Ausgabe Juli 2007 - Klinikum St. Marien Amberg
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Untersuchung dauert nur 12 Sekunden<br />
Computertomographie zur Früherkennung<br />
von Lungenkrebs bei Rauchern kann Leben retten<br />
Lungenkrebs ist in den meisten entwickel-<br />
ten Ländern die am häufigsten zum Tode<br />
führende bösartige Erkrankung. Jährlich<br />
sterben in Deutschland etwa 40.000 Men-<br />
schen an dieser Krankheit. Der wichtigste<br />
Risikofaktor für Lungenkrebs ist das Rau-<br />
chen. Mehr als 85 Prozent aller Erkrankten<br />
sind aktive oder ehemalige Raucher.<br />
Der auch Bronchialkarzinom genannte<br />
Lungenkrebs verursacht bei Krankheits-<br />
beginn kaum Beschwerden. Der Tumor wird<br />
deshalb meist erst in einem fortgeschritte-<br />
nen <strong>St</strong>adium entdeckt. Entsprechend ein-<br />
geschränkt sind dann auch die Behand-<br />
lungsmöglichkeiten, so dass zehn Jahre<br />
nach der Diagnosestellung nur noch<br />
weniger als fünf Prozent der Erkrankten<br />
leben.<br />
Seit Jahrzehnten gibt es deshalb Über-<br />
legungen zur Früherkennung von Lungen-<br />
krebs. Bisherige Maßnahmen, wie etwa die<br />
mikroskopische Untersuchung des abge-<br />
husteten Schleims oder regelmäßige Rönt-<br />
genaufnahmen des Brustkorbes haben<br />
jedoch zu keinem Erfolg geführt.<br />
Niedrigdosis-CT bei einem beschwerdefreien<br />
Patienten. Mit einem 11 mm<br />
kleinen Bronchialkarzinom im Frühstadium<br />
in der rechten Lungenhälfte.<br />
Die zuverlässigste Methode zum Nachweis<br />
eines Bronchialkarzinoms ist die Computer-<br />
tomographie (CT) des Brustkorbes. Um die<br />
<strong>St</strong>rahlenbelastung möglichst niedrig zu hal-<br />
ten, kann die CT als so genannte „Niedrig-<br />
dosis-CT“ speziell für die Lungenunter-<br />
suchung angepasst werden. Die Unter-<br />
suchung dauert nur etwa zwölf Sekunden.<br />
In dieser kurzen Zeit wird der Brustkorb des<br />
Patienten einmal durch das ringförmige CT-<br />
Gerät gefahren.<br />
Eine kürzlich in einer der renommiertesten<br />
medizinischen Zeitschriften, dem New Eng-<br />
land Journal of Medicine, erschienene<br />
wissenschaftliche Arbeit hat jetzt gezeigt,<br />
dass die Niedrigdosis-CT geeignet ist, bei<br />
Risikopersonen Lungenkrebs frühzeitig<br />
nachzuweisen.<br />
Die von 1993 bis 2005 durchgeführte inter-<br />
nationale <strong>St</strong>udie mit mehr als 30.000 Teil-<br />
nehmern kam zu dem Ergebnis, dass eine<br />
jährliche Niedrigdosis-CT 85 Prozent aller<br />
Erkrankungen in einem Frühstadium anzeigt<br />
und eine sofortige Operation fast 90 Prozent<br />
der Patienten das Leben rettet.<br />
CT bei einem Patienten mit Atemnot und Brustkorbschmerzen.<br />
In der rechten Lungenhälfte findet<br />
sich ein fortgeschrittener, ca. 5,5 cm großer<br />
Lungentumor (T).<br />
Auf die Frage nach der Bedeutung<br />
dieser <strong>St</strong>udie antwortete Prof. Dr.<br />
Volkher Engelbrecht, Chefarzt der<br />
Radiologie: „Wir führen diese Unter-<br />
suchung bereits seit Juni 2003 durch.<br />
Die Ergebnisse sind beeindruckend.<br />
In einer Bevölkerungsgruppe mit hohem<br />
Lungenkrebsrisiko, nämlich den Rauchern<br />
könnte ein solches Screening etwa 80 Pro-<br />
zent der Lungenkrebstode verhindern,<br />
während aktuell ohne Screening etwa<br />
95 Prozent der Betroffenen an der Krank-<br />
heit sterben.“<br />
Eine allgemeine Empfehlung der<br />
Krankenkassen zum Lungenkrebs-<br />
screening gibt es derzeit jedoch<br />
noch nicht. Die gesetzlichen Kranken-<br />
kassen übernehmen aktuell auch nicht<br />
die Kosten der Untersuchung. Sie werden<br />
vermutlich noch die Resultate weiterer<br />
<strong>St</strong>udien abwarten.<br />
Je älter der Patient ist und je ausge-<br />
prägter und länger sein Zigaretten-<br />
konsum ist, desto höher ist sein<br />
Lungenkrebsrisiko. Die Risiko-<br />
patienten, also insbesondere<br />
frühere oder aktive Raucher mit<br />
einem Konsum von einer Schachtel<br />
täglich über mindestens zehn Jahre,<br />
können sich derzeit nur selbst über-<br />
legen, ob sie die Untersuchung durch-<br />
führen lassen. Eine vorherige Beratung<br />
durch den Hausarzt, Internisten oder<br />
Radiologen ist dabei unerlässlich.