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24 I STERNKLASSE Sommer 2013 24 I STERNKLASSE Herbst 2013

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F R Ü H S T Ü C K E N W I E E I N K Ö N I GWo früher nach einem rauschenden Ball die Nacht endete,beginnt heute der Morgen mit einem wunderbarenFrühstück. Im Königssaal (Bild links).Wer anschließend einen langen Spaziergang am Seemacht, einige Bahnen durch den Pool schwimmt, auf demhoteleigenen Tennisplatz ein Match spielt oder eine RundeGolf hinter sich bringt, der hat sich sein Dinner am Abendredlich verdient.S T E R N E R E S T A U R A N T O D E R C A S U A LDas ist die Wahl zwischen dem hervorragenden La Goletta(auf Pool-Ebene) oder dem Sternerestaurant Mistral eineEtage höher. Chef Ettore Bocchia hält, was sein Michelin-Stern verspricht! Der Service unter der Leitung von CarloPierato ist so unauffällig aufmerksam, dass man am Endedes Menüs kaum glauben mag, dass der Abend schon (fast)vorbei ist. Doch nach einem letzten Glas Champagner odereinem Digestif an der Bar bei Mauro Tessitore schläft maneinfach noch besser.


|GRANDHOTELWer ist schöner? Die Mona Lisa oder Heidi Klum?Nun, die einen sagen wahrscheinlich so und die anderen so.Schönheit liegt nun mal im Auge des Betrachters. Paradox istnur, wenn Kurzsichtige aus optischen Gründen auf die Brilleverzichten. Will man die Villa Serbelloni mit den beidenDamen und ihrer Schönheit vergleichen – sollte man schondie Sehhilfe aufsetzen.Leider sind Grandhotels eine vom Aussterben bedrohteArt. Könnte man sie doch nur wie Gemälde an die Wandhängen und ihre Schönheit im geschützten Rahmen vonMuseen der Öffentlichkeit zugänglich machen! Man kann esleider nicht und wird hoffentlich, dann wenn nötig, andereWege finden, so geschichtsträchtige Orte wie die VillaSerbelloni zu schützen. Aus eigener Kraft den Pflegebedarfzu erwirtschaften, wird vermutlich nicht allen dauerhaftgelingen. Als Retter von Grandhotels betätigen sich zwarhier und da schon Fondsgesellschaften oder reiche Mäzene– doch oft bezahlen die Häuser dafür mit dem Verlust dereigenen Persönlichkeit.Abgestiegen, so nannte man das Wohnen im Hotel früher,sind in der Villa Serbelloni schon der König Albaniensund die Königin Viktoria aus Spanien, Königin Maria vonRumänien und die Großherzogin Katharina von Russland,Lady Chamberlain und der Scheich von Kuwait, Franklin D.Roosevelt, Winston Churchill und auch Königin Silvia vonSchweden. Mit einem Gefolge von 60 Personen treffen 1951König Faruk und Königin Narriman von Ägypten ein undJohn F. Kennedy landet nur vier Tage nach seiner berühmtenRede in Berlin („Ich bin ein Berliner“, 30. Juni 1963) mitdem Army-Hubschrauber in Bellagio, wo er jubelnd vonder Bevölkerung empfangen wird. Zwischen den vielenTerminen seiner Europareise legt der US-Präsident bewussteine Ruhepause im Grandhotel ein – natürlich in derPräsidentensuite –, bevor er sich am 2. Juli in Rom mit PapstPaul VI trifft, der gerade seit drei Wochen frisch im Amt ist.Bellagio liegt auf der Spitze einer gebirgigen Halbinsel,die den südlichen Teil des Comer Sees in zwei Arme teilt.Heute kann man den Ort per Auto über schmale, pittoreskeStraßen entweder von Como oder von Lecco aus erreichen.Am bequemsten und zeitsparendsten ist, weil sie dieunvermeidlichen Staus auf der Straße umgeht, die Anreisemit der Autofähre aus dem gegenüberliegenden Cadenabbia.Gebaut wurde die Villa Serbelloni als Liebesgabe einesreichen Grafen an seine Frau. In den Annalen des Hotels heißtes, Madame sei anspruchsvoll