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©Mechthild op Gen Oorth ©Mechthild op Gen Oorth GRoSSES HAUS LESUNG CLAUdIA AMM UNd GUNTER ˙ LAMPRECHT lesen aus Kreutzersonate / Eine Frage der Schuld von Leo Tolstoi und Sofja Tolstaja 32 die leidenschaft, mit der leo tolstoi und seine gattin sofja sich die letzten jahre ihres gemeinsamen lebens zur hölle machten, fasziniert seit einiger zeit ein breites publikum in buch und film. als wäre es eine heutige promi-soap. nun haben auch günter lamprecht, fassbinders legendärer biberkopf, und seine partnerin claudia amm (»der letzte zeuge«) den vielschichtigen, Claudia Amm hintergründigen stoff aufgegriffen. Das schöne Landgut des Ehepaars Tolstoi war Schauplatz dramatischer Eheschlachten. Mit der Erzählung Kreutzersonate wurde die vermeintliche private Hölle des weltberühmten Autors zu einem öffentlichen Ereignis. Ob Tolstoi das Werk als literarischen Racheakt konzipiert hat, darf bezweifelt werden. Denn vor allem anderen war die Kreutzersonate eine meisterhaft komponierte, Günter Lamprecht psychologisch subtile Erzählung, die neue Dimensionen erschloss. Tolstoi erzählt von einem innerlich zerrissenen Mann, der seine Frau sonntag nicht liebt, aber ihren Körper als seinen Besitz betrachtet. Maßlose 6. Mai 2012\11.00 Uhr Eifersucht treibt ihn zum Mord. Die Erzählung und das vermittelte preistabelle 7 Frauenbild waren ein Skandal, die Öffentlichkeit weidete sich lustvoll an der Vorstellung, in dem Weibsteufel Tolstois eigene Gattin zu sehen. Sofja Tolstaja hat eine Gegendarstellung geschrieben, die es literarisch mit dem Werk des Mannes aufnehmen kann. Eine Frage der Schuld handelt von der Entfremdung in einer Ehe, von Enttäuschungen und fehlendem Vertrauen. Das Werk zu veröffentlichen, wagte sie zu Lebzeiten jedoch nicht. Claudia Amm und Günter Lamprecht stellen die Texte einander gegenüber – ein Duell auf Augenhöhe.
GRoSSES HAUS LESUNG CHRISTIAN bRUCKNER ˙ liest aus Die Reise nach Petuschki von wenedikt Jerofejew musikalisch begleitet von Kai brückner der autor wenedikt jerofejew war der russische brendan behan. ein ähnlich fulminanter geschichtenerfinder, fabulierer und maßloser trinker wie der berühmte irische barde. robert gernhardt war ein großer bewunderer seiner »facettenreichen komik« und schrieb über jerofejew, dass er »äußerst bedenkenlos die schilderung chaotischer realität in handfeste satire und sehr intelligenten nonsens übergehen lässt.« Christian Brückner, die wohl berühmteste Stimme in Deutschland, und sein Sohn Kai Brückner haben sich für ihre Lesung bei den Ruhrfestspielen den Geheimtipp Jerofejew und dessen brillantesten Text ausgesucht: Die Reise nach Petuschki, die Chronik einer völlig absurden, abgedrehten Zugfahrt. Wenedikt, ein Moskowiter Trinker, der den Kreml vor lauter Wodka noch nie gesehen hat, besteigt mit einem Köfferchen voll Schnaps den Vorortzug nach Petuschki. Die Reise wird zur Sauftour: Wenedikt trinkt, die Mitreisenden trinken, der Oberschaffner Semjonytsch, der von den Schwarzfahrern statt einer Kopeke ein Gramm Wodka pro Kilometer kassiert, trinkt. Von Station zu Station und von Flasche zu Flasche werden Wenedikts Monologe und sein Gedankenaustausch mit den Reisegefährten aberwitziger. Das paradiesische Petuschki wird er nie erreichen. Jerofejews Meisterwerk, geschrieben 1969, wurde erst 1988 in der Sowjetunion veröffentlicht. Zwei Jahre später starb der Dichter in Moskau. Nach Novalis und Casanova stellen die Brückners in diesem Jahr eine wahre Entdeckung vor! Christian Brückner Kai Brückner sonntag 13. Mai 2012\11.00 Uhr preistabelle 7 33 ©Daniel Morsey
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GRoSSES HAUS<br />
LESUNG<br />
CLAUdIA AMM UNd GUNTER ˙ LAMPRECHT<br />
lesen aus Kreutzersonate / Eine Frage der Schuld<br />
von Leo Tolstoi und Sofja Tolstaja<br />
32<br />
die leidenschaft, mit der leo tolstoi und seine gattin sofja sich<br />
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fasziniert seit einiger zeit ein breites publikum in buch<br />
und film. als wäre es eine heutige promi-soap. nun haben auch<br />
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partnerin claudia amm (»der letzte zeuge«) den vielschichtigen,<br />
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Das schöne Landgut des Ehepaars Tolstoi war Schauplatz dramatischer<br />
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Autors zu einem öffentlichen Ereignis. Ob Tolstoi das Werk als literarischen<br />
Racheakt konzipiert hat, darf bezweifelt werden. Denn vor<br />
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Günter Lamprecht psychologisch subtile Erzählung, die neue Dimensionen erschloss.<br />
Tolstoi erzählt von einem innerlich zerrissenen Mann, der seine Frau<br />
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6. Mai 2012\11.00 Uhr<br />
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an der Vorstellung, in dem Weibsteufel Tolstois eigene Gattin zu sehen.<br />
Sofja Tolstaja hat eine Gegendarstellung geschrieben, die es literarisch<br />
mit dem Werk des Mannes aufnehmen kann. Eine Frage der<br />
Schuld handelt von der Entfremdung in einer Ehe, von Enttäuschungen<br />
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