
Wildbesatzes in den Prüfungsrevieren immer mehr Hegewaldgegner, selbst aus den eigenen Reihen, auf<br />
den Plan. Ich gehöre nicht zu den Hegewaldgegnern, denke aber auch, dass die Zahl der Nennungen auf<br />
die Hälfte reduziert werden müsste. Bei 120 Nennungen werden sicherlich wieder mehr Landesgruppen<br />
in der Lage sein, sehr gute Reviere auszusuchen und eine gute Hegewald auszurichten. Ich könnte mir<br />
vorstellen, dass ein Verfahren gefunden wird, bei dem sich die Nennungszahl an der Mitgliederzahl und an<br />
Band 89/<strong>2011</strong><br />
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