gewesen. Vermutlich war siezickig. Jedenfalls verschliss die Gute mehrere namhafteArchitekten und mag sich einfach nicht – trotz dessenvielgelobter Schönheit – mit dem Gebäude anfreunden.An ihrem Geburtstag 1854 eingeweiht, verkauft ihr Gattekurz darauf den fehlgeschlagenen Liebesbeweis mit denwunderschönen Decken- und Wandgemälden von Soardi.Die neuen Besitzer, ein Konsortium aus Unternehmenund Banken, lassen es zum Hotel umbauen. Autos fahrenzu der Zeit noch keine – erneut kommen Hunderte vonMauleseln über die Berge und mehrere Jahre lang legenunzählige breite Kähne am Seeufer an, beladen mit dengrauen Steinen von Moltrasio, Hölzern und Gips. Erstverrichtet ein Heer von Steinhauern, Schreinern undStuckateuren seine Arbeit, dann Vergolder, Maler undBildhauer. Die teuersten Tapeten, die schönsten antikenTeppiche und die kostbarsten Stoffe werden für das neueGrandhotel angeliefert. 1872 ist es soweit. Die Villa eröffnetals Grandhotel und wird auf Anhieb ein großer Erfolg........................................................................................................................Ein sehr, sehr reicher Graf baut die Villaals Liebesgabe für seine Frau,doch die ist leider recht zickig undverschmäht den Liebesbeweis........................................................................................................................Damals reisen die Menschen ganz anders, als wir esheute gewohnt sind. Die meisten reisen überhaupt nicht,weil sie es sich nicht leisten können. Wer es sich leistenkann, sind Prinzen, Grafen und Barone, Feldmarschälleund Großindustrielle. Sie zieht es aus ganz Europa anden Comer See – besonders die weitverzweigte russischeZarenfamilie fühlt sich in der Villa Serbelloni wohl. Undwenn diese Herrschaften verreisen, dann nicht für einWochenende, sondern für mindestens einen Monat, meistjedoch für die Dauer einer ganzen Saison. Immer begleitetvon vielköpfiger Dienerschaft, Gesellschaftsdamen, Maitresund Hilfskräfte – und Bergen riesiger Kabinenkoffer.Flurweise oder gar etagenweise belegt diese Klientel dieHotelzimmer, manche nur, um die kostbaren Kleider auf denBetten ausbreiten zu können. Und nicht Zimmermädchenwie heute machen die Betten und putzen, sondern das eigenePersonal. Noch ohne Fernsehen und Internet verbringen dieGäste ihre Tage mit ausgedehnten Spaziergängen, Lesenund Gesellschaftspielen. Die Abende und die Nächte mitKonzerten, Theateraufführungen und rauschenden Bällenim Königssaal, wo heute das Frühstück serviert wird – undwo ich einen der intensivsten Momente meines Aufenthaltsin der Villa Serbelloni erlebt habe. Ganz früh am Morgen.Allein mit den Kellnern in diesem geschätzt 40 mal 15Meter großen und sechs Meter hohen Prachtsaal, den dieSonnenstrahlen gerade eroberten und dessen Spiegel dieStimmung der Jahrzehnte eingefangen zu haben schienenund sie amüsiert an den Raum zurückgaben.Drei Theater hat Bellagio zu dieser Zeit, Mailand nurzwei – es ist die Hochzeit der Belle Époque, deren Geistden Menschen in ganz Europa Fortschritt ohne Grenzenvorgaukelt. Unterstützt wird die allgemein vorherrschendeoptimistische Sichtweise durch zahlreiche Aufsteiger.Auch der vom Konsortium eingesetzte schweizerischeHoteldirektor Leo Breitschmid gehört zu der wachsendenGruppe erfolgreicher Selfmade-Unternehmer. Im Laufe vieler27


