03.12.2012 Aufrufe

112205 VDD 2011-04 v07r,cs4.indd

112205 VDD 2011-04 v07r,cs4.indd

112205 VDD 2011-04 v07r,cs4.indd

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

seit 1902 Im Dienst der Jagd<br />

98<br />

Leserbrief zum Artikel „Ausgebucht: Verhaltenskundliches<br />

Seminar – Grundlagen eines sicheren Wesens“<br />

Kurz zu meiner Person: Ich bilde seit meinem 15. Lebensjahr Hunde aller Rassen aus, intensive Erfahrung<br />

habe ich vor allem mit der Rasse Deutsch Drahthaar gemacht. Ich habe auf so einigen Verbandsprüfungen<br />

geführt und betreibe hauptberuflich eine Hundeschule. Ich kann auf die Erfahrung im direkten Umgang<br />

mit hunderten verschiedenster Hunde zurückgreifen, die gesamte Palette von Angstbeißer über kläffenden<br />

Chihuahua bis zum hoch triebstarken Malinois und dann natürlich Jagdhunde sämtlicher Rassen.<br />

Nach meiner Erfahrung ist das Verhalten des Hundes eindeutig auf die verwendeten Elterntiere zurückzuführen,<br />

beispielsweise wird ein Straßenhund aus Rumänien, wo die Ahnen schon gelernt haben, den<br />

Menschen zu fürchten, so gut wie nie ein guter Familienhund in Deutschland werden, weil er sozusagen<br />

schon „rein“ gezogen ist auf das Merkmal Scheue! Und bitte sein wir doch mal ehrlich: der dem Verein<br />

Deutsch Drahthaar zugehörige Ansatz beim Züchten, dass eigentlich jeder verpaaren darf, was er möchte,<br />

bedingt auch, daß sich nicht selten Hunde vermehren, die nach den strengen Auswahlkriterien der „alten“<br />

Zeit niemals verwendet worden wären! Häufig wird versucht, offensichtliche Fehler eines sogenannten<br />

Zuchthundes durch einen in dem Punkt perfekten Partner „auszugleichen“, aber das klappt halt nicht!<br />

Thema Welpenspielstunden… meiner Erfahrung nach kann man durch eine nicht gut geleitete „Spielgruppe“<br />

viel mehr Schädliches für den Hund und seine Entwicklung erreichen, als wenn ein Welpe sich<br />

zum Beispiel voll auf seinen Herrn konzentriert und ohne Spielstunden erwachsen wird… denn was sieht<br />

man ganz häufig?! Wenn es gut läuft, sind die Welpen halbwegs gleich alt, aber völlig unterschiedlicher<br />

Rassen, ein Hütehund spielt anders als ein Terrier, ein Schutzhund anders als ein Vorstehhund! Da gibt es<br />

so viel zu bedenken, und wie Herr Dr. Peterhänsel schreibt, gibt es nicht genügend dahingehend geschulte<br />

Personen, die eine überregionale Durchführung solcher Spielgruppen ermöglichen könnten (im Übrigen<br />

auch lustig, daß eine entsprechende Schulung angeblich nur durch Herrn Weidt und sein Team möglich<br />

sei…) Also kann es nicht der alles entscheidende Weg zum sicheren Wesen unserer Hunde sein! Bei der<br />

Auswahl der Zuchthunde könnte man sofort eingreifen… zum Wohle der Rasse… warum tun wir denn<br />

das nicht einfach?!<br />

Was mich aber besonders gestört hat, war die Art und Weise, wie über „Calming Signals“ (deutsch: Beschwichtigungssignale)<br />

geschrieben wurde… und ich kann dies nicht unkommentiert lassen. Beschwichtigungssignale<br />

gehören zum Einmaleins eines jeden Hundes, sie sind Teil seines Ausdruckverhaltens,<br />

seiner Sprache! Will ich mit einem Lebewesen kommunizieren, so ist es zwingend erforderlich, dass ich<br />

seine Sprache auch verstehe, daher kann ja wohl die Aussage nicht angehen, dass angeblich calming signals<br />

in der Praxis keine Bestätigung fänden!<br />

Reden wir doch mal Klartext: Ich behaupte, dass jeder, der schon mal versucht hat, einem Hund etwas<br />

beizubringen und erst recht jeder aktive Jagdhundeführer, schon mal Beschwichtigungsgesten von seinem<br />

Hund gezeigt bekommen hat, die meisten Hundebesitzer sehen sie aber nicht, oder sie kümmern sich<br />

nicht drum! Hat Ihr Hund nicht auch schon mal geblinzelt beim Apport oder den Kopf abgewendet, oder<br />

die Pfote gehoben oder gegähnt oder gezüngelt? Ist er nicht auch schon mal am Boden schnüffelnd in<br />

langsamer Gangart auf Sie zugekommen, wenn Sie ihn wutschnaubend zu sich her befehlen? All dies sind<br />

Beschwichtigungssignale, englisch „calming signals“. Zeigt der Hund in der Ausbildung gehäuft solche<br />

Signale, eventuell noch gekoppelt mit anderen deutlichen Anzeichen von Streß (Hecheln, Übersprunghandlungen,<br />

vielleicht sogar völliges Erstarren oder gar Totstellen), so muss mir das als Ausbilder sagen,<br />

dass ich den Hund verwirre, anstatt ihm etwas beizubringen! Aber wie oft hört man eher: „der will bloß<br />

nicht! Dem werde ich das schon zeigen!“, oder Schlimmeres…<br />

Meiner Meinung nach sollte unser Verein dafür sorgen, dass tatsächlich weniger, aber besser gezüchtet<br />

wird! Nicht jeder Hund ist ein Zuchthund und so mancher „Züchter“ ist eigentlich nur ein „Vermehrer“,<br />

und da beginnt das Problem!<br />

Stephanie Salostowitz<br />

zum Lesen:<br />

im www bei wikipedia (Beschwichtigungssignal Hund)<br />

im Buch von Turid Rugaas (Calming Signals)<br />

www.drahthaar.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!