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Weihnachten 2013 - Stadtgemeinschaft Tilsit eV - Ostpreußen

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Die Schöne im Wald<strong>eV</strong>on Arno SurminskiEr begegnete ihr auf einem Waldspaziergang.Hoch und hell der Himmel,flutende Wärme, duftendes Moos, vonfern sangen Vögel. Sie stand amRande einer Lichtung, umgeben vonBrombeerranken.„Zu <strong>Weihnachten</strong> müsste man dich indie Stube holen“, sagte er und schlugsich durchs Gestrüpp, um sie näheranzuschauen.Sie fühlte sich weich an, sah silbergrauaus und überragte ihn um einenMeter.„Du bist wirklich schön, zu <strong>Weihnachten</strong>werde ich dich holen“, sagte erund wunderte sich, warum er insommerlicher Hitze an <strong>Weihnachten</strong>denken konnte.Auf dem Heimweg fiel ihm ein, dass ernoch nie einen Weihnachtsbaum besessenhatte. Er lebte seit Jahren allein,seine Wohnung war nicht großgenug, um sie mit einer drei Meterhohen Tanne zu teilen. Ja, wenn erKinder hätte, Kinder brauchen so etwas.Er erinnerte sich blass der Weihnachtsfesteseiner Kindertage, diestets mit Tannenbaum gefeiert wordenwaren. Nun genügten ihm dieLichterketten in den Einkaufsstraßen,die glitzernden Bäume vor den Kaufhäusernund der eintönige Singsangder Weihnachtslieder neben den Registrierkassen.Seitdem er allein lebte,empfand er <strong>Weihnachten</strong> als eingraues, düsteres Fest, an dem nurandere ihre Freude hatten.Aber nun, mitten im Sommer, dieseTanne. Er besuchte sie immer wieder,sah sie wachsen und kleine Zapfentreiben, die wie Schmuck an denZweigen baumelten. Sie erschien ihmvollkommen wie kein anderer Baum.Weder kahle Stellen waren zu entdeckennoch vertrocknete Ästchen.„Es gibt nur wenige Bäume, die dirgleichen“, sagte er zu ihr, und es kamihm vor, als nicke sie zustimmend.„Ich werde achtgeben müssen, dassdich nicht andere holen, weil du soschön bist. Schon im November werdeich dich schlagen.“Er stellte sich vor, sie zu schmücken.Engelshaar in die Zweige, weiße Wattebäuscheans Kleid, auf die Spitzewollte er eine goldene Krone setzen.„Dann wirst du noch schöner aussehen.“Eines Tages entdeckte er in den oberenZweigen ein Nest, sehr hoch, sodass er nicht hineinschauen konnte.Also setzte er sich ins Gras und wartete.Ein kleiner grauer Vogel erschien,hüpfte aufgeregt von Ast zuAst, piepte hilflos und schlüpfteschließlich in das Nest. Ein gelberSchnabel und der Federbusch desKopfes schauten heraus.„Dir gefällt die Tanne wohl auch“, sagteer zu dem Vogel.Das Tier war ihm fremd. So grau undunscheinbar, so zitternd zerbrechlich.Die Bücher, die er befragte, sagtenwenig über kleine graue Vögel, die inTannenbäumen nisteten. Als die Jungenschlüpften, wurde es lebhaft inseiner Tanne. Sie sperrten ihre Mäulerauf und schrien, es war ein Kommen,Gehen und Rascheln in den Zweigen.Als die Kleinen sich aus dem Nest31

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