|GRANDHOTELJahre erwirbt er alle Anteile des Hotels, bis er schließlich deralleinige Inhaber ist. Die Glückseligkeit dieser Zeit erreichtin den folgenden Jahren ihren Höhepunkt und endet jähmit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914. Anstellevon Prinzen belegen nun italienische Truppen die Villa undstatt zündender Feuerwerke am Himmel wird das kostbareParkett im Ofen entzündet und als Brennholz verheizt........................................................................................................................Mussolini will sich die Villa einverleiben,doch so leicht lässt sich Bucher den Schneidnicht abkaufen. Er macht dem Duce einenStrich durch die Rechnung........................................................................................................................Nach dem Krieg ist Breitschmid 74 und zu alt füreinen Neuanfang. Er will das Haus in gute Hände gebenund verkauft es zu einem mehr als fairen Preis an ArthurBucher, den Großvater des heutigen Unternehmenslenkers.Breitschmid koppelt die eher bescheidene Kaufsumme aneine Leibrente. Seine gute Tat wird ihm noch zu Lebzeitenvergolten: Er wird über 100 Jahre alt.Zwar hat das Automobil schon zu Anfang des 20.Jahrhunderts die Pferdekutsche abgelöst – Ford produziertab 1913 am Fließband – womit das Reisen schneller undbequemer wird, dennoch ist Bellagio nach wie vor nur überWasser oder auf dem Rücken eines Maultieres zu erreichen.Es ist aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, doch die Besitzerder großen Hotels am Comer See sind sich zu dieser Zeiteinig wie sonst nie: Sie wehren sich ganz entschieden gegenden Straßenbau. Sie wollen den Gestank und denLärm der neuen Fahrzeuge von sich fernhalten. Zumbesseren Verständnis muss man dazu auch wissen,dass sie es nicht nötig hatten, um jeden Gast zukämpfen. Ganz im Gegenteil, die Reisenden buhltendamals um die Gunst, in den Hotel-Paradiesenaufgenommen zu werden.Als Arthur Bucher das Hotel nach dem Kriegübernimmt, hat es 140 Zimmer, aber nur ein einzigesBadezimmer. Es befindet sich im Kellerraum und dieNachfrage nach seiner dort befindlichen, einzigen undblütenweißen Wanne wächst ins Unermessliche. 1889hat in London das Savoy mit einem Badezimmer fürjedes dritte Hotelzimmer eröffnet – Arthur entscheidet:Es werden Wasserleitungen in alle Zimmer der Villagelegt. Mühsame Sanierungsarbeiten stehen an, Rohremüssen durch 70 bis 80 Zentimeter dicke Steinmauernverlegt werden. Die Kosten gehen ins Unermessliche.Und schon bald steht die nächste Herausforderungan: Die Weltwirtschaftskrise, die 1929 durchden Schwarzen Freitag an der New Yorker Börseausgelöst wird, geht auch an Bucher und Bellagionicht spurlos vorbei. Der Hotelier ist gezwungen,die mit dem Grandhotel erworbene Villa, die bisdahin als Luxusdependance diente und den Namen„Villa Serbelloni“ trug, zu verkaufen. Den Namen28 I <strong>STERNKLASSE</strong> <strong>Herbst</strong> <strong>2013</strong>beziehungsweise die Namensrechte „Villa Serbelloni“,behält der kluge Geschäftsmann in seinem Besitz und führtdas bis dahin als „Grand Hotel Bellagio“ eingeführte Hausunter dem in der Welt bekannteren Namen als „Grand HotelVilla Serbelloni“ weiter. Niemand konnte damals wissen,dass 1998 in Las Vegas das erste 5-Sterne-Hotel unter demNamen Bellagio eröffnen würde, das in der Welt großesAufsehen erregen und das Örtchen Bellagio mit einemSchlag in aller Munde bringen würde. Sein Besitzer, eingewisser Steve Wynn, hatte sich von dem kleinen Örtchenam Comer See inspirieren lassen. Sein neues Bellagiobekommt fast 1.000 Zimmer mehr als Bellagio Einwohnerhat. Und noch heute ist Bellagios Bürgermeister enttäuscht,dass kein einziger Vertreter seiner 3.000-Seelen-Gemeindein die Wüste Nevadas