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Weihnachten 2013 - Stadtgemeinschaft Tilsit eV - Ostpreußen

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Der Chauffeur half mir bei allem, begutachtetemich, taxierte den Gradder Freude, der von mir ausging, undbevor er nach vorn ging ins Führerhaus,steckte er mir eine brennendeZigarette in den Mund. In wilder Fahrtbrachte er mich raus nach Hochfeld,zum sehr guten Einsatzort. Unter einerLaterne stoppte der Kleinbus, dieTür wurde geöffnet, und der Chauffeurwinkte mich heraus.„Hier ist es“, sagte er, „Nummer vierzehn,bei Köhnke: mach’ sie froh.Und wenn du fertig bist damit, wartehier an der Straße; ich bring nur dieandern Weihnachtsmänner weg,dann pick ich dich auf.“„Gut“, sagte ich, „in einer halbenStunde etwa.“Er schlug mir ermunternd auf dieSchulter, ich zog die Maske zurecht,strich den roten Mantel glatt und gingdurch einen Vorgarten auf das stilleHaus zu, in dem schneller Nebenverdienstauf mich wartete. ,Köhnke’,dachte ich, ,ja, er hieß Köhnke damalsin Demjansk.’Zögernd drückte ich die Klingel,lauschte; ein kleiner Schritt erklang,eine fröhliche Verwarnung, dannwurde die Tür geöffnet, und eineschmale Frau mit Haarknoten undweiß gemusterter Schürze stand vormir. Ein glückliches Erschrecken lagfür eine Sekunde auf ihrem Gesicht,knappes Leuchten, doch es verschwandsofort: ungeduldig zerrte siemich am Ärmel hinein und deuteteauf einen Sack, der in einer schrägenKammer unter der Treppe stand.„Rasch“, sagte sie, „ich darf nichtlange draußen sein. Sie müssengleich hinter mir kommen. Die Paketesind alle beschriftet, und Sie werdendoch wohl hoffentlich lesen können.“„Sicher“, sagte ich, „zur Not“.„Und lassen Sie sich Zeit beim Verteilender Sachen. Drohen Sie auchzwischendurch mal.“„Wem“, sagte ich, „wem soll ichdrohen?“„Meinem Mann natürlich, wemsonst!“„Wird ausgeführt“, sagte ich.Ich schwang den Sack auf die Schulter,stapfte fest, mit schwerem, Freudebringenden Schritt die Treppehinauf – der Schritt war im Preis inbegriffen.Vor der Tür, hinter der dieFrau verschwunden war, hielt ich an,räusperte mich tief, stieß dunklenWaldeslaut aus, Laut der Verheißung,und nach heftigem Klopfen und nachungestümem „Herein!“, das die Fraumir aus dem Zimmer zurief, trat ichein.Es waren keine Kinder da; der Baumbrannte, zischend verglühten zweiWunderkerzen, und vor dem Baum,unter den Feuer spritzenden Kerzen,stand ein schwerer Mann in schwarzemAnzug, stand ruhig da mit ineinandergelegten Händen und blicktemich erleichtert und erwartungsvollan: es war Köhnke, mein Oberst inDemjansk.Ich stellte den Sack auf den Boden,zögerte, sah mich ratlos um zu derschmalen Frau, und als sie näherkam, flüsterte ich: „Die Kinder? Wosind die Kinder?“„Wir haben keine Kinder“, antwortetesie leise, und unwillig: „Fangen Siedoch an.“Immer noch zaudernd, öffnete ichden Sack, ratlos von ihr zu ihm blickend;die Frau nickte, er schautemich lächelnd an, lächelnd und sonderbarerleichtert. Langsam tastetenmeine Finger in den Sack hinein, bis23

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