zur Eröffnung eingeladen wurde. Dieursprüngliche Villa Serbelloni, deren Verkaufserlöse dasGrandhotel die Depression überstehen lässt, hinterlässt dieneue Besitzerin nach ihrem Tod 1959 der Rockefeller Foundation,in dessen Besitz sie noch heute ist.Ein letztes Mal nähert sich dem Grandhotel unter derÄgide von Arthur Bucher eine große Gefahr. Unter Mussoliniwill sich der Staat sein prächtiges Hotel einverleiben. DieBedrohung bereitet dem Schweizer viele schlaflose Nächte.Erst als mit Hilfe ihres Konsulats die Schweiz das Anwesenam Comer See zu Schweizer Gebiet erklärt, schläft er wiederruhiger. Mussolini hatte man gedroht, einen eventuellenAngriff auf Schweizer Territorium mit dem sofortigenK L I N G E L NMan sieht ihnen an, dass sie viel benutzt werden.Wer klingelt, erlebt, dass sofort ein dienstbarerGeist erscheint. Angebracht sind sie überall inden Gastbereichen am Pool und auf der Terrasseund jede hat ihren eigenen Klingelton, so weißder Kellner gleich, wohin er gehen muss, umseine Hilfe anzubieten. Kinder überrascht das,für die Erwachsenen ist es selbstverständlich.B E I M W E C H S E L D E R T I S C H D E C K EE R K E N N T M A N D E N P R O F IAm Tischdeckenwechsel beim Frühstück oderzum Mittagessen lässt sich gut absehen, ob dieKellner des Hauses die Basis des Handwerksbeherrschen oder auch nicht. Amateure ziehendie Tischdecke wie bei Muttern daheim abund entblößen dabei die Tischplatte. Derprofessionelle Gastgeber macht es wie hierLuigi Marinaro: Beim Auflegen der neuenDecke wird die gebrauchte Decke geschicktweggezogen.


G I A N F R A N C O B U C H E RFür den Besitzer und sein Grand Hotel Villa Serbelloni war2007 ein gutes Jahr. Das beste in einer Folge guter Jahre,was Gianfranco Bucher (Bild oben) aus heutiger Sicht zueiner gewagten Investition ermutigte. Die bevorstehendeKrise, in der sich Europa nun seit Jahren befindet, ahntekeiner. Bucher modernisierte und verlegte die hauseigeneWäscherei mit dem einzigartigen Seeblick (Bild Mitte).An ihrer Stelle ließ er dreizehn neue Hotelzimmer (Bildunten) entstehen, die erst kürzlich eröffnet wurden, denn:„In Italien muss man leider mit fünf Jahren rechnen, bisein solcher Umbau genehmigt wird.“ Mit dem Wissenvon heute hätte Bucher diese Investition nicht getätigt;direkte und indirekte Steuern sind in den vergangenenJahren ins Unermessliche gestiegen und in einemSaisonbetrieb besonders schwer zu erwirtschaften. EinBeispiel: Ob und in welchem Maße die Müllentsorgung inItalien in Anspruch genommen wird, spielt keine Rolle.Ins bürokratische System gepresst muss das Hotel denveranschlagten Betrag für das ganze Jahr abführen.Buchers größter privater Luxus ist somit das Luxushotel,der Erhalt und die Pflege des Familienerbes. Umgeben vonLuxus sind die drei Bucher-Kinder ohne Folgeschädenaufgewachsen. Die beiden Söhne haben die Hotellaufbahneingeschlagen; Jan machte diesen <strong>Sommer</strong>Dienst am Pool. Nur die Tochter schlägt scheinbar ausder Art, sie hat als Naturwissenschaftlerin promoviert.Aber, man kann ja nie wissen, auch der Vater hat erstIngenieurswissenschaften studiert, bevor er ins Hotelfachwechselte und nach dem Besuch der Hotelfachschuledas Grandhotel übernahm. Wenn heute anderswo dertechnische Notdienst am Wochenende keine Zeit hat, dannmüssen die Gäste der Villa Serbelloni nicht schwitzen –Bucher kann die Klimaanlage selbst reparieren.Einfrieren seiner Schweizer Konten zu vergelten. DieserPreis war dem Duce dann wohl doch zu hoch. Gut so, sonsthätten Charlie Chaplin, O.W. Fischer, Maria Schell, ClarkGable, Robert Mitchum, Al Pacino und viele andere dasHaus kaum besuchen können.Nachdem Rudy Bucher 1950 die Geschäftsführungvom Vater übernommen hat, kann auch er sich nicht übermangelnden Gästezuspruch beklagen. Die Aufenthaltsdauerder Gäste ist noch immer lang, doch der Begleittross wirdzunehmend kleiner, mit Ausnahme des ägyptischenKönigspaares während seiner Hochzeitsreise. Mit derExtravaganz einer Königin kann es Romy Schneider gutaufnehmen. Sie wohnt 1977 während der Dreharbeitenzu dem Film „Die Frau am Fenster“ in der Villa, liebt dieNächte und das Nachtleben – und macht jede Nacht zumTag. Heute schwärmen die Mitarbeiter im Hotel davon,dass sie regelmäßig Barleute, Kellner und die gesamteFilmcrew zwang, ihr bis zum frühen Morgen Gesellschaftzu leisten. Ob das die damaligen Angestellten auch sotoll fanden, ist nicht überliefert. Dennoch würden sieim Nachhinein danach befragt sicher nicken; mit einemWeltstar die Nächte verbracht zu haben, erzählt man deneigenen Kindern und Kindeskindern gern. Den Vorhang desSchweigens ziehen heute alle Mitarbeiter,zu, versucht man über Stars der GegenwartErkundigungen einzuziehen.Über das Mitglied der MusikgruppeEagles, das kurz vor unserer Ankunft diePräsidentensuite bewohnt hat, ist nichtszu erfahren.Diskretion ist in diesem Grandhoteleben noch eine ganz verlässliche – undwichtige – Ehrensache. Schon beimEinchecken wird man gefragt – undgebeten das Einverständnis schriftlichmit Unterschrift zu bekräftigen –, ob diedie persönliche Anwesenheit bestätigtund Gespräche durchgestellt werdendürfen. Oder nicht. Die Aufenthaltsdauervon Gästen hat sich auf eine bis höchstensdrei Wochen eingependelt, erzählt unsBarchef Mauro Tessitore. Noch immerist sie im Vergleich zu Stadthotels undanderen Ferienhotels damit sehr hoch.Auch „die Zahl der jährlich regelmäßigwiederkehrenden Feriengäste isterfreulich“, verrät Gianfranco Bucher„natürlich bleiben auch die Stammgästebei uns längst nicht mehr so lange wiezu Zeiten des Vaters und Großvaters“,erinnert er sich daran, als noch die ganzeMailänder Familie Pirelli (Gründerfamiliedes gleichnamigen Reifenherstellers) mitKind und Kegel zur <strong>Sommer</strong>frische für drei Monate anreiste,obwohl sie ihren Wohnsitz doch nur knapp 50 Kilometerentfernt hatte. Familie Fiocchi aus Lecco hatte eine nochkürzere Anreise. Auch sie verbrachte die <strong>Sommer</strong>monateregelmäßig im 25 Kilometer entfernten Bellagio; in Zimmer104 kam sogar der Sohn des Munitionsherstellers GuilioFiocchi zur Welt. „Heute wohnen kaum noch italienischeGäste bei uns“, erzählt Mauro Tessitore, der seit 29 JahrenMitglied der Serbelloni-Familie ist. Er muss es wissen. „Esist nicht, dass unsere Landsleute uns meiden. Im Gegenteil,viele sind Stammgäste im Restaurant oder bei mir an der Bar;sie legen mit dem eigenen Boot an und haben ihre eine eigeneResidenz am See.“ Beim Einwurf „So, wie George Clooney?“schmunzelt er und sagt nur ausweichend: „Mir scheint,diejenigen, die es sich leisten könnten, wochenlang in derVilla Serbelloni Ferien zu machen, kaufen sich gleich eineigenes Domizil am See.“ Obwohl er mit seinen Kollegen fastnur italienisch spräche, rede er den Tag über insgesamt wohlmehr Englisch als in der Muttersprache, der Hauptanteil derGäste sei englisch sprachig und käme aus den USA.Gianfranco Bucher hält es genauso wie sein CousinRoberto in Rom. Tagsüber sieht man ihn viel im Hotel. WerBucher nicht kennt, hält ihn für einen Urlauber. Oft sitzt er